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On the cusp of insanity

von Steffi Raatz

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"...so kannte ich ihn bisher nicht. Es war sehr mutig von ihm. So bezeichnen Menschen so etwas doch, nicht wahr? Natürlich entbehrte es einer gewissen Logik, aber in Gefühlsangelegenheiten seid ihr Menschen nie logisch. Ich habe mich entschlossen,…" Er hört ihre Stimme bis sich sein Verstand irgendwann ausklingt und über die paar gesprochenen Sätze philosophiert, die er eigentlich gar nicht begreifen will oder zumindest von denen er glaubt, sie nicht verstehen zu wollen, denn ohne den Sinn dahinter zu verstehen, ist es wesentlich leichter. Doch diesen Gefallen tut ihm sein Verstand nicht.

Sie sitzt hinter ihm und er fragt sich, womit er das verdient hat. Seine Zunge fühlt sich pelzig an und seine Kehle brennt. Es ist sind Wut und Enttäuschung, die ihn erfasst haben und ihn so denken und fühlen lassen. Und er versteht nicht, warum es dazu gekommen ist und wann er alles aufs Spiel gesetzt hat. Nicht begriffen hat, dass er sich auf Glatteis bewegt und sich den falschen Leuten anvertraut.

Falsche Leute...

Bis dato hat er Malcolm zu seinen Freunden gezählt. Niemand auf der Enterprise – ausgenommen Jon – hatte diesen Status mehr verdient als er. Hatte.

Im Augenblick fühlt Trip nur Bitterkeit, wenn er an Malcolm denkt. Er kann sich nicht damit abfinden, dass ihm ein Freund etwas Derartiges antun könnte. Es ist egal, dass er von T'Pol die Druckmassagen bekommt und nicht Malcolm. Auch wenn er geglaubt hat, es wäre ein intimer Moment zwischen ihnen und er sicher war, dass sie es auch so empfand und gerade das dazu führen würde, dass sie sich näher kamen. Wenngleich sie auch eine Vulkanierin ist. Oder vielleicht gerade deshalb.

Weil er der Ansicht war, dass sie ähnlich empfinden könnte, weil sie offen zu ihm war und ihn nicht wie einen Mensch behandelt hat, weil sie ja gerade Menschen immer als übelriechend bezeichnet hat und das bei ihm nicht einmal zur Aussprache kam.

Und er jetzt nicht begreifen kann, dass sie ihn massiert und ihm offenbart, dass er gerne weiterhin seine Massagen abholen kann, aber sie weniger Zeit haben wird, weil sie mit Malcolm gesprochen hat und er ihr interessante Dinge über sich offenbart hat, die sie glauben lassen, dass sie verstehen möchte, was das Gefühl Liebe ist und ob sie es erwidern könnte. Und er sich dabei fragt, warum zur Hölle sie nicht über ihn so denkt, sondern über Malcolm, den versteiften Briten, der außer seiner kühlen Art nichts gemein mit ihr zu haben scheint und ein Verräter ist. Ein Verräter auf oberster Ebene.

Er sich dafür selber hasst, dass er zu feige war oder zu lange gewartet hat, ihr die Wahrheit über seine eigenen Gefühle zu gestehen und jetzt wie ein Idiot dasteht, weil ein anderer ihm zuvor gekommen ist und das nicht richtig sein kann, weil er derjenige ist, der sich tagein und tagaus mit ihr getroffen hat und nicht Malcolm, der lieber in seiner Waffenkammer versauert und Torpedoschächte justiert und so gar nicht wirklich in Erscheinung tritt, außer es geht darum seine Position zu verteidigen, die nie auf dem Spiel stand. Aber es ist ja so einfach, sich mal eben einen anderen zu greifen und ihn zu verprügeln, weil man Komplexe hat und die hat Malcolm. Das weiß er genau. Und das wieder ein Grund ist, warum er nicht versteht, dass die Vulkanierin sich auf den Briten einlassen will, wo sie doch immer so rational denkt und diese Art von Aggressivität in nüchterner Sichtweise sehen sollte und bisher immer so gesehen hat. Und auf einmal nicht mehr?

Nicht versteht, warum Malcolm dazu in der Lage war, ihn zu hintergehen und ihr seine Gefühle zu offenbaren, von denen Trip noch nicht mal etwas wusste. Obwohl er es im Nachhinein hätte wissen müssen, wenn er an ihren Höllentrip in Shuttlepod One denkt. Und sich deshalb wieder die Haare raufen könnte, weil er so dumm war. Gleichzeitig enttäuscht ist, weil er ihm vertraut hat, aber dieses Vertrauen scheinbar nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Er sich zudem eingestehen muss, dass er Malcolm nicht zu kennen scheint, nie gekannt hat, auch wenn er dachte, die kühle Schale des Waffenoffiziers geknackt zu haben.

Sich am liebsten ins Bett legen möchte, weil das so viel einfacher ist, als im Augenblick hier zu stehen und sich von T'Pol anhören zu müssen, wie interessant sie die Unterhaltung mit Malcolm Reed doch fand und wie sehr es sie fasziniert diese Gefühle zu ergründen, weil sie sich gerne den Menschen öffnen möchte, obwohl das wider ihrer Natur ist. Und er sich fragt, warum zur Hölle sie ihm das anvertraut. Er kein guter Zuhörer mehr sein kann und vor allem nicht sein will. Weil er nicht die Rolle des besten Freundes einnehmen will und es hasst, wenn sie ihm diese doch zuschreibt.

Die Wut in seinem Inneren ungeahnte Ausmaße annimmt und er am liebsten aus dem Raum rennen möchte, aber nicht kann, weil sie gerade auf seinem Rückrad sitz und eine Druckmassage anwendet, die ihn auf perverse Art sogar entspannt, obwohl er sich nicht entspannen will. Und vor allem nicht ruhig bleiben will. Das schon gar nicht.

Er sich dafür hasst, dass er nicht die Kraft hat, aufzuspringen und zu gehen, weil er sie zu sehr liebt, als dass er fähig wäre sie zu vergessen und zu ignorieren. Es gleichzeitig aber ebenfalls hasst, unfähig zu sein, ihr die Wahrheit zu sagen und den animalischen Drang in sich spürt sie zu schütteln und ihr klar zu machen, dass sie einen Fehler begeht.

Dabei ist er sich dessen nicht einmal sicher. Und es ärgert und verwirrt ihn zugleich. Lässt ihn taumeln, während sich das Messer in seinem Herzen immer mehr dreht und Blut aus der Wunde tropft, das nur er sehen kann, weil es imaginär ist und er sich darauf fixiert, damit er etwas hat, was seine Schmerzen realer macht.

Ihn dieser Schmerz gedanklich beeinflusst, dass er den unbändigen Wunsch verspürt, Malcolm einfach zusammenzuschlagen, während er zeitgleich Angst hat, dass T'Pol die richtige Wahl getroffen hat und das Schicksal vielleicht so entschieden hat. Obwohl er seit dem Tod seiner Schwester nicht mehr an Schicksal glaubt, stattdessen jedoch an Rache.

Er nicht weiß, was er tun soll und sich statt zu handeln, weiter massieren lässt und versucht seine Wut in den hintersten Winkel seines Selbst zu vertreiben und damit nicht erfolgreich ist, aber dadurch eine Beschäftigung hat. Etwas, was ihn ablenkt von dem, was er noch nicht wahrhaben will und was ihn in den Wahnsinn zu treiben droht. Sich vornimmt mit Malcolm zu reden, sofern Reden möglich ist und sich im Klaren darüber ist, dass dieses Gespräch etwas zerstören wird, was er immer geschätzt hat – Freundschaft. Und weil er schon jetzt weiß, dass ihr Gespräch nicht mit Worten enden wird, sondern mit Fäusten. Weil er seine Wut kanalisieren muss und Malcolm einen perfekten Sandsack darstellt. Und er auf die Disziplinierung pfeift, die anschließend folgen wird, weil nichts schlimmer sein kann, als das, was ihm widerfahren ist.

Ende
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