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Star Trek: Escort - 1.01 Release the Dogs of War

von Belar

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Sol System / Asteroidengürtel / Waffen- und Antriebstestgelände / gesperrter Bereich
U.S.S. Escort NCC-74200
Das Jahr 2369
1 Jahr später


Commodore Joran J. Belar saß im Kommandosessel auf der Brücke der Escort und studierte die taktischen Anzeigen. Auf der Brücke und für das gesamte Schiff galt Alarmstufe Rot. Gegenwärtig hielt sich die Escort außerhalb des Asteroidenfelds auf und scannte nach ihrem Gegner, der sich offensichtlich im Feld verborgen hatte.

"Mr. Nolan, bringen Sie uns langsam in das Asteroidenfeld", befahl Belar.

"Aye, Sir. Einhalb Impuls liegt an", sagte der Steuermann und beschleunigte das Schiff.

"Schon irgendwelche Erfassungen Mrs. Xatanis?", fragte Belar an den weiblichen Operationsoffizier gewandt.

Diese schüttelte bedauernd den Kopf und starrte weiter auf die Sensorenanzeigen. "Negativ, Sir, der Gegner ist wie vom Erdboden verschluckt. Ich kann mir das nicht erklären."

"Vielleicht verstecken Sie sich im Inneren eines der größeren Asteroiden. Wir wissen ja, dass die Felsen reich an Schwermetallen sind, welche durchaus die Sensoren blockieren oder sogar ablenken können", warf der taktische Offizier ein.

"Gut möglich, auf jeden Fall bleiben wir wachsam und bewegen uns langsam, die Waffen bereithalten", befahl Belar und starrte konzentriert auf den Bildschirm.

Langsam schob sich die Escort an einem der größeren Brocken vorbei. Unbemerkt tauchte hinter dem Brocken ein weiteres Schiff auf und heftete sich ans Heck der Escort. Augenblicklich begann, das Schiff zu feuern.

"Kontakt! Wir wurden getroffen. Simulierte Treffer auf den Decks zwei und vier. Transportersysteme ausgefallen, Schilde auf 58% gesunken", meldete die Operationsoffizierin.

"Ausweichmanöver Omega 47! Gegenmaßnahmen einleiten! Feuer erwidern!", bellte Belar seinen Offizieren zu, die sich sofort an die Ausführung seiner Befehle machten.

Unter feuernden Bordphasern stieg die Escort in einem 90° Grad Winkel auf und vollführte auf dessen Scheitelpunkt eine Rolle, die vorderen Pulsphaserbatterien zeigten nun direkt auf das angreifende Schiff.

"Ziel erfasst", meldete der taktische Offizier. "Phaser und Quantentorpedos!"

"Feuer!", befahl Belar.

Eine ganze Salve simulierter, destruktiver Energie schlug der Defiant entgegen und unterbrach deren Manöver.

"Direkter Treffer! Schilde zusammengebrochen, Warp-und Impulsantrieb ausgefallen. Lebenserhaltung arbeitet nur noch mit zwanzig Prozent Leistung", berichtete Lieutenant Xatanis von der Operationskonsole.

"Sie signalisieren, dass sie kapitulieren und übermitteln ihre Glückwünsche."

"Ausgezeichnet. Senden Sie ihnen unseren Dank", befahl Belar. "Computer, Simulation beenden. Alarmstatus Rot aufheben und in den Normalmodus zurückkehren."

Der Computer gab ein bestätigendes Geräusch von sich und die Beleuchtung wechselte von Rot auf Normal.

Belar betätigte eine Taste in der Armlehne seines Stuhls und öffnete damit einen Kanal zum Maschinenraum. "Brücke an Maschinenraum. Mr. Scott bitte geben Sie mir einen Simulationsbericht."

"Das letzte Manöver hat uns einige reale EPS-Relais gekostet und der Warpkern hätte beinahe aufgegeben. Langsam beginne ich zu denken, wir hätten einen Kern mit weniger Output einbauen sollen. Außerdem sind einige isolineare Chipreihen geschmolzen. Ich kann mir nicht erklären, wo der Fehler liegt. Ich führe eine Stufe Eins Diagnose durch und schreibe dann einen Bericht", antwortete Scott verdrossen.

"Das klingt nicht gut. Das Schiff hätte bereits vor zwei Monaten diensttauglich sein müssen. Admiral Nechayev sitzt mir schon ungeduldig im Nacken. Wir müssen das Projekt jetzt endlich abschließen", stellte Belar fest und rieb sich die Schläfen.

"Also Momentan, gehe ich davon aus, dass wir noch mindestens ein halbes Jahr brauchen, um die Fehler des Schiffes zu beheben", sagte der Ingenieur.

Belar schloss die Augen und atmete tief ein. Das war genau die Antwort, vor der er sich gefürchtet hatte. "Das ist inakzeptabel. Wie kann es denn passieren, dass wir zwei derartig schlechte Schiffe gebaut haben?"

"Die Schiffe an sich sind nicht schlecht. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass wir keine Erfahrungen im Bau eines kleinen Kampfschiffs vorzuweisen haben. Viele der Systeme der Defiant-Klasse sind kleinere Versionen der Systeme von größeren Kreuzern, da kann es schon mal vorkommen, dass es Schwierigkeiten gibt. Außerdem haben wir viele Neuerungen eingebaut, die wir ebenfalls noch nicht bis ins kleinste Detail getestet haben. Dort könnte auch der Fehler liegen. Es braucht eben Zeit, alle Systeme eines Schiffes aufeinander abzustimmen", antwortete Scott.

"Wir haben noch höchstens vier Monate, bis das Sternenflottenkommando das Projekt einmottet. Es darf nicht fehlschlagen. Brücke Ende!", sagte Belar verärgert und beendete frustriert die Verbindung.

"Sir, der Captain der Defiant möchte mit Ihnen sprechen", meldete Lieutenant Xatanis.

"Auf den Schirm!", befahl Belar und bereitete sich auf eine weitere Hiobsbotschaft vor.

Auf dem Bildschirm erschien nun die Brücke der Defiant, welche baugleich mit der der Escort war und sich lediglich in der Farbgebung unterschied. Im Kommandosessel saß Commander Elizabeth Shelby und rechts neben dem Kommandostand, stand Lieutenant Commander Benjamin Sisko. Beide Offiziere wirkten niedergeschlagen und enttäuscht.

"Ihren Bericht bitte", befahl Belar und machte sich auf das Schlimmste gefasst.

"Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg. Wir dachten wir hätten Sie, aber mit dem letzten Manöver haben Sie uns überrascht", sagte Shelby.

Belar rang sich ein Lächeln ab. "Naja, das letzte Manöver hätte mein Schiff beinahe in Stücke gerissen. Es ist bei weitem nicht so wendig, wie wir es entworfen haben. Teilweise fliegt es sich wie eine Bleiente."

"Ebenso bei uns. Als wir auf Sie feuerten, schienen die Phaser fast zu überladen, desweiteren haben wir einige EPS-Relais verloren und ein Crewmitglied liegt mit Dampfverbrühungen auf der Krankenstation. Dies geschah, als ein Rohr im Maschinenraum platzte", berichtete Shelby.

"Also ein Fehlschlag auf ganzer Linie!", stellte Belar fest.

"Das sehen wir auch so. Aber ein endgültiges Ergebnis der Simulation haben wir, wenn der Computer die Daten ausgewertet hat", sagte Sisko. "Vorausgesetzt, der Computer fliegt uns nicht auch noch um die Ohren", fügte er hinzu.

Belar hieb auf die Armlehne seines Sessels. "Verdammt. Das darf doch nicht wahr sein", fluchte er laut.

"Bevor wir zur Werft zurückkehren, würden wir gerne mit der Defiant einen Beschleunigungstest bei voller Warpgeschwindigkeit durchführen", sagte Sisko.

"Einverstanden, wir folgen Ihnen mit Warp zwei. Mehr können wir gegenwärtig nicht riskieren", bestätigte der Commodore und beendete die Verbindung.

Im Weltraum machten sich die beiden Schiffe auf, um das Asteroidenfeld zu verlassen. Als dies geschehen war und sie freien Raum erreicht hatten beschleunigten sie auf Warp. Die Escort auf Warp zwei und die Defiant auf Maximum und verschwanden in zwei gleißenden Lichtblitzen.

Die Escort hielt ihre Sensoren auf die Defiant gerichtet, um ihren Flug zu überwachen. Belar wollte gerade aufstehen, um die Brücke zu verlassen und sich auszuruhen, als ein Alarmsignal von der Operationskonsole ertönte. Er wirbelte herum und machte sich auf eine weitere schlechte Nachricht gefasst.

"Bericht!"

"Sir, die Defiant schickt uns einen dringenden Notruf, sie brauchen umgehend unsere Hilfe. Anscheinend stimmt etwas nicht mit ihrem Antrieb", meldete Xatanis.

Belar senkte den Kopf und schloss die Augen. Es war zum verrückt werden. Alle anderen Völker im Quadranten schafften es, kleine, kampfstarke Einheiten zu entwickeln. Einzig und allein die Sternenflotte, die immer so stolz auf ihre technischen Innovationen war, war nicht in der Lage, ein solches Schiff zu bauen. Das Projekt schien verflucht zu sein und das nach solch einem guten Start.

"Übermitteln Sie der Defiant, dass wir unterwegs sind", befahl Belar und nahm wieder im Kommandosessel Platz.

"Aye, Sir."

"Mr. Nolan. Setzen Sie einen Abfangkurs auf die Defiant. Maximum Warp!", presste Belar frustriert zwischen seinen Zähnen hervor.

"Verstanden. Kurs gesetzt. Geschätzte Ankunftszeit in zehn Minuten", bestätigte Nolan und beschleunigte das Schiff.

Wie ein Blitz, schoss die Escort durch den Weltraum, um ihrem Schwesternschiff, das in Not geraten war, zur Hilfe zu eilen. Belar hoffte, dass ihr Warpkern die Belastung aushalten würde und sie nicht auch noch abgeschleppt werden müssten.

Als die Escort die Koordinaten der Defiant erreicht hatte, ging das Schiff unter Warp und näherte sich dem baugleichen Schiff mit voller Impulsgeschwindigkeit. Auf dem Hauptschirm bot sich ein trauriger Anblick. Die Defiant hatte Schlagseite. Ihre Backbord Warpgondel wies ein klaffendes Loch auf und zog eine Gasschwate aus gefrorenem Kühlmittel hinter sich her. Belar glaubte auch ein Plasmafeuer zu erkennen.

"Ausschnittvergrößerung. Ich will mir die Gondel genauer ansehen. OPS versuchen Sie Commander Shelby oder Commander Sisko zu erreichen. Ich will wissen, was passiert ist", befahl Belar und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Bild auf dem Hauptschirm.

Das Bild wurde vergrößert und zeigte nun die beschädigte Warpgondel. Bei dem grünen Glühen, das Belar wahrgenommen hatte, handelte es sich tatsächlich um ein Plasmafeuer, das allerdings gerade am verlöschen war, da die automatischen Feuerlöschsysteme angesprungen waren, um die Gefahr zu bannen.

Belar und der Rest der Brückenbesatzung der Escort waren erleichtert. So schlimm schien der Schaden nicht zu sein. Sie hatten bereits das Schlimmste befürchtet und waren auf alles gefasst.

"Commodore, ich habe Lieutenant Commander Sisko für Sie", meldete Xatanis.

"Ausgezeichnet, auf den Hauptschirm mit ihm."

Das Bild der beschädigten Defiant wechselte und zeigte nun wieder die Brücke. Diesmal saß Benjamin Sisko im Kommandosessel. Sein Gesicht war mit Ruß verklebt und er schwitzte. Seine Uniform hatte auch schon bessere Tage erlebt. Aber allem Anschein nach, schien er keinerlei Verletzungen davongetragen zu haben.

"Geht es Ihnen und der Besatzung gut, Ben?", fragte Belar, ehrlich besorgt.

"Bei uns ist soweit alles in Ordnung. Commander Shelby ist auf der Krankenstation, um eine Platzwunde schließen zu lassen", antwortete Sisko und schaute besorgt drein.

"Was ist denn passiert? Können Sie das schon sagen?"

"Unser Chefingenieur vermutet, dass die Warpspule die Belastung nicht ausgehalten hat und überhitzt wurde. In der Gondel baute sich ein nicht zu regulierender Druck auf und schließlich platzte die Außenhülle. Dies destabilisierte das Warpfeld und wir fielen ruckartig auf Impuls zurück. Dabei stürzte Commander Shelby und schlug mit der Stirn auf den Boden, was ihre Platzwunde erklärt", vollendete Sisko seinen Bericht.

"Können Sie aus eigenem Antrieb die Werft erreichen?", wollte Belar wissen.

"Ich fürchte nicht. Wir haben gegenwärtig keinen Warpantrieb und obwohl es nur ein kurzer Flug zurück zum Mars ist, würden wir mindestens eine Woche brauchen, würden wir den Impulsantrieb verwenden", erklärte Sisko.

"Wir werden Sie wohl abschleppen müssen. Bereiten Sie sich darauf vor", sagte Belar und wollte die Verbindung beenden.

"Sir, es tut mir leid", sagte Sisko bedauernd.

"Machen Sie sich keine Gedanken, Commander, Sie können nichts dafür. Rückschläge waren zu erwarten. Aber mit solch gravierenden haben wir nicht gerechnet. Wir haben eben keine Erfahrung im Bauen von Kriegsschiffen", beruhigte der Commodore seinen Untergebenen. "Wir reden, wenn wir wieder auf Utopia Planitia sind", fuhr Belar fort und beendete die Verbindung. Auf dem Bildschirm wurde nun wieder die treibende Defiant dargestellt, die ihre Lage wieder mit Hilfe der RCS Düsen stabilisiert hatte.

"Mr. Shran, erfassen Sie die Defiant mit einem Traktorstrahl. Mr. Nolan setzen Sie einen direkten Kurs auf Utopia Planitia mit Warp Eins. Ich will keine weiteren Überraschungen", sagte Belar und stand auf. "Xatanis, Sie haben die Brücke", fügte er hinzu und verließ das Kommandodeck.

Im Turbolift sank er gegen die Wand. War es ein Fehler, wieder zur Sternenflotte zurückzukehren? Hatte er seinen Biss verloren? Langsam kamen in ihm ernste Zweifel auf, sein Magen verkrampfte sich und seine Hand begann wieder zu schmerzen. Er blickte an sich herab und betrachtete seine rechte Hand, die nach wie vor in einem schwarzen Lederhandschuh steckte. Er öffnete und schloss die Hand wieder. Manchmal bildete er sich sogar ein, er könne die positronischen Servos hören, was natürlich fast unmöglich war. Aber als er so seine Hand betrachtete, dachte er an die Borg, an seine Verluste. Alle Verluste, die diese kybernetischen Zombies der Föderation zugefügt hatten und spürte Zorn in sich aufkeimen. Er hieß den Zorn willkommen, sorgte er doch dafür, dass er sein Selbstvertrauen wiedererlangte. Er würde das Defiant-Projekt erfolgreich abschließen. Dies versprach er sich und den 11.000 toten.

Er ging in sein Quartier, legte sich auf die Koje und fiel in einen unruhigen, traumlosen Schlaf. Im Weltraum koppelte die Escort die Defiant mit Hilfe eines Traktostrahls an sich und setzte Kurs auf den Mars. Mit Warp Eins und gedemütigt, traten die beiden Schwestern die Heimreise an.


Sol System / Mars / Utopia Planitia Flottenwerft
Commodore Belars Büro
Das Jahr 2369


Einige Wochen später und nach einigen weiteren Fehlschlägen bei den Reparaturen der beiden Schiffe, entschied das Sternenflottenkommando, das Defiant-Projekt einzustellen. Dies war ein schwarzer Tag für alle Beteiligten, hatten sie doch so viel Hoffnung und Arbeit in das Unternehmen gesteckt und nun sollte alles umsonst gewesen sein. Sisko und Shelby saßen zusammen bei Commodore Belar im Büro, um sich von ihm erklären zu lassen, warum das Projekt eingestellt wurde.

"Die Sternenflotte hat den Glauben an dieses Projekt verloren und glaubt nicht, dass es noch etwas bringt, fortzufahren. Sie waren, gelinde ausgedrückt, sehr enttäuscht darüber, dass die beiden Schiffe bei Warp Vier fast auseinanderfielen. Desweiteren sind sie der Ansicht, dass wir künftig mit den Borg besser fertig werden, als in der Vergangenheit. Man hat bereits andere Projekte gestartet, die basierend auf unseren Versuchen, dennoch mehr Erfolg haben werden."

"Sie haben andere Projekte gestartet? Ist das Ihr ernst?", fragte Sisko ungläubig.

"Sie haben richtig gehört. Man hat das Defiant-Projekt zugunsten von zwei anderen Klassen aufgegeben. Bei ersterem handelt es sich um einen mittleren Kampfkreuzer und bei letzterem um die neue Generation einer Flaggschiffklasse. Mehr weiß ich leider auch nicht. Nur, dass beide sowohl als Forschungs- als auch als Kampfschiff verwendet werden können und nicht wie die Defiant als reines Kampfschiff konzipiert sind. Die Sternenflotte setzt nach wie vor auf Multifunktionalität."

"Das ist ja an sich nicht schlecht, aber einige Schiffe, die auf bestimmte Aufgabengebiete spezialisiert sind, haben auch ihre Vorteile und machen die Flotte noch effektiver", warf Shelby ein.

"Erzählen Sie das dem Sternenflottenkommando. Bei mir rennen Sie da offene Türen ein. Ich fürchte wir haben keine Chance gegen diese Entscheidung anzugehen. Ich habe es wieder und wieder bei Admiral Nechayev versucht, aber auch ihr sind die Hände gebunden. Die Entscheidung kommt vom Chef der Admiralität und dem Föderationsrat", antwortete Belar geknickt.

"Das Defiant-Projekt ist eben kein Prestige-Projekt", stellte Sisko bissig fest.

"Richtig. So wie es aussieht, ist zumindest die neue Flaggschiffklasse dem Sternenflottenkommando sehr wichtig und deswegen, werden kleinere Projekte eingestellt", wrwiderte der Commodore.

"Was geschieht mit den beiden Prototypen?", wollte Shelby wissen.

Belar stieß einen Seufzer aus und zuckte mit den Schultern. "Das wird Ihnen nicht gefallen. Sie werden im Überschussdepot von Qualor II eingelagert."

"Wie bitte? Auf dem Schiffsfriedhof? Ich fasse es nicht", sagte Shelby verärgert, stand auf und begann eine Wanderung durch das Büro des Commodore.

"Beruhigen Sie sich, Commander. Sie sind nicht zur Ausschlachtung vorgesehen, sie werden nur in einem separaten Bereich eingelagert und bei Bedarf möglicherweise wieder reaktiviert", versuchte Belar die Offizierin zu beruhigen.

Auch Sisko schien kurz vorm platzen zu sein und konnte seine Selbstbeherrschung nur mit Mühe aufrecht erhalten. Belar taten die beiden leid. Auch er hatte viel Arbeit in das Projekt gesteckt, aber er war nicht so tief in der Materie involviert wie die beiden Offiziere.

"Das war‘s dann wohl. Was wird jetzt aus uns? Ich denke nicht, dass wir hier jetzt noch von Nutzen für die Flotte sind", fragte Sisko.

Belar fuhr zusammen. Er hatte gehofft, diesen Punkt noch etwas hinauszögern zu können, da er noch keine Ahnung hatte, wie er den beiden das folgende schonend beibringen sollte. Er entschied sich, sofort auf den Punkt zu kommen.

"Wir haben unseren Teil hier in der Tat getan und werden anderen Aufgaben zugeteilt", sagte Belar.

Shelby nahm wieder Platz und machte sich zusammen mit Sisko darauf gefasst, einen weiteren Schlag von Seiten des Sternenflottenkommandos zu erhalten.

Belar nahm ein PADD von einem Stapel auf seinem Schreibtisch und überflog die Daten. Er holte tief Luft. "Commander Shelby, sie werden als Erster Offizier auf die U.S.S. Excalibur unter Captain Mackenzie Calhoun versetzt. Ihr Dienst beginnt morgen in vierzehn Tagen. Sie werden von der Excalibur auf Sternenbasis 621 abgeholt", sagte Belar und konnte förmlich zusehen, wie Elizabeth schneeweiß wurde.

Belar wusste, von Shelbys früherer Beziehung mit dem Captain der Excalibur. Das Sternenflottenkommando jedoch nicht. Calhoun hatte in der Flotte nicht gerade den besten Ruf und man war wohl der Auffassung, dass ein heißblütiger Rebell, wie Calhoun, einen gemäßigten Gegenpart als Ersten Offizier benötigte. Man hätte Calhoun schon längst aus dem Dienst entlassen, wenn er nicht ein solch brillanter Captain wäre. Und jetzt gab man ihm ein Schiff der Ambassador-Klasse und setzte ihm einen geeigneten Ersten Offizier vor die Nase. Er war sicher nicht begeistert, dass er seinen Ersten Offizier nicht selbst auswählen durfte. Und leider ließ man beiden keine Wahl. Entweder das, oder sie würde sich auf einer Subraumrelaisstation wiederfinden oder aus dem Dienst ausscheiden müssen. Die Sternenflotte schien in diesem Punkt nicht mit sich reden lassen.

"Erster Offizier eines Schiffes der Ambassador-Klasse zu sein, ist ein großer Schritt auf der Karriereleiter. Ich würde es als Chance sehen", sagte Belar tröstend, um der Situation noch etwas Positives abzugewinnen.

"Das schon, aber ausgerechnet sein Schiff? Wenn ich nicht annehme, ist meine Karriere zu ende. Das werde ich nicht zulassen. Ich beiße die Zähne zusammen und ziehe das durch. Ich habe viel zu hart gearbeitet, um dort sein zu können, wo ich jetzt bin. Wenn Admiral Hanson noch leben würde, hätte er das verhindert. Ich wäre wahrscheinlich schon Erster Offizier der Enterprise", sagte sie sauer.

"Glauben Sie mir, auf diesem Schiff wollen Sie nicht sein. Da ist die Excalibur die bessere Wahl. Unter Picard würde ich nicht dienen wollen, auch wenn er der letzte Captain der Sternenflotte wäre", sagte Belar, plötzlich wieder an Wolf 359 erinnert.

Sisko nickte nur. Auch er teilte Belars Abneigung gegen den Captain der Enterprise.

"Ich glaube ich kenne den Captain etwas besser als Sie beide. Soweit ich weiß, sind Sie sich noch nie begegnet. Picard ist ein loyaler, integerer Mann, der, wenn er die Wahl gehabt hätte, eher gestorben wäre, als sich von den Borg assimilieren zu lassen", entgegnete Shelby.

Belar und Sisko taten diese Bemerkung mit einer verächtlichen Handbewegung ab.

"Und was haben Sie für mich?", fragte Sisko schließlich.

"Ben, das wird Ihnen noch weniger gefallen, als Shelbys Versetzung", begann Joran schonend.

"Immer raus damit", sagte Sisko und war sich sicher, auf alles vorbereitet zu sein.

Belar überflog noch einmal die Befehle des SFC für Benjamin Sisko und warf danach das PADD auf den Haufen zurück. "Benjamin, Sie werden zum Commander befördert und erhalten das Kommando über Deep Space Nine."

"Deep Space Nine? Nie davon gehört", stellte Sisko verwirrt fest. "Ich dachte es gäbe nur acht Deep Space Stationen."

"Das ist ganz richtig. Eigentlich heißt die Station Terok Nor, bei der es sich um eine alte cardassianische Erzverarbeitungseinrichtung im Orbit von Bajor handelt. Sie wissen doch, dass sich die Cardassianer nach vierzig jähriger Besatzung von Bajor zurückziehen. Die provisorische bajoranische Regierung hat die Föderation darum gebeten, zu helfen und wir schicken ein Kontingent an Offizieren nach Bajor um dort den Wiederaufbau zu unterstützen. Offiziell ist Bajor ein Protektorat der Föderation, mit dem Ziel sie eines Tages zu vollwertigen Mitgliedern im Planetenbund zu machen", antwortete Belar.

"Ich soll also eine cardassianische Monstrosität kommandieren. Wie soll das laufen?", fragte Sisko und konnte sich kaum noch beherrschen.

"Das Sternenflottenpersonal übernimmt die Verwaltung der Station und arbeitet eng mit Angehörigen der bajoranischen Miliz zusammen. Das dürfte ganz interessant werden."

"Ich werde also aufs Abstellgleis verbannt", stellte Sisko frustriert fest.

"So würde ich das nicht sehen. Sie werden viel zu tun bekommen. In den ersten Monaten haben Sie sicher alle Hände voll zu tun, die Station wieder aufzubauen und die Bajoraner kennenzulernen. Außerdem ist der Sektor alles andere als sicher. Die Cardassianer sind sicher nach wie vor präsent und der Maquis ist dort auch sehr aktiv. Desweiteren werden Sie es mit Ganoven und Schmugglern zu tun bekommen. Ich denke, sie werden sich so manches Mal nach den ruhigen Tagen hier auf Utopia Planitia sehnen", sagte Belar und versuchte zu lächeln.

Er wusste, was in Sisko vorging. Dazu musste man kein besonders guter Menschenkenner sein.

"Sie sagten, dass dies kein sicherer Ort sei. Ich habe einen Sohn, den ich alleine aufziehen muss. Es wäre unverantwortlich, ihn mitzunehmen", warf Sisko ein.

"Ich will mich nicht in Ihre privaten Angelegenheiten einmischen, aber haben Sie schon einmal dran gedacht, ihren Sohn hier auf der Erde bei ihrem Vater aufwachsen zu lassen?", regte Belar an.

"Hmmm. Nein, mein Vater ist schwer krank und arbeitet mehr als gut für ihn ist im Restaurant unserer Familie. Er kann sich nicht auch noch um einen pubertierenden Teenager kümmern. Das könnte ich nie von ihm verlangen, obwohl er nicht zögern würde, den Jungen bei sich aufzunehmen. Außerdem bin ich alles, was mein Sohn auf dieser Welt noch hat und ein Sohn gehört zu seinem Vater. Ich denke, ich werde ihn mitnehmen."

"Wie Sie meinen. Dann sorgen Sie bitte dafür, dass Sie und Ihr Sohn in einer Woche abreisebereit sind. Sie werden mit der Farragut nach DS9 fliegen. Das liegt auf dem Weg des Schiffes. Sie laden dort Versorgungsgüter und Ausrüstungsmaterial ab und fliegen dann weiter nach Acamar", sagte Belar.

"Verstanden, Sir. Ich werde dafür sorgen", antwortete Sisko und wollte gerade aufstehen, als Belar ihm bedeutete noch einmal Platz zu nehmen.

"Eins noch, Commander. Das wird Ihnen von allem am wenigsten gefallen. Captain Jean Luc Picard, wird Sie in Ihr neues Amt einsetzen. Da er sich mit den Bajoranern gut auskennt und Sie für ihr Kommando noch eingehend briefen soll", sagte Belar und rechnete schon mit einem Wutanfall für den Sisko berühmt war.

Doch dieser blieb aus. Stattdessen lehnte sich Sisko zurück, faltete die Hände über dem Bauch, atmete tief ein und ließ den Atem geräuschvoll wieder entweichen. "Hätte ich mir denken können, dass so etwas auf mich zukommt", sagte er nur und ließ es dabei bewenden.

"Was wird eigentlich aus ihnen?", wollte Shelby wissen. "Nun, ich werde mein Kommando hier behalten und erhalte die Gesamtleitung von Utopia Planitia. Man befördert mich sogar zum Rearadmiral. Ein gemütlicher Schreibtischjob. Das nenne ich ein Abstellgleis. Ich überlege ernsthaft, die Sternenflotte wieder zu verlassen. Oder ich suche mir einen Weg, wie ich zum Captain degradiert werde", antwortete der Commodore mit einem schelmischen Augenzwinkern.

"Verstehe, Sie eifern James Kirk nach."

"Nicht ganz Commander. Aber ich sehe, Ihre Geschichtskenntnisse sind ausgezeichnet."

"Das ist die reinste Verschwendung. Jemand wie Sie gehört, ebenso wie Kirk, auf die Brücke eines Schiffes", warf Sisko ein.

"Wir werden sehen, Commander, noch ist das letzte Wort in dieser Sache nicht gesprochen. Aber mal abgesehen davon, haben Sie schon mal einen Admiral auf der Brücke eines Schiffes das Kommando führen sehen, es sei denn in Ausnahmesituationen?", fragte Belar.

Die beiden Offiziere schüttelten mit dem Kopf.

"Ich muss der Sache ins Gesicht sehen, meine glanzvollen Tage endeten bei Wolf 359. Was mir bleibt, ist jetzt nur noch Schreibtischarbeit im Sternenflottenkommando und die Reisen durch die Galaxis anderen zu überlassen", sagte Belar traurig.

Shelby und Sisko blickten ihn verständnisvoll an.

"Aber eins lasse ich mir nicht nehmen, ich werde die Escort auf ihrem letzten Weg nach Qualor II befehligen und mich angemessen von ihr verabschieden", fuhr er fort.

"Gute Idee, Sir. Verabschieden Sie sich für uns mit?", fragte Shelby.

"Aber natürlich Commander", versprach Belar. "Wir sprechen uns noch einmal vor Ihrer Abreise. Sie können jetzt wegtreten", sagte Belar zu seinen beiden Offizieren, die über die Jahre zu guten Freunden geworden waren. Es tat ihm weh, sie gehen lassen zu müssen.

Drei Wochen später erschien Belar die Station nun seltsam verlassen, obwohl sie immer noch vor Geschäftigkeit brummte. Aber ohne Sisko, der bereits auf DS9 sein neues Kommando angetreten hatte und Shelby, die sich schon auf der Excalibur befand, kam sie ihm wie ein verlassenes Haus vor. Er fühlte sich einmal mehr einsam. Ihm blieb nur noch eins, sich in die Arbeit zu stürzen und die Entwicklungs- und Baubemühungen zu koordinieren. Das Leben eines Schreibtischhengstes. Wie er das hasste. Doch er fügte sich in sein Schicksal. Noch einmal würde er nicht kündigen. Er würde schon eine Möglichkeit finden, wieder in der Galaxis herumreisen zu können.

Eine weitere Woche später brachte er die Escort und die Defiant zu ihrem Liegeplatz im Überschussdepot der Zakdorn auf Qualor II. Wie versprochen verabschiedete er sich von beiden Schiffen und gab dem Depotverwalter den ausdrücklichen Befehl, gut auf seine Schiffe aufzupassen. Anschließend kehrte er für einen kurzen Besuch nach Trill zurück, wo er zwei Wochen blieb und danach wieder nach Utopia Planitia zurückkehrte.
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