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Die Hoffnung stirbt zuletzt

von T'Len

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Ein tiefer Atemzug – dann trete ich ein. Und sehe mich in meiner Kabine um – mit klopfendem Herzen. Mein Quartier hatte nur wenig abbekommen, während der Kämpfe der Enterprise und mittlerweile sind alle Schäden so gut wie es hier draußen möglich ist, beseitigt. Alles ist wie zuvor – mit einer einzigen – wichtigen - Ausnahme.

Automatisch gleitet mein Blick zur Staffelei. Ein angefangenes Bild – eine Szene von Commander Rikers und Counsellor Trois Hochzeit – das nun nie vollendet werden wird. Daneben dein Geigenkasten an der Wand. Komisch, dass sich immer mehr Gegenstände aus deinem Besitz wie selbstverständlich in meinem Quartier eingefunden haben – obwohl wir nie offiziell zusammengezogen sind. Du liebtest es, hier zu sein. Du fandest mein Quartier stets so... menschlich.

„Data!“ Ich kann nicht anders als deinen Namen zu flüstern, während ich mich in den Sessel gleiten lasse und mein Gesicht in meinen Händen verberge. Wie sehr du mir doch fehlst. Heiße Tränen rinnen über meine Finger und ich verfluche zum ersten Mal in meinem Leben meine Augen. Augen, die mir ermöglichen – mich zwingen – zu weinen. Augen, mit denen ich deinen Blick gesehen hatte, jenen letzten Blick in der Luftschleuse der Enterprise, dein Good-Bye. Hätte ich noch mein Visor gehabt... hätte die Welt vielleicht anders ausgesehen. Wie soll ich nun ja deine Augen vergessen, die in diesem Moment so viel sagten, mehr als ich in Worte fassen kann.

Wir wussten es beide – es war ein Abschied für immer. Die Gewissheit kam mit geradezu schrecklicher Intensität. Hätte ich es verhindern können? Hätte ich dich aufhalten können? Müssen? Fragen, die ich mir wohl bis ans Ende meiner Tage stellen werde. Und doch weiß ich, dass du nicht anders handeln konntest. Nicht, weil es dir deine Programmierung befahl. Nicht, weil es deine Pflicht gegenüber dem Captain war. Sondern aus Loyalität, Freundschaft – aus Menschlichkeit.

Ja, aus Menschlichkeit. Ich erinnere mich an eine andere Trauerfeier – Jahre zurückliegend. Tashas. Erinnere mich an ihre Worte und weiß, dass sie recht hatte. Es gab vieles an dir, dass dich menschlicher machte als so viele von uns – und so liebenswert.

Liebe – haben wir je darüber gesprochen? Es war so selbstverständlich, wie sich unsere Beziehung entwickelte. Deine Neugier und meine Einsamkeit – eine scheinbar ideale Kombination. Und war ich nicht selbst eine halbe Maschine mit meinem Visor? Vielleicht konnte ich dich deshalb besser verstehen als alle anderen. Deine Suche, dein Bestreben über deine Programmierung hinauszuwachsen. Dann dein Emotionschip, der neue Erfahrungen für dich brachte, neue Herausforderungen.

Ich hoffe, du hast gewusst, dass ich dich liebe. Ich hoffe, zumindest mein Abschiedsblick hat es dir gesagt. Du musst es einfach gewusst haben, ich klammere mich an diese Hoffnung. Genauso wie an die Erinnerung an deine Augen, an die Dankbarkeit, die ich in ihnen las. Und da war mehr – war Liebe. Ich wünschte nur, ich könnte dir sagen, dass ich verstanden habe.

Und dass ich deine Entscheidung – dein Opfer – akzeptiere... verstehe, auch wenn es schwer fällt.  Picard musste gerettet werden, um jeden Preis. Und wer würde je zu sagen vermögen, ob es nicht einzig und allein dein Einsatz gewesen war, der die rechtzeitige Zerstörung der Scimitar ermöglicht hatte. Der uns allen das Leben rettete.

Glücklicherweise ließen mich alle in Ruhe über die letzten Tage. Sie verstanden und wussten wohl schon längst über uns Bescheid, obwohl wir es nie offiziell machten. An Bord eines Raumschiffes bleibt halt nichts lange geheim. Aber uns hat das nie gestört. Warum auch?

Es gab soviel zu tun in den letzten Tagen, all die Reparaturen. Glücklicherweise, so blieb mir keine Zeit zum Nachdenken. Doch jetzt kommt mit der Ruhe die Trauer und die Einsamkeit. Ich weiß, ich sollte in deine Kabine gehen, deine privaten Dinge – es war ja nur wenig, was du stets dein eigen nanntest – ordnen. Ich frage mich, ob ich deine Mutter – bzw. der Androide, in dem ihre Persönlichkeit weiterlebt – ausfindig machen und informieren sollte. Schließlich ist sie deine nächste Verwandte.

Ein leises Miau, etwas Weiches an meinem Bein – Spot fordert meine Aufmerksamkeit und ich blicke auf. Sie war nie so anschmiegsam zu mir wie in den letzten Tagen. Natürlich war es selbstverständlich, dass ich mich um sie kümmerte. Das bin ich dir schuldig. Ich sah regelmäßig nach ihr, brachte sie hier unter, auch wenn ich die letzten Nächte in einem der leerstehenden Technikerquartiere schlief. Ich konnte einfach nicht in meinem Bett sein, auch wenn meine Kabine nicht so beschädigt war, dass dies nicht nötig gewesen wäre, auszuziehen – doch die Erinnerungen. Wie oft haben wir uns dort... geliebt. Ja geliebt, es war mehr als Sex. Dessen bin ich mir sicher.

Ich hebe Spot auf meinen Schoss. Leise schnurrend schmiegt sie sich an mich und ich verberge mein Gesicht in ihrem weichen Fell. Da signalisiert der Türsummer Besuch. Ich bin versucht, nicht zu antworten, möchte einfach nur ungestört sein in meiner Trauer. Doch wer immer es ist, er oder sie bleibt hartnäckig und so antworte ich nach dem dritten Signal doch mit einem „Herein“.

„Data!“ Für einen Augenblick übermannt mich die Hoffnung, bevor die grausame Realität wieder in mein Bewusstsein dringt. „B-4, was kann ich für dich tun?“

Diese Ähnlichkeit! Gott, ich wünschte wirklich, er würde dir nicht so ähnlich sehen. Picard hat ihn wieder aktivieren lassen, nachdem die Gefahr vorbei war. Es war ja nicht seine Schuld, dass Shinzon ihn missbrauchte. Doch mich schmerzt sein Anblick, führt er mir doch vor Augen, was ich verloren habe.

Er blickt sich in meinem Quartier um. Neugierig, wie mir scheint. Obwohl sein Gesicht natürlich keinen Ausdruck dessen zeigt. Du warst auch so neugierig, als wir uns kennen lernten. Nur nahm ich dich damals ganz anders war als ihn – als Energiesignatur. Ich erinnere mich deutlich, wie sehr du mich von Anfang an fasziniertest. Ich sah dich schließlich wortwörtlich mit anderen Augen als unsere Kameraden. Wir waren beide auf gewisse Weise Außenseiter – auch das schweißte uns zusammen.

Ich biete B-4 einen Platz an und wiederhole meine Frage nach dem Grund seines Besuches. „B-4 hat eine Frage an Geordie“, erwidert er. Irgendwie habe ich mich immer noch nicht an seine naive, kindliche Art gewöhnt. Spätestens dies macht deutlich, dass er so anders ist als du. Ich ermuntere ihn, seine Frage zu stellen.

Er sieht mich an, direkt in die Augen – wie du... vor wenigen Tagen und dann spricht er. „Geordie, was ist Liebe?“

-Ende-

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