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What will be?

von Trini

Kapitel 1

Ich starre auf das Padd vor mir, immer und immer wieder. Wie oft habe ich es schon gelesen? Unzählige Male muss es wohl gewesen sein, denn ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern.
Ich verspürte von Anfang an eine Unsicherheit, als ich den Namen des Absenders las: Mark Johnson. Die Gewissheit, dass für meinen Verlobten das Leben im Alphaquadranten weiterging, hatte mich die ganze Zeit hier im Deltaquadranten verfolgt. Doch ich habe es mir nie eingestehen wollen, weil es so vieles erleichterte. Aber nun habe ich es schwarz auf weiß. Jetzt kann ich nicht mehr vor mir davonlaufen.

Ich begebe mich zum Bereitschaftsraum, um Captain Janeway wegen der wichtigen taktischen Informationen aufzusuchen. Sie bittet mich herein und meint abgelenkt: „Mister Tuvok?“ Wenn ich die Situation richtig einschätze, so versucht sie negative Emotionen zu verbergen, Emotionen, die möglicherweise durch den Brief, welchen sie aus dem Alphaquadranten erhalten hat, ausgelöst werden.
Ich spreche sie nicht darauf an. Es ist an ihr zu reden. Wenn Menschen ein Bedürfnis zum Reden über Emotionen haben, dann tun sie das. Das war eines der Dinge, die ich auf der Sternenflottenakademie lernte, als ich das erste Mal unter Menschen lebte. Letztendlich bin ich auch nicht der richtige Ansprechpartner für menschliche Gefühlsregungen.
Der Captain leitet das Gespräch in eine berufliche Richtung. Ich erstatte ihr Bericht, doch ich werde kurz darauf von Commander Chakotay unterbrochen, der eilig den Bereitschaftsraum betritt. Als er mich erblickt, stockt er und ist offensichtlich verwirrt. Meine Anwesenheit scheint mit hoher Wahrscheinlichkeit seinem Anliegen, Kathryn Janeway aufzusuchen, im Wege zu stehen. Aus diesem Grunde beende ich das Gespräch mit dem Captain und lasse die beiden allein.

Lt. Commander Tuvok läuft an mir vorbei und ich bin erleichtert, endlich ein ungestörtes Gespräch mit Kathryn führen zu können.
Doch fürs erste stelle ich mich direkt vor ihren Schreibtisch und erstatte ihr Bericht. Sie schaut mich mit sanftem Blick dabei an, durchdringt mich förmlich mit ihren blauen Augen. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht den roten Faden im Statusbericht zu verlieren. Wann hat sie mich das letzte Mal mit so einem Bedauern angesehen? Auf der Neuen Erde?
Als ich meinen Bericht beende, fragt sie mich, ob ich gern einen Kaffee hätte. Ich nehme ihr Angebot dankend an und bin froh, dass sie diejenige gewesen ist, die zuerst einen persönlichen Ton in unserem Gespräch angeregt hat.
„Wie viel Zucker?“, sieht sie mich fragend an und ich versinke aufs Neue in dem tiefen Blau ihrer wunderschönen Augen. Was ist nur heute mit mir los? „Zwei Stück...“, meine ich lächelnd und versuche, mir nichts von meinen Gefühlen anmerken zu lassen und mich für den Rest des Gespräches zu konzentrieren.

Lachend schaue ich in Chakotays braune Augen und erwidere: „Zwei Stück Zucker?“ Nur nebenbei laufe ich zur Couch und schenke ihm eine Tasse ein.
„Wissen Sie eigentlich, dass Sie zuviel von dem Zeug trinken? Wenn ich mich nicht irre, ist das Ihre dritte Tasse heute morgen!“, neckt er mich. Das ist der Chakotay, wie ich ihn kenne! Ständig besorgt, dass ich über meine Stränge schlage. „Die Vierte“, berichtige ich ihn, nehme aber zur Kenntnis, dass er mich wohl den ganzen Morgen bewusst beobachtet haben musste, „und an einem Tag wie heute bestimmt nicht die Letzte.“ Euphorisch stelle ich mich mit gekünstelter Heiterkeit vor den Tisch und halte einen Vortrag über Kaffee. Darüber amüsiert nimmt er Platz. Wir haben ein kurzes Gespräch über den vergangenen Tag, die Reaktion der Crew, die nun die Postverteilung wieder missen muss, die geplante Party von Neelix..., doch dann ist Ruhe. Keiner wagt es, noch ein Wort zu reden.
„Wie geht es Ihnen denn?“, fragt er plötzlich und durchbricht die Stille. Ich weiß genau, worauf er hinauswill. „Fabelhaft“, versuche ich auszuweichen, gar nicht Marks Brief anzusprechen. Warum fürchte ich mich so davor?
Er beginnt wieder zu reden, die vergangenen Tage zusammenzufassen: neue Feinde, eine verschlüsselte Botschaft der Sternenflotte, und... „Sprechen Sie es ruhig aus“, unterbreche ich ihn. „Darüber hinaus lässt der Ex von sich hören. Ich war wirklich überrascht.“
Mein Herz fängt an, mir bis zum Halse zu schlagen, als ich merke, dass er näher rückt. Er berührt mich zwar nicht, aber ich fühle diese Spannung in der Luft. Kann ich ihn wirklich verletzen, uns beide diesen Schmerz weiter ertragen lassen für den Rest unseres weiten Weges in die Heimat?
Augenblicklich werde ich mir wieder meiner Position als Captain bewusst. PROTOKOLL! Die Situation wäre so einfach, wenn ich nicht Captain und er nicht mein Erster Offizier wäre. Ich kann nicht objektiv ein Schiff kommandieren, wenn einer meiner Offiziere mein Geliebter ist.
Doch verlangt das Sternenflottenprotokoll nicht unmenschliche Dinge von mir? Es ist nicht gerecht, vielleicht siebzig Jahre dazu verdammt zu sein, meine Gefühle zu leugnen. Allerdings ist das Protokoll alles, was uns außer diesem Schiff und unseren Uniformen noch von der Sternenflotte geblieben ist. Ich kann mich nicht ohne weiteres von ihm trennen.

Kathryn schaut mich traurig an. Ich kann ihren innerlichen Kampf spüren - ein Kampf zwischen dem Captain und der Frau in ihr, die sich endlich nach Freiheit sehnt. Ich muss etwas unternehmen, ich muss sie berühren, muss die wenigen Zentimeter, die uns noch voneinander trennen, überbrücken. Doch ich traue mich nicht.
„Was wird passieren, Chakotay?“, flüstert sie eindringlich durch den Raum und kommt mir mit ihrem Gesicht so nahe, dass ich ihren Atem auch meiner Wange spüren kann. Ich fühle mich wie benebelt von dieser Nähe und wage es nicht, nur ein Wort zu sagen. „...Soll ich meinen Gefühlen nachgeben, soll ich weiter am Protokoll festhalten. Was?“, fragt sie mich verzweifelt.

Ich schaue ihn erwartungsvoll an. Das, was ich gesagt habe, war eindeutig gewesen. 'Sag etwas', schreit es verzweifelt in mir und tatsächlich, Chakotay setzt zum Reden an. „Du hast viel Zeit, darüber nachzudenken.“
Er überlässt mir die Entscheidung... Einerseits bin ich enttäuscht, andererseits hätte ich nichts anderes erwarten können. Ich bin der Captain, er mein Erster Offizier. Es ist an mir, diese Entscheidung für uns beide zu treffen. Doch bin ich wirklich in der Lage dazu?
Chakotay atmet tief durch und ein warmer Hauch breitet sich auf meinen Wangen aus. Wir sind so nahe, dass ich nicht glauben kann, dass noch eine Wand zwischen uns stehen sollte. Instinktiv schließe ich meine Augen und schalte meinen Verstand ab. Ich lasse mich nur noch von meinen Gefühlen leiten.

Es trifft mich wie ein Blitz, als ich plötzlich ihre Lippen auf den meinen spüre. Nicht lange muss ich darüber nachdenken und erwidere den Kuss zurückhaltend. Meine Hand wandert über Kathryns Rücken bis zu ihrem Nacken. Als ich sie zu mir ziehe, entfährt ihr ein leichtes Seufzen, während sich sanft unsere Lippen aneinanderschmiegen, unsere Zungen schüchtern den Mund des anderen erforschen.
Ich fühle, wie auch ihre Hand in meinen Nacken wandert und mich fest bei sich hält, unwillig, mich jemals wieder gehen zu lassen. Wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet?

Es dauert eine Ewigkeit, ehe sich unsere Lippen wieder voneinander trennen. Atemlos verharren wir Stirn an Stirn. Meine Hand fährt von seinem Nacken zärtlich über seine Wange zu seiner Schläfe und zeichnet dort die Umrisse des geheimnisvollen Tattoos nach. Könnte dieser Moment doch nie enden...
Wir küssen uns erneut, leidenschaftlicher, stürmischer, so dass ich vollkommen benebelt werde. Seine Lippen weichen von meinem Mund zeichnen eine feuchte Spur bis hin zu meinem Nacken. Ein leichtes Kribbeln durchfährt meinen Körper, als er an meinem Ohrläppchen knabbert, mir zarte Worte ins Ohr säuselt. Ich spüre seine Erregung und bin selbst ganz im Rausch seiner Liebkosungen gefangen.
Dann hört er abrupt auf und blickt fragend in meine Augen. Er will mehr. Ich beantworte seine unausgesprochene Frage mit einem Nicken, entledige ihn seiner Uniformjacke und drücke ihn sanft nach hinten in die Sitzkissen ...

Aufgeregt laufe ich hin und her, bediente vereinzelte Gäste. Es ist manchmal ganz schön anstrengend, der Moraloffizier zu sein.
Die ganze Crew ist bereits zu meiner improvisierten Party versammelt und es fehlen nur noch Captain Janeway und Commander Chakotay. Leider kann ich sie nicht via Interkom erreichen. Tom Paris meinte, sie werden wohl eine private Party veranstalten. Leider habe ich keine Ahnung, was er mir damit sagen will, aber ich bin sicher, er wird es mir im Laufe des Abends noch unterbreiten.
Mit einem Toast lasse ich das Fest beginnen. „Auf das wir noch eine schöne gemeinsame Zeit verbringen, bis wir die Lieben im Alphaquadranten wieder in die Arme schließen können..."

Ende
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