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Caught in the Act

von Jana

Auf frischer Tat ertappt

Captain Kathryn Janeway saß am Schreibtisch ihres Bereitschaftsraumes und ging einen taktischen Bericht durch. Sie war eine der wenigen, die an Bord geblieben waren. Der Rest der Crew hatte Landurlaub bekommen. Momentan schwebte die Voyager im Orbit um Brekar, einen Planeten, der eine seltsame Eigenart hatte. - Überall herrschten gleichzeitig dieselben Umweltbedingungen. Das heißt, war auf der Südhalbkugel Sommer, so war auf der Nordhalbkugel ebenfalls Sommer. Und wenn auf der Nordhalbkugel Winter herrschte, so war auf der Südhalbkugel ebenso Winter.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Brekar gerade in seinem Winterzyklus und es stand ein Fest bevor, daß man auf der Erde mit Weihnachten hätte vergleichen können. Und wie es der Zufall wollte, stand nach dem Kalender der Voyager Weihnachten kurz bevor. Aus diesem Grund hatte der Moraloffizier, Neelix, vorgeschlagen, dieses Fest gemeinsam mit den Brekari zu verbringen. Und sie mußte sich eingestehen, daß dies wirklich eine hervorragende Idee gewesen war, denn die Brekari waren ein sehr gastfreundliches Volk.
Zu schade, daß sie noch an diesem langweiligen Bericht arbeiten mußte. Aber es ging nicht anders, sie hatte diese Angelegenheit viel zu lange hinausgeschoben. Sie dachte kurz darüber nach, weswegen sie diesen Bericht so lange hatte liegen lassen, und kam zu der Erkenntnis, daß dies im Wesentlichen daran lag, daß sie in letzter Zeit ständig mit Chakotay zusammen war. Seit sie den Schritt gewagt hatte, verbrachten sie sehr viel Zeit miteinander und sie hatte deswegen kein schlechtes Gewissen. Nun ja, vielleicht ein bißchen. Aber nicht, weil sie so viel Zeit mit ihm verbrachte, sondern weil sie ihre Beziehung bisher geheim gehalten hatten. Aber sie war sich nicht sicher, wie die Crew es auffassen würde, ob sie sie noch respektieren würde.
Da! Sie tat es schon wieder! Sie ließ sich schon wieder von ihm ablenken und war kein Stück mit dem Bericht von Tuvok voran gekommen. Wenn sie so weitermachte, würde sie noch die Feier verpassen.
Gerade hatte sie sich wieder auf ihr Padd konzentriert, als der Türmelder ertönte. Sie konnte sich im letzten Augenblick zu einem freundlichen, "Ja bitte", durchringen, denn sie war etwas ungehalten wegen der Störung.
Doch als sie sah, wer gekommen war, hellte sich ihre Miene sofort wieder auf, "Chakotay!"
"Hallo", sagte er mit seiner sanften, gutmütigen Stimme.
"Was machst du denn hier? Ich nahm an, daß du die Vorbereitungen zu der Feier koordinierst", fragte sie ihn.
"Ich dachte, du könntest ein wenig Ablenkung vertragen."
"Wenn du die Ablenkung bist ...", sie schmunzelte ihn an und ging zu ihm.
Er legte seine Hände auf ihre Hüften und sie schlang die Arme hinter seinem Hals zusammen.
"Ich habe dich vermißt", raunte sie, bevor er sie zärtlich und innig küßte.
"Ich konnte nicht bis zum Fest warten, ich wollte dich vorher noch sehen ... und dir das hier geben", sagte Chakotay und zauberte ein kleines Geschenk aus seiner Hosentasche.
Voller Rührung legte sie eine Hand flach auf ihren Brustkorb, "Chakotay, ich ... ich weiß nicht, was ich sagen soll."
Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen, "Dieser Ausdruck in deinen Augen ist Dank genug", flüsterte er und gab ihr das Päckchen.
"Oh, Chakotay ... ich ... es tut mir leid, ich hatte noch nicht die Gelegenheit für dich ein Geschenk zu besorgen."
Sie setzten sich auf die Couch.
"Du bist mein Geschenk", wisperte er und schloß sie tief in die Arme.
"Wie kann ich das jemals wieder gut machen?"
"Ein Kuß würde mir völlig genügen."
"Nur ein Kuß? Du kannst ..."
"Einer genügt mir völlig", unterbrach er sie gleich.
"Möchtest du ihn dir aufheben? Oder möchtest du ihn sofort haben?"
"Mir ist jeder Zeitpunkt recht."
Verführerisch hob sie die Augenbraue. Sie schmiegte sich ganz eng an ihn und drückte ihn leicht nach hinten, so daß er plötzlich mit dem Rücken auf der Couch lag. Vorsichtig legte sie sich auf ihn und dann kam sie seinen Lippen ganz nah, ohne sie zu berühren. Eine ganze Weile machte sie Anstalten, ihn zu küssen. - Doch immer verweilten ihre Lippen in einigem Abstand zu seinen. Das machte es besonders aufregend, diese Vorfreude, es erregte ihn unglaublich und er bekam das Gefühl, als ob sie es absichtlich tat, um ihn zu stimulieren. Aber dann war es soweit und ein anfangs zurückhaltender Kuß wurde immer wilder, vermittelte ihm den Eindruck, daß sie mehr mit ihm vorhatte. Er spürte, daß sie den Kuß löste, doch er blieb reglos und mit geschlossenen Augen auf der Couch liegen.
*Und sie meinte, sie hätte kein Geschenk für mich.*
Sie strich mit den Händen über seinen Oberkörper und fuhr tiefer in einen Bereich seines Körpers, in dem er ohnedies schon genug erregt war.
"Kathryn", stöhnte er, griff ihre Hände und richtete sich abrupt auf.
"Ja?", fragte sie unschuldig, doch ein verspieltes Lächeln verriet, daß sie genau wußte, was sie in ihm ausgelöst hatte.
"Das möchte ich mir für später aufheben."
Dieses verführerische Lächeln wich nicht aus ihrem Gesicht, er mußte das Thema wechseln oder er würde sie nicht mehr zurückhalten können. Nicht mehr zurückhalten wollen!
"Willst du dein Geschenk nicht aufmachen?"
Am liebsten hätte sie gesagte, daß sie sich das für später aufheben wollte, doch stattdessen antwortete sie, "Gerne."
Geschwind entfernte sie das Geschenkpapier und enthüllte dadurch den Blick auf eine gläserne Halbkugel, in deren Inneren eine Schneelandschaft dargestellt war. - Ein verschneites Haus, ein Schneemann, zwei Kinder, die sich mit Schneebällen bewarfen.

Chakotay war erleichtert zurückgesunken, als sie von ihm abgelassen hatte. Er war zwar abenteuerlustig und fand es mehr als aufregend, es irgendwo mit ihr zu tun, aber in ihrem Breitschaftsraum?! Puh! Das war dann doch etwas zu riskant! Schließlich wollten sie nicht, daß jemand es erfuhr.
Glücklich beobachtete er, wie sie sich über sein kleines Präsent freute.
"Das Beste hast du noch gar nicht gesehen", flüsterte er ihr ins Ohr, nahm ihre Hand, die die Halbkugel umschloss und drehte sie, so daß sie für wenige Sekunden auf dem Kopf stand. Gleich darauf brachte er sie wieder in ihre ursprüngliche Lage zurück, woraufhin hunderte kleiner Flocken in der Halbkugel umher tanzten, so daß der Eindruck erweckte wurde, als würde es in ihr schneien.

Sie lehnte sich an ihn, "Chakotay, das ist wirklich wunderhübsch."
"Ich habe es auf Brekar gefunden und dachte mir, daß es dir gefällt."
"Das tut es. Vielen Dank, Chakotay."
"Brekar ist wunderschön, du würdest dich dort sicherlich wohlfühlen. Bis zur Feier haben wir noch etwas Zeit. Was hälst du von einem Spaziergang?"
"Ich weiß nicht - dieses Padd", wollte sie einwenden.
"Die Aussicht ist wirklich herrlich. Die Sonne geht gerade unter", und den Rest flüsterte er, "Es ist unglaublich romantisch." Und während er dies sagte, blies er ihr seinen Atem gegen den Hals, so daß sie vom Rücken hinab eine Gänsehaut bekam. Wie konnte sie da 'Nein' sagen?
"Meinst du nicht, daß wir dadurch die Gerüchte uns betreffend nur noch schüren?"
"Es sind Gerüchte - Nicht mehr, nur Gerüchte", wollte er sie beruhigen.
"Ich weiß nicht. Tom hat den ganzen Morgen auf der Brücke solche Anmerkungen von sich gegeben, daß man hätte meinen können, daß er von uns weiß."
"Du kennst Paris doch. Er blufft nur und hofft darauf, daß wir uns in irgendeiner Weise verraten."
"Ich wünschte, ich könnte das so sehen wie du .."
"Warum?", meinte er plötzlich sehr ernst und offensichtlich auch wütend. Er stand auf, "Warum tuen wir das überhaupt?"
"Tuen was?", fragte sie irritiert.
"Warum halten wir es geheim? Kathryn, ich bin es leid, mich zu verstecken! Ich will nicht mehr. Ich möchte, daß die anderen wissen, was wir füreinander empfinden. Ich möchte mich nicht jedesmal fragen, was ich für Gerüchte auslöse, wenn ich mich im Casino neben dich setze. Ich möchte dich in der Öffentlichkeit so berühren dürfen, wie du es jetzt nur zuläßt, wenn wir alleine sind."
Sie war erschrocken über seinen plötzlichen Stimmungumschwung, "Ich weiß nicht, ob ich das schon kann, Chakotay. Ich bin mir nicht sicher, ob es das Richtige wäre."
"Bitte nicht! Tu das nicht! Sprich nicht so über uns! Du vermittelst mir das Gefühl, daß ich ... daß wir ein Fehler gewesen sind."
*Gott, was habe ich angerichtet?* - "Chakotay, ich .. das wollte ich damit nicht sagen. Es ... es tut mir leid." Doch es war zu spät für Entschuldigungen.

Vor diesem Moment hatte sie sich immer gefürchtet. Deswegen hatte sie solange gezögert. Sie hatte Angst davor, daß sie sich zerstreiten würden, daß sie an einen Punkt gelangen würden, an dem sie sich nichts mehr zu sagen hätten und daß sie das Private und Berufliche dann nicht mehr auseinander halten könnten. Waren sie bereits an diesem Punkt angelangt? Tränen stiegen in ihr empor, sie unterdrückte sie - wie immer. Sie könnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren!
Liebe war etwas Wundervolles, etwas Berauschendes, doch von einem Augenblick auf den anderen konnte sich alles ins Gegenteil verkehren und alles stürtzte in sich zusammen.
"Chakotay, bitte ..."
Er wich von ihr, als sie ihn berühren wollte. Betäubt taumelte sie zurück - Sie waren an diesem Punkt angelangt!
"Möchtest du diesen Spaziergang noch machen?", fragte er leise.
Sie hatte die Hoffnung noch nicht begraben, daß er mit ihr weiter darüber reden würde. - Doch dies bedeutete, daß er diese Unterhaltung nicht fortzusetzen wünschte. Das traf sie noch mehr. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, nur mit Mühe brachte sie ein, "Ja", heraus.

Er hatte nicht zu viel versprochen - Brekar war wunderschön. Sie blickten auf eine vom Schnee weiß glänzende Landschaft. Die Sonne war dabei unterzugehen, so daß der obere Teil des Himmels bereits in ein tiefes Blau getaucht war. Doch der Horizont war gelb und der Übergang zwischen dem Blau und dem Gelb wurde durch die verschiedensten Rottöne geschmückt. Die Farben liefen ineinander über, spielten miteinander, tanzten miteinander. Es war ein atemberaubender Anblick, so als ob jemand den Himmel angemalt hätte. Das ganze Ambiente war sehr romantisch.
Doch momentan war ihre Beziehung so unterkühlt wie noch niemals zuvor. Bereits seit einigen Minuten gingen sie durch die traumhafte Schneelandschaft, ein Meter Abstand herrschte zwischen ihnen. Sie wußte nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte, denn sie hatten sich nicht wirklich gestritten. Niemand hatte den anderen angeschrien und dennoch ... etwas war zwischen ihnen geschehen.
Diese Stille quälte sie. Schuldgefühlte keimten in ihr. War sie hierfür verantwortlich? Sie hatte geglaubt, daß er einverstanden damit wäre, daß ihre Beziehung vorerst geheim blieb. Hatte sie sich das nur eingebildet? Hatte sie ihm ihre Meinung aufgezwungen? Hatte er nur zugestimmt, um sie nicht zu enttäuschen? Ihr Posten als Captain brachte es mit sich, daß man Entscheidungen traf. - Aber warum mußte sie diese Eigenart auf ihr Privatleben transferieren? Sie hatte ihn unterdrückt und es nicht einmal gemerkt.
"Chakotay ..." - "Kathryn ..."
Beide hatten sich im gleichen Augenblick einander zugewandt.

"Bitte verzeih mir", sagten sie gleichzeitig.
Die Anspannung fiel von ihm, seine Schultern erschlafften. - Es war nicht aus zwischen ihnen! Sie hatten es nicht verloren! Gerade hatte er die Arme geöffnet, zum Zeichen, daß er sie umarmen wollte, da fiel sie ihm auch schon um den Hals. Begierig küßten sie einander, viel intensiver als sonst, um sich zu zeigen, daß sie einander noch liebten. Ohne es richtig zu merken, waren sie auf den Boden gesunken, so daß er nun auf ihr lag.
"Ich ...", begann er, doch seine Lippen wurden von ihren verschlossen, "... habe das ganze aufgebauscht, aus einer Mücke einen Elefanten gemacht. Ich wollte nicht, daß es soweit kommt. Bitte verzeih mir."
"Nein, es ist nicht deine Schuld. Ich habe meine Bedürfnisse über deine gestellt. Ich habe dich unterdrückt."
"Du unterdrückst mich nicht!", beteuerte er, "Ich habe dir nicht genügend gezeigt, wie ich dazu stehe. Du mußtest praktisch den Eindruck gewinnen, daß ich der gleichen Ansicht bin wie du. Und das wollte ich auch, denn ich dachte, wir könnten uns deswegen entzweien."

"Chakotay", sagte sie gerührt, nachdem er ihr endlich sein Herz ausgeschüttet hatte, "Du mußt die Schuld nicht übernehmen, denn ich bin dafür verantwortlich. Wenn ich nicht so dominant ... nicht so kompliziert wäre, wäre es gar nicht dazu gekommen."
"Wenn du nicht so kompliziert wärst, hätte ich mich vielleicht nicht in dich verliebt."
Sie schmunzelte über seine letzte Bemerkung. Er war so romantisch! Langsam zog sie seinen Kopf zu sich herunter und küßte ihn innig. Der Schatten, der sich über ihre Beziehung gelegt hatte, verschwand. Sie tauschten Zärtlickeiten aus, insofern das aufgrund ihrer dicken Wintersachen möglich war.
Sie wußte nicht wie, aber seine Hand war unter ihre Jacke gelangt.
"Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieh", quietschte sie.

"Was ist?", fragte er irritiert und zog die Hand zurück. Er mußte unfreiwillig über ihr Geräusch lachen.
Sie rollte sich unter ihm hervor, gluckste und quietschte dabei, stand auf und lief davon.
"Was ist?", rief er ihr mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck hinterher. Er erkannte, daß alles wieder in Ordnung war. - Diese verspielte Kathryn hatte nur er kennenlernen dürfen und sie zeigte sich so nur, wenn sie in der Stimmung dazu war.
Offensichtlich hatte sie nicht die Absicht stehen zu bleiben, also mußte er langsam hinterher, um sie noch einholen zu können. Bereits im Laufen rief er, "Was ist?"
"Du hast eiskalte Hände", brüllte sie aus einiger Entfernung.
"Ach das!", brüllte er ebenfalls und faßte einen Entschluß, "Dann solltest du erst einmal spüren, wie kalt meine Hände hiernach sein werden."

Sie runzelte die Stirn, ohne anzuhalten, zu spät durchschaute sie die Bedeutung seiner Worte.
Flotsch! - Ein Schneeball traf sie am Rücken.
Flotsch! - Dieser traf sie am Bein und brachte sie fast zu Fall.
Sie fand Gefallen an diesem Spiel. *Du brauchst einen Plan, Kathryn.*
Sie beschloß es auf die diplomatische Art zu versuchen: "Das ist unfair, ich bin unbewaffnet!" Dieses Grinsen wollte einfach nicht aus ihrem Gesicht weichen.
"Soweit ich sehen kann, liegt hier genügend Munition."
Das bedeutete wohl das Scheitern ihrer Diplomatenkarriere. Aber sich hinknieen, um einen Schneeball zu formen, war zu riskant. - Sie hätte eine noch bessere Zielscheibe abgegeben, als sie es ohnehin bereits tat. Außerdem wäre er dadurch noch näher gekommen, was seine Trefferwahrscheinlichkeit nur noch erhöht hätte. So konnte sie wenigstens noch ein paar Haken schlagen.
Flotsch! Nun ja, offenbar war ihre Slalom-Strategie doch nicht so erfolgreich, wie sie es sich eingeredet hatte.
"Bleib stehen! Ich kriege dich ja doch!", trotz der Entfernung konnte er ihr Lachen hören.
"Ich werde auf keinen Fall aufgeben!", versicherte sie.
Das hatte er erwartet und erhofft, denn es bereitete ihm ein unsägliches Vergnügen sie durch den Schnee zu jagen.
"In Ordnung, du hast es so gewollt", er holte zu einem gezielten Wurf aus, er würde sie auf keinen Fall verfehlen. Elegant und schnell sauste die Schneekugel Kathryn entgegen, ohne daß sie davon wußte, doch gerade im letzten Augenblick duckte sie sich, so daß der Schneeball über sie hinweg düste. Mit einem triumphalen Lächeln im Gesicht richtete sie sich wieder auf und blickte in die Richtung, aus der er angelaufenm kam.
"Ich habe deine Taktik durchschaut, Chakotay. Du wirst mich nicht noch einmal treffen!"
"Das werden wir ja sehen!", sagte er mit einem selbstüberzeugtem Lächeln und daraufhin flog Kathryn ein weiterer Schneeball entgegen.
Geschickt und ohne viel Mühe wich sie dem Ball aus, verschränkte kokett die Arme vor dem Körper, "Was haben Sie, Commander? Soll ich daraus entnehmen, daß ich mehr Schießübungen ansetzen muß?"
Chakotay knirschte mit den Zähnen, "Nun gut. Wenn dich meine Schneebälle nicht mehr beeindrucken ...", er beschleunigte überraschend seinen Schritt und kam ihr dadurch schnell näher, "... dann werde ich dich eben einseifen!"
Sie hob die Hände, um ihm zu signalisieren, daß er es nicht tuen solle, "Das würdest du doch nicht tun? Oder? Chakotay?!"
In ihrer Stimme schwang eine unüberhörbare Unsicherheit mit, was ihn nur noch mehr anzustacheln schien. Sie entschied, daß es besser sei, wieder die Flucht zu ergreifen. In der Nähe hatte sie ein kleines Waldstück entdeckt, bis dahin würde sie es schaffen und damit würden sich ihre Chancen erhöhen. Laut lachend lief sie weiter und erreichte den ersten Baum. Er war dick genug, damit sie dahinter völlig verschwinden konnte. Schnell ging sie in Deckung und versuchte etwas zu Atem zu kommen. Sie mochte es, mit ihm herumzutoben, und nicht oft hatten sie die Gelegenheit dazu. Ihr schwerer Atem hatte jegliche Geräusche übertönt, deswegen hatte sie keine Ahnung, wo er momentan war. Ein kurzer Blick würde genügen, aber sie wollte auf Nummer sicher gehen. Den Rücken am Baumstamm rutschte sie an ihm gen Boden. Behend schaufelten ihre Hände Schnee auf und formten daraus einen riesigen Schneeball. Im nächsten Augenblick stand sie wieder - Jetzt war sie gewappnet. Sie wirbelte herum und begab sie somit aus dem Schatten, der Sicherheit gespendet hatte.
Flotsch!
Feiner Schneestaub sprühte ihr ins Gesicht. Chakotay hatte den Baumstamm neben ihr getroffen, woraufhin der Schneeball in seine Einzelteile zersprühte. Er hatte seine Karte ausgespielt. Jetzt war sie an der Reihe. Im Siegestaumel warf sie den Ball leicht in die Höhe und fing ihn gleich wieder auf. Dadurch wollte sie ihre Überlegenheit demonstrieren. Als er sie so erblickte, brach er den Aufholvorgang sofort ab. Er hatte so stark gebremst, daß er beinah das Gleichgewicht verloren hätte. Es lagen gerademal zwei Meter zwischen ihnen.
"Das würdest du doch nicht tun, oder? Kathryn?! Ich bin unbewaffnet!"
"Ich werde es genausowenig tuen, wie du vorhin vorhattest, mich einzuseifen", meinte sie mit einem hämischen Gesichtsausdruck.
"Aber du solltest bedenken, daß ich es letzten Endes nicht getan habe."
"Wenn du gekonnt hättest, hättest du nicht gezögert, es zu tun."
"Ich gebe zu, es hätte mir Vergnügen bereitet ..."
"Aha! Du gibst es also selbst zu. Meine Damen und Herren, sehr geehrte Geschworene. In der Sache: Die vereinten Planeten gegen Commander Chakotay wird hiermit folgendes Urteil gesprochen: Tod durch Schneeball!"
Chakotay schrie ein theatralisches: "Ich bin unschuldig", das mehr ein Lachen, als ein Schrei war und bedeckte sein Gesicht mit beiden Armen.
Flotsch! Mitten auf den Bauch! Er ließ die Arme sinken und starrte sie entgeistert an. Er konnte es nicht fassen! Sie hatte es ernst gemeint!
"Ich kann es nicht fassen! Du hast es tatsächlich getan!"
"Ich bin eben unberechenbar", alberte sie weiter.
"Captain Kathryn Janeway, dafür werden Sie büßen müssen!"
"Dafür mußt du mich erstmal kriegen", gluckste sie vor Freude und rannte wieder los von dem Waldstückchen fort. Doch diesmal schloß er bereits nach wenigen Sekunden auf.

Er sprang, umklammerte ihre Hüfte und riß sie beide dadurch zu Boden. Sie rollten einen kleinen Hang hinab und kamen erst an dessen Fuß zum Liegen. Herzhaftes Lachen tönte über die menschenleere, vom Schnee bedeckte Ebene. Als sie verstummten, blickte er ihr verträumt in die Augen.
*Sie ist wunderschön.*

Und da war er wieder dieser Blick in seinen Augen, der sie festhielt, ihren Atem zum Stocken brachte, ihr Herz schneller schlagen ließ, der tausend Worte sagte, der seine Liebe zu ihr zeigte.
*Wie habe ich es nur solange ohne dich ausgehalten?*
Langsam schloß sie die Augen und hob ihren Kopf leicht und dann spürte sie seine offenen Lippen, die sie bereits so oft hatte kosten dürfen und die dennoch immer wieder dieses Kribbeln in ihrem Bauch auslösten.
Er lächelte sie verspielt an, "Hättest du Lust einen Schneemann zu bauen?"
"Mit dir würde ich Pferde stehlen."

Nach einer halben Stunde standen drei ungleich große Kugeln übereinander und Chakotay betrachtete zufrieden ihr Werk, "Er sieht noch ein bißchen kahl aus."
"Ich habe ein paar Steine und Zweige gesammelt", Janeway trat vor den Schneemann und fing an, ihn zu verzieren. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Chakotay zurücktrat und sich bückte. Diesmal jedoch ahnte sie, was er vorhatte.
"Was machst du da?", fragte er unschuldig.
*Oh nein, diesmal werde ich nicht auf deine Ich-Kann-Keiner-Fliege-Was-Zu-Leide-Tuen- Masche reinfallen.* - "Ich befördere den Schneemann gerade zum Captain, denn ich finde er hat wirklich ausgezeichnete Führungsqualitäten."
Sie schielte nach ihm und sah wie er etwas in der Hand hin und her drückte.

*Kathryn Janeway, gleich sind wir quitt.*
Plötzlich wirbelte sie herum und rief, "Ha! Erwischt!"
Er war so überrascht, daß er in seiner Bewegung innehielt. Alles, was er zustande brachte, war nur ein verlegenes Lächeln, "Ähm ... Wie meinst du das? ... Wobei willst du mich erwischt haben?"
Er brauchte einen Plan, "Nun, wenn der Schneeman Captain ist, dann fehlt ihm noch das", meinte er unschuldig und drückte den Schneeball, der eigentlich für sie bestimmt war, links an die zweite Kugel vom Schneemann.
Sie hob die Augenbraue und forschte in seinem Blick, doch er konnte ihr nicht standhalten. Sie sah so niedlich aus, wenn sie streng blickte, er konnte nicht anders und mußte grinsen.
"Du Lümmel", meinte sie.
"Was denn?", warf Chakotay sich verteidigend ein, "Er ist Captain, also ist er eine Frau. Demnach sollte er auch alle Attribute einer Frau aufweisen."
Sie lachte laut auf, "Du hast offensichtlich in Biologie nicht richtig aufgepaßt. Wir sehen nicht so ...", sie deutete Richtung Schneemann, "... unsymmetrisch aus."
"Ich habe ja jemanden, an dem ich Nachforschungen anstellen kann, um mein Wissen aufzufrischen", sagte er und ein schelmisches Grinsen entstand in seinem Gesicht.
"Oh nein", meinte sie und fing an rückwärts zu gehen, "Chakotay, deine Hände sind zu kalt!"

Vergnügt quietschend fing sie wieder an loszulaufen. Es dämmerte inzwischen sehr stark und so schlug sie die Richtung zum Wohnblock der Brekari ein. Den Rest des Weges verbrachten sie laufend. Ausgetobt erreichten sie das Haus, in dem die Feier stattfinden sollte. Eine Weile saßen sie zusammen auf den Treppen davor, um zu Atem zu kommen. Stille umgab beide. Es war unglaublich friedlich hier und man hätte beinah meinen können, daß sie auf der Erde waren. Kathryn Janeway blickt zu ihrem 1.Offizier, der rechts neben ihr saß. Sie konnte ihn unbemerkt beobachten, da er die Augen geschlossen hatte. Schon oft hatte sie ihn beobachtet, wenn sie des nachts aufgewacht war, doch noch immer war sie vom seinem Anblick gebannt.
Plötzlich wuchs der Wunsch in ihr, ihm zu sagen, wieviel er ihr bedeutete.
"Chakotay ...", flüsterte sie, um ihn nicht zu stören, "Danke."
Er hmmte, was gleichzeitig als Frage gemeint war, "Wofür?"
"Für einfach alles."
Er öffnete die Augen und schenkte ihr dieses Lächeln. Eine Weile blickte er sie gedankenversunken an, "Wollen wir hineingehen?"
Bestätigend nickte sie und reichte ihm ihre Hand.
Still schlenderten sie durch die Korridore. Kathryn wußte nicht, wo sich der Saal befand, in dem die Feier stattfinden sollte und so ließ sie sich von ihm führen. Es war so angenehm einmal nicht die Kontrolle zu haben, sich einfach treiben zu lassen. Es fiel ihr so leicht, in seiner Gegenwart nur sie selbst zu sein.
Sie stoppten vor einer Tür, die sich mit einem ähnlichen Geräusch öffnete, wie es auch auf der Voyager üblich war. Im Raum war es noch dunkel. Eigentlich wollte sie eintreten, aber er verharrte im Türrahmen und so blieb auch sie. Das Schattenspiel auf seinem Gesicht, ausgelöst durch das Dunkel vom Saal und das warme Licht vom Flur her, faszinierte sie.
Sein Blick - dieser Blick - bedeutete ihr so viel. Sehr lange hatte sie ihn nicht deuten können oder sich vielmehr davor gescheut ihn zu deuten. Doch nun kannte sie die Bedeutung dieser Blicke und ein Kribbeln entstand in ihrem Bauch. Behutsam öffnete er den Reißverschluß ihrer Jacke, strich über ihre Wange, und durch ihr Haar, wobei sein Kopf sich immer weiter dem ihren zuneigte. Erwartungsvoll schloß sie die Augen und es folgte ein unglaublich sinnlicher Kuß.
Gerade hatten sie sich voneinander gelöst, da ging das Licht im Saal an und Jubelrufe ertönten. Verdutzt blickten die beiden in den Raum und durch das ganze Konfetti, was durch die Luft flog, sahen sie ihre Crew und Brekari. Sie alle schienen, an der Szene teilgenommen zu haben und sich darüber zu freuen.
Tom trat als erster auf sie zu und schüttelte ihnen die Hände, "Na endlich. Das wurde ja langsam Zeit!"
Nach schier endlos erscheinenden Glückwünschen konnten sie sich endlich setzen. Noch immer konnten sie nicht zur Ruhe kommen, da ständig vereinzelt Crewmitglieder kamen, ihnen gratulierten und alles Gute wünschten.
Kathryn war verwirrt, mit dieser Reaktion der Crew hatte sie nicht gerechnet. Eigentlich hatte sie keinerlei Vorstellungen davon gehabt, wie ihre Crew reagieren würde. Manchmal hatte sie befürchtet, daß sie auf Ablehnung stoßen würde. Doch nun wurde ihr klar, daß sie alle eine große Familie waren und das, egal was sie tun würde, sie immer nur Verständnis antreffen würde.

Neelix ließ ein fröhliches Weihnachtslied anstimmen und der Abend begann. Vergnügt blickte er zum Captain und Commander hinüber, die sich erstmals, wenn auch etwas verlegen und scheu, als Paar in der Öffentlichkeit zeigten.
Dies war sicherlich ein Weihnachtsfest, daß keiner der Anwesenden so schnell vergessen würde.


-Ende-

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