TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

My Sorrow

von Xily

1/1

Die Luft ist seltsam frisch und der leichte Wind weht durch meine Haare. Es ist noch ein wenig dämmrig, aber langsam dringen die Sonnenstrahlen durch die dichte Wolkendecke.

Es sieht fast so aus, als könne sich der Sommer nicht entschließen, dem Herbst Platz zu machen.

Die Natur ist um mich herum, doch ich nehme sie nur am Rande wahr.

Mein Blick ist auf den Platz vor mir gerichtet. Auf die Steine, die am Boden liegen, oder daraus herausragen.

Ich sehe mir nicht die Namen und Daten an, ich weiß, wo ich Ihn finden kann.

Zielstrebig laufe ich durch den Friedhof hindurch.

Es hat mich nicht gewundert, dass er auf diese Weise bestattet werden wollte. Es sind seine Wurzeln, seine Liebe zur Natur.

Ich schlinge die Arme um mich, als der Wind stärker wird.

Plötzlich sehe ich den Stein vor mir. Sehe seinen Namen. Chakotay. Ein Name, mit dem ich jahrelang Geborgenheit, Loyalität und Freundlichkeit identifiziert habe.

Meine Augen wandern automatisch zu dem indianischen Symbol, das den Stein und seinen Namen schmückt.

Selbst über den Tod hinaus ist seine indianische Abstammung sichtbar.

Es ist das erste Mal, dass ich hier knie. Das erste Mal seit Jahren, dass ich ihm nahe bin. Ich weiß nicht, ob er es verstanden hätte, aber all die Jahre habe ich es nicht geschafft, zu ihm zu kommen oder einer Einladung nachzukommen.

Ich habe zusammen mit meiner Crew sieben Jahre voller Abenteuer erlebt und mich den Gefahren entgegen gestellt. Aber bei ihm konnte ich es nicht. Ich konnte nicht das Ende sehen. Diesen Stein. Es schien endgültig. Diese Zahlen vor mir zu sehen.

Er wurde nicht alt. Aber er hatte ein Leben voller Abenteuer. Das weiß ich, weil er mir einst davon erzählte.

Früher waren wir Vertraute gewesen, Freunde.

Diese Gefühle haben sich nie geändert, selbst über den Tod hinaus nicht.

Er hat mir Kraft gegeben, immer, wenn ich sie gebraucht habe. Und er stand hinter mir, von Anfang an.

Mir fiel es schwer, zu ihm Vertrauen zu finden.

Er war ein Maquis und das ließ sich durch eine Sternenflotten Uniform nicht von einem Tag auf den anderen ändern.

Als Frau wollte ich ihm vertrauen, aber der Captain in mir hielt mich davon zurück, wie jedes Mal.

Captain zu sein war für mich die Erfüllung meiner Ziele, aber es gingen auch Opfer damit überein. Eines davon war Chakotay.

Ich könnte noch einige andere aufzählen, aber dieser Mann ist ein wunder Punkt in meiner Vergangenheit.

Ich habe mich oft gefragt, was passiert wäre, wenn es die Voyager und die Reise nie gegeben hätte. Wie wäre mein Leben verlaufen?

Ich schätze die Zeit, die ich auf der Voyager verbracht habe! Sie ist mir auch heutzutage noch sehr wichtig, da es mir gezeigt hat, wie eng Personen im Krisenfall zusammen arbeiten können. Und ich habe einige sehr gute Freunde gefunden. Und einige sehr gute verloren.

Ich habe den Schmerz über Chakotays Tod sehr lange in mir verschlossen, weil ich nicht damit konfrontiert werden wollte.

Ich möchte es eigentlich immer noch nicht, aber ich habe eingesehen, dass irgendwann die Zeit dazu gekommen ist.

Er ist jetzt bereits seit 2 Jahren tot. Aber für mich war er schon länger nicht mehr erreichbar. Die Folge eines Fehlers meinerseits.

Ich war zu sehr Captain als Frau und als harter und disziplinierter Captain kann man nun mal nicht glücklich werden.

Das habe ich damals nicht eingesehen, bis es mich einholte, als er mit Seven zusammen kam.

Ich weiß nicht mehr genau, wie ich mich damals gefühlt habe. War ich wütend? Enttäuscht?

Sicher, ich freute mich für Seven, denn es war ein weiterer Weg zum Menschsein und ich wünschte ihr nur das Beste.

Aber für mich war es ein weiterer Beweis dafür, dass ich versagt hatte.

Ich hatte nicht eingesehen, dass Liebe vergänglich war. Für mich war es etwas völlig normales, das Chakotays Liebe mir gehörte. Dass er mir Freund und Ratgeber zugleich war.

Doch ich hatte nie etwas dafür getan. Ich hatte ihm nichts zurückgegeben, wodurch es sich gelohnt hätte, mir weiterhin diese Liebe zu schenken.

Dadurch habe ich ihn verloren. Und mein Herz.

Die wissenschaftliche Seite an mir, die Seite, die mein Sein seit je her ausmacht, hat sich lange dagegen gesträubt meine Gefühle als Liebe anzusehen.

Aber genau das war es. Ich habe Chakotay geliebt. Liebe ihn immer noch. Selbst über den Tod hinaus.

Er war ein besonderer Mann und ich schätze es, dass ich ihn gekannt habe.

Als die Voyager von der langen und beschwerlichen Reise zurückgekommen war, haben wir wie alle anderen gefeiert.

Doch erst da wurde mir wirklich bewusst, wie nahe sich Chakotay und Seven standen. Ich hatte von dieser Beziehung in einer Zeit voller Hektik erfahren, aber auf dieser Feier waren wir alle von Frieden erfüllt.

Dort wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich ihn verloren hatte. Und es tat weh. Keine Protokolle der Sternenflotte konnten mich davor schützen.

Ich hatte mich jahrelang hinter diesen Protokollen versteckt und mich sicher gefühlt, doch diesen Schutz hatte ich in diesem Moment verloren.

Alle versprachen sich, sich in regelmäßigen Abständen zu treffen und es wurde nur allzu deutlich, dass trotz dieser Freude über die Rückkehr auch Trauer dabei war.

Mir ging es ebenso. Die Reise war beendet. Wir hatten überlebt. Doch wie ging es nun weiter?

Ich wurde kurze Zeit später zum Admiral befördert und auch meine ehemalige Crew ging ihren Weg.

In regem Kontakt stand ich mit B'Elanna und Tom, was ich mir am Anfang unserer Reise nie hätte vorstellen können.

Aber sie wurden mir zu Freunden.

Sie waren es auch, die in einem der Briefe, unbewusst erwähnten, dass Chakotay und Seven geheiratet hatten.

Ich hatte so etwas vermutet, da Chakotay mehrmals versucht hatte mit mir in Kontakt zu treten.

Ich weiß bis heute nicht, wieso ich gezögert habe zu kommen. Ich hatte mich bereits damit abgefunden, aber geantwortet habe ich nicht.

Das tut mir nun leid. Es ist zu spät, irgendetwas zu ändern. Es ist zu spät, um mit ihm in Kontakt zu treten und mich ihm zu erklären.

Ich habe den Zeitpunkt, indem ich das hätte tun können verpasst.

Der Beweis liegt vor mir. Der Stein fühlt sich kühl unter meinen Händen an und sanft fahre ich das indianische Symbol nach.

Erst jetzt, da er tot ist, bin ich hierher gekommen. Ich wollte ihm noch so vieles sagen, habe es aber nie getan und werde es nie tun können.

Eine Brücke habe ich bereits überwunden, indem ich mich gestern endlich mit Seven getroffen habe. Ihr Schmerz war eindeutig und immer noch vorhanden. Doch auch ich konnte ihr nicht helfen.

Aber diese Begegnung hat mir gezeigt, dass er das bekommen hat, was ich ihm nie gegeben habe: Liebe.

Nicht meine Liebe, auch wenn ich gedanklich oft bei ihm gewesen bin. Aber er war glücklich und das war mir wichtig.

Ich habe meine Gefühle jahrelang zurückgehalten, sie niemandem gezeigt. Und als die Zeit gekommen war, wo ich anfing bereit dafür zu werden, war es zu spät.

Es lag Jahre zurück, aber es ist eine unausweichliche Erinnerung, die ich immer haben werde.

Ich habe seine Liebe vergeudet. Ich habe sie erwidert, es ihm aber nicht gezeigt.

Dies war ein Fehler, den ich immer bereuen werde. Ändern kann ich nichts, mich nur damit abfinden.

Seufzend wende ich mich wieder dem Stein zu und präge mir das Symbol ein. Ich werde es nie vergessen. Genauso wie ich ihn nie vergessen werde.

Ende
Rezensionen