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Für die Familien

von Saengerin

Kapitel 2

Als sich die Tür hinter dem Dorvanianer geschlossen hatte, konnte Sisko sich nicht länger beherrschen.

„Bei allem nötigen Respekt, Captain, aber was zur Hölle ist in Sie gefahren?“ Sobald die Worte raus waren, erkannte er seinen Fehler.

Janeway drehte sich zu ihm herum, mit einem Ausdruck in den Augen, den man nur als furchteinflößend beschreiben konnte.

„Meine Motivation geht Sie verdammt noch mal nichts an. Nun, soweit ich das beurteilen kann, haben Sie ein ziemliches Problem mit dem Maquis und ich möchte zu gerne wissen, warum Sie glauben, meiner Crew den nötigen Respekt verweigern zu können?“

„Sie gehören zum Maquis, Captain. Es sind Kriminelle!“

„Es sind Mitglieder meiner Crew und Sie werden sie mit dem gleichen Respekt behandeln, den Sie jedem Sternenflotten Offizier entgegen bringen.“ Sie stand auf, als wollte sie das Gespräch beenden, dann fügte sie noch hinzu: „Und das gilt auch für Lieutenant Paris.“

Sie ging hinüber zum Fenster und sah hinaus. „Es tut mir leid, Ben. Ich habe Sie nicht hier behalten um Ihnen die Leviten zu lesen. Aber das hier ist mein Schiff und es ist ein Sternenflottenschiff mit einer Sternenflottencrew.“ Sie drehte sich wieder zu ihm um und sah ihn an. „So. Ich denke, dass es wesentlich effektiver wäre, wenn wir jetzt diskutieren würden, wo wir zusammen arbeiten können.“

Sisko straffte die Schultern. Für einen Moment hatte er vergessen, dass Captain Janeway aufgrund ihrer Dienstjahre im Rang über ihm stand.

„Ich entschuldige mich ebenfalls, Captain.“ Er lächelte. „Schieben Sie es auf den Schock, einem Kollegen, der seit zwei Jahren für tot gilt, plötzlich Auge in Auge gegenüber zu stehen.“

„Und ich verstehe Ihre Voreingenommenheit gegenüber dem Maquis, Ben, allerdings werde ich es nicht tolerieren, wenn ich es in Ihrem Verhalten meiner Mannschaft gegenüber bemerke. Im Alpha-Quadrant ist alles anders. Hier draußen sind wir auf Allianzen angewiesen, die wir mit der Föderation und der Sternenflotte im Rücken nie auch nur in Erwägung ziehen würden. Wir sind ziemlich auf uns allein gestellt.“

„Langsam fange ich an, das zu verstehen, Captain.“

„Wie auch immer. Ich hoffe, dass wir Ihnen helfen können. Ich denke, dass unser Schiff, so angeschlagen es auch sein mag, doch immer noch in besserem Zustand ist als Ihres. Aber es gibt etwas, das mir zu geben Ihnen ziemlich leicht fallen dürfte, Ben.“

„Was ist das?“, fragte er, als sie sich wieder an den Tisch setzte und sich leicht vorlehnte, einen erwartungsvollen Blick in den Augen.“

„Neuigkeiten! Was ist los zuhause?“

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„Nun ja, das ist alles was mir im Moment einfällt“, sagte Jadzia, als sie und B’Elanna durch die Korridore zum Transporterraum gingen.

„Wir sind seit drei Jahren weg und Sie haben nur eine halbe Stunde Klatschgeschichten?“, fragte B’Elanna ungläubig. „Und Sie nennen sich eine Frau!“

„Oh!“ Jadzia gab sich überrascht. „Sie möchten Klatschgeschichten hören. In dem Fall... wo soll ich anfangen? Wen kennen wir beide?“

B’Elannas erwartungsvolles Gesicht wurde traurig. „Nicht allzu viele, nehme ich an. Vielleicht sollten wir doch besser bei den technischen Fortschritten bleiben.“

„Tja, da bin ich nicht der Richtige zum Reden. Sobald wir auf der Defiant sind, kann der Chief Ihnen alles sagen, was wichtig ist.“

„Warum sind Sie hier? Ich dachte der Captain will mit Tuvok und Harry arbeiten? Sind sie nicht in einem der Wissenschaftslabors?“

„Das sind sie und das tut er. Aber wir können nicht ohne die Telemetrie von der Defiant arbeiten und ihre Systeme sind zu stark beschädigt. Ich muss die Daten von Hand überspielen.“

„Wie haben Sie es eigentlich geschafft, dass Ihr Schiff so stark beschädigt wurde?“, fragte B’Elanna. „Ich weiß, dass wir auch einiges einstecken mussten, als wir hierher transportiert worden sind, genauso wie die Voyager. Aber Ihr Schiff ist in einem noch schlimmeren Zustand.“

„Es ist wie Benjamin gesagt hat. Uns hat sowieso nur noch ein Stück Draht und ein Schnürsenkel zusammengehalten. Wir haben mit dem Maquis gekämpft und sie waren ziemlich erfolgreich. Das einzige, das noch funktioniert, ist das holographische Comm-System, das Miles erwähnt hat.“

„Und das ist das Erste, über das ich mit ihm reden möchte, wenn wir dort sind.“

Die beiden Frauen betraten den Transporterraum und nickten dem Crewman an den Kotrollen zu. „Defiants Maschinenraum.“ Als sie ihre Plätze einnahmen, fuhr B’Elanna fort: „Aber irgendwie möchte ich wissen, was mit dem Maquis los ist.“

„Das verstehe ich.“

Der Transportereffekt setzte ein und B’Elanna musste warten, bis sie sich auf der Defiant wieder rematerialisierten. „Wie wäre es, wenn wir uns nach der Schicht wieder treffen? Ich werde Tom und Harry mitschleifen und wir können einen netten Plausch halten.“

„Das klingt gut“, erwiderte Jadzia, „haben Sie was dagegen, wenn ich Julian dazu einlade?“

„Nein, das ist okay. Je mehr, desto besser. Außerdem habe ich Julian noch nicht getroffen.“

„Lieutenant Torres! Bin ich froh, Sie zu sehen!“, rief O’Brien.

„Sieht so aus, als wenn die Pflicht ruft“, lächelte Jadzia. „Und ich muss zur Brücke. Viel Spaß, B’Elanna.“

B’Elanna erwiderte Jadzias Lächeln als die Trill den Maschinenraum verließ. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit den beschädigten Systemen der Defiant zu.

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Worf war froh, als sie am Ende der Führung wieder auf die Brücke der Voyager kamen. Während er von den ungeheuren Fähigkeiten und seiner offensichtlichen Stärke beeindruckt war, es war kein Kriegsschiff. Es war nicht die Defiant. Niemand konnte ihn beschuldigen, dass er nicht loyal gegenüber seinem Schiff war - doch tief in sich drin, konnte nicht einmal die Enterprise E mit dem neuen, heftig beladenen Schlachtschiff mithalten. Verglichen damit schnitt die Voyager schlecht ab.

Geführte Touren waren nicht sein Ding. Lieber würde er die Kontrollen an der taktischen Station während einer Schlacht übernehmen, als sich von einem Ersten Offizier durch ein Schiff führen zu lassen, auch wenn die Gesellschaft angenehm war. Chakotay hatte einiges gemeinsam mit Kira, soviel hatte er bemerkt. Sie hatten den Großteil der Tour damit verbracht zu diskutieren und sich an gemeinsame Bekannte zu erinnern – und an gemeinsame Feinde.

Währenddessen grübelte Worf über die Situation nach, in der die Crew der Defiant sich befand. Er hatte nicht den Wunsch im Delta-Quadrant zu bleiben, auch wenn die Crew der Voyager sich die letzten zwei Jahre ganz gut durchgeschlagen hatte.

Kriege drohten von so vielen Seiten, dass es unwahrscheinlich war, dass die Sternenflotte irgendwelche Such- und Rettungsaktionen lang fortsetzen würden, auch wenn jemand einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der Voyager und ihrem eigenen sehen würde. Und Worf glaubte nicht, dass irgendjemand so einen Schluss ziehen würde; zweifellos würde Eddington stolz die ‚Zerstörung’ der Defiant auf seine Fahnen schreiben und sie alle würden für tot erklärt werden.

Worfs Gedanken wanderten zurück zu den Menschen im Alpha Quadranten – zu seinem eigenen Sohn Alexander; zu Odo, Kasidy, Keiko, Molly und dem neuen Baby, Rom, Jake; all die Familien auf DS9. Plötzlich empfand er tiefes Mitgefühl für die Familien der Voyager, deren Leben sich für eine gewisse Zeit um die Station gedreht hatte und die gegen jede Hoffnung dennoch geglaubt hatten, dass die Suche ihnen die geliebten Menschen zurück bringen würde.

Seine düsteren Gedanken kamen durch ihre Ankunft auf der Brücke zu einem Stopp. Die Captains Janeway und Sisko saßen in den Stühlen auf der Kommandoebene und Worf bemerkte, dass Sisko nur zögernd den Platz räumte, als Chakotay auf ihn zu trat. Worf konnte Siskos Haltung verstehen – nach seinen Erfahrungen waren die Mitglieder des Maquis Meister des Betrugs und nicht vertrauenswürdig. Er war vom Maquis getäuscht worden, ebenso wie sein Captain. Beide waren von ihren Erlebnissen geprägt worden und nicht scharf darauf, diese zu wiederholen.

Captain Janeway erhob sich und trat auf ihn und Kira zu.

„Major Kira, Commander Worf – willkommen auf der Brücke.“

„Danke, Captain“, erwiderte Kira, „Sie haben ein feines Schiff.“

„Danke, Major. Wir haben zwar noch nichts von den Reparaturteams gehört, doch ich glaube, dass die Arbeiten gut voran gehen.“ Sie wandte sich an Chakotay. „Commander, Lieutenant Torres bittet Sie, sie so bald wie möglich auf der Defiant zu treffen. Ich glaube, sie hat etwas, das Sie sich ansehen sollen.“

Chakotay erhob sich. „Genaueres hat sie nicht gesagt?“

„Nein.“

Seufzend machte er sich auf den Weg zum Turbolift. „Richten Sie ihr bitte aus, dass ich auf dem Weg bin.“

Sisko sah Worf an. „Commander, ich möchte, dass Sie auf die Defiant zurückkehren.“

„Aye, Sir.“

„Ben, ist das wirklich notwendig?“, fragte Janeway. „Ich hoffte, dass Commander Worf einen Blick in unsere taktische Datenbank werfen könnte – und eventuelle Updates vornehmen.“

„Das kann er später machen.“

Worf stand vor dem Turbolift und wartete auf seinen endgültigen Befehl. Im Turbolift wurde Chakotay langsam ungeduldig.

„Sobald Kim, Tuvok und Dax herausgefunden haben, wie Sie hierher gekommen sind, werden wir unser Möglichstes tun, um diesen Vorgang umzukehren. Jetzt wäre die beste Zeit für Commander Worf sein Wissen mit uns zu teilen.“ Janeways Stimme klang fest und Sisko sah mit einem kurzen Nicken zu Worf, der daraufhin vom Turbolift zurücktrat. Die Türen schlossen sich und Chakotay verschwand aus ihrem Blickfeld.

Janeway drehte sich leicht und wies auf die taktische Station, ohne ihre Augen jedoch von Ben abzuwenden.

“Mr. Worf, fühlen Sie sich wie zuhause.“

„Ich hoffe, dass ich Ihnen von Nutzen sein kann, Captain.“

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Wie so viele andere im Medical Corpse der Sternenflotte, so hatte auch Julian Bashir sich geschworen, niemals eines dieser neumodischen MHNs zu benutzen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie ein Computerprogramm ein lebensechter Ersatz für einen Menschen sein konnte, der immerhin echte Gedanken und nicht nur logische Algorithmen besaß.

Aber er musste gestehen, dass sich seine Einstellung in diesem Moment änderte. Er war förmlich von verletzten Crewmitgliedern überschwemmt worden, als plötzlich ein Mann hereingestürmt kam, der eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Louis Zimmermann besaß, allerdings eine altmodische blaue Wissenschaftsuniform trug, und ohne weiteres begann, die Verletzten zu untersuchen. Der Mann hatte ihn kurz angebunden informiert, dass er das MHN der Voyager sei, ausgestattet mit einem mobilen Emitter, welcher es ihm erlaubte, sich frei zu bewegen. Als er mit seiner kleinen Ansprache fertig war, hatte er bereits zwei Crewmitglieder versorgt und war soeben dabei, seine Untersuchungen am dritten abzuschließen. Da er sich leicht überfahren fühlte, nickte Julian nur kurz, und fuhr fort seine Patienten zu behandeln.

Nachdem sie alle wartenden Patienten wieder zusammengeflickt hatten, hatte Bashir für sich entschieden, dass das MHN durchaus in der Lage war eine Krankenstation zu führen. Allerdings war er noch immer unsicher, was die kommunikative Fähigkeit des MHN betraf. So war Bashir auf eine Weise ganz froh, dass, nachdem sie die Krankenstation wieder aufgeräumt hatten, das MHN mit ausgestreckter Hand auf ihn zutrat.

„Ich hatte noch keine Zeit, mich ordentlich vorzustellen. Ich nehme an, Sie sind Dr. Julian Bashir?“

„Der bin ich.“

„Erfreut, Sie kennen zu lernen“, sagte der Doktor etwas mechanisch. „Ich glaube, dass einige, der von Ihnen entwickelten Techniken Bestandteil meiner Datenbank sind. Es mag Sie interessieren, dass ich in der Lage war, diese noch zu verbessern.“

„Danke“, sagte Bashir, noch immer leicht überwältigt. „Vielleicht später. Jetzt sollte ich mich wieder mit Captain Sisko in Kontakt setzen.“

„Nun, wenn Sie mich hier nicht länger brauchen, kehre ich wieder zu meinen Forschungen zurück“, erwiderte das MHN höflich. „Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.“

„Ziemlich bald“, sagte Bashir und sah dem MHN nach. Dann aktivierte er seinen Kommunikator. „Bashir an Captain Sisko.“



„Ziemlich gut, danke. Mit Hilfe des MHN von der Voyager und meiner Wenigkeit haben wir alle Verletzungen behandelt. Die Crewmen Smithers und Kolian haben beide eine schwere Gehirnerschütterung und sind in ihren Quartieren – ich empfehle, dass sie für die nächsten drei bis vier Tage vom Dienst befreit werden.“



„Zum Glück nicht.“



„Sir?“



„Ich hab nichts dagegen, Sir.“



Der Transportereffekt hüllte Bashir ein und einen Moment später war die Krankenstation der Defiant leer.

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„Also, was haben wir, B’Elanna?“, fragte Chakotay, als er die Brücke der Defiant betrat.

„Eine absolut faszinierende Kommunikationstechnik“, erwiderte sie.

Chief O’Brien stand stolz neben ihr.

„Die Defiant war die erste, die so ein Ding bekommen hat – und was für ein Wunder... es war kompatibel mit den cardassianischen Systemen auf DS9.

„Mit so etwas kann man jede kleinste Nuance eines Anderen erkennen – jede noch so kleine Änderung in der Körpersprache.“ Torres war augenscheinlich genauso begeistert wie O’Brien.

„Also, warum haben Sie mich gerufen, B’Elanna?“, fragte Chakotay und fuhr gleich darauf beschwichtigend fort, „Nicht, dass ich nicht begeistert wäre, aber unsere zwei Captains“, er nickte kurz zu O’Brien hinüber, „spielen gerade Tauziehen da drüben und benutzen uns, respektive Commander Worf, als Seil.“

O’Brien schnitt eine Grimasse. „Das ist nicht gut.“

„Ist das schon mal passiert?“, fragte B’Elanna.

„Als ich nach DS9 versetzt wurde kam ich von der Enterprise; Captain Sisko konnte Captain Picard nicht leiden. Und sie haben es beide an mir ausgelassen.“ Er rieb sich das Kinn, als ob es in Erinnerung einer Wunder schmerzte. „Und ich glaube diese Schlacht hat Captain Sisko gewonnen.“

„Ich will ja nicht eingebildet klingen“, lächelte Chakotay, „aber im Moment hat, glaube ich, noch Captain Janeway die Oberhand. Trotzdem, B’Elanna...?“ Er zog mit einer vielsagenden Geste eine Augenbraue hoch.

„Was? Oh ja, richtig. Ich wollte fragen, wie hoch die Chancen sind eines dieser Dinger auf der Voyager zu installieren.“

„Mehr oder weniger gleich null“, erwiderte Chakotay.

„Warum?“, hakte Torres nach.

„Das klingt so gar nicht nach Ihnen, B’Elanna.“ Chakotay runzelte die Stirn. „Denken Sie doch nach. Was für einen Vorteil würde uns ein holographisches Kommunikationssystem bringen? Wer außer uns in diesem Quadranten hat noch eins?“

„Die Defiant!“, schoss B’Elanna zurück. „Außerdem, sehen Sie es doch so rum... wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder ist die Defiant hier mit uns gestrandet – nichts für ungut, Miles – in diesem Fall wäre das HCS sicherlich von großem Nutzen. Oder wir kommen alle nach Hause. Und dann würde die Voyager sowieso mit einem HCS ausgestattet.“

Chakotay sah B’Elanna lange an. „Also gut. Reden Sie mit dem Captain darüber. Mit BEIDEN. Und denken Sie daran, dass Captain Sisko nicht allzu begeistert sein dürfte, wenn ein Maquis Hand an sein Equipment legt.“

„Ex-Maquis!“, murmelte B’Elanna leise. Dennoch hörte Chakotay es.

„Wirklich, B’Elanna? Ich dachte immer, dass Sie...“

„Zweieinhalb Jahre können einen Menschen verändern.“

„Das können sie“, sagte Chakotay sanft. „Nun, wenn es nichts anderes mehr gibt, lass ich Sie...“

Er wurde unterbrochen vom lauten Heulen des Roten Alarms. O’Brien warf sich unter seine Konsole und zeitgleich zog Chakotay die Konsole im Stuhl des Captains zu sich heran, mit einer Hand seinen Kommunikator aktivierend.

„Chakotay an Voyager. Was ist los? Wir haben noch immer nicht die volle Sensorkapazität erreicht hier drüben.“

Die hintere Tür öffnete sich und Dax eilte auf die Brücke. „Bericht!“ Sie drehte sich um und sah Chakotay im Captainstuhl sitzen. „Verzeihung, Commander“, sagte sie und nahm ihren Platz am Steuer ein.

„Nicht nötig“, erwiderte Chakotay, „Torres, bringen Sie die Sensoren zum Laufen, ja?“

Sein Kommunikator knisterte.

„Tut mir leid, Chakotay. Wir sind gerade etwas unterbesetzt hier“, erklang Janeways Stimme. „Hinter uns sind gerade vier Schiffe aufgetaucht. Tuvok konnte sie bis jetzt nicht in unserer Datenbank finden – er und Ensign Kim sind gerade auf ihrem Weg zurück hierher. Wie sieht’s bei Ihnen aus?“

„Die Sensoren sind wieder online“, meldete Torres von ihrer Seite der Brücke.

„Chief“, sagte Dax von ihrer Station. „Wir haben nur eingeschränkten Impuls und keinen Warpantrieb. Wir müssen irgendwie manövrierfähig werden.“

„Ich bin ja schon dran, aber ich brauche jemanden im Maschinenraum unten“, erwiderte O’Brien. „Wo ist Nog?“

„Er sollte in seinem Quartier sein. Schicken Sie jemanden runter und holen Sie ihn her. Und Maily auch gleich.“

„Schon unterwegs. Lt. Torres?“, fuhr er fort und hob den Kopfhörer auf, den Nog auf der Brücke zurückgelassen hatte. „Bis Nog da ist brauch ich Sie, um mich auf dem Laufenden zu halten. Das hier ist im Moment das Kommsystem der Defiant.“ Er warf es ihr zu und verließ die Brücke.

„Captain“, sagte Chakotay, „Wie’s aussieht haben wir Sensoren, aber nur eingeschränkte Kommunikation und sind nahezu manövrierunfähig.“

„Verstanden“, erwiderte Janeway. „Wenn es irgendwie möglich ist, verbinden Sie Ihren Bildschirm mit unserem. Ich versuche die Schiffe zu rufen – ich möchte, dass Sie auch mitkriegen was sie sagen.“

„Wir tun unser Bestes.“

„Halten Sie diesen Kanal offen. Wer von uns ist drüben bei Ihnen?“

„B’Elannas Team ist unten im Maschinenraum, sie selbst ist hier oben auf der Brücke. Ansonsten... Commander Dax ist hier, und Kadett Nog müsste auf dem Weg hierher sein.“

Über all den Lärm, den der Alarm verursachte, glaubte Chakotay Janeway und Sisko streiten zu hören. Jedoch das Einzige was er deutlich verstehen konnte, waren die Worte, „Und das ist ein Befehl, Captain!“, in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. Dann sprach sie wieder über die Kommleitung. „Doktor Bashir ist gerade auf der Brücke - ich schicke ihn Ihnen gleich wieder zurück. Je nachdem wie die Antworten dieser Schiffe ausfallen, könnte es sein, dass wir jeden so schnell wie möglich auf sein eigenes Schiff zurückbringen müssen. Noch ist es nicht akut, aber bereiten Sie die Leute trotzdem darauf vor.“

„Commander Chakotay“, ließ sich da Dax vernehmen, „ich habe uns mit dem Bildschirm der Voyager verbunden.“

„Gute Arbeit, Dax“, erklang Janeways Stimme. „Ensign Kim. Rufen Sie sie jetzt.“

„Sie antworten“, sagte Kim, seine Stimme klang ziemlich nervös. Chakotay vermutete, dass er gerade erst wieder an seine Station getreten war.

Seine Stimmanalyse über den Ensign kam jedoch zu einem abrupten Stopp, als sich der Bildschirm plötzlich erhellte und ein helles Gesicht zeigte. Die Haut des Aliens war gelb gesprenkelt, seine Augen von einem hellen grün. Er hatte kurz geschorene Haare in dem gleichen grün wie seine Augen, das wie Kornreihen auf seinem Kopf zu wachsen schien und die Haut dazwischen sichtbar werden ließ.

Eine vertikale blaue Linie schien der Mund des Wesens zu sein, denn als es begann sich zu bewegen, drangen Töne aus dem Lautsprecher.

„Ich bin Krem Sta von der Tokarn Solidarität. Sie sind in unseren Raum eingedrungen und haben unsere Leben gestört. Wir verlangen, dass Sie sofort abdrehen Und wir verlangen Wiedergutmachung für den Schaden, den Sie an unserem Orbitalen Energie System angerichtet haben.“

„Krem Sta“, lächelte Janeway. „Ich bin Captain Kathryn Janeway vom Föderationsraumschiff Voyager. Das ist Captain Benjamin Sisko vom Raumschiff Defiant. Wir wollten keinen Schaden anrichten – wir sind nur zufällig hier durchgekommen auf unserem Weg nach Hause.“

„Waren Sie?“, fragte der Tokarner, die Haut um seine Augen herum verfärbte sich zu einem leichten pink. Auch wenn er sich noch so sehr bemühte die Körpersprache unbekannter Spezies zu interpretieren, so konnte Chakotay lediglich vermuten, dass dies das tokarnische Äquivalent zu einem argwöhnischen Zusammenkneifen der Augen war.

„Die Defiant ist gerade in diesem Bereich des Quadranten eingetroffen – wir haben noch nicht genau herausgefunden, wie das passieren konnte und wie wir sie und uns wieder nach Hause bringen können.“

„Das wird nicht möglich sein“, sagte Krem Sta. „Niemandem ist es gestattet unsere Grenzen zu überschreiten. Falls Sie sich weigern für den von Ihnen verursachten Schaden aufzukommen und unser Gebiet danach sofort zu verlassen, werden wir das Feuer eröffnen.“

„Könnten Sie uns den Schaden, für den wir aufkommen sollen, zeigen?“, fragte Janeway. Sta bewegte seinen Kopf ruckartig von einer Seite zur anderen.

Chakotay war sich schon sicher, dass eine Verneinung unvermeidbar war, doch er wurde eines Besseren belehrt, als er Sta sagen hörte, „Ich glaube meine Vorgesetzten würden diese Maßnahme begrüßen. Ich starte die Übermittlung der Daten jetzt...“

Chakotay unterschied das Keuchen mindesten vier verschiedener Personen – zwei auf der Brücke der Defiant, die von ihm und Torres kamen und zwei, die er über die Kommverbindung wahrnahm, höchst wahrscheinlich von Tom und Harry. Janeway und Tuvok waren nicht wirklich der Typ, die keuchen würden, selbst wenn man denn Anblick berücksichtigte, was sich ihnen auf dem Schirm darbot.

„Das ist die Array“, hörte Chakotay Paris sagen.

„Es ist EINE Array“, korrigierte er ihn automatisch. „Captain?“

„Mr. Kim“, sagte Janeway nun, „unterbrechen Sie die Verbindung zum tokarnischen Schiff.“

„Aye, Captain.“

„Chakotay, ich nehme an, Sie werden mir zustimmen, dass dies unsere Situation etwas verändert?“

„Grundsätzlich, ja.“

„Nun, ich stimme Ihnen zu. Wir müssen...“

„CAPTAIN, SIE LADEN IHRE WAFFEN!“, unterbrach Kim sie.

„Dax, wie ist unser Waffenstatus?“, fragte Chakotay, der sich plötzlich daran zu erinnern schien, dass er auf einem anderen Schiff war.

„Nicht gut“, erwiderte diese. „Minimale Phaser, Photonentorpedos sind offline.“

"Torres, sagen Sie O'Brien er soll sofort jemanden darauf ansetzen."

"Aye, Sir."

Nog wählte diesen Moment, um auf die Brücke zu stürmen, dicht gefolgt von Ensign Maily.

"Kadett, Ensign", sagte Chakotay, "Sie haben sich Zeit gelassen."

"Ja, Sir."

"Gehen Sie jetzt an Ihre Stationen. Torres, Sie werden im Maschinenraum gebraucht. Dax, leiten Sie die Taktik zu meiner Konsole um. Maily?"

Bevor er fragen konnte, an welcher Station der junge Mann arbeitete, sagte Dax, "Maily, Sie nehmen die Konsole zum Maschinenraum. Das ist im Moment zwar nicht so wichtig, aber ich brauche ein zweites paar Augen dort. Behalten Sie den Antrieb und den Waffenstatus im Auge."

"Aye, Sir."

Der große Bildschirm zeigte nun wieder die Brücke des tokarnischen Schiffes, mit Sta im Vordergrund und zwei anderen seiner Besatzungsmitglieder, die im Hintergrund arbeiteten. Während Chakotay zuhörte, wie Janeway versuchte mit Sta zu reden, sah er einen wesentlich kleineren Tokarner am äußeren Rand des Bildschirms hin und her rennen. Die Färbung dieses kleineren Wesens war identisch mit der von Sta und dem anderen Tokarner, den er sehen konnte. Vielleicht ein Kind, dachte Chakotay, aber was hatte ein Kind auf der Brücke eines Schlachtschiffes zu suchen? Janeway versuchte immer noch etwas Zeit herauszuschlagen, um die Struktur der Array zu untersuchen, die sie erst vor kurzem zerstört hatten. Letztendlich brach Sta die Kommunikation ab - und die Defiant wurde als Ergebnis heftig durchgeschüttelt.

"Schilde getroffen!", schrie Dax, "Sie sind runter auf 75%. Der Bildschirm ist offline und die Verbindung mit der Voyager ist unterbrochen."

"Ausweichmanöver?" Chakotay fragte eher, als dass er es befahl.

"Ich tue mein Bestes", erwiderte Dax.

"Halten Sie Ausschau nach der Voyager", sagte Chakotay, "Wenn es etwas gibt, in dem Paris gut ist, dann ist es beim Fliegen."

Wie als Antwort glitt die Voyager vor ihnen herab und platzierte sich zwischen der Defiant und dem tokarnischen Schiff. Allerdings konnte auch Tom Paris mit einem einzelnen Schiff nicht an mehreren Plätzen gleichzeitig sein. Als sie bemerkten, dass Tom Paris die Voyager nutzte, um die Defiant zu schützen, verließ eines der tokarnischen Schiffe seinen Platz in der Formation und bevor noch irgendjemand von ihnen reagieren konnte, tauchte es hinter der Defiant auf und feuerte ein Salve Torpedos ab.

"Die hinteren Schilde sind runter auf fünfzig Prozent", rief Dax, "Vierzig Prozent."

"Drehen Sie uns rum", sagte Chakotay, "Rückschub."

"Sie reagieren nicht auf die Navigation."

"Chief!", schrie Chakotay, als eine weitere Salve die Defiant von hinten durchschüttelte.

Nog sprach etwas in sein Komm-System, dann sah er auf, "Sie sind schon an der Arbeit."

"Fein", erwiderte Chakotay, "aber es wäre großartig, wenn sie sich etwas beeilen könnten."

"Schilde sind runter auf fünf Prozent!", rief Dax, "Der letzte Treffer hat uns schwer erwischt. Noch einer..."

"Ja, ich verstehe. B'Elanna, können Sie nichts tun?"

"Ich versuch es, aber die Verbindung zwischen Brücke und Maschinenraum ist ziemlich schwach." Als sie das sagte, explodierte eine Konsole am hinteren Ende der Brücke und Rauch erfüllte die Luft.

"Maily, sind Sie in Ordnung?", rief Dax.

"Alles in Ordnung, Sir."

"Dann schnappen Sie sich einen Feuerlöscher. Das ganze verdammte Schiff wird allmählich ziemlich schwach", ergänzte Dax und warf einen raschen Blick über ihre Schulter zu Torres hinüber. Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre plötzlich hell erleuchtete Konsole, und krachend erwachte der Bildschirm wieder zum Leben. "Sicht ist wieder online."

"Verändern Sie den Blickwinkel."

"Aye, Sir." Dax betätigte ihre Konsole und jeder auf der Brücke sah auf - und sie sahen drei feurige Kugeln, die genau auf sie zurasten.

"Sie kommen!", rief Dax unnötigerweise, als sie sich auf den Einschlag vorbereitete.
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