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Das Geheimnis von K-5

von Chris Pike

Kapitel #1

Logbuch des Captains, Sternzeit 2570,1: Vor einer Stunde hat die Enterprise einen Notruf von der Deep Space Station K-5 erhalten. Nach wenigen Sekunden brach die Verbindung jedoch ab. In höchster Alarmbereitschaft hat die Enterprise eine Umlaufbahn um die Station eingenommen. Eine erneute Kontaktaufnahme mit dem Stationspersonal war nicht möglich. Ein gründlicher Scan hat ergeben, dass die Lebenserhaltungssysteme funktionieren. Um dem Notruf nachzugehen, habe ich mich mit einem Team, bestehend aus dem Schiffsarzt Dr. Philipp Boyce, dem Wissenschaftsoffizier Lieutenant Spock, dem Sicherheitschef Lieutenant Michael Grey und den Sicherheitsoffizieren Ensign Lavell und Ensign Voronik auf die Kommandobrücke der K-5 Station gebeamt.“ 

„Raum sichern!“, wies Grey die Sicherheitsoffiziere sofort nach dem Materialisieren an. Die Ensigns Lavell und Voronik aktivierten die Lampen an ihren Phasergewehren und schwärmten aus. 

Chris sah sich irritiert um. Trotz der schummrigen Lichtverhältnisse konnte er eines mit Gewissheit sagen: „Das ist nicht die Kommandozentrale.“ Brummend drehte er sich einmal um die eigene Achse und zog seinen Kommunikator hervor. 
„Pike an Enterprise.“ 
„Hier Una, Captain“, meldete sich sein Erster Offizier. 
„Nummer Eins, lassen Sie Mr. Kyle nochmals die Transportkoordinaten überprüfen. Derweilen versuchen wir herauszufinden, wo wir gelandet sind.“ 
„Einen Moment, Sir“, sagte Una. Dann trennte sie ein statisches Rauschen. 

„Was sagt der Trikorder, Mr. Spock?“ Chris war nicht wohl bei dieser Sache. Ein Notruf, der wenige Stunden später komplett unbeantwortet blieb, ein Transporterfehler und niemand, der Licht ins Dunkel bringen konnte. 
„Laut dem Lageplan, der kurz vor unserem Transport auf dem Trikorder aktualisiert wurde, befinden wir uns drei Decks unterhalb der Kommandozentrale. Es müsste sich hierbei um eine Art Material- oder Vorratslager handeln.“ 

„Alles sauber, Sir“, teilten die Ensigns vorschriftsmäßig ihrem Vorgesetzten mit. 

„Captain“, meldete sich Una erneut, „laut Chief Kyle müssten sie sich in der Kommandozentrale befinden.“ 
„Wenn ich zurück komme und die Brücke sieht so aus wie dieser Raum, werde ich sauer.“ Chris räusperte sich und wurde wieder ernst. „Laut Mr. Spock befinden wir uns in einem der Lagerräume, drei Decks unterhalb der Kommandozentrale. Haken wir das ab, Nummer Eins. Viel wichtiger ist, hatten sie Erfolg, was eine Kontaktaufnahme angeht?“ 
„Leider …in Cap…“ 
„Una? Una wiederholen Sie! Die letzte Nachricht kam nicht richtig an.“ 

Wie aufs Stichwort flackerte die spärliche Wandbeleuchtung und erlosch. Chris steckte den Kommunikator an den Einsatzgürtel, hob das Phasergewehr und aktivierte die Lampe. Doch diese schien defekt zu sein. Gleichzeitig erloschen die Lampen an den Phasergewehren der Ensigns. 
Ein eiskalter Windstoß zerschnitt die stehende Luft. Das ist unmöglich, schoss es Chris durch den Kopf. Hier konnte kein Wind entstehen! Ein Krachen und Quietschen ließ ihn den Atem anhalten. Trotz der Dunkelheit versuchte er angestrengt etwas aus der Richtung des Lärms zu erkennen. 

Die Lampen an den Phasergewehren flackerten auf. Zusammen mit der Wandbeleuchtung aktivierten sie sich wie von Geisterhand. Chris hatte gar nicht bemerkt, dass er bis jetzt die Luft angehalten hatte. Erleichtert atmete er aus. 
„Sind alle in Ordnung?“, fragte er und warf einen prüfenden Blick in die Runde. 
Leises Gemurmel ertönte und bestätigte, dass niemand verletzt war. Chris nickte und fragte: „Mr. Spock, was genau haben wir hier gerade erlebt?“ 
Der Halbvulkanier warf einen Blick auf seinen Trikorder. „Es tut mir leid, Captain, der Trikorder hat während der letzten Minuten nicht aufgezeichnet.“ 
„Und ihre Meinung?“ 
„Mh“, sagte Spock und hob fasziniert seine rechte Augenbraue. „Ich muss gestehen, ich habe keine Erklärung. Das was wir soeben erlebt haben ist unmöglich.“ 
Chris stimmte mit einem stummen Nicken zu. 

„Captain …“, begann Spock erneut. „Wenn ich vorschlagen dürfte, als nächstes die Kommandozentrale aufzusuchen? Vielleicht finden wir dort Antworten.“ 
Chris nickte. „Na schön, machen wir uns auf den Weg. Ich möchte pünktlich zum Abendessen zu Hause sein.“ 
Ensign Voronik verzog seine Lippen zu einem schmalen Lächeln, während Ensign Lavell nervös von einem Fuß auf den anderen trat. 


Chris hob das Phasergewehr und nahm es in Anschlag. Dann trat er ein paar Schritte nach vorne. Behutsam ging er auf die Tür zu, die noch vor wenigen Minuten das Krachen und Quietschen verursacht hatte. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. 

Er ließ seinen Blick prüfend von links nach rechts gleiten. Der Gang war zu beiden Seiten leer. „Okay, gehen wir“, sagte Chris über seine Schulter in den Lagerraum hinein. „Lieutenant Spock, zu mir. Ensign Lavell, Sie bleiben zusammen mit Dr. Boyce in der Mitte, Lieutenant Grey und Ensign Voronik, sie bilden die Nachhut.“ 

Auf dem Weg zum Turbolift brach Chris die Stille. „Spock, sagen Sie mir bitte, dass ihr Trikorder Lebenszeichen empfängt.“ 
Der Halbvulkanier überprüfte erneut die Anzeige seines Trikorders. Chris warf ihm einen gespannten Blick entgegen. 
„Ich kann lediglich die Lebenszeichen des Landetrupps empfangen“, antwortete Spock. 
„Das ist unmöglich“, warf Chris ein. 
„Nicht unbedingt, Captain“, berichtigte Spock. „Es könnte sich eine Störquelle an Bord befinden, die eine Messung über mehrere Ebenen verhindert. Nachdem wir uns auf der Lagerebene befinden, ist es nicht auszuschließen, dass sich hier derzeit niemand aufhält.“ 
„So etwas sollte es nicht …“ Ein leises Poltern unterbrach Chris mitten im Satz. Er blieb abrupt stehen. Seine linke Faust schnellte in die Höhe. Mit diesem Zeichen wies er die anderen an, stehen zu bleiben und sich ruhig zu verhalten. 

„Was ist das?“, fragte Lavell während er sich nervös umsah. 
„Lieutenant?“, gab Chris die Frage des Ensigns weiter. 
Der Wissenschaftsoffizier schüttelte langsam den Kopf. „Ich empfange rein gar nichts, Captain.“ 
„Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, das ist unmöglich! Und widersprechen Sie mir nicht. Wir alle hören dieses Poltern. Es muss durch irgendetwas hervorgerufen werden. Also geben Sie mir irgendetwas mit dem ich arbeiten kann. Ein klemmendes Schott, ein Hilferuf, irgendwas.“ 
„Auch ich muss mich wiederholen“, antwortete Spock. „Der Trikorder empfängt nicht das Geringste.“ 
Chris atmete tief durch. „50 Menschen, Lieutenant. Es sollten hier 50 Menschen auf der Station arbeiten. Sagen Sie mir nicht, dass Sie niemanden orten können, denn das würde bedeuten, dass…“ 

In diesem Moment flackerte die Beleuchtung kurz auf. Lautes Kreischen durchzog die Station, gefolgt von einem Poltern. 

„Was ist das?“, fragte Ensign Voronik. 
„Hört sich an, als würden die Wände weinen“, sagte Ensign Lavell verunsichert. Er zitterte wie Espenlaub als er sich um die eigene Achse drehte und die Wände mit angstgeweideten Augen anstarrte. 

Chris warf dem Ensign einen ungläubigen Blick entgegen. 

„Hören Sie auf so einen Mist zu erzählen!“, zischte Grey. „Lassen Sie ihre Schauermärchen gefälligst da wo sie hingehören, Ensign!“ 
„Ja, Sir. Verzeihung, Sir“, antwortete Lavell beschämt. 

„Wir sollten uns jetzt alle wieder beruhigen“, sagte Chris mit gefestigtem Tonfall. „Vermutlich sitzen wir heute Abend gemütlich zusammen und lachen über das hier. Es wird eine einfache, logische Erklärung für diese Vorkommnisse geben. Konstruktionsfehler, beschädigte Leitungen, irgendetwas in der Art.“ 
„Ich gebe dem Captain recht, es gibt keine Geister“, sagte Spock. „Es gibt eine logische Erklärung für all dies. Wir haben sie nur noch nicht gefunden.“ 

„Genug diskutiert meine Herren. Wir sollten endlich dieses Rätsel lösen.“ Chris setzte sich in Bewegung Richtung Turbolift. 

*** 

Die Tür des Turbolifts öffnete sich nur zur Hälfte. Zusammen mit Lieutenant Grey, schob Chris die Türen so weit beiseite, sodass sie bequem hindurch passten. 

„Voronik, Lavell, sie sichern die Türen“, befahl Grey und sah sich aufmerksam um. 

Während Voronik zurück blieb, steuerte Lavell auf die zweite Tür in dem Raum zu. Hinter dieser lag ein kleiner Besprechungsraum, der ebenfalls leer war. 

„Lieutenant …“, sagte Chris und blickte zu Spock. „Rufen Sie die Daten der letzten Tage ab. Vielleicht wurden diese Fehlfunktionen bereits registriert.“ 

Chris setzte sich an ein anderes Schaltpult und suchte nach dem Logbuch des Kommandanten. Nach wenigen Handgriffen flackerte der Hauptschirm der Station auf und deren Kommandant war zu sehen. 

„Logbuch Commander Gregory Ivanov, Sternzeit 2569,2. Die Station K-5 wurde vor einem Monat in Betrieb genommen. Gestern unternahm ein Wissenschaftsteam eine Expedition auf den Planeten unter uns. Sie brachten verschiedene Proben mit, die nun analysiert werden. Wir hoffen, der Sternenflotte erste Ergebnisse in den nächsten Tagen übermitteln zu können.“ 

Das Bild flackerte kurz auf, bevor Commander Ivanov erneut auftauchte. In diesen wenigen Sekunden hatte Chris den Eindruck etwas im Hintergrund des Commanders gesehen zu haben. Eine Art Schatten, der sich zur Silhouette eines, …, nein das war unmöglich. Vermutlich hatte ihm seine Phantasie einen bösen Streich gespielt. 

„Logbuch Nachtrag: Die Ingenieure haben wahrlich keine Glanzleistung beim Bau dieser Station hingelegt. Seit mehreren Stunden registrieren wir Energieabfälle. Die Wände knarzen und quietschen als würde jede Sekunde die Außenhaut ins All gezogen werden. Ein Kommunikationsversuch mit der Sternenflotte ist bislang fehlgeschlagen. Wir versuchen es in regelmäßigen Abständen weiter.“ 

Chris durchsuchte weitere Dateien, konnte jedoch keinen späteren Logbucheintrag finden. 
„Mh …“, brummte er unzufrieden. „Da haben wir es, hier wurde schlampig gearbeitet. Dennoch erklärt das nicht den plötzlichen Kontaktabbruch mit der Enterprise…“ 
„… und warum die Lampen an den Phasergewehren versagt haben“, warf Ensign Lavell ein. 

„Lavell, …“ Chris unterbrach den Sicherheitschef mit einer raschen Handbewegung. 
„Ensign Lavell hat nicht ganz unrecht. Dennoch sollten wir dem nicht allzu große Bedeutung zukommen lassen. Vermutlich gehört dies zu den Rätseln die ewig ungelöst bleiben.“ 

Chris wandte sich an seinen Wissenschaftsoffizier. „Mr. Spock, was können Sie uns dazu sagen?“ 
„Die Computeraufzeichnungen bestätigen den Eintrag des Commanders. Die Fehlfunktionen begannen kurz nachdem die Expedition von dem Planeten zurückgekehrt war.“ 

„Könnte es mit dem Planeten zu tun haben? Hat die Expedition etwas an Bord gebracht, dass die Systeme der Station beeinflusst?“ 
„Es handelt sich hierbei um einen Klasse I Planeten. Ein Gas-Superriese. Die Oberfläche besteht aus gasförmigen Wasserstoff und Wasserstoffverbindungen. Ich wüsste nicht, was davon die Systeme der Station beeinträchtigen sollte.“ 

„Irgendwelche Informationen was mit der Besatzung passiert ist?“, fragte Dr. Boyce. 
„Auch mit den internen Sensoren kann ich keine Lebenszeichen, außer unseren eigenen, feststellen Doktor.“ 
„Hat die Besatzung die Station verlassen?“, hakte Boyce nach. 
Spock schüttelte den Kopf. „Die Shuttles sind laut Anzeige vollzählig.“ 
„Können Sie auf die Krankenakten zugreifen?“ 
„Nicht von hier aus, Doktor. Der Computer stellt bedauerlicherweise keine Verbindung mit dem Computer auf der Krankenstation her.“ 

„Dann wissen wir ja, was wir als nächstes zu tun haben“, sagte Chris. „Wir suchen sowohl die Krankenstation, als auch den Hangar auf. Sollten die Shuttles noch da sein, haben wir wenigstens unsere Fahrkarte nach Hause gefunden.“

*** 

Sie schritten durch die Gänge der Raumstation. Chris‘ Magen meldete sich. Das seltsame Gefühl ließ ihn nicht los, genauso wie die vermeintliche Silhouette die er während des Logbucheintrags gesehen hatte. 
Schnell schüttelte er den letzten Gedanken beiseite. Er sollte sich auf die vor ihnen liegende Aufgabe konzentrieren und nicht irgendwelchen Hirngespinsten nachjagen. Die Stationstechnik hatte nachweislich Ausfälle zu beklagen. Ein Fehler in der Aufzeichnung war nichts Ungewöhnliches. 

„Was ist das?“, brach Lavell die Stille. 
„Was ist was?“, fragte Grey und warf dem Ensign einen grimmigen Blick entgegen. 
„Dieses Geräusch, klingt nach einem Kratzen.“ 

Chris bedeutete der Gruppe stehen zu bleiben. Angestrengt lauschte er nach dem kratzenden Geräusch. 
„Captain, ich denke wir sollten weitergehen“, sagte Grey. „Ist vermutlich nur das Material. Wir sollten keine Zeit damit verschwenden.“ 

Chris hob eine Hand und antwortete: „Ich höre es ebenfalls, Lieutenant und ich glaube nicht, dass es sich hierbei um Materialermüdung handelt. Dennoch gebe ich ihnen recht, wir sollten weitergehen. Vielleicht finden wir die Geräuschquelle.“ 

Wenig später blieb Chris erneut stehen. Vor ihnen öffnete und schloss sich ein Schott. Er konnte es nicht erkennen, aber vielleicht klemmte etwas zwischen den beiden Türhälften, sodass der Schließmechanismus nicht richtig griff. 
Erneut ertönte das Kratzen. Chris konnte es nun besser einordnen. Es klang als würde jemand mit Fingernägeln über eine Metallplatte ziehen. Ein furchtbares Geräusch, das ihm die Nackenhaare zu Berge steigen ließ. Er sah seinen Wissenschaftsoffizier an. „Ihre Einschätzung?“ 
Der Halbvulkanier richtete seinen Trikorder auf das Schott: „Der Türmechanismus klemmt. Keine Lebenszeichen, Sir.“ 

Chris nickte. Gerade als er den Raum hinter dem Schott ignorieren wollte, drang ein Poltern, gefolgt von einem jämmerlichen Stöhnen, nach draußen. 
„Klingt mir nicht nach niemandem“, sagte Chris. 
Der Halbvulkanier antwortete ihm, indem er seine rechte Augenbraue in die Höhe zog. 
„Lieutenant Grey, würden Sie mir bitte zur Hand gehen?“ Der Sicherheitschef trat nach vorne. Beide Offiziere packten sich eine der Türhälften und zogen diese manuell auf. Dicke Nebelschwaden drangen nach außen. Chris und Grey stolperten erschrocken zurück. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Chris zu Spock. Dieser scannte den weißen Schleier. 
„Der Nebel ist ungefährlich. Laut Trikorder enthält das Phänomen keine ungewöhnlichen Substanzen.“ 
„Und woher kommt der Nebel?“ 
„Ich vermute einen Defekt der Umweltkontrollen“, antwortete Spock. 

„Na schön“, sagte Chris und räusperte sich. „Solange der Nebel ungefährlich ist sehe ich kein Problem.“ Während er sprach aktivierte er die Lampe an seinem Phasergewehr. „Los, gehen wir!“ 

Die anderen taten es ihm gleich und folgten ihm in den Nebel durchzogenen Raum. Chris erschauderte. Der Raum war in eine feuchte Kälte getaucht. Gespenstisch waberten die Nebelschwaden unruhig vor seinen Augen. 

„Captain!“, rief Voronik, als sich das Schott mit einem lauten Krachen hinter ihnen schloss. Chris drehte sich zu dem Ensign um. Der Nebel wurde dichter und raubte ihm die Sicht. Selbst das Licht des Phasergewehrs schaffte keine Abhilfe. 

„Captain, wir sind eingesperrt! Das Schott bewegt sich keinen Millimeter!“ 

Ein beklemmendes Gefühl machte sich in Chris‘ Brust breit. Er hatte das Gefühl kaum Luft in seine Lunge pumpen zu können. Der Nebel schien die Sauerstoffaufnahme zu erschweren. Ein plötzliches Poltern ließ ihn zusammenfahren. Verdammt! Was war auf dieser Station, das ihm so eine Heidenangst einjagte? 

Ein stetes Poltern zog die Aufmerksamkeit des Landetrupps von dem geschlossen Schott fort. Beinahe wie in Zeitlupe löste sich der Nebel um sie herum auf. Die Beleuchtung aktivierte sich wie von Geisterhand. 

„Mist!“, rief Lavell, als das Poltern zu einem donnernden Klopfen ausuferte. „Das hört sich so an, als würde etwas sehr Großes irgendwo eingesperrt sein und dort unbedingt raus wollen.“ Dieses Mal rief niemand den jungen Ensign zur Ordnung. Stattdessen starrten alle in die Richtung aus der das gleichmäßige Klopfen tönte. 

Mehrere Spinde standen an der Wand aufgereiht. Bänke in der Mitte des Raumes boten Sitzgelegenheiten. Sie mussten sich in einem der Umkleideräume für das Stationspersonal befinden, schoss es Chris in den Kopf. Erneutes Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. 
Gespannt, starrte der Landetrupp auf den Spind vor ihnen. Dieser erzitterte bei jedem Schlag. Dort drin befand sich etwas. Um wen oder was konnte es sich handeln? Wer oder was war klein genug um in einen Spind zu passen und zusätzlich so eine Kraft zu generieren, um diesen zum Beben zu bringen? Ein eiskalter Schauder schlich über Chris‘ Rücken, oder war es die defekte Umweltkontrolle, die erneut ihr grausiges Spiel mit ihnen trieb? 

„Trikorderanalyse Mr. Spock“, bat Chris seinen Wissenschaftsoffizier und atmete dabei tief durch um wieder zu klaren Gedanken zu kommen. Er war der Captain. Er war verantwortlich für die Männer auf dieser Mission. Nur mit einem klaren Kopf war er in der Lage rationale Entscheidungen zu treffen, um so seine Leute unbeschadet zurück zu bringen. 

„Keine Lebenszeichen, Sir“, verkündete Spock nach wenigen Sekunden. 
„Das ist unmöglich. Der Spind bewegt sich ja nicht von selbst.“ 
„Laut Trikorder ist da nichts, Captain“, wiederholte Spock. 

„Wenn das so ist, hilft wohl nur eins: Wir öffnen die Tür und sehen nach.“ Chris trat nach vorne. 
„Stopp, Captain! Vielleicht sollten wir das bleiben lassen. Wer weiß was wir dort drin vorfinden werden.“ Mit vor Panik geweiteten Augen starrte Lavell auf den Spind. 

„Jetzt reicht es aber …“ 
„Schon gut, Lieutenant Grey“, unterbrach Chris seinen Sicherheitschef. „Es schadet mit Sicherheit nicht Vorsicht walten zu lassen. Ich werde die Tür öffnen und sie geben mir Deckung. Bereit?“ Chris sah in die Augen seiner Offiziere und nickte ihnen zu. 

Nach einem tiefen Atemzug sagte er: „Na schön. Auf drei. Eins … Zwei …“ Chris griff nach der Verriegelung. „Und drei!“ 

Mit einem gedämpften Zischen entriegelte der Schließmechanismus und die Tür sprang auf. Wie ein Mann, rissen die Offiziere ihr Gewehr in die Höhe. Etwas Kleines sprang blitzartig aus dem Spind, sodass Chris gerade noch zur Seite ausweichen konnte. Lavell schrie panisch auf und ließ sein Phasergewehr vor Schreck fallen, als dieses Etwas auf ihm landete. Erschrocken fauchend ließ es augenblicklich von Lavell ab und flüchtete sich in eine Ecke des Raums. 

Chris‘ Blick folgte dem Wesen und fand es in eine Ecke gekauert. Seine angespannte Muskulatur lockerte sich und er trat darauf zu. Langsam ging er vor dem Wesen in die Knie und streckte eine Hand nach ihm aus. „Na, na. Du brauchst keine Angst zu haben.“ Vorsichtig legte er sein Gewehr auf den Boden und schnappte sich das Fellknäul. Während er sich erhob streichelte er es behutsam. 

„Eine Katze?“ Grey lachte laut auf. „Wegen einer verdammten Katze bekommen Sie beinahe einen Herzinfarkt und verpassen uns gleich einen dazu?“ Grey brodelte vor Wut. 
„Es, es tut mir leid, Sir“, stammelte Lavell, dem die Situation sichtlich unangenehm war. 

„Das gefällt dir, was?“, sagte Chris während er das graugetigerte Fellknäul kraulte. Die Katze quittierte dies mit einem beruhigenden Schnurren. 
„Wollen Sie etwas sagen, Mr. Spock?“, fragte Chris mit einem verschmitzten Grinsen, als er sah, wie sein Wissenschaftsoffizier die rechte Augenbraue in die Höhe zog. 
„Das ist äußerst faszinierend, Captain“, begann Spock. „Selbst jetzt, nachdem ich diese Katze mit eigenen Augen sehe, ist der Trikorder nicht in der Lage ihre Existenz zu bestätigen.“ 
„Wollen Sie etwa damit sagen, dass diese Katze lediglich unserer Phantasie entspringt? Spock, wie wahrscheinlich ist es, dass wir uns alle genau dasselbe vorstellen?“ 
Der Halbvulkanier überlegte einen Augenblick und antwortete: „Es tut mir leid, Captain, aber ich habe im Moment keine logische Erklärung für diesen Vorfall.“ 

Urplötzlich sprang die Katze laut fauchend aus Chris‘ Armen. Das Schott sprang mit ächzendem Quietschen auf und der Vierbeiner eilte nach draußen. Chris schnappte sich sein Gewehr und folgte dem Tier. Er stoppte abrupt und sah sich suchend um. „Wo ist sie hin?“, murmelte er. 

„Captain, ich schlage vor uns wieder auf den Weg zur Krankenstation zu machen“, sagte Spock. 
Chris ließ seine Blicke noch immer durch die Gänge schnellen, nickte jedoch zustimmend. „Sie haben recht, Mr. Spock.“ 

*** 

Der Turbolift hatte sie lediglich nur eine weitere Ebene nach oben gebracht, bevor dieser seine Funktion einstellte und sich deaktivierte. Der Zugang zur nächstgelegenen Wartungsröhre war fest verschlossen. 
„Der Eingang wurde zugeschweißt“, stellte Spock fest und verzog eine Augenbraue. 
Sollte etwas oder jemand daran gehindert werden einzudringen oder nach draußen zu gelangen? Schnell verwarf Chris den Gedanken wieder. Sie mussten einen anderen Weg nach oben nehmen. 
„Auf dieser Ebene gibt es einen weiteren Turbolift“, sagte Spock. „Etwa 800 Meter in der entgegengesetzten Richtung.“ 

*** 
 
Sie hatten etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt, als Chris stoppte und bedeutete den anderen es ihm gleichzutun. „Hier teilt sich der Gang“, murmelte er nachdenklich. 
Spock trat neben ihn und hielt seinen Trikorder in die Höhe. „Captain, es spielt keine Rolle für welche Richtung wir uns entscheiden. Die beiden Gänge treffen in 350 Metern wieder aufeinander.“ 

„Mh“, brummte Chris. Irgendwie traute er dem Braten nicht. Bisher hatte der Trikorder keine zuverlässigen Daten geliefert. 

Mit einem Mal bebte der Boden unter ihren Füßen. Die Offiziere hatten Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten. 

„Was war das?“, fragte Lavell mit zitternder Stimme. 
„Fühlt sich so an als wäre etwas gegen die Station gekracht.“ 
„Nichts kracht einfach so gegen eine Station, das solche Auswirkungen nach sich zieht, Ensign“, sagte Spock an Voronik gerichtet. 
„Aber was war es dann?“, hakte Lavell nach. 
„Ich bin mir sicher, dass es dafür eine vernünftige Erklärung gibt“, antwortete Chris und lächelte beruhigend. 

Wie aufs Stichwort flackerte die Beleuchtung auf und erlosch dann vollständig. Zum wiederholten Mal durchzog ein eiskalter Windstoß den Korridor. Chris zitterte. Es war beinahe so, als würde die kalte Hand des Todes nach ihm greifen. Er spürte förmlich den Druck auf seiner Schulter. Zum ersten Mal beneidete er seinen Wissenschaftsoffizier um dessen Kontrolle über seine Emotionen. Chris‘ Herz raste. Er war wie erstarrt, umklammerte dabei das Gewehr so fest, dass seine Fingerknöchel schmerzten. Er musste die Ruhe bewahren, er war der Captain und musste mit gutem Beispiel vorangehen. Chris atmete tief durch. 
„Verdammt! Was …?“ Panisch sprang er zur Seite. 

„Captain, ist alles …?“ 
In diesem Moment ging das Licht an und unterbrach Spocks Frage. 

„Captain, Sie bluten!“, rief Grey, der zum ersten Mal seit sie die Station betreten hatten, seine Fassung zu verlieren schien. Er deutete auf Chris’ Stirn. Dieser tastete nach der vermeintlichen Verletzung und sagte: „Das ist nicht mein Blut.“ Mit einem Stirnrunzeln betrachtete er die rote Flüssigkeit zwischen seinen Fingern. Ehe er die alles entscheidende Frage stellen konnte, tropfte etwas auf seine Uniformjacke. Mit seinen Augen folgte er dem Weg, den die Flüssigkeit genommen haben musste. 

„Die Wände!“, rief Lavell panisch. „Die Wände, sie bluten!“ 
„Reißen Sie sich zusammen, Lavell!“, fauchte Grey. „Was reden Sie ständig für einen Blödsinn! Wände können nicht bluten!“ 

„Diese schon“, stellte Chris mit ruhiger Stimme fest und deutete nach oben. Ungläubige Blicke des Sicherheitschefs folgten seiner Geste. Es hatte sich bereits ein beachtlicher roter Fleck an der Decke gebildet. Ab und an löste sich ein Tropfen und fiel auf das darunter befindliche Deck herab. 

„Das kann unmöglich wahr sein“, flüsterte Grey, während er weiterhin ungläubig an die Decke starrte. 

„Ich möchte nicht wissen wie es dort oben aussieht“, murmelte Voronik kaum hörbar. Auch ihm war der Schock ins Gesicht geschrieben. 

„Was befindet sich über uns?“, fragte Chris bemüht die Fassung zu wahren. 

Spock rief den Grundriss der Station auf seinem Trikorder auf. „Direkt über uns liegt die Krankenstation, Captain.“ 

Einen Würgereiz unterdrückend, drehte sich Chris zur Seite. Er wollte es sich eigentlich gar nicht vorstellen, wie es dort oben aussehen musste, wenn das Blut bereits durch die Decke sickerte. Was verdammt nochmal war hier geschehen? 

„Wir sollten weiter.“ Es war besser wenn sie keine Zeit hatten darüber nachzudenken. 

*** 

Wie in Trance eilte Chris voran, als er plötzlich Stimmen vernahm. Unauffällig warf er einen Blick über seine Schulter. Die Stimmen wurden lauter als er sich der nächsten Kurve näherte. 

„Vaed’rae! Khoi, Iloann´galae!“ 
 
Nein, nein, nein! Das konnte, das durfte nicht wahr sein! Vorsichtig wagte er einen Blick um die Ecke. Unvermittelt zog er sich zurück, drückte sich fest gegen die Wand hinter ihm. Chris gefror das Blut in den Adern. Schlagartig schoss sein Puls ins Unermessliche und er begann am ganzen Körper zu zittern. Der Gang schien sich um ihn zu drehen, Stimmen nahm er nur noch als Rauschen wahr. 

„…tain? Ca...ain, … sie in …dnung?“ 

Er zuckte erschrocken zusammen, als er eine Berührung auf seiner Schulter spürte. 

„Chris was ist denn los?“, fragte Phil Boyce. Mit besorgtem Blick musterte er ihn. 

Langsam wurde sein Blick klarer und Chris erkannte den Mann vor sich. „Phil?“ 
„Geht es dir gut?“ 
Irritiert ließ er seinen Blick umherschweifen. „Ähm ja. Ja, ich bin in Ordnung.“ 

„Lieutenant Grey!“ 
„Captain“, antwortete der Sicherheitschef und trat nach vorne. 
„Es sind Romulaner auf der Station. Wir müssen sie aufhalten. Vermutlich sind sie auch für die Vorfälle der letzten Stunden verantwortlich. Ich bin mir sicher, dass sie etwas mit dem Verschwinden der Besatzung zu tun haben.“ 
„Romulaner, Sir?“ Grey bedachte Chris mit einem skeptischen Blick. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Der Gang war leer. 

„Ich habe sie gesehen. Sie suchen nach uns.“ 
„Sie haben Kenntnis von unserer Anwesenheit?“, fragte Spock. 
Chris nickte. „Sie sprachen davon die Sternenflottenoffiziere auszuschalten.“ 
„Sie verstehen romulanisch, Sir?“ 
„Ist ´ne lange Geschichte“, antwortete Chris und winkte ab. Mit aller Gewalt versuchte er die Bilder seiner Gefangenschaft abzuschütteln. Es waren jetzt knapp neun Jahre seither vergangen, dennoch fühlte es sich an, als wäre er erst wenige Tage in Freiheit. „Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren. Lavell, Sie kommen mit mir. Grey, Voronik, Sie gehen zurück. Wir kreisen sie ein. Phil, du gehst mit Spock auf die Krankenstation. Vielleicht konnte die Besatzung dort Informationen vor den Romulanern verstecken. Wenn wir sie unschädlich gemacht haben stoßen wir zu euch.“ 
„Captain …“, begann Spock. 
„Sie haben ihre Befehle!“, entgegnete Chris scharf. Für eine Diskussion hatten sie keine Zeit, nicht wenn Romulaner auf der Station waren. Sie mussten jetzt handeln. Diesmal würde er schneller sein. Diesmal würde er die Romulaner gefangen nehmen. Diesmal würde er das Verhör führen. 

*** 

Gefolgt von Ensign Lavell stürmte Chris, zu allem entschlossen, den Gang entlang. Vor jeder Biegung hielt er gespannt die Luft an. Jeder Schritt ließ sein Herz schneller schlagen. 

„Daie, aonra.“ 

Chris und Lavell stoppten. „Hören Sie? Die Romulaner sind ganz in der Nähe.“ 
„Ich kann sie nicht verstehen, Sir. Was sagen sie?“ 
„Sie sprechen von Sabotage. Ich würde sagen, sie haben soeben ein Geständnis abgeliefert.“ Chris nahm sein Phasergewehr in Anschlag und stürmte um die Ecke. 

„Stehen bleiben!“, blaffte er. Die beiden Romulaner erstarrten vor ihm. Vermutlich hatten sie nicht damit gerechnet überrumpelt zu werden. Eine innere Zufriedenheit machte sich in Chris breit. „Waffen fallen lassen und Hände nach oben!“ 

„Verdammt“, entfuhr es Lavell. Das waren keine Romulaner! Wie war es möglich, dass der Captain in diesen hässlichen Kreaturen Romulaner sah? Es war also kein Zufall, dass er die Sprache nicht identifizieren konnte. Mehr als ein markerschütterndes Keuchen und Stöhnen waren diese Wesen nicht in der Lage von sich zu geben. Sie glichen den Kreaturen, die ihm seine großen Brüder als Zombies beschrieben hatten, um ihm als kleinen Jungen Angst einzujagen. Nie hatte er es für möglich gehalten, dass diese Kreaturen wirklich existierten. Er riss sein Gewehr in die Höhe und feuerte einen Schuss auf die Wesen ab. 

*** 

Sie mussten die verbarrikadierte Tür zur Krankenstation gewaltsam öffnen.
Phil hielt einen Moment inne, als er an den toten Männern die auf den Biobetten lagen vorbei ging. Sie waren an den Betten mit Lederriemen fixiert und ihre Gesichter waren zu Angst verzerrten Fratzen gefroren. Etwas Schreckliches musste auf der Station vorgefallen sein. 

Wenige Schritte später hatte Phil das Büro der Chefärztin erreicht. Er setzte sich auf einen Stuhl und durchforstete ihre letzten Aufzeichnungen. Ihn ließ das Gefühl nicht los, dass er sich beeilen musste. Was der Besatzung der Station widerfahren war, war weiterhin ein Rätsel, jedoch war er fest davon überzeugt, dass es sie ebenfalls ereilen würde. 

„Doktor, konnten Sie hilfreiche Informationen aus dem Computer abrufen?“ 
„Ich denke ja“, antwortet Phil. „Die Ärztin hat keine Sprachaufzeichnungen vorgenommen, aber alles bis ins kleinste Detail schriftlich aufgeführt. Sie schreibt von einer Art Epidemie die, die Besatzung in Wahnvorstellungen versetzt hat. Zu spät hatten sie bemerkt was geschah, sodass sich mehrere Besatzungsmitglieder gegenseitig getötet hatten, bevor sie handeln konnten. Außerdem begingen einige des Stationspersonals Selbstmord, indem sie aus der Luftschleuse sprangen.“ 
„Das könnte auch bedeuten, dass wir niemals den Kontakt zur Enterprise verloren haben, sondern dies eine irrationale Angst eines Teammitglieds war und sich diese auf die anderen übertragen hatte“, mutmaßte Spock. 
„Ich bin mittlerweile davon überzeugt. Mich beunruhigt vor allem, dass auch Sie betroffen sind. Ich war immer der Überzeugung, dass Sie gegen emotionsgetriebenen Viren immun seien. Vermutlich steckt doch mehr menschliches in ihnen, als ich gedacht habe.“ 
Der Halbvulkanier zog seine rechte Augenbraue in die Höhe und ignorierte die offensichtliche Beleidigung. 

„Hat sie nach einem Heilmittel geforscht?“ 

Phil nickte. „Ja, aber irgendwann hat sie aufgehört. Ich verstehe nicht warum. Sie war schon ziemlich weit. Stand kurz vor einem Durchbruch.“ 

„Wir sollten die Forschung wieder aufnehmen, Doktor. Ich vermute, dass es bei Captain Pike und Ensign Lavell bereits begonnen hat. Der Trikorder erfasst bis jetzt ausschließlich unsere Lebenszeichen. Es sind keine Romulaner an Bord.“ 

Phil nickte bestätigend. „Nicht nur bei den Beiden. Wir haben alle diese Katze, das Blut und die anderen Dinge gesehen und gehört. Am besten Sie helfen mir, Lieutenant.“ 

*** 

„Feuer einstellen, Ensign!“, schrie Chris und folgte mit seinem Blick dem Einschlag des Schusses. Glücklicherweise duckten sich die beiden Romulaner rechtzeitig, sodass der Phaserstrahl hinter ihnen in der Wand einschlug. 

„Wenn wir überleben wollen, müssen wir sie töten, Sir!“, entgegnete Lavell und zielte erneut in die Richtung der Kreaturen. Seine Augen spiegelten Panik wider. 

Auch wenn es Romulaner waren, so wäre dies kaltblütiger Mord und das konnte er nicht zulassen. Chris schnellte nach vorne und schlug dem Ensign das Gewehr aus den Händen. 

„Sie sind einer von denen!“, rief Lavell und riss die Augen weit auf. Er holte aus und schlug Chris die Faust ins Gesicht. Dadurch ließ Chris sein Gewehr fallen. Beide landeten auf dem Boden, keine Sekunde zu früh. Über ihren Köpfen fegten zwei Schüsse hinweg. 

Lavell gewann die Oberhand. Er übte Druck auf Chris‘ Brustkorb aus. Um sich schlagend versuchte er sich zu wehren. Funkelnde Augen starrten ihn an, während der Druck auf seinen Hals zunahm. Mit panisch geweiteten Augen versuchte Chris die eisigen Hände von seinem Hals zu lösen. Doch trotz seiner schmächtigen Gestalt entwickelte Lavell Bärenkräfte. Die Luft wurde knapper und Chris spürte, dass er verlor. Doch dann nahm der Druck um seinen Hals herum ab. Lavell kippte zur Seite. Bevor Chris realisieren konnte was geschehen war, verlor auch er das Bewusstsein. 

*** 

„Medizinisches Logbuch Dr. Philipp Boyce, Sternzeit 2577,8: Die Raumstation K-5 ist einem Virus zum Opfer gefallen, der sich von Adrenalin und Cortisol ernährte. Der Virus nistete sich im Gehirn der Befallenen ein und holte tiefvergrabene Ängste nach oben. Die Folge: Wahnvorstellungen und Mordphantasien. Keines der 50 Besatzungsmitglieder hat dies überlebt. Der Landetrupp, bestehend aus Captain Pike, den Lieutenants Spock und Grey, dem Schiffsarzt, Dr. Boyce, sowie den Ensigns Lavell und Voronik, wiesen ebenfalls Anzeichen eines Befalls auf. Glücklicherweise waren wir dem Virus nicht so lange wie das Stationspersonal ausgesetzt. Captain Pike und Ensign Lavell wiesen eine höhere Virenlast auf, konnten aber, wie die anderen Infizierten, als geheilt entlassen werden. Aufzeichnungen des Kommandanten, sowie der Chefärztin, der Station, lassen darauf schließen, dass der Virus von der Expedition zu dem Klasse I Planeten eingeschleppt wurde. Damit wird die Akte geschlossen.“ 

Phil seufzte als er den Bericht abspeicherte. Dann stand er auf und verließ sein Büro. 
 
*** 
 
Chris saß im Kommandosessel. Er drückte einen der Knöpfe auf dem Kontrollfeld das in der Armlehne integriert war. 

„Logbuch des Captains, Sternzeit 2578,3 – Nachtrag: Bei unserer Ankunft auf der Raumstation K-5 waren die 50 Angehörigen des Stationspersonals bereits tot. Grund war ein hochansteckender Virus, aufgrund dessen die Infizierten Halluzinationen entwickelten und sich gegenseitig töteten. Der Landetrupp war ebenfalls kurzzeitig von dessen Auswirkungen betroffen. Um zukünftige Reisende vor diesem Virus zu schützen berufe ich mich auf Direktive 6. Die Führungsoffiziere versammeln sich um genau 2100 auf der Brücke um den Opfern die letzte Ehre zu erweisen.“ 

Nachdem Chris seinen Eintrag beendet hatte, öffnete sich die Tür des Turbolifts und Phil Boyce betrat die Brücke. Mit ernster Miene nickte Chris seinem Freund zu. Er atmete tief durch und erhob sich. 

„Lieutenant“, sagte Chris an den Waffenoffizier gerichtet, „Photonentorpedo bereit machen.“ 
„Aye, Sir“, antwortete dieser knapp und gab die Anweisungen auf dem Kontrollfeld ein. 

„Achtung!“, rief Chris. 

Die Brückenbesatzung erhob sich aus ihren Stühlen. 

„Augen geradeaus!“, befahl Chris und warf einen kurzen Blick zu dem Waffenoffizier. „Lieutenant, Feuer!“ 

Der Torpedo raste aus dem Bauch der Enterprise in gerader Linie auf die Station zu. Als dieser auf die Außenhülle auftraf, hüllte er die Station für wenige Sekunden in ein Flammenmeer. 

Geistesabwesend starrte Chris auf die Stelle, an der sich noch vor einem Augenblick die Raumstation K-5 befunden hatte. Eine Berührung auf seiner Schulter löste seine Starre und er blickte in Phils Augen. Er lächelte ihn an und auf Chris’ Lippen kehrte ebenfalls ein Lächeln zurück. Dann setzte er sich und sagte: „Steuermann, setzten Sie Kurs Richtung 4837,20. Warp 3.“ 

„Koordinaten 4837,20“, wiederholte der Steuermann, „Kurs gesetzt, Warp 3, auf ihren Befehl, Captain.“ 

Chris grinste, lehnte sich in seinem Sessel zurück und sagte: „Los geht’s!“ 

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