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Being Arrested

von Jana

Kapitel 1

"Nein Tom! Nein! Ich werde da auf keinen Fall mitmachen!", B'Elanna verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.
"Tom, du und deine verrückten Pläne! Weißt du, dass wir dafür vors Kriegsgericht kommen können?"
"Ach B'Elanna, dass glaubst du doch wohl selbst nicht. Immerhin sind wir 50000 Lichtjahre von zu Hause entfernt, bis wir da sind, haben sie es schon lange vergessen."
"Tom, damit bringst du uns in Teufels Küche!"
"Ach komm, B'Elanna. Es ist doch nicht für mich, sondern für die beiden."
"Wir haben überhaupt keine Garantie, dass dein Plan funktionieren wird!"
"Bei welchem Plan kann man vorher schon sagen, ob er funktioniert?", Tom setzte den Hundeblick auf, der soviel sagte wie: 'Bitte, bitte, bitte. Es ist auch der letzte Gefallen.'
"Na schön, ich helfe dir, aber ich werde es bestimmt bereuen."
"Oh, ihr werdet mir alle die Füße küssen, wenn es klappt."
"Wenn ...", B'Elanna rollte mit den Augen. Das konnte ja nur schiefgehen!

Es war schon spät. Kathryn Janeway saß mit angezogenen Beinen auf ihrer Couch. In der einen Hand hielt sie ein Padd mit dem Bericht über die gerade laufende Außenmission, mit der anderen Hand umschloss sie eine Tasse mit Kaffee. Angenehme Wärme strahlte von der Tasse aus und langsam aber allmählich fing sie sich an zu entspannen. Obwohl es bereits sehr spät war, trug sie noch ihre Uniform. Doch mit der Zeit überkam sie die Müdigkeit.
Gerade als sie sich entschlossen hatte zu Bett zu gehen, klingelte ihr Türmelder.
-Beboop-
"Ja?"
Etwas in ihr hatte darauf gehofft, dass es Chakotay sei, der um Einlass bat. Aber jemand, den sie um diese Uhrzeit wirklich nicht erwartet hatte, stand in der Tür.
"B'Elanna?"
Die Chefingenieurin schien genau so verwirrt über ihr Erscheinen zu sein wie Kathryn.
"Kommen Sie doch herein", bat Kathryn und machte eine einladende Geste.
"Vielen Dank, Captain. Aber ich bin wegen etwas Offiziellem hier", meinte B'Elanna nur, ohne weitere Erklärungen.
"Was gibt es?", fragte Kathryn etwas angesteckt von der offensichtlichen Nervosität ihrer Chefingenieurin. Es war nichts Ungewöhnliches, dass die Halbklingonin ihre Emotionen nicht zu verbergen versuchte. Aber diese Art von Nervosität beunruhigte Kathryn aus irgendeinem Grund. Vielleicht handelte es sich um das Schiff?
"Wir haben ungewöhnliche Fluktuation in der Energieleitung hinter einer Arrestzelle entdeckt", B'Elanna machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr, "Ich war gerade auf dem Weg dorthin und wollte Sie gleich informieren. Vielleicht wollen Sie sich sogar vor Ort einen Eindruck über die Situation verschaffen."
"Das will ich in der Tat. Lassen Sie uns gehen", meinte Kathryn und stellte den Becher Kaffee auf den Couchtisch.

Torres und Janeway betraten gemeinsam den Arresttrakt. Tom Paris und Chakotay standen bereits in der Arrestzelle und scannten die defekte Energieleitung. Sie fragte sich kurz, warum ihre Anwesenheit noch erforderlich war, wenn Chakotay bereits informiert war. Er hätte sie ohne Schwierigkeiten von der Störung unterrichten können. Doch dann tat sie diesen Umstand als nebensächlich ab und begab sich ebenfalls in die Arrestzelle. Der Tricorder von Chakotay zeigte in der Tat merkwürdige Fluktuationen, höchst ungewöhnliche sogar. Sie wusste nicht genau, was ihr an den Anzeigen mysteriös vorkam.
"Darf ich?", bat sie, den Tricorder benutzen zu dürfen.
"Selbstverständlich", meinte Chakotay und händigte ihr seinen Tricorder aus. Sie nahm einige Einstellungen damit vor und Chakotay beobachtete sie dabei aufmerksam. Irgendetwas war unstimmig an dieser Fluktuation. Er hatte ein komisches Gefühl bei der Sache, konnte aber nicht genau sagen, was ihm seltsam vorkam. Es war so eine Intuition, dass irgendetwas nicht stimmte.
Aus den Augenwinkeln sah er noch, dass Paris die Arrestzelle verließ, aber es erschien ihm nicht weiter auffällig.
"Ich weiß nicht aus welchem Grund, ...", meinte Janeway plötzlich und blickte verwirrt auf die Energieleitung, "... aber es liegt überhaupt keine Fehlfunktion vor."
"Sie sind gut", erklang es hinter den beiden daraufhin. Sie drehten sich um und blickten in das grinsende Gesicht von Tom. B'Elanna stand etwas hinter ihm, hatte die Arme vor dem Körper verschränkt und machte einen gar nicht glücklichen Gesichtsausdruck.
"Wie meinen Sie das, Mr.Paris?", die Irritation in Janeway's Gesicht wuchs immer mehr.
"Ich meine damit, dass niemals eine Fehlfunktion vorlag, sondern dass wir diese nur erzeugt haben, um Sie hierher zu locken."
"Und warum sollten Sie das tun?", ergriff nun Chakotay das Wort und trat einen Schritt auf Paris zu, wobei er aber die Arrestzelle nicht verließ.
Tom hielt den richtigen Augenblick für gekommen und drückte einen kleinen Knopf auf der Art Fernsteuerung, die er in seiner rechten Hand verborgen gehalten hatte. Vor Chakotay flackerte es hell auf. Dieser warf nun einen ziemlich nervösen Blick zu Janeway, die ebenfalls durch das Lichtphänomen aufgeschreckt wurde. Chakotay streckte die Hand vorsichtig aus und sein Verdacht wurde bestätigt, als er verursacht durch das Kraftfeld einen kleinen elektrischen Schlag bekam und zurückzuckte.
"Weil Sie und der Captain sich unterhalten müssen", Paris grinste, weil sein Plan bis hierher reibungslos funktioniert hatte.
Janeway's Gesicht verfinsterte sich, "Mr.Paris, senken Sie sofort das Kraftfeld!", ihre Stimme war fest und ließ keinerlei Zweifel, dass sie eine derartige Aktion nicht duldete.
"Das werde ich erst, wenn Sie einige Dinge miteinander geklärt haben", Paris wandte sich dem Ausgang zu und machte Anstalten zum Gehen.
Janeway erhob ihre Stimme noch mehr, "Mr.Paris, ich befehle Ihnen dieses Kraftfeld augenblicklich zu senken!", sie hatte ihre Arme in die Hüfte gestemmt, um ihre Autorität zu untermauern. Chakotay wusste, dass mit dieser Janeway nicht zu scherzen war.
Paris reagierte überhaupt nicht auf seinen Captain, sondern ging weiter Richtung Ausgang, "Komm B'Elanna, lassen wir die beiden allein."
Doch B'Elanna stand weiter mit verschränkten Armen da und machte einen hin und her gerissenen Eindruck. Chakotay erkannte ihre Gemütslage, "B'Elanna beteiligen Sie sich nicht länger hieran und senken Sie das Kraftfeld."
"Bedaure Commander, aber das kann ich nicht."
"Warum nicht?", fragte Janeway barsch und trat nun auch ganz dicht an das Kraftfeld.
"Das Feld kann nur durch Sie gesenkt werden. So ist es programmiert", antwortete die Chefingenieurin.
Tom fasste B'Elanna am Arm und zog sie sanft mit sich, "Sie haben es ganz allein in der Hand, Captain. Nur wenige Worte und Sie sind wieder frei."
"Mr.Paris, kommen sie auf der Stelle wieder zurück!", schrie Janeway hinterher. Doch die Tür hatte sich bereits hinter den beiden geschlossen und die beiden Führungsoffiziere allein eingesperrt in einer Arrestzelle zurückgelassen.
"Mr.Paris!!!", brüllte sie wütend. "Janeway an Tuvok", sie schlug auf ihren Kommunikator.
Chakotay lehnte sich gegen die Wand der Arrestzelle, "Ich fürchte, er leitet das Außenteam, das erst in einer Woche wieder an Bord zurückkehren soll."
Sie senkte den Kopf, jetzt fiel es ihr wieder ein. Sie selbst hatte Tuvok die Leitung des Außenteams anvertraut. Und er war vermutlich der Einzige, der nicht an dieser 'Verschwörung' beteiligt war.
"Scheint als säßen wir hier erst mal fest", sinnierte Chakotay ruhig.
Doch Janeway war immer noch aufgebracht. Sie hob die Hand.
"Nicht Kathryn!", Chakotay sprang noch auf sie zu. Aber sie hatte schon auf das Kraftfeld eingeschlagen und einen kräftigen Schlag bekommen. Schmerzerfüllt rieb sie sich den betroffenen Arm.
"Lassen Sie mich mal sehen", sagte Chakotay fürsorglich und ergriff ihren Arm. Sie war so überrascht, dass sie es zuließ. Als er ihren Uniformärmel hochschob, um sie besser untersuchen zu können, durchflutete sie ein wohliges Prickeln, das sie zurückschrecken ließ.
Nein! Sie durfte das nicht zulassen. Sie durfte nicht zulassen, dass derlei Gefühle in ihr wach wurden. Nicht wenn sie hier mit ihm gefangen war. Im Ernstfall würde sie sich nicht zurückziehen können. Sie ging auf Distanz zu ihm.

Traurig beobachtete Chakotay sie. Tom hatte ihm nicht gerade einen Gefallen damit getan, ihn hier mit einer wütenden Kathryn einzusperren. Er konnte sehen, dass sie immer noch sehr erbost war und er sah keinerlei Hoffnung, mit ihr ein privates Gespräch zu führen. Im Gegenteil, er nahm an, dass sie alles Mögliche unternehmen würde, um diese Arrestzelle verlassen zu können. Und vermutlich zog sie nicht die Vorgehensweise vor, die Tom vorgeschlagen hatte. Sie war nicht die Frau, die sich zu etwas zwingen ließ. Und Chakotay hatte es immer vermieden, sie so in Rage zu bringen, nachdem er sie einmal so erlebt hatte.

Der Schmerz in ihrem Arm ließ nach und ihre Wut auch. Langsam gewann ihre Rationalität wieder Überhand. Es tat ihr nun leid, dass sie Chakotay's Hilfe so vehement zurückgewiesen hatte. Aber der körperliche Kontakt zu ihm, hätte die Gefühle für ihn, die sie normalerweise gut verstecken konnte, zu Tage bringen können. Das hatte sie verhindern müssen. Dennoch hatte sie nun das Gefühl, sich bei ihm entschuldigen zu müssen, aber sie wollte es nicht zu offensichtlich machen.
"Haben Sie irgendwelche Vorschläge, wie wir hier herauskommen, Commander?", fragte sie ihn und betrachtete dabei die immer noch frei liegende Energieleitung. Sie gab ihrer Stimme einen milden Ton, wollte ihm signalisieren, dass sie wieder die Kontrolle über die Situation hatte.
"Wie ich B'Elanna kenne, hat sie an sämtliche Eventualitäten gedacht. Deswegen sehe ich nur eine Möglichkeit, nämlich den Vorschlag von Mr.Paris", antwortete er ehrlich, obwohl ihm die ganze Situation nicht behagte. Er hätte es gerne auf seine Weise gemacht. Er glaubte nicht, auf den plumpen Verkupplungsversuch von Paris angewiesen zu sein. Er hätte eine bessere Gelegenheit gefunden, an einem Ort mit ihr allein zu sein. Hier fühlte sie sich nur in die Enge getrieben. Und wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte, neigte sie nicht dazu, sich jemandem zu öffnen, sondern sich noch mehr zu verschließen. Das wusste er aus Erfahrung.

Erschrocken blickte sie ihn an, als er ausgesprochen hatte. *Paris' Vorschlag annehmen? Miteinander reden? Hier? Allein? Damit was passiert?*
Panik quoll in ihr empor. Sie fing an zu verstehen, weswegen Paris dies hier arrangiert hatte. Sie wollten sie zusammen bringen. Mit ihrem ersten Offizier! Verdammt, was dachte sich ihre Crew eigentlich?! Denn sie war sich sicher, dass nicht nur ihr Navigator und ihre Chefingenieurin an dieser Aktion beteiligt waren. Dies war eine groß angelegte und offensichtlich gut organisierte Operation. Glaubte ihre Crew wirklich, dass sie unfähig war, eine Liebesbeziehung zu knüpfen? Wenn sie die Erlaubnis dazu hätte, wüsste sie, wo sie jetzt wäre.
Einmal mehr betrachtete sie den gutaussehenden Indianer vor sich. Sie fand, dass seine Lippen dazu einluden, berührt zu werden. Kurzfristig gewannen ihre Gefühle die Überhand. Doch dann wischte sie diese zur Seite. Der Captain trat hervor, noch intensiver als sonst. Seine letzten Worte kehrten in ihren Geist zurück.
"Sie wollen auf Paris' Bedingungen eingehen? Commander, sind Sie an diesem Komplott etwa beteiligt?", fragte sie scharf, denn sie beschlich plötzlich ein Verdacht.
Enttäuscht über ihre Anschuldigung blickte er sie traurig an, "Ich dachte, Sie kennen mich und vertrauen mir." Er wandte sich von ihr ab.
Augenblicklich tat ihr ihre Äußerung leid. Sie hatte ihn verletzt. Wieder einmal. Wie sie es ständig tat, wenn sie ihn auf Distanz hielt. Sie folgte ihm, "Es tut mir leid, Chakotay. Ich habe das nicht so gemeint. Ich weiß doch, dass ich immer auf Sie zählen kann. Ich bin so furchtbar müde und diese ganze Situation hat mich so in Rage gebracht, dass ich die Kontrolle über mich verloren haben", wie aus Gewohnheit hatte sie ihre Hände auf seinen Rücken gelegt, um ihm ihre Ehrlichkeit zu verdeutlichen. Als sie merkte, dass ihre Berührung beinah intim war, zog sie ihre Hände schnell zurück und legte sie unbeholfen ineinander, "Können Sie mir noch einmal verzeihen."
Zögerlich drehte er sich um. Und dann zeigte er ihr dieses Lächeln, das ganz allein für sie bestimmt war, "Selbstverständlich."
Von seinen Augen ging so viel Wärme aus. Sie konnte nicht anders als sein Lächeln erwidern. Womit hatte sie die Loyalität dieses Mannes verdient? Er gab ihr so viel und verlangte keinerlei Gegenleistung. Sie wusste nicht, ob es ihm bewusst war, dass man die Gefühle, die er ihr entgegen brachte sehen konnte. Sie jedenfalls konnte sie sehen.
Verlegen senkte sie den Blick.
Nein! Sie hatte seine Liebe nicht verdient! Denn sie durfte als Captain diese Liebe nicht erwidern, gleichgültig wie sie empfand.
"Wie geht es Ihrem Arm?"
Sie blickte wieder auf, ihre Verlegenheit hatte nicht abgenommen, "Schon besser ... Danke der Nachfrage." Da war er wieder dieser Blick von ihm, der verursachte, dass eine Gänsehaut ihren Rücken hinauf kroch. Sie spürte ganz deutlich, dass sich ein Moment anbahnte, der nicht geschehen durfte, den sie verhindern musste. Aber sie war unfähig auch nur eine Bewegung zu machen. Wie magisch wurde sie von seinem Blick angezogen.
"Darf ich sehen?", fragte er vorsichtig und deutete auf ihren Arm. Er interpretierte ihr Schweigen als 'Ja' und nahm vorsichtig ihren Arm. Wie schon vorhin strich er den Ärmel behutsam nach oben. Verunsichert betrachtete sie sein Gesicht. Seine Augen studierten ihren Arm. Sie verstand nicht, wie er es schaffte, sie zu berühren und es dennoch beruflich erschien. Eines seiner unzähligen Talente. Sie sog die Luft etwas lauter ein, als er seine Hand fast streichelnd über die Innenseite ihres Armes gleiten ließ. Ängstlich suchte sie nach einem Hinweis in seinem Gesicht darauf, dass er merkte, was er durch diese Berührung in ihr ausgelöst hatte. Doch wenn er es gehört hatte, dann vermochte er es gut zu verbergen.
"Nun, Captain", meinte er grinsend, "Ich glaube, Sie haben Ihre Lektion bezüglich Kraftfelder gelernt. Es werden keine Schäden zurückbleiben."
Selbstverständlich waren keine bleibenden Schäden zu erwarten. Sie verstand, was er sagen wollte und erwiderte ebenfalls lächelnd, "Vielen Dank, Doktor."
Als sie beide aufhörten zu lachen, sahen sie sich tief in die Augen. Es war wieder einer dieser gefährlichen Momente. Man konnte die Spannung zwischen ihnen förmlich spüren. Sie konnte nichts anders als seine Lippen betrachten. Ihr wurde bewusst, auf welche Weise sie ihn ansah und sofort sprangen ihre Augen wieder nach oben. Sein Blick sandte eine deutliche Botschaft. Dieses Gefühl in ihrem Bauch formte sich wieder. Ein Kribbeln, das sich über ihren ganzen Körper auszubreiten drohte.
"Kathryn, ich ...", wollte er beginnen.
"Vielleicht sollten wir uns darauf konzentrieren hier wieder heraus zu kommen", fiel sie ihm ins Wort, bevor es noch gefährlicher werden konnte. Sie wandte sich wieder der Energieleitung zu und zog ihre Uniform zurecht.
"Wie Sie meinen." Sie konnte deutlich die Enttäuschung in seiner Stimme hören.

Sie versuchte bereits seit vier Stunden einen Ausweg aus der Arrestzelle zu finden. Er hatte ihr so gut geholfen wie er konnte, doch nach zwei Stunden sah er es als hoffnungslos an und sie versteifte sich so sehr auf eine Lösung, dass sie kaum noch wahrnahm, dass er auch noch da war. Deshalb hatte er sich auf den Boden gesetzt und mit dem Rücken an die Stirnseite des einzigen Bettes gelehnt. Irgendwann würde auch sie einsehen müssen, dass es aussichtslos war. Doch dies würde sicherlich noch eine Weile dauern. Sie war immer sehr verbissen, wenn sie ein Ziel hatte. Und je widriger die Umstände waren, desto mehr Energie investierte sie, um eine Lösung zu finden. Zudem stellte sie alle persönlichen Dinge beiseite. Deswegen sah er keine Chance mehr mit ihr ins Gespräch zu kommen.
Er hörte einen tiefen Seufzer und dann wie sich jemand auf den Boden sinken ließ. Vorsichtig drehte er sich um, bedacht darauf keine Geräusche zu machen. Sie hatte sich tatsächlich gesetzt, an die andere Stirnseite des Bettes. Offensichtlich war sie sehr erschöpft. Er drehte sich wieder um, denn er glaubte nicht, dass sie mit ihm reden wollte.

Sie spürte, dass er sie beobachtete, als sie sich endlich setzte. Zuerst machte sie es nervös, dann akzeptierte sie es. Sie hatte oftmals seinen Blick erhascht, wenn er sie verträumt ansah. Und wenn er sich dann schnell abwandte und beschäftigt tat, ertappte sie sich selbst dabei, dass sie in auf die gleiche Weise ansah. Sie konnte nicht leugnen, dass sie sehr stark für ihn empfand und sie wusste genau, welche Worte das Kraftfeld senken konnten. Aber was würde es nützen diese Worte auszusprechen? Der Captain eines Raumschiffes durfte seine Position gegenüber seinen Untergebenen nicht ausnutzen. Und genau das hätte sie getan, wenn sie eine Beziehung mit ihm eingegangen wäre. Sie sah nur eine Möglichkeit hier wieder heraus zu kommen: Auf Tuvok und seine schnelle Rückkehr warten.
Erschöpft schloss sie die Augen, doch diese Position war viel zu ungemütlich und ihre Gedanken kreisten nur um den Mann hinter ihr, der Schlaf wollte sich nicht einstellen.

Sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war. Anscheinend war sie eingedöst. Sie erwachte von einem leisen Rascheln neben sich. Langsam öffnete sie die Augen und suchte nach der Quelle des Geräusches - Chakotay hatte sich neben sie gesetzt. Dunkle Ringe hatten sich unter seinen Augen gebildet.
"Wir müssen darüber reden", sagte er schlicht und wählte dabei die Worte, die sie damals zu ihm auf New Earth gesagt hatte.
"Wir haben bereits darüber geredet", erwiderte sie.
"Damals herrschten andere Umstände. Wir müssen neue ... Parameter definieren", warf er ein.
Sie musste unweigerlich schmunzeln, "Ich bin nicht sehr gut im Legenden erzählen, Chakotay."
"Bitte lass uns einfach darüber reden", bat er sie erneut. Unbemerkt war er zum 'Du' übergegangen.
"Ich dachte, es wäre deutlich, wie ich dazu stehe." Sie mied seinen Blick, was ihr nicht schwer fiel, da er neben und nicht gegenüber ihr saß.
"Ich sehe nur, dass du mich wegstößt und verletzt, wann immer ich dir ein wenig näher komme." Er sprach ganz gedämpft, ruhig, sanftmütig, so wie er es immer tat. Sie bewunderte seine Stärke angesichts ihrer ständigen Zurückweisungen.
Ihr Blick starrte geradeaus ins Leere, "Ich wollte dich nie verletzen. Doch ich sah keine andere Möglichkeit, dir klar zu machen, dass es zwischen uns niemals so werden kann, wie du es dir vorstellst."
"Es tat weh."
Feuchtigkeit stieg in ihre Augen, "Das tat es mir auch. Jedes Mal, wenn ich dich wegschickte, starb ein Teil von mir."
"Dann schick' mich nicht mehr weg", behutsam tastete er nach ihrer Hand.
Erschrocken blickte sie ihn an, "Als Captain kann ich mir den Luxus einer intimen Beziehung zu einem Crewmitglied nicht leisten."
Traurig senkte er den Blick, um sie wenige Sekunden danach wieder entschlossen anzusehen. Seine Hände tasteten nach ihren Rangabzeichen, Stück für Stück entfernte er sie und warf sie auf den Boden. Dann nahm er seine eigenen Rangabzeichen ab, "Jetzt sind wir nur noch wir selbst."
Ihr Blick folgte den Knöpfen, die noch etwas über den Boden rollten. Wehmütig sah sie ihn wieder an, "Ich kann nie wieder ich selbst sein, Chakotay. Ich bin der Captain, gleichgültig ob ich diese Knöpfe trage oder nicht. Wenn ich diesen Raum verlasse, werde ich wieder der Captain sein, ob ich es nun will oder nicht."
"Und was spricht dagegen, wenn du nach Schichtende Kathryn bist?"
"In Wirklichkeit hört die Schicht eines Captain niemals auf. - Ich bin immer im Dienst. Und ich muss nach den Regeln leben, die die Sternenflotte aufgestellt hat. Diese Regeln gibt es nicht ohne Grund, sie sind keine Bestrafung."
"Die Sternenflotte hat niemals damit gerechnet, dass wir in den delta-Quadranten verschlagen werden. Diese Regeln sind nicht für hier draußen gemacht."
"Deswegen habe ich noch lange nicht die Ermächtigung, die Regeln zu ändern, wenn mir gerade danach ist."
So saßen sie beide mit gesenktem Kopf und Stille beherrschte den Raum. Es war alles gesagt worden. Niemand wagte es mehr ein Wort zu sagen, denn eine Lösung gab es nicht.

Tom Paris schaute über die Schulter vom Doktor, der sich sofort in seiner Tätigkeit eingeschränkt fühlte, "Mr.Paris, wenn ich Ihnen schon behilflich sein soll, könnten Sie mich wenigstens in Ruhe meine Arbeit machen lassen."
Hibbelig stellte sich Tom wieder hinter den Doktor, "Dann erzählen Sie doch mal, was Sie sehen, von hier hinten kann ich nichts erkennen."
"Die Sensoren zeigen, dass der Captain und der Commander dicht beieinander sitzen."
"Und?" Tom wurde wieder ungeduldig und drängelte sich neben den Bildschirm.
"Und gar nichts", konstatierte der Doktor.
"Wie: 'Und gar nichts'? Das kann doch nicht alles gewesen sein! Keine Herz- oder Atemfrequenzerhöhung?"
"Nein, Mr.Paris, die beiden haben sich schlicht und einfach unterhalten. Weiter nichts."
"Aber das verstehe ich nicht."
"Ich schon. Ihr Plan hat nicht funktioniert, Mr.Paris."
"Aber das kann nicht sein. Ich weiß doch genau, was die beiden füreinander empfinden."
"Vielleicht haben Sie sich geirrt", analysierte der Doktor, "Das würde ja schließlich nicht zum ersten Mal passieren."
"Vielen Dank, Doktor", erwiderte Tom und spielte ein wenig den Beleidigten.
"Es gibt jedenfalls keine physiologischen Hinweise dafür, dass der Captain und der Commander gewisse Gefühle füreinander empfinden. Um die Wahrheit zu sagen, verlassen ihre Lebenszeichen den Normalbereich nach unten hin. Mr.Paris, wie lange sind die beiden dort jetzt schon ohne etwas zu Essen eingesperrt?" Strenge Blicke flogen in die Richtung des Navigators.
"Etwas zu Essen?", fragte Tom irritiert.
"Ja", das medizinisch holographische Notfallprogramm verzog ungläubig die Stirn, "Ist Ihnen etwa entfallen, dass organische Lebewesen von Zeit zu Zeit Nährstoffe benötigen?!"
"Ähm ... Ich kümmere mich sofort darum", meinte Tom und spritzte unverzüglich aus der Krankenstation. Essen? Er hatte niemals damit gerechnet, dass die beiden solange dort eingesperrt sein würden, dass dies erforderlich geworden wäre. Die Sache entwickelte sich nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte.
Aber er hatte da noch einen Trumpf in der Hand.

Die erste Bewegung seit einer Stunde vollzog sie, als sie ein gewohntes Rauschen hörte und sich nach dem Grund dafür umblickte. - Etwas zu Essen war in die Arrestzelle gebeamt worden.
"Ich fürchte, die planen uns hier für längere Zeit einzusperren", sagte er ironisch, nachdem er das Tablett mit Frühstück inspiziert hatte.
Sie war nur zu einem unglücklichen Lächeln fähig. In der Tat verspürte sie Hunger, aber momentan war sie innerlich so aufgewühlt, dass sie nichts essen konnte. Solange auf so engem Raum mit ihm zusammen zu sein, ohne ihren Gefühlen nachzugeben, war sehr strapaziös. Ihr Hormonhaushalt spielte nahezu verrückt und sie war sehr nervös. Ihre momentane Müdigkeit und der Stress der letzten Tage sorgten für eine vollkommene Unausgeglichenheit. Wie gerne hätte sie ihn in die Arme geschlossen und wäre mit ihm weggelaufen an einen Ort, an dem es keine Kommandohierarchie gab, wo es nur sie beide gab.
"Was ist das denn?", meinte er plötzlich verwundert, "Das sieht nicht so aus, als ob es Neelix' Kochtopf entsprungen ist."
Er erregte ihre Aufmerksamkeit und so drehte sie sich um. Er streckte ihr ein Padd entgegen, dankbar für die Abwechslung, die es versprach, nahm sie es an. Sie lehnte sich mit dem Rücken wieder an das Bett, aktivierte das Padd und begann zu lesen.

"Sternenflottenhauptquartier an Captain Kathryn Janeway:
Lt. Eugene Paris wies uns bei unserem letzten Kontakt auf ihre Vorbildlichkeit bezüglich des Einhaltens der Sternenflottenvorschriften hin. Er bat uns um eine schriftliche Stellungnahme bezüglich der, so nannte er es, 'Verbrüderung' innerhalb der Crew. Lt. Paris war der Ansicht, dass besonders Sie als der Captain in einem gewissen Dilemma in Hinsicht auf diese Angelegenheit stecken.
Wir wissen, dass es gewisse unausgesprochene Regeln für das Miteinanderleben eines Captains und seiner Crew gibt. Doch aufgrund der Umstände, in denen Sie sich im delta-Quadranten befinden, halten wir es für selbstverständlich, dass auch Sie sich einen Lebensgefährten innerhalb der Crew suchen dürfen.
Wir wünschen Ihnen eine schnelle und unbeschadete Heimreise.
Sternenflottenhauptquartier Ende."

Sie schluckte, schloss die Augen und drückte das Padd an ihre Brust. Mit zittrigen Beinen stand sie auf. Das Padd glitt aus ihrer Hand.
"Chakotay", hauchte sie.
Er hörte auf das Essen zu begutachten und drehte sich zu ihr um. Zielstrebig näherte sie sich ihm. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals und sie zog seinen Kopf zärtlich zu ihrem. Sehnsüchtig umschloss sie seine Lippen.

Er schloss sie in seine Arme und strich hingebungsvoll über ihren Rücken. Wie lange hatte er sich das schon erhofft? Und was hatte ihre Meinung geändert? Nach ihrem Gespräch hatte er sämtliche Hoffnungen begraben gehabt. Doch dann verschwendete er keinen Gedanken mehr an diese Fragen, sondern konzentrierte sich ganz auf sie.

Sie lagen eng aneinander geschmiegt auf dem schmalen Bett. Kathryn hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt und streichelte seinen Oberkörper. Mit der einen Hand fuhr er immer wieder durch ihre Haare, die andere ließ er liebevoll über ihren nackten Oberarm gleiten.
"Ich wusste ja, dass Paris durchtrieben ist, aber das ...", Chakotay musste lachen, nachdem Kathryn ihm den Inhalt des Padds gezeigt hatte. Sie stimmte in sein Lachen ein.
"Vielleicht sollten wir in Zukunft seine Kommunikation überwachen", schlug sie mit einem Lächeln auf den Lippen vor, "Wer weiß, was er hinter unserem Rücken noch alles angestellt hat."
"Nun, in diesem Fall hat er uns einen Gefallen getan."
Sie richtete sich ein wenig auf, um ihm in die Augen blicken zu können. Plötzlich wurde sie ganz ernst, "Ja - Das hat er."
Seine Hände umschlossen ihr Gesicht und behutsam zog er sie nach unten für einen innigen Kuss.
"Paris an Janeway", kurze Stille in der Kom-Verbindung, "Ähm ... Sind Sie noch sauer auf mich, Captain?"
Die beiden dachten nicht im Geringsten daran, sich unterbrechen zu lassen, im Gegenteil, der Kuss wurde immer leidenschaftlicher und fordernder. Er rollte sie herum, so dass sie nun auf dem Rücken lag und er sie besser verwöhnen konnte. Wobei er immer darauf bedacht war, dass sie von der Decke umhüllt war, damit sie nicht fror.
"Ähm ...", man hörte wie sich Paris räusperte, "Wie geht es Ihnen da unten?"
Mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen löste Kathryn sich von Chakotay, "Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie in einer Arrestzelle eingesperrt wären, Mr.Paris?", fragte sie ihn provozierend.
Chakotay musste grinsen, als er die Rachegelüste in den Augen seiner Liebsten sah. Beschwichtigend küsste er ihre Halspartie, woraufhin sie ein Kichern nicht unterdrücken konnte, denn er kitzelte sie furchtbar dabei.
"Ähm ... Ich möchte Sie beide ja nicht stören, aber wollen Sie nicht langsam wieder auf die Brücke kommen?"
"Nein", erwiderte sie verführerisch und sah Chakotay dabei verträumt an, "Bis zur Rückkehr des Außenteams haben Sie das Kommando, Mr.Paris."
Eine Weile herrschte Stille, dann schien sich der Lieutenant am anderen Ende wieder gefangen zu haben, "Aber ... aber das Außenteam wird erst in 6 Tagen zurückkehren."
"Ich weiß. Janeway Ende."
Chakotay betrachtete die Frau seiner Träume, "Er sperrt uns in eine Arrestzelle ein und du überträgst ihm das Kommando?" Chakotay hob amüsiert eine Augenbraue. "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich schon vor einer Ewigkeit hier eingesperrt."
"Das hättest du nicht gewagt?!"
"Darauf würde ich an deiner Stelle nicht wetten", lautete seine geheimnisvolle Antwort, bevor er erneut ihre Lippen verschloss.


-Ende-

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