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Summer moved on

von Trini

Kapitel #1

Es bläst ein eisiger Wind und wirbelt die Blätter wild durcheinander. Mich fröstelt es, deshalb ziehe ich meinen Mantel noch ein wenig enger zusammen. Tief inhaliere ich die kalte Luft in meine Lungen - frische Luft - ehrlich und klar ..., nicht erzeugt von den Systemen der Voyager.

Wenn ich um mich blicke, so kommt es mir vor, als wäre ich nie lange fort gewesen, als hätte ich nur einen Sommer verpasst. Meine Gefühle sagen mir jedoch etwas Anderes. Die sechs gestohlenen Jahre auf der Voyager haben ein tiefes Loch in mein Herz gerissen, dass ich nur schwer ignorieren kann. Mark wurde mir genommen, mein altes Leben, doch für das, was ich verloren hatte, wurde mir viel gegeben: Chakotay, eine wundervolle Crew und eine neue Familie.

"Hallo", höre ich eine sanfte Stimme hinter mir sprechen. Ich drehe mich nicht um - ich weiß wer es ist.

Mit rauer Stimme flüstere ich zurück: "Hallo..." Ich merke, wie er hinter mir stehen bleibt. Wahrscheinlich wartet er auf eine Reaktion... Deshalb drehe ich mich um und schaue in seine unglaublich tiefen braunen Augen. Ich spüre den Schmerz in meinem Herzen - so wie ich ihn noch nie gespürt habe, keine sechs Jahre lang war es so schlimm gewesen…

"Es ist kalt geworden", sagt er. "Als ich das letzte Mal hier war, schien die Sonne. Die Bäume waren in voller Blütenpracht…"

Ich blicke noch tiefer in seine Augen und berühre ihn mit meiner eisig kalten Hand an seinem Oberkörper. "Wann wirst du gehen?", flüstere ich heiser.

"Mein Flug geht morgen nach Ohio", antwortet er knapp, und fügt dann noch hinzu, "Mein Cousin und seine Frau haben schon das ganze Haus wegen meiner Begrüßung auf den Kopf gestellt."

Ich frage weiter: "Was wirst du machen, nachdem du deinen Cousin besucht hast? Wo willst du dich niederlassen?" Seine Hand ergreift die meine. Wohlige Wärme geht von ihr aus und lässt mein Herz fast zerspringen.

"Der Maquis war mein zu Hause, doch den Maquis gibt es nicht mehr. Jetzt habe ich niemanden, zu dem ich gehen kann."

Ich blicke ihn an. Dies ist definitiv der letzte Zeitpunkt, um es ihm zu sagen, das zu offenbaren, was ich die letzten Jahre versteckt in mir getragen habe. Mein Herz schlägt voller Sehnsucht, doch meine Lippen bleiben stumm. Ich zögere, obwohl mir mein Herz etwas anderes sagt: kein Protokoll, keine Rangabzeichen ... Mein Innerstes schreit: "Sag etwas, sonst ist er fort!" Doch warum handele ich nicht so?

Verlegen blickt er mich an. Es sind kaum ein paar Sekunden seit seinem letzten Satz vergangen, obwohl mir mein innerer Kampf wie eine Ewigkeit vorkommt. Er redet weiter: "Ich habe mir überlegt, vorerst auf Reisen zu gehen …"

Erschrocken blicke ich auf, doch ich lasse mir nichts anmerken. "Wohin willst du reisen?", frage ich leise.

"Ich weiß es noch nicht. Rigel fasziniert mich, vielleicht kann ich mich dort endlich wieder meiner verlorenen Leidenschaft, der Paläontologie widmen..."

Es tritt Stille zwischen uns ein, eine Stille, in der mein Innerstes erneut einen ständigen Kampf führt. Warum habe ich nur solche Angst davor zu sagen, dass ich ihn liebe? Er sieht mich erwartungsvoll mit seinen tiefen brauen Augen an. Warum handelt er nicht? Wenn er mich nach meinen Gefühlen fragen würde, dann würde ich sie nicht mehr leugnen. Aber er würde nicht fragen, er hatte bereits zu oft gefragt und stets eine Ablehnung von mir erhalten. Jetzt liegt es an mir zu handeln. Ich nehme all meinen Mut zusammen und spreche mit zittriger Stimme: "Chakotay ..." Als ich seine Hand fest zusammendrücke, schaut er hoffnungsvoll auf.

"Captain Janeway ...", schallt es einige Meter hinter mir. Ich drehe mich abgelenkt um und erblicke einen Fähnrich. "Captain Janeway", wiederholt sich der junge Mann erschöpft, als er näher kommt. "Die Sitzung wurde vorverlegt. Admiral Paris erwartet Sie sofort im Hauptquartier." Der Fähnrich bleibt stehen. Anscheinend erwartet er, dass ich ihn begleite.

Verlegen drehe ich mich zu Chakotay um und sage ihm, dass ich gehen muss. Er versucht seine Enttäuschung zu verstecken, doch ich sehe sie ... weil ich ihn kenne. Wortlos umarme ich ihn, spüre seinen warmen Körper in der nasskalten Umgebung, seinen feuchten Atem an meiner Wange. Es wird für lange Zeit das Letzte sein, was ich von ihm habe.

"Ich werde dir schreiben", sage ich traurig und er nickt nur. Dann folge ich dem Fähnrich. Hinter mir lasse ich meine Vergangenheit, mein Leben auf der Voyager. Meine letzte Verbindung - Chakotay - war nun auch gerissen, genauso wie bei all den Anderen... Tuvok, Seven, Tom, B‘Elanna, Neelix und der Rest meiner einst so wundervollen Crew ... Es würde nie wieder so sein wie früher.

Summer moved on

And the way it goes you can't tag along

Friendships move on

Until the day you can't get along

Moments will pass

In the morning light I found out

Seasons can't last

And there's one thing feft to ask:

Stay, don't just walk away and leave me another day

A day just like today with nobody else around

Ich betrete das Sternenflotten-Hauptquartier. Hier soll mein neues Leben beginnen. Diesmal würde ich kein wagemutiger Captain eines Sternenflottenschiffes sein, das in die Heimat geführt werden müsse. Das macht mir Angst. Ich weiß nicht, was ich hier soll, habe keine Perspektive mehr vor Augen. Am Eingang bleibe ich stehen und beobachte das Foyer. Ich komme mir so klein und lächerlich vor.

Der Fähnrich war bereits ein paar Schritte weiter gegangen. Ich drehe mich am Eingang um und schaue noch einmal in den Park. Ein Mann steht vor einem Baum und schaut in den Himmel, Chakotay. Ich frage mich, ob bei ihm nicht der Platz ist, wo ich hingehöre, jetzt, nachdem ich die Crew in ihre Heimat geführt habe.

"Captain?", höre ich den Fähnrich sprechen.

"Ist gut, ich komme sofort...", antworte ich und werfe noch einmal einen letzten Blick auf den Park. Chakotay wendet sich zum Gehen und verschwindet allmählich in den grauen Nebelschwaden. Ich atme tief durch, kehre ihm den Rücken zu und betrete das Gebäude. Der Sommer, mein Sommer, war vorbei. Jetzt würde etwas Neues beginnen: der Herbst, die Jahreszeit der Traurigkeit und Depressionen.

Ende

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