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Für die Meistbietende

von Jana

Kapitel 1

"Meine Damen, bieten Sie", rief Neelix fröhlich hinter dem Auktionspult hervor. Mit der einen Hand schwang er theatralisch den Hammer, "Bedenken Sie, die Junggesellen die sich zur Versteigerung angeboten haben, werden mit Ihnen ein romantisches Abendessen bei Candlelight verbringen."
Tom grinste hinter vorgehaltener Hand.
"Weshalb lachen Sie, Lieutenant?", fragte Seven ihn in ihrer gewohnt unterkühlten Weise.
"Och, ich frage mich nur, wieviel Replikatorrationen Harry gleich bringen wird."
Seven's Augenbraue wanderte in die Höhe.
"Wahrscheinlich so viele, daß man dafür gerade eine Suppe Leolawurzeln bekommt", gab Chakotay zum Besten.
Auf diese Bemerkung hin mußte sogar der Captain schmunzeln. Zärtlich boxte sie Chakotay in den Bauch, als Zeichen er solle derlei sarkastische Bemerkungen über Leolawurzeln und besonders über Führungsoffiziere unterlassen. Daraufhin grinste er nur noch mehr.
"Ich kann den Nutzen dieser Veranstaltung nicht erkennen. Ich finde derlei Aktivitäten sind irrelevant."
"Ich stimme Ihnen zu, Seven", mischte sich Kathryn nun ein und machte dabei einen todernsten Eindruck. Nur Chakotay wußte, daß sie sich einen Scherz mit Seven erlaubte. Er warf Kathryn einen amüsierten Blick zu, den sie liebevoll erwiderte.
"Nun, Seven", begann Tom eine Erklärung, "Uns Individuen machen solche 'Aktivitäten' eben eine Menge Spaß."
"Und warum stellen Sie sich nicht zur Versteigerung zur Verfügung?", kam die sehr direkte Frage von Seven zurück.
B'Elanna, die sich bisher im Hintergrund gehalten und die Unterhaltung verfolgt hatte, räusperte sich nun auffällig laut. Tom machte einen hilflosen Gesichtsausdruck.
"Ich verstehe, Sie kopulieren bereits mit Lieutenant Torres", lautete Seven's nüchterne Feststellung.
B'Elanna klappte der Unterkiefer hinunter.
Nun mischte sich auch der Doctor ein, "Seven, wir sollten noch einmal an Ihren sozialen Fähigkeiten arbeiten."
"Wie meinen Sie das? Ich befolge die ganze Zeit Ihre Ratschläge, Doctor."
Bevor dieser etwas erwidern konnte, krachte Neelix' Auktionshammer auf das Pult, "Lt.Shepard geht hiermit für Replikatorrationen von 5 Tagen an Lt.Morgan." Er machte eine dramaturgische Pause und gab Lt.Shepard damit Zeit von der Bühne zu gehen. "Und nun meine Damen, habe ich jemand ganz besonderen für Sie. Sie alle haben ihn als kompetenten und netten Brückenoffizier kennengelernt, nutzen Sie nun die Gelegenheit, um bei einem Abendessen den Menschen näher kennenzulernen. Begrüßen Sie mit mir, Fähnrich Harry Kim."
Begeisterungspfiffe hallten durch den Saal und hier und da konnte man Ah's und Oh's hören. Chakotay senkte amüsiert den Blick. Neben ihm stand Kathryn, die es ihm gleich tat.
"Das Mindestangebot lautet 1 Tag Replikatorrationen und bedenken Sie meine Damen, Ihr Einsatz kommt der gesamten Crew zugute. Denn mit den zusätzlichen Rationen aus dieser Versteigerung werde ich noch bessere Mahlzeiten für Sie zaubern können."
Die Senioroffiziere schmunzelten, denn dies drohte einer von Neelix' Redeschwällen zu werden.
"Meine neueste Kreation ist eine Pizza mit Leolawurzeln. Ich denke, ich werde sie zusätzlich mit ..."
Buh-Rufe tönten durch den Saal. Was Neelix zum Anlaß nahm doch noch mit der Versteigerung fortzufahren.
"Also, das Angebot steht bei 1 Tag Replikatorrationen, bietet jemand mehr?"
"3 Tage", kam es aus der Menge von weiblichen Offizieren.
Neelix schwenkte den Hammer in die Richtung des Zurufes und meinte gewichtig, "3 Tage Replikatorrationen von Jenny Delani für Fähnrich Kim."
Das unsichere Lächeln aus Harry's Gesicht verschwand. Immerhin war er jetzt schon 3 Tage Replikatorrationen wert. Das konnte sich sehen lassen, einige Crewmen hatten nur 2 Tage eingebracht.
"Bieten Sie meine Damen!", forderte Neelix einmal mehr auf.
"Vielleicht sollten Sie mitbieten, Seven", schlug Tom vor.
Da war sie wieder, die hochgezogene Augenbraue, "Ich sehe keine Veranlassung zu einer derartigen Handlungsweise."
"Der Lieutenant will damit sagen, daß Sie durch ein Mitbieten vielleicht Ihre sozialen Fähigkeiten trainieren könnten", kam ihm der Doctor zur Hilfe.
Die Verschwörung gegen sie veranlaßte Seven nun auch die zweite Augenbraue hochzuziehen.
"Ja, Seven. Sie werden merken, daß es eine Menge Spaß bringt."
"Ich wage dies zu bezweifeln. Aber wenn Sie meinen. - 5 Tage Replikatorrationen", rief Seven.
Die versammelte weibliche Crew drehte sich zu der Ex-Borg um. Und auch bei Harry zeigte sich eine Reaktion auf Seven's ungewöhnliches Verhalten. - Er wurde knallrot im Gesicht und sein nervöses Lächeln kehrte zurück.
"6 Tage", konterte Jenny Delani.
"7 Tage", hielt Seven mit.
"8 Tage."
"9 Tage."
"10 Tage."
Neelix Kopf wanderte zwischen den beiden Rivalinnen hin und her und er hatte schon lange aufgeben, jedesmal eine Ansage zu machen. Doch anscheinend hatte Seven nun genug von diesem Spiel. Vielleicht war die Fähigkeit zu sozialer Interaktion an diesem Tag aufgebraucht, "Lt.Delani, Ihnen sollte bewußt sein, daß ich so gut wie keine organischen Nährstoffe zu mir nehmen muß. Sie hingegen sind auf diese primitive Art der Nahrungsaufnahme angewiesen. Sie können nicht gegen mich gewinnen. Geben Sie auf. Widerstand ist zwecklos. Mein letztes Angebot lautet 2 Wochen Replikatorrationen."
Einigen standen die Münder offen, wohingegen andere lachten. Neelix blickte zu Jenny Delani hinüber. Doch sie zeigte kein weiteres Interesse mehr. 2 Wochen Replikatorrationen waren extrem viel. Das würde bedeuten 2 Wochen Neelix' Kochkreationen ausgeliefert zu sein.
"Zum ersten, zum zweiten, zum dritten." Der Hammer wummerte auf das Pult. "Fähnrich Harry Kim geht hiermit für Replikatorrationen von 2 Wochen an Seven."
"Herzlichen Glückwunsch, Seven. Sie haben soeben einen knackigen Fähnrich ersteigert." Tom grinste von einem Ohr zum anderen.
"Bitte erklären Sie den Begriff 'knackig' in Bezug auf Menschen. Mir ist dieser Ausdruck nur im Zusammenhang von Gemüse bekannt", bat Seven.
"Äh ... Das erkläre ich Ihnen später, Seven", sprang der Doctor schnell ein, bevor das Thema wieder so indiskret wie vorhin werden konnte.
"Mir wurde soeben berichtet, daß Lt.Berkley nicht gekommen ist. Wenn sich kein Freiwilliger findet, dann ist die Auktion leider schon beendet", verkündete Neelix traurig hinter dem Pult. Da streifte sein Blick plötzlich den Commander, der sich noch über Seven's Kommunikationsprobleme amüsierte, "Commander, was ist mit Ihnen? Würden Sie sich stellvertretend zur Verfügung stellen?"
Geschockt und ein wenig irritiert, ob Neelix das wirklich ernst meinte, blickte Chakotay Kathryn an. Die für ihren Teil auch einen geschockten Eindruck machte.
"Bedenken Sie, Commander, es ist für eine gute Sache", schob Neelix nach.
Wie konnte Chakotay da ablehnen? Hilfesuchend forschte Chakotay in Kathryn's Augen. Doch sie war genauso überrascht und machtlos wie er. Mit einer Entschuldigung in den Augen und einem letzten wehmütigen Blick verabschiedete er sich von Kathryn, die immer noch völlig gelähmt auf der Stelle stand.
"Nun, meine Damen, dies ist Ihre letzte Gelegenheit ein Abendessen mit einem attraktiven Mann zu ersteigern. Da es sich um den Commander handelt, halte ich ein Mindestgebot von 5 Tagen Replikatorrationen für angemessen."
"5 Tage", bestätigte jemand. Kathryn hatte nicht sehen können, wer es gewesen war. Neugierig reckte sie den Hals, um vielleicht doch noch einen Blick zu erhaschen. Ihr Adrenalinspiegel schoß in die Höhe. Ihr wurde leicht mulmig, wie sie ihn dort auf der Bühne stehen sah.
"Es sind 5 Tage von Jenny Delani geboten. Bietet jemand mehr?"
*Jenny Delani?! Vorhin Harry und jetzt Chakotay. Bekommt die eigentlich nie genug?*, schoß es ihr durch den Kopf. Eifersucht quoll in ihr empor.
"Meine Damen, ich bitte Sie, das kann doch nicht alles gewesen sein. Immerhin handelt es sich hier um den stellvertretenden Kommandanten der Voyager."
"7 Tage."
"Es sind 7 Tage von Fähnrich Wildman geboten. Höre ich mehr?"
"8 Tage." Meldete sich Jenny wieder zu Wort.
*Chakotay! Nein!* Panik quoll in Kathryn empor.
"Fähnrich?", fragte Neelix Samantha, ob sie noch höher gehen wolle. Doch sie schüttelte nur leicht den Kopf.
"Zum ersten, zum zweiten, ..."
Auf Jenny Delani's Gesicht machte sich ein Grinsen breit.
"... und zum ..."
"9 Tage!", rief Kathryn.
Alles drehte sich um und die Blicke waren noch entgeisterter, als Seven mitgeboten hatte. Normalerweise beteiligte der Captain sich nicht an solchen Aktivitäten.
"Ich dachte, Sie wären der Ansicht, eine derartige Veranstaltung wäre irrelevant", lautete Seven's kühler Kommentar.
"Ich habe mich geirrt. Das Privileg eines Captain." Kathryn verschränkte die Arme vor dem Körper.
"10 Tage." Jenny Delani war wirklich hartnäckig.
"11 Tage." Kathryn hatte nicht vor sich ausstechen zu lassen, nicht wo sie sich vor der ganzen Crew in Bezug auf ihrer ersten Offizier bloß gestellt hatte. Dies würde die Gerüchte über beide ohnehin erneut zum Brodeln bringen, da hatte sie nicht auch noch vor zu verlieren.
"3 Wochen!"
Ein Raunen ging durch den Saal bei dem hohen Angebot. Herausfordernd blickte Jenny Delani in Richtung ihres Captain. Kathryn jedoch hatte das perfekte Pokerface aufgesetzt.
Ohne mit der Wimper zu zucken, sagte sie, "3 Monate!"
Neelix bekam den Mund nicht mehr zu und japste nach Luft. Mit Rationen für 3 Monate konnte er ... konnte er hunderte von Leolawurzelpizzen backen. Der Auktionshammer jagte auf das Holz, so daß es fast splitterte.
"Zum dritten. Commander Chakotay geht für Replikatorrationen von 3 Monaten an Captain Janeway."
Sie stellte einen intensiven Augenkontakt mit ihrem ersten Offizier her, bevor sie, ohne sich weiter umzusehen, den Saal verließ.

Sie war auf dem Weg zu einem Turbolift, um sich möglichst weit von der Auktion zu entfernen. Es konnte ihr gar nicht schnell genug gehen. Dennoch schaffte er es irgendwie, sie einzuholen kurz bevor sich der Turbolift schloß und sie in Sicherheit gebracht hätte.
Er stellte sich genau neben sie und sah sie fasziniert an, sagte jedoch kein Wort.
Schließlich hielt sie die Stille nicht länger aus.
"Computer: Turbolift anhalten. - Ihnen ist bewußt, daß ich durch Sie für drei Monate meinen Kaffee verloren habe, oder?", fragte sie vorwurfsvoll.
"Sie hätten nicht mitsteigern müssen", konterte er grinsend.
Sie blickte ihn lange an, bevor sie antwortete. Sie war nun völlig ernst. "Doch. - Das mußte ich."
"Wieso?", fragte er leise.
"Weil ...", verzweifelt sah sie ihn an, "Weil ich nicht wollte, daß Sie mit einer der Delani-Schwestern oder mit einem anderen weiblichen Crewmitglied zu Abend essen."
"Sie sind eifersüchtig", konstatierte der erste Offizier der Voyager amüsiert.
"Das bin ich nicht!"
"Oh, doch!"
"Commander, ich warne Sie." Janeway hob den Finger.
"Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, daß Sie niedlich aussehen, wenn Sie streng erscheinen wollen?"
"Commander Chakotay, es gibt eine Menge Adjektive, mit denen man einen Captain beschreiben kann. 'Niedlich' gehört jedoch auf keinen Fall zu diesen Adjektiven."
"Sie sind wunderschön." Er trat einen Schritt näher. Sie wich nicht zurück. Aber sie hob die Augenbrauen leicht und dadurch entstanden zwischen ihnen kleine Falten, die er unglaublich attraktiv fand.
"Sie haben noch nie etwas Vergleichbares für mich getan", fuhr er gerührt fort.
"Gewöhnen Sie sich nur nicht daran, Commander." Sie versuchte immer noch den Captain aufrecht zu erhalten und streng zu erscheinen.
Er kam noch näher.
"Sie sehen hinreißend aus, wenn Sie die Augenbrauen hochziehen", meinte er und ließ seinen Blick über ihr Gesicht schweifen. Er sah keine Notwendigkeit mehr seine Gefühle vor ihr zu verbergen, seitdem sie Replikatorrationen für 3 Monate für ihn gegeben hatte. Er hatte nie eine vergleichbar überzeugende Liebeserklärung erhalten.
"Wenn Sie ... wenn Sie mich verunsichern wollen, dann ist Ihnen das gelungen, Commander."
Langsam hob er die Hand zu ihrer Wange und streichelte sie hingebungsvoll.
"Chakotay?" Er sah wie sie die letzten Barrieren fallen ließ.
"Ja?", fragte er und umschloß auch mit seiner anderen Hand ihr Gesicht, um es für einen leidenschaftlichen Kuß zu sich zu ziehen.
"Ich möchte mehr als nur ein Abendessen mit dir", flüsterte sie, bevor seine Lippen liebevoll über ihre glitten.


-Ende-

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