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Jackies gebrauchter Tag

von Kontikinx1404

Kapitel 1

Ein schriller Alarmton drang langsam immer tiefer in Jackies Bewusstsein ein und verdrängte die Reste eines wirren Traumes. Benommen tastete sie im Dunkeln nach der Sensorfläche, die das Signal verstummen ließ. Doch irgendetwas stimmte hier nicht. Wo sie auch hin langte, nirgends konnte sie das Sensorpanel im Dunkeln ertasten. Die Schmerzen, die der Ton in ihrem Kopf verursachte, schienen von Sekunde zu Sekunde zu zunehmen. Einer inneren Vermutung folgend, was den Ton verursachen könnte, sagte Jackie verschlafen: „Computer, Wecksignal abschalten!“
Das Wecksignal verstummte, somit ließen auch ihre Kopfschmerzen nach. Jackie wollte sich noch ein wenig auf die Seite drehen, doch irgendetwas Weiches, aber auch unnachgiebiges war im Weg.
Seit wann war in ihrem Bett eine Wand aufgestellt worden, überlegte Jackie. Sie drehte sich wieder zurück und spürte die Bettkannte. Und warum war ihre Schlafstätte so schmal? Und unbequem war es auch noch. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
„Computer, Licht einschalten“, war ihr nächster Befehl.
Geblendet hielt sie sich die Hände vor die Augen als die Helligkeit durch den Raum flutete. Erst als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, nahm sie ihre Hände weg. Sogleich darauf erkannte sie den Grund für ihre Unbequemlichkeit und konnte es selbst kaum glauben.
Offensichtlich hatte sie die Nacht auf ihrer Couch im Wohnbereich ihres Quartiers verbracht. Das weiche unnachgiebige war die Rückenlehne gewesen. Den nächsten Schreck bekam Jackie als sie feststellte, dass sie noch immer ihre Galauniform trug, die inzwischen total zerknittert war. Sie versuchte sich zu erinnern wann und vor allem wie sie gestern Abend in ihr Quartier kam. Aber es fiel ihr beim besten Willen nicht ein. Sie konnte sich noch an den diplomatischen Empfang zu Ehren der Orellianer erinnern. Die vielen Würdenträger und Diplomaten, die an Bord waren, um dieses Volk in der Föderation willkommen zu heißen. Es gab ein großes Buffet, vielfältige Getränke aus beiden Kulturen und eine ausgiebige Feier.
An alles was danach geschah konnte sie sich nur teilweise erinnern. Innerlich rief sich Jackie zu mehr Disziplin auf. Seit sie auf der Akademie war, war es ihr nicht mehr passiert das sie in Uniform einschlief. Sie war jetzt Captain eines Raumschiffes und so etwas durfte auf keinen Fall nochmals passieren. Zunächst einmal benötigte sie etwas das ihren Kreislauf in Schwung brachte, daher schlurfte sie zum Replikator. Sogar ihre Schuhe von gestern hatte sie noch an.
„Einen Raktajino, extra Stark“, wies sie den Computer an. Es war ihr ein Rätsel von was sie einen derartigen Filmriss hatte. Jetzt war es nur wichtig schnell wieder auf die Beine zu kommen und ihren Kater los zu werden. Jackie nahm das Getränk aus dem Ausgabefach und trank es in einem Zug aus. Kaffee war das einzige Mittel, das in so einer Situation half, umso besser, wenn es starker klingonischer Kaffee war. Sie stellte die leere Tasse auf den Couchtisch. Dabei ließ sie ihren Blick durch ihr Quartier schweifen. Schließlich fand sie was sie suchte, den Eingang zum Badezimmer. Ganz wohl fühlte sich noch immer nicht.
Jackie zog mit einem schlechten Gewissen ihre Galauniform aus, wahrscheinlich würde es Wochen dauern, da wieder alle Falten heraus zu bekommen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht.
Als sie nur mit Unterwäsche bekleidet das Bad betrat fiel ihr auf das im Waschbecken, das Wasser bis zum oberen Rand stand und wohl nicht ablaufen konnte. Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, das sich noch Gegenstände im Becken befanden. Um das Wasser abzulassen griff Jackie mit der Hand hinein und förderte ein völlig durchnässtes Handtuch zu tage das den Abfluss verstopft hatte. Während sie das Handtuch zur Seite legte und das Wasser gluckernd ab lief, kamen mit sinkendem Wasserstand zwei elektronische Notizblöcke ans Licht. Ihr bleib nichts anderes übrig als die beiden nicht funktionierenden PADD´s zum trocken auf die Seite zu legen, wollte sie das Waschbecken nutzen.
Jackie fragte sich warum dieser neue Tag so bescheiden angefangen hatte und kam zu der Erkenntnis, dass dies auf keinen Fall ein NEUER Tag sein konnte. Irgend jemand musste ihr heute einen gebrauchten Tag angedreht haben, so zumindest fühlte es sich an.
Innerlich trat sie sich für ihre Disziplinlosigkeit in den Hintern. Sie konnte sich nicht daran erinnern die PADD´s hier abgelegt zu haben. Genau genommen konnte sie sich an nichts erinnern was gestern Abend ab einem gewissen Zeitpunkt passiert war.

***

Dreißig Minuten später kam Jackie frisch geduscht und gekleidet in ihre Standarduniform aus ihrem Quartier. Äußerlich frisch, begann nun auch langsam der Raktajino seine Wirkung zu entfalten und mit jedem Schritt wurde sie ein wenig fitter. Gerade hatte sie den Quartiersbereich der Offiziere verlassen als sie hinter sich eine Stimme rufen hörte: „Captain Jones, gut das ich Sie hier antreffe.“
Jackie blieb stehen und sah sich um. Ihr eilte Fähnrich Washington entgegen, sichtlich aufgeregt.
„Was gibt es denn?“, fragte Jackie, die sich nicht vorstellen konnte, was so früh am Morgen schon passiert sein könnte. „Botschafter Borkal wartet im Besprechungsraum auf sie“, gab die junge Frau Auskunft. Jackie konnte ihre Überraschung über diesen unerwarteten Gast nicht verbergen.
„Und was will er?“, fragte Sie. „Das weiß ich nicht, Captain. Er bestand darauf nur mit Ihnen zu sprechen“, antwortete Fähnrich Washington. Irgendetwas musste passiert sein, schoss es Jackie durch den Kopf. Eigentlich war geplant die Heimatwelt der Orellianer heute zu verlassen, da der Auftrag erfüllt worden war. „Ich bin sofort bei ihm“, erwiderte Jackie und wollte zum nächsten Turbolift gehen um den Besprechungsraum zu erreichen.
Doch sie wurde nochmals von Fähnrich Washington aufgehalten mit den Worten: „Der Botschafter macht einen sehr verärgerten Eindruck.“ „Danke Fähnrich“, antwortete Jackie und verschwand um die nächste Flurbiegung.

Im Turbolift war sie eifrig am überlegen, was wohl schief gelaufen war, hier bei ihrer ersten diplomatischen Mission. Eine Woche hatte sie mit der Alphaone im Orbit dieses Planeten verbracht um letzte Details eines Beitrittsabkommen mit den Orellianern zu besprechen und zu verhandeln, hatte diplomatische Protokolle befolgt und an schier endlosen Besprechungen teilgenommen.
Als endlich alles unter Dach und Fach war wurde feierlich das Beitrittsabkommen unterzeichnet. Damit waren die Orellianer nun das neueste Mitglied der Vereinten Föderation der Planeten. Ein Erfolg auf den Jackie stolz war, der auch ohne große Zwischenfälle abgelaufen war. Bisher jedenfalls.
Wenig später errichte der Lift die Brücke. Als Jackie über die Brücke lief, zur Tür des Besprechungsraums, fiel ihr auf das noch immer die Delta Schicht das Kommando führte. Ohne weiter darauf einzugehen betrat sie den Besprechungsraum. Normalerweise hätte Commander Larsen schon hier sein müssen.

Wie ein Tiger im Käfig ging Botschafter Borkal im Besprechungsraum auf und ab als Jackie eintrat.
„Guten Morgen Botschafter“, sprach Jackie ihn an, „ich habe gehört sie wollten mit mir sprechen. Was kann ich für Sie tun?“
Botschafter Borkal, ein großer würdevoller Mann, gekleidet in einen Diplomatenumhang war sichtlich verärgert als er antwortete: „So ein Benehmen hätte ich nicht von ihnen erwartet. Alles aber nicht so etwas. Da benehmen sich ja die Klingonen zivilisierter.“
„Was bitte meinen Sie“, fragte Jackie, die keine Ahnung hatte um was es ging.
„Captain Jones, Sie und ihre Führungsoffiziere waren ja gestern Abend auf der kleinen Feier wo wir unseren erfolgreichen Vertragsabschluss gefeiert hatten. Und Sie erinnern sich doch sicher dass die Feier halbwegs Zivilisiert geendet hatte.“
„Ja sicher, erinnere ich mich“, antwortete Jackie. Dass sie sich eigentlich nicht erinnerte und nicht wusste wie sie danach in ihr Quartier kam verschwieg sie sicherheitshalber.
„Jedoch scheinen ein paar ihrer Besatzungsmitglieder den Wunsch verspürt zu haben, die Feier fort zu setzen“, echauffierte sich Borkal, „jedoch nicht auf der Alphaone.“
„Sagen Sie bitte einfach was passiert ist“, bat Jackie.
„Kurz nach Ende der Feier legte eines ihrer Shuttles eine Bruchlandung in der Einkaufsmeile unserer Hauptstadt hin. Des weiteren haben ihre Offiziere eine Sachbeschädigung verursacht“, berichtete Borkal ärgerlich und hob einen Speicherchip in die Höhe, „sehen sie selbst.“
Jackie konnte kaum glauben was sie hörte, das konnte nur ein schlechter Scherz sein. Solch ein Verhalten kannte sie nicht von ihren Offizieren.
„Was ist da drauf?“, fragte sie und nahm den Speicherchip.
„Aufnahmen von verschiedenen Sicherheitskameras in unserer Hauptstadt“, antwortete Borkal.
Jackie ging an den großen Bildschirm, der in der Wand eingelassen war und häufig für Präsentationen genutzt wurde. Dort steckte sie den Speicherchip ein und startete die Wiedergabe. Zunächst sah man nur einen beleuchteten Boulevard der im Dunkel der Nacht lag. Nur wenige Passanten waren zu solch später Zeit noch unterwegs. Schließlich näherte sich vom Himmel ein Objekt mit hoher Geschwindigkeit. Als es näher kam erkannte Jackie das es sich dabei um ein Shuttle der Sternenflotte handelte. Der Flug schien nicht stabil, denn es schaukelte leicht nach links und rechts. Mit hoher Geschwindigkeit näherte es sich dem Boden. Schließlich schlitterte es funkensprühend
auf der Fahrbahn entlang. Mehrmals wurde auf eine andere Kameraperspektive
umgeschaltet. Nach ein paar hundert Meter blieb es wohl an einer Unebenheit im Boden hängen, driftete nach rechts ab und stieß gegen einen großen steinernen Sockel auf dem eine Statue stand. Die Kameraperspektive wechselte erneut und das Heck des Shuttle war zu sehen. Wenig später öffnete sich die Heckluke und heraus, kamen vier Personen. Besser gesagt sie wankten heraus, was auf einen hohen Alkoholkonsum schließen ließ. Hier bedauerte es Jackie, vor der Feier nicht auf die Verwendung von Synthehol in den Getränken bestanden zu haben. Gespannt wer wohl die vier Personen waren, die das Shuttle verließen, sah Jackie auf den Bildschirm. Zunächst war nur wenig zu erkennen, doch als sich die vier dem Schein einer Laterne näherten stockte ihr fast der Atem. Sie erkannte ihren Ersten Offizier, Commander Larsen mit einer Flasche in der Linken Hand.
Mit der rechten Hand schlug er Fähnrich Tivil, ihrem Steuermann, anerkennend auf die Schulter. Scheinbar lobte er ihn für die Bruchlandung. Doch Fähnrich Tivil gab nur ein blödes Grinsen von sich. Jackie bedauerte es das die Kameras keinen Ton aufgezeichnet hatten, und sie so nicht erfahren konnte was gesprochen wurde. Bei den anderen beiden Personen handelte es ich um ihren Sicherheitschef, Lieutenant Carlisle und ihre Schiffsärztin Dr. Linken. Die vier gingen so die Straße entlang, wobei Mr. Carlisle die Schiffsärztin stützte. An der nächsten Laterne hielt sich die Ärztin fest und übergab sich erst mal ordentlich, während Fähnrich Tivil daneben stand und scheinbar lachte. Kurze Zeit später war zu sehen wie die vier weiter gingen und in einem Gebäude verschwanden. Danach war die Wiedergabe beendet.

***

Jackie seufzte tief und nahm nach diesem Schock erst mal auf einem der Stühle Platz, die am Konferenztisch standen. Sie konnte sich das schändliche Verhalten ihrer Offiziere nicht erklären. Damit stellten sie die Sternenflotte in kein gutes Licht.
„Wo sind sie jetzt?“, fragte sie den Botschafter. „Aus der Bar, die sie betreten hatten, wurden sie kurze Zeit später wegen ungebührlichem Verhalten hinausgeworfen.
Danach wurden sie von den örtlichen Ordnungsbehörden wegen Sachbeschädigung in Gewahrsam genommen“, erklärte ihr der Botschafter, „ist es bei der Sternenflotte nicht so dass der Vorgesetzte für das Verhalten der Leute unter seinem Kommando verantwortlich ist?“
„Doch so ist es“, musste Jackie kleinlaut zugeben, „ich bitte Sie im Namen der Sternenflotte vielmals um Entschuldigung, so etwas wird sicher nicht wieder vorkommen, dafür werde ich persönlich Sorge tragen.“
Am liebsten wäre Jackie vor Scham im Boden versunken. Das würde sicher noch Konsequenzen haben, unter Umständen auch für sie.
„Ich nehme ihre Entschuldigung an“, sagte der Botschafter, „möchten Sie ihre Offiziere jetzt sehen?“
Was sollte denn diese Frage dachte Jackie und sah den Botschafter an.
Doch bevor sie Nein sagen konnte öffnete sich die Tür und Jackie wusste nicht wie ihr geschah. Völlig fassungslos stand sie da als sie sah wer da hereinkam. Fröhlich grinsend kam ihr Erster Offizier Commander Larsen herein. Ihm folgten die Schiffsärztin, Lieutenant Carlisle und der ganze Rest der Führungsoffiziere.
„Das sie sich noch hier rein trauen....“, begann Jackie empört wurde aber sofort von den anderen unterbrochen. „Überraschung. Alles Gute zum Geburtstag.“
Jetzt dämmerte es auch Jackie was für ein Tag heute war und dass sie von ihren Offizieren verschaukelt wurde. Im Stress der letzten Woche hatte sie glatt ihren eigenen Geburtstag vergessen. „Aber was ist denn mit der Aufnahme“, fragte Jackie verwirrt. „Die haben wir auf dem Holodeck erstellt“, nichts davon ist je passiert“, erklärte Lieutenant Carlisle fröhlich.
„Und Botschafter Borkal war bereit uns bei unserem Vorhaben zu unterstützen“, sagte Dr. Linken. Inzwischen hatte Fähnrich Washington eine Geburtstagstorte mit Kerzen auf den Tisch gestellt.
„Bei uns wird der Geburtstag nicht gefeiert, ich war neugierig wie bei den Menschen so ein Ritual abläuft“, erklärte der Botschafter. Jackie die sich inzwischen wieder von den beiden Schocks erholt hatte, war ihrer Besatzung nicht böse. Ehrlich gesagt war sie froh, das nichts von all dem passiert war was sie gesehen hatte. „Captain, hier habe ich noch eine Flasche von dem guten Wein, den Sie gestern Abend so gerne tranken“, sagte Fähnrich Tivil und stellte eine volle Flasche Wein neben die Geburtstagstorte. Mahnend flüsterte er ihr zu: „Sein Sie aber vorsichtig, das ist ein Teufelszeug.“ Jackie bedankte sich, jetzt wusste sie auch woher ihre Gedächtnislücken kamen.
„Captain Sie müssen noch die Kerzen auspusten“, forderte Fähnrich Washington.



ENDE
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