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Talk

von Olli

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T’Pol saß im Quartier Ensign Satos und blickte sie erwartungsvoll an. Sie hatte gerade fünfundvierzig Minuten lang über Dinge gesprochen, die nie für die Ohren von Nicht-Vulkaniern bestimmt waren. Sie hatte Hoshi in aller Ausführlichkeit über das Pon Farr berichtet. Zum Schluss hatte T’Pol ihre Geliebte gebeten, ihr zu helfen und nun wartete sie gespannt auf die Reaktion des Menschen.

Es hatte sie ein beträchtliches Maß an Überwindung gekostet hier her zu kommen und mit Hoshi zu sprechen. Die kulturelle Konditionierung war beträchtlich und auf dem Weg zum Quartier des Menschen hatte sich T’Pol immer wieder gefragt, ob sie das Richtige tat? Nicht nur, was das Pon Farr betraf, sondern auch, ob sie Hoshi eine Entscheidung zumuten konnte, die den Rest des Lebens der jungen Frau beeinflussen würde – immer vorausgesetzt, dass die geistige Bindung funktionieren würde. T’Pol war sich sicher, wenn sie im Pon Farr ihre Selbstkontrolle verlor, würde sie instinktiv versuchen, eine solche Bindung zu Hoshi einzugehen. Sie würde es nicht unterdrücken können.

Hoshi saß T’Pol in einem Sessel gegenüber. Die Vulkanierin hatte darauf bestanden, als sie nach dem Ende ihrer Schicht in Hoshis Quartier gekommen war. Sie hätten über ernsthafte und wichtige Dinge zu reden, hatte sie erklärt. Es wäre nicht angebracht, der Situation durch den Austausch körperlicher Zuneigungsbekundungen, die Ernsthaftigkeit zu nehmen, hatte T’Pol mit steinerner Miene erklärt.

Hoshi hatte schweigend zugehört, immer wieder schwankend zwischen Faszination, Überraschung und auch Schrecken. Das war das erste Mal, dass sie vom Pon Farr hörte. Dass Vulkanier einen siebenjährigen Paarungszyklus durchmachten, war ihr nicht all zu befremdlich vorgekommen, viele nichtmenschliche Spezies hatten solche Zyklen. Aber Hoshi kannte keine Spezies, bei der die Partner sterben konnten, wenn der Zyklus nicht erfüllt wurde! Auch von einer geistigen Bindung, die dabei eingegangen wurde, hatte sie bei keiner anderen Spezies gehört. Und jetzt hatte T’Pol sie nicht nur gebeten ihr Leben zu retten, sondern sich möglicherweise für immer an die Vulkanierin zu binden! Hoshi liebte T’Pol, daran hatte sie keinen Zweifel. Niemals zuvor, für keine andere Person, hatte sie das empfunden, was sie für die Frau empfand, die nun auf der Couch ihr gegenüber saß und völlig ruhig und gefasst auf eine Antwort wartete. Aber all die Dinge, die T’Pol gerade angesprochen hatte… die körperliche und geistige Vereinigung, eine mögliche gemeinsame Zukunft, die Endgültigkeit das Ganzen, das waren Dinge, über die Hoshi nie hatte nachdenken wollen, es war so viel einfacher im Jetzt zu leben…

„Ich habe, um ganz ehrlich zu sein, auch noch nicht darüber nachgedacht, was nach der Enterprise wird. Ich kann jederzeit an die Universität zurück, um Xenolinguistik zu unterrichten. Aber ich habe niemals so richtig darüber nachgedacht, was aus uns wird…“, erklärte Hoshi schließlich leise und blickte zu Boden.

„Es ist relativ einfach, sich in einen Kokon einzuspinnen und bestimmte Dinge auszuschließen“, sagte T’Pol sanft nach einigen Augenblicken des Schweigens.

„Ja, da hast du wohl Recht.“

Hoshi musterte T’Pol für einen Augenblick. Vor allem die geistige Bindung machte Hoshi zu schaffen. T’Pol hatte erklärt, wie so etwas zwischen Vulkaniern ablief und dass sie nicht wusste, ob es mit einem Menschen ebenfalls funktionieren würde. Die eigenen Gedanken waren das Intimste und Privateste, über das ein Mensch verfügte und die Vorstellung, dass T’Pol… Aber andererseits, wem, wenn nicht T’Pol, konnte Hoshi ihre intimsten und privatesten Gedanken anvertrauen? „Wenn diese geistige Verbindung funktioniert, würde ich dann auch deine Gedanken lesen können?“

T’Pol erwiderte ihren Blick offen und ehrlich. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, in wie weit ich deine Gedanken erfassen kann. Es könnte auch sein, dass ich nur deine Emotionen wahrnehme oder du meine. Außerdem gibt es Möglichkeiten, den Geist abzuschirmen und das Erfassen von Gedanken durch eine andere Person zu verhindern. Aber nun ist keine Zeit mehr, es dir beizubringen. Ein Vulkanier würde auch niemals ohne Erlaubnis in den Geist einer anderen Person eindringen… außer er verliert die Selbstbeherrschung…“ T’Pol hatte der anderen Frau bereits so viel erzählt und sie war ohnehin keine Fremde mehr… Es wäre nicht logisch, Hoshi gegenüber etwas zu verschweigen.

Hoshi dachte einen Moment darüber nach. „Ich denke, jeder hat so seine kleinen oder größeren Geheimnisse, die man am liebsten für immer für sich behalten möchte. Aber mit wem kann man diese Gedanken teilen, wenn nicht mit einer Person, der man bedingungslos vertraut?“ Hoshi sah T’Pol direkt in die Augen.

T’Pol brauchte einige Augenblicke, um die Bedeutung von Hoshis Worten zu erfassen. „Ich vertraue dir ohne jede Einschränkung. Ich würde mich geehrt fühlen, wenn ich meinen Geist mit dir teilen darf.“

Hoshi stand auf und setzte sich neben die Vulkanierin auf das schmale Sofa. Sie griff mit beiden Händen nach der Hand der anderen Frau und schloss sie in die ihren. Sie verschränkte ihre Finger mit denen der Vulkanierin und sah dann auf. „Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.“

Die Vulkanierin konnte das Gefühl der Rührung und der Wärme, das in ihr aufwallte, kaum unterdrücken, sie schlug den Blick nieder und drückte sanft Hoshis Hände. „Warum tust du das?“, flüsterte T’Pol schließlich.

Hoshi löste ihre Hände von denen der Vulkanierin und umarmte sie. T’Pol erwiderte die Umarmung und Hoshi drückte sie noch etwas fester an sich. Die körperliche Nähe erregte T’Pol, Hoshis Körpergeruch, ihr seidiges Haar, das über den Nacken der Vulkanierin strich, als Hoshi ihren Kopf an die Schulter der Vulkanierin presste, die Hände der jungen Frau, die über T’Pols Rücken strichen und durch den dünnen Stoff ihrer Uniform deutlich zu spüren waren… Die Vulkanierin konzentrierte sich und bekämpfte dieses Gefühl.

Sie durfte dem jetzt nicht nachgeben!

Hoshi spürte den schnellen Herzschlag der anderen Frau, sie wusste, dass das nicht normal war, auch die Körpertemperatur der Vulkanierin war höher als gewöhnlich. Hoshi erkannte nun mit Schrecken, in welchem Ausmaß T’Pol unter dem Pon Farr leiden musste, wenn sie in den paar Tagen, seit sie sich zum letzten Mal geliebt hatten, eine solche Veränderung durchgemacht hatte – denn da war bei der Vulkanierin noch alles normal gewesen.

Sie hielten sich eine Weile eng umschlungen, bis T’Pol urplötzlich aufkeuchte. Sie krampfte sich zusammen und presste Hoshi die Luft aus den Lungen. Nach wenigen Augenblicken aber wurde ihr Griff wieder locker.

Hoshi spürte, wie sich der Herzschlag der T’Pols zu einem rasenden Hämmern steigerte. „Hast du wieder Kopfschmerzen?“, fragte Hoshi nur noch mehr besorgt. T’Pol hatte ihr auch davon erzählt. „Soll ich den Doktor rufen?“

„Nein“, erwiderte die Vulkanierin. Ein Notruf aus einem Quartier würde automatisch auch an die Sicherheitsstation auf der Brücke weitergeleitet, dann würden alle dort erfahren, dass sie medizinische Hilfe brauchte und natürlich würde man wissen wollen warum. „Diesmal ist es nicht so schlimm wie beim letzten Mal“, brachte T’Pol hervor.

Hoshi spürte die heftigen Atemzüge und hörte sie leise durch die Nase schnaufen, während T’Pol die Übungen absolvierte, die ihr helfen würden, den Schmerz zu bekämpfen. Sie ließ zu, dass Hoshi sie dabei weiterhin festhielt.

Hoshi spürte, wie T’Pol sich langsam wieder entspannte und ihr Atem und ihr Puls sich normalisierten. Die Vulkanierin ließ sich förmlich in Hoshis Arme sacken während ihr Kinn auf der Schulter der jungen Frau ruhte, ihre Wangen berührten sich.

T’Pol versuchte zu ergründen, warum der Anfall diesmal nicht so stark war, vielleicht weil sie ihn zum ersten Mal nicht allein ertragen musste? Vielleicht wegen Hoshis Nähe?

Wenn allein das schon genügte, die Auswirkungen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, dann war Hoshi in der Tat die richtige Wahl!

Schließlich hatte sich der Schmerz zu einem leichten Pochen in ihrem Hinterkopf reduziert. Aber er war noch immer da! Sonst verschwand er immer nach einigen Minuten.

T’Pol löste sich aus Hoshis Armen und sah sie an. „Wir sollten jetzt mit Dr. Phlox reden. Es ist bald soweit.“

Hoshi nickte ernst. „OK.“

Ende
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