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Why didn't you kiss me?

von Katie

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Jemand erzählte mir eine Geschichte von einem jemand, der mir sehr wohl bekannt war.

Ich hörte sie und mir wurde bewusst, dass ich es versäumt habe etwas zu tun. Etwas zu sagen.

Doch, was ich hätte tun sollen, war keine Kleinigkeit.

Ein paar Worte, ein kleiner Wink hätten zwar schon genügt, aber diese Worte zu sagen, wäre um einiges schwieriger gewesen.

Ich verstand und wusste das zwar, aber ich konnte es nicht tun. Die Reise der Voyagercrew war zuende, aber meine hatte gerade erst angefangen.

Und erst wenn ich diese Reise beendet habe, werde ich zu Hause sein. Egal, ob ich nun im Alpha-, Beta-, Gamma- oder Deltaquadranten bin.


Kathryn Janeway nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. Komischerweise schmeckte er nicht. Janeway stellte ihre Tasse wieder hin. Sie schluckte und wandte sich wieder dem Bericht von Tuvok zu.

Kleine Handgreiflichkeiten... unautorisierter Phaser Gebrauch... Janeway konnte sich kaum mehr konzentrieren. Was war bloß mit dem Kaffee los?

Es war zwar der von Neelix, der in letzter Zeit komischerweise wirklich nach Kaffee schmeckte. Sie mussten alle auf Neelix’ Kochkünste zurückgreifen, denn die Energie für die Replikatoren war zu kostbar, als dass man sie hätte für Kaffee einsetzten können.

Aber die Moral der Crew hatte sich nicht sehr verschlechtert, da sie kurz vor der Schwelle zum Alphaquadranten waren.

Die Sternenflotte hatte eine neue Technologie entwickelt, mit dem Slipstream der Borg vergleichbar. Die Voyager war 50.000 Lichtjahre bis zum Rande des Betaquadranten damit geflogen. Die letzten Lichtjahre wollten sie ohne Hilfe schaffen.

Noch ein paar Stunden trennten sie von der imaginären Grenze des Beta- zum Alphaquadranten.

Janeway beschloss auf die Brücke zu gehen, sie konnte sich sowieso nicht auf den Bericht konzentrieren. Immer wieder sah sie innerlich Mark, wie er sie zum Abschied küsste. Damals meinte sie zu ihm, dass sie in ein paar Tagen zurück sei. Er hatte sie umarmt und war dann mit Petunia gegangen.

Aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate, aus Monaten schließlich Jahre.

Acht Jahre hatten sie bis hierhin gebraucht, acht Jahre, sieben Monate und zwölf Tage. Und heute Nacht würden sie in einem namenlosen Außenposten der Sternenflotte andocken.

Janeway stand auf und ging auf die Brücke.

Chakotay nickte ihr zu.

Er lächelte, aber dieses Lächeln schien nicht ganz ehrlich zu sein. Ihn bedrückte etwas. Etwas, das mit ihr zu tun hatte.

Sie setze sich auf ihren Sessel.

„Tuvok, wie lange noch bis zur Grenze?“, fragte Janeway.

„32 Lichtjahre, bei dieser Geschwindigkeit werden wir in 3 Stunden im Alphaquadranten sein“, antwortete der Vulkanier.

Janeway wusste, dass die Frage überflüssig war, denn sie zählte jede Sekunde, bis sie den Alphaquadranten erreichten.

„Kurs beibehalten“, war zwar genauso überflüssig, da sie wohl kaum in letzter Sekunde noch in eine andere Richtung fliegen würde, aber der Form halber gab sie den Befehl.

Sie wollte eigentlich wieder zurück in den Bereitschaftsraum, weg von Chakotay, weg von diesem leicht vorwurfsvollen Blick, mit dem er sie ansah. Sie verstand ihn nur zu gut. Sie hätte ihm gerne gesagt, dass sie genauso fühlte, aber das durfte sie nicht. Sie war der Captain.

Anstandshalber blieb sie weitere fünf Minuten sitzen. Als sie dann schließlich wieder „Commander, Sie haben die Brücke“ sagte, hob Tuvok zwar die Augenbraue, sagte aber nichts.

Janeway setze sich auf ihr Sofa. Vorsichtig kostete sie noch einmal den Kaffee, der nun schon kalt war, aber er schmeckte immer noch nach gar nichts.

Ihr Blick wanderte durch ihren Bereitschaftsraum. Sie hatte ihn die längste Zeit gesehen. Bald würden Leute von der Sternenflotte kommen und ihn demontieren.

In Kürze würde die Voyager nicht mehr existieren.

Aber dafür wären sie auf der Erde.

Aber war nicht der Weg das Ziel geworden?

Was war mit Naomi und Seven, die wohl als einzige den Wunsch in die Heimat zu kommen, teilten?

Aber was war mit ihr selbst?

Wollte sie denn überhaupt heimkommen?

Wollte sie überhaupt noch einmal in Marks Augen blicken?

Janeway schloss die Augen.

War es das Richtige?

Janeway atmete tief durch und wusste, was zu tun war.

Sie konnte damit zwar nicht alle Probleme lösen, vielleicht würden sich noch neue hinzu gesellen, aber sie würde endlich Klarheit haben. Klarheit, die sie sich die ganzen vier Jahre gewünscht hatte.

„Janeway an Chakotay“, kontaktete sie mit ungewöhnlich nervöser Stimme ihren Ersten Offizier.

„Ja?“, fragte er.

„Kommen Sie bitte in meinen Bereitschaftsraum.“ Ihre Stimme wollte ihr nicht richtig gehorchen.

„Ich bin unterwegs“, bestätigte er.

Ein paar Millisekunden, so schien es ihr, dann trat er ein.

Janeway schaute, mit dem Rücken zu ihm, zu den Sternen.

„Kathryn“, flüsterte er so leise, dass sie es gerade so verstehen konnte.

Er wusste, warum sie ihn hergebeten hatte.

„Der Weltraum. Wie viele Opfer hat er gefordert, wie viele Menschen starben, wie viele traten Missionen an, von denen sie nie zurückehrten? Dennoch ist jeder von dieser Schönheit fasziniert. Aber macht diese Schönheit die Opfer wett?“, begann sie. Es war nicht ihre Art, Gespräche so anzufangen. Aber dieses Gespräch war eben nicht ihre Art.

Er trat näher.

Sie drehte sich um.

Er schaute ihr in die Augen. Angst lag darin. Angst vor dem, was kommen würde. Denn niemand würde wissen, was passieren würde, wenn sie im Alphaquadranten ankämen.

Vor allen Dingen nicht, nach diesen Worten.

Sie senkte ihren Blick.

Er kam ein paar Schritte näher.

„Chakotay...“, sie versuchte das, was sie dachte, was sie fühlte in Worte zu fassen. „Chakotay, ich...“, ihre Lippen formten nicht die Worte, die sie zu sprechen versuchte.

Janeway wusste, dass jetzt der richtige Moment war, um es ihm zu sagen.

Aber wollte sie es ihm überhaupt sagen?

Tausende Gedanken und Gefühle schwirrten ihr durch den Kopf.

War es denn richtig?

Sie zweifelte.

Er trat näher.

Sie schaute ihn wieder an. Ihre Blicke fragten ihn.

Er war nur noch ein paar Zentimeter von ihr entfernt.

Sie streckte ihren Arm aus. Ein gewöhnlicher 'Captains touch'.

Doch sie berührte nicht seine Schulter, sondern legte ihren Arm um seinen Kopf. Er erwiderte ihre Umarmung.

Sie waren sich so nah.

So sehr hatte ihr diese Umarmung gefehlt.

Doch etwas fehlte, sie wusste es, als er sie an sich drückte.

Stumme Tränen rannen ihr über das Gesicht.

Ihr kam es vor, als vergingen Jahre, bis er ihre Umarmung löste.

Er trat ein Schritt zurück. Sie sah ihm wieder in die Augen. Großer Kummer spiegelte sich nun in ihnen wieder.

Er hielt ihren Blick fest, als wollte er herausfinden, ob sie noch etwas sagen wollte.

Schließlich wandte er sich um und ging auf die Brücke.

Kathryn Janeway, Captain des Raumschiffs Voyager war allein.

Ende

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