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Perfektion

von Olli

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Sub-Commander T’Pol vom vulkanischen Oberkommando – abgestellt als Erster Offizier auf die USS Enterprise – saß in ihrem Quartier an ihrem Schreibtisch. Ihr Dienst war für heute beendet, sie hatte in der Messe zu Abend gegessen und nun hatte sie endlich die Zeit, sich ihrem Spezialprojekt zu widmen.

Das Quartier der Vulkanierin wurde vom Licht der Sterne erleuchtet, das nun während des Warp-Transits sogar etwas heller zu leuchten schien als bei Sublichtgeschwindigkeit – es war natürlich nur eine optische Täuschung wusste die Wissenschaftlerin in T’Pol. Der einzige andere Lichtpunkt in ihrem Zimmer war die Lampe auf ihrem Schreibtisch, die einen eng begrenzten Lichtkegel auf den Arbeitsplatz warf.

Seit ihr vor acht Wochen klar geworden war, dass von ihr eine Teilnahme an dieser Aktivität erwartet wurde, hatte sie sich intensiv in die Materie eingearbeitet. Sie hatte Stunden um Stunden die entsprechenden Eintragungen in den Datenbanken studiert und sich alte Aufzeichnungen zu diesem Thema angesehen. Einige Aspekte erschienen ihr immer noch sehr merkwürdig aber trotz allem musste sie doch zugeben, dass auch ein gewisses Maß an Logik in dem Ganzen nicht zu verleugnen war. Zumindest auf einer sehr niedrigen Ebene und wenn man darauf verzichtete, den ganzen Vorgang all zu streng und rein rational zu analysieren. Sie hoffte, dass sie ihrem Ziel, das im Augenblick noch in weiter Ferne zu liegen schien, durch dieses Projekt einen Schritt näher kommen würde – vielleicht sogar gleich mehrere Schritte auf einmal.

T’Pol hatte sich nach und nach alle notwendigen Utensilien besorgt, immer darauf bedacht keine Aufmerksamkeit zu erregen und unverdächtig, ja unbeteiligt zu erscheinen. Nun waren alle Einzelteile ordentlich nebeneinander auf der linken Seite ihres Schreibtisches aufgereiht, auf der rechten Seite lagen in einer ebenso ordentlichen Reihe die empfohlenen Werkzeuge. Auf dem Monitor ihres Computers war eine detaillierte Anleitung zu sehen, die sie mit einem Rechner aus einem der Labore herunter geladen hatte, um nicht den Hauch einer Spur zu hinterlassen. Es wäre nicht auszudenken, wenn bekannt würde, dass sie derartige Informationen vom Rechner ihrs Quartiers aus abrief. Bevor sie mit dem ersten Punkt in der Anleitung begann, hob sie noch einmal das Kernstück ihres Projektes hoch und musterte es eindringlich von allen Seiten. Auch hier waren alle Anweisungen hundertprozentig exakt befolgt worden und dieser Teil ihres Vorhabens war nun endlich abgeschlossen. Nun musste sie nur noch die tarnende Ummantelung fertig stellen.

T’Pol legte die bereits verkapselte Hauptkomponente zurück auf ihren Schreibtisch, warf einen Blick auf den Monitor und griff nach dem ersten Bauteil.

Jeder Handgriff wurde mit äußerster Präzision ausgeführt. Alle Maße exakt eingehalten und die notwendigen Bestandteile mit bemerkenswerter Sparsamkeit verwendet, um kein Material unnütz zu verschwenden.

Während die Vulkanierin mit wissenschaftlicher Präzision jeden einzelnen Punkt der Anleitung sorgfältig abarbeitete und immer wieder innehielt, um den Fortschritt ihrer Arbeit zu prüfen, hatte sich der Gesichtsausdruck der Frau von der typischen stoisch-vulkanischen Maske zu angespannter Konzentration gewandelt. Sie stand zwar nicht unter Zeitdruck, denn es würde noch einige Tage dauern, bis sie das Endergebnis präsentieren musste, aber sie hatte doch der Ehrgeiz gepackt es gleich beim ersten Mal nicht nur richtig, sondern perfekt zu machen.

Endlich, nach fast einer Stunde hochkonzentrierter, sorgfältig und langsam ausgeführter Arbeit, war T’Pol fertig. Das Ergebnis ihrer Bemühungen lag vor ihr auf dem Schreibtisch, beleuchtet von der Lampe. Die Vulkanierin sank gegen die Lehne ihres Stuhls und stieß geräuschvoll Luft durch die Nase aus. Eine alte vulkanische Technik zu Beruhigung, die seltsamerweise auch von vielen Menschen zu demselben Zweck benutzt wurde. T’Pol musterte das kleine rechteckige Objekt. Ihr Blick wanderte zwischen dem von ihr angefertigten Teil und der Vorgabe auf ihrem Monitor hin und her, beide stimmten perfekt überein. Ein gewisses Maß an Erleichterung konnte sie nicht verleugnen. Vorsichtig, das Objekt nur mit den Fingerspitzen berührend, hob sie die federleichte Konstruktion hoch und drehte sie ein letztes Mal hin und her – sie hatte keinen Fehler gemacht!

Jetzt musste sie nur noch einen sicheren Aufbewahrungsort finden, bis sie es brauchen würde. Nach einem Moment des Überlegens entschied sie sich für ein geradezu klassisch zu nennendes Versteck: in ihrem Kleiderschrank, hinter einem Stapel Handtücher. Nicht gerade brillant aber für einige Tage würde es genügen.

Nachdem sie das Objekt sicher in ihrem Schrank untergebracht hatte, beseitigte sie noch die letzten verräterischen Spuren und Materialreste auf ihrem Schreibtisch und ließ sich dann zu einer Meditation auf dem Boden nieder. Während sie die Kerze anzündete, die ihr helfen würde, sich in sich selbst zu versenken, fiel ihr ein, dass Kerzen auch bei diesem menschlichen Ritual, an dem sie bald teilnehmen würde, eine wichtige Rolle spielten. T’Pol faltete die Hände in ihrem Schoß, schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Zum wiederholten Male fragte sie sich, warum sie das alles tat und zum wiederholten Male beantwortete sie die Frage ohne lange darüber nachdenken zu müssen: Hoshi bedeutete ihr sehr viel und es war logisch, der jungen Frau dies auch auf eine bei den Menschen übliche Weise zu demonstrieren.

T’Pol hatte zum allerersten Mal in ihrem Leben für jemanden ein Weihnachtsgeschenk gebastelt.

Ende
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