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von Nara Elay

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Captain Kathryn Janeway, Kommandantin der USS Voyager und soeben in den Dienst zurückgekehrt, fragte sich, warum sie nicht einfach auf diesem gottverlassenen Planeten geblieben war, allein mit Chakotay, weit entfernt von ihrem Posten als Captain und der damit verbundenen Verantwortung, allerdings auch weit weg von ihrer neuen Familie, wie sie die Voyager Crew insgeheim bezeichnete. Es war ein zweischneidiges Schwert, einerseits der Reiz der Ungebundenheit, aber zwangsläufigen Einsamkeit, andererseits die Verpflichtung gegenüber ihrer Crew und der damit verbundenen Einsamkeit. Sie war nun mal der einzige Captain der Sternenflotte in diesem Quadranten, das wurde ihr oft schmerzlich bewusst.

Nicht, dass sie besonders viel Wert auf diese hierarchische Besessenheit gelegt hatte, die manch Captain oft allzu deutlich betrieb, denn in erster Linie sah sie sich als Wissenschaftlerin, aber manchmal merkte sie, dass es verdammt schwer war sich mit niemanden über die Lasten der Kommandopflichten austauschen zu können. Da war das Leben auf diesem Planeten leichter gewesen; keine Kommandohierarchie, keine Befehle, keine nichtigen Streitigkeiten zwischen der Besatzung.

Nur sie, Chakotay und ihre Forschungen. Wäre das nicht eine akzeptable Alternative zu diesem Leben gewesen? Im nächsten Moment verfluchte sie sich selbst für diesen Gedanken. Verdammt, ihre Crew hatte ihr Leben riskiert um sie zu retten, und sie würdigte diese Tat, indem sie sich zurück wünschte!

Nein, ihr Platz war hier, auf der Voyager zwischen all den tapferen Männern und Frauen, die sie nach Hause führen musste. Dies, philosophierte sie, war wohl zu ihrer Lebensaufgabe geworden. Seufzend nahm sie, wie fast täglich seit Beginn ihrer Odyssee Marks Bild in die Hand. Auf einmal schien er ihr so fern...

Sie seufzte und strich sich gedankenverloren über ihren hoffnungslos verspannten Nacken. Erschrocken fuhr sie herum als der Türsummer betätigt wurde.

"Herein!", rief sie, während sie sich ihren Morgenmantel überwarf. Erstaunt wölbte sie die Brauen, als sie Chakotay in der Tür stehen sah.

"Oh, äh, Captain, ich wusste nicht, dass Sie schon… ich meine, ich wollte... Vielleicht sollte ich später wiederkommen."

"Noch später?", fragte sie gespielt entrüstet und bemerkte dabei amüsiert, wie ihr Erster Offizier errötete.

"Es tut mir sehr leid, es ist nur..."

"Nun kommen Sie schon rein, oder wollen Sie, dass die Crew anfängt über uns zu tratschen?!"

Mit einem übertriebenen Blick nach links und rechts auf den Gang schubste sie Chakotay in ihr Quartier.

"Ich gehe davon aus, dass Ihre letzte Bemerkung ironisch gemeint war." Er lächelte nervös.

"Natürlich war sie das. Warum lacht niemand über die Witze des Captains?"

"Nun, wären wir noch auf Neu-Erde würde ich sagen, weil die Witze nicht witzig sind, als Commander und somit rangniedrigeres Besatzungsmitglied würde ich allerdings sagen, aus reiner Pflichtvernachlässigung."

Sein nervöses Lächeln war verschwunden. Ihm war ein breites Grinsen gefolgt. Janeway antwortete todernst: "Wären wir jetzt auf Neu-Erde würde ich mich über diese Bemerkung halb totlachen, aber als ihre Kommandantin muss ich Sie wegen dieser Bemerkung vor ein Kriegsgericht bringen." Beiden gelang es einen Moment lang ernst zu bleiben, dann brachen sie jedoch in Lachen aus.

"Also, Chakotay, was kann ich für Sie tun?" Erwartungsvoll blickte sie ihn an. " Nun, es ist eigentlich nur ein Detail, vollkommen unwichtig sozusagen."

"Commander, wenn es unwichtig wäre würden Sie mich doch nicht um meine wohlverdiente Nachtruhe bringen, nicht wahr?"

"Das ist korrekt. Also, es geht darum, dass ich wissen wollte, ob mein nicht gerade rangmäßiges Verhalten auf Neu-Erde Sie eventuell brüskiert hat. Wenn dem so ist, dann tut es mir sehr leid." Chakotay schwieg betreten.

"Brüskiert?" Janeway hatte Mühe ihre Stimme im Zaum zu halten. "Aber natürlich nicht! Wie kommen Sie denn auf solch eine Idee?"

"Nun, der Unterschied Ihres Verhaltens mir gegenüber auf dem Planeten und nach unserer Rückkehr auf die Voyager hätte kaum größer sein können. Auf dem Planeten waren Sie so ... gelöst! Genau wie gerade eben. Auf der Brücke hatte ich das Gefühl, dass das, was dort unten mit uns passiert ist, Ihnen peinlich wäre."

Janeway atmete einmal durch ehe sie ihm antwortete.

"Lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen. Es gab da mal eine stolze und mächtige Königin, die dachte sie könnte ihr Reich ganz allein gegen alle inneren und äußeren Feinde verteidigen. Bald jedoch geriet sie in eine Situation, in der sie gezwungen wurde sich mit ihren Feinden zu verbünden um überleben zu können. Nun, anfangs stand sie der Situation kritisch gegenüber. Sie befürchtete, die neuen Verbündeten würden sich gegen sie wenden. Besonders skeptisch war sie in Bezug auf den Anführer der "Neuen". Er erschien ihr so... verdammt clever und loyal. Nach allem was sie über sein Reich gehört hatte, war er ein Wilder, der unter dem Vorwand Unschuldige schützen zu wollen genau jene tötete. Jetzt aber entpuppte sich ihr erster Eindruck von ihm als ignorant und vollkommen abwegig. Sie musste erkennen, dass nicht alles, was sie gelernt hatte, richtig war. Sie beschloss ein bisschen weniger stolz zu sein und den Fremden zu einem Freund werden zu lassen. Schließlich erlangte er bei ihr größten Respekt und ... Freundschaft. Enge Freundschaft. Durch ihr Bündnis besiegten sie ihre Feinde und zeigten, dass Respekt und Akzeptanz nicht nur leere Floskeln sind."

Kathryn Janeway räusperte sich und schaute uncharakteristisch verlegen drein. "Ich war noch nie besonders gut im Geschichtenerzählen."

"Der Meinung bin ich aber nicht. Vielen Dank. Diese Geschichte war wunderschön. Ich hätte da nur eine Frage: Gibt es diese Geschichte wirklich?" Er blickte sie hintergründig an.

"Natürlich. Und die Erde ist eine Scheibe." Die beiden lachten und Chakotay drückte ihre Hand. "Fühlt sich verspannt an. Wie wär's mit einer Massage?"

Janeway lächelte und setzte sich. "Das klingt nach einer guten Idee. Untypisch für Sie."

Dabei lächelte sie und bemerkte, wie sich ihre Schultern lockerten. Sie seufzte und schloss die Augen. Sie war sich so sicher wie lange nicht mehr, dass es einen Weg nach Hause für sie alle gab.

ENDE
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