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Child Education

von Kat

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„Feuer!“

Als ich dieses Wort vor vier Jahren aussprach und Tuvok die Station des Fürsorgers zerstörte, war der Zug für mich endgültig abgefahren. Mark war über 75.000 Lichtjahre entfernt und mehr als eine freundschaftliche Beziehung zu meinen Offizieren kam nicht in Frage – ich freundete mich mit der Tatsache an, dass ich niemals Kinder haben würde.

So ganz... stimmt das allerdings nicht, wie ich zugeben muss. Keine eigenen Kinder, ja, aber trotzdem Kinder.

„Sie beobachten mich, Captain“, stellt sie in ihrer üblichen, monotonen Redensart fest.

Ich lächele und sehe auf meinen Teller. „Entschuldigung, Seven. Ich wollte Sie nicht beunruhigen.“

„Das haben Sie keineswegs“, erklärt sie, blickt mich einen Moment länger an und widmet sich dann wieder ihren Spaghetti.

Es ist ein amüsanter Anblick. Die Borg. Mächtig, mit dem Wissen von Tausenden von Spezies, aber eine einzelne Drohne scheitert an simplen Spaghetti. Seven würde mit Sicherheit sagen, dass die Borg aufgrund ihrer Überlegenheit auf Nahrungsaufnahme verzichten können und sie hat Recht, aber jetzt lebt sie unter Menschen.

„Seven?“ Sie blickt auf.

„Captain?“

„Sie müssen die Spaghetti aufrollen“, erkläre ich und nehme mein eigenes Besteck, um es ihr zu zeigen.

Ihr Gesicht spricht Bände und wie immer scheut sie nicht davor zurück, ihre Gedanken auszusprechen. „Diese... Nudeln sind schwierig zu essen. Es wäre weniger kompliziert, wenn sie eine andere Form hätten.“

Ich nicke. „Dann wären es aber keine Spaghetti mehr.“

Sie seufzt und versucht meine Art, die Nudeln aufzurollen, zu imitieren – mit sehr mäßigem Erfolg. Scheinbar erfordert das Essen von Spaghetti höhere feinmotorische Fähigkeiten, als die Borg besitzen – Seven wäre sicherlich beleidigt, würde sie diesen Gedanken zu hören bekommen, auch wenn derartige Gefühle wohl irrelevant sind.

Obwohl ihr Geist im Körper einer erwachsenen Frau steckt, ist sie immer noch ein Kind. Ein begabtes, sehr intelligentes Kind, aber dennoch ein Kind, das verunsichert und ängstlich ist. Und vielleicht etwas bockig, ein wenig verzogen.

Chakotay hatte Recht. Tom Paris war mein Besserungsprojekt und nachdem dieses erfolgreich abgeschlossen wurde, habe ich mir ein neues gesucht, das nicht weniger Begeisterung von ihm hätte ernten können. Von Tom war er zu Beginn auch nicht sonderlich angetan, so bin ich mir sicher, dass er auch Seven irgendwann akzeptieren wird.

Fasziniert beobachte ich, wie Seven eine einzelne Nudel in den Mund saugt und mir dabei einen sehr zweifelnden Blick zuwirft. Es widerstrebt ihr zu essen. Sie hat es 18 Jahre lang nicht getan und die Benutzung von Besteck ist immer noch ungewohnt für sie – sie wird sich anpassen, wie sie so schön sagen würde.

„Schmeckt es?“, frage ich und sie zieht eine Augenbraue nach oben.

„Geschmack ist irrelevant“, erwidert sie prompt.

Ich lächele. Oh ja, Kinder habe ich genug.

Fin
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