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Bastard Lieutenant from Hell – Part 2

von Syrinx

Teil 2

Seufzend löse ich zwei weitere Aspirin in einem Glas Wasser auf und leere es in einem Zug. Hölle, schmeckt das widerlich! In meinem Kopf tummeln sich mindestens ein Dutzend Klingonen, die mit ihren Bat’leths meine Schläfen bearbeiten. Ich lasse mich in meinen Stuhl fallen und aktiviere mein Terminal. Anstatt des üblichen Hintergrundbildes erscheint ein Memo auf dem Bildschirm:

„Bitte melden Sie sich pünktlich um 1000 im Besprechungszimmer zur Vorbereitung der morgigen Außenmission.“

Ich starre dümmlich auf den Text. Außenmission? Ich? Da muss eine Verwechslung vorliegen. Ich habe es erfolgreich und unter Einsatz drastischster Mittel geschafft, mich fünf Jahre lang vor Außenmissionen zu drücken. Warum sollte ich ausgerechnet jetzt auf eine gehen müssen?

Außenmissionen sind das Schlimmste, was einem B.L.f.H. passieren kann. Vor allem auf einem Raumschiff wie der Voyager. Es läuft immer alles nach demselben Schema ab. Wir nehmen Kontakt mit einer handelswilligen Rasse auf einem trockenen und heißen Planeten auf, auf dem natürlich die Sonne bzw. der dazugehörige Stern scheint, wenn wir ankommen. Die Spezies ist Warp-fähig, doch auf dem Planet herrschen Zustände wie im Mittelalter. Man läuft also über einen heruntergekommen Markt voll mit schreienden Händlern, die einem irgendwelche Souvenirs andrehen wollen und unterhält sich gezwungen freundlich mit Einheimischen. Diese Einheimischen besitzen im Durchschnitt einen IQ vergleichbar mit dem eines Deutschen Schäferhundes und werden von einem Diktator oder einer Minderheit unterdrückt, gegen die sie sich (aufgrund des fehlenden IQs) nicht wehren können. Schließlich beladen wir unser Shuttle mit den erstanden Vorräten, warten auf die Crew von Commander Chakotays Shuttle, welches wie immer abgestürzt ist und völlig demoliert vierzig Kilometer entfernt von der „Zivilisation“ in einem Funkloch liegt, und kehren endlich zur Voyager zurück. Auf dem Schiff angekommen, erholen sich die Teilnehmenden von der für Menschen giftigen Strahlung/Nahrung/Atmosphäre des Planeten, die man natürlich vorher nicht feststellen konnte, und der Captain muss Chakotays Eroberungen erklären, dass sie sie auf keinen Fall auf der Voyager mitnehmen kann. Danach kehren alle auf ihre Quartiere zurück und wünschen sich, dieser Tag wäre nie gekommen.

Und an diesem Wahnsinn soll ich teilnehmen? Alleine die Vorstellung lässt mich sämtliche Kopfschmerzen beiseite drängen. Fieberhaft wühle ich mich durch die Datenbank der Voyager, doch auch intensivste Suche bestätigt nur, was ich insgeheim befürchtet hatte. Ich muss mit auf diese Außenmission. Selbst für die nachträgliche Ersetzung meines Namens durch den von Tom Paris ist es bereits zu spät. Verdammter Mist! Dieses ganze Schlamassel muss gestern abend zu Stande gekommen sein, auf dieser langweiligen Party. Obwohl sie gegen Ende gar nicht mehr so langweilig war. Doch wem war das wieder zu verdanken? Dem B.L.f.H. natürlich! Doch was erntet man als Dank? Nichts als Spott und Hohn und eine Außenmission! Doch ich fange wohl besser von vorne an.

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Dienstag abend, 2005. Ich betrete die Messe, in der sich schon einige meiner werten Kollegen und natürlich das gesamte Führungsteam eingefunden haben. Man muss schließlich zeigen, dass auch der Geburtstag des Schrubbers der letzten Plasmaleitungen gebührend gefeiert wird. Gebührend bedeutet in diesem Fall mit einem langweiligen, steifen Stehempfang, auf dem der Captain eine ihrer salbungsvollen, tief tragischen Reden schwingt, alle wehmütig an die Erde zurückdenken, um danach mit allen Mitteln zu versuchen, sich zu amüsieren, und Neelix ein wahrhaft höllisches Buffet auf die Beine gestellt hat.

Nach zehn Minuten und fünf schlechten Witzen von Tom („Wie viele Ferengi benötigt man, um eine Glühbirne auszuwechseln? Zwei. Einen, der sie herausdreht und einen anderen, der die kaputte Birne an einen Unwissenden verkauft.“) beschloss ich, etwas zu unternehmen, und versetzte Neelix‘ Leolawurzel-Bowle mit einem kräftigen Schuss romulanischen Ales. Nun konnte der Spaß beginnen!

Nach einer halben Stunde und mindestens zwei Tassen Bowle pro Anwesendem stieg die Stimmung merklich. Die Musik wurde lauter, die Raumtemperatur sowie die Luftfeuchtigkeit höher (eine der Umweltkontrollen brannte durch, doch niemand kümmerte sich darum) und die ersten Uniformjackets landeten in den Ecken.

Ich ging hinüber zu Neelix und bot ihm an, eine neue Schüssel Bowle zu replizieren, da von der ersten nur noch ein Bodensatz übrig war. Neelix nickte begeistert und murmelte etwas von „Moral anheben“. Ich nickte ebenso begeistert und stellte keine zwei Minuten später eine neue Riesenschüssel meiner Killerbowle auf das Buffet.

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: der Abend war ein Erfolg. In jeder Hinsicht. Höhepunkte gab es viele. Harry und Tom tanzten mit nacktem Oberkörper auf den Tischen und grölten lautstark „Ti Amo“, später abgelöst von B’Elanna und dem Captain, welche „I will survive“ zum Besten gaben (man verstehe das nicht falsch, B’Elanna und der Captain trugen ihre Oberteile noch.). Chakotay und einige andere Ex-Maquis tranken sich durch sämtliche Maquis-Trinksprüche („Liegt der Cardassianer auf dem Rost, schmeckt es uns noch besser. Prost!“), bis sie so betrunken waren, dass sie die Voyager für ein von den Cadassianern gekapertes Schiff hielten, welches sie nun retten mussten. Bilanz ihrer Rettungsaktion: 25 geschmolzene Konsolen, drei jeweils fünfminütige, schiffsweite Stromausfälle, vier Verletzte, eine geöffnete Luftschleuse und ein überschwemmter hydroponischer Garten. Ich persönlich hätte das nicht besser machen können.

Da romulanisches Ale aber auch an mir seine Spuren hinterlässt, kann ich über den weiteren Verlauf des Abends nicht berichten. Der werte Leser möge sich das in seiner bzw. ihrer blühenden Phantasie selbst ausmalen.

Auf jeden Fall erklärt dies die Stimmung und den Zustand der Anwesenden während des Meetings. Als ich mit meinen üblichen fünf Minuten Verspätung im Konferenzraum eintreffe, blicken mich sieben Paar verschleierte Augen an und ich erhalte nicht einmal einen Rüffel vom Captain, die sich nur zwei Aspirin in ihren Kaffee wirft und mir bedeutet, mich hinzusetzen und vor allem den Mund zu halten.

Dementsprechend schnell ist die Besprechung dann auch wieder vorbei und ich kehre in mein Büro zurück. Ich krame auf meinem Schreibtisch herum, immer noch etwas missgestimmt wegen der dämlichen Außenmission. Wenigstens hat der Hyper-Kopfschmerzsupressor aus der Krankenstation gewirkt. Es war auch nicht einfach gewesen, an ihn heran zu kommen, der Doktor hätte ihn mir niemals freiwillig gegeben.

In der hintersten Ecke meines Schreibtischs find ich plötzlich ein verschollenes PADD und studiere mit wachsendem Enthusiasmus den Inhalt. Vielleicht ist dieser Tag heute noch nicht ganz vertan und ich kann vor der Mission noch einige Arbeit erledigen. Ich hacke mich in das Audiosystem, welches normalerweise den Warnton eines Alarms wiedergibt. Gut, dieses lässt sich manipulieren. Als nächstes öffne ich meinen Soundfileordner und nehme ein Messgerät zur Hand. Irgendein Superhirn der Sternenflotte hat laut den Informationen meines PADDs Versuche zur Effizienzsteigerung durchgeführt und festgestellt, dass Humanoide, wenn sie ständig mit Schallwellen der Frequenz 32 Hz ausgesetzt sind, viel schneller und produktiver arbeiten können. Ob das auch wirklich so stimmt? Ich sollte das dringend in einem Feldexperiment verifizieren. Nach einigem Suchen und Probieren habe ich auch das passende Soundfile dazu gefunden. Wer hätte gedacht, dass die Rockmusik des späten zwanzigsten und frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts genau diese Wellenlänge emittiert? Ich lade die Soundfiles in das Audiosystem der Voyager, wo sie nun in einer Endlosschleife abgespielt werden, mein Büro natürlich ausgenommen. Ich kann schließlich nicht noch effizienter arbeiten.

Da ausser mir niemand über die Authorisationscodes eines Admirals verfügt (Yeehaah!), ist auch niemand in der Lage, das Audio-System zu deaktivieren. Etwa eine Stunde, nachdem ich das Experiment gestartet habe, ruft mich der Doktor zur Unterstützung auf die Krankenstation. Auf die Frage, was denn los sein, antwortet er nur, dass er nicht die Zeit hätte, ständig Leute aus den Luftschleusen zu ziehen, da er erst alle die versorgen müsste, welche aus Verzweiflung Neelix‘ Mittagessen zu sich genommen hätten. Als loyaler Offizier komme ich ihm natürlich gerne zu Hilfe.

Auf meinem Weg zur Krankenstation treffe ich mehrere Crewmitglieder, unter ihnen auch namhafte Führungsoffiziere, welche mit Phasern auf die Lautsprecher in den Gängen feuern oder mit geballter Kraft ihre Füsse in Audio-Outputs befördern. Ich schüttele nur stumm den Kopf über diesen Vandalismus. Die Jugend heutzutage hat keinen Respekt mehr vor dem Eigentum anderer!

Auf der Krankenstation angekommen, greife ich dem Doktor tatkräftig unter die Arme, indem ich seine Hyposprays der Farbe nach sortiere und jeden Eintreffenden erst einmal nach seiner Krankenversicherungskarte und dem Auslandskrankenschein für Reisen in Krisengebiete (schließlich sind wir im „Ausland“ und wenn der Delta Quadrant kein Krisengebiet ist...) und der Praxisgebühr von einem Streifen Latinuum frage (alter Brauch aus dem frühen 21. Jahrhundert). Plötzlich wird es jedoch still in der Krankenstation und nur noch das Zischen eines Hyposprays ist zu hören. Sollte etwa wirklich jemand in der Lage gewesen sein, das Audiosystem abzuschalten?

Keine fünf Minuten später kommt der Captain mit glasigen, halb geschlossenen Augen in die Krankenstation und lässt sich auf eines der Biobetten fallen. Der Doktor geht sofort zu ihr hinüber und ich folge ihm mit den Hyposprays. Er injiziert ihr einen Schmerzkiller. Sie seufzt erleichtert.

„Wenn ich den erwische, der das Audiosystem manipuliert hat! Ich sage Ihnen, der baumelt bei Warp neun vom Kiel der Voyager und kann den restlichen Weg nach Hause laufen!“

Der Doktor wirft mir einen alarmierten Blick zu und wendet sich wieder an den Captain.

„Sie haben es abschalten können?“

„Nein. Seven hat das System assimiliert. Sollten wir den Schuldigen finden, darf er jede Nanosonde einzeln aus dem System picken!“

Ich zucke unwillkürlich zusammen und bemühe mich, ein neutrales Gesicht zu machen. Vom Kiel baumeln ist ja ganz lustig, aber mit diesem Nanozeug will ich nichts zu tun haben!

Dann wendet sich der Captain an mich.

„Lieutenant Reym, Sie sind doch Experte für den Computer dieses Schiffs. Finden Sie heraus, wer sich heute Zugang zum Audiosystem verschafft hat. Setzen Sie sich mit Tuvok in Verbindung und liefern Sie mir eine Erklärung.“

Ich nicke erleichtert und verlasse die Krankenstation. Der Captain hätte niemand besseren für diese Aufgabe auswählen können! Aber erst einmal muss ich diese Außenmission hinter mich bringen.

Pünktlich wie immer (also etwa zehn Minuten zu spät) erscheine ich in der Shuttlerampe. Die anderen Teilnehmer sind bis auf Chakotay bereits da und streiten lautstark, wer diesmal in das Unglücksshuttle muss. Lieutenant Chapman grinst zufrieden, er hat sich ein Attest des Doktors geholt, welcher ihm aufgrund eines Knöchelbruchs lange Fußmärsche verboten hat. Wir restlichen Teilnehmer knobeln schließlich und nach etwa zehn Minuten, als der Commander eintrifft, haben wir drei „Freiwillige“, die ihn auf seinem Flug begleiten.

Wir anderen steigen feixend zu Tom in den Delta Flyer und landen keine zehn Minuten später auf der Planetenoberfläche. Wie gesagt, alles ist wie immer. Heiß, staubig, ein heruntergekommenes Viertel in einer relativ großen Stadt.

Sofort schart sich eine Gruppe Einheimischer um unser Shuttle und bestürmt uns mit Fragen. Wir entfernen uns ziemlich schnell und schlendern in kleinen Gruppen über den Markt. Ich verabschiede mich bald von Chapman und Nicoletti, da ich in einer kleinen Seitenstrasse einen interessanten Laden entdeckt habe.

Ich betrete das kleine, staubige Verkaufszimmer und sehe mich interessiert um. Es sind einige merkwürdige Artefakte ausgestellt, die Beschreibungen auf den Schildern kann ich nicht lesen. Als ich mich bereits etwas umgeschaut hatte, kommt aus dem hinteren Bereich des Raumes ein kleines Männchen angewackelt, das mir misstrauisch in die Augen blickt.

„Suchen Sie was bestimmtes?“

Ich schüttele den Kopf und deute auf ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit.

„Was ist das?“

Es betrachtet mich argwöhnisch.

„Ein Serum, welches medizinische Scanner manipuliert. Ein Tropfen, und es wird allgemeines Unwohlsein und Schmerzen auf Ihrem Tricorder anzeigen, obwohl Sie sich blendend fühlen.“

Exzellent! Mein Gefühl schien mich in diesem Laden nicht getäuscht zu haben! Allerdings brauche ich etwas weitaus „besseres“ als so ein simples Serum.

„Kinderkram“, murmele ich abwertend. „Haben Sie nichts Anspruchsvolleres?“

Er zeigt mir ein Gerät, welches Störsignale aussendet, sodass jedes elektrische Gerät im Umkreis von 200 Metern ohne erkennbaren Grund versagt, ein paar Patronen für seltsame Gerüche, welche man direkt in die Umweltkontrollen einspeisen kann und die sich nach getaner „Arbeit“ selbst vernichten und eine Art künstlichen Hundehaufen, welcher sich dank eines Annäherungssensors selbstständig unter die Füße seiner Opfer legt. Doch ich schüttele bei jedem Artikel nur stumm den Kopf, vor allem, da wir keinen Hund an Board haben und das plötzliche Auftauchen eines Hundehaufens somit schwer erklärbar sein würde.

Schließlich gibt das Männchen auf und zieht mich verschwörerisch in den hinteren, düsteren Teil des Raumes vor eine dunkle Kiste, welche mit seltsamen Zeichen beschriftet ist. Dann blickt es mich wieder prüfend an.

„Ich brauche einen Gegenstand von Ihnen, der von vielen, möglichst nicht eingeweihten Personen benutzt wird. Ein Datenträger oder etwas ähnliches ist am geeignetsten.“

Ich krame in meiner Tasche und gebe ihm ein PADD.

Er nickt zufrieden und bedeutet mir, im Verkaufsraum auf ihn zu warten. Ich schlendere einige Minuten auf und ab, bis er herauskommt und mir das PADD unter die Nase hält. Es sieht aus wie vorher.

„Das macht hundert Jospsen.“

Ich händige ihm einige der Münzen aus, die wir zum Kauf von Souvenirs vom Captain erhalten haben, und verlasse den Laden. Draußen betrachte ich das PADD noch einmal argwöhnisch, doch es sieht ganz normal aus. Naja, man wird sehen, was der alte Kerl damit angestellt hat. Ich stecke es erst einmal zurück in meine Tasche.

Da unsere Zeit auf dem Planeten nun fast um ist, kehre ich zum Delta Flyer zurück. Etwa eine halbe Stunde später ist Commander Chakotay mit seinen Leuten auch eingetroffen (er hat es diesmal geschafft, nur fünf Kilometer zwischen unserem Landeplatz und seinem Absturzort zu bringen! Das ist eindeutig ein Rekord!) und wir können den Planeten wieder verlassen.

Auf der Voyager bringen wir Lieutenant Nicoletti erst einmal auf die Krankenstation, da sich eine seltsame schlangenartige Kreatur in ihren Unterschenkel verbissen hat, und eine Einheimische, welche Chakotay auf seiner Wanderung zu uns getroffen hat und die sich im Frachtraum des Delta Flyers versteckt hielt, wird zum Transporterraum geschleift und auf Befehl des Captains gegen ihren Willen und unter unverständlichem Protestgeschrei wieder hinunter auf den Planet gebeamt.

Danach kehre ich endlich auf mein Quartier zurück. Ich lasse mich sofort auf mein Bett fallen und komme nur noch einmal kurz zur Besinnung, als die Voyager eine plötzliche Kehrtwende fliegt, die mich fast aus meinem Bett geworfen hätte, ehe ich in einen tiefen Schlummer falle. Wie sich später herausstellte, hatten sich mehrere Mädchen im Frachtraum des Delta Flyers versteckt gehalten und der Captain musste das Schiff wenden lassen, um sie wieder zu Hause abzuliefern. Höchste Zeit also, mein neu erworbenes PADD auf den Commander loszulassen.

ENDE
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