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Der 18.00 Uhr Bericht

von Anna K

Kapitel 1

"Ihre Spekulationen waren unbegründet, Tom. So kühl wie Sie sich auf der Brücke nach Ihrer Rückkehr unterhielten ...", sagte Harry während er sich das undefinierbare etwas, das Neelix sorgfältig auf seinem Teller drapiert hatte, in den Mund schob.


"Vielleicht aber ..." Paris unterbrach sich, denn Harry bekam einen schrecklichen Hustenanfall und versuchte das Essen hinunter zu würgen, er beugte sich über den Tisch und klopfte dem Fähnrich auf den Rücken. "Na, macht Ihnen Neelix Essen so sehr zu schaffen?", fragte er.


"Geht schon wieder, danke. Aber probieren Sie bloß nicht diese grünlichen Würmer...", schnaufte Kim und atmete tief durch. Der Ekel war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. "Was wollten Sie sagen?"


"Es ist doch noch nichts sicher, vielleicht hat Janeway ja auch nur so sehr Captain gespielt, um ihre Beziehung zu verheimlichen. Ich meine ...", fuhr Tom fort.


Kim guckte angestrengt ein Fragezeichen in die Luft: "Aber haben Sie Chakotay gesehen, diese Anspannung war nicht gespielt. Vielleicht hatten sie etwas auf dem Planeten, aber der Captain unterdrückt es."


"Okay, wir machen eine Wette, ähnlich wie die Wette siebzehn. Wenn die beiden sich innerhalb von zwei Wochen nicht öffentlich als ein Paar zeigen, bekommen Sie von mir Replikatorrationen für einen Monat. Aber wenn ich gewinne, schulden Sie mir einen Monat Replikatorrationen."

Paris hielt Kim die Hand entgegen. "In Ordnung", sagte dieser schließlich und schlug grinsend ein.

***


Chakotay warf einen letzten Blick auf das Chronometer bevor er die Brücke betrat - 17.59 Uhr. Mit einem leisen Zischen öffneten sich die Türen des Turboliftes und er betrat die Kommandozentrale. Sein Blick schweifte durch den Raum und verharrte auf den Kommandosesseln. Janeway befand sich offensichtlich in ihrem Bereitschaftsraum.

*Was hat sie heute nur getan? Wie konnte sie all das vergessen was auf New Earth war? Wo ist die Wärme in ihren Augen, hat sie sie auf dem Planeten gelassen? ‚Commander'. Was ist das für eine Anrede? Es hört sich fast an wie DAUERDISTANZPFLICHT*, schoss es durch seinen Kopf.


Der Erste Offizier hatte nicht gemerkt, dass er schon so lange neben der taktischen Station stand, dass alle Blicke ihm galten. Sie schienen eine Ansprache zu erwarten. Er seufzte, womit er die volle Aufmerksamkeit auf sich zog. *Na, Chakotay, das hast du ja wieder toll gemacht!*, ärgerte er sich in Gedanken. Verlegen schaute er auf das Padd, das den Bericht für Kathryn enthielt, dann blickte er auf. Die Situation wurde allmählich peinlich. *So jetzt musst du aber was sagen, du bist hier schließlich nicht irgendein Crewman. Sonst erscheint noch ein Bericht über den zerstreuten Commander in Neelix‘ Briefing*, wies er sich selbst zurecht.


"Mr. Tuvok; Status?", brachte er mit zittriger Stimme hervor und versuchte zu lächeln.

"Der Zustand des Schiffes ist unverändert. Lieutenant Torres und ihre Reparaturteams sind in vollem Einsatz", antwortete dieser kühl.


Chakotay schluckte. "Gut. Weitermachen. Mr. Tuvok, Sie haben die Brücke." Mit schnellen Schritten, etwas zu auffällig wie Harry Kim fand, ging Chakotay zum Bereitschaftsraum. Mit einem beruhigenden Zischen öffnete sich die Tür und er trat ein.

"Commander." Janeway blickte von ihrem Computer auf und setzte ein ausdrucksloses Gesicht auf. Es war genau 18.00 Uhr.


"Kathryn, ich wollte den Bericht abgeben", sagte er schüchtern und reichte ihr das Padd.

Sie bedachte ihn mit einem strafenden Blick, der ihrer Anrede galt, aber innerlich fragte sie sich, warum er sie so quälen musste. "Danke, Commander", antwortete sie und betonte seinen Rang.


Chakotay blieb beharrlich stehen und beobachtete wie sie durch den Bericht scrollte.


"Haben Sie die Probleme mit dem Photonentorpedos beheben können?", fragte sie.


"Ja", antwortete er schlicht und versuchte ihren Blick aufzufangen, doch Janeway wich ihm aus und konzentrierte sich auf den Text.


"Wenn es nichts Weiteres gibt; wegtreten, Commander", befahl sie mit einem eiskalten Blick.


Bittend sah er sie an. *Wo ist meine Kathryn in diesen kalten Augen?*, rätselte er.


"Commander Chakotay?" Captain Janeway schien irritiert.


"Kathryn, so geht es nicht. Wir müssen eine Entscheidung treffen."


*Wenn du wüsstest wie hart es für mich ist, mich von dir zu distanzieren! Chakotay, bitte geh!*, dachte sie wehmütig. "Der Captain hat bereits eine Entscheidung getroffen. Ich befehle Ihnen diesen Raum auf der Stelle zu verlassen!" Sie bemühte sich ernsthaft um eine feste Stimme und doch bereute sie sehr, was sie gesagt hatte.


"Kathryn, nein. Ich werde nicht gehen. Weil ich weiß, dass nur der Captain in dir will, dass ich gehe und nicht die mutige, kluge und wunderschöne Kriegerin, die ich auf New Earth fand." Chakotay trat zu ihr hinter den Schreibtisch, stand ihr somit gegenüber und ihre Blicke trafen sich.

Kathryn wollte ihm sagen, dass sie ihn suspendieren würde, wenn er nicht ihrem direkten Befehl folge leiste, doch ihre Zunge gehorchte ihr nicht.

"Kathryn..."

Sie wich seinem Blick aus.

"Com... Chakotay, nein. Wir sind Führungsoffiziere. New Earth war etwas anderes, hier haben wir keine Entscheidung zu treffen, denn das Protokoll verwehrt uns eine Zukunft."


"Oh, doch! Du willst sie nur nicht sehen, denn deine Vernunft verbietet dir das, aber deine Gefühle..." Er konnte den Satz nicht vollenden, da ihre Lippen die seinen verschlossen.

Nach einer Ewigkeit löste sie den Kuss: "Meine Vernunft sagt mir, dass dies die richtige Entscheidung war, Commander", sagte sie so kühl sie konnte.


"Aye, Captain", antwortete ihr Erster Offizier ganz ergeben.

***


"Harry?"


"Ja?"

"Sie schulden mir einen Monat Replikatorrationen."

-Ende-

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