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The X-Conspiracy

von Dana

Kapitel 2

"Sie dürfen mir gerne gratulieren", sprach der Doktor feierlich, "Sie befinden sich beide im besten gesundheitlichen Zustand, den Sie sich vorstellen können." Mit diesen Worten beendete er die medizinische Untersuchung bei Scully und legte seinen Tricorder zur Seite.
"Möchten Sie damit zum Ausdruck bringen, dass wir gehen können, Doktor?", fragte Scully gespannt, denn sie wollte endlich hier raus und sehen, wo sie sich befand. Die sich ständig gegenseitig bestätigten Gespräche zwischen dem Arzt und Mulder nervten sie inzwischen. Sie war davon überzeugt, dass es für alles eine Erklärung geben würde, die nicht auf fehlgeleiteten Fantasien beruhen würde.
"Scully,...", fiel ihr Mulder ins Wort. Er ahnte, dass er sie noch nicht überzeugt hatte.
"Ja, es spricht nichts dagegen", antwortete das MHN.
"Wo sollen wir denn hin? Wir können hier nicht so einfach fort!", sagte Mulder zu ihr.
Sie verdrehte ihre Augen. "Mulder, ich habe genug von Ihrer ‚Wir-wurden-von-Aliens-entführt'-Geschichte! Doktor, wenn Sie nur noch einmal die Paranoia meines Partners unterstützen, dann sorge ich dafür, dass Sie medizinische Hilfe benötigen werden!" Scully stand von dem Biobett auf. "Ich kann hier weg! Ich werde jetzt nach draußen gehen, das Auto holen, und nach Holbrook fahren. Wir haben einen Auftrag, Mulder. Werden Sie mich begleiten, oder möchten Sie weiter mit dem Doktor diesen Science Fiction-Trip spinnen?"
Der Doktor runzelte die Stirn über ihre Drohung. Er wollte gerade protestieren, dass sie einem Hologramm nicht dazu bringen könne, medizinische Hilfe zu benötigen, ließ es jedoch lieber sein, denn das hätte seine Patientin vermutlich noch mehr aufgebracht. Diese Person akzeptierte ja nicht einmal die einfachsten Tatsachen. "Ich korrigiere mich: Mulder, Sie sollten mit dem Captain sprechen, damit Ihnen ein Quartier zugewiesen wird. Sie, Scully, sind in Ihrer Verfassung doch besser bei mir aufgehoben!", entgegnete er.
Scully blickte ihn giftig an, und wollte gerade zu einer passenden Bemerkung ansetzen, als ihr Gespräch von einer Stimme unterbrochen wurde.
"Doktor, bitte bereiten Sie sich auf das Eintreffen eines N'ahrahzutis vor. Wir werden ihn gleich auf das Biobett 1 beamen. Bitte überprüfen Sie den Leichnam, denn er hat vor wenigen Minuten plötzlich seine Augen geöffnet. Weitere Lebenszeichen waren vor Ort nicht zu registrieren", informierte Tuvok das MHN.
"Ja, Sir!", entgegnete der Doktor, nahm seinen Tricorder in die Hand, und stellte sich voller Erwartung vor das Biobett.
"N'ahrahzuti", wiederholte Scully gereizt. "Das hier ist keine Krankenstation, sondern eine Irrenanstalt!"
Das Summen des Transporters erfüllte die Krankenstation, und der Leichnam des N'ahrahzutis erschien wie von Geisterhand auf dem Bett.
Scullys Unterkiefer klappte nach unten. Sie erblickte ein Wesen, welches wie ein Mensch über zwei Arme und Beine verfügte, aber alles andere wirkte fremdartig: Seine dunkle Haut war voller Falten, auf seinem Kopf befanden sich Erhebungen, die für sie wie überdimensionale Warzen aussahen. Die schmalen, weit auseinander stehenden grünlichen Augen waren extrem aufgerissen und starrten an die Decke. Geschockt trat sie näher. "Die Technik, mit der Sie dieses... diesen... dieses Etwas hierher gebracht haben, müssen Sie mir später erklären, Doktor... Was ist mit dem denn passiert?" Sie hatte in ihrer Laufbahn beim FBI ja schon vieles gesehen, aber so etwas war ihr noch nicht untergekommen.
Sie folgte Mulder zum Biobett. Eine Hand von ihr griff routinemäßig in ihre Hosentasche, um ein paar Einweghandschuhe herauszuziehen. Sie streifte sie sich über, und fuhr mit ihren Händen über die bräunliche Haut des N'ahrahzutis. "Er sieht aus, als wäre er mit irgend etwas kontaminiert worden", spekulierte sie über sein Äußeres.
Der Doktor war bereits mit einem Scan beschäftigt. "Ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen: Die N'ahrahzutis sehen alle so aus. Das einzige, dem sie ausgesetzt waren, war der Tod."
"Ich bin Ärztin, Doktor. Wenn Sie meine Hilfe brauchen, dann assistiere ich Ihnen gerne bei der Obduktion", sagte Scully.
"So? Ich dachte, Sie wollten unbedingt so schnell wie möglich von hier fort?" Der Doktor musterte sie. Obduktion? Eine seltsame Person. Er hatte nicht vor, eine Obduktion an dem Wesen vorzunehmen - das war ja vorsintflutlich! Nun, wenn sie schon eine Ärztin sein sollte, dann besaß sie zwar ein absolut überholtes Fachwissen, aber wenn Mister Paris schon nicht anwesend sein konnte, dann würde sie sich zumindest für eine Assistenz gebrauchen lassen.
"Auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an, nicht wahr, Mulder?" Scully blickte zu ihrem Partner.
Fox zuckte nur mit den Schultern. Sie wollte ja keine Sciene Fiction-Einwände mehr hören. Er wollte hingegen nicht unbedingt bei der Obduktion anwesend sein müssen. "Gibt es hier eine Kantine, Doktor?"



Kathryn Janeway saß in ihrem Bereitschaftsraum vor dem Computer. Sie wertete die Datenbanken nach Informationen über Mulder und Scully aus.
"Fox William Mulder, geboren am 13.10.1961 in Chilmark, Massachusetts. Besuchte die Oxford University von 1983 bis 1986...", überflog sie seinen Lebenslauf. "Special Agent beim Federal Bureau of Investigation... 1991 in die Abteilung der X-Akten versetzt worden... seit dem 12.12.2003 vermisst." Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. "Mein Gott", flüsterte sie, und griff nach ihrer Tasse mit Kaffee.
Sie gab Scullys Namen in die Datenbank ein. "Special Agent Dana Katherine Scully...Doktorarbeit: ‚Einstein's Doppelspalt Theorie: Eine Neuinterpretation'... Abschluss in Physik und Medizin...Fachgebiete: Forensische Medizin und Pathologie... vermisst seit dem 12.12.2003."
Kathryn rieb sich die Stirn und lehnte sich zurück. "Diese ganze Angelegenheit trägt nicht zu einer Besserung meiner Kopfschmerzen bei", seufzte sie. Was sollte sie tun? Dafür Sorge tragen, dass Mulder und Scully zurück in ihre Welt kamen? - Wie? Die N'ahrahzutis waren tot, die Voyager war kein Zeitreiseschiff... Einen Kontakt mit der ‚Relativity' aufnehmen?... Wenn sie es nur könnte! Hatte sie das Recht, den Verlauf der Geschichte zu beeinflussen?
Sehr viel weiter kam sie nicht mir ihren Überlegungen, denn ihr Sicherheitsoffizier meldete sich über die interne Kommunikation: "Captain, auf die Brücke!"
Sie sprang auf und lief zur Tür. Es musste sich um eine ernste Angelegenheit handeln, wenn man sie mit diesen knappen Worten zur Brücke zitierte.


"Was ist passiert, Tuvok?", fragte Janeway, als sie die Brücke betreten hatte.
"Captain, wir empfingen wieder diese Signatur. Daraufhin meldeten unsere Sensoren, dass auf dem Raumschiff der N'ahrahzutis die Energieversorgung plötzlich anstieg. Es ist ausgesprochen seltsam, aber nachdem ich Sie gerufen habe, ist diese Veränderung nicht mehr von unseren Sensoren zu erfassen. Vermutlich habe ich die Daten fehlinterpretiert und Sie vergebens auf die Brücke bemüht", berichtete Lieutenant-Commander Tuvok.
Janeway warf einen Blick auf seine Daten. "Schon gut, Sie haben korrekt...", setzte sie an, wurde jedoch von Harry unterbrochen.
"Captain, die Voyager wird gerufen", rief Fähnrich Kim aufgeregt. "Das Signal kommt von dem Raumschiff der N'ahrahzutis."
Verblüfft schaute sie ihn an und trat schnell vor ihren Kommandosessel. "Auf den Schirm, Mister Kim!", ordnete sie an und brachte sich in Position.
"Aye, Ma'am!" Harry beeilte sich, dem Wunsch des Captains schnell Folge zu leisten. Seine Finger huschten in Windeseile über die Tastatur seiner Konsole.
Kathryn Janeway warf einen überraschten Blick zu Tuvok, als vor ihr ein lebendiger N'ahrahzuti auf dem Hauptschirm erschien.
"Guten Abend, Captain Janeway", begrüßte dieser sie freundlich.
"Kennen wir uns?", fragte der Captain skeptisch.
"Nein, Sie kennen mich nicht, aber ich habe schon einiges von Ihnen gehört. Ach, wo bleibt denn nur meine Höflichkeit? Mein Name ist Skollaris." Er legte seine Hand auf seine Brust und verbeugte sich ergeben.
Kathryns Skepsis blieb erhalten. Ihrer Meinung nach waren die N'ahrahzutis viel zu lebendig! Woher waren sie gekommen? Waren es jene, die auf dem Raumschiff für tot gehalten wurden? Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. "Was kann ich für Sie tun, Skollaris?", bemühte sie sich freundlich zu sein.
"Wie ich hörte, haben Sie etwas, was nicht Ihnen sondern uns gehört, Captain." Er trat näher an das Übertragungsgerät, so dass sein Gesicht fast vollkommen die gesamte Fläche des Hauptschirms der Voyager ausfüllte.
Mulder und Scully! "Mir ist nicht bewusst, wovon Sie reden", war ihre nächste Taktik. Dieser Skollaris bereitete ihr trotz seiner überschwänglichen Freundlichkeit Magenschmerzen. Sie musste Zeit gewinnen, um entsprechend handeln zu können.
"Aber, aber, Captain", der N'ahrahzuti versprühte seinen ganzen Charme, "Sie wissen genau, was ich meine: Die beiden humanoiden Wesen. Wir möchten sie bitte wieder zurückhaben."
Janeway fühlte sich fast am Ersticken vor so viel 'Schleim'. "Ach, Sie meinen die beiden Menschen?", sie gab sich vergesslich. "Was haben Sie mit ihnen vor?"
"Wir brauchen sie für unser Experiment, das wir unbedingt mit ihnen zu Ende führen müssen", lächelte er sie an.
Sie lächelte zurück und trat näher an den Hauptschirm. "Da Sie so viel von mir gehört haben, ist Ihnen bestimmt bekannt, dass ich es niemals zulassen würde, einen Menschen oder ein anderes Lebewesen, welches sich in meiner Obhut befindet, jemanden für ein Experiment zur Verfügung zu stellen."
Der N'ahrahzuti war nicht aus der Ruhe zu bringen: Er strahlte noch immer über sein ganzes Gesicht. "Selbstverständlich, Captain. Aber ich weiß, dass Sie garantiert zu einem Tausch bereit sein werden."
"Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, Skollaris, aber es gibt nichts, was wir benötigen würden", sagte sie selbstsicher. Sie hoffte, dass sich das Gespräch langsam beenden ließe, damit sie keine Gesichtslähmung vom vielen Lächeln bekam.
"Captain...", sprach Tuvok leise dazwischen.
Janeway erhob ihre Hand und deutete damit ihren Sicherheitsoffizier, dass er sich jetzt nicht in das Gespräch einmischen sollte.
"Captain, Sie haben noch gar nicht die Ware gesehen, die wir anzubieten haben." Skollaris trat einen Schritt zur Seite, und man sah bewaffnete N'ahrahzutis zwei Personen hereinführen: Fähnrich Carter und Commander Chakotay.
Das Lächeln verschwand augenblicklich aus Kathryns Gesicht. Wie zum Teufel kommen Chakotay und Carter auf das Raumschiff? Sie hatte sich nicht in Skollaris getäuscht.
"Habe ich Sie überzeugt?", säuselte Skollaris ihr noch immer lächelnd zu.
"Ich werde mich auf keinen Menschenhandel einlassen, Skollaris! Sicherlich werden wir andere Möglichkeiten finden, damit...", sagte sie.
"Das betrübt mich sehr, Captain Janeway", unterbrach Skollaris sie. Er hielt einen Sternenflottenphaser in seinen Händen und richtete die Waffe auf seine Gefangenen. "Wer bedeutet Ihnen mehr?", fragte er und ließ den Phaser zwischen Chakotay und Carter wandern.
"Wagen Sie es nicht, auch nur einen von ihnen ein Haar zu krümmen! Lassen Sie sofort meine Männer frei, oder ich eröffne das Feuer auf Ihr Schiff!", rief sie wütend und gab hinter ihrem Rücken der Crew ein Zeichen, dass diese sich für einen möglichen Angriff bereithalten sollten.
"Hm, schade, aber das waren die verkehrten Worte", sagte der N'ahrahzuti belustigt, zielte mit dem Phaser auf Chakotay und schwenkte ihn schnell rüber zu Carter. In seinen Augen blitzte das Verlangen auf, jemanden zu töten. Er schaute Janeway an, als er genussvoll den Fähnrich hinrichtete - das Entsetzen und die Hilflosigkeit in ihren Augen verschafften ihm die gewünschte Befriedigung.
"Nein!", schrie Janeway und versuchte, Skollaris davon abzuhalten. Sie schloss die Augen und hielt sich an dem Stuhl des Piloten fest, als sie mit ansehen musste, wie Fähnrich Carter tödlich getroffen zu Boden sank.
"Nein!", schrie ebenfalls Commander Chakotay, der sich dem Griff des N'ahrahzutis zu entledigen versuchte, aber dabei einen kräftigen Hieb an den Kopf bekam, und somit bewusstlos zusammenbrach.
"Audio-Kanal schließen, Mister Kim", befahl sie mit belegter Stimme. Sie stand weiterhin wie erstarrt da und konnte ihren Blick nicht von dem Hauptschirm abwenden.
"Kanal geschlossen, Captain", bestätigte Harry ihren Befehl.
"Roter Alarm! Die Waffenphalanx zum Feuern vorbereiten!", rief sie ihrer Crew zu.
"Nun gut, Captain, da Sie offenbar kein Interesse an einem Tausch haben, werden wir leider gezwungen sein, das Experiment mit nur einer Person fortzusetzen. Leben Sie wohl!", sagte Skollaris mit der selben Freundlichkeit, wie zu Beginn ihres Kontaktes und beendete die Übertragung.
"Zielen Sie auf die sekundären Einrichtungen des Raumschiffes: Feuer!", sagte sie in einem scharfen Tonfall.
Im selben Augenblick, als sie auf das Schiff der N'ahrahzutis feuerten, traf die Voyager eine heftige Entladung, die das Schiff erbeben ließ.
"Ausweichmanöver! Modulieren Sie die Schildfrequenz und feuern Sie weiter!", rief Janeway und zog sich an der Navigationskonsole nach oben. Auf dem Hauptschirm erschien inzwischen das Raumschiff von den N'ahrahzutis.
Tom Paris flog wie befohlen einen Ausweichkurs und die Voyager eröffnete wieder das Feuer. Die Schilde der Voyager waren nicht optimal angepasst, oder das andere Schiff hatte ebenfalls Vorkehrungen getroffen - die Voyager wand sich erneut unter dem Beschuss.
"Bericht!", rief Janeway.
"Ausfall des Warpantriebs, leichte Schäden auf den Decks 8 und 9...", zählte Tuvok auf.
"Verdammt!", fluchte sie, als ihr Blick auf den Hauptschirm fiel und sie bemerkte, wie sich das andere Raumschiff entfernte. "Feuer!"
Die Voyager schoss eine weitere Salve ab, doch das andere Schiff navigierte geschickt zur Seite und wurde nur leicht beschädigt. Innerhalb weniger Sekunden gingen die N'ahrahzutis auf Warpgeschwindigkeit und waren nicht mehr zu sehen.
Janeway mochte ihren Augen nicht glauben, als die Voyager plötzlich alleine im All war. "Steht uns der Impulse-Antrieb noch zur Verfügung?", fragte sie.
"Ja, Captain", antwortete der Vulkanier.
"Worauf warten Sie, Mister Paris? Hinterher!", befahl sie.
"Aye, Captain!", sagte Tom und setzte die Voyager auf Verfolgungskurs. Es war ziemlich aussichtslos, ein Schiff, welches mit Warp auf der Flucht war, nur mit dem Impulse-Antrieb einzuholen. Er warf einen Blick über die Schulter und musterte seinen Captain. Tom sah, wie sie sich kraftlos in ihren Kommandosessel sinken ließ. Bedrückt schluckte er seine Bedenken hinunter - er brachte es nicht übers Herz, seinem Captain die Wahrheit zu sagen. Sollte sie lieber weiter daran glauben, dass sie eine Chance gegen den Warp-Antrieb der N'ahrahzutis hatten. Vielleicht würde er sich ja auch irren - Janeway hatte sie schon oft aus einer auswegslosen Situation geführt.

"Roten Alarm beenden!", sagte sie nach einer Weile. "Tuvok, haben wir Verletzte?" Ihr Blick lag auf dem Hauptschirm und sie wünschte sich, allein durch ihre Gedanken ihr Schiff dazu zu bringen, schneller zu fliegen.
"Negativ, Captain", antwortete dieser von seiner Station.
Erleichtert über diese Aussage atmete sie tief durch, aber es änderte nichts daran, dass sie Fähnrich Carter für immer verloren hatten. "Wie mir scheint, sind einige Informationen an mir vorbeigeflossen", sprach sie in einem ruhigen, aber bestimmten Ton.
Tuvok kannte sie lange genug um zu wissen, dass sie ihn damit angesprochen hatte. "Captain, ich habe Sie nicht über die Änderung in der Besetzung des Außenteams informiert, da Commander Chakotay mir versicherte, dass er Sie über die Begleitung von Fähnrich Carter unterrichten wollte. Vermutlich wäre es besser gewesen, wenn ich den Commander begleitet hätte, so wie Sie es anscheinend befohlen haben."
"Augenblick, Tuvok. Verstehe ich Sie richtig, dass Sie denken, ich hätte diese Außenmission befohlen?", fragte sie irritiert und schaute sich zu ihm um.
"Ja, Captain, der Commander hat gesagt, er hätte den Befehl für diese Mission direkt von Ihnen erhalten", entgegnete er ehrlich.
"Das sollte mein Befehl gewesen sein? Ich hätte niemals einen so jungen, unerfahrenen Fähnrich zusammen mit Commander Chakotay auf das Schiff gehen lassen!" Sie schüttelte betrübt ihren Kopf.
"Ich habe ihn für sehr geeignet gehalten, den Commander zu begleiten, nachdem mir selbst dazu nicht die Möglichkeit gegeben war."
"Demnach haben Sie ihn dazu abkommandiert, Tuvok?", fragte sie.
"Ja, Captain", bestätigte er ihre Frage.
"Und der Commander wollte mich über die kleine Änderung meines angeblichen Befehls informieren?" Ihre Stimme wurde leise und sie blickte einem nickendem Tuvok ins Gesicht. Kathryn drehte ihren Kopf wieder zum Hauptschirm und schluckte schwer. Sie dachte an den Augenblick, wo sie Chakotay in ihrem Bereitschaftsraum zuletzt gesehen hatte. Was hatte er nur auf dem anderen Raumschiff gesucht? Hatte sie ihn dermaßen verletzt, dass er bereit war, ein solches Risiko einzugehen? Wie dem auch war - sie hatte letztendlich den Tod ihres Fähnrichs zu verantworten.
"Krankenstation an Brücke: Was hatte der rote Alarm zu bedeuten?", erklang die Stimme des Doktors vorwurfsvoll übers Interkom.
"Wir hatten eine kurze Auseinandersetzung mit den N'ahrahzutis. Keine Angst, Doktor, es wurde hier an Bord niemand verletzt und das Schiff befindet sich im Augenblick außer Reichweite. Sie können sich weiter Ihrer Arbeit zuwenden", antwortete Janeway.
Es folgte einen Moment lag Stille, bevor der Doktor sich wieder zu Wort meldete: "Captain, der... oder sollte ich besser 'die' sagen? Nun, die N'ahrahzuti ist zu den Lebenden zurückgekehrt."
"Der N'ahrahzuti? Die N'ahrahzuti? Welche N'ahrahzuti meinen Sie?", wiederholte sie fassungslos. "Auf meinem Schiff?... Nicht etwa bei Ihnen auf der Krankenstation, Doktor?"
"Ähm, ja, sie liegt hier auf dem Biobett, Captain", sagte das MHN verunsichert. Hatte noch niemand den Captain darüber informiert? Ihrer Reaktion nach zu urteilen wohl nicht.
Janeways Blick verfinsterte sich und sie erhob sich mit neuer Energie. "Computer: Ein Kraftfeld der Ebene 4 auf der Krankenstation, um das Biobett der N'ahrahzuti, errichten!"
"Captain, was...?", fragte der Doktor irritiert, als im nächsten Augenblick der Computer ihren Befehl in die Tat umgesetzt hatte.
"Das Kraftfeld wurde aktiviert", teilte die weibliche Computerstimme mit.
Kathryn war nahe dran, ihre Beherrschung zu verlieren. Zur Beruhigung atmete sie mehrmals ein und aus. Rastlos lief sie umher. "Was ist hier überhaupt los? Wird der Captain über nichts mehr informiert? Ich hatte einen Trumpf im Ärmel, und niemand hielt es für erwähnenswert?! Welche Geheimnisse werden hier noch vor mir verborgen?", sie drehte sich um und schaute jedem der Anwesenden auf der Brücke in die Augen. Niemand sagte einen Ton - es herrschte Schweigen. "Es ist wohl unnötig zu erläutern, was ich unter Umständen mit diesem Wissen hätte verhindern können", ihre Stimme schwankte. Jedes weitere Wort zu diesem Thema hätte sie ihre letzte Objektivität gefährdet. Sie nickte Tuvok zu, dass er die Brücke übernehmen sollte und entfernte sich zum Turbolift.
"Doktor, ich bin auf dem Weg zu Ihnen. Niemand, hören Sie, niemand deaktiviert das Kraftfeld! Halten Sie sich fern von unserem Gast!"
"Wie Sie wünschen, Sie sind der Captain", sagte der Doktor.
Das bezweifle ich so langsam, dachte sie. Wortlos verließ sie die Brücke.


Mit energischem Schritt betrat Kathryn Janeway die Krankenstation und steuerte direkt auf das Bett der N'ahrahzuti zu.
"Captain, es ist ein medizinisches Wunder: Sie lebt!", sprach der Doktor begeistert.
Janeway warf dem Doktor einen eisigen Blick zu. "Treten Sie zur Seite!", befahl sie dem Doktor, Mulder und Scully, die daraufhin gehorchten.
Dana zog Fox noch ein Stückchen weiter zur Seite und flüsterte ihm zu: "Was um Himmelswillen ist das denn für ein Drachen?"
Jetzt war es Mulder, der Dana einen weiteren Meter wegzog. "Das ist der Captain dieses Raumschiffes", flüsterte er in ihre Richtung.
"Na wundervoll!", Scully verdrehte die Augen beim Thema Raumschiff, "Vielleicht sollte sie lieber ein Schild mit der Aufschrift 'Vorsicht! Bissig!' tragen."
"Scully, glauben Sie einfach an das Gute im Menschen", lächelte Fox ihr zu.
"Was sind Sie nur für eine Spezies?", fragte Kathryn die N'ahrahzuti verärgert. Dieses Wesen unterschied sich optisch kaum von Skollaris und rief dadurch bei ihr eine sofortige Ablehnung und Verachtung hervor.
"Ich bin eine N'ahrahzuti und mein Name ist Matharis, Captain", antwortete diese freundlich lächelnd.
"Sie können sich Ihr Lächeln schenken, Matharis!", giftete Janeway sie an.
"Ich fürchte, Sie missverstehen es, Captain. Wir N'ahrahzutis sind ein freundliches Volk von Forschern und Wissenschaftlern", entschuldigte sie sich strahlend.
Janeway schüttelte ihren Kopf: Diese Volk hatte sich nicht im Geringsten von ihrer freundlichen Seite gezeigt. Sie riss sich zusammen, nicht ausfallend zu reagieren. "Was ist das für ein Experiment, wofür Sie extra Menschen aus einer anderen Zeit entführen müssen, wofür es sich lohnt zu töten?"
Nicht auch noch sie!, schoss es Scully durch den Kopf. Sie verzog das Gesicht, schaute Mulder an und wollte zu einem Kommentar ansetzen, doch Fox brachte sie mit einem Kopfschütteln zunächst zum Schweigen.
"Wir benötigen die menschliche Physis, um unsere Untersuchungen durchzuführen, damit unser Volk eine Überlebenschance hat. Die Menschen aus dem Anfang des 21. Jahrhunderts haben sich sehr viel effizienter erwiesen, als die aus der heutigen Zeit. Ihre Chancen, diese Tests zu überstehen sind um einiges größer, und uns ist selbstverständlich daran gelegen, die Überlebenden wieder zurück in ihre Zeit zu bringen." Matharis setzte einen mitleidigen Blick auf und hoffte, den Captain damit erweichen zu können.
"Wie edel von Ihnen! Aber wahrscheinlich bringen Sie sie nur zurück, damit Ihnen der Nachschub nicht ausgeht!", sagte Janeway abfällig. "Ihre Leute haben eines meiner Crewmitglieder erbarmungslos hingerichtet, und ein anderes Besatzungsmitglied befindet sich in ihrer Gewalt. Sagen Sie mir, hat mein Offizier eine Überlebenschance? Welche Art von Tests werden Ihre Leute bei ihm durchführen?"
"Captain, ich darf Ihnen keine Informationen über die Untersuchungen preisgeben, aber Sie können sicher sein, dass Ihr Besatzungsmitglied, sofern er kooperiert, kaum Schmerzen haben wird", äußerte Matharis in einem freundlichen Ton.
Es reichte - Kathryn Janeways Geduld war am Ende. "Computer: Kraftfeld deaktivieren!"
Scully, Mulder und der Doktor tauschten skeptische Blicke untereinander aus.
"Ich werde Sie nur noch ein einziges Mal fragen, Matharis: Welche Tests werden an ihm durchgeführt? Wie kann ich es verhindern?", sprach sie bedrohlich leise.
"Ich darf Ihnen keine Antwort darauf geben, Captain", antwortete sie. Langsam erhob sich Matharis von dem Biobett. "Bitte verstehen Sie es, ich werde mein Möglichstes tun, um Ihnen zu helfen", sprach sie einfühlsam weiter und ergriff für den Bruchteil einer Sekunde führsorglich die Hand von Kathryn.
Wie von einem elektrischen Schlag getroffen zuckte Janeway zusammen und zog ihre Hand fort.
"Captain?", fragte der Doktor, doch Kathryn wollte kein Gespräch über Antistatik führen und bedeutete mit einem Wink, dass alles in Ordnung wäre.
"Sie widersprechen sich, Matharis. Wie können Sie Ihr Möglichstes tun, ohne mir meine Fragen zu beantworten? Ich bin sehr gespannt, wie Sie uns zu helfen beabsichtigen", fragend sah der Captain sie an.
"Captain, ich helfe Ihnen, indem ich Ihnen keine Informationen gebe. Sie würden die neugewonnenen Informationen nur zu Ihrem Verderben einsetzen. Glauben Sie mir, Sie müssten alle für unsere Experimente herhalten."
"Diese Aussage werde ich nicht akzeptieren!", entgegnete sie verärgert und betätigte ihren Kommunikator. "Tuvok, schicken Sie ein Sicherheitsteam zur Krankenstation, welches unsere N'ahrahzuti in den Sicherheitstrakt umquartiert, und kümmern Sie sich darum, dass Mister Mulder und Miss Scully je ein Quartier zugewiesen wird! Janeway: Ende." Sie wartete noch nicht einmal die Bestätigung ihres Offiziers ab - sie war außer sich vor Wut.
"Captain, ich protestiere! Sie können meine Patientin nicht verlegen. Ich habe meine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen", erboste sich der Doktor und stellte sich vor seinen Captain.
"Sie werden sehen, dass ich es kann!", brummte Janeway zurück.
"Bedenken Sie, dass es aus medizinischer Sicht ein großes Risiko für das Leben meiner Patientin wäre!" Beherzt ergriff er ihren Arm und schaute sie besorgt an.
"Doktor, ich gefährde von niemanden das Leben! Sie wird sich dort unter ständiger Beobachtung befinden", sagte Janeway und befreite ihren Arm aus seiner Hand. Anschließend drehte sie sich in Matharis' Richtung und sprach emotionslos: "Alles weitere betrachten wir einfach als ein kleines Experiment."
Die Türen öffneten sich und das Sicherheitsteam trat herein. Zwei der Männer führten die N'ahrahzuti hinaus, und zwei weitere warteten auf Mulder und Scully.
"Miss Scully, Mister Mulder, diese Herren werden Sie zu Ihren Quartieren begleiten", richtete Kathryn das Wort an die beiden.
"Das ist sehr freundlich von Ihnen, Captain, aber Mulder und ich müssen noch weiter nach Holbrook. Wir werden uns besser gleich auf den Weg machen. Mulder?", bedankte sich Scully und drehte sich zu ihrem Partner.
Der Captain hatte eigentlich vermutet, dass ihre Gäste inzwischen über die Lage, in der sie sich befanden, ausreichend informiert sein müssten, oder war diese Frau um ein Vielfaches schwerer von der Wahrheit zu überzeugen als Mulder? "Ich wäre bereit, Ihnen beiden ein Shuttle zu leihen, aber bis nach Holbrook werden Sie damit nie gelangen. Es wäre ein Wunder, wenn Sie es überhaupt erleben würden, diesen Quadranten damit zu verlassen. Sicherlich ist es schwer für Sie, Ihre jetzige Situation mit normalen Menschenverstand zu erfassen, aber Sie können mir glauben: Sie befinden sich auf einem Raumschiff. Wenn Sie möchten kann Sie einer der Herren vom Sicherheitsteam gerne durch das Schiff führen, bevor Sie Ihr Quartier aufsuchen", bot Janeway an.
Dana erblickte einen Mulder, der ihr begeistert zunickte und sie lenkte schließlich ein. "Ja, danke, ich nehme eine Führung gerne an. Vielleicht muss ich es erst sehen, um Ihnen glauben zu können", entgegnete sie. "Mulder?"
"Gute Nacht, Captain. Gute Nacht, Doktor", verabschiedete sich Fox von den beiden und verließ zusammen mit Scully, und den Männern vom Sicherheitsteam, die Krankenstation.
Kathryn Janeway wandte sich vom Doktor ab und fuhr sich nachdenklich mit der Hand über ihre Stirn. Sie fühlte sich durch die Schuld am Tod von Carter wie erschlagen. Müde ließ sie sich auf den Rand des nächsten Biobettes nieder.
Dem Doktor kam das Verhalten des Captains seltsam vor. "Sie sehen nicht gut aus, Captain. Kann ich etwas für Sie tun?", musterte er sie eingehend.
"Doktor, wir haben vorhin Fähnrich Carter verloren", sprach sie leise und ihre Stimme zitterte. "Er und Commander Chakotay waren zusammen auf einer Außenmission, von der ich nichts wusste. Sie wurden von den N'ahrahzutis gefangen genommen und der Anführer Skollaris hat Carter vor meinen Augen hingerichtet."
Das MHN schaute sie hilflos an - es kam so gut wie nie vor, dass sich der Captain ihm anvertraute. Er wusste nicht, wie er sich am besten verhalten sollte und daher setzte er sich zu ihr. "Das tut mir leid", sprach er erschüttert und legte unsicher seinen Arm um sie.
"Sie haben den Commander niedergeschlagen... Der Antrieb der Voyager ist nur noch mit Impulse möglich... Das Schiff mit Chakotay ist mit Warp auf und davon. Es ist nahezu unmöglich, sie einzuholen. Ich habe ihn ebenfalls verloren..." Kathryn wusste nicht, was mit ihr geschah - sie äußerte sonst niemals so offen ihre Gefühle. Ihre Gedanken drehten sich verzweifelt im Kreis und suchten nach einer Lösung. "Er war doch noch so jung", kam es stockend über ihre Lippen und sie presste ihre Hand vor den Mund.
"Wir werden eine Lösung finden", versuchte er sie aufzumuntern.
Sie nickte ihm stumm zu und lehnte sich an den Doktor.
"Wenn Ihnen danach ist, weinen Sie ruhig. Es wird Ihnen helfen", sprach er ihr beruhigend zu und tastete mit einer Hand nach einem Hypospray, als sie immer heftiger zitterte. Der Captain schien außergewöhnlich schnell in diesen Erschöpfungszustand zu verfallen. Sie hatte schon schlimmere Dinge erlebt und war nie in seiner Gegenwart derart in sich zusammengefallen. Letztendlich war auch der Captain nur ein Mensch, der jetzt einen Freund brauchte. Stumm legte er das Hypospray zur Seite - er konnte nicht alles mit seiner Medizin heilen.



* * *




Chakotay lag ausgestreckt auf einem Bett und versuchte mit aller Macht, seine Augen zu öffnen.
"Kathryn?", flüsterte er zaghaft. Seine Augen boten ihm nur einen verschwommenen Anblick von seiner Umgebung. "Kathryn", sprach er erneut und blinzelte.
"Schhhht", vernahm er ihre Stimme, "es wird alles gut." Zärtlich fuhr ihre Hand über seinen Kopf.
Chakotay vernahm Stimmen in dem Raum. Er drehte seinen Kopf, konnte aber nur Schemen erkennen und nicht ausmachen, worüber gesprochen wurde.
"Bleiben Sie bitte ruhig liegen, Chakotay. Ich bin gleich wieder bei Ihnen", sprach sie leise zu ihm.
"Kathryn, was ist mit mir? Meine Augen... Kathryn?", rief er aufgeregt hinterher. Mit jedem Schritt, den sie sich von ihm entfernte, wurde ihre Gestalt für ihn undeutlicher. Mit wem unterhält sie sich? Mit dem Doktor?, überlegte er und blinzelte mehrmals nacheinander mit den Augen, in der stillen Hoffnung, endlich wieder deutlich sehen zu können.
Die anderen Personen verließen den Raum und eine Gestalt kam zurück zu ihm: Kathryn Janeway. Sie hielt einen Gegenstand in ihrer Hand, den er nicht definieren konnte.
"Es tut mir so unendlich leid, Chakotay", sagte sie und schaute ihn traurig an.
"Was tut Ihnen leid?", fragte er und versuchte sich aufzurichten. Erst jetzt bemerkte er, dass er sich nicht bewegen konnte. Er schien an diesem Bett gefesselt zu sein.
"Es wäre leichter für uns beide, wenn wir uns nie begegnet wären", in ihrer Stimme schwang tiefe Verzweiflung mit.
"Weshalb kann ich mich nicht bewegen? Was ist mit mir geschehen?... Warum sagen Sie so etwas, Kathryn? Ich...", er verstand sie nicht und überlegte, ob er den Satz beenden sollte. "Ich kann mir kein Leben ohne Sie vorstellen", sagte er schließlich.
Sie senkte ihrem Blick und zog die Decke ein wenig von seinem Körper fort.
"Kathryn, was machen Sie?", fragte Chakotay, als er einen metallischen, kühlen Gegenstand zwischen seinen Rippen spürte.
"Bitte verzeihen Sie mir", flüsterte sie und betätigte das Instrument.
Chakotay wurde von dem Schmerz überwältigt und sank zurück in tiefe Bewusstlosigkeit.



Dana Scully saß alleine an einem Tisch im Casino. Sie versuchte, die Erlebnisse des gestrigen Abends zu verarbeiten, doch so recht wollte sie nicht an das glauben, was sie mit eigenen Augen gesehen hatte.
Dieses hier soll ein Raumschiff sein?, fragte sie sich. Es würde mich nicht wundern, wenn alles eine gigantische Filmproduktion wäre. Die "Trueman Show" einmal live erleben, nur dieses Mal mit einer galaktischen Kulisse! Sie stocherte mit ihrem Besteck in dem seltsam aussehenden Gericht. Irgendwo gibt es hier bestimmt einen Ausgang. Wenn ich den nur finden würde, würde es mich nicht überraschen, auf einem Parkplatz zu landen und dort unseren Mietwagen vorzufinden!
Skeptisch beäugte sie ihr Essen und bemerkte dabei nicht, wie sich ihr ein Mann von hinten näherte.
"So allein', schöne Frau?", hörte sie eine freundliche Männerstimme hinter sich.
Die Hand auf ihrer Schulter ließ sie zusammenzucken und sich umdrehen. "Begrüßen Sie hier jeden so?", fragte sie erschrocken in das Gesicht eines blonden Mannes blickend.
"Nein, nur den hübschesten Besuch von der Erde", lachte dieser.
Scully verzog leicht ihr Gesicht. "Der dürfte hier keine hohe Lebenserwartung haben."
"Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken. Mein Name ist Tom Paris." Er reichte ihr zur Begrüßung seine Hand.
"Dana Scully", stellte sie sich vor.
"Ich weiß. Auf einem so kleinen Schiff verbreiten sich Neuigkeiten immer sehr schnell", entgegnete er und nahm unaufgefordert ihr gegenüber Platz.
"Ich hatte nicht vor, zum Gesprächsthema dieses... Ortes zu werden, Mister Paris."
"Sie haben für das FBI gearbeitet, Dana?" Tom lehnte sich in ihre Richtung auf den Tisch.
"Scully", betonte sie verärgert. "Gearbeitet? Nein, ich arbeite noch immer für das FBI. Warum sprechen Sie in der Vergangenheitsform?"
"Nun, wenn Sie in diesem Jahrhundert zurückkehren, dann haben Sie fürs FBI gearbeitet", grinste er.
Scully holte tief Luft und stand auf. Hat Mulder hier jeden mit seiner Paranoia angesteckt?
"Entschuldigen Sie mich bitte, ich habe zu arbeiten", entgegnete sie.
"Welcher Sektion sind Sie zugeteilt worden, Dana? Der Krankenstation?"
"Für Sie immer noch Scully, Mister Paris! Ich bin hier keiner Sektion zugeteilt worden! Keiner von Ihnen kann über meinen Einsatz bestimmen!", sagte sie zornig.
"Nur der Captain", antwortete Tom gelassen.
"Auch nicht der Captain! Befassen Sie sich ein wenig mit der Hierarchie beim FBI, und wir können uns irgendwann weiter unterhalten! Ich lade Sie gerne zu einem Besuch in Washington D.C. ein, aber jetzt habe ich keinen Bedarf, diese Konversation fortzuführen!", meinte sie bissig.
Tom fing laut an zu lachen.
"Weshalb lachen Sie?" Scully wurde immer verärgerter. "Habe ich etwas Lustiges gesagt?"
"Sie laden mich nach Washington D.C. ein?" Tom hielt sich den Bauch vor Lachen. "Hat Ihnen noch keiner gesagt, wo wir uns befinden?"
"Ja, verschollen im Delta-Quadranten", meinte sie ironisch. "Sie sollten sich mit meinem Partner unterhalten. Ihnen beiden würde bestimmt nicht der Gesprächsstoff ausgehen!"
"Schon geschehen. Hey, warten Sie, Scully!" Tom wurde wieder ernst und hielt sie am Arm fest. "Deswegen bin ich überhaupt hier."
"Weswegen? Weil Sie mit Mulder gesprochen haben?"
"Ja, ich habe ihn beim Joggen durch die Korridore getroffen. Er hat meine Einladung, dass Sie heute Abend beide ins Holodeck 2 kommen, begeistert angenommen", erklärte er.
Mulder kann was erleben!, dachte sie. "Nun, ich werde es mir überlegen, falls wir heute Abend nicht wieder auf der Erde sein sollten", sagte sie spitz, drehte sich um und ging.
"Freut mich, dass Sie auch kommen", rief Tom ihr hinterher.



"Logbucheintrag des Captains. Sternzeit 55094.43: Seit einer Stunde steht der Voyager wieder volles Warp-Potential zur Verfügung. Wir folgen noch immer der Signatur des N'ahrahzuti Raumschiffs, aber sollten diese nicht zu einem Stopp gezwungen sein, schwinden unsere Chancen gleich Null, Commander Chakotay zurückzuholen. Matharis verweigert jegliche Kooperation, so dass wir uns zur Zeit keinen Vorteil durch ihre Anwesenheit verschaffen können."
Kathryn Janeway beendete ihren Eintrag und lief nervös in ihrem Bereitschaftsraum auf und ab. Elf Stunden waren bereits vergangen, nachdem sie von der Krankenstation gegangen war, und ihren Dienst auf der Brücke fortgesetzt hatte. Sie war übermüdet, konnte aber keine Ruhe finden. Noch immer stieg diese Übelkeit in ihr empor. Chakotay...
Sie beschloss, ihre Replikatoreinheiten für die nächsten Wochen im Voraus zu verbrauchen, damit sie mit einem Kaffee die Müdigkeit aus ihren Gliedern vertreiben konnte. Plötzlich hörte sie eine leise Stimme flüstern.
"Hallo?", fragte sie irritiert, denn sie konnte die leisen Worte nicht verstehen.
"Mörderin!", hörte sie die Stimme immer wieder das eine Wort wiederholen, welches langsam an Intensität zunahm.
"Hallo, ist da jemand?" Eine Gänsehaut überkam sie, als sie die Stimme schließlich erkannte: Fähnrich Carter.
"Sie haben mich auf dem Gewissen, Captain!", klagte die Stimme sie an.
Hilflos drehte sie sich nach allen Seiten, denn die Richtung, aus der Carters Stimme kam, änderte sich ständig.
"Ich war viel zu jung für diese Mission! Sie hätten mich nicht dazu abkommandieren dürfen!"
"Ich habe Sie nicht mit dieser Mission beauftragt, Carter", sprach sie ehrlich.
"Der Captain ist für alles verantwortlich! Ich war zu jung, ich wollte noch nicht sterben! Mörderin!", rief er immer lauter.
"Es tut mir leid, ich wusste nichts davon, dass Sie Commander Chakotay begleiten."
"Mörderin! Sie haben nichts getan, um mich zu retten! Mörderin!"
Wohin sie sich auch bewegte, die Stimme folgte ihr. "Bitte verzeihen Sie, ich wollte nicht, dass Ihnen das widerfährt. Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand." Ihre Stimme bebte leicht.
"Lügnerin! Mörderin!"
Sie hielt sich die Ohren zu und schloss ihre Augen. Lange würde ihre Psyche der Anklage kaum noch standhalten können.
"Mörderin!" Kathryn setzte sich auf die Couch und vergrub ihr Gesicht in ihren Handflächen. "Es tut mir leid", flüsterte sie.
"Was tut Ihnen leid, Captain? Dass Sie mich nicht zum Joggen begleitet haben?", fragte Mulder, der sich auf einmal in ihrem Bereitschaftsraum befand.
Die Stimme war wie von Geisterhand verstummt. Janeway blickte Mulder fassungslos an, bevor ihr bewusst wurde, dass sie ihn nicht hatte hereinkommen hören.
"Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen", scherzte er auf sie zugehend.
Kathryn hatte sich noch nicht wieder komplett gesammelt. "Was haben Sie gesagt?"
"Hey", meinte er locker und nahm neben ihr Platz, "alles in Ordnung mit Ihnen?"
Sie musste ein weiteres Mal tief Luft holen, dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. "Was gibt es, Mister Mulder?", ignorierte sie seine Frage.
"Bitte, Captain, können Sie mir nicht meinen dummen Fehler verzeihen und mich wieder Mulder nennen?", fragte er mit seinem ganzen Charme.
Janeway konnte nicht anders und erwiderte diesem Dackelblick ein angedeutetes Lächeln. "Was führt Sie zu mir, Mulder?"
"Heute Abend steigt eine kleine Party auf dem Holodeck 2, um die allgemeine Stimmung wieder anzuheben, sagten mir Neelix und Tom Paris. Da ich gerade beim Joggen war, habe ich den beiden versprochen, Sie persönlich hierzu einzuladen", lächelte er zurück.
"Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, aber..."
"Es würde Ihnen bestimmt gut tun."
"Aber ich werde vermutlich zu arbeiten haben. Bitte lassen Sie sich den Spaß durch meine Abwesenheit nicht entgehen. Die Crew braucht ein wenig Ablenkung, nachdem was geschehen ist."
"Und was ist mit Ihnen? Sie sollten es sich gut überlegen. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, benötigen Sie am meisten Ablenkung auf diesem Schiff", meinte er, stand wieder auf und ging zur Tür.
"Wie meinen Sie das, Mulder?", ihre Stimme hatte wieder den alten Klang zurückerlangt.
Mulder drehte sich noch einmal kurz um und winkte ihr zu. "Bis heute Abend, Captain", sagte er mit einem spitzbübischen Lächeln zum Abschied.



"Wie lange dauert das denn noch? Wir haben nicht unbegrenzt Zeit!", grollte Skollaris einen anderen N'ahrahzuti an.
"Wir arbeiten daran. In 36 Stunden müsste es repariert sein", lautete die freundliche Antwort.
Man konnte ein Brummen im Raum vernehmen. "Das sind 34 Stunden zuviel!" Skollaris ließ seine Faust auf den Tisch vor ihm schlagen. "Zurück zu Ihrem Posten! Ich erwarte ein Ergebnis in zwei Stunden!"
Der andere N'ahrahzuti verbeugte sich ergeben und verließ hastig den Raum. In solchen Augenblicken war es besser, Skollairs nicht zu widersprechen.



Tuvok hatte den Captain davon überzeugen können, dass nach einer 30-Stunden-Schicht die Effizienz der Arbeitsleistung nicht mehr das Optimum erreichen würde, und somit hatte Kathryn ihrem Körper ein wenig Schlaf gegönnt.
Von den drei Stunden, die sie seitdem in ihrem Bett verbrachte, konnte nur die letzte halbe Stunde Erholung für sie bedeuten, nachdem ihr endlich die Augen vor Übermüdung zufielen.
Unruhig bewegte sich ihr Körper während des Schlafens, bis sie letztendlich schweißgebadet ihre Augen öffnete. Ihr war kalt, denn sie hatte sich mit ihren Bewegungen der Bettdecke entledigt. Fröstelnd drehte sie sich zur Seite und tastete nach der wärmenden Decke.
Ihr gefror fast das Blut in den Adern, als ihre Hand neben der Decke zusätzlich etwas anderes berührte. Entgeistert stieß sie einen Schrei aus.
"Chakotay!", keuchte sie. Ihr Erster Offizier lag neben ihr im Bett, doch sein Körper war kalt und blass.
"Chakotay", flüsterte sie, während ihre Hand nach seinem Puls tastete. Verzweifelt strich sie ihm zärtlich übers Gesicht, nachdem sie kein Lebenszeichen ausmachen konnte und rief: "Computer, Nottransfer auf die Krankenstation initiieren!"
Sie erhielt keine Ausführung ihres Befehls, und daher wiederholte sie ihren Satz erneut, doch auch dieses Mal sollte ihre Bemühung fehlschlagen.
Kathryn sprang panikartig aus dem Bett und rannte zur Tür. Die Technik schien sich gegen sie verschworen zu haben, denn sie war gefangen in ihrem Quartier - die Tür öffnete sich nicht.
"Hilfe! Wir brauchen Hilfe!", schrie sie hektisch und trommelte mit den Fäusten gegen die Tür. Ein kalter Luftzug schien sie von hinten eisig zu umhüllen.
"Kathryn!", vernahm sie urplötzlich die mahnende Stimme des Commanders.
Ihr Herz raste vor Schreck, und sie stieß hörbar Luft aus ihren Lungen. Blitzschnell drehte sie sich zu ihm um.
Chakotay saß aufrecht in ihrem Bett und blickte sie eiskalt kalt. "Was hast du nur getan?", fragte er verbittert.
Sie wollte zu ihm laufen, doch ihre Beine brachten sie nur Schrittweise voran. "Chakotay", kam ihr leise über die Lippen, während sie schockiert vor dem Bett stehen blieb, nachdem die sparsame Beleuchtung ihres Quartiers ihr den blutverschmierten Kopf von ihm offenbarte.
"Warum hast du uns nicht geholfen? Du hättest den Handel bewilligen können! Warum hast du uns im Stich gelassen?", sprach er voller Hass.
"Chakotay, ich habe nicht rechtzeitig gewusst, um was...", ihre Stimme vibrierte.
"Du hast für alles eine Ausrede, nicht wahr?! Ist das eine Voraussetzung, um Captain zu werden, oder gehört es sogar zu eine von den Sternenflotten-Direktiven?" Er verbarg nicht die Verachtung, die er für sie empfand.
"Es wird...", sie stockte, weil ein Zittern ihren Körper überkam.
"Du hast mich verraten, Kathryn!", schrie er sie an.
Eine Träne lief über ihre Wange und ihre Gesichtsmuskeln zuckten unkontrolliert.
"Ich habe dir mein Leben anvertraut, und du hast mich verraten!"
"Nein", sagte sie verzweifelt, "ich würde mein Leben für dich geben."
"Ich werde dir nie wieder vertrauen! Wie konntest du es zulassen, dass sie mir das hier angetan haben?" Chakotay stand auf und entblößte seinen Oberkörper.
Kathryn presste entsetzt ihre Hand vor den Mund. Sie schnappte verzweifelt nach Luft und stolperte dabei zwei Schritte rückwärts. Ihr Herz schien einen Aussetzer zu bekommen - bei dem, was sie erblickte.
Sie taumelte, fiel zu Boden und hatte keine Macht mehr über ihren Körper. Schlagartig wurde es dunkel um sie.



"C'est l'espada, la fine lame", sang der Doktor, "Celui qui vient terminer tout, qui parait à la fin du drame, et qui frappe le dernier coup. Vive, vive !" Das MHN unterbrach seinen Gesang und ließ die Gladiatoren aus "Carmen" nicht weiter in die Krankenstation einziehen. War dort eben nicht ein Geräusch?
"Hallo? Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls", sprach er in den leeren Raum.
"Tss, ich muss mich wohl geirrt haben", seufzte er und wandte sich wieder seiner Arbeit zu, doch es ertönte erneut ein leises Knacken.
"Hallo?", fragte der Doktor ein wenig verunsichert, doch er sah niemanden. Seine Holomatrix wies plötzlich Unregelmäßigkeiten auf. Erschrocken über das kurze Flackern lief er zum Computer. Er musste etwas dagegen unternehmen, und zwar schnell! Seine holographischen Finger huschten über die Schaltflächen, als sein Erscheinungsbild erneut instabil wurde.
"Was geht denn hier vor?", schimpfte er, bevor er vollkommen verschwand.



Captain Janeway war auf dem Weg zur Krankenstation, denn so konnte es nicht weitergehen. Sie hatte eine halbe Stunde zu spät ihren Dienst angetreten, nachdem sie auf dem Fußboden ihres Quartiers zu sich gekommen war. Sämtliche Überprüfungen des Computers, die sofort durchgeführt hatte, gaben keinen Anhaltspunkt für die Fehlfunktion vor ein paar Stunden. An einen Alptraum konnte sie nicht glauben, denn die Beule an ihrem Hinterkopf sprach dagegen. Sie setzte all ihre Hoffnung einer baldigen Aufklärung ihres Erlebnisses auf den Doktor und trat durch die Tür zur medizinischen Abteilung.
"Oh, guten Tag", begrüßte Janeway überrascht B'Elanna, Seven, Mulder und Scully. "Habe ich einen Routineuntersuchungstermin der Crew vergessen?"
"Negativ, Captain", antwortete Seven und schaute für einen kurzen Augenblick von ihrer Arbeit an der technischen Einrichtung auf.
Scully konnte ihren Blick nicht von Seven abwenden. Ungläubig darüber, in welchem schlechten Traum sie sich ganz offensichtlich befand, analysierte sie die Optik dieser Person kritisch von oben bis unten.
"Captain, das Programm des Doktors wurde aus der Datenbank gelöscht", meldete sich Torres erregt zu Wort, und erntete für diese Aussage von Scully einen erstaunten Blick.
"Wie konnte das passieren, B'Elanna?" Janeway verspürte Ärger in sich aufkeimen.
"So wie es aussieht, muss sich jemand am Computer zu schaffen gemacht haben. Wir scheinen das Programm komplett verloren zu haben!", schnaufte Torres wütend, lief zur nächsten Konsole und suchte im Computer nach Überbleibseln vom Doktor.
"Wenn Sie mich fragen, Mulder", flüsterte Scully Fox ins Ohr, "dann kann ich Ihnen jetzt unseren wahren Aufenthaltsort benennen."
Mulder schaute sie erwartungsvoll an und grinste, als sie das Wort "Irrenanstalt" in sein Ohr sprach.
"Ich werde die Alpha 98126-Kodierung als Duplikat für die Reinitialisierung des Programms verwenden", meinte Seven sachlich.
"Gut." Janeway nickte ihr zu.
"Nein, das wird nicht funktionieren, Seven! Wir benötigen dafür die Holomatrix des Doktors!", brauste B'Elanna auf und schüttelte ihren Kopf.
"Das ist inkorrekt, Lieutenant Torres, die Holomatrix ist gegenwärtig nicht existent", entgegnete Seven wiederum.
B'Elanna wusste das Fachwissen der Borg zu schätzen, aber dieses Mal lag Seven, nach ihrer Meinung, mit dem Vorschlag komplett daneben. "Ja, deshalb müssen wir zuerst..."
"Meine Damen!", sprach der Captain energisch dazwischen. "Auf welche Art und Weise Sie auch immer Erfolg haben mögen: Tun Sie es, aber vergeuden Sie keine kostbare Zeit mit Streitigkeiten!"
"Aye, Captain", antworteten die beiden Streithähne wie aus einem Munde.
"Wir sollten endlich gehen, bevor wir uns noch anpassen", flüsterte Scully erneut in Mulders Ohr.
"Ich finde es hier äußerst interessant, Scully", flüsterte er erheitert zurück.
Wie konnte ich das nur anzweifeln? Scully seufzte.
Captain Janeway wollte sich aus der Krankenstation zurückziehen, als sie plötzlich kehrt machte und auf Mulder und Scully zuging. "Wie ich hörte sind Sie Ärztin, Scully?"
"Ja", antwortete Dana gespannt auf die Worte, die folgen sollten.
"Würden Sie es sich zutrauen, den Doktor für eine Weile zu vertreten?", fragte Janeway weiter.
"Wie bitte?", kam es entrüstet aus Danas Mund. "Sie scheinen nicht über die gesamten Informationen zu verfügen: Ich bin keine praktizierende Ärztin - ich arbeite als Pathologin beim FBI!"
"Das ist mir bekannt, Miss Scully", meinte Janeway gelassen.
"Ihr Fachgebiet ist die Kreissäge - nicht der Kreißsaal", scherzte Mulder leise vor sich hin, doch Scully hatte jedes Wort verstanden und warf ihm einen bösen Blick zu. Entschuldigend zuckte er mit den Achseln, schließlich hatte er ja nur die Wahrheit gesagt.
"Zudem ist mir die Bedienung ihrer technischen Geräte nicht vertraut, und ich habe die Hoffnung längst nicht aufgegeben, dass ich jeden Moment aus diesem Traum erwache", meinte Dana verärgert.
"Ich beneide Sie um diesen Irrglauben", ergriff Janeway erneut ihre Bitte auf, "aber vielleicht können Sie es in Erwägung ziehen, falls Sie nicht demnächst aufwachen. Über die Bedienung der medizinischen Geräte würde Sie Mister Paris informieren. Sie wären für die Voyager eine enorme Hilfe. Bitte überlegen Sie sich alles in Ruhe und informieren mich in einer Stunde, ob Sie auf meine Bitte eingehen wollen."
Konnte oder wollte sie hier niemand verstehen? Scully versuchte ruhig zu bleiben, denn sie mochte sich nicht für diesen Befehlston von Janeway erwärmen. "Ich werde Ihnen noch einmal versuchen, meine Situation zu verdeutlichen..."
"Scully!", fiel Mulder ihr ins Wort und fügte in Janeways Richtung hinzu, "Sie wird ihr Angebot überdenken, Captain."
"Mulder, ich kann immer noch für mich selbst sprechen!", fuhr Dana ihn barsch an.
"Scully", sagte er beschwichtigend und führte sie zur Seite. "Sie wird es sich überlegen, Captain."
"Und ich sage: Nein!", giftete Scully ihn an.
"Wir melden uns", sprach er lächelnd zu Janeway.
Der Captain nickte den beiden zu und verließ den Raum.
"Was fällt Ihnen ein, Mulder? Wie können Sie es wagen..." Dana befreite sich von Mulders Hand an ihrem Arm.
"Psssst, Dana", flüsterte er.
"Dana?", wiederholte sie verwirrt.
"Das ist die Gelegenheit!", strahlte er sie verschwörerisch an.
"Die Gelegenheit wofür, Mulder?"
"Wir bekommen so vielleicht die Möglichkeit, uns weitere Informationen aus dem Computer zu holen. Es könnte uns helfen, zu verstehen warum wir hier sind."
"Sehen Sie sich um, Mulder! Wenn diese Technologie so fortgeschritten ist, wie es den Eindruck erwecken soll, dann hilft uns auch nicht Ihr "EDV-Kurs für Fortgeschrittene" weiter!"
"Unterschätzen Sie nicht meine Kompetenz auf diesem Gebiet! Ich habe inzwischen den "EDV-Kurs für Profis" erfolgreich abgeschlossen." Mulder mochte diese Wortgefechte mit Scully.
"Ja, sicher", sagte sie ironisch. "Sollten dennoch Probleme auftauchen, dann können Sie ja mit Ihrem Handy, welches hier leider nicht funktioniert, beim FBI um Rat fragen. Nein, ich verbessere mich: Sie rufen gleich nach Byers, Langley oder Frohike."
Fox hob seinen rechten Arm und streckte den Zeigefinger in die Höhe. "Mulder nach Hause telefonieren", zitierte er mit verstellter hoher Stimme E.T.
Dana rollte ihre Augen, seufzte laut und drehte sich um.
"Hey, Scully", augenblicklich überkam ihn doch ein schlechtes Gewissen, es so auf die Spitze getrieben zu haben. "Es wäre zumindest einen Versuch wert, denken Sie nicht?"
Sie schmollte kurz, doch dann entschloss sie sich zu einem "Weil Sie mich darum bitten, Mulder, werde ich es versuchen. Aber sobald wir eine Möglichkeit finden, von hier fortzukommen, werde ich gehen!"
Das war die Scully, wie Mulder sie mochte.


B'Elanna und Seven hatten sich inzwischen aus der Krankenstation zurückgezogen, als das Klingeln eines Handys urplötzlich den Raum erfüllte. Erstaunt blickten sich Mulder und Scully an.
Dana griff in die Innentasche ihres Blazers und holte das tönende Gerät hervor. "Scully", meldete sie sich.
"Sagen Sie bitte nichts, Scully", flüsterte die männliche Stimme am Telefon.
Sie öffnete verdutzt ihren Mund, wollte gerade einen Einwand erheben, doch als sie die Stimme erkannte, befolgte sie stumm die Anweisung. Einen Augenblick später schaltete sie ihr Handy aus, steckte es wieder ein und sagte achselzuckend zu Mulder, der sie erwartungsvoll anschaute: "Falsch verbunden."
"Falsch verbunden, Scully? Ihr Telefon kann hier nicht funktionieren. Haben Sie vergessen, wo wir uns befinden?", fragte Mulder.
"Demnach sind wir nicht dort, wo wir glauben sollen, dass wir uns angeblich befinden. Ich habe es Ihnen doch von Anfang an gesagt, Mulder: Wir sind auf keinem Raumschiff!", antwortete sie gereizt und wandte sich um.
"Wo wollen Sie hin? Scully?"
Hastig verließ sie, ohne eine weitere Antwort zu geben, die Krankenstation.
Kaum war sie auf dem Korridor ein paar Schritte gegangen, klingelte erneut ihr Telefon. Nervös blickte sie sich um, ob ihr niemand gefolgt war, dann erst nahm sie das Gespräch entgegen.
"Scully?", fragte die männliche Stimme von vorhin.
"Ja. Was ist passiert, Doktor?"
"Jemand hat versucht, mein Programm zu löschen", sagte er aufgeregt.
"Welches Programm? Wo sind Sie?", flüsterte sie.
"Das Programm des Medizinisch-holographischen Notfallprogramms. Jemand wollte mich löschen!"
"Sie löschen, Doktor? Ich glaube, ich verstehe Sie nicht ganz. Sie meinen, es wollte Sie jemand umbringen, nehme ich an?"
"Umbringen und löschen kommen aufs Gleiche heraus: Ich bin ein Hologramm!", sagte das MHN genervt.
Scully blieb stehen und vergewisserte sich nochmals, ob niemand in der Nähe war. "Sicher, Sie sind ein Hologramm", entgegnete sie ironisch. "Ich denke, ich werde Ihnen die Nummer von Mulder geben..."
"Agent Scully!", rief das MHN. "Das geht nicht, denn Mister Mulder kann mich nicht hören."
Scully holte tief Luft und versuchte gelassen zu klingen, obwohl es langsam in ihr kochte. "Hoffentlich haben Sie eine nachvollziehbare Erklärung dafür, Doktor!"
"Nur Sie können mich hören, denn ich nutze Ihr Implantat quasi als Empfänger und Sender."
"Woher wissen Sie von meinem Implantat?", sprach sie irritiert, und fuhr sich mit einer Hand automatisch über ihren Nacken.
"Das ist nur meiner phantastischen Gründlichkeit als Arzt zu verdanken, aber wir wollen jetzt nicht von Thema abweichen. Wie bereits eingehend erwähnt: Jemand hätte um ein Haar mein Programm vollkommen zerstört! Mir gelingt es im Augenblick nicht, meine Holomatrix zu aktivieren, so dass ich gezwungen bin, nur über dieses Signal mit Ihnen zu kommunizieren. Glauben Sie mir, anders wäre es mir auch lieber, aber nur Sie haben die technischen Voraussetzungen von den Personen, die keine Kenntnisse über die Datenbanken der Voyager verfügen", versuchte er seine missliche Lage zu beschreiben.
"Wenn Sie mein Implantat für die beschriebenen Zwecke benutzen, dann ist mir aber absolut unverständlich, weshalb Sie zusätzlich auf mein Handy zurückgreifen mussten?", zweifelte sie.
"Das war technisch nicht unbedingt notwendig, Agent Scully, da stimme ich Ihnen zu, aber wie wäre Ihre Reaktion ausgefallen, wenn Sie plötzlich meine Stimme vernehmen würden, ohne mich zu sehen, und ohne dass andere mich hören könnten?", stellte er seine Gegenfrage.
"Das müssen Sie mir beweisen", sagte sie überzeugt davon, dass ihr Gesprächsthema in den Bereich von Hirngespinsten abgeglitten war.
"Wie Sie meinen... Einen Moment bitte", meinte der Doktor, bevor einige Sekunden lang Stille herrschte.
"Agent Scully?", fragte das MHN plötzlich.
Scully ließ langsam ihre Hand mit dem Handy sinken, öffnete überrascht ihren Mund und wurde blass.
"Können Sie mich hören?" Seine Stimme erklang laut und deutlich in ihrem Kopf, doch sie konnte vorerst nur mit einem stummen Nicken reagieren.
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