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Sternenstaub

von Meiko

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I.

Geordi La Forge ließ den Blick seiner Augenprothese zufrieden über sein Reich wandern. Das leise Summen des Eindämmungsfeldes hatte stets eine beruhigende Wirkung auf ihn gehabt, doch an diesem Morgen berauschte ihn der monotone Klang geradezu. Er sah sich um und ein feines Lächeln glitt über sein Gesicht, als er Data tief konzentriert an einer Konsole stehen sah. Neugier überkam ihn und leise trat Geordi einen Schritt näher, um seinem Freund über die Schulter zu sehen.
„Guten Morgen, Geordi“, begrüßte Data ihn mit fröhlicher Stimme.
Der Ingenieur runzelte die Stirn. „Haben Sie Augen im Hinterkopf, Data?“ Er war sich so sicher gewesen, dass Data ihn keinesfalls hatte hören können, noch nicht einmal mit Androidenohren.
Data drehte sich erstaunt um. „Wozu sollte das nützen?“, fragte er unschuldig. „Meine optischen Sensoren und visuellen Scanner sind von Dr. Noonien Soong mit größtmöglicher Effizienz im vorderen Bereich...“ Er bemerkte seinen Fauxpas und hielt inne. „Ach, Sie spielen darauf an, dass ich Sie habe kommen sehen?“ Er deutete mit betont lässiger Handbewegung auf die reflektierende Konsole. „Das hätten Sie auch gekonnt, Watson!“
Geordi unterdrückte ein Seufzen und beschloss, eine lange Geschichte kurz zu machen und lieber gleich zur Sache zu kommen: „Woran haben Sie denn so intensiv gearbeitet?“, fragte er.
Data deutete ein nachdenkliches Gesicht an, was ihm recht gut gelang. „Heute morgen habe ich eine eigenartige Abweichung von unserem Standardkurs festgestellt. Die Abweichung war nur minimal, doch Commander Riker war mit mir einer Meinung, dass wir das keinesfalls tolerieren dürfen, ohne nicht wenigstens die Ursache für das Phänomen in Erfahrung zu bringen.“
„Hm“, brummte Geordi. „Da haben Sie verdammt recht, Data.“ Er schob sich an die Seite seines Kameraden und aktualisierte ein blinkendes Display. „Lassen Sie mal sehen, was Sie bisher haben...“


II.

Die Automatiktür glitt lautlos zur Seite und gab den Blick auf den weiten Raum vor ihr frei. Unwillkürlich hielt Lasira den Atem an und versuchte, sich ihre Überraschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
Ohne es zu bemerken, hatten ihre Schritte sie auf das Freizeitdeck des Raumschiffs geführt. Sie konnte es nicht wissen, doch trotz aller Fremdartigkeit teilte sie in diesem Augenblick die Empfindung nahezu aller Wesen, die das erste Mal Zehn Vorne besuchten. Lasira trat an eines der großflächigen Fenster und betrachtete nachdenklich die vorüber huschenden Sterne.
„Wie schön es hier oben ist“, überlegte sie und dachte an die Zeit auf dem Planeten zurück. Eine Träne rollte ihre Wange herab und benetzte ihre Lippen. Das Salz des kleinen Tropfens erinnerte sie an die Zeit, als sie mit ihrem Vater in Sa’lAro am Strand entlang spaziert war.
Sie seufzte. Erinnerungen! Eine schöne Erinnerung, doch allmählich verblasste sie in der Tiefe des Weltraums. Und je mehr Zeit verstrich, desto mehr wünschte sie sich manchmal, sie könnte die Uhr zurückdrehen und wieder in ihre Heimat zurückkehren. Eine kalte Hand kroch über ihren Rücken und sie wurde unruhig. War es möglich? Sollte es wirklich so sein, dass ihr diese Erinnerungen gar nicht gehörten? Wie sehr konnte sie ihren eigenen Gedanken eigentlich noch trauen?

Lasira strich mit der Hand über ihre Stirn und versuchte, das Hirngespinst zu vertreiben. Nein, sagte sie sich. Die Heimat gehörte jetzt den Dingen der Vergangenheit an und so würde es auch bleiben. Tot, gestorben. Die Brücken in die Vergangenheit waren ein für allemal abgebrochen!

Sie setzte sich an einen Tisch und griff mechanisch nach ihrem Notizpad. Sie wollte unbedingt das Interview fertig bekommen, dass die Herausgeber des beliebten Föderationsjournals „San Francisco Herald“ angefordert hatten. Sie wischte die letzten Reste der Tränen fort und lächelte. Eigentlich konnte sie es immer noch nicht fassen, was sie da tat! Es war schon ein wenig verrückt, einige Wochen, nachdem die Crew des Sternenschiffes sie aufgenommen hatte, ihre Geschichten an diesen fremden Planeten zu schicken. Zu einem Planeten, von dem sie nicht viel mehr als den Namen wusste, und von dem sie doch vorgab, dass er ihre Heimat war. Wie nannten sie ihn? Erde. Sie schüttelte den Kopf. Eine merkwürdige Art, einen Planeten zu betiteln. Was sagte das wohl über sein Volk aus? In Gedanken mahnte sie sich zur Disziplin. Du bist jetzt einer von Ihnen, schulmeisterte sie eine innere Stimme. Ihr Planet ist jetzt auch dein Planet – und du wirst nichts tun, um sie misstrauisch zu machen, verstanden? Also sei nicht albern und beende deinen Text, damit du ihn abschicken kannst!
Sie lächelte unwillkürlich. Auch wenn sich anfangs alles in ihr dagegen gesträubt hatte – jetzt war sie an einem Punkt angelangt, an dem sie auch nicht mehr damit aufhören konnte. Sie spürte, dass diese Geschichten mit jeder verstreichenden Raumsekunde zu einem Teil ihres Lebens wurden.
Benommen schüttelte Lasira die verwirrenden Eindrücke ab. Sie tippte auf das Display, versetzte das Pad in den Aufzeichnungsmodus und begann mit der Beantwortung der Fragen...

Eine Stunde später lehnte sie sich befriedigt zurück und schaltete das Notizpad ab. Merkwürdig, dachte sie. Ich bin noch gar nicht so lange zu Hause weg – und schon fange ich an, ihre Art zu leben und zu reden, in meinem Inneren abzuspeichern. Wenn ich nicht aufpasse, werde ich noch zu einer von ihnen! Aber wer weiß, vielleicht hat alles seinen tieferen Sinn?
„Ja, wer weiß?“, fragte eine tiefe Stimme neben ihr und sie drehte sich erschrocken um. Die wohlklingende Stimme gehörte der Bardame, die ihr vorhin schon aufgefallen war. Die Frau lächelte sie mit verschwörerischem Blick an, raffte ihren weiten Kaftan zusammen und setzte sich neben sie. „Hier ist doch noch frei, oder?“
Benommen starrte Lasira sie an. „Ja... ja, sicher“, stotterte sie, fing sich jedoch schnell wieder und warf der Frau nun einen misstrauischen Blick zu. „Müssen Sie sich nicht um Ihre Gäste kümmern?“
Die Bardame streckte wortlos die Arme vor und legte ihre dunklen Hände auf die Tischplatte. Nach einer Weile nickte sie und sagte: „Aber genau das tue ich doch gerade.“
‚Ein Punkt für sie’, dachte Lasira und begann insgeheim schon, die merkwürdige Frau zu mögen. „Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“, begann sie trotzdem einen verbalen Angriff.
Die andere Frau lehnte sich zurück und ließ ihre weißen Zähne blitzen. „Ich bin Guinan“, sagte sie nur.
Lasira wartete. Als die Barkeeperin keine Anstalten machte, fortzufahren, beugte sie sich vor. „Ja, und? Müsste ich Sie kennen?“
Guinans Lächeln wuchs noch etwas mehr in die Breite. „Und ich dachte, alle würden mich kennen“, bemerkte sie. „Aber das ist nicht so wichtig. Was eigentlich viel interessanter ist: Wer sind Sie?“
Lasira streckte die Hand aus. „Ich bin Lasira“, sagte sie gehorsam und erwartete, dass die seltsame Frau ihre Hand ergriff, so wie sie es nun schon so oft beobachtet hatte.
Guinan lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. „Sie haben Ihre Lektion schnell gelernt. Jeden anderen würden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit täuschen!“
Lasira versteinerte mitten in ihrer Bewegung. „Was... was meinen Sie damit?“, fragte sie atemlos.
Guinan warf den Kopf zurück und lachte lautlos auf. „Wenn Sie mich etwas näher kennen würden, dann würden Sie wissen, dass es nur wenig gibt, was man vor mir geheim halten kann. Ich gehöre einer uralten Rasse von Zuhörern an, doch manchmal habe ich die Fähigkeit, sogar die Dinge hören zu können, die noch gar nicht ausgesprochen worden sind.“
Allmählich begann Lasira, die Geduld zu verlieren. „Was wollen Sie eigentlich von mir?“, fragte sie ärgerlich. Ihre Stimme bebte, und sie ermahnte sich zur Ruhe.
Guinans Antwort war vorherzusehen. „Die Frage sollte ganz anders lauten, nämlich: Was wollen Sie? Ist diese Umgebung wirklich der Ort, nach dem Sie die ganze Zeit gesucht haben? Oder manipulieren Sie dieses Schiff, um es Ihrem Traum anzugleichen?“
Lasira sank in sich zusammen. „Sie wissen von meinem Geheimnis...“ flüsterte sie erschüttert. „Das... das hätte niemals geschehen dürfen!“
„Sie selbst haben mir alles verraten, was ich wissen muss“, entgegnete Guinan und ergriff beruhigend ihren Arm. „Aber bleiben Sie ganz ruhig. So wie ich spüre, dass dieser Ort nicht der Ort ist, nach dem Sie all die Jahre gesucht haben, so fühle ich auch, dass dieses Schiff nicht in Gefahr ist. Glauben Sie mir, Lasira, Guinan versteht es, zu schweigen.“ Von einem Augenblick auf den anderen verschwand ihr beruhigendes Lächeln und ihre Stimme erstarrte zu Eis. „Wenn diesem Ort jemals ernsthafte Gefahr drohen sollte, dann könnte mich nichts davon abhalten, ihn mit all meinen Kräften zu schützen!“


III.

Lasira lag auf dem Bett in ihrem Quartier und fixierte einen imaginären Punkt an der Zimmerdecke. Dunkelheit umschloss sie, denn sie hatte es vorgezogen, das Licht besser nicht anzuschalten. Sie wollte allein sein, allein mit sich und ihren chaotischen Gedanken. Die Zimmerbeleuchtung hätte ihr nur die Illusion geraubt, dass der Weg, den sie zu gehen hatte, ganz einfach und klar war. Wenn sie den Kopf etwas drehte, dann konnte sie die Sterne dort draußen erkennen. Endlose Weiten...
Für einen Augenblick wünschte Lasira sich dorthin zurück, wo sie hergekommen war. Der Schmerz nagte noch immer an ihr, wenn sie nur daran dachte. In ihr verkrampfte sich etwas und sie ballte die Hände zu Fäusten. Sie hätten ihr alles geben können, aber nicht den Schmerz. Alles hätte sie mit auf ihren Weg genommen, doch nicht diese Erinnerungen, von denen jede einzelne wie unzählige Nadelstiche brannte.
‚Nein’, dachte sie. ‚Ich kann mir zwar etwas vormachen, doch ich gehöre nicht hierher, damit hatte Guinan vollkommen recht.’ Dies war noch nicht das Ziel ihrer Suche, und das wusste sie instinktiv vom ersten Tage an, denn hätte sie sonst den Kurs der Enterprise manipuliert?
Sie richtete sich auf und wandte den Blick gewaltsam von den Sternen ab. ‚Der Augenblick der Entscheidung naht, und ich muss sie nun treffen. Es wird Zeit’, dachte sie. Leise schlich sie zur Tür und horchte. Dann spähte sie den Gang hinab. Niemand zu sehen!
Mit neuem Mut verließ sie ihr Quartier.


VI.

„Merkwürdig.“
Commander Riker drehte sich um und musterte Geordi La Forge, der an der technischen Konsole der Brücke stand und die Messwerte mit seinen Anzeigen verglich.
„Was ist los, Geordi?“, fragte er.
Data und der Ingenieur wechselten einen wissenden Blick. „Es geht um Datas Messwerte von heute morgen, Sir“, erklärte La Forge und wies mit der Hand auf die Konsole. „Wir haben noch einmal die letzten Kursaufzeichnungen durchgesehen und es bestehen nun keine Zweifel mehr: Obwohl die Abweichungen vom programmierten Kurs so gering sind, dass sie kaum außerhalb des Toleranzbereiches liegen, reicht diese Änderung doch aus, um uns in wenigen Stunden in unmittelbare Nähe des Planeten M-70412 zu bringen!“
Riker wirbelte herum. „Mr. Data, die Daten zu diesem Planeten“, ordnete er an.
Data durchforstete im Bruchteil einer Sekunde die Datenbanken. „M-70412 im rigelianischen Sektor“, stellte er seine Suchergebnisse vor und drehte sich zu seinem Vorgesetzten um. „Kartografiert, jedoch bisher in der Untersuchung übergangen. Kleiner Klasse-M Planet mit äußerst kritischen ökologischen Faktoren, jedoch theoretisch von Humanoiden bewohnbar. Die Dichte seiner...“
„Danke, das genügt, Mr. Data“, unterbrach Riker seinen Wissenschaftsoffizier und berührte den Insignienkommunikator an seiner Brust. „Riker an Captain Picard. Bitte auf der Brücke melden!“
„Hier Picard“, erklang Picards Stimme durch den Kommunikator. „Was ist...“
Eine Computerstimme unterbrach den Captain und ließ Riker unwillkürlich zusammenfahren: „Unautorisierter Zugang zu Shuttle-Rampe Eins!“
„Captain!“, schnappte Riker. „Wir haben hier möglicherweise einen Zwischenfall. Wir treffen uns gleich an Shuttle-Rampe Eins!“


V.

Shuttle-Rampe Eins glühte im roten Schein der Alarm-Lampen rhythmisch auf. Jean-Luc Picard gab Riker ein abwartendes Zeichen, hob seinen Phaser und lugte vorsichtig um die Ecke des Raums. Natürlich, das Kraftfeld war noch aktiv, sonst hätte er hier nicht so unbescholten stehen und die Lage analysieren können. Wer auch immer also sich in dem knapp über dem Boden schwebenden Shuttle eingenistet hatte, er hatte es offensichtlich noch nicht geschafft, die Sicherheitskontrollen für das Kraftfeld zu umgehen. Ein Kraftfeld, dass das lebendige Innere der Enterprise von der tödlichen Kälte des Weltraums abschottete.
‚Ohne diese zarte Trennwand sind wir alle nichts als Staub unter Myriaden von Sternen“, rief Picard sich unwillkürlich ins Bewusstsein. Dann steckte er den Phaser ein und trat entschlossen vor. Sicher, sie hätten das Shuttle gewaltsam am Fliehen hindern können, doch er war fest entschlossen, diese Krise friedlich zu bewältigen.
„Können Sie mich hören?“, fragte er laut und lauschte gespannt in die Stille.
Nichts. Noch immer schwebte das kleine Raumschiff einen halben Meter über dem Boden der Rampe, scheinbar unschlüssig, was es als nächstes unternehmen sollte.
Riker erschien am zweiten Eingang und postierte seine Leute rings um das verdächtige Flugobjekt.
Als würde es erst in diesem Moment aus seiner Starre erwachen, kam nun Leben in das Shuttle. Ein Zischen erklang und seine Phaserbänke luden sich auf. Dann rauschte es kurz in den Lautsprechern des Hangars und eine fremde, doch unverkennbar weibliche Stimme erklang: „Captain, ich möchte das nicht tun! Sie waren immer nett zu mir, so wie der Rest der Besatzung, doch es ist nun an der Zeit für mich, zu gehen...“
William Riker ließ ein ärgerliches Schnauben hören. „Sie werden nirgendwo hingehen, haben Sie verstanden? Sie werden das Shuttle jetzt vorsichtig absenken und dann...“ Ein Knacken erklang und Riker registrierte entsetzt, dass er direkt in die Mündung der Bordphaser schaute.
Riker wechselte einen nervösen Blick mit Picard. Die Situation drohte, außer Kontrolle zu geraten.
Da glitt die Tür der Rampe auf und eine Person erschien, mit der Picard am allerwenigsten gerechnet hätte. Und doch, es war nur allzu typisch für sie, immer dann aus dem Nichts aufzutauchen, wenn man sie nicht erwartete...
„Guinan“, rief er erstaunt. „Sie sollten wirklich nicht hier sein! Sie...“
Doch Guinan trat mit gefasstem Gesichtsausdruck näher und legte eine Hand auf Picards Arm. „Wehrt euch nicht dagegen“, sagte sie leise. „Lasst sie gewähren!“
„Sie?“, schrie Riker erbost. „Sie kennen sie? Ich werde nicht schon wieder ein Shuttle opfern! Nicht mit mir! Wissen Sie, was das jedes Mal für einen Papierkrieg gibt?“
„Dann hören Sie mir einfach nur zu!“, erwiderte Guinan mit fester Stimme.


VI.

Interessiert beobachtete Lasira im Inneren des Shuttles, wie die Bardame auf Riker und Picard einredete. Was auch immer sie ihnen da erzählte, es funktionierte! Riker resignierte und schritt mit seinen Leuten langsam zur Tür des Hangars. Er schüttelte den Kopf und verließ die Rampe. Guinan und Picard blieben zurück. Bevor auch Picard sich umdrehte und in das schützende Innere des Schiffes zurückkehrte, warf er einen langen Blick zum Shuttle. Obwohl sie wusste, dass das ganz unmöglich war, kam es Lasira beinahe so vor, als könnte er sie sehen. Dann schloss sich die Automatiktür hinter ihm, doch bevor sie ihn aus den Augen verlor, nickte er ihr zu und hob grüßend die Hand.

Im Bruchteil einer Sekunde blitzte die Erinnerung an eine nie gekannte Erde in ihr auf und in diesem Augenblick tat es ihr weh, diesen Ort verlassen zu müssen. Interessiert registrierte Lasira diese Regung ihres Bewusstseins. Nun – sie würde jetzt viel Zeit haben, über all das nachzudenken, was hätte sein können und was niemals eintreten würde. Aber wer weiß... am Ende war sie doch nichts weiter als die Summe ihrer Erfahrungen, und wer konnte zu diesem Zeitpunkt schon vorhersagen, was sich irgendwann einmal daraus entwickeln würde?

Sie hob die Sicherheitsüberbrückung auf. Das Kraftfeld wurde von außen deaktiviert und ein sanfter Traktorstrahl geleitete das Shuttle sicher aus dem Raumschiff. Für einen Moment betrachtete sie den wunderschönen gelben Planeten unter sich, dann schwenkte sie in den Orbit ein. Als die kleine Raumfähre über die felsige Oberfläche des einsamen Planeten jagte, drehte sie sich noch einmal zur Enterprise um, legte ihre Handfläche an die Scheibe und sandte einen stillen Gruß hinauf. Guinans Gesicht erstand in ihrem Inneren und lächelte ihr zu. Lasira war sich ganz sicher, dass sie ihnen helfen würde, all das zu verstehen. Dann verwandelte sie sich in ihre ursprüngliche, gasförmige Gestalt und entwich dem Föderationsshuttle. Lebt wohl, dachte ihr mentales Ich und nahm den Planeten in Besitz. Für sich. Für ihr Volk. Und für die Zukunft.

Die Brücke in die Vergangenheit war wieder errichtet.


VII.

Nachdenklich kehrte Captain Picard zur Brücke zurück. Unterwegs stieg Mr. Data zu ihm in den Turbolift und versuchte, nicht allzu neugierig auszusehen.
„Na schön“, brummte Picard, ohne dass Data auch nur den Mund geöffnet hätte. „Guinan hat sich mal wieder als weitsichtiger erwiesen, als wir auch nur annehmen konnten. Data, haben Sie schon einmal vom Volk der Sa’lAlur’O gehört? – Oder, nein, vergessen Sie’s. natürlich haben Sie schon einmal davon gehört, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass dieses kleine Volk in der gesamten Föderation als ausgerottet galt! Der Bürgerkrieg, der jahrhundertelang auf ihrer Heimatwelt getobt hatte, hat sie schließlich an das unvermeidliche Ende geführt. Doch bevor sich die letzten Überlebenden selbst auslöschten, haben sie einen Weg gefunden, um ihr Erbe durch alle Zeiten hinweg überdauern zu lassen. Also schickten sie es auf den Weg, in einer kleinen Raumkapsel... jener Raumkapsel, in der wir sie gefunden haben.“
„Dann war Lasira keine Föderations-Journalistin, sondern eine Zeitreisende, die das Wissen und die Erinnerungen ihres Volkes zu retten versuchte?“, schlussfolgerte Data interessiert.
„Natürlich“, seufzte Picard müde. „Mit dem ältesten Trick des Universums: Augenblicklich die Gestalt anzunehmen, die von ihr erwartet wurde. Anpassung, Mr. Data! Anpassung, um zu überleben!“
Die Tür des Turbolifts öffnete sich und gab den Blick auf die Kommandobrücke frei, die Will Riker schon betreten hatte. „Aber wie dem auch sei: Es ist vorbei“, beendete Picard seinen Monolog und ließ sich langsam auf den Kommandosessel sinken. „Commander Riker, nehmen Sie folgende Notiz in das Logbuch auf: Der Planet M-70412 im rigelianischen Sektor wird mit Wirkung der aktuellen Sternzeit zur Sperrzone erklärt.“ Er sah seinen ersten Offizier an und fügte leise hinzu: „Lassen wir sie in Ruhe, Will. Die Zeit wird zeigen, was aus dieser Begegnung entsteht.“
Riker kannte seinen Captain zu gut, um die Anordnung hinterfragen zu müssen. „Machen wir es so“, murmelte er.
„Mr. Jefferson, nehmen Sie unseren ursprünglichen Kurs wieder auf“, beendete Picard die Aktennotiz. Wer ihn genau kannte, konnte in seinem undurchdringlichen Gesicht die Spur eines Lächelns erkennen. „Energie!“


Ende
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