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Morningdawn

von Olli

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T'Pol lag in ihrem leeren Bett als sie aufwachte. Für eine Sekunde fragte sie sich, ob es nur ein Traum gewesen war, was letzte Nachte geschehen war. Was sie empfunden hatte, als sie Hoshi berührt hatte, der Kuss und… was dann geschehen war. Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Nein, entschied sie, es war kein Traum gewesen. Sie wusste es einfach, außerdem spürte sie es an ihrem Körper und konnte es sogar riechen. Als sie sich aufsetzte und das Laken um ihre bloßen Schultern raffte, konnte sie es auch in ihrem Quartier sehen: ein blauer Sternenflottenoverall lag auf dem Boden, Unterwäsche, Socken und Schuhe waren im Raum verstreut, ebenso wie ihre eigenen Sachen. Aber wo war Hoshi, fragte sie sich. Im nächsten Moment beantwortete das Geräusch von laufendem Wasser aus dem Bad die Frage.

T'Pol betrachtete das Durcheinader und seufzte still. Was letzte Nacht geschehen war… war falsch! Sie hätte es nicht erlauben dürfen! Aber warum hatte sie? Was gestern noch so richtig schien, war ein Fehler, wusste T'Pol nun. Sie war Hoshis Vorgesetzte! Es war gegen die Vorschriften! Sie war eine Vulkanierin! Es war gegen die Traditionen ihres Volkes! Sie musste mit Hoshi sprechen, ihr sagen, dass sie diese Beziehung nicht fortsetzten konnten. Aber wie sollte sie es ihr sagen? Es würde die junge Frau verletzten und T'Pol wollte gerade das nicht.

Sie stand auf und zog einen Bademantel an, dann begann sie aufzuräumen. Sie legte Hoshis Sachen auf einen Stuhl und sammelte dann ihre eigene Kleidung auf. Langsam und methodisch begann sie, die Bettwäsche zu wechseln. Mit ihren Händen auf Autopilot, dachte sie darüber nach, wie sie Hoshi zurückweisen konnte, ohne sie zu verletzten und so bekam sie nicht mit, wie die Tür zum Bad sich leise zischend öffnete und Hoshi den Wohnraum betrat.

Die junge Frau hatte ein großes Badetuch um ihren Körper geschlungen und schlich sich auf bloßen Füssen an T'Pol heran. Sanft schloss sie ihre Arme um die Vulkanierin, küsste sie auf die Spitze ihres Ohres und lehnte dann ihr Kinn auf T'Pols Schulter. „Morgen, Geliebte“, flüsterte sie.

Die Vulkanierin brachte es nur mit Mühe fertig, sich zu beherrschen und nicht zu erzittern. Dasselbe Gefühl wie gestern Abend, als Hoshi sie berührt hatte, war wieder da. `Geliebte´, dachte T'Pol, sie musste das beenden, bevor sich Hoshi noch mehr in diese Sache hineinsteigerte, dann würde es für die junge Frau nur noch schmerzlicher, wenn T'Pol sie zurückwies.

„Hoshi“, sagte sie und drehte sich um. Sie fasste die andere Frau bei den Schultern und zwang sie sanft aber bestimmt einen Schritt zurückzuweichen. „Ich bin kein Mensch, wir können nicht…“

Hoshi legte ihren Finger auf T’Pols Lippen. “Ich möchte dir etwas sagen, bitte.”

T'Pol sah in Hoshis Augen und nickte.

“Ich weiß, dass du kein Mensch bist”, sagte Hoshi und lächelte. „Ich weiß, dass du in einer völlig anderen Kultur aufgewachsen bist und die Dinge anders siehst als Menschen das tun. Ich weiß, dass du eine Vulkanierin bist. Ich kann es sehen und ich fühle es, wann immer ich dich berühre. Ich weiß, dass du mir deine Gefühle nicht in derselben Weise zeigen kannst wie ein Mensch das könnte… du hast doch Gefühle für mich?“

T'Pol tat, was sie vor so langer Zeit gelernt hatte: sie analysierte sich selbst. Ja, sie hatte Gefühle für Hoshi. Vulkanier kontrollieren ihre Gefühle - aber um etwas zu kontrollieren muss man es erst einmal haben! Im Moment hatte sie die Kontrolle aber das änderte nichts an der Tatsache, dass diese Gefühle da waren. Sie hatte niemals zuvor so empfunden. Was dem am nächsten kam waren die Gefühle, die sie hatte, als sie als Kind von ihrer Mutter oder ihrem Vater im Arm gehalten worden war.

Aber ihre Gefühle für Hoshi unterschieden sich auch von diesen Erinnerungen.

Sie bemerkte Hoshis erwartungsvollen Ausdruck und nickte wieder.

Die junge Frau lächelte wieder und fuhr fort. „Ich weiß, dass wir uns nie in der Messe küssen werden, und ich weiß, dass wir uns nie während eines Kinoabends bei den Händen halten werden. Aber ich bin bereit all das zu akzeptieren, wenn du meine Liebe für dich akzeptieren willst.

„Wie kannst du das akzeptieren?“, unterbrach T'Pol. „Ich kenne deine Erwartungen an eine romantische Beziehung.“ Sie erinnerte sich an die Filmszenen, die Hoshi ihr als romantisch beschrieben hatte.

„Zu wissen, dass du Gefühle für mich hast, ist genug für mich. Ich verspreche, dass ich dich in der Öffentlichkeit niemals in Verlegenheit bringen werde. Ich weiß, dass das sehr schwierig für dich sein muss. Wir gehören verschiedenen Spezies an und du bist meine Vorgesetzte. Ich denke, dass wird auch für mich nicht einfach sein - aber wenn du bereit bist, es zu versuchen, dann bin ich s auch.“

T'Pol war wie erstarrt. Sie hätte niemals angenommen, dass Hoshi bereit war, so weit zu gehen! Wenn Hoshi sie ohne Einschränkung als Vulkanierin akzeptieren konnte und bereit war sich selbst in dieser Weise zurückzunehmen, wie konnte sie die andere Frau dann zurückweisen? Wenn Hoshi bereit war das für sie zu tun, dann konnte T’Pol auch ihre Gefühle für die andere Frau akzeptieren. Dann dachte sie an die Vorschriften: gleichgeschlechtliche Beziehungen wurden heutzutage in der menschlichen Gesellschaft nicht mehr tabuisiert. Die Sternenflotte war auch nicht die streng reglementierte Organisation, die das Militär der Erde vor hundert Jahren gewesen war. Und die vulkanischen Traditionen… waren Traditionen, keine Gesetzte!

„Ich werde nicht versuchen, dein Verhalten zu ändern oder dich zwingen mehr menschlich zu werden. Ich liebe dich so, wie du bist und nicht als Mensch mit spitzen Ohren“, erklärte Hoshi. Dann schwieg sie und wartete auf T’Pols Antwort.

Die Vulkanierin sah Hoshi an. Sie sah in ihrem Gesicht viele Emotionen widergespiegelt: Hoffnung, Furcht und Liebe. T'Pol konzentrierte sich auf diesen letzten Ausdruck, von dem sie annahm es sei Liebe. Niemals zuvor in ihrem gesamten Leben hat sie irgendjemand so angesehen. „Vie-“, da war irgendetwas in ihrer Kehle und T'Pol musste schwer schlucken. „Vielleicht können wir… es versuchen?“, flüsterte sie. „Vielleicht für ein paar Wochen, um zu sehen, ob es funktioniert?“

„Das wäre großartig”, sagte Hoshi und trat wieder auf T’Pol zu. Sie umarmte die Vulkanierin und küsste sie. Ohne zu zögern erwiderte T'Pol den Kuss. Er war weich und gefühlvoll, nicht mehr als ein hauchzartes berühren der Lippen aber T'Pol zog Hoshi in eine feste Umarmung an sich. Nach einigen Momenten unterbrach Hoshi den Kuss und flüsterte in T’Pols Ohr, „das wäre großartig, Geliebte.“

„Wir müssen uns anziehen. Wir müssen in einer halben Stunde auf der Brücke sein“, sagte die Vulkanierin schließlich und streichelte zart über Hoshis Wange.

„Du hast Recht”, sagte Hoshi und trat zurück. Als sie zum dem Stuhl hinüberging, auf dem T'Pol ihre Kleider abgelegt hatte, sah ihr die Vulkanierin nach. T'Pol genoss den Anblick, als das Handtuch langsam über Hoshis zarte Kurven zu Boden glitt und sie mit natürlicher Grazie begann, sich anzuziehen. Plötzlich erwiderte die junge Frau den Blick und der Zauber war gebrochen. T'Pol ging zum Bad hinüber, als die Tür sich öffnete drehte sie sich noch einmal um. „Hoshi?“

„Mmmhh?“, nuschelte sie, während sie mit ihrem Overall kämpfte und sich bemühte, ihn über ihre Schultern zu ziehen.

„Warum sind Menschen so fasziniert von unseren Ohrspitzen?“

Ende
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