TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Der Feind meines Feindes...

von Harald Latus

Kapitel 1

Sie hatten sich geirrt, die Strategen der Föderation. Sie waren davon ausgegangen, dass sie mit vereinten Kräften das Dominion bald in die Knie zwingen würden, doch momentan sah es absolut nicht danach aus.

Jan Erik Wikland, der Captain der Alexandria, schaute auf seine Anweisungen und verfluchte diesen Monat, der schreckliche Veränderungen mit sich gebracht hatte.
Es war das Jahr 2374 und Wikland hätte niemals geglaubt, dass nach all den Jahren, in denen es mehr oder weniger ruhig und friedlich in seiner Galaxie zugegangen war, tatsächlich einmal der Tag kommen würde, an dem fast alle Quadranten mit Krieg überzogen wurden.
Doch es war Realität. Das Dominion hatte den Gamma, den Alpha und Teile des Beta Quadranten mit einer unglaublichen Welle der Gewalt überschwemmt. Vor wenigen Wochen war die 7. Flotte im Tyra System vernichtend geschlagen worden. Es war kein Kampf gewesen, es war ein wahres Massaker. Von 112 Schiffen der Flotte kehrten nur 14 zurück. Ein Zeichen dafür, dass die Jem Hadar, die Vorta und vor allem die Gründer nichts und niemanden übriglassen wollten, der sich ihnen widersetzte.

Zwar hatte die Alexandria auch schon einige kleinere Kampfeinsätze hinter sich, aber man wollte diesen Technologieträger nicht in der vordersten Front einsetzen. Zu sensibel waren die Techniken, die hier erforscht und zur Serienreife gebracht werden sollten. Stattdessen hatte man den Captain mit einer ganz anderen nicht minder wichtigen Aufgabe betraut.
Der Bedarf an Rohstoffen wurde gerade durch die letzten Verluste immer größer und die Welten der Föderation waren bereits vollständig ausgelastet, allein das bereitzustellen, was man derzeit brauchte. Doch nun musste Ersatz für die Flotte beschafft werden. Sicher würde es lange dauern, bis man neue Schiffe fertig stellen konnte, aber wichtigste Voraussetzung dafür waren Duranium, Tritanium, Dilithiumkristalle und andere wichtige Rohstoffe.
Die Föderation hatte bereits zahlreiche Kontakte mit freien Welten aufgenommen, aber viele wollten sich nicht in den Konflikt hineinziehen lassen und lehnten ab. Nicht so die Melori, die im Ruf standen gut auf sich selbst aufpassen zu können. Es wurde von Schlachten berichtet, in denen die Melori mit geringem Schaden dem Dominion zahlreiche Verluste zugefügt hatten.
Getreu dem Motto: ‚wer gegen den gleichen Feind kämpft, dem kann ich vertrauen’, hatten die Strategen der Föderation beschlossen, dass Wikland mit seiner Crew diese Welten aufsuchen und nach Möglichkeit mit gutem Ergebnis und mit zahlreichen Verträgen und Lieferversprechen zurückkommen sollte.

Dass es an belastbaren Nachweisen fehlte, dass die Melori eine solch glückliche Hand bei ihren Kämpfen hatten, war für die Entscheidungsträger der Flotte zunächst zweitrangig. Im Gegenteil, es führte eher dazu, dass man die Melori gerne an der Seite der Föderation sehen wollte, um einerseits den Verband zu stärken, und andererseits ausgefallene Schiffe in den Flotten wieder zu ergänzen. Man griff im Moment nach jedem Strohhalm, den man erreichen konnte, und stellte weniger Fragen.

Während die Alexandria auf die Welten der Melori zusteuerte, befiel Wikland ein starkes Gefühl der Traurigkeit, dem er sich nicht entziehen konnte. Auf der Liste der verlorenen Schiffe der 7. Flotte standen nicht wenige, deren Crew er gekannt hatte. Einige Captains, die mit ihm die Schulbank in der Akademie gedrückt hatten, aber auch andere Offiziere, die sich nicht für eine Laufbahn in der Kommandoebene entschieden hatten. Wikland weigerte sich zu zählen, aber es machte ihn regelrecht taub im Sinne, dass er so viele Gesichter aus seiner Vergangenheit nicht wiedersehen würde.
Das Schlimme daran war, dass es auch seiner Crew nicht anders erging. Nahezu jeder hatte Freunde, Familienangehörige oder Partner zu beklagen, die in diesem sinnlosen Gemetzel der Jem Hadar untergegangen waren. Entsprechend gedrückt war die Stimmung an Bord. Die Freizeiteinrichtungen wurden nur wenig besucht und Wikland musste sogar drei Holdecks bereitstellen in denen sich die verschiedenen Glaubensrichtungen versammelten, um ihre gefallenen Kollegen zu betrauern.

Wikland wurde durch eine Nachricht von Lieutenant Ymoota aus dieser plötzlichen Lethargie gerissen, die ihn darüber informierte, dass die Melori sich gemeldet hatten.
Der Kanzler wartete bereits ein wenig ungeduldig auf seinen Gast, der in Kürze auf dem Hauptplaneten erwartet wurde. Wikland sah dies auf den ersten Blick, als er den Bildschirm in seinem Bereitschaftsraum aktivierte.

„Ich darf Sie in meiner Funktion als oberster Funktionär der Welten von Melori ganz herzlich begrüßen, mein Name ist Uboran und ich hoffe, dass wir ergebnisreiche Gespräche und hoffentlich Einigkeit über die Bereitstellung zahlreicher Rohstoffe mit Ihnen haben werden“, erklärte der Mann, der in seinem maßgeschneiderten Anzug und einer dezenten Krawatte vor dem Bildschirm stand. Er war sehr wahrscheinlich der menschlichen Rasse zuzuordnen, die auch auf diesem Planeten irgendwann gesiedelt hatte und gemeinsam mit den Melori die reichen Rohstoffvorkommen abbaute. Auf dem Kopf trug er einen ausladenden schmuckvollen Hut, der seinen ganzen Kopf umschloss und nur das Gesicht freiließ.
„Mein Name ist Jan-Erik Wikland und ich bin der Kommandant der U.S.S. Alexandria. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Wir sind auf dem Weg zu Ihnen und werden sicherlich noch im Laufe des Tages eintreffen. Auch ich freue mich auf die Gespräche“, sagte Wikland, obwohl ihm diese diplomatischen Aufgaben nicht wirklich lagen. Man hätte besser eine richtige diplomatische Gruppe dorthin entsenden sollen, aber nun musste er das Beste daraus machen.
Uboran verneigte sich kurz, „Ich freue mich schon auf Ihren Besuch. Bitte beachten Sie, dass unsere Flotte aufgrund ihres Besuches die Nähe unseres Hauptplaneten absichert, sie sollten sich also nicht daran stören, dass diese in Gefechtsbereitschaft ist. Schließlich möchten wir nicht, dass Sie hier zu Schaden kommen. Das würde unsere Reputation sehr schmälern. Eine Kampfstaffel wird Sie vor unserem Raum in Empfang nehmen und zu unserem Planeten geleiten.“

Wikland nickte dem Kanzler zu, „wir haben verstanden, vielen Dank dafür. Wir sehen uns dann in Kürze.“ Damit beendete er diesen ersten Kontakt, der ihm im Nachhinein zu denken gab. Warum fiel der Kanzler eigentlich mit der Tür ins Haus. War er so begierig darauf seine Rohstoffe an die Föderation abzugeben?
Wenn ihm das so wichtig war, warum hatte es bislang nie eine Kooperation mit der Flotte gegeben?
Der Captain begab sich auf die Brücke und wies seinen ersten Offizier an:
„Nummer Eins, die Melori haben einen Empfang mit militärischen Ehren für uns vorgesehen, wenn man das so sagen will. Ihre Flotte schirmt den Großraum um ihre Welten ab, wir werden ein Empfangskomitee erhalten, Sie wissen was das heißt.“
Roger van Dyke war durchaus klar was der Captain damit andeuten wollte. Der erste Offizier nickte dem Captain mit einer kaum sichtbaren Geste zu und machte sich sofort auf den Weg.
Im Gegensatz zu manch anderen ersten Offizieren hatte er jedoch eine andere Herangehensweise. Anstatt seine Befehle einfach über die Brücke zu rufen besuchte er jeden an seiner Arbeitsstation und wies ihn mit leiser Stimme in die Aufgaben ein, die nun erledigt werden sollten. Er besprach die Art und Weise, wie er sich das Ganze vorgestellt hatte und welche Ergebnisse der Captain im Einzelnen erwartete. So blieb es auf der Brücke ruhig und dennoch wusste jeder genau, was von ihm erwartet wurde, während sich der Captain in seinen Stuhl setzte und den Verhandlungen mit gemischten Gefühlen entgegensah. Er war ein Mann der Tat und diese diplomatischen Pflichten erfüllte er immer äußerst ungern. Er fühlte sich dabei nicht wohl, weil er den ‚Gegner’ nicht sehen und somit nicht erkennen konnte, welchen Zug dieser voraussichtlich machen würde.

Nach zwei Stunden mit hoher Warpgeschwindigkeit hatte die Alexandria den Raum der Melori erreicht. Schon vor dem eigentlichen Rendezvouspunkt, den der Kanzler angegeben hatte, wartete ein Geschwader aus fünf Jägern, die allein vom Aussehen her schon Respekt einflößten.
Der Geschwaderführer grüßte durch eine reine Sprachbotschaft und wies die Alexandria an, den Flugkorridor auf keinen Fall zu verlassen.
Die Jäger waren sehr schnell unterwegs. Nahe der Lichtgeschwindigkeit flogen sie voran und verlangsamten erst, als die ersten Schiffe der Flotte auftauchten.
Wikland wusste, was auf ihn zukam, und warum der Pilot ihn gewarnt hatte die Flugroute einzuhalten. Alle Schiffe hatten ihre Waffen hochgefahren. Ein Zeichen der Ehrenbezeugung, das schon in manchen Situationen falsch verstanden worden war und verheerende Kriege ausgelöst hatte. Wikland lächelte in sich hinein. Das würde wenigstens die Beantwortung einiger Fragen erleichtern.
Das Design der Melori erinnerte bei manchen Schiffen ein wenig an die Klingonen, obwohl diese in einem ganz anderen Teil der Galaxie unterwegs waren. Aber es waren klare Anleihen zu erkennen, die an Raubvögel erinnerten, was möglicherweise auch darauf hindeutete, dass diese Schiffe atmosphärentauglich waren.
Zumindest jedoch flößten sie Respekt ein. Es war sicherlich kein reiner Zufall, dass die Melori wie die Klingonen und die Romulaner ein solches Design verwendeten.
In jeder Kultur, die über Greifvögel verfügte, waren diese luftigen Räuber durch ihre Fähigkeiten eine echte Gefahr.
Die meisten Schiffe der Flotte waren jedoch von länglicher Bauart und wiesen zahlreiche Waffenphalanxen auf. Sie waren ganz klar für den tiefen Raum gedacht und hatten eine enorme Größe, die sogar das Föderationsschiff in den Schatten stellte.
Auch die Größe der Flotte war beachtlich, Roger schätzte die Schiffe auf mehr als einhundert, die kleinen Jäger nicht mitgerechnet, die sicherlich von jedem Schiff noch ausgeschleust werden konnten.

Nach kurzer Zeit hatten sie den vierten Planeten erreicht und in einen engen Orbit eingeschwenkt. Wikland hatte in der Zwischenzeit ein Landeteam zusammengestellt, welches seiner Meinung nach die wichtigsten Qualitäten abdecken würde. Lieutenant Monique Dorn, die Councelor, Lieutenant Commander Maxine Dent, eine fähige Wissenschaftlerin mit xenobiologischer Ausbildung, sein erster Offizier Roger van Dyke und er selbst als Verhandlungsführer.
Gemeinsam mit seinen Offizieren materialisierte er sich vor dem Eingang des Kongresses, mitten in der Hauptstadt, die in einem weit ausladenden Tal umringt von hohen Bergen lag. Die Gipfel waren schneebedeckt und manche der felsigen Auftürmungen sahen bedrohlich aus, mit spitzen Zacken und scharfkantigen Vorsprüngen, so als wollten sie niemanden aus der Stadt lassen, der es versuchen würde einer wie auch immer gearteten Gefahr zu entkommen.

Auf dem Vorplatz zum Kongress war eine Kompanie melorischer Gardesoldaten aufmarschiert, die in ihren bunten Gewändern an eine lang vergangene Zeit der Erde erinnerte, als Königreiche noch mit dem Schwert verteidigt wurden. Die Hieb- und Stichwaffen ähnelten sehr den auf der Erde bekannten Designs. Scheinbar war die Entwicklung und der Zweck solcher Klingen immer gleich geblieben, den Gegner kampfunfähig zu machen.
Wikland schritt durch das Spalier der Soldaten auf den Mann zu, der alleine am Ende dieser Ehrengarde stand und ihn mit einem freundlichen Lächeln erwartete.
Sein Kopfschmuck hatte sich nun verändert, er war nicht mehr so aufwendig, wenn auch nicht kleiner, umschloss jedoch immer noch den gesamten Kopf bis auf das Gesicht. Wikland hatte auch so etwas schon gesehen und machte sich daher keine Gedanken. Die Kulturen und Gebräuche zu respektieren war eines der obersten Gebote der Föderation.

Nachdem die kleine Gruppe vor Uboran zum Stehen gekommen war, begrüßte der Kanzler die Abgesandten der Föderation ganz offiziell.
„Herzlich willkommen auf den Welten der Melori. Wir grüßen die Unterhändler der Föderation der vereinten Welten, die wir schon immer für ihren Wagemut und ihre Einstellung bewundert haben, Frieden, Ordnung und Handel in die bekannten Teile der Galaxie zu bringen. Auch wenn die Melori freie Handelswelten sind, so sind uns Gäste und besonders auch Kunden immer sehr willkommen.“

Captain Wikland erwiderte die Verbeugung und stellte sein Team vor.
„Ich danke Ihnen Kanzler Uboran für diesen überaus freundlichen und ehrenvollen Empfang. Gerne möchte ich Ihnen mein Team vorstellen“, er wies mit seiner Hand auf die einzelnen Personen „Das ist Roger van Dyke, mein erster Offizier, Maxine Dent, aus der Wissenschaftsabteilung meines Schiffes, und Monique Dorn, meine Beraterin.“
Der Kanzler ließ bei der Nennung der Namen jeweils eine kleine Verbeugung erkennen und winkte eine Person heran, die einige Meter entfernt am Rand des Gebäudes stand.
„Das ist Bandonie, sie kann Ihrem ersten Offizier und Ihrer Wissenschaftlerin gerne einen Einblick in die Welt der Melori verschaffen. Ich bin sicher, sie werden diese Gelegenheit gerne ergreifen und unsere Kultur hoffentlich sehr interessant finden.“

Der Captain erwiderte die Geste mit einer angedeuteten Verbeugung. Eigentlich wollte er seinen ersten Offizier gerne bei sich wissen um gemeinsam besser auf die sicherlich kommenden Forderungen und Fragen reagieren zu können, aber er wollte den Kanzler auch nicht verstimmen, wo er doch so freundlich und zuvorkommend war. Also gab er van Dyke mit einem Kopfnicken ein Zeichen, dass er einverstanden sei. Schließlich hatte er auch noch Monique Dorn bei sich, die ihm als Betazoidin bestimmt hilfreich sein konnte und auch die Empfindungen des Kanzlers sicherlich lesen konnte.

Der erste Offizier und Lieutenant Commander Dent gingen daher mit der melorischen Frau und waren schnell im Gebäude verschwunden. Kanzler Uboran blickte ihnen nach, bis sie durch die Tür gegangen waren und konzentrierte sich dann wieder auf den Captain.
„Nun, wollen wir beginnen? Sicherlich sind Sie schon ungeduldig zu erfahren was wir Ihnen anbieten können“, ließ der Kanzler Jan Erik Wikland wissen.
Uboran ging voraus und trat ein in einen langen Flur, der in kurzen Abständen von Säulen an der Wand geprägt war. Die Deckenkonstruktion war wie in einem Gewölbe halbrund angelegt und thronte auf den Säulen. Die gesamte Decke war dunkelblau gestrichen und enthielt, so wie es schien, Teile des Nachthimmels mit Sternen und Nebeln, sowie Sternhaufen und Galaxien. Der Gang führte zum großen runden Parlamentsraum in dem schier unzählige Stühle in kreisrunder Formation und in mehreren aufsteigenden Reihen angebracht waren. Ein kaum zehn Meter großer Kreis mit einem großen wuchtigen Stuhl, der fast schon eines Königs würdig war, stand einsam in der Mitte, davor ein schwerer Schreibtisch.
„Das ist unser Parlament, es tagt regelmäßig und fasst die wichtigen Beschlüsse, wie auch den, Ihre Föderation zu unterstützen“, erklärte der Kanzler, indem er sich kurz zu Wikland umdrehte.

Uboran steuerte auf eine Tür zu, die sich zwischen den aufsteigenden Sitzreihen befand, und bat Wikland einzutreten. „Hier halte ich mich auf, wenn ich Vorbereitungen zu parlamentären Aufgaben ausführe.“
Der geräumige Saal erinnerte den Captain sofort an seinen Bereitschaftsraum, auch wenn hier alles viel größer war. Doch letztlich war diese Analogie zutreffend.
Der Kanzler wies zu einer Sitzgruppe. Auf dem Tisch standen eine Auswahl an Getränken, Früchten und kleine Snacks.
Wikland wunderte sich für einen kurzen Moment, dass dabei auch menschliche Bedürfnisse berücksichtigt waren, weil es sich um sehr spezielle Dinge handelte, die man nicht so einfach nachlesen oder in Erfahrung bringen konnte, aber er hielt es für eine besonders gelungene Recherche.
Nachdem sich Wikland und Uboran gesetzt und jeweils ein Getränk ausgewählt hatten, fragte der Kanzler ohne Umschweife direkt nach den Wünschen der Föderation.
„Ich denke Sie haben viele Fragen zu unseren Ressourcen und sicherlich auch einen ganzen Packen an Wünschen, über die wir sprechen sollten. Wie können wir der Föderation helfen?“
Rezensionen