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Zombies im All

von Sira-la

Das stetige Flackern der roten Alarmleuchten spendete das einzige Licht auf den Gängen. Spock drückte sich gegen die Wand und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Sein Kopf fühlte sich an, als würde etwas durch sein Gehirn wühlen. Noch immer hatte er den Geschmack von Blut auf den Lippen und er schauderte, während er sich weiter von der Kantine entfernte. Er war Vegetarier, so wie alle Vulkanier, und doch hatte er dem beinahe rohen Steak nicht widerstehen können, das auf einem der Teller zurückgelassen worden war, als … Er wusste es nicht. Er war durch den Alarm geweckt worden, konnte sich aber nicht erinnern, davor eingeschlafen zu sein. Da er es sich auch nicht zur Gewohnheit gemacht hatte, in der Kantine zu schlafen, musste es einen anderen Grund geben, weshalb er es überhaupt getan hatte. Und wo war die Crew? Er wusste, dass er nicht allein gewesen war. Uhura und er waren zum Essen verabredet gewesen und er hatte ihr Lächeln vor Augen, mit dem sie die kleinen Tomaten auf seinen Teller gelegt hatte, die sie selbst nicht mochte. Doch als er erwacht war, hatte sich niemand sonst in der Kantine befunden. Einzig die gefüllten Teller zeugten davon, dass auch der Rest der Besatzung beim Abendessen gewesen war.

Spock blieb stehen, als er eine Kreuzung erreichte. Der Alarm war so laut, dass er mögliche Schritte um ein vielfaches übertönte, also spähte Spock um die Ecke und zuckte sofort wieder zurück. Drei Männer befanden sich in dem Gang. Sie bewegten sich merkwürdig, mit schlurfenden Schritten und hängenden Armen. Instinktiv wusste Spock, dass sie gefährlich waren. Er riskierte noch einen Blick. Die drei Männer, ihren Uniformen nach Sicherheitsbeamte, entfernten sich von ihm. Spock entschloss sich, ihnen nicht zu folgen. Zuerst musste er den Captain finden. Hastig überquerte er die Kreuzung und setzte seinen Weg fort. Der Boden schwankte unter seinen Füßen, als ein weiteres Stechen durch seinen Kopf schoss. Spock stöhnte schmerzerfüllt, hielt sich aber auf den Beinen. Es dauerte nicht lange, bis er die nächste Kreuzung erreichte. Wenn er hier abbog, das wusste Spock, würde er die Krankenstation erreichen. Zur Brücke ging es allerdings in die andere Richtung. Ein weiterer scharfer Schmerz nahm ihm die Entscheidung ab. Spock taumelte weiter.


***


Vorsichtig schob er die Tür auf. Rotes Flackern empfing ihn, nicht weiter überraschend bei einem Notsignal. „Wo sind wir?“, fragte er die Luft. Oder vielleicht das Schiff, das ihn hergebracht hatte. Natürlich antwortete weder die eine noch das andere. Nachdenklich hob er einen Finger und steckte ihn kurz darauf in seinen Mund. „23. Jahrhundert“, stellte er fest. „Ein Raumschiff.“ Er klopfte gegen die Metallwand und leckte einmal darüber. „Menschlich.“ Er wandte sich wieder seinem Schiff zu. Die blaue Holzbox erschien neben dem blank polierten Metall beinahe schäbig, dennoch lächelte er bei ihrem Anblick. Wenn schon sonst niemand, war zumindest sie eine treue Begleiterin an seiner Seite. „Ich sehe mich ein wenig um“, informierte er sie und zog die Tür zu. Ob es ein schlechtes Zeichen war, dass er begonnen hatte, mit ihr zu sprechen? Er wusste, dass er früher kaum allein gereist war. Doch das war, bevor er … Vor dem Moment. Er schauderte und verdrängte die Erinnerungen. Jetzt war gewiss nicht der richtige Zeitpunkt, um über den Krieg nachzudenken. Er musste herausfinden, wo er gelandet war und was hier vor sich ging.

Aufmerksam sah er sich um. Er war in einer Art Lagerraum, was vermutlich nicht der schlechteste Ausgangspunkt war. Die Tür, die sich anstandslos öffnen ließ, führte in einen größeren Raum, in dem sich einige Betten und unzählige Monitore befanden. „Eine Krankenstation“, sagte er überrascht. „Nur wo sind die Menschen?“ Es war die erste Krankenstation, auf die er stieß, wo nicht mindestens ein aufmerksamer Pfleger auf Patienten wartete. „Was ist hier passiert?“ Er wandte sich der nächsten Tür zu … und machte einen schnellen Schritt zurück, als sich diese ohne sein Zutun öffnete.


***


Erleichtert aktivierte Spock den Öffnungsmechanismus der Krankenstation. Er hoffte, dass sich darin McCoy oder ein anderes Mitglied des Stabs befand, oder zumindest ein Mittel gegen die Kopfschmerzen, die mit jedem Atemzug stärker wurden.

Mit einem Zischen glitt die Tür zur Seite. Spock erstarrte. Der Mann, der vor ihm stand, war ihm völlig unbekannt. Der Kleidung nach zu urteilen, insbesondere der breitschultrigen schwarzen Lederjacke, war der Fremde kein Mitglied der Crew. Spock war sich allerdings sicher, dass sich keine Gäste an Bord befanden. „Wer sind Sie und was tun Sie hier?“

„Eigentlich wollte ich mir die Geschichte der Erde ansehen“, sagte der Mann. „Ich war grade bei Kennedy und wollte als nächstes zum Mauerfall nach Berlin. Auf der Strecke hab ich das Notsignal empfangen und dachte, ich seh lieber mal nach.“

Spock blinzelte und rieb sich über die Stirn. Das, was dieser Mann sagte, ergab nicht einmal ansatzweise Sinn. Was auch immer sich in seinem Kopf herumtrieb, schien seinen Verstand zu beeinflussen. „Wer sind Sie?“, wiederholte er.

„Ich bin der Doctor.“ Der Mann lächelte breit. „Und wer sind Sie? Nicht menschlich, so viel steht fest.“ Plötzlich hielt er einen dicken Stab in der Hand, dessen Spitze blau leuchtete, als er sie auf Spock richtete. Ein seltsames Sirren ertönte. Der Mann hielt den Stab an sein Ohr. „Halb menschlich“, sagte er. „Und halb Vulkanier.“ Er musterte Spock mit unverhohlener Neugier. „Wie ist das denn passiert? Soweit ich weiß, sind Vulkanier sehr strikt darin, die Existenz von Mischlingen zu verhindern. Oder hat sich das geändert? Es ist eine Weile her, dass ich welchen begegnet bin.“

Spock ignorierte die Frage. „Wer sind Sie?“, fragte er zum dritten Mal und legte mehr Nachdruck in die Worte.

„Ich bin der Doctor“, wiederholte der Mann. Noch immer hielt er den Stab an sein Ohr und lauschte stirnrunzelnd dem Fiepsen und Sirren.

„Doctor? Und weiter?“

„Einfach nur der Doctor.“ Endlich nahm er den Stab herunter. „Was für ein Schiff ist das hier? Etwas scheint mit Ihren Gehirnwellen herumzuspielen.“

Spock blinzelte. „Wie bitte?“

Der Doctor richtete erneut den Stab auf ihn. Das blaue Licht erschien, das Sirren wurde lauter. „Eindeutig“, sagte er. „Etwas versucht, Ihre Gehirnwellen zu beeinflussen. Ich nehme an, das Signal ist für Menschen gedacht, denn ich spüre nichts davon.“

„Das heißt, Sie sind kein Mensch?“ Spock musterte den Doctor aufmerksam. Er wusste von der Existenz einiger humanoider Spezies, doch bisher war ihm noch keine untergekommen, die den Menschen absolut identisch war.

„Nein“, sagte der Doctor. „Bin ich nicht.“ Sein Tonfall machte deutlich, dass er nicht offenbaren würde, welcher Spezies er angehörte.

Spock entschied, das zu akzeptieren. Fürs Erste zumindest. „Wie sind Sie hierher gekommen?“

„Mit meinem Schiff“, sagte der Doctor. „Ah, da fällt mir ein … Warten Sie einen Moment.“ Er verschwand durch die Tür, die in McCoys persönlichen Lagerraum führte.

Spock sah ihm verwirrt nach. Er wollte ihm folgen, doch ein weiteres Stechen durch seinen Kopf verhinderte, dass er sich überhaupt bewegen konnte.

Es dauerte nur wenige Minuten, dann stand der Doctor wieder vor ihm. „Hier“, sagte er. „Das sollte helfen. Darf ich?“

Spock sah verständnislos auf die graue Münze. „Was ist das?“

„Ich nenne es neuronalen Ausgleicher“, sagte der Doctor, hob die Hand und klebte Spock die Münze einfach an die Schläfe.

Die Schmerzen verschwanden beinahe sofort und er atmete erleichtert auf. „Es hilft in der Tat“, sagte er. „Ich danke Ihnen. Nur was genau ist das?“

„Ein Schutz gegen psychotropische Signale“, erklärte der Doctor. „Ich hab noch fünf weitere. Wie groß ist Ihre Crew?“

„Größer“, sagte Spock. „Es sind fast 400 Personen an Bord.“

„Wie viele davon nichtmenschlich?“

Spock straffte seinen Rücken. „Zwei“, antwortete er. „Keenser und ich.“

„Welcher Spezies gehört er an?“

„Er ist ein Roylaner“, sagte Spock. „Ich bin nicht sicher, ob er von den Signalen beeinflusst wird. Er arbeitet im Maschinenraum.“

„Roylaner?“ Der Doctor sah ihn interessiert an. „Ich wusste nicht, dass sie inzwischen Raumfahrt haben. In dem Teil der Galaxis bin ich nicht sonderlich häufig unterwegs, muss ich zugeben.“

„Sagten Sie nicht, Sie kämen von der Erde?“

„Oh, da war ich nur zu Besuch … sozusagen.“ Der Doctor lächelte erneut, bevor er den leuchtenden Stab aktivierte und sich einmal im Kreis drehte, wobei er auf die Wände zielte.

Spock wich ihm automatisch aus. Was auch immer das für ein Gerät war, es schien einen Scanner zu beinhalten. Neugierig lauschte er dem Sirren, doch er konnte keine Informationen darin erkennen.

„Das Signal kommt aus dem Schiff“, sagte der Doctor. „Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie es heißt.“

„Wie können Sie das nicht wissen?“ Spock spürte Misstrauen in sich aufsteigen. „Sie sagten, Sie seien einem Notsignal gefolgt.“

„Das bin ich“, sagte der Doctor sofort. „Aber ich hab nicht so genau darauf geachtet, wer es geschickt hat. Also?“

„Das hier ist die USS Enterprise“, sagte Spock. „Wir befinden uns in der Nähe der Grenze zum Gamma-Quadranten.“

„Die Enterprise?“ Der Doctor sah ihn mit leuchtenden Augen an. „Ist nicht wahr? Das ist ja fantastisch!“

Spock hob eine Augenbraue. „Sie haben von diesem Schiff gehört?“

„Gehört?“ Der Doctor lachte begeistert. „Gehört? Die Menschen haben immer wieder Schiffen diesen Namen gegeben und sie alle haben Großes erreicht. Wer ist gerade der Captain?“

„James Kirk“, antwortete Spock automatisch.

„Nein?“ Der Doctor lachte erneut. „Fantastisch!“ Er klopfte auf seine Tasche. „Dann würde ich vorschlagen, dass wir ihn suchen und ihm auch einen der Ausgleicher verpassen. Captain Kirk, nicht zu fassen!“

Spock folgte dem Mann mehr als verwirrt aus der Krankenstation. „Woher kennen Sie den Captain?“

„Oh, ich hab von ihm gehört.“ Der Doctor scannte den Gang, der vor ihnen lag. „Er hat die Geschichte an vielen Stellen beeinflusst.“ Er hielt sich das Gerät ans Ohr und schüttelte unwirsch den Kopf. „Ich kann den genauen Ursprung des Signals nicht feststellen.“

„Was ist das für ein Gerät?“, fragte Spock.

„Mein Schallschraubenzieher. Er ist …“ Der Doctor unterbrach sich und zog Spock neben sich an die Wand. „In dem Gang gibt es Lebenszeichen von fünf Personen“, flüsterte er und schob sich näher an die Abzweigung heran.

Spock folgte ihm. Das Sirren des Schallschraubenziehers war verstummt, scheinbar wollte der Doctor keine Aufmerksamkeit auf sie lenken. Was das genau für ein Gerät sein sollte, darüber würde Spock später nachdenken. Soweit ihm bekannt war, konnten Schraubenzieher weder Lebenszeichen noch psychotropische Signale erkennen.

Der Doctor beugte sich ein Stück vor und sah in den Gang hinein.

„Hirn!“

Der laute Ruf übertönte sogar die noch immer schrillenden Alarmsignale und Spock zuckte erschrocken zusammen, als der Doctor seine Hand packte. „Renn!“, rief er und zog Spock einfach mit sich. Spock gelang nur ein kurzer Blick in den Gang. Er erkannte McCoy und seine Mitarbeiter. Alle fünf Personen hatten ihre Arme nach vorne gestreckt und bewegten sich erstaunlich schnell auf die Kreuzung zu.

„Hirn!“, riefen sie erneut wie aus einem Mund.

„Hier entlang.“ Spock übernahm die Führung und steuerte einen der Aufzüge an. Er konnte nur hoffen, dass genug Energie für die Benutzung vorhanden war.


***


Er keuchte, als sich die Tür des Aufzugs endlich schloss. Für einen Moment fühlte er sich an das Kaufhaus in London erinnert, nur dass er dem angreifenden Auton damals einfach den Arm hatte abreißen können. Plastik störte sich nicht daran, in Einzelteile zerlegt zu werden. Dieses Mal sah die Sache anders aus. An dem Arm, der das Schließen der Türen verhindert hatte, war ein ganzer Mensch gehangen. Es war nur einem gezielten Schlag Spocks zu verdanken, dass die Frau nicht hineingekommen war.

„Hirn!“

Die Stimmen waren noch immer zu hören und der Doctor wich an die Rückwand des Aufzugs zurück. „Sie verhalten sich wie Zombies“, sagte er und blockierte mit seinem Schallschraubenzieher die Tür, bevor er die Umgebung scannte. „Das Signal scheint von unten zu kommen. Haben Sie kürzlich einen Transmitter an Bord genommen? Oder etwas, in dem einer versteckt sein könnte?“

Spock sah ihn schweigend an und der Doctor ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Er war noch nicht vielen Vulkaniern begegnet, doch Spock war trotz der spitzen Ohren kein typischer Vertreter dieser Spezies. Ob das mit seinem menschlichen Erbe zu tun hatte? Der Doctor scannte ihn erneut und hörte sich das Ergebnis zufrieden an. Der neuronale Ausgleicher wirkte. Spocks Gehirnwellen waren so, wie sie bei einem Vulkanier sein sollten, und es war faszinierend, dem Denkprozess zuzuhören.

„Wir haben kürzlich Ersatzteile für einige Maschinen aufgenommen“, sagte Spock schließlich. „Es wäre möglich, dass die Quelle des Signals in einem von diesen steckt.“

Der Doctor nickte langsam. Die Frage nach dem Grund des Signals blieb noch offen, aber zuerst sollten sie es deaktivieren. Selbst wenn sich die Crewmitglieder nicht gegenseitig angriffen, es war nie gut, wenn Menschen zu lange davon abgehalten wurden, ihren eigenen Verstand zu gebrauchen. „In den Maschinenraum also“, entschied er und deutete auf die Konsole.


***


Spock beobachtete den Doctor. Es gefiel ihm nicht, wie einfach dieser Mann die Systeme der Enterprise bedienen konnte, und dass er noch immer nicht wusste, wie er an Bord gekommen war, kurz nachdem ein Signal sämtliche Besatzungsmitglieder außer Gefecht gesetzt hatte, verstärkte sein Misstrauen nur noch. Der Doctor lächelte leicht, als sich ihre Blicke trafen, sagte aber nichts. Spock kam die dumpfe Vermutung, dass er das Misstrauen gewohnt war. Doch am seltsamsten war, dass Spock tief in seinem Inneren spürte, dass er dem Doctor vertrauen konnte. Etwas, das ihm bisher noch nie passiert war.

Der Aufzug hielt an und die Türen öffneten sich automatisch. Sofort raste ein grünes Wesen auf sie zu, einen großen Hammer in den Händen.

„Mister Keenser!“, sagte Spock scharf. „Lassen Sie sofort die Waffe sinken.“

Stolpernd blieb Keenser stehen. „Commander Spock“, krächzte er. „Und wer ist das?“

„Ich bin der Doctor.“

Keenser riss die Augen auf. „Es ist eine Ehre“, sagte er zu Spocks Verblüffung und verbeugte sich.

Der Doctor erwiderte die Geste, bevor er mit seinem Schallschraubenzieher die Umgebung scannte. „Etwa ein Dutzend Lebenszeichen.“

„Ich habe sie eingesperrt“, sagte Keenser. „Sie haben mich angegriffen. Sogar Scotty. Sie wollten mein Hirn.“ Er wirkte sehr empört darüber, allerdings nicht ängstlich.

„Gut gemacht“, sagte der Doctor. „Wo befinden sich die neuen Ersatzteile?“

„Wir haben sie heute verbaut“, sagte Keenser. „Sie sind Teil der Schwerkraftkontrollen.“

Der Doctor sprang einmal in die Luft, bevor er sich ein Haar ausriss und fallen ließ. Erst, als es auf dem Boden aufgekommen war, sprach er wieder. „Die sind ziemlich gut eingestellt“, sagte er. „Es ist kaum zu merken, dass wir uns auf einem Schiff befinden. Ich nehme an, dass das immer so ist?“

Spock nickte knapp, ebenso wie Keenser.

„Das bedeutet, dass die neuen Teile keine vorhandenen Routinen überschrieben haben.“

Sie folgten Keenser zu den Kontrollen. Die neuen Bauteile waren auf den ersten Blick zu erkennen. Neben den weißen und metallischen Flächen stachen die blutroten wie Giftpilze hervor.

Sofort richtete der Doctor seinen Schallschraubenzieher auf die Konsole. „Das Signal kommt von hier“, sagte er und runzelte die Stirn. „Es scheint fast, als sei es eine Nebenwirkung der Anschlüsse an die Lebenserhaltungssysteme und keine Absicht.“

„Können Sie es blockieren?“, fragte Spock. Er hatte inzwischen bemerkt, dass das stete Klopfen nicht etwa von den Maschinen kam, sondern von den Crewmitgliedern, die in einem der Strahlungsschutzräume an die Scheiben schlugen. Auch wenn er sie nicht hören konnte, wusste Spock, welches Wort sie dabei skandierten.

„Ich denke schon“, sagte der Doctor und zog eine der grauen Münzen aus seiner Tasche. „Ich sollte die Polarität des Ausgleichers umkehren können, so dass er nicht den Empfang des Signals verhindert, sondern das Senden. Wenn ich ihn dann mit der Konsole verbinde, sollte das den Effekt auf die Menschen hier beenden. Ich würde allerdings vorschlagen, die Systeme baldmöglichst wieder auszutauschen.“

Keenser kletterte auf einen der Sauerstofftanks. „Natürlich, Doctor“, sagte er, bevor er seinen Blick durch den Maschinenraum schweifen ließ. „Sind Sie allein? Es heißt, Sie würden immer in Begleitung reisen.“

Spock hob eine Augenbraue, doch Keenser ignorierte ihn.

„Im Moment nicht“, sagte der Doctor. „Es gab da jemanden, den ich eingeladen habe, doch sie hat abgelehnt.“

Keenser sah den Doctor lange an. „Vielleicht haben Sie auf die falsche Art gefragt“, sagte er. „Wenn die Geschichten wahr sind … Eine Reise durch Raum und Zeit … Weshalb sollte dieses Angebot irgendjemand ablehnen?“

Der Doctor hob den Kopf. Ein Ausdruck, den Spock nicht benennen konnte, huschte über sein Gesicht, dann lächelte er plötzlich. „Sie haben recht“, sagte er. „Raum und Zeit. Ich habe vergessen, Rose zu sagen, dass beides möglich ist.“ Er befestigte die Münze an der Konsole. „Sobald ich hier fertig bin, muss ich noch einmal zu ihr.“ Er deutete mit dem Schallschraubenzieher auf die Konsole. Das blaue Licht leuchtete auf und mit einem Mal verlor Spock den Boden unter den Füßen. Der Doctor stieß ein Wort aus, das unzweifelhaft ein Fluch war, auch wenn Spock es nicht verstand, und drückte erneut auf den Knopf an der Seite des Schraubenziehers. Die Schwerkraft setzte wieder ein. Spock landete unsanft auf dem Boden. Er warf einen schnellen Blick zu dem Schutzraum hinüber. Scott erschien in dem Sichtfenster. Er fuchtelte wild mit den Armen und seine Lippen formten eindeutig andere Worte als zuvor.

„Hat es funktioniert?“, fragte Spock. „Ist das Signal blockiert?“

Der Doctor scannte die Maschine und sah zufrieden auf. „Ist es“, sagte er, bevor er auf den Schutzraum deutete. „Ich denke, Sie können Ihre Crewmitglieder rauslassen.“

„Ich mach das“, sagte Keenser, rutschte von dem Sauerstofftank und verbeugte sich erneut vor dem Doctor. „Es war mir eine Ehre“, sagte er. „Ich werde meinem Volk davon berichten, dass der Doctor noch immer hilft, wenn er gebraucht wird.“

Diesmal wirkte das Lächeln des Doctors traurig, doch er sagte nichts, bis Keenser sich entfernt hatte. Dann wandte er sich an Spock. „Würden Sie mich zurück zur Krankenstation bringen? Ich fürchte, ich hab mir den Weg nicht vollständig gemerkt.“

„Natürlich“, sagte Spock. „Aber ich dachte, Sie wollten den Captain treffen.“

Der Doctor winkte ab. „Das ist nicht so wichtig. Ich muss aufbrechen. Ich habe Rose viel zu lange warten lassen.“

Spock ließ die Aussage unkommentiert. Wenn er Keenser richtig verstanden hatte, war der Doctor ein Zeitreisender, auch wenn ihm nicht ganz klar war, wie das möglich sein sollte. Die letzte Zeitreise, von der er gehört hatte, hatte gewaltige Änderungen in der Geschichte verursacht. Sein älteres Selbst, das sich im Moment auf Neu-Vulkan befand, war ein leibhaftiger Beweis dafür. Doch er fragte nicht und der Doctor sagte nichts mehr dazu.

Noch bevor sie den Aufzug wieder verließen, verstummte endlich der Alarm. Auf dem Gang begegneten sie einigen verwirrten Crewmitgliedern, doch zu Spocks Erleichterung wurden sie von niemandem angegriffen. Die Tür zur Krankenstation stand offen und schon von Weitem war McCoys wütende Stimme zu vernehmen.

„Mir ist egal, was hier los war! Ich will wissen, wer diese Holzkiste vor meine Verbände gestellt hat!“

„Oh, ich fürchte, das war ich.“ Der Doctor verschränkte die Finger hinter seinem Rücken und wirkte überraschend fröhlich. Er war damit, wie Spock feststellte, der Erste, der es wagte, sich McCoy in dieser Stimmung entgegenzustellen.

„Und wer bitte sind Sie?“

„Ich bin der Doctor.“

„Nun, ich denke, auf diesem Schiff bin ich der Arzt“, sagte McCoy grollend. „Was haben Sie da überhaupt an? Das ist keine Uniform der Sternenflotte.“

„In der Tat“, sagte der Doctor. „Gut erkannt. Ich bin allerdings auch kein Mitglied der Sternenflotte.“

„Wer oder was sind Sie dann?“

Spock drehte sich zum Ausgang. „Captain“, grüßte er den Neuankömmling. „Der Doctor hat geholfen, die Situation unter Kontrolle zu bringen.“

„Captain?“ Der Doctor griff strahlend nach Kirks Hand und schüttelte sie heftig. „Sehr erfreut“, sagte er. „Wirklich sehr erfreut, Captain James Kirk. Ich würde mich ja gerne noch unterhalten, aber leider muss ich weiter.“ Er zupfte den neuronalen Ausgleicher von Spocks Stirn und schob sich an McCoy vorbei in den Lagerraum. „Baut vielleicht in Zukunft keine Alien-Technologie mehr in eure Schiffe“, sagte er, bevor er in die blaue Holzkiste schlüpfte, die den halben Lagerraum ausfüllte.

Für einen kurzen Moment war Spock versucht, ihm zu folgen. Er hatte noch einige Fragen, angefangen damit, wie der Doctor es geschafft hatte, diese Kiste in diesen Raum zu bringen. Doch als ein seltsames Geräusch ertönte und die Kiste vor ihren Augen dematerialisierte, erübrigte sich diese Frage.

„Was in drei Teufels Namen?“ McCoy tastete wild in der Luft herum. „Er ist einfach verschwunden.“

„Er hat wohl eine Verabredung“, sagte Spock und rieb sich über die Stirn. Die heutigen Geschehnisse musste er erst einmal verarbeiten und er freute sich auf eine lange Meditation. Jetzt, nachdem er den Ausgleicher nicht mehr trug, spürte er, wie sehr seine menschlichen Emotionen im Vordergrund lagen.

„Nun dann“, sagte Kirk. „Ich weiß nicht genau, was da heute passiert ist, also hätte ich gerne einen Bericht, Mister Spock.“

„Natürlich, Captain.“

„Außerdem …“ Kirk grinste. „Es ist bald Halloween. Auf der Erde wird das groß gefeiert, mit Kostümen und Unmengen von Zucker. Was haltet ihr von dem Motto ‚Zombies im All‘?“

Spock starrte ihn an. Und dann begann er einfach, hilflos zu lachen.


 


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