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Aftereffect

von eyes_TP

Kapitel #1

Er wünschte, sie würde sich auf ihn werfen, wie sie es in den Höhlen getan hatte. Der harte Fels in seinem Rücken. Ihre wohlige Wärme an seinem Bauch. Ihr heißer Atem in seinem Gesicht. Die Möglichkeit seine Lippen auf ihre zu pressen. Er wollte auf ihr Bitten eingehen, ihr Flehen. Wie sehr hatte er es gewollt. Sie war so nah, hatte ihm angeboten, was er sich so lange erträumt hatte.
Endlich.
Endlich wollte sie es auch. Dieses Mal würde er sie nicht abweisen.
„B‘Elanna!“
Es war ihm zwischen seinen zusammen gepressten Lippen entwichen. Er hoffte, sie hatte es nicht gehört.
Tom drückte sich nochmal mit aller Kraft vorwärts. Seine Gedanken an ihren heißen Körper unter ihm brachten ihn an die Schwelle. Ihre Hände auf seinem Rücken, welche seinen Rhythmus mittrugen.
Tom kam.
Seine Muskeln spannten sich an. Ließen seinen Körper erst in wohliger Wärme und dann in erhoffter Erschöpfung zurück. Nur seine Gedanken blieben rastlos. Er ließ sich vorsichtig sinken.
Tom hielt die Augen noch fest geschlossen.
Er unterdrückte den Drang, sie an sich heranzuziehen. Seine Arme um sie zu schlingen und sie fest an sich zu drücken. Von ganz unten in seinem Unterbewusstsein drang die Realität hervor.
Nur noch ein kleines bisschen, bat er. Er wollte sich nur noch ein kleines bisschen dem Gefühl hingeben.
„Wahnsinn. Was ist denn in dich gefahren?!“ Die Stimme von Jenny Delaney drückte sich unsanft in seine Fantasie und holte ihn zurück. In sein Quartier. In sein Bett. Er rollte sich vorsichtig von ihr herunter.
Sie hatten sich nichts versprochen, außer einfacher körperlicher Befriedigung. Doch heute war es anders gewesen. Er war anders. Heute war er leidenschaftlicher, hatte ihr mehr Aufmerksamkeit geschenkt als sonst. Er hatte ihren Körper erkundet, als würde er heute zum ersten Mal mit ihr schlafen. Als würde sich seine Welt nur um sie drehen. Und das war ihr natürlich nicht entgangen.
Er sah ihren fragenden Blick, drehte sich weg und sah an die Decke seines Quartiers. Er war nicht bereit Jenny von dem Höhlen zu erzählen, von B’Elanna, fest an ihn gedrückt. Wie gerne er ihr nachgegeben hätte. Wie er es zum ersten Mal in seinem Leben nicht getan hatte. Wie konnte man sich gleichzeitig für etwas hassen und wissen, dass man das Richtige getan hatte?
Jenny würde das alles in den offiziellen Missionslogbüchern lesen können. Er hoffte, dass Chakotay und Tuvok nicht zu tief ins Detail gegangen waren. Tom wollte gar nicht wissen, wie B’Elanna reagieren würde. Er jedenfalls, hatte eine Menge ausgelassen und sich nur vage über B‘Elannas Zustand geäußert. Aber Jenny würde eins und eins zusammenzählen und wahrscheinlich die richtigen Schlüsse ziehen, mit wem er gerade geschlafen hatte.
„Ich gehe noch kurz duschen.“ Jenny stand auf und ließ Tom im Bett zurück. Auch wenn Sie miteinander schliefen, mehr würde es nicht sein.
Tom war gut im Bett. Er wusste, wie er mit Frauen umgehen musste. Obwohl sie nicht mehr waren als Freunde, die gelegentlich miteinander schliefen, war Tom ein guter Liebhaber. Aber so wie heute hatte er sie noch nie behandelt. So wünschte sie sich, würde Harry Kim sie anschauen. Würde jeden Zentimeter ihres Körpers erforschen. Aber Harry hatte eindeutig kein Interesse an ihr.
Sie stieg in die Schalldusche und ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand sinken.
Die Geschichte ihres Lebens. Harry war nicht der Erste und er würde nicht der Letzte sein. Egal, wie gut es in einer ihrer angehenden Beziehungen lief, am Ende landeten alle bei Megan. Megan hatte eine gewisse Eleganz, ein gewisses Feuer, welches sie, trotz ihres Zwillingsdaseins waren, einfach nicht besaß.
Manchmal fühlte sie sich plump neben Megan. Etwas weniger hübsch, etwas weniger kultiviert und oft einfach zu hitzig. Sie liebte ihre Schwester und ihre Schwester liebte sie. Aus diesem Grund hatte Megan nie eine Beziehung mit einem der Männer angefangen, für die Jenny sich interessierte. Jenny konnte sich glücklich schätzen, auch wenn sie sich manchmal fragte, ob Megan nicht selbst ihre eigenen Gefühle unterdrückte.
Doch. Eigentlich wusste sie, dass Harry Kim auch bei Megan tiefe Gefühle ausgelöst hatte. Jenny war sich am Ende gar nicht mehr sicher, wer von Ihnen beiden, zuerst Interesse an Harry hatte. Aber am Ende hatte Megan ihn abgewiesen, sobald sie merkte, dass Jenny gleichermaßen Zuneigung für ihn hegte.
Jenny verließ die Schalldusche und griff sich eines von Toms Handtüchern auf der kleinen Kommode. Langsam trocknete sie sich ab.
Vielleicht sollte Sie mit Megan sprechen. Ihr und Harry nicht mehr im Weg stehen.
Tom setzte sich in seinem Bett auf.
B‘Elanna faszinierte ihn nun schon so lange, aber bisher hatte Sie ihn sehr deutlich abgewiesen. Ihn glauben lassen, dass sie kein Interesse hatte. Aber nun war er sich sicher, dass es nicht nur das Pon Farr gewesen war, das B’Elannas Körper vor Erregung in seine Arme getrieben hatte. Zumindest hoffte er das.
B‘Elanna hatte ihn nach klingonischen Bräuchen markiert. Ihn zu ihrem Partner gemacht, zu ihrem Liebhaber. Tom wusste, dass Klingonen diese Art von Markierung nicht leichtfertig vergaben. Besonders B’Elanna würde das nicht tun. Es war ein Versprechen für etwas Bedeutsames. Er hatte das Gefühl des hitzigen, herausfordernden Schmerzes noch immer in seiner Wange. Der angenehme Druck ihres an ihn gepressten, vor Erregung heißen Körpers. Ihre flehenden Worte in seinen Ohren, ihren heißen Atem an seinem Gesicht.
Tom berührte seine Wange bei der Erinnerung. Er konnte ihren Biss immer noch spüren, obwohl der Doctor jeden Hinweis darauf mit dem Hausgenerator beseitigt hatte.
Jenny kam aus der Dusche. Sie hatte sich in ein Handtuch gewickelt. Ihre Kleidung lag verstreut neben dem Bett. Ihre langen Haare fielen über ihre Schultern. Sie sah Tom auf dem Bett sitzen. Seine Finger an seine Wange gelegt. Er wirkte gedankenverloren.
„Tom, was ist los?“ Er reagierte leicht. Er hatte sie also gehört. Aber er antworte ihr nicht. Blickte immer noch in sich gekehrt gerade aus. Sie setzte sich ihm gegenüber. Genau ins Blickfeld. Es dauerte noch einen Moment und dann sah er sie an. Schweigend.
Okay, offensichtlich bekam sie so keine Antwort. Sie versuchte es offensiver.
„Du hast ihren Namen gesagt.“ Sie sagte das ohne Vorwurf in der Stimme.
Tom schaue sie an, ließ seine Hand von seiner Wange sinken und nahm Jennys Hände in seine.
„Ja, das habe ich wohl.“ Jenny konnte Toms Gefühle für B’Elanna in seinen Augen sehen.
Er hielt ihren Blick mit seinem fest. „Es tut mir leid.“ Er meinte es ernst. Er wollte ihr nicht weh tun.
Aber Jenny spürte keine Eifersucht. Er war immer ehrlich zu ihr gewesen. Er gab ihr das, was sie brauchte, wenn kein anderer da war. Wenn die Einsamkeit wieder unerträglich wurde. Wenn ihre Verzweiflung, wenn sich der Gedanke, nicht nach Hause zu kommen in ihren Kopf und ihren Körper bohrte, sie lähmte. Wenn ihre eigenen Gefühle für jemand anderen nicht erwidert wurden. Ihre Gedanken bei Harry waren und sie des nachts wachhielten. Harry, welcher an ihrer Seite liegend ihr all die Geschenke machen sollte, die Tom ihr stets machte. Nur aus den richtigen Gründen. Aus Liebe.
Tom wusste es. Er wusste davon und kannte ihre Gefühle für Harry.
Sie suchte ihre Sachen zusammen und zog sich schweigend an. Tom rührte sich währenddessen nicht. Sie ging noch einmal zu seinem Bett und beugte sich zu ihm hinunter. Sanft berührten ihre Lippen seine Wange. „Sie ist es wert.“ flüsterte Jenny. Dann verließ sie sein Quartier. Nicht wissend, ob er sie jemals wieder in sein Bett bitten würde.
Tom wusste es. Er war sich sicher, dass B’Elanna in seinen intimsten Gedanken auf ihn warten würde, egal mit wem er schlief. Jenny hatte Ehrlichkeit verdient. Auch wenn das bedeutete, dass sie heute das letzte Mal gegenseitig ihre Bedürfnisse befriedig, ihre Unzulänglichkeiten vergessen und ihre Verzweiflung geteilt hatten.
Jenny hatte recht, B’Elanna war es wert. Er hatte sich aus den richtigen Gründen in den Höhlen verweigert. Nun würde er sich aus den richtigen Gründen ihren Respekt verdienen. Egal wie sehr sie ihn herausfordern würde. B‘Elanna hatte ihm die Tür einen spaltbreit geöffnet. Sie hatte ihm gestanden, was er bisher für unmöglich gehalten hatte.
Was wäre passiert, wenn er es einfach zugelassen hätte? In den Höhlen? Wenn sie miteinander geschlafen hätten? Tom hätte es mit der Auflösung des Pon Farrs begründen können.
Er hatte vor den Höhlen seine Chance gehabt. Ganz offiziell. Mit der Freigabe seiner Vorgesetzten. Tom schüttelte bei dem Gedanken an die absurde Situation langsam den Kopf.
Aber das war es nicht, was er wollte. Tom wollte sie. Er wollte sie zu solch einer Erregung bringen, ohne Pon Farr. Ohne den Einfluss eines vulkanischen Paarungsrituals. Er wollte sie an den Punkt bringen, an dem sie in den Höhlen war und darüber hinaus. Durch ihn. Tom wollte, dass B'Elanna ihn wollte.
Der Sex mit Jenny hatte ihn körperlich erschöpft. Aber die erneut aufkeimende Erregung, wenn er an B‘Elanna dachte, konnte er nicht zurückdrängen. Doch er wollte mehr als Sex. Er wollte sie in seinen Armen spüren. Tom würde alles versuchen. Er würde sie aus ihrer Reserve locken. Irgendwann würde B’Elanna wiederholen, was sie zu ihm in den Höhlen gesagt hatte. Hoffentlich.
Draußen lief Jenny durch den Korridor zu ihrem Quartier zurück. Sie würden die nächsten 70 Jahre auf diesem Schiff verbringen und ihre Schwester hatte ein Recht darauf glücklich zu sein. Sie würde mit Megan sprechen. Auch, wenn das bedeutete, dass Sie Harry vergessen musste, obwohl er immer in ihrer Nähe sein würde. Direkt vor ihren Augen, mit Megan.
Jenny atmete tief durch. Sie musste Megan von dieser Art der stillschweigenden Vereinbarung entbinden. Sie musste Harry Kim aufgeben.
Sie setzte zielstrebig den Weg in ihres und Megans Quartier fort. Sie musste ihr eigenes Leben finden und wer weiß, wahrscheinlich müsste ein Freddie Bristow jetzt auf andere Gedanken gebracht werden.
 

Fin

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