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Ausser Kontrolle

von Harald Latus

Kapitel 1

„Lieutenant Commander Lock, gibt es schon Erkenntnisse über die Ausdehnung dieses Bereichs, in dem wir uns befinden?“, wollte Wikland wissen, doch der Benzite musste den Captain enttäuschen.
„Nein Captain, wir wissen nicht einmal, wo die Energie herkommt, die sich auf unser Schiff entlädt.“
Wikland überlegte fieberhaft, wenn es keine Möglichkeit gab festzustellen, wie weit sich dieses Phänomen ausbreitete, dann blieb nur der Rückzug.
„Lieutenant Ramirez, volle Kraft zurück, fliegen Sie uns auf dem gleichen Kurs heraus, auf dem wir gekommen sind.“
Sofort war die feine Vibration der Impulsmaschinen zu spüren, die nun ihre Last umkehrten um die Richtung zu wechseln.
„Captain, wir werden gegrillt, wenn wir hier noch länger bleiben, die Entladungen werden immer heftiger“, rief Lieutenant Commander Jefferson von Ihrer Konsole herüber, als ein heftiger Ruck durch das ganze Schiff lief.
Überall an der Decke des Raumes zuckten kleine Blitze entlang, die Beleuchtung fiel aus und nur das ständige Blitzen, welches an elektrostatische Entladungen erinnerte, hüllte die Brücke in eine gespenstige Umgebung.
Nach einigen Sekunden ließ das Feuerwerk nach und die Notbeleuchtung flammte auf.
„Bericht!“, hallte Wiklands Stimme über die Brücke und es trafen schnell die ersten Meldungen ein. Scheinbar war die Show mehr Schein als Sein, denn als die Schadensmeldungen eintrafen, waren keine relevanten Systeme dabei. Zumindest, bis Commander Lock sich meldete.
„Captain, der Hauptdeflektor wurde von einer Energieentladung getroffen und ist durchgebrannt. Wir prüfen derzeit noch, wie schwer es uns erwischt hat, aber ohne den Deflektor ist nicht daran zu denken, auf Warpgeschwindigkeit zu gehen.“
Wiklands Gesichtszüge verhärteten sich. Schon mehrfach war er in brenzlige Situationen gekommen, aber bisher hatte er sein Schiff immer wieder flott bekommen. Doch ein Treffer in den Hauptdeflektor war schon fast ein Todesstoß für jedes Schiff, welches fernab der Heimat unterwegs war.
Ohne die Möglichkeit den Warpantrieb in Funktion zu nehmen, waren sie abgeschnitten und auf sich alleine gestellt, auch wenn ein Schiff kommen würde um Ersatzteile zu bringen.
Eine solche Reparatur außerhalb der Dockanlagen war nicht nur schwierig, sondern auch höchst gefährlich. Der Hauptdeflektor war in der Regel fast aus einem Stück gefertigt und besaß ein sehr engmaschig verknüpftes hochkomplexes Energienetz. Eine Herkulesaufgabe für jeden Ingenieur, der die entsprechenden Ersetzungen vornehmen musste. Natürlich zweifelte der Captain nicht daran, dass seine Chefingenieurin eine solche Aufgabe erfolgreich durchführen könnte, aber es wäre ihm lieber gewesen, diese besondere Herausforderung nicht durchführen zu müssen.

„Commander Lock, konnten Sie schon feststellen, wie uns das hat treffen können?“
Die Antwort des Benziten war ungewöhnlich ruhig obwohl man wiederholt das Geräusch von ausströmendem Gas selbst durch die Kommunikationsanlage hören konnte. Scheinbar war er innerlich sehr angespannt, weshalb er öfter als sonst auf den Chlorgasauslöser drückte.
„Es lässt sich hier kein nachvollziehbarer Grund feststellen, aber da unsere Position direkt zwischen den Binärsternen lag könnte es rein hypothetisch sein, dass wir wie eine Art Blitzableiter fungiert haben, da die beiden Sterne unterschiedliche Energiepotenziale besitzen. Es ist wohl eine Art Anziehungs- und Abstoßungseffekt, der dazu beiträgt, dass dieses Binärsystem seine Position hält.“
Auch wenn das nur eine Vermutung war, so gab sich Captain Wikland mit dieser Erklärung zufrieden. Zumindest machte es Sinn, da man die enormen energetischen Kräfte die in Binärsystemen herrschten, gerade erst begonnen hatte zu verstehen.
Eine Meldung, die Alisha gerade eben auf dem Schirm hatte, leitete sie direkt an den Kommandanten weiter.
„Captain, aus der Sporthalle wird eine Fehlfunktion der Umweltkontrollen gemeldet. Es sei plötzlich ohne jedwedes Zutun zu einem spontanen Temperaturanstieg auf 42° gekommen.“
Wikland hatte momentan noch wichtigere Dinge im Kopf, aber er versuchte immer die Höflichkeit an erste Stelle zu setzen. „Danke Lieutenant, veranlassen Sie, dass sich ein Wartungsteam darum kümmert. Lieutenant Commander Jefferson, irgendeine Idee, wie wir uns aus dieser misslichen Lage befreien können?“
Der Chefingenieurin war klar, dass man nun auf sie zurückkam, sie hatte bereits damit gerechnet, auch wenn sie für eine solche Beschädigung des Hauptdeflektors keine passende Lösung bereithalten konnte.
„Also zunächst einmal die unmittelbaren Optionen“, begann Jaqueline Jefferson und drehte sich dabei nach vorne um. „Unsere Beweglichkeit ist stark eingeschränkt. Mit den Hilfsdeflektoren ist es unmöglich auf Warp zu gehen, das Maximale ist voller Impuls, was uns zwar nicht unbeweglich macht, aber über Schneckentempo auch nicht hinaus bringt. Ohne neuen Hauptdeflektor werden wir hier also keine nennenswerte Geschwindigkeit aufbauen können. Ich habe bereits per Subraumfunk unsere Situation bei der nächsten Sternenbasis geschildert. Aber rechnen Sie nicht mit einer schnellen Aktion. Selbst wenn das Bauteil verfügbar ist, brauchen wir ein verdammt großes Schiff zum Transport. Aus und Einbau dauern mindestens drei Tage, und das ist eine sehr optimistische Schätzung.“
Dem Captain war klar, dass die Chefingenieurin damit nicht untertrieben hatte, im Gegenteil, er hatte noch mit weitaus mehr gerechnet. Im Kopf überschlug er die möglichen Optionen und musste feststellen, dass allein der Transport bis zu diesem Raumsektor mit einem geeigneten Schiff mindestens zwei Wochen dauern würde, die Vorbereitungen nach dem Ausladen würden mindestens zwei weitere Tage verschlingen und er wusste dass Jaqueline Jefferson mit dem Austusch nur die reine Einbauzeit angegeben hatte. Selbst in der Werft würde eine solche Aktion nicht unter zwei Wochen dauern.
„Danke Commander, treffen Sie alle Vorbereitungen die nötig sind um einen zügigen Ablauf sicherzustellen, ich verlasse mich auf Sie. Mister Ramirez, setzen Sie einen Kurs auf Sternenbasis 491, direkter Kurs und legen Sie los mit allem was uns noch Vortrieb verleihen kann.“
Unmerklich setzte sich das Schiff in Bewegung doch die Sterne auf dem Hauptschirm ließen kaum eine Veränderung erkennen. Lediglich auf den Sensoren konnte man feststellen, dass sie sich von dem Binärsystem entfernten.
Wikland ertrug den statischen Anblick auf den Hauptschirm nicht lange, schon nach einer viertel Stunde erhob er sich aus seinem Stuhl und wies den ersten Offizier an, die Brücke zu übernehmen.
Kaum war er in seinem Bereitschaftsraum verschwunden, da wurde eine neue Hiobsbotschaft von Alisha weitergegeben.
„Commander, die Verbindung zum Bibliothekscomputer ist abgebrochen, das gesamte Subraumnetz ist offline, auch die Backupsysteme reagieren nicht.“
Roger drehte sich zur Chefingenieurin um, die an der hinteren Maschinenkonsole die Anzeigen prüfte.
„Sind das immer noch Auswirkungen der Energieentladungen? Man meint ja gerade das Schiff würde an einem wandelnden Virus leiden.“, fragte van Dyke die Chefingenieurin.
Jaqueline Jefferson tippte in schneller Folge einige Befehle ein und staunte nicht schlecht als sie die Rückmeldung ihres Wartungsteams auf dem Schirm las.
„Commander, hier stimmt etwas nicht, die Systeme arbeiteten selbst nach der ersten Überlastung noch einwandfrei und um so erstaunlicher ist es, dass in dem System der Umweltkontrollen kein Fehler zu finden ist, obwohl sichergestellt ist, dass der Ruf aus der Sporthalle keine Falschmeldung war. Wie kann eine Störung auftreten und danach von selbst wieder verschwinden, das widerspricht allen Erfahrungen.“
Der erste Offizier überlegte nicht lange.
„Starten Sie eine Ebene drei Diagnose und beziehen sie die ausgefallenen Systeme mit ein. Ich will wissen was ausgefallen ist und welche Probleme wir vielleicht noch zu erwarten haben.“
„Aye Sir, wird sofort erledigt“, erwiderte die junge Frau, die sofort alle notwendigen Maßnahmen einleitete. Auch wenn die Diagnose mindestens 20 Minuten dauern würde, so erlangte man dadurch doch wichtige Informationen, die vielleicht endlich Klarheit in diese Sache brachten.


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