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Wir sind tot, Jim

von Conni

Kapitel 2

„Das sind dann wohl die anderen drei Teammitglieder.“ Es war keine Frage, die Spock stellte. Joan Miller beantwortete sie trotzdem.

„Ja. – Penelope Vandeman und...Nadeshda und...Kolja Fjoderow.“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Deshalb war Eleonora also hier...Ich wusste, sie wäre nie ohne einen Grund, noch dazu allein, in irgendeinen unbekannten Gang gelaufen...Sie war nicht sonderlich mutig, müssen Sie wissen...“

Spock nickte nur. Er wünschte sich, mehr tun zu können, doch in derartigen Situationen versagte seine Redegewandtheit. Trost zu spenden, war nicht gerade sein Metier.

Währenddessen sprach Kirk mit dem Doktor. Bestürzt starrte dieser auf die leblosen Körper.

Erneut herrschte Stille, bedrückende Stille. Plötzlich horchte Spock auf.

„Captain, hören Sie das?“

„Nein, was sollte ich denn...“

Nun hörte auch er es. Aus der Ferne drang eine Stimme zu ihnen.

„Woher, zum Teufel, kommt das? Sagten Sie nicht, dass das hier alle Wissenschaftler sind, Doktor Miller?“, mischte sich McCoy ein.

„Ja, das...das ist unser gesamtes Team.“, sie unterbrach sich und lauschte, in die Schwärze des Ganges blickend.

„Das ist unmöglich.“

Sie sah verstört aus, soviel konnten die drei Männer gerade noch erkennen.

„Was, was ist unmöglich, Doktor?“, wollte Kirk wissen. „Erkennen Sie die Stimme?“

„Allerdings,“, gab die junge Frau zurück. „doch Sie werden mich sicher für verrückt halten...es...es klingt wie...wie...“

„Wie wer, Doktor? Nun sagen Sie es schon!“, drängte der Captain jetzt.

„Es klingt wie...Eleonora!“, platzte es aus ihr heraus.

Ungläubig blickten Kirk, Spock und McCoy einander an.

„Sie meinen doch nicht etwa die Eleonora, die wir ein paar Schritte zuvor gefunden haben.“, entgegnete McCoy.

„Ich sagte doch, dass sie mich für verrückt halten würden, aber es klingt genau wie sie.“

„Vielleicht sollten wir einfach der Stimme folgen, dann werden wir erfahren, wer es ist.“, schlug Spock vor.

„Sie haben Recht, Spock. Außerdem finde ich es hier ziemlich ungemütlich. Machen wir uns auf den Weg.“, pflichtete Kirk ihm bei.

Nach wenigen Metern konnten sie am Ende des Ganges ein Licht sehen, auf welches sie geradewegs zusteuerten. Sie traten durch die Tür und standen in einer Grabkammer – größer und prächtiger als jede andere. Neben einem der Sarkophage kniete, fröhlich singend, eine junge Frau, ebenfalls kräftig gebaut und Mitte zwanzig. Sie hatte ihr langes braunes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ihr lang über die Schultern hing. Ihre braun-grünen Augen funkelten, während sie die Schriftzeichen und Reliefe betrachtete. Es schien als hätte sie niemals etwas Schöneres und Spannenderes gesehen. Sprachlos vor Entsetzen und kreidebleich starrten die drei Menschen auf die kniende Gestalt. Das Einzige, was darauf hindeutete, dass auch Spock überrascht war, waren seine Augenbrauen, die langsam seine Stirn hinaufkletterten und ein leises, kaum hörbares „faszinierend“.

„Hey,...“, endlich hatte die junge Frau die vier Besucher bemerkt. „Joan, wen hast Du denn da mitgebracht?“, fröhlich sprang sie auf und ging der Archäologin entgegen. Unmerklich wich diese einen Schritt zurück. Zweifelnd betrachtete sie die Frau, die ihre Freundin zu sein schien, ihre tote Freundin.

„Was ist denn mit dir los, Du siehst aus als hättest Du einen Geist gesehen? Willst Du mir Deine Begleiter nicht vorstellen?“, immer noch sprudelten die Worte nur so aus der Wissenschaftlerin, namens Eleonora Cohen, heraus.

„Jaaa,...“, begann Joan langsam. „Sicher stelle ich sie dir vor. Das sind Captain James Kirk, Kommandant der Enterprise, sein Erster Offizier Spock, der zudem Leiter der wissenschaftlichen Abteilung ist, und Doktor Leonard McCoy – der soll im übrigen die medizinische Untersuchung vornehmen.“

Die Männer nickten der enthusiastischen Frau höflich zu, während Joan sie ihr vorstellte.

„Und Sie sind Doktor Eleonora Cohen?“, fragte Kirk, um ganz sicherzugehen, dass er sah, was er sah.

„Nein.“

„Sie sind NICHT Eleonora Cohen?“, jetzt war Jim Kirk vollends verwirrt.

Die junge Frau lachte. „Doch, doch, ich bin Eleonora Cohen – aber ohne Doktor, NUR Eleonora Cohen.“

„Oh.“, mehr viel ihm dazu nicht ein.

„Sagen Sie, Miss Cohen,“, mischte sich jetzt McCoy ein. „wie fühlen Sie sich eigentlich?“

Lächelnd sah sie zu dem Arzt und antwortete:

„Sieht man das nicht, Doktor? Ich fühle mich fabelhaft. Ich habe gerade eine der bedeutendsten Entdeckungen gemacht. Oh, es geht mir einfach großartig.“

„Würden Sie mir trotzdem erlauben, Sie zu untersuchen?“, wollte McCoy wissen. Sie zuckte nur mit den Schultern und sagte augenzwinkernd:

„Sicher, das ist doch Ihre Pflicht, nicht war?“

Endlich hatte McCoy seinen Schrecken vollständig überwunden und erwiderte ihr Lächeln seinerseits mit einem Schmunzeln. Dann zückte er seinen Tricorder und betrachtete eine Weile die Werte. Daraufhin schüttelte er zuerst das Gerät, dann den Kopf.

„Was ist, Doktor? Stimmt irgendetwas nicht?“, fragte Eleonora nach.

„Einen Moment noch. Ich will nur sichergehen, dass dieses Ding auch funktioniert.“ Mit diesen Worten richtete er das Gerät der Reihe nach auf Kirk, Spock, Joan Miller und letztendlich auf sich selbst. Dann schüttelte er noch einmal den Kopf und sagte verärgert:

„Dieses Ding ist im Eimer. Das ist die einzige Möglichkeit, diese merkwürdigen Angaben zu erklären. – Andererseits, ich habe es noch kontrolliert bevor wir hinuntergebeamt sind.“

„Wieso? Was zeigt der Tricorder denn an?“, erkundigte sich der Captain.

„Wenn ich Dir das sage, Jim, dann würdest Du wohl an meinem Verstand zweifeln.“

„Pille,“, Kirks Stimme wurde drängend. „Was zeigen die Tricorderwerte an?“

Der Arzt atmete noch einmal tief durch:

„Nun, ich kann Dir nur sagen, was sie NICHT anzeigen. Sie zeigen weder Puls, noch Herzschlag, noch Atmung.“

„Was?“, entfuhr es Kirk.

„Nun, um es kurz zu sagen: WIR SIND TOT, Jim.“

Die drei Menschen starrten McCoy an als wäre dieser nicht mehr ganz richtig im Kopf.

„Ich habe Dir doch gesagt, dass Du mich für plemplem halten würdest, aber Du wolltest es ja unbedingt hören.“, gab der Doktor entschuldigend zurück. Spock, der inzwischen ebenfalls alle Anwesenden gescannt hatte, schaltete sich jetzt ein.

„Doktor McCoy hat Recht, Sir. Wir sind tot. Und ICH bin mir sicher, dass der Tricorder funktioniert. Außerdem lässt es sich doch ganz einfach überprüfen.“

„Wie?“, wollte Joan wissen.

„Nun, auf unserem Weg hierher haben wir den Leichnam von Miss Cohen gefunden. Wir müssen nur noch einmal in den Gang gehen, denn das ist der einzige Ort, an dem wir gestorben sein können. Und wenn wir dort gestorben sind, dann müssen sich unsere Körper ebenfalls dort befinden.“

Unbehagliches Schweigen folgte den Ausführungen des Vulkaniers.

„Er hat Recht, Jim. Aber ich glaube, es reicht, wenn einer von uns geht. Ich melde mich freiwillig.“, pflichtete McCoy Spock nach einigen Minuten der Stille bei. Jim Kirk sah ihn an, dann erwiderte er:

„Also gut. Du gehst nachschauen. Und wir...wir...Ich habe keine Ahnung, wir werden wohl einfach hier warten.“

Nachdem McCoy gegangen war, bemerkte Joan, dass Eleonora geistesabwesend vor sich hinstierte. Diese murmelte vor sich hin.

„Meine Leiche gefunden? Sollte es wahr sein?“

Joan war zu ihr getreten.

„Tut mir leid, Eleonora, aber es stimmt. Wir haben Deinen Körper, so bizarr es auch klingen mag, in dem Gang, durch den wir hereingekommen sind, gefunden – nur deshalb sind wir eigentlich hier.“

Plötzlich lächelte die Angesprochene und rief, indem sie ihre Freundin euphorisch umarmte und lachte:

„Das ist ja phantastisch! Dann ist es also wahr! Alles ergibt einen Sinn.“

„Eleonora, Du hast wohl nicht verstanden, was ich gerade gesagt habe – Du bist tot und wir sind es vermutlich auch. Wie kannst Du da nur lachen?“, Joan war fassungslos. Sie glaubte, ihre Freundin hätte nun endgültig den Verstand verloren.

„Und ob ich Dich verstanden habe. – Joan, Du wirst nicht glauben, was ich entdeckt habe. Dies hier ist das Grab der Königinnen. Wie wir vermutet haben, war diese Gesellschaft matriarchalisch konstituiert und diese Königinnen gleichen ein wenig den irdischen Pharaonen. Auf einem der Sarkophage las ich so etwas wie...hmm, wie soll ich sagen... einen Fluch?...und eine Rückführungsformel, wie man ihn aufheben kann. Zuerst dachte ich, ich hätte es vielleicht falsch übersetzt – aber, wenn es wahr ist, was Doktor McCoy und Mr. Spock festgestellt haben, dann ergibt es einen Sinn.“

Unterdessen war McCoy in das Grab zurückgekehrt und hatte Spocks Vermutung, dass ihre Körper in dem Gang lägen, bestätigt, außerdem hatte er noch einmal alle Körper gescannt und bei ihnen, sowie bei Eleonora Cohen noch einen Rest an Gehirnaktivität festgestellt.

„Ich weiß nicht, wie ich das vorhin habe übersehen können.“ Er schüttelte verlegen den Kopf.

Kirk, der das Gespräch der beiden Frauen mitbekommen hatte, ging auf die Religionswissenschaftlerin zu und hakte nach:

„Wollen Sie damit sagen, wir können diesen körperlosen Zustand rückgängig machen?“

Sie nickte: „Ja, ja das können wir. Allerdings bleibt uns nur eine begrenzte Zeit.“

„Wie lange?“, wollte Kirk wissen.

Eleonora überlegte einen Augenblick.

„Wenn ich mich richtig erinnere – eine Stunde ab Eintritt des Todes.“

„Spock?“, wandte sich Kirk an seinen Ersten Offizier.

„Wir haben noch siebenunddreißig Minuten und zweiundvierzig Sekunden.“, antwortete dieser.

„Das ist mehr als genug Zeit.“, sagte die junge Frau, während sich ihr Blick mit dem des Vulkaniers traf. Er wollte zu einer Frage anheben, doch indem sie kaum merklich den Kopf schüttelte, bat sie ihn, es nicht zu tun.

„Also, WIE bekommen wir unsere Körper zurück?“, fragte McCoy aufgeregt.

„Sekunde, es steht auf einem der Sarkophage. – Dieser hier ist es.“ Der Steinsarg auf den die Wissenschaftlerin zeigte, schien bei weitem der Älteste zu sein.

„Hier liegt die erste Königin der Màrkai, so nannten sich die Bewohner dieses Planeten. Auf dem Deckel steht, was zu tun ist.“

Joan trat neben Eleonora, die sich die Inschrift genauer ansah und versuchte ebenfalls zu lesen, was da stand.

„Na und? Was steht denn da nun? – Du hattest länger Zeit es zu übersetzen.“, drängte Joan.

„Hmm, da steht folgendes:

*Ich, Abborah, erste Königin der Màrkai, Tochter der Göttin Kaschep, sage Dir dieses, Fremder:

Tratest du durch den geheimen Gang ohne die Sieben und Vierzehn am Heiligen Stein berührt zu haben, ist deine Seele getrennt vom Körper nun und der Tod wird dich ereilen. Erblickst du aber diese Inschrift und begreifst, was zu tun ist, vor Ablauf einer Stunde, können beide wiedervereint werden. Dies sind nun die Weisungen:

Geh‘ zu dem Gang durch welchen du gekommen, streiche über den Stein am Pfosten, der meinen Namenszug trägt, durchquere den Gang noch einmal, solange es noch nicht zu spät. Versiegle hinter dir die Tür, genieße nun dein neues Leben und bleibe fern von mir. Eile jetzt vom Schatten ins Licht! Doch bedenke wohl – eine zweite Chance gibt es nicht.*“

Nachdem sie geendet hatte, herrschte einen Augenblick Stille.

„Klingt doch gar nicht so schwierig.“, meinte McCoy. Die beiden Frauen sahen zu ihm hinüber und Joan erwiderte:

„Das ist auch nicht, Doktor. Die Schwierigkeit besteht darin, den Text rechtzeitig zu finden. Immerhin ist er an einem ungewöhnlichen Ort aufgeschrieben. Normalerweise stehen derartige Drohworte an Eingängen oder an den Wänden der Gräber.“ Nach einer kurzen Pause sprach sie weiter.

„Obwohl wir noch etwas Zeit hätten, bin ich dafür, das Schicksal nicht zu sehr herauszufordern und das Grab zu verlassen.“

Eleonora nickte zustimmend.

„Ja, das denke ich auch.“ Mit diesen Worten ging sie auf den Ausgang zu und untersuchte den Türpfosten, an dem sie nach kurzer Suche das Namenssiegel der Königin Abborah fand. Sie strich darüber und sagte, zuerst den Offizieren zugewandt:

„Es ist jetzt Zeit für Sie zu gehen,“ und sich zu ihrer Freundin drehend: „und auch für Dich ist es Zeit, dieses Grab zu verlassen.“

„Was soll das bedeuten? Du kommst doch mit.“, fragte Joan irritiert.

„Ich kann nicht mitgehen.“ Sanft lächelte sie Joan zu.

„Es ist bereits zu spät für Miss Cohen, Doktor Miller.“, mischte sich Spock in das Gespräch.

„Wieso zu spät? Wie können Sie so etwas sagen?“, erwiderte sie aufgebracht, doch dann begriff sie, was der Vulkanier meinte. „Die Zeit; sie ungefähr eine halbe Stunde eher gestorben als wir. Ihre Zeit ist abgelaufen.“ Spock nickte. Sie schluchzte kurz auf.

„Joan, es ist nicht schlimm.“, versuchte ihre Freundin sie zu beruhigen. „Ich habe überhaupt keine Angst mehr. Der Tod ist nichts Furchtbares.“ Eleonora Gesicht hatte einen entspannten und zufriedenen Ausdruck angenommen. „Ich muss jetzt gehen, Joan. Sei nicht traurig! Alles wird gut. Ich verspreche, ich werde auf dich warten.“

„Hältst du mir einen Platz frei? Wohin auch immer du gehst.“, entgegnete Joan jetzt ruhig und gefasst.

„Versprochen. – Und vergesst nicht, die Tür hinter Euch zu versiegeln.“ Noch während sie diese Worte sagte, löste sich ihre Gestalt langsam in Nichts auf.

„Werden wir nicht.“, sagte Joan, obwohl Eleonora nicht mehr bei ihnen war.

Kurze Zeit später standen sie wieder vor den Felsenhöhlen. Sie sogen tief die frische Luft ein und genossen den warmen Sonnenschein auf ihrer Haut. McCoy nahm den Tricorder zur Hand und untersuchte alle – nur um ganz sicher zu gehen.

„Was haben Sie jetzt vor, Doktor Miller?“, erkundigte sich Kirk. Die junge Archäologin sah ihn an. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht.

„Hmm...ich denke, nach einer kurzen Atempause, während der ich mich auf der Erde erholen werde, werde ich ein neues Team zusammensuchen und gemeinsam mit ihm werde ich meine… unsere Arbeit hier fortsetzen.“

Kirk nickte, während Spock erwiderte:

„Ich halte das für eine gute Idee, Doktor.“

„Sie wollen wirklich hierher zurückkommen, nach allem, was passiert ist?“, fragte McCoy.

Joan sah den Doktor entschlossen an und antwortete:

„Eleonora und ich wollten diese Kultur erforschen. Als uns der Auftrag übergeben wurde, ging ein Traum in Erfüllung. – Ich werde zu Ende führen, was wir begonnen haben.“

Unterdessen hatte Kirk den Kommunikator gezückt und Kontakt mit der Enterprise aufgenommen, dann fragte er Joan Miller:

„Sind Sie bereit?“

Ein letztes Mal wandte sie ihren Blick den Felsen zu. Ganz leise, nur zu sich selbst, sagte sie:

„Mach’s gut, Eleonora.“

Sekunden später verschwanden die Gestalten der Vier im Flimmern des Transporterstrahls.

ENDE
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