TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Honigkuchen

von Syrinx

Honigkuchen

Chefingenieurin B’Elanna Torres starrte entmutigt auf zehn Schüsseln gefüllt mit dem härtesten Honigkuchen, den sie je gesehen hatte. Die Konsistenz dieser Kekse ließ das Äußere der Voyager wie billiges Wachspapier aussehen! Vielleicht könnte sie das Gebäck zur Verstärkung der Hülle verwenden...

Sie seufzte tief. ‚Finden Sie einen Weg, den Honigkuchen sinnvoll zu verwenden‘, hatte der Captain gesagt. ‚Wir dürfen keine Ressourcen verschwenden‘, hatte der Captain gesagt. ‚Wegtreten‘, hatte der Captain gesagt.

„Wegtreten!“ B’Elanna gab der ihr am nächsten stehenden Schüssel einen kräftigen Tritt, sodass das Plastikgefäß mit einem lauten Knall an die gegenüberliegende Wand krachte und die Honigkuchen zitternd in den Wänden des Frachtraums steckenblieben. Verdammt! Es war schließlich nicht ihre Schuld, dass der Captain nicht backen und Harry nicht lesen konnte!

Das wiederholte Zischen der Türen ließ sie herumfahren und in das ersterbende Lächeln des Doktors starren.

„Sie haben mich gerufen, Lieutenant?“

Das Hologramm sah sich ungläubig in dem Raum um.

„Ich war von Mr. Neelix Zahnlücke überrascht, aber das... Ich scheine mehr als ein paar Updates verpasst zu haben.“

„Doktor, haben Sie irgendeine Idee, was wir Sinnvolles mit diesem Zeug machen könnten?“

„Recyceln?“

„Funktioniert nicht. Zu...“

„...hart?“

„Jep. Zu hart.“

„Hmm...“ Der Doktor zog einen der Teigsterne aus dem nächstgelegenen Schott und betrachtete ihn. Nicht ein Krümel hatte sich von dem Gebäck gelöst. „Faszinierend. Lebten wir im zwanzigsten Jahrhundert, würde ich einen Bohrer daraus machen, aber so... Seven benötigt regelmäßig Ersatz ihrer kybernetischen Wirbel. Diese Sterne entsprechen etwa der Größe ihrer Steißbeinwirbel...“

B’Elanna nickte. „Ich habe es in Betracht gezogen, die Kekse in die Hülle zu integrieren.“

„Das würde hübsch aussehen.“

*#*

„Und Sie halten das wirklich für eine gute Idee?“

Captain Janeway runzelte zweifelnd die Stirn. Sie hielt sich für unorthodox und offen für Neues, aber das ging ihr doch etwas zu weit. Und es war sicherlich nicht Sternenflottenstandard. Aber das war der Delta Quadrant schließlich auch nicht.

„Aber sicher, Captain. Sehen Sie...“ B’Elanna rüttelte bekräftigend an dem Geländer, welches die beiden Bereiche der Brücke trennte. „Passt perfekt. Beim nächsten Angriff können Sie sich bedenkenlos daran festhalten!“

Janeway strich prüfend über die Honigkuchenherzen und –sterne, welche das Geländer an strategischen Stellen stabilisierten und, der Optik wegen, gleichmäßig auf Längs- und Querbalken aufgeklebt waren.

„Na meinetwegen. Aber bevor die Voyager auf Utopia Planitia andockt, entfernen Sie dieses Zeug wieder, ich mache mich und dieses Schiff schließlich nicht zu Admiral Hayes‘ Partyknüller!“

=//-\\=

Wenig später war auf der Brücke die Hölle los.

„Captain, auf dem gesamten Schiff gibt es Fehlfunktionen. Schallduschen und Replikatoren spielen verrückt, die Turbolifte stecken fest, die Waffenphalanx hat sich selbst eingeschaltet und die Holodeckkontrolle ist ausgefallen.“

Captain Janeway unterdrückte den Reflex zu fluchen wie ein Kutscher.

„Die Waffenphalanx hat sich selbst aktiviert? Sind andere Schiffe in Reichweite?“

Harry zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung, Captain, die Sensoren funktionieren auch nicht.“

[zap]

„Und die Beleuchtung ist soeben ausgefallen.“

Janeway verdrehte die Augen.

„Danke für die Information, Fähnrich. Notbeleuchtung aktivieren!“

Die soeben noch dunkle Brücke flackerte auf wie die Weihnachtsdekoration eines billigen Ramschladens und tauchte Janeways fassungsloses Gesicht abwechselnd in rote, grüne, gelbe und blaue Schimmer.

„Okay, wer ist dafür verantwortlich?“

Lähmende Stille breitete sich auf der Brücke aus, die schließlich von den fröhlichen Schritten des schiffseigenen Talaxianers unterbrochen wurde.

„Captain, endlich kommen Sie einmal dazu, die neue Beleuchtung zu benutzen! Was halten Sie davon? Hübsch, nicht? Ich sage Ihnen, das war ein wahres Schnäppchen! Alle Birnen zum halben Preis!“

Langsam drehte sich Janeway zu Neelix um.

„Neelix, als ich Ihnen gesagt habe, dass die neuen Birnen nicht unbedingt Sternenflottenstandard sein müssen, bezog ich mich auf Wattstärke und Konstruktionsweise. Und nicht auf die FARBE!“

„Aber Captain, das war ein Sonderangebot! Sie müssen etwas weihnachtlicher sein. Möchte irgendjemand Stollen?“

In diesem Moment blitzte es hinter Janeway hell auf und ein Mann in rotem Mantel und mit langem weißem Bart materialisierte auf der Brücke. Bei seinem Anblick sank Janeway kraftlos in ihren Captainsessel.

„Q.“

„Kathy, wie schön, Sie wieder zu sehen!“

Q schnippte mit seinen Fingern und vor jedem Offizier erschien ein bunt eingepacktes Weihnachtsgeschenk.

„Fröhliche Weihnachten! Und Sie, Kathy, Ihnen wird die Ehre zuteil, Ihr Geschenk persönlich von mir zu erhalten.“

Er drückte ihr ein Paket in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Fröhliche Weihnachten und danke für den Spaß, den wir das Jahr über hatten. Und jetzt muss ich weiter zu Jean-Luc.“

Mit einem Schnipsen war er verschwunden und die Voyager flog wieder voll funktionsfähig durch den Raum.

Andächtige Stille, durchbrochen von raschelndem Papier füllte die Brücke.

„Wow.“

Alle Augen wandten sich Harry zu, der sein Geschenk in die Luft hielt, einen seligen Ausdruck auf seinem Gesicht. Janeway zog ungehalten die Augenbrauen zusammen.

„Was soll das denn? Dazu hat er kein Recht!“

Harry schien sie nicht gehört zu haben, er starrte noch immer wie in Trance auf das kleine Objekt in seiner Hand. Chakotay legte Kathryn beschwichtigend die Hand auf die Schulter.

„Kommen Sie, Kathryn, es ist schließlich Weihnachten. Gönnen Sie ihm den Stern, er ist der einzige vom harten Kern, der nur einen hat.“

Widerwillig nickte Janeway schließlich und wandte sich zu Chakotay um, der sein Geschenk inzwischen ausgepackt hatte und mit spitzen Fingern weit von sich hielt. Vergeblich bemühte sie sich, einen Kicheranfall zu unterdrücken.

„Das steht Ihnen bestimmt wunderbar, Chakotay!“

Chakotay verzog angewidert den Mund. Tom hatte sich inzwischen auch umgedreht, um die Geschenke der anderen zu inspizieren.

„Hey, Commander, probieren Sie es doch mal an. Der Captain erhöht bestimmt die Raumtemperatur für Sie!“

Der Indianer seufzte.

„Und dabei hasse ich Tangas mit Leopardenmuster...“

Kathryn wandte sich nun, noch immer lachend, ihrem eigenen Geschenk zu. Sie entfernte die Schleife, hob den Deckel und... Nun war es an Chakotay, zu lachen.

„Na, dieses Weihnachten ist gerettet! Honigkuchen für alle!“

Finis

Fröhliche Weihnachten!!!
Rezensionen