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Waiting for you

von Jana

Kapitel 1

Die Türen zu ihrem Quartier glitten auf, als sie ein 'Herein' rief. Sein Blick schien vorwurfsvoll. Entschlossen trat er ein, seine Hände in die Hüften gestützt - Eine ungewöhnliche Geste für ihn, wie überhaupt sein ganzes Auftreten, dass sonst von Sanftmütigkeit gezeichnet war.
"Würden Sie mir erklären, was das Ganze soll?" fragte er energisch.
Sie zuckte zusammen bei seinen barschen Worten, unwillkürlich versteifte sich ihre Körperhaltung. Aufmerksam musterte sie ihren Gegenüber. Selten hatte sie ihn so impulsiv erlebt. Ein Anflug von Angst überkam sie. Jedoch legte er sich sofort wieder.
"Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Commander", antwortete sie sachlich und freundlich, um ihn zu beruhigen. Er runzelte die Stirn, worauf sich seine Augenbrauen zusammen zogen und sein Blick noch weiter verfinsterte. Schenkte er ihr keinen Glauben? Erregt fing er an, auf und ab zu laufen. Nur eine kurze Strecke, hin und wieder zurück. Es machte sie ganz nervös, denn sie hatte wirklich keine Ahnung, weshalb er sich so sonderbar verhielt. Plötzlich blieb er abrupt stehen und funkelte sie an, "Wie lange schon? Wie lange treiben Sie dieses Spiel schon mit mir?"
Verzweiflung keimte in ihr. Schnell erhob sie sich, um sich ihm nicht ganz so ausgeliefert zu fühlen. Der Geste unbewusst, strich sie ihre Uniform glatt. "Chakotay, ich... ich kann nur wiederholen, dass ich nicht weiß, wovon Sie reden."
Er lachte abfällig und so als wäre es ihm plötzlich egal, "Tom hätte ich so etwas zugetraut, aber Ihnen...", er hielt ihren Blick, "Ihnen nicht."
Ihre Kehle schnürte sich zusammen, der Mundraum wurde schlagartig trocken. Jetzt wusste sie, wovon er sprach. Diese Andeutung reichte ihr. Hastig kehrte sie ihm den Rücken zu. Ja, sie war schuldig. Schuldig in allen Punkten seiner Anklage. Sie hatte niemals damit gerechnet, dass er es heraus finden würde. Es war sogar von essentieller Notwendigkeit gewesen, dass er niemals davon erfahren würde. Doch jetzt stand er in ihrem Quartier und verlangte Rechenschaft für ihr Verhalten.
"Warum?" fragte er plötzlich ganz dicht hinter ihr, so dass sie glaubte, seinen Atem in ihrem Nacken zu spüren. Seine Stimme war wieder ausgeglichen. Vielleicht schwang nun ein Hauch von Traurigkeit in ihr.
"Weil...", der Kloß in ihrem Hals schmerzte, raubte ihr für einige Sekunden die Fähigkeit zu sprechen. Beschämt senkte sie den Kopf und meinte leise, "Weil ich nicht möchte, dass Sie den Rest Ihres Lebens allein verbringen."
"Und deswegen versuchten Sie, mich mit Samantha Wildman zu verkuppeln?" Er wollte eine Bestätigung, er wollte es aus ihrem Mund hören. Er konnte - wollte - einfach nicht glauben, dass sie sich auf Toms Niveau herab gelassen hatte.
"Es war eine logische Entscheidung. Sie ist eine junge, attraktive Frau und Naomi braucht einen Vater."
Es kam keine Antwort. Ein leises Rascheln verriet, dass er Platz genommen hatte, womit ihre inneren Stoßgebete auf einen kurzen Besuch verhallt waren. Schweigen durchzog den Raum. Unerträgliches Schweigen. Schweigen, das ihr die Gelegenheit gab zu erkennen, dass ihre Begründung absolut fadenscheinig war. Jeder hätte durchschaut, dass es sich dabei nicht um ihre wahren Beweggründe handelte. Versuche ihr Captains-Maske wieder aufzusetzen schlugen fehl. So wandte sie ihm weiter den Rücken zu.
"Eigentlich bin ich gar nicht wütend auf Sie. ... Sondern auf mich, weil Ihr Plan beinah funktioniert hätte", meinte er plötzlich völlig unvermittelt.
Ihre Mundwinkel zuckten und sie musste sich an der Wand abstützen. Das Atmen fiel ihr schwer. Das er sich in Samantha verliebte war Hauptbestandteil ihres Planes. Aber nun aus seinem eigenen Mund zu hören, dass es beinah geschehen wäre, bereitete ihr mehr Schmerzen als jede körperliche Folter, die ihr bekannt war.
Warum erkannte er nicht, dass sie jetzt allein sein wollte? Sonst strotzte er doch geradezu vor Einfühlsamkeit.
"Bitte lassen Sie mich allein, Commander."

Er hob den Kopf und beobachtete sie eingehend. Bestimmt zum tausendsten Mal fragte er sich, wie sie es schaffte, rein gar nichts von ihrem Inneren preis zu geben. Ihre Stimme war fest wie immer, als ob sie Dienstliches besprachen. Wie ein Eisblock. Nur wenige Dinge konnten sie aus dem Gleichgewicht bringen und er gehörte ganz offensichtlich nicht dazu, ganz gleich, was er tat.
"Wie kommen Sie eigentlich auf den Gedanken, dass ich den Rest meines Lebens allein verbringen werde?" Die Frage kam wie von selbst von seinen Lippen.
Es überraschte ihn, als sie sich ihm plötzlich zu wandte.
"Commander... Glauben Sie, ich bemerke nicht, wie Sie mich betrachten, wie Ihre Augen glänzen, wenn wir allein sind? - Ich habe es bemerkt. Unzählige Male.
Ich kann diese Blicke nicht länger ertragen! Ich kann Ihnen nicht geben, was Sie sich wünschen. Sehen Sie das doch ein."
Die Verblüffung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
"Hören Sie auf, auf mich zu warten, Chakotay... Bitte."
Zwar hatte es ihm die Sprache verschlagen, aber noch konnte er sich bewegen und so erhob er sich und stellte sich ganz dicht vor sie.

Die geringe körperliche Distanz verstärkte ihr Unbehagen. Sie war nicht mehr Herr der Lage und das mochte sie ganz und gar nicht. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Augen zwischen den seinen und seinen Lippen hin und her pendelten. Damit er nicht noch näher kommen und das tun konnte, was sie befürchtete, das er tun wollte, legte sie ihre Hand auf seine Brust. Aber es führte nur dazu, dass sie es tun wollte. Vor Nervosität traktierte sie ihre Unterlippe mit Bissen.
"Warten Sie nicht auf mich!" bat sie ihn erneut.
Er neigte seinen Kopf leicht, "Solange Sie mich auf diese Weise ansehen, werde ich immer auf Sie warten."
Ein Zucken ging durch ihre Gesichtszüge, ihre Lippen öffneten sich und zitterten. Als sie ihren Kopf senkte, nutzte er seine Chance und küsste zärtlich ihre Stirn. Ganz tief atmete er ein, um sich länger als für einige Sekunden an ihren Geruch erinnern zu können. "Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht", flüsterte er, während er die Distanz zwischen ihren Gesichtern wieder verringerte. Er lächelte gequält und wehmütig, doch letztlich trennte er sich ganz von ihr und wandte sich zum Gehen.

Ihr Herz schlug bis in den Hals. Man konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören. Benommen von der Geruchswolke, die ihn umgab, lehnte sie sich gänzlich an die Wand. Sie wusste nicht, ob es die Angst der letzten Wochen war, ihn mit einer anderen Frau zu teilen, die sie dazu brachten die folgenden Worte auszusprechen, "Wenn du jetzt gehst, wird es keine gute Nacht."
Ihre Worte waren nicht mehr als ein Raunen, doch sie hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Sie musste nicht lange auf eine Reaktion warten. Kurz darauf spürte sie seine starken Arme um sich und seine warme, feuchten Lippen liebkosten sie stürmisch. Seine Hände strichen über ihren Rücken und schoben sich langsam unter ihre Uniformjacke. Ohne den Kuss zu lösen, begannen sie langsam sich gegenseitig auszuziehen. Doch als sie seinen nackten Oberkörper spürte, schreckte sie zurück.
Ängstlich blickte er sie an, "Hast du es dir anders überlegt?"
"Nein", versicherte sie ihm sofort, "Es ist nur...", verlegen senkte sie ihren Kopf.
"Wenn es dir zu schnell geht...", meinte er sanft und nahm sie liebevoll in den Arm.
"Sechs Jahre kann man wohl nicht als zu schnell bezeichnen", sie lächelte, obwohl ihr anscheinend nicht danach zumute war.
Behutsam strich er durch ihr Haar und ließ seine Hand auf ihrem bloßen Rücken kreisen, woraufhin sich eine leichte Gänsehaut auf selbem bildete.
"Es ist nur schon eine Ewigkeit her...", flüsterte sie schließlich, "Ich weiß nicht, ob..."
Hungrig verschloss er ihre Lippen und hinderte sie damit am Weiterreden. Wenn dies alles war, er hatte schon Befürchtungen gehabt.
"Ich würde sagen, es ist wie Shuttle fliegen."
Verwirrt blickte sie ihn an, seine Erklärung nicht verstehend.
"Man verlernt es nie", fügte er schmunzelnd hinzu und entlockte ihr damit ebenso ein Lächeln.
Fragend sah er sie an, als ihre kalten Hände zaghaft nach seinen tasteten. Doch als sie ihn in Richtung Schlafzimmer zog, bedurfte es keiner weiteren Fragen mehr.

-Ende-

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