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Festival

von JTD

Kapitel 2

* * *

„Sooo ... dann wollen wir doch mal hören, was Julian dazu zu sagen hat.“ Jadzia schlüpfte in den Sessel an der Konsole und öffnete einen Kom-Kanal zur Station. „Am besten bleibst du da hinten stehen, so daß er dich nicht sieht,“ fügte sie hinzu und winkte Ro aus der Sichtweite der Kommunikationskamera.

Die Bajoranerin nickte und trat zurück. Es war ein sehr seltsames Gefühl, nach so langer Zeit wieder in einem Starfleet-Runabout zu stehen. Ohne darüber nachzudenken, hob sie eine Hand und ließ sie ein Seitenpanel hinabgleiten. Die Kameradschaft, die sie auf der Enterprise erfahren hatte, zusammen mit den Erwartungen, die in sie gesteckt wurden, und die sie so sehr zu erfüllen versuchte, machten die Erinnerungen an diese Zeit schmerzlich-süß. Und dennoch konnte sie nicht behaupten, ihre Entscheidung zu bereuen. Sie hatte ihre zweite Chance bekommen und nicht genutzt. Doch wenn sie es genau überlegte, hatte sie nie den Eindruck gehabt, wirklich dazuzugehören. Sie war immer ein Außenseiter geblieben. Es war kein Wunder, daß sie sich immer die Ausgestoßensten aller Ausgestoßenen aussuchte. Wenn sie ihnen half, half sie irgendwie immer auch sich selbst.

„Vielen Dank, Julian, das hilft enorm. Ich bekomme die Daten gerade.“

„Wenn du noch irgend etwas brauchst, lass‘ es mich wissen.“

„Werde ich. Ich seh‘ dich dann in zwei Tagen.“

„Bis dann. Bashir aus.“

Ro hatte nur die letzten Sätze mitverfolgt und sah Jadzia jetzt erwartungsvoll an. „Hat es geklappt?“

Jazia nickte zufrieden. „Ja, ich habe die Zusammensetzung der Medizin hier. Jetzt müssen wir nur noch auf Kira warten.“

„Meinst du, sie bekommt die Grundsubstanz ohne Probleme?“

Jadzia zuckte mit den Schultern. „Bei ‚ohne Probleme‘ bin ich mir nicht so sicher. Aber ich habe es noch nicht erlebt, daß Kira irgendetwas nicht geschafft hätte, was sie sich fest vorgenommen hat – besonders, wenn es mit Bajor zusammenhing.“ Sie stand auf und ging an Ro vorbei zum hinteren Ausgang. „Hilfst du mir, alles vorzubereiten?“

„Sicher.“ Ro folgte ihr in den hinteren Teil des Runabouts.

* * *

„Ich habe übrigens nicht ganz die Wahrheit gesagt.“

Seit über einer Stunde waren die beiden Frauen nun dabei, das kleine Feldlabor des Runabouts für die Herstellung der Medizin vorzubereiten und hatten schnell festgestellt, daß sie gut zusammen arbeiten konnten.

„Tatsächlich?“ Jadzia schien diese Bemerkung Ros nicht weiter zu überraschen. Mit einem kleinen Lächeln bemühte sie sich weiterhin um die akkurate Justierung des Aufbereitungsgeräts.

„Ich wollte den Orb der Wahrheit stehlen.“

„Und was hat dich davon abgehalten?“ Jadzia drehte sich herum und lehnte sich mit gekreuzten Armen gegen die Arbeitsplatte, um die Bajoranerin, die in einem der bereitstehenden Sessel Platz genommen hatte, genauer zu betrachten.

„Ich hatte eine Vision.“ Ro fuhr sich nervös durchs Haar. „Ich war so lange in Kontakt mit der Halam-Kolonie, daß ich mittlerweile der Meinung war, es gebe die Propheten tatsächlich nicht. Also hab‘ ich mir auch nichts dabei gedacht, als jemand vorschlug, den Splitter zu stehlen und zu Geld zu machen, um damit die Grundsubstanz für die Medizin zu kaufen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es hatte etwas von ausgleichender Gerechtigkeit.“

„Hm.“ Jadzia entschied, daß dieses Gespräch wohl länger dauern würde, und nahm auf dem Sessel neben Ro Platz. „Ich hatte nie das Vergnügen, aber sowohl Benjamin als auch Kira haben mir gesagt, daß es eine ziemlich umwerfende Erfahrung ist.“

„Das kann man wohl sagen.“ Ro lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. „Kann man dich denn mit gar nichts verunsichern?“ fragte sie dann.

Jadzia zuckte mit den Schultern. „Nach sieben Leben hat man eine Menge gesehen.“

„Ich könnte dich und Kira genauso im Stich lassen wie Starfleet ... die Maquis ... meine Auftraggeber auf der Halam-Kolonie ...“

Jadzia lehnte sich vor, um eine Hand auf Ros Knie zu legen. „Ist das das, was du von dir selber denkst?“

Ro wußte nicht, wohin sie zuerst sehen sollte: auf ihr Knie, wo Jadzias Hand eine angenehme Wärme verbreitete, oder in die hellen Augen, die ihren eigenen auf einmal extrem nah waren. Ihr Herz schlug ihr plötzlich bis zum Hals, und die Bilder aus ihrer Vision waren erschreckend nah.

„Du kamst darin vor,“ sagte sie schließlich atemlos.

„In deiner Vision?“ Jadzia hob eine interessierte Augenbraue, ohne ihre Hand von Ros Knie zu entfernen.

Ro nickte. „Ich gehe normalerweise nicht mit fremden Frauen mit, die sich noch dazu nach kurzer Zeit als Starfleetoffiziere herausstellen.“

Jadzias Blick schweifte nicht ab. „Gehst du ansonsten mit fremden Frauen mit?“ In ihrem Innern applaudierte eine kleine Stimme der reichlich vorwitzigen Frage und Jadzia konnte ein keckes Grinsen nicht vollständig unterdrücken.

Ro schluckte. „Nur wenn sie in Visionen erscheinen.“

„Und wie oft ist das schon passiert?“

„Äh ... einmal?“ Ro neigte ihren Kopf leicht zur Seite und ein kleines Lächeln erschien an ihren Mundwinkeln, das ihre dunklen Augen plötzlich zum Strahlen brachte. „Und du?“

„Kommt selten vor, aber es kommt vor.“ Jadzia deutete ein Nicken an und gab endlich der Versuchung nach, herausfinden zu wollen, ob dieser aufsässige Mund genauso aufreizend schmeckte wie er aussah. Eigentlich hatte sie das gar nicht geplant – oder doch? Die Frage ging in dem Gefühl verloren, daß Ro zwar zunächst zögerte, dann aber nachgab. Ihre Lippen wurden weich und gingen auf Jadzias Kuß ein, um sich kurz darauf zu öffnen. Jadzia seufzte leise, bevor sie zum ersten Mal Ro schmeckte. Der Geschmack war genauso enervierend wie der Rest der Bajoranerin. Jadzia lächelte, als sie den Kontakt brachen.

Ro schüttelte mehrmals den Kopf, offensichtlich, um wieder etwas Klarheit zu erlangen. Es gelang ihr nicht ganz. „Hey, du kannst Laren zu mir sagen,“ erklärte sie mit anerkennendem Unterton.

Jadzia lachte leise. „War das auch in deiner Vision?“

Ro lächelte verlegen. Zwar hätte Jadzia niemals das Wort „verlegen“ mit „Ro Laren“ in Verbindung gebracht, aber sie mußte gestehen, daß der Anblick äußerst anziehend war.

„Unter anderem,“ bestätigte sie und errötete leicht.

„Unter anderem?“ Die Frage kam einer Aufforderung gleich.

Ro konnte aus irgendeinem unerfindlichen Grund ihre Augen nicht von der Trill wenden, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Das war nicht der Grund, aus dem sie nach Bajor gekommen war. Jadzia versprach ihr ja auch nicht die große Liebe. Ihr Herz an die Trill zu verlieren hatte Ro nicht vor, aber nur die leise Hoffnung darauf, von dieser Frau berührt zu werden, setzte ihre gesamte Körperoberfläche in Brand. Es war einfach viel zu lange her.

„Deswegen bin ich eigentlich nicht hier,“ sagte sie schließlich leise, ohne daß sie genau hätte sagen können, weswegen sie ausgerechnet diesen Teil ihrer Gedanken verbalisierte.

Jadzia reagierte sofort, indem sie ihr Gewicht zurückverlagerte. Ihre Augen verloren ein wenig von ihrem Glanz.

„Natürlich,“ sagte sie und stand nach einer kurzen Pause wieder auf, um zur Arbeitsplatte hinüberzutreten. „Die Medizin ...“

Ro ertrug den Anblick von Jadzias Rücken nur für einen sehr, sehr kurzen Moment, bevor sie beschloß, morgen weiter darüber nachzudenken, und spontan aufsprang. Mit zwei Schritten war sie bei der Trill, mit einem weiteren in deren Armen, und fast im gleichen Augenblick trafen sich ihre Lippen mit der Intensität von Ertrinkenden. Das Zusammentreffen ihrer Körper hatte wenig von Romantik oder gar Zärtlichkeit, doch es erfüllte seinen Zweck, der schrecklichen Einsamkeit für ein paar Momente Einhalt zu gebieten.

Nach mehreren Minuten frenetischer Aktivität brach Jadzia den Kuß. Das erhitzte Gesicht und die glänzenden Augen der Bajoranerin entlockten ihr ein Lächeln, obwohl ihr nicht direkt danach zumute war.

„Ro ... Laren ...“ verbesserte sie sich, während ihr Daumen über die weiche Haut ihrer Wange fuhr. „Ich muß ehrlich mit dir sein. Ich habe gerade jemanden verloren. Was wir hier tun, wird alles sein, was ich geben kann ...“

„Und ich ... ich muß wieder gehen.“ Das Lächeln auf Ros Lippen sprach von Trauer und dem Wissen, daß Abschied für immer ein integraler Bestandteil ihres Lebens sein würde. „Es ist nur ...“

„Was?“

„Es ist nur ... schon so lange her.“

Jadzia lachte leise. „Das ist es tatsächlich.“ Sie küßte Ro wieder, diesmal zärtlicher als beim ersten Mal. „Aber wenn, dann wenigstens so, daß es eine gute Erinnerung ist, die man immer wieder hervorholen kann.“

„Definitiv,“ stimmte Ro zu. Ihr Körper fühlte sich sehr schwer und gleichzeitig sehr lebendig an.

Sie spürte, wie Jadzia sie näher heranzog, und registrierte mit mental hochgezogenen Brauen, wie sehr sie die Berührung ihrer Brüste mit Jadzias genoss. Es gab Momente, in denen sie sich wünschte, sie könnte ihren internen Kommentator abschalten und sich einfach in einem Gefühl verlieren. In diesem Fall jedoch kommentierte ihre innere Stimme lediglich, wie angenehm dieses Gefühl war ... wie weich der Kontakt mit den Brüsten der anderen Frau ... wie richtig es sich anfühlte, ihren festen Hintern zu umfassen und zu kneten ... und wie schnell und heiß das Feuer zwischen ihren Beinen sich entzündete.

Ihre Hände wanderten aufwärts, bis sie zwischen ihre beiden Körper schlüpften und Jadzias Brüste umfassten. Jadzia reagierte sofort mit einem Seufzen und presste sich noch stärker gegen Ro. Die Bajoranerin fand es plötzlich schwer zu atmen.

Jadzias Brüste waren größer als Ros, reagierten aber ebenso schnell auf Stimulation wie die der Bajoranerin. Die Brustwarzen wurden fest und waren deutlich durch den rostroten Stoff zu sehen. Als Ro begann, sie mit Daumen und Zeigefinger zu umschließen, brach Jadzia den Kuss und schloss die Augen, um das wunderbar erregende Gefühl voll genießen zu können.

„Bajoraner verlieren keine Zeit, was?“ sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen, aber ihre Stimme zitterte.

„Nicht nach so langer Zeit, nein.“ Ro attackierte Jadzias wundervoll weichen, eleganten Hals mit der Absicht, jedem einzelnen dieser verführerischen Punkte einen Besuch abzustatten.

Jadzia stöhnte auf. „Du hast Recht ... nicht das erste Mal nach so langer Zeit.“ Ihre langen Finger gruben sich in Ros Rückenmuskeln und glitten dann weiter nach unten, über die verführerisch runden Muskeln ihres Hinterns, und noch ein wenig weiter nach unten, wo sie mit sicherem Griff versanken.

Jetzt war es an Ro, nach Luft zu schnappen. „Vorschlag,“ sagte sie mit gepresster Stimme.

„Ich höre.“ Eine von Jadzias Händen bahnte sich den Weg nach vorne und streichelte den Bauch der Bajoranerin unterhalb des Nabels.

„Lass‘ uns das liebevolle Geplänkel auf hinterher verschieben.“ Ros Augen waren jetzt sehr dunkel. „Im Moment möchte ich einfach nur Sex.“

„Tatsächlich.“ Jadzia wünschte sich mindestens zwei Hände mehr, um alle guten Stellen gleichzeitig zu erreichen. „Wie hättest du es gerne?“

„Hart, schnell, und mehrmals hintereinander.“ Ro lachte, aber es war ihr vollkommen ernst. „Bitte.“

„Mit der größten Freude.“ Jadzias Hände schlüpften unter das Hemd, das Ro trug, und zog es ohne größere Umschweife aus deren Hose. „Mit der allergrößten Freude.“

* * *

Sie hoben die Matratzen aus den engen Kojen des Runabouts und legten sie in der Mitte des Raumes nebeneinander, bevor sie den Schlafbereich gegen unerwarteten Zutritt verriegelten. Kurz darauf fanden sie sich auf ihrem zusammengestückelten Bett wieder. Es hätte mit Stroh gefüllt sein können, und es hätte keine der beiden gestört. Kleider verloren mehrere Knöpfe, als sie von Körpern gerissen wurden, aber es interessierte keine der beiden Frauen auf ihrer Suche nach nackter Haut. Sie ließen sich auch keine Zeit, die andere zu betrachten, oder langsam zu erkunden. Zungen trafen sich in fieberhaften Tanz, während Hände die erregendsten Stellen am Körper der anderen suchten. Finger versanken in feuchter Hitze, Körper bäumten sich auf, hungrige Münder labten sich an erigierten Brustwarzen, die regelrecht in sie hineinzuwachsen schienen. Es war genau das, was Ro bestellt hatte – hart, schnell und definitiv mehrmals hintereinander. Jahre der Einsamkeit verlangten nun ihren Ausgleich – nur noch ein bißchen mehr nackter Haut, noch eine weitere Berührung, ein nochmaliges Vergessen der Realität unter den fordernden Händen der anderen.

Ro hatte längst aufgehört zu zählen, als sie endlich beide gesättigt waren und außer Atem nebeneinander lagen. Ihre Ohren sangen und zwischen ihren Beinen zuckte es, aber das war es wert. Es war es so wert.

Sie suchte die Hand Jadzias und umschloss sie. Dunkle Augen trafen helle, und beide Paare waren auf der Suche, in denen der anderen die Antwort zu finden, ob das genug gewesen war, um die laute Einsamkeit für einen Moment zum Schweigen zu bringen.

Ein Lächeln zuckte um bajoranische Mundwinkel und wurde von der Trill mit Gleichem beantwortet.

„Unvergeßlich,“ flüsterte sie, und Jadzia nickte. Es war genug gewesen. Jedenfalls für diese Nacht.

* * *

Als Kira endlich zurückkehrte, war die Nacht schon fast vorüber. Sie hatte wirklich jeden einzelnen Gefallen, den ihr Freunde aus dem ehemaligen Widerstand schuldeten, eingefordert, um an die Grundsubstanz für die Medizin zu kommen. Es handelte sich dabei um eine Pflanze, die nur in den bergigen Regionen Bajors vorkam und nur schwer zu züchten oder zu ernten war. Daß sie die zehn Kilo, die sie jetzt hatte, zusammenbekommen hatte, grenzte an ein Wunder.

Kira rieb sich müde die Augen, als sie die Tür zum Feldlabor öffnete und schon damit rechnete, sich bei Jadzia und Ro entschuldigen zu müssen. Doch keine der beiden war anwesend. Die Bajoranerin legte ihre Beute auf der Ablage ab und entschloß sich, die Vermißten im Schlafbereich des Runabouts zu suchen. Soweit sie sehen konnte, war alles für die Gewinnung der Medizin vorbereitet, und es konnte gut sein, daß Jadzia und Ro beschlossen hatten, sich die Zeit des Wartens mit einem Nickerchen zu vertreiben. Kira gähnte. Es war eigentlich gar keine schlechte Idee.

Zu ihrer Überraschung jedoch war die Tür zum Schlafbereich verriegelt. Kira war schon kurz davor, die Verriegelung etwas unmutig aufzuheben, als ihr plötzlich einfiel, was das bedeuten könnte. Mit der Hand auf halbem Wege zum Eingabepad hielt sie inne und ein wissendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Das ist ja kaum zu glauben ...“

Kira war selbst erstaunt, daß sie nicht ärgerlich war, aber irgendwie machte ihr der Gedanke Spaß, daß Jadzia einen Weg gefunden hatte, ihren Landurlaub doch noch zu nutzen. Über die Wahl ihrer Partnerin konnte man natürlich streiten ... aber das hatte Kira heute Nacht wirklich nicht vor.

„Computer, benachrichtige Lt. Dax, daß ich zurückgekehrt bin,“ ordnete sie an und wartete auf das bestätigende Zirpen. „Und einen Raktajino für mich, bitte.“

Wer konnte schon sagen, wie lange sie noch warten mußte.

* * *

Sie hatte gerade ihre zweite Tasse Raktajino geordert, als eine reichlich zerzauste und nur in ein langes, zerknautschtes Hemd gekleidete Jadzia barfuß ins Labor tapste.

„‘Morgen.“ Die Trill gähnte herzhaft und nahm Kira die Tasse Raktajino direkt aus der Hand. „Danke.“

Kira schaute ihr belustigt hinterher und orderte eine weitere Tasse „Gut geschlafen?“

„Nicht direkt.“ Jadzia hatte auf einem der Sessel Platz genommen und streckte sich wohlig. „Aber es war trotzdem sehr ... entspannend.“

„Kein Zweifel.“ Kira setzte sich ihrer Freundin gegenüber und stützte das Kinn auf die Hand. „Ro schon wach?“

„Sie ist gerade im Bad.“ Jadzia nahm vorsichtig einen Schluck des extrem heißen Getränks. „Hast du alles bekommen?“

„Zehn Kilo,“ sagte Kira stolz. „Das müßte eigentlich für die gesamte Kolonie reichen.“

Jadzia nickte. „Wir stellen hier so viel Medizin her, daß es für die ganz dringenden Fälle reicht, und den Rest der Grundsubstanz geben wir Ro so mit.“

„Hört sich gut an.“ Kira mußte noch immer über Jadzias Gesichtsausdruck lachen, der dem einer Katze, die gerade heimlich einen Sahnetopf ausgeschleckt hatte, täuschend ähnlich war. „War es denn wenigstens schön?“

„Hm,“ sagte Jadzia, während sich der Eindruck noch verstärkte, und blinzelte Kira genießerisch zu. „Sie war laut.“

„Und du warst unersättlich,“ kam gleich darauf die Erwiderung aus dem Bereich der Tür. Ro war frisch geduscht und vollständig bekleidet. Ihre Augen blitzten humorvoll.

„Wer wollte es denn hart, schnell und mehrmals hintereinander?“

„Und wer hat den Bedingungen sofort zugestimmt und dann ihr Bestes getan, um den Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen?“ Ro hatte mit wenigen Schritten den Raum durchquert und fuhr Jadzia liebevoll durch das unordentliche Haar.

„Ladies, bitte. So genau wollte ich es gar nicht wissen!“ Kira hob eine Hand. Sie konnte nicht behaupten, daß sich ihre Einstellung gegenüber Ro über Nacht vollkommen geändert hatte, dennoch war sie von dem Bild, das sich ihr bot, seltsam berührt. Wenn Ro es geschafft hatte, einige von Jadzias bösen Geistern zu vertreiben, würde das ihr Ansehen bei Kira eindeutig heben.

„Du hast gefragt.“ Jadzias Augen hatten definitiv ihr freches Blitzen wieder.

„Ich hätte es besser wissen sollen.“

Das folgende Schweigen war beredt, aber das Grinsen war auf allen drei Gesichtern breit und wissend.

* * *

Kira kam doch noch zu ihrem wohlverdienten Schlaf, während Jadzia und Ro den Morgen damit verbrachten, genügend Medizin herzustellen, um die ganz dringenden Fälle in der Halam-Kolonie zu behandeln. Es war angenehmes Arbeiten, das ohne viele Worte auskam und sehr vertraut schien. Hier und da streifte eine Hand eine Hüfte, und kleine Liebkosungen wurden ausgetauscht, jedoch geschah das ohne viel Aufhebens. Ohne darüber reden zu müssen, genossen beide Frauen die Anwesenheit der anderen und speicherte dieses Wohlbefinden für magere Zeiten.

Viel zu schnell flog der Morgen vorbei, und es wurde langsam Zeit, Abschied zu nehmen. Sie weckten Kira, um noch gemeinsam zu Mittag zu essen. Es war wichtiger, die Medizin zu denen zu bringen, die sie so dringend brauchten, als den Besuch – so angenehm und inspirierend er auch sein mochte – noch weiter auszudehnen.

Kira und Jadzia begleiteten Ro zu ihrem Flieger, der schon bis zum Bersten mit Lebensmitteln gefüllt war. Die Bajoranerin verstaute die Medizin sicher im Cockpit, bevor sie Kira die Hand hinstreckte.

„Danke für alles.“

Kira erwiderte die Geste. „Solange du dich nie wieder hier blicken läßt,“ sagte sie, aber das breite Lächeln strafte ihre Worte Lügen. „Paß‘ auf dich auf, Maquis.“

„Du auch.“

Der zweite Abschied fiel schon schwerer, und Kira war taktvoll genug, um sich mit einem kleinen Winken zu verabschieden und den beiden Frauen einen Moment alleine zu geben.

Ro wußte nicht recht, wie sie anfangen sollte, und wippte unbehaglich auf den Fußspitzen.

„Laren ...“ Jadzia beobachtete das Ganze mit hochgezogener Augenbraue.

„Was?“

„Steh‘ still?“

Ro lächelte entschuldigend und zuckte die Schultern. „Ich bin nicht so gut im Abschiednehmen.“

„Es ist nicht so schwer.“ Ohne langes Zögern zog Jadzia die andere Frau an sich und küßte sie, bis die Bajoranerin nach Luft schnappte.

„Mach‘ nur so weiter, und ich geh‘ niemals.“

„Es reicht, wenn du ab und zu an mich denkst ... Du weißt schon, wenn’s zu einsam wird.“ Jadzia hielt weiterhin Ros Hände.

Die Bajoranerin nickte. „Das mach‘ ich bestimmt.“ Sie drückte die Hände ihrer Freundin und ließ dann los. „Aber ich muß jetzt wirklich gehen.“

„Ich weiß.“ Jadzia trat einen Schritt zurück. „Guten Flug und viel Glück.“

Ro nickte nur und konnte kaum ihre Augen von denen der Trill lösen. Endlich gab sie sich einen Ruck und drehte sich kommentarlos um.

„Hey!“

Die Tür des Fliegers war schon fast geschlossen, als Jadzia einen Fuß in den verbliebenen Spalt steckte.

„Was?“ fragte Ro und bedachte den Fuß mit einem amüsierten Blick.

„Falls Du irgendwann wieder Visionen haben solltest ...“

„... weiß ich, wo ich dich finde.“ Ro gab der Tür von innen einen Stoß mit dem Ellenbogen, so daß sie sich weit genug öffnete, um ihr zu erlauben, die Trill ein letztes Mal zu umarmen. „Danke für alles, Jadzia. Einfach ... für alles.“

Sie hielten sich für einen langen Moment, beide mit Tränen kämpfend. Vielleicht war das das erste und letzte Mal, daß sie sich sahen, und obwohl beide nicht mehr wollten als sie sich gegeben hatten, so war die Leichtigkeit, mit der sie miteinander umgingen, etwas Besonderes gewesen.

„Bis ... zum nächsten Mal.“

„Ja. Bis dann.“

Sie lösten sich voneinander, und Ro hielt Jadzias Blick, bis die Tür sich vollends geschlossen hatte.

* * *

Der Weg zurück zum Haus war nur ein paar Kilometer lang, und die Frauen hatten schon länger beschlossen, ihn zu laufen, anstatt einen Gleiter zu nehmen. Schon morgen würden sie zurück auf der Station sein und zunächst einmal für lange Zeit wieder keinen blauen Himmel und keinen Wald und wogende Felder zu sehen bekommen.

Sie liefen schweigend nebeneinander her, doch das Schweigen war nicht drückend. Kira bemerkte nach einer Weile, daß sie beide noch kein Wort gesagt hatten, aber sie dennoch das Gefühl hatte, Jadzia ohne Worte zu verstehen. Mit leichter Überraschung stellte sie fest, daß Jadzia eine der wenigen Freunde in ihrem Leben war, mit der das möglich war, und daß sie ihre Freundschaft unendlich schätzen gelernt hatte.

Es war nicht Kiras Art, diese Gedanken in Worten auszudrücken, doch das Lächeln, das sie mit der größeren Frau tauschte, sagte ihr, daß das Gefühl beidseitig war.

„Danke, Nerys,“ sagte Jadzia nach einer langen Weile. Das Haus war schon am Horizont zu sehen.

„Wofür?“

„Für das hier-“ mit einer Handbewegung schloss sie die Umgebung ein, „und daß du dir Sorgen um mich gemacht hast.“

„War das so leicht zu sehen?“

Jadzia nickte, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

Kira zuckte mit den Schultern. „Ich bin normalerweise nicht so feinfühlig,“ gab sie zu. „Und Ro gehörte irgendwie auch nicht zu meinem Plan.“ Sie lachte. „Aber wenn es geholfen hat ... hat es?“

Jadzia nickte. „Ja, ich glaube schon.“

Sie liefen schweigend weiter, bis Kira wieder das Wort ergriff. „Und es ist jetzt nicht schlimmer geworden, weil Ro wieder weggegangen ist ...?“

„Nein.“ Jadzia war nun wirklich gerührt. Daß Kira so etwas Persönliches überhaupt ansprach ... „Es war von vorneherein klar, daß das keine Langzeitbeziehung sein würde – aber es hat mir eindeutig gezeigt, daß ich noch am Leben bin.“ Sie seufzte zufrieden und hing für einen Moment ihren Erinnerungen an letzte Nacht nach. Dann drehte sie sich wieder zu Kira um, und ihre Augen hatten einen herausfordernden Ausdruck angenommen.

„Wie sieht es eigentlich mit dir aus?“

„Wie bitte?“ Kira wäre vor Überraschung fast gestolpert.

„Na ja, so ein bisschen Gesellschaft würde dir auch ganz gut tun ...“

„Mir geht’s gut.“

„Sicher?“

„Si... hey.“ Kira blieb abrupt stehen, als ihr Blick Jadzias herausfordernde Augen traf. „Was soll das?“ fragte sie, und stemmte die Hände in die Hüften.

„Nichts ...“ Jadzia gab sich Mühe, unschuldig auszusehen. Es funktionierte nicht. „Ich dachte nur ... na ja, es muß ja nichts Permanentes sein. Wenn das so ist wie hier ... wo beide genau wissen, bis wohin, und daß es nur auf Zeit ist, ist das doch in Ordnung, oder?“

Kira starrte ihre Freundin mit offenem Mund an. War das jetzt ein Angebot?

„Hart, schnell, und mehrmals hintereinander, was?“ sagte sie zu guter Letzt.

Jadzia zuckte die Schultern, nicht im Mindesten verunsichert. „Eine von vielen Möglichkeiten,“ räumte sie ein und zwinkerte.

„Oh, du ...“ Kira knuffte die größere Frau in den Arm. „Dir geht es definitiv besser.“

„Hm ...“ Die Bestätigung von rechts hörte sich fast wie ein Schnurren an.

Sie begannen wieder zu gehen, und genossen die warme Sonne und den angenehmen Wind.

„Ich lasse es mir durch den Kopf gehen,“ sagte Kira schließlich, als sie das alte Haus erreichten und eintraten.

„Hm, gut.“ Jadzias helle Augen leuchteten im Dunkel der Diele. Sie zögerte einen Moment und nahm die Bajoranerin dann kurzerhand in den Arm. Kiras Körper versteifte sich für eine Sekunde, bevor sie ihre Vorsicht in den Wind warf und die Umarmung mit ganzem Herzen zurückgab. Morgen waren sie wieder zurück auf der Station, und mehr als einfach nur Freundinnen, die füreinander da waren. Man sollte die Dinge öfter nehmen, wie sie waren.

„Ich freue mich schon.“ Kira war nicht direkt erstaunt, kurz darauf die warmen Lippen der Trill auf ihren zu fühlen. Jadzia hatte eine Art, einen genau wissen zu lassen, was man verpasste, wenn man sich gegen etwas entschied.

Sie gab der Freundin einen Klaps. „Du willst mich nur necken.“

Jadzia verneinte es nicht. „Wer zuerst am Pool ist!“

Kira sah ihr nach, wie sie die Treppe hinaufstürmte, und lachte. Die Dinge waren definitiv wieder so, wie sie sein sollten.

 

Ende

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