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Geheimniskrämerei

von LadyBoisterousness

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Die ganze Enterprisebesatzung schien damit beschäftigt zu sein, das Schiff schöner zu gestalten als es je gewesen war. Trip wunderte sich, warum immer so ein Aufsehen darum gemacht wurde, wenn Vulkanier an Bord kamen. Schließlich hatte die Enterprise schon lange bewiesen, dass die Fähigkeiten der Menschen, das Universum zu erkunden, denen der Vulkanier in nichts nachstanden.

Nun stand er in Jons Quartier und sah seinem Freund dabei zu, wie dieser die beste Uniformjacke anzog, die er besaß. Trip schüttelte ungläubig seinen Kopf.

Aus den Augenwinkeln bemerkte Archer dies und sagte: “Diese Delegation von Vulkaniern ist sehr wichtig für uns, Trip. Vielleicht können wir sie endlich davon überzeugen, dass wir keines ihrer Schiffe als Kindermädchen brauchen.“

“Und du glaubst eine Uniform könnte ihre Entscheidung beeinflussen?“, fragte Trip amüsiert.

“Es ist ein Anfang“, antwortete Archer.

Trip grinste und meinte: “Dann solltest du vielleicht deinen Kragen richtig richten.“

Entnervt ließ der Captain seine Hände sinken. “Wenn du bitte so freundlich wärest und mir helfen würdest?“, fragte er und warf Trip einen vorwurfsvollen Blick zu.

Der Chefingenieur trat zu ihm. “Natürlich, Jon.“

Er nahm den Kragen und wollte ihn gerade richten, als seine linke Hand Jons Nacken streifte. Ein ungewohntes Gefühl durchströmte Trips Körper und er stoppte.

“Trip! Mir bleiben nur noch zehn Minuten bevor ich an der Shuttlerampe sein muss!“

Die Stimme seines Freundes drang in seine Ohren. “Es kann nicht so schwer sein einen Kragen zu richten!“

“Nur eine Sekunde, Jon. Du… du hast so ziemlich alles verdreht“, erwiderte Trip und richtete den Kragen so schnell er konnte und widerstand dem seltsamen Drang, seine Hände auf den Rücken des Captains zu legen. “Fertig“, sagte Trip und machte ein paar Schritte rückwärts.

“Danke.“ Jon drehte sich um und sah Trip an, der verwirrt aussah. “Trip?“, fragte er.

Der Chefingenieur sah auf. “Ähm… Ich habe mich nur gefragt, ob ich heute Morgen alle Systeme gecheckt habe. Ich habe das Gefühl, als hätte ich irgendetwas vergessen. Ist wahrscheinlich besser wenn ich mal runter gehe und es überprüfe, bevor die Vulkanier den Maschinenraum besuchen kommen und irgendetwas nicht funktioniert.“

Und mit diesen Worten rannte er fast aus dem Raum. Archer sah ihm verwundert nach und machte sich dann auf den Weg zur Shuttlerampe.

‚Ich muss total verrückt geworden sein!’ dachte Trip als er Jons Quartier verlassen hatte.

Er wusste nicht, was er gefüllt hatte ( oder vielleicht verdrängte er dieses Wissen auch nur), als seine Hand Jons Nacken berührt hatte, doch er erinnerte sich daran, dass es sich GUT angefüllt hatte.

“Gott hilf mir!“, murmelte er als er den Maschinenraum erreicht hatte. Natürlich war es nur eine Ausrede gewesen, als er gesagt hatte, dass er die Maschinen noch einmal überprüfen wollte; einfach um aus Archers Raum herauszukommen, aber jetzt entschied er, dass es doch keine so schlechte Idee war, konnte es ihn doch vom Nachdenken ablenken.

Und es funktionierte. Alle Systeme arbeiteten ohne Probleme und als er die Überprüfung beendet hatte, sah er zufrieden aus. Alle Gedanken über das, was im Quartier des Captains passiert war, schienen wie weggeblasen. Aber gerade in diesem Moment betraten die Delegation von Vulkaniern und natürlich Archer und T’Pol den Maschinenraum. Trips Lächeln verschwand.

“Nun, dies ist unser Maschinenraum. Ich bin leider nicht der richtige Mann um Ihnen zu zeigen, wie alles hier drinnen funktioniert, aber selbstverständlich habe ich den richtigen Mann dafür. Trip?“ Archer sah ihn an und mit einem innerlichen Seufzen ging er hinunter. “Mein Chefingenieur, Commander Charles Tucker III“, stellte Archer ihn den vier Vulkaniern vor.

“Wir sind sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte einer von ihnen.

“Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, erwiderte Trip und versuchte es zu verhindern Archer anzusehen. " Als Erstes werde ich Ihnen unseren Warpantrieb zeigen. Wenn Sie mir bitte folgen würden?“

Er führte die Delegation zum Antrieb. Obwohl Archer ganz hinten ging, füllte Trip sich irgendwie nervös. Und das machte ihn umso verwirrter.

Als die Tour geendet hatte und die Vulkanier und der Captain den Raum bereits verlassen hatten, ging Trip auch in sein Quartier. Er setzte sich auf sein Bett, das Gesicht in den Händen begraben. Nachdem er für eine Weile dort gesessen hatte, entschied er sich dazu, zu duschen.

,Ich benehme mich wie damals, als ich dreizehn und total in Jennifer Belamy verschossen war’, dachte er. ,Aber Jon ist mein Freund und nicht irgendjemand in den ich verliebt bin.’

Dieser Gedanke ließ ihn sich etwas besser fühlen, aber dann erinnerte er sich an das Gefühl, das er gehabt hatte, als er Jons Nacken berührt hatte. ,Irgendjemand helfe mir!’, dachte er verzweifelt.

Als er aus der Dusche gekommen war und seine Uniform gerade wieder angezogen hatte, summte der Kommunikator an der linken Seite der Tür.

“Tucker hier“, sagte er und war nicht überrascht, Jons Stimme aus dem Gerät zu hören.

“Trip, Archer hier. Ich erwarte dich in einer Stunde zum Abendessen.“

“Ich werde da sein“, antwortete der Chefingenieur. Er hatte erwartet, dass Archer ihn zum Abendessen mit den Vulkaniern einladen würde. Archer lud ihn immer zu solchen Essen ein. Trip seufzte. Sicherlich würde es seine Verwirrung nicht gerade lindern, wenn er auch noch heute Abend mit seinem Freund essen würde.

Zum ersten Mal in seinem Leben beneidete Trip die Vulkanier um ihre Fähigkeit, ihre Emotionen unter Kontrolle zu haben. Er versuchte es, aber das Ergebnis war ziemlich kläglich. Seit das Abendessen begonnen hatte, vermied er es den Captain anzusehen, der neben T’Pol saß und jedes Mal wenn Archer ihn etwas fragte, waren seine Antworten so knapp wie möglich. Die Vulkanier schien das nicht im Geringsten zu stören, doch Trip wusste, dass es Archer etwas ausmachte. Das Abendessen war ein sehr stilles.

Vulkanier sprachen normalerweise nicht, wenn sie aßen. Trip wusste nicht ob es Archer gelungen war die Vulkanier davon zu überzeugen, dass die Enterprise keine Art von Kindermädchen benötigte, aber er bezweifelte es. Obwohl sein Freund sehr charmant und überzeugend sein konnte, hatten die Vulkanier sich wohl mit der Idee angefreundet, die Sternenflotten immer unter ihrer Kontrolle halten zu können. Als die Vulkanier mit dem Essen fertig waren, stand Archer auf.

“Ich hoffe, Sie haben unser Treffen genossen, Botschafter Torik“, sagte er und lächelte dem Vulkanier freundlich zu. Der Mann nickte.

“Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft, Captain. Vielleicht bieten sich Ihnen ja irgendwann einmal die Möglichkeit, unserem Schiff auch einen Besuch abzustatten.“

Archer nickte. “Das würde mich sehr freuen. T’Pol wird Sie nun zu Ihrem Shuttle zurückbringen. Ich habe noch etwas Wichtiges mit Commander Tucker zu besprechen.“

Die Vulkanier und T’Pol verließen den Raum und Trip bemühte sich, so normal wie immer zu gucken.

“Und? Konntest du die Vulkanier davon überzeugen, uns auf unseren eigenen Füßen stehen zu lassen?“, fragte er.

“Ich fürchte, nein“, antwortete Archer.

Trip wusste, dass er nun eigentlich etwas Aufmunterndes hätte sagen müssen, aber er konnte nicht.

“Nun, worüber willst du mit mir sprechen?“

Archer sah ihn ernst an und Trips Herz begann, schneller zu schlagen.

“Gibst es etwas, dass du mit mir bereden möchtest, Trip? Du wirkst so verwirrt“, fragte der Captain und Trip verfluchte ihn dafür, dass er ihn so gut kannte.

“Nein, es ist nichts, Jon. Ich habe einfach einen schlechten Tag.“ Der Chefingenieur zuckte mit den Schultern.

“Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst“, sagte sein Freund.

,Nein, das nicht’, dachte Trip.

“Jon, es gibt nichts, was ich sagen könnte. Vielleicht liegt es einfach nur am Wetter“, versuchte er zu witzeln, aber Jons Blick zeigte ihm, dass er ihm nicht glaubte. “Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest? Ich muss noch einen Bericht fertig schreiben.“ Und der Chefingenieur verließ den Raum.

,Ich muss etwas unternehmen’, dachte Trip, als er sein Quartier erreichte. ,Aber was?’

Er erinnerte sich an alles, was Jon und er zusammen unternommen hatten.

,Seit wann fühle ich so für ihn?’, fragte er sich selbst. ,Seit wir uns getroffen haben? Seit wir zusammen auf der Enterprise sind?’

Er konnte die Antwort nicht finden. Das Einzige, was er wusste, war, dass er sich irgendwie in seinen Freund und Captain verliebt hatte und es diesen Morgen herausgefunden hatte. ,Vielleicht ist es nur eine Phase. Vielleicht muss ich einfach nur meine Schichten für eine Weile tauschen und es vermeiden, mit ihm zu Abend zu essen und alles wird wieder so sein wie früher.’

Und obwohl er das selbst nicht glaubte, entschied er sich dazu, es zu versuchen.

Eine Woche war seit dem ’Kragen – Unfall’ – wie Trip es bezeichnete – vergangen und er hatte Archer nicht länger als vielleicht eine Stunde in diesen sieben Tagen gesehen. Aber anstatt schwächer wurden seine Gefühle nur noch stärker und Trip fühlte sich verzweifelter denn je. Er saß in seinem Quartier und studierte die Sternenflotten-Regeln. Er suchte nach einer ganz bestimmten, die jeder kannte und jeder hasste und folgendes beinhaltete: “Kein vorgesetzter Offizier, soll eine Beziehung mit einem Crewmitglieder haben.“

Trip seufzte als er sie fand. Wohl wissend, dass Archer - ebenso wie jeder andere an Bord – nichts von dieser Regel hielt, wusste er auch, dass der Captain sie sicher nicht brechen würde. ,Und selbst wenn – sicherlich würde er sie nicht für mich brechen’, dachte Trip.

Plötzlich summte der Kommunikator.

“Commander Tucker hier“, antwortete er.

“Jon hier. Trip, ich muss mit dir sprechen. Jetzt, in meinem Quartier.“

“Okay, Captain.“

Es war schon nach neun Uhr abends als Trip das Quartier des Captains betrat. Jon spielte mit seinem Hund als der Chefingenieur hereinkam.

“Du wolltest mit mir sprechen?“, fragte er.

Jon sah auf. “In der Tat. Mittlerweile habe ich den Beweis dafür, dass du mich letzte Woche angelogen hast, Trip. Es gibt etwas, dass dich beunruhigt und ich will wissen, was es ist“, sagte der Captain.

Trip seufzte. “Jon, es hat nichts mit dir zu tun. Warum kannst du es nicht einfach dabei belassen? Bitte“, antwortete er und war überrascht, wie gut er lügen konnte.

“Wieso kannst du es mir nicht sagen, wenn es nichts mit mir zu tun hat? Und warum hast du mich dann für eine ganze Woche ignoriert?“, fragte Archer.

Der Chefingenieur wusste, dass er gefangen war und schwieg.

Jon sah ihn an. “Worum geht es, Trip?“

“Ich kann es dir nicht sagen, Jon. Es tut mir leid, aber ich kann es nicht.“ Der Chefingenieur hasste sich selbst für seine Schwäche, aber als er sich Jons Reaktion vorstellte, wenn er ihm sagen würde, dass er ihn liebte -…

“Trip, wie lange kennen wir uns jetzt schon?“

Trip sah auf. “Bitte, Jon, fang jetzt nicht so an!“

“Es wundert mich nur, Trip, was so schlimm sein könnte, dass du mir nicht vertrauen und es erzählen kannst. Nachdem wir uns seit mehr als acht Jahren kennen, dachte ich, dass wir Freunde wären, gute Freunde.“

“Ich bestreite nicht, dass wir Freunde sind, Jon.“

Der Captain warf ihm einen Blick zu. “Warum dann diese Geheimniskrämerei, Trip? Selbst wenn du eine Regel gebrochen hättest, würde ich dich mit Sicherheit nicht hängen!“

Trip betrachtete den Fußboden. ,Er muss meine Gedanken lesen können’, dachte er.

Natürlich hatte Archer bemerkt, dass irgendetwas an seiner Aussage richtig gewesen sein musste. “Ist es das, Trip? Hast du eine Regel gebrochen?“

“Ja“, antwortete der Mann.

“Erzähl es mir“, sagte Archer in einem Captain–Tonfall.

“Ich kann nicht. Du würdest mich so schnell du könntest vom Schiff werfen“, sagte Trip und Jon sah ihn ungläubig an.

“Du bist mein Freund, Trip. Ich würde dich nie von meinem Schiff werfen. Und das weißt du.“

Und Trip wusste es.

“Erzähl es mir“, wiederholte der Captain und Trip bemerkte, wie all seine Barrieren aufgrund der Sorge in der Stimme seines Freundes zusammenbrachen.

“Ich liebe dich“, flüsterte er.

Archer sah ihn verwirrt aus. “Was hast du gesagt?“, fragte er, davon überzeugt, dass Trip nicht das gesagt hatte, was er gehört zu haben glaubte.

“Ich liebe dich, Jon.“ Der Chefingenieur sah auf. “Es tut mir leid.“

Einen Moment lang schien Jon erstarrt zu sein, doch dann näherte er sich seinem Commander. “Das muss es nicht“, sagte er und lehnte sich nach vorne.

Als Trip die warmen Lippen des Captains spürte, die sich auf seine pressten und Jons Zunge seine Lippen spaltete, fühlte er sich noch irritierter als zuvor. Natürlich war es genau das, was er sich die ganze Zeit gewünscht hatte, doch was war mit den Regeln?

Sofort beendete er den Kuss, indem er sich wegdrehte.

“Trip?“, fragte Archer verwirrt.

“Was ist mit der Regel, Jon?“, fragte der Chefingenieur.

“Welche Regel?“

“Kein vorgesetzter Offizier, soll eine Beziehung mit einem Crewmitglied haben“, zitierte Trip.

“Du machst dir Sorgen um diese Regel? Fast niemand denkt, dass sie irgendeinen Sinn macht – und ich bezweifle, dass irgendjemand an Bord sich daran hält“, antwortete der Captain.

“Aber du bist der Captain. Ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen“, sagte Trip.

“Trip, denkst du die Sternenflotte würde mich degradieren, nur weil ich meinen Commander liebe und eine Regel gebrochen habe, die mit Sicherheit in den nächsten Monaten geändert werden wird?“

“Ich weiß es nicht“, antwortete der Chefingenieur.

“Trip, selbst wenn sie es herausfinden würden und wenn sie mich degradieren würden – glaubst du, dass würde mir mehr bedeuten als du? Ich liebe dich, Trip und es gibt nichts, was mich davon abbringen könnte.“

Trip sah Jon an und lächelte als er sah, wie entschlossen sein Freund war, ihn davon zu überzeugen, dass er ihn lieben konnte. “Nun, ich denke ich sollte dem Captain der berühmten Enterprise NX-01 vertrauen, oder?“

Archer lächelte auch und sagte: “Ja, das solltest du.“

Und als ihre Lippen sich wieder trafen, zögerte Trip nicht mehr.

The end
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