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Alien - Flug der Gibraltar

von Thilo

Kapitel 1

Annika Hope erwachte aus dem Kälteschlaf. Immer noch verschlafen sah sie, wie sich der Deckel ihrer Kapsel öffnete.

Sie benötigte einige Momente, um sich daran zu erinnern, dass sie als Wissenschaftsoffizierin an Bord des fast neuen Frachtschleppers Gibraltar versetzt worden war, der im Auftrag des Megakonzerns Weyland-Yutani mit einer leeren automatischen Ölraffinerie auf dem Weg nach New Fresno in der äußeren Peripherie war. Und es war ihre erste Reise mit dieser Crew. Sie wusste bereits, dass es ihre Einzige mit ihnen sein würde.

Sie setzte sich immer noch schlaftrunken auf. Neben ihr nahm sie eine Bewegung wahr. Sie blickte sich um und erkannte, dass es der Navigator Ian Blackman war, der sich ebenfalls halb wach aufgesetzt hatte.

„Die zahlen einfach nicht genug dafür“, hörte sie die Pilotin Evelyn Carina sich beschweren.

„Wenn man neben dir aufwacht, schon“, erwiderte Joseph Price, der Captain der Gibraltar.

„Hey!“, entfuhr es Evelyn hörbar wütend, während sie mit ihren verschränkten Armen ihre Brüste verdeckte.

Währenddessen war der Ingenieur Jason Bertram bereits aufgestanden und schlurfte nackt, wie er war, zum kleinen Duschraum.

Annika entschied, dass sie sich ihm möglichst schnell anschließen sollte, um noch Warmwasser zum Duschen abzubekommen. Zwar war die Gibraltar mit nur fünf Besatzungsmitgliedern statt der regulären sieben bis neun unterbesetzt, aber spätestens der Dritte unter der Dusche würde nur noch kaltes Wasser haben.

Sie stand auf und stieg aus ihrer Kälteschlafkapsel. Der Boden war natürlich eiskalt.

Hinter ihr pfiff Joseph bewundernd.

Sie ignorierte ihn und verließ den Raum. Sie hoffte nur, dass bei ihrer nächsten Reise die anderen Besatzungsmitglieder nicht wieder unter einem toxischen Männlichkeitswahn litten.



Weniger als eine halbe Stunde später saßen die fünf Besatzungsmitglieder gemeinsam in der engen Messe beim Frühstück.

Annika nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und stellte angewidert den Becher ab. „Kann es sein, dass das Zeugs immer ungenießbarer wird?“

Ian überlegte laut. „Möglicherweise ein günstigerer Lieferant. Die Gesellschaft spart doch, wo sie kann.“

„Billiger, aber nicht günstiger“, berichtigte Evelyn ihn. „Letzteres würde bedeuten, dass die Ware bei gleichbleibender Qualität zu einem niedrigeren Preis angeboten wird.“

„Jetzt klingst du aber wie ein Computer, obwohl du sehr viel hübscher aussiehst, Eve“, zog Joseph sie auf.

„Was meinst du damit?“, fragte die Pilotin und wirkte in diesem Augenblick aufgeschreckt. „Und mein Name ist Evelyn!“

„Ignorier ihn, Evelyn“, mischte sich Jason ein. Er aß einen Löffel Grießbrei, oder was immer die graugelbe Masse darstellen sollte. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und schob die Schüssel von sich weg. „Um das zu essen, müsste man eine Extraprämie bekommen. Ist der Autokoch jetzt völlig besoffen?“

Joseph griff grinsend nach einem Würstchen neben dem Kartoffelsalat. Er stutzte sichtbar, bevor er mit seinem Würstchen auf den Tisch klopfte.

„Ist das noch gefroren?“, fragte Annika überrascht und griff zur Überprüfung nach einem anderen Würstchen. Sie verbrannte sich prompt die Finger, obwohl es wirklich hart wie Stein war. „Autsch!“ Sie steckte die betroffenen Finger zur Kühlung in ihren Mund, bevor sich eine Blase bilden konnte, die womöglich später bluten könnte.

„Jason, vielleicht solltest du dich als Erstes um diesen blöden Autokoch kümmern, bevor wir hier verhungern“, verlangte Joseph.

„Sehe ich aus wie ein Computertechniker? Das ist ein eindeutiges Softwareproblem“, erwiderte Jason missmutig, während er todesverachtend seinem Kaffee trank.

Joseph und Evelyn sahen jetzt beide Annika an.

„Ja, okay! Ich guck es mir nachher an, sobald wir auf dem Weg sind“, grollte Annika.

„Warum nicht sofort?“, fragte Evelyn.

Annika zuckte mit den Schultern. „Für den Kontakt zur Verkehrskontrolle und der Berechnung des Kurses für das letzte Wegstück zum Zielplaneten ist die Anwesenheit des Wissenschaftsoffiziers auf der Brücke zusammen mit Captain, Pilot und Navigator vorgeschrieben.“

Evelyn grinste. „Jetzt klingst du wie ein Computer.“

Joseph grinste ebenfalls anzüglich. „Das wäre schade, wenn ihr beiden Hübschen womöglich beide Toaster sein solltet.“

Evelyn und Annika sahen ihn wutentbrannt an.

„Leidest du unter einer Testosteron-Vergiftung?“, fauchte schließlich Annika.



Sie betraten immer noch hungrig die kleine mit Konsolen überfüllte Brücke der Gibraltar. Annika, Evelyn und Ian nahmen ihre Plätze ein. Joseph würde nachkommen, sobald er eine dringende Nachricht von Mutter, dem Bordcomputer gelesen hatte.

Annika fragte sich, ob diese Nachricht mit ihrem eigenen Auftrag zusammenhing.

„Fangen wir einfach schon mal an“, entschied Evelyn als die Ranghöchste unter ihnen.

Annika überprüfte ihre Anzeigen. „Bei mir ist alles im grünen Bereich.“

Ian rief die Navigationsdaten auf. „Wo zum Teufel sind wir?“

Annika sah die kleine schmutzig-orange Sonne auf dem Hauptbildschirm an. „Das ist nicht PQ-454!“

„Ach!“, entfuhr es Ian.

„Okay, wir wissen jetzt nach zwei Expertisen, dass wir nicht bei New Fresno sind. Also, wo sind wir?“, warf Evelyn ein. „Ian, du bist der Navigator, du solltest es eigentlich wissen!“

„Ich suche noch“, maulte Ian zurück. „Ah ... da ist es. Die Sonne ist Zeta II Reticuli. Aber das ist ja völlig ab vom Kurs! Warum hat Mutter uns hierher gebracht und geweckt?“

„Das wird hoffentlich Joseph von ihr erfahren“, überlegte Annika. Sie ahnte, dass es mit ihrem eigenen Auftrag zusammenhing, aber das konnte sie schlecht den anderen sagen.

Wie auf Stichwort erklang die Stimme von Joseph über die Bordsprechanlage: „Alle Mann in die Messe kommen zur Besprechung!“



Als Annika die Messe betrat und sich auf einem Stuhl setzen wollte, klapste Joseph ihr anzüglich auf dem Hintern.

Sie fuhr zu ihm herum. „Lass das!“ Gleichzeitig wünschte sie sich fast, dass sie ihm einfach eine schallern könnte.

Joseph grinste nur breit, während er sich zu Annikas und auch offensichtlich Evelyns Unmut zwischen sie setzte.

Jason lehnte sich lässig mit einem Kaffeebecher gegen ein Schott. „Bei mir ist alles in Ordnung. Also was ist los?“, fragte der breitschultrige Ingenieur.

„Mutter hat ein Signal empfangen, welches sie für einen Notruf hält. Sie hat dementsprechend unseren Kurs geändert“, erklärte Joseph.

„Dann hoffe ich, dass wir dafür eine saftige Zusatzprämie kriegen“, brachte Evelyn ein.

„Lese deinen Vertrag. Es gibt bei der Untersuchung von Notrufen keine Zusatzprämie. Du verlierst aber jeden Rechtsanspruch auf Gehalt und Prämien, wenn du einen Notruf ignorieren solltest“, berichtigte Annika sie.

„Fuck!“, erwiderte Evelyn sichtbar unzufrieden.

„Durch die Kursänderung werden wir für diese Reise über ein halbes Jahr länger unterwegs sein als geplant. Da sollte es doch Zusatzgeld geben“, ergänzte Ian ungehalten.

„Ich kann doch an den Vorschriften nichts ändern. Ich habe sie nicht geschrieben“, verteidigte sich Annika.

„Ist das nicht egal? Ein Notruf bedeutet, dass Menschen in Gefahr sind“, unterbrach Jason die Diskussion.

„Nun, nicht direkt Menschen“, widersprach ihn Joseph und wirkte dabei unbehaglich. „Mutter weiß nicht, wer das Signal aussendet. Aber es ist definitiv nicht menschlichen Ursprunges.“

Alle starrten ihn an.

„Es gibt keine intelligenten Aliens. Das ist eine unbestreitbare Tatsache!“, widersprach Evelyn ihm schließlich energisch.

Annika verdrehte die Augen. Auch, wenn sie Evelyn noch nicht näher kannte, wusste sie bereits, worauf diese hinaus wollte. „Wir kennen bisher nur einen winzigen Teil des Universums. Meinst du nicht, dass das etwas engstirnig ist, zu glauben, dass die Menschen als Einzige ...“

„Es ist gegen den Willen Gottes!“, unterbrach Evelyn sie laut und entrüstet.

„Woher willst du das wissen?“ Drohend erhob sich Annika bereits halb von ihrem Stuhl, obwohl es eigentlich nur ein Bluff gegen Evelyn war, die sich jetzt ebenso erbost erhob.

„Es reicht! Oder soll ich euch beide übers Knie legen?“, grollte Joseph. „Wir haben einen Notruf unbekannter Herkunft. Und wir müssen ihn untersuchen. Ende der Diskussion.“ Ungewohnt geschäftsmäßig fuhr er mit seinen Anweisungen fort: „Annika, das Signal kommt von einen der Monde eines Gasriesen. Astronomische Bezeichnung LV-426. Untersuch es weiter und suche einen guten Landeplatz möglichst in der Nähe des Senders. Evelyn, wir setzen die Raffinerie im Orbit ab. Ich will sie auf keinen Fall verlieren. Also benötigen wir eine stabile Umlaufbahn dafür. Ian, arbeite mit Evelyn zusammen. Jason, bereite das Schiff für eine Landung auf dem Mond vor. Noch Fragen?“

„Du willst mit der Gibraltar und nicht mit einem der Beiboote landen?“, vergewisserte sich Annika. Dass dadurch die gesamte Besatzung womöglich in Gefahr gebracht wurde, gefiel ihr gar nicht.

„Es erscheint mir als sicherer. Was ich bisher an Daten gesehen habe, herrschen auf dem Mond ziemlich üble Sandstürme.“

Annika nickte unzufrieden.






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