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Rückendeckung

von Minotaur

Kapitel #1

Rückendeckung



Das Leuchten der Transporterenergie erhellte für einen Moment die Umgebung und in dem finsteren Raum manifestierte sich eine Gestalt. Es war zu dunkel, um besonders viel zu erkennen. Commander Raffaela Musiker, auch Raffi genannt, zog ihren Tricorder aus dem Gürtel und ließ sich von den Sensoren des Geräts leiten. Sie scannte die Ausmaße des Raumes ebenso wie einige Kisten, die an einer Felswand aufgestapelt waren. Wie geplant hatte der Transportvorgang sie in einen Lagerraum auf eine der unteren Ebene des ausgehöhlten Planetoiden befördert. Normalerweise gab es Sicherheitsvorkehrungen, die einen Transport hier hinunter verhinderte, doch diese waren bereits deaktiviert worden. Raffi war nicht die Einzige, die sich hier unbefugt Zutritt verschafft hatte. Sie trat in die Fußspuren eines anderen Eindringlings. 
Das Metallschott des Raumes war zwar verriegelt, aber von innen leicht zu öffnen. Raffi schlüpfte hinaus in die Höhle. Hier waren vereinzelt Lampen aufgestellt worden, sodass Raffi sich auch ohne den Tricorder orientieren konnte. Dennoch hielt sie weiter ein Auge auf die Anzeigewerte. Sie musste vorsichtig sein. Diese Basis war das Zentrum einer Verbrecherorganisation, die von einem gnadenlosen Warlord angeführt wurde. Er war einer von vielen, die das Machtvakuum ausnutzten, welches nach dem Zusammenbruch der romulanischen neutralen Zone und dem Rückzug der Föderation aus dem Grenzgebiet entstanden war. Wenn man sie entdeckte, dann würde dies Konsequenzen haben. Daher trug sie auch schwarze Einsatzkleidung ohne Abzeichen, so wie es bei einer Infiltrationsmission wie dieser Sinn machte. Ihre wilde, gelockte Mähne hatte sie hinter den Kopf zusammengebunden. 
Der Tricorder hatte in der näheren Umgebung zwei Lebensformen entdeckt, doch anhand der gemessenen Werte ahnte Raffi bereits, dass sie nicht bei Bewusstsein waren. Sie ging genau auf einen mobilen Energiegenerator und eine Computerkonsole zu, die jemand hier platziert hatte. Direkt daneben bemerkte sie die beiden Körper, die auf dem Felsboden lagen. Der eine war ein Mensch, der andere ein Tellarit. Ein genauerer Scan offenbarte, dass sie von einem Phaser betäubt worden waren. 
„Na, immerhin hat sie ihre Krallen in Watte gepackt“, kommentierte Raffi die Entdeckung. 
Sie warf noch einen Blick auf die Computerkonsole, aber sie war außer Funktion. Vielleicht war dies Teil der Sabotage, die auch die Transporterversiegelung aufgehoben hatte. Im Osten führte ein Durchgang aus der Höhle und einen abschüssigen Gang hinunter. Sie beschleunigte ihre Schritte, da sie befürchtete, nicht rechtzeitig zu kommen. Als sie das Ende des Ganges fast erreicht hatte, hörte sie Stimmen. 
„Du hättest nicht herkommen sollen!“, ertönte eine kräftige Männerstimme. 
„Ich konnte nicht widerstehen“, antwortete eine zweite weibliche Stimme. 
Den trockenen Unterton der zweiten Stimme erkannte Raffi sofort. Es war die Stimme von Seven gewesen. Raffi zog ihre Phaserpistole und schlich an den Durchgang heran, der in die Höhle führte, aus der die Stimmen gekommen waren. Sie hatte bereits geahnt, dass Seven sich in Schwierigkeiten bringen würde. Die ehemalige Fenris-Rangerin konnte es nicht lassen, sich mit den bösen Buben anzulegen. 
Vorsichtig warf Raffi einen Blick in die Höhle. Dort stand eine Frau mit langen blonden Haaren und Borg Implantaten im Gesicht – die ehemalige Borgdrone Seven of Nine. Sie wurde von zwei Männern mit Gewehren in Schach gehalten. Ein dritter Mann stand direkt vor ihr. Er war groß, dunkelhaarig und hatte ein bärtiges Gesicht. Sein Blick ruhte triumphierend auf Seven. 
„Wir wussten, dass du irgendwann kommen würdest. Wir mussten nur warten“, verhöhnte er Seven. 
„Suhl dich nur in deiner Überheblichkeit, Kyle“, meinte Seven gelassen. „Darauf baue ich genauso wie auf deine Dummheit.“
Irritiert stellte Raffi fest, dass Seven ihren Phaser am Gürtel trug, aber ihn nicht gezogen hatte. Sie hätte nicht gedacht, dass Seven sich so leicht überrumpeln lassen würde. Dennoch hielt sie das offenbar nicht davon ab, große Klappe zu haben. Hinter Kyle, wie Seven den Bärtigen genannt hatte, konnte Raffi eine Fahrstuhlplattform sehen. Offenbar führte ein Abgrund weiter in die Tiefe des Planetoiden, in der sich der Warlord dieser Bande verbarg. 
„Du wirst keinen Ärger mehr machen. Unser Anführer ist völlig sicher vor dir, denn dein Weg endet hier.“ Kyle hob seine Waffe und wollte seinen Worten Taten folgen lassen.
Als Commander Raffaela Musiker, Einsatzoffizierin der Sternenflotte, würde sie normalerweise weit taktischer vorgehen, aber einfach nur als Raffi, die ihre Freundin raushauen wollte, stürzte sie mit erhobenem Phaser in die Höhle. 
„Hände hoch! Waffen weg!“, rief sie den Gaunern zu. 
Aus den Augenwinkeln sah sie rechts und links von sich nun weitere Bewegungen. Sie hatte geglaubt, es mit drei Gegnern zu tun zu haben, was schon mehr als genug war, aber nun stellte sich heraus, dass noch vier weitere Bewaffnete in der Höhle waren und ihre Gewehre auf sie richteten.
„Oh Scheiße“, kam es Raffi über die Lippen, als sie erkannte, in welcher Situation sie sich befand. 
Kyle blickte irritiert, aber wenig beeindruckt zu ihr hinüber. „Wer zur Hölle sind Sie denn?“
„Raffi!“, brüllte plötzlich jemand und gleichzeitig zischten abgeschossene Phaserimpulse durch die Höhle und trafen die beiden Bewaffneten links von Raffi, die daraufhin bewusstlos zusammenbrachen. 
Raffi versuchte irritiert herauszufinden, wo die Stimme und die Schüsse hergekommen waren. Auch Kyle ruckte mit dem Lauf seiner Phaserpistole herum. Die Stimme war beiden bekannt vorgekommen. 
„Seven?“, fragte Raffi verwundert, als sie die ehemalige Borg hinter einem Container entdeckte, der in einige Entfernung stand und hinter dem sich die Angesprochene, bewaffnet mit einem Phasergewehr, versteckt hatte. 
„Geh in Deckung!“, brüllte Seven ihr zu und feuerte weitere Phaserimpulse ab, bevor sie den Kopf wieder in die Deckung zog, da Kyles Männer begannen, das Feuer zu erwidern. 
Während die Gegner Seven unter Beschuss nahmen, nutzte Raffi den Fluchtweg, den Seven ihr freigeschossen hatte und brachte sich hinter einem Stapel Kisten in Sicherheit. 
Kyle blickte derweil verwirrt von dem Container zu der Seven, die direkt vor ihm stand. Er hatte gesehen, wer dort hinter dem Versteck heraus gefeuert hatte. Diese Frau konnte doch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. 
„Ich sagte es ja“, sagte die Seven, direkt vor seiner Nase. „Auf deine Dummheit kann man bauen.“ Sie lachte höhnisch. 
Kyle schien langsam ein Licht aufzugehen. Mit der Pistole wischte er durch Sevens Gesicht. Doch es gab keinen Widerstand. Der Schlag ging durch sie hindurch, wie durch einen Geist. 
„Ein verdammtes Hologramm!“, fluchte er zornig.

Seven war nicht besonders begeistert, Raffi hier zu sehen. „Was bitte machst du hier?“, rief sie der Sternenflottenoffizierin entgegen, die sich nur wenige Meter von ihr entfernt hinter einen Stapel Kisten geduckt hatte. 
Abgeschossene Phaserimpulse zischten zwischen ihnen vorbei, oder knallten funkenschlagend auf die Deckung. Raffi hob den Kopf, gab einige Feuerstöße ab und ging dann wieder in Deckung. Die Gegner hatten sich verteilt und waren nicht mehr allzu leicht angreifbar. 
„Ich hatte vor dich zu retten!“, rief Raffi Seven eine Antwort zu. 
Seven lachte gequält auf. „Mich retten? Ich musste nicht gerettet werden! Du hast gerade meinen perfekten Plan platzen lassen! Wenn ich an Kyle und seinen Trotteln vorbeigekommen wäre, dann hätte ich freie Bahn zu ihrem Anführer gehabt.“
„War ja klar. Seven braucht von niemanden Hilfe“, grummelte Raffi vor sich hin. 
„Was sagst du?“, fragte Seven, die Raffi bei dem Lärm der Schießerei nicht verstanden hatte. 
Raffis Kopf drehte sich abrupt in Sevens Richtung: „Ich wollte nur wissen, wieso du eigentlich immer die Extreme suchst? Von einer Borg, die Teil einer Schwarmintelligenz war, zu einer absoluten Einzelkämpferin!“ 
„So ist das nicht!“, versuchte Seven sich zu verteidigen.
„Warum wache ich dann mitten in der Nacht alleine in unserem Bett auf?“, fragte Raffi aufgebracht weiter und streckte ihr den Kopf entgegen, heraus aus der Deckung. Sie schien die feuernden Gegner vergessen zu haben und einer der abgeschossenen Phaserimpulse ging knapp an ihr vorbei. „Und warum DAS hier?“ Sie deutete zu den Gegnern hinüber. 
Kyle senkte irritiert seine Phaserpistole. Er hatte sich hinter einem Felsen in Deckung begeben und lauschte nun dem Streit. Waren diese beiden Frauen völlig verrückt geworden?
„Das ist nur Training!“, antwortete Seven, wirbelte um die Ecke des Containers und feuerte mehrere Salven ab, woraufhin einer der Gegner getroffen zu Boden ging. 
„Training?“ Raffi schien kaum überzeugt zu sein. „Rein zufällig gegen den letzten Warlord, der dir noch auf deiner Liste gefehlt hat? Ich dachte du hast diesen Ranger-Scheiß hinter dir!“
„Woher weißt du …“ Seven stockte und biss wütend die Zähne aufeinander. „Hast du wieder meine persönlichen Aufzeichnungen gehackt?“
Raffi verzog schuldbewusst ihr Gesicht und hob entschuldigend die Schultern. „Ich habe mir halt Sorgen gemacht.“
Seven verdrehte die Augen. „Was hast du sonst noch gesehen?“ 
Raffi lehnte sich mit den Rücken gegen die Kisten, hinter denen sie hockte und seufzte schwermütig. „Das du mich verlassen willst. Du hast bereits nach einem Shuttle gesucht, was dich zurück in die Grenzgebiete bringt.“ 
„Scheiße“, fluchte Seven. Damit war dieses Spiel für sie endgültig vorbei. Sie verließ ihre Deckung und ging zu Raffi hinüber. 
Kyle sah, wie Seven plötzlich völlig ungeschützt war. Triumphierend hob er seine Phaserpistole, zielte und drückte ab. Der blau-weiß leuchtende Energieimpuls zischte durch die Luft, genau in Sevens Richtung. 
„Computer, das Programm pausieren!“, befahl Seven.
Das Energiegeschoss gefror in der Luft, genauso wie Kyle und seine Komplizen in ihren Bewegungen erstarrten. Sie waren nur holografische Figuren in einer Simulation. 
Seven ließ das Phasergewehr fallen. Sie beugte sich hinunter zu Raffi und zog sie auf die Beine. „Ich bin immer noch hier“, sagte sie. 
„Ja, fragt sich wie lange noch.“ Raffi wich ihrem Blick aus. 
Seven hatte jedoch schon bemerkt, dass sie Raffi emotional verletzt hatte. „Hör zu, du hast Recht. Ich hatte vor zu gehen. Es gibt da draußen mindestens noch einen Warlord, der in den Grenzgebieten sein Unwesen treibt. Und ich fühle mich dafür verantwortlich. Daher habe ich diese Simulation programmiert und mich auf diesen Angriff vorbereitet. Ich wollte heute gehen und daher hatte ich mir auch ein Shuttle suchen wollen. Aber ich habe es nicht getan. Ich bin geblieben.“
Raffis Augen huschten unsicher zu denen von Seven. „Warum?“ 
Seven lächelte und streichelte über ihre Oberarme. „Wegen dir natürlich.“
„Warum wegen mir?“, fragte Raffi weiter, auch wenn sich ihre Gesichtszüge schon deutlich aufgehellt hatten. 
Seven hob entrüstet die Arme in die Luft. „Ich muss es wirklich sagen, oder?“ 
„Naja, ja“, meinte Raffi grinsend. 
Seven seufzte und gab sich geschlagen. „Weil du die Einzige bist, bei der ich noch das Verlangen habe, sie zu assimilieren.“
Raffi strahlte. „Awwww. Was für ein süßer Liebesbeweis.“
„Jetzt mach kein Drama draus.“ Seven schaute verlegen zur Seite.
Raffi legte ihre Hände auf Sevens Wangen und sorgte dafür, dass diese sie wieder anblickte. Einen Moment sahen sie sich gegenseitig liebevoll in die Augen, dann küssten sie sich. Es war ein langer Kuss, dem sie sich eng umschlungen hingaben und der alle Anspannungen von ihnen abfallen ließ. 
Nachdem sich ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatten, sah Seven sie lächelnd an. „Lass uns wieder ins Bett gehen.“
„Wo denkst du hin?“ Raffi schob die verdutzte Seven von sich weg. „Glaubst du, ich habe mich so in Schale geworfen, damit wir die Nummer hier aufgeben?“ Sie deutete erst auf sich selbst, dann auf Kyle und die anderen Gauner.
Nun erst wurde Seven bewusst, dass sich Raffi extra ein Einsatzoutfit angezogen hatte und die Sache offenbar Ernst nahm. Sie hätte auch einfach die Kontrollen der Holosuite überbrücken können, um das Programm zu beenden, wenn sie Seven lediglich zur Reden hätte stellen wollen. 
„Was hast du vor?“, frage sie misstrauisch. 
„Na wollen wir doch mal sehen, wie diese Situation weitergeht, wenn sich eine Einsatzoffizierin der Sternenflotte einmischt, oder was denkst du? Vielleicht wirst du feststellen, dass die Sache zu zweit weit erfolgreicher ist. Und wenn der Tag kommt, an dem du dies hier wirklich tun musst, dann können wir es einfach zusammen tun“, erklärte sich Raffi, ihren eindringlichen Blick auf Seven gerichtet. „Dann nimmst du mich einfach mit, wenn du gehen musst, okay?“ Ihre letzten Worte klangen fast flehend. 
Seven schüttelte den Kopf. „Ich hatte schon einen Grund, warum ich dich nicht um Hilfe gefragt habe. Du bist bei der Sternenflotte. Du könntest großen Ärger bekommen und deine Karriere gefährden.“ 
Raffi hob energisch einen Finger. „Nein! Ich habe schon einmal meine Pflicht über die Menschen gestellt, die ich liebe, und ich habe es bitter bereut. Ich habe deshalb einen Sohn, der nicht mehr mit mir sprechen will und ein Enkelkind, das ich noch nie gesehen habe. Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal machen. Es muss immer eine oberste Priorität geben, aber ich entscheide selbst, wo diese liegt!“
Raffis Stimme hatte energisch geklungen und Seven wagte es nicht zu widersprechen. Tatsächlich wärmte es ihr Herz, dass sie in Raffis Priorität ganz oben stand und das sie so geliebt wurde, wie sie war, trotz der Makel ihrer Borg-Implantate. Sie nickte Raffi lächelnd zu. „Na gut, wie du willst.“ Sie hob das Phasergewehr wieder vom Boden auf. 
„Übrigens genialer Schachzug, ein paar Hologramme mit einem Hologramm hinters Licht zu führen.“ Raffi lachte. „Hast du einen mobilen Holoemitter benutzt?“
„Ja, und die Typen da wissen ja nicht, dass sie Hologramme sind“, gab Seven zu bedenken und deutete auf Kyle und seine Leute, die immer noch zu Salzsäuren erstarrt dastanden.
„Bereit?“, fragte Seven. 
„Und du?“, fragte Raffi zurück und griff nach ihrer Phaserpistole. 
Seven straffte ihren Körper. „Ich bin bereit geboren. Computer …“
„Süße, Süße“, unterbrach sie Raffi. „Vielleicht machst du vorher noch ein paar Schritte nach rechts.“ 
Seven schaute zur Seite und blickte genau das blau-weiße Energiegeschoss an, das keine zwei Meter von ihr entfernt eingefroren in der Luft schwebte. „Oh.“ Sie machte einen Schritt zur Seite. „Danke.“
„Stets zu Diensten.“ Raffi zwinkerte ihr schelmisch zu. „Da hat wohl jemand eine Einsatzoffizierin dringend nötig.“
Seven sah sie skeptisch an. „Übertreib es nicht.“
„Bin schon still.“ Raffi machte eine Geste als würde sie ihren Mund abschließen und den Schlüssel wegwerfen. 
Seven rollte mit den Augen, lächelte jedoch verstohlen in sich hinein. Sie war froh, nicht alleine zu sein. „Computer, Programm fortsetzen!“



Ende

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