TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Die wahre Bedeutung von Frieden

von Jana

Kapitel 1

"Wie mir scheint, bin ich diese Art von Arbeit nicht gewöhnt", Kathryn Janeway lächelte und rieb sich mit der linken Hand die rechte Schulter, "Meine Muskeln sind völlig verhärtet."
Chakotay schmunzelte und legte seine Arbeit beiseite, "Lassen Sie mich mal."
Er stand auf und stellte sich hinter sie. Als seine Hände über ihren Hals strichen, um ihre Haare beiseite zu legen, wurde sie von einem wohltuenden Schauer überfallen. Sie konnte nicht länger an ihre Arbeit denken, ihr ganzer Fokus richtete sich auf ihn. Seine Hand berührte ihre, als er begann, sie zu massieren. Es tat ihr fast leid, als sie sie sinken ließ. Doch dann begann er ihre Schultern zu lockern und ihr ganzer Körper fing an, sich zu entspannen. Sie schloß die Augen, um sich völlig auf seine Massage zu konzentrieren. Ein leises Stöhnen entfuhr ihr, "Oh, das fühlt sich gut an."
Ohne Bedenken ließ sie sich fallen, gab sich dem leichten, beinah zärtlichen Druck seiner Hände hin.
"Ich habe reichlich Erfahrung. Meine Mutter hatte ständig einen verspannten Nacken ..."
Er wußte genau, wie er ihre Verspannungen lockern konnte und sie genoß es.
"Nur mir hat sie es zugetraut, daß ich es nicht verschlimmern würde."
Sie spürte ein noch nie dagewesenes Gefühl von Sicherheit, er strahlte es aus und umhüllte sie damit.
Er atmete deutlich hörbar aus.
So gelöst hatte sie sich seit langer Zeit nicht gefühlt, er hätte sie ewig so massieren können. Doch plötzlich hielt er inne und sie spürte seinen Atem auf ihrer Kopfhaut.
Sie öffnete die Augen und ihr wurde bewußt, wie intim diese, eigentlich unverfänglichen, Berührungen gewesen waren. Hatte er dies auch so intensiv empfunden wie sie? Hatte er deshalb gestoppt? Ein unheimlicher Moment der Stille war eingetreten. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Noch nie waren sie sich so nahe gewesen. Was hatte sie getan?
Langsam erhob sie sich und wandte sich ihm zu. Sie gab ein Lächeln vor und rieb die Schulter noch einmal, "Ist schon viel besser - Dankesehr. Ich glaube, ich lege mich schlafen. Wir sehn uns morgen."
"Träumen Sie etwas Schönes."
"Ja - Sie auch", während sie dies sagte, neigte sie den Kopf leicht zur Seite und schenkte ihm ein Lächeln. Ein letzter flüchtiger Blick und sie entfernte sich.

Es hatte alles so harmlos angefangen. Er hatte sie doch nur massieren wollen und dann ... dann war ihm die Situation entglitten. Sie fühlte sich unglaublich gut an, als er ihre Schultern berührte. Seine Hände begannen seine Phantasien zu leben, massierten nicht mehr, sondern streichelten sie fast.
Chakotay, du spielst mit dem Feuer! Er mußte abbrechen, sonst würde dies völlig außer Kontrolle geraten. Er war ihr so nah - So nah, daß er ihren Geruch wahrnehmen konnte. Er betörte ihn, machte ihn völlig handlungsunfähig. Wie sollte er aufhören, ohne ihre Aufmerksamkeit zu erregen? Er hielt inne. Doch sie hatte bereits bemerkt, was in ihm vorging.
Sie sah ihn mit einem wissenden Blick an, aber er wußte, daß sie nicht bereit war und vielleicht war es so besser. Sie zog sich zurück und er blieb allein. Er wollte sich wieder seiner Arbeit zuwenden. Aber seine Gedanken kreisten nur noch um sie. Nein! Es war nicht besser so! Doch er mußte seine Gefühle unterdrücken.

Sie deckte sich zu, doch obwohl sie den ganzen Tag hart gearbeitet hatte, war sie jetzt viel zu aufgewühlt, um zu schlafen. Sie legte den rechten Arm hinter den Kopf und blickte in seine Richtung. Was war eben dort zwischen ihnen geschehen? Was empfand er für sie? Sie erinnerte sich an seinen Blick, als sie noch völlig naß und nur mit einem Badetuch bedeckt außerhalb ihrer Unterkunft stand. Ihr war bewußt, was dieser Blick bedeutete, doch sie hatte dies auf den Umstand geschoben, daß er sie noch nie so gesehen hatte. Doch nun? Was geschah mit ihnen? Was geschah mit ihr? Sie fühlte sich stark zu ihm hingezogen. In seiner Nähe empfand sie Emotionen der Geborgenheit. Sie legte den Handrücken ihrer freien Hand auf die Stirn. Was empfand sie für ihn? Welches Verhältnis hatten sie nun zueinander? Sie hatten eine unklare Situation geschaffen und waren danach auseinander gegangen. Sie wußte nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie brauchte Klarheit.

Er blickte auf, als sie unerwartet zurück in den Wohnraum kam. Sie sagte kein Wort, erst als sie saß, begann sie zu sprechen.
"Wir müssen darüber reden", sie wußte in keinster Weise, wohin dieses Gespräch führen konnte. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte und warum sie dies hier tat.
"Gut", sagte er und legte seine Arbeit beiseite.
"Wir sollten einige Parameter definieren - Uns betreffend."
"Ich bin nicht sicher, ob ich Parameter definieren kann. - Aber ich erzähle Ihnen eine uralte Legende. - Sie handelt von einem Krieger, der sein Leben im Konflikt mit dem Rest seines Stammes lebte, von einem Mann, der keinen Frieden finden konnte, nicht einmal mit Hilfe seines geistigen Führers. Er kämpfte jahrelang mit seiner Unzufriedenheit, er empfand immer nur dann Befriedigung, wenn er sich im Kampf befand. Innerhalb seines Stammes wurde er so zum Helden, aber der Krieger sehnte sich immer noch danach für sich selbst Frieden zu finden. Eines Tages wurden er und ein paar Krieger von einem benachbarten Stamm gefangen genommen, der von einer Kriegerin geführt wurde. Sie wollte sich mit ihm verbünden, weil ihr Stamm viel zu schwach und zu klein war, um sich gegen alle Feinde zu verteidigen. Die Kriegerin war mutig und schön und sehr klug. - Der Krieger legte für sich einen Schwur ab. Daß er ihr beistehen und alles unternehmen würde, um ihr das Leben zu erleichtern. Von diesem Moment an waren ihre Bedürfnisse vorangig. - Und auf diese Weise begriff der Krieger allmählich ... die wahre Bedeutung von Frieden."
Sie war gerührt. Ihr Lächeln zitterte, "Ist das wirklich eine uralte Legende?"
Er schmunzelte und senkte den Kopf, "Nein." Das Lächeln verschwand, er sah ihr tief in die Augen und wurde ernst, "Aber so war es leichter zu sagen."
Ihre Augen waren feucht. Noch nie hatte ihr jemand etwas gesagt, daß ihr so nahe gegangen war. Was sollte sie darauf erwidern? Worte waren unvollkommen, um ihm zu zeigen, was sie für ihn empfand.
Sie hob ihre Hand, er kam ihr entgegen und ein zweites Mal an diesem Abend teilten sie etwas sehr Intimes miteinander. Sie hielten die Hand des anderen, nicht Willens einander loszulassen, verloren sie sich in den Augen ihres Gegenübers. Schließlich erhob sie sich, doch umklammerte weiter seine Hand, langsam ging sie um den Tisch und setzte sich ganz dicht neben ihn. Sie schaute nach unten und befeuchtete ihre Lippen. Er hatte den Eindruck, als ob sie etwas sagen wollte, aber noch mit sich kämpfte, ob sie es wirklich tun sollte. Er konnte sehen, wie sich ihr Brustkorb auf und ab bewegte, als sie ungewöhnlich tief und schnell einatmete. Sie blickte ihm wieder ins Gesicht und er bemerkte, daß ihre Lippen zitterten.
"Welche ...", begann sie und brach sofort ab, um sich ein letztes Mal zu sammeln, "welche Art von Bedürfnissen meinst du?", hauchte sie.
Jetzt verstand er ihre Erregung, zuerst konnte er nicht glauben, daß sie bereit zu diesem Schritt war, doch dann sah er die Entschlossenheit in ihren Augen und er flüsterte, "Ausnahmslos alle."
Und dann kostete er ihre Lippen. Zuerst war sie extrem zurückhaltend, ja, er hatte sogar das Gefühl, als sei sie schüchtern, aber als er sie in die Arme schloß und über ihren Rücken strich, spürte er ihre immer stärker werdende Leidenschaft. Sie lösten ihre Lippen voneinander, um zu Atem zu kommen. Sie lehnten sich an die Stirn des anderen. Er strich über ihre Wange und schmunzelte, "Du überraschst mich immer wieder."
Sie lächelte ebenfalls und flüsterte, "Ich mich auch." Gleich darauf suchte sie erneut seine Lippen und küßte ihn hungrig. Ihre Zungen trafen einander und sie erforschten den Mund des anderen, erforschten ihre Gefühle. Sie schmiegte sich an ihn, legte ihren Kopf auf seine Schulter und schloß die Augen. In diesem Moment begriff sie die wahre Bedeutung von Frieden.

Etwas kitzelte ihr Gesicht, wodurch sie langsam erwachte. Eine Hand strich über ihre Haare. Schlaftrunken blinzelte sie und fand sich auf Chakotay's Bett wieder. Erneut spürte sie die Hand ihre Haare streicheln. Halb auf, halb neben ihm liegend nahm sie mehr und mehr ihrer Umgebung wahr. Ihr rechter Arm lag auf seinem Bauch und er hielt ihre Hand.
"Guten Morgen", flüsterte er und küßte ihr auf die Stirn.
"Morgen?"
"Du hast dich in meine Arme gelegt und warst kurz danach im Land der Träume", er schmunzelte.
Langsam hob sie ihren Oberkörper und stützte sich mit ihrem linken Arm auf dem Bett ab, so daß sie ihn besser betrachten konnte. Sie lachte, "Da kannst du mal sehen, was für einen Einfluß du auf mich hast."
"Ich verstehe", meinte er gespielt ernst, "Ich bin also ein einschläfernder Typ." Danach brachen sie beide in Lachen aus. Oh, sie liebte seinen Humor.
Als sie verstummten, blickte sie ihm verträumt in die Augen. Er war unglaublich attraktiv. Diese Augen, dieses Lächeln...
"Was ist?", fragte er und strich ihre eine Strähne aus dem Gesicht.
Ohne eine Antwort legte sie sich auf ihn und küßte ihn fordernd. Überrascht über ihre spontane Reaktion hob er die Augenbrauen, schloß aber sofort die Augen und genoß was sie mit ihm machte. Sie war wie ausgewechselt, gestern beinah scheu und jetzt... Er stöhnte genußvoll, als sie sein Hemd öffnete und begann seinen Oberkörper zu küssen. Nun war er es plötzlich, der sich nicht traute sie zu berühren. Zaghaft tastete er nach dem Verschluß ihres Nachthemdes, doch er war so erregt, daß er ihn nicht öffnen konnte. Sie bemerkte seine Schwierigkeiten, half etwas nach, drückte ihn aber gleich wieder in die Kissen zurück, um ihm einen langen und innigen Kuß zu geben. Seine Hand fand einen Weg unter ihr Hemd und zärtlich strich er über ihre Brust.
Es durchzuckte sie heiß, als sie seine Hand spürte. Für einen Moment war sie wie gelähmt, konzentrierte sich nur auf das, was er tat, so daß er sie behutsam herumrollen konnte und nun auf ihr lag. Inzwischen hatte sie ihm das Hemd vollkommen ausgezogen, so daß sie seine Haut auf ihrer spüren konnte, als er sich ganz eng an sie preßte.
"Chakotay...", stöhnte sie als er ihre Schulterpartie küßte.
"Ja, Ma'am?", erwiderte er, ohne von den Zuwendungen für sie abzulassen.
"Hör nicht auf."
"Womit?", fragte er scheinheilig und schmunzelte sie an.
Sie lachte, zog ihn wieder zu sich hinunter und verwöhnte ihn mit einem leidenschaftlichen Kuß. Mehrere kurze, aber nicht weniger intensivere, Küsse folgten ihm.
Doch plötzlich hielt er inne und lauschte. Wenn es ihm nicht aufgefallen wäre, hätte sie es nicht bemerkt. Ein statisches Knistern drang an ihr Ohr.
"Hörst du das auch?", wollte sie sich vergewissern.
"Ja", er schluckte, mit zittrigen Beinen stand er langsam auf, um das Unvermeidliche solange wie möglich hinauszuzögern.
Sie zog ihr Nachthemd wieder über und ließ sich in den Stuhl nahe des Tisches sinken.
"Krrxx .... krrrrr .... Captain Janeway, hören Sie mich?"
Chakotay hatte ihre Communicatoren vor sie gelegt.
"Hier spricht Tuvok, ich rufe Captain Janeway und Commander Chakotay, bitte antworten Sie."
Sie nahm das kleine goldene Gerät in die Hand, dunkle Vorahnungen breiteten sich in ihr aus. Durch einen leichten Druck aktivierte sie den Communicator.
"Hier ist Janeway."
"Captain, schön ihre Stimme zu hören. Wir haben Neuigkeiten."
"Was gibt es?"
"Wir haben eine Medizin, von der wir glauben, daß sie ihre Krankheit wirksam bekämpfen wird. ..."

Nichts, sie fühlte absolut nichts in diesem Augenblick. Wie betäubt saß sie im Stuhl, ihr Blick war leer. Sie hatte sich niemals damit abgefunden auf diesem Planeten gefangen zu sein, doch nach einiger Zeit, wenn auch anfangs unfreiwillig, hatte sie es akzeptiert. Sie hatte völlig neue Seiten an sich und an Chakotay entdeckt, und sie hatte Gefallen daran gefunden. Tief in ihrem Innersten wollte sie diesen Ort nicht verlassen. - Aber in erster Linie war sie dem Schiff verpflichtet. Ein Captain hatte keine Privatsphäre. Sie hatte kein Recht, ihre Bedürfnisse, über die ihrer Crew zu stellen.
Ihre Blicke trafen sich.
*Du hast erreicht, was du immer wolltest. Wir können fort von hier. - Bist du jetzt glücklich, Kathryn?* Er fühlte das dem nicht so war. Er sah alles, was die Person Kathryn ausmachte, aus ihrem Gesicht weichen, an ihre Stelle trat Captain Janeway - eine Frau, die niemals zulassen würde, daß ihre Gefühle ihre Urteilsfähigkeit einschränkten. Er wußte, sie würden sich nie wieder so berühren wie vorhin und es schmerzte ihn. Ein kurzer Ausdruck des Bedauerns und der Verzweiflung huschte über ihr Gesicht, doch dann verbannte sie jegliche emotionale Regung aus ihrer äußeren Erscheinung.
Die Kathryn Janeway, die er kennengelernt hatte, existierte nicht länger. Und er spürte, sie würde nicht zulassen, daß es noch einmal so zwischen ihnen werden würde.

-Ende-

Rezensionen