Viel Spaß beim Lesen
In einem Bau unter einem großen Baum im tiefen grünen Wald lebte Toby der Targ. Toby war der Winzling des Wurfs. Er war der kleinste, mit kleinsten Fangzähnen und kleinsten Pfoten. Wenn Papa Targ Freschen nachhause brachte, war Toby immer der letzte der an die Reihe kam und er konnte mit seinen kleinen Fangzähnen immer nur kleine Brocken fressen. Beim Toben mit seinen Brüdern und Schwestern rannte Toby immer nur hinterher. Er war nie schnell genug, um sich mit seinen Geschwistern zu raufen. Toby war auch sehr ängstlich. Wenn es irgendwo rumpelte oder knallte, verkroch er sich immer unter seinem Bett.
In diesem Sommer tobte ein schreckliches Gewitter über dem tiefen grünen Wald. Es blitzte und donnerte, der Wind heulte durch die Bäume und Äste und das Laub flog durch die Luft. Der Regen prasselte auf den Waldboden und Hagelkörner, so groß wie Nüsse trommelten auf die Rinde des großen Baums.
Tobys Brüder und seine Schwestern rannten zum Höhleneingang und bellten und heulten so stark sie konnten, um das Unwetter zu vertreiben. Nur Toby nicht, Toby saß zitternd unter seinem Bett. Mit seinen kleinen Pfoten hielt er sich die Ohren zu, damit er das Donnergrollen nicht hören konnte.
„Du hast keinen Mut!“ Ärgerte ihn Helmut, sein ältester Bruder. „Ich trage Mut in meinem Namen und deswegen habe ich keine Angst!“
Toby fragte seinen großen Bruder: „Aber woher bekomme ich Mut?“
Er antwortete: „Du musst dir eben Mut suchen.“
Toby wollte sich gleich morgen auf die Suche nach Mut machen. Der Wald war so groß, da müsste es ja irgendwo ein Stückchen Mut geben. Er wollte nicht viel, nur so viel Mut, dass er keine Angst mehr vor dem Donner hatte. Aber jetzt musste er noch warten, das Gewitter tobte noch den ganzen Nachmittag und der kleine Targ drückte seine Pfoten feste auf die Ohren.
Am nächsten Morgen lachte die Sonne wieder über den tiefen grünen Wald. Toby wusste genau, wo er ein bisschen Mut finden könnte und so rannte er zu dem großen Felsen, wo Mama Trag immer sagte: „Da dürft ihr nicht hin gehen, Kinder! Bei dem Felsen wohnt der große Säbelzahntiger, der frisst euch mit Haut und Fell!“
„Der Säbelzahntiger hatte bestimmt sehr viel Mut, vielleicht könnte ich etwas von ihm abbekommen.“ Dachte sich der kleine Targ und rannte so schnell ihn seine Pfoten trugen.
Auf dem großen Felsen lag der Säbelzahntiger und ließ sich die Sommersonne auf die Nase scheinen.
„Nanu?“ Sagte der Tiger mit einer tiefen Stimme. „Ich habe ja Besuch bekommen. Wer bist denn du, kleiner Targ?“
Toby fürchtete sich vor dem Tiger, er zog seinen Schwanz ein, legte seine Ohren an und sagte: „Ich bin Toby. Ich bin auf der Suche nach Mut. Hast Du Mut?“
Der Tiger setzte sich hin, er war so groß, dass er einen dunklen Schatten auf den Targ warf: „Ja, ich habe viel Mut. Sieh dir meine Säbelzähne an. Diese gefährlichen Zähne verleihen mir großen Mut.“
Toby sagte: „Ich habe die kleinsten Zähne, mit so kleinen Zähnen bekomme ich nie Mut.“
Mit einem Satz sprang der Tiger von seinem Felsen und schlich lautlos um Toby herum: „Sei nicht traurig kleiner Targ. Du wirst deinen Mut schon finden.“ Und dann verschwand er im tiefen grünen Wald.
Toby verließ den Felsen wieder und lief weiter zu dem See, der am Rande des tiefen grünen Wald lag. Im Wasser sah er Fische schwimmen, als Toby eine Pfote ins Wasser hielt, schwammen die Fische noch nicht mal vor ihm davon.
„Ich werde nie Mut finden.“ Seufzte der kleine Targ und schüttelte seine Pfote trocken.
„Was machst du da?“ Fragte ihn eine Jungenstimme.
Toby blickte auf, neben ihm stand ein Klingonenkind.
Toby antwortete: „Ich bin auf der Suche nach Mut. Hast Du Mut?“
Der Junge antwortete: „Ja, ich habe großen Mut. Sieh her, mit meinem Speer bin ich ein großer Krieger. Jeder hat Angst vor mir und der Speer verleiht mir großen Mut.“
Toby sagte: „Ich habe keinen Speer, ohne Speer werde ich keinen Mut bekommen.“
Der Junge sprach zu Toby: „Sei nicht traurig kleiner Targ. Du findest bestimmt etwas, damit du auch Mut bekommst.“
Mit hängenden Ohren lief Toby wieder nachhause. Er seufzte und schniefte vor Enttäuschung, dass er den halben Wald abgesucht hatte und keinen Mut fand, nicht einmal ein kleines Bisschen.
„Warum seufzt du so?“ Fragt ihn ein großer Käfer, der Tobys Weg kreuzte.
„Ach,“ Antwortete Toby, „Ich bin auf der Suche nach Mut, aber ich habe den halben Wald abgesucht und habe nicht einmal ein Stückchen Mut gefunden. Hast Du Mut?“
Der große Käfer tippte mit einem seiner langen Fühler auf den Panzer: „Ja, ich habe Mut. Mit meinem großen, starken Panzer kann mir nix passieren. Der Panzer verleiht mir Mut!“
Toby sagte: „Ich habe keinen Panzer, nur Fell und davon bekomme ich keinen Mut.“
Der Käfer sagte: „Sei nicht traurig, kleiner Targ. Eines Tages wirst du deinen Mut finden.“
Am Nachmittag saß Toby vor dem Bau unter dem großen Baum.
„Ich habe den halben Wald nach Mut abgesucht, aber keinen Mut gefunden. Der Säbelzahntiger hatte Mut durch seine Säbelzähne, der Klingonenjunge hatte Mut durch seinen Speer und der Käfer hatte Mut durch seinen Panzer.“ Überlegte Toby: „Wenn ich keinen Mut finde, dann muss ich mir eben Mut selber machen!“ Beschloss der kleine Targ.
Er suchte sich die größten und dicksten Äste und Zweige, er biss ein großes Stück Rinde von dem Baum ab und fand einen großen, spitzen Stein.
Mit dem spitzen Stein schnitzte sich der kleine Targ aus den dicken Zweigen zwei gefährliche Fangzähne. Diese band er sich an seine Schnauze. Dann knotete er den Stein an einen langen Ast zu einem Speer. Die Rinde schnürte er sich auf den Rücken.
Mit dem Speer in der Pfote, den gefährlichen Zähnen an der Schnauze und dem starken Panzer auf dem Rücken würde er nun der mutigste Targ sein, den der tiefe grüne Wald je gesehen hatte!
Seine Brüder und Schwestern kamen und lachten Toby aus.
Piggy rief: „Du siehst aus, als wärst du in einem Gebüsch hängen geblieben.“
Aber Toby ließ sich nicht ärgern, er bellte und knurrte seine Geschwister an, weil er jetzt Mut hatte.
Und da, plötzlich als es dunkel wurde, begann es zu donnern, es blitzte und krachte vom Himmel. Aber die Nacht war sternenklar. Keiner der Targs konnte sich erklären, was das für ein Gewitter war und rannten verängstigt in den Höhleneingang ihres Baus.
Nur Toby blieb draußen stehen, er hatte keine Angst mehr und rief: „Es kommt vom See am Waldesrand!“ Dann rannte er in die dunkle Nacht.
Mama, Papa, Helmut, Piggy, Zuma und Rudi rannten Toby hinterher. Als sie zu dem See kamen, sahen sie ein großes Feuerwerk von der Klingonen Stadt am anderen Ufer des Sees. Die Klingonen schossen Raketen in die Höhe und bevor die bunten Funken den Nachhimmel erhellten, knallte es jedes Mal so laut, dass alle Targs zusammenzuckten. Nur Toby nicht. Er sah sich das Feuerwerk mit all seinem Mut an.
Mama Targ sagte: „Mit dem Feuerwerk verabschieden die Klingonen das alte Jahr und feiern den Beginn des neuen Jahres.“
Papa Targ sagte zu Toby: „Mein kleiner Targ, du hast ja gar keine Angst vor dem Donnern.“
Toby sagte stolz: „Nein Papa, ich habe keine Angst mehr, denn ich habe meinen Mut dabei. Ich habe jetzt gefährliche Zähne wie der Säbelzahntiger vom großen Felsen. Ich habe einen Speer wie der Klingonenjunge und einen Panzer, wie der große Käfer. Jetzt bin ich der mutigste Targ im ganzen großen grünen Wald.“
Sein Vater sah in stolz an: „Aber Toby, wenn du dich alleine zum Säbelzahntiger getraut hast, du bei einem Klingonenkind warst und mit dem großen Käfer gesprochen hast, dann hast du deinen Mut in dir schon längst gefunden und brauchst keine gefährlichen Zähne, keinen Speer und keinen Panzer.“
Toby fragte seinen Papa: „Das ist also Mut? Wenn ich mich etwas traue ohne Angst zu haben?“
Toby freute sich an diesem Abend, er hatte keine Angst mehr und das neue Jahr konnte er mit seinem eigenen, großen Mut beginnen.
ich hoffe, es hat Euch gefallen.