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1.01 Starbase Alpha

von Markus Brunner

Kapitel 1

Kapitel 1: „Starbase Alpha“

Drei kleine Raumfähren befanden sich im Orbit des Gasriesen, der auf den Sternenkarten als Berengaria V aufscheint. Gasriesen waren aufgrund ihrer unterschiedlichen Zusammensetzungen interessante Forschungsobjekte. Aber für die Besiedelung durch Menschen oder andere humanoide Lebensformen waren sie ungeeignet. Und auch die Monde von Berengaria V konnten lebensfeindlicher nicht sein. Große Gesteinsbrocken ohne Atmosphäre. Es gab keinen Grund, warum sich drei Kurzstrecken-Raumfähren, jede bemannt von einem einzigen menschlichen Piloten, hier befinden sollten. Abgesehen von einem: jenem Objekt, das über dem Horizont des Gasriesen nun langsam größer wurde. Ein blinkender Punkt auf den Sensordisplays in den Cockpits der Raumfähren und nicht viel mehr für das bloße Auge der Piloten.
„Raumfähre 1 ruft Fähre 2 und Fähre 3. „
Mit kurzen Meldungen bestätigten die beiden anderen Piloten den Ruf des Staffelführers.
„Wir sind gleich in Reichweite. Aktiviert die Raketen.“
„Hier Raumfähre 3. Die Enterprise ist noch nicht eingetroffen.“
„Ich weiß. Keine Sorge, die werden schon nichts verpassen. Sie sollten jede Sekunde unter Warp gehen. Dann legen wir sofort los. Seht! Da kommt sie!“

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Mitten in der Schwärze des Alls blitze ein neuer, heller Stern auf. Einen regenbogenfarbenen Schweif hinter sich herziehend sprang die Enterprise NX-01 aus dem Warp-Raum in den Normal-Raum zurück. Die Enterprise war das erste Raumschiff ihrer Klasse. Das erste irdische Raumschiff, das eine Geschwindigkeit von Warp 5 erreichen konnte, verlangsamte auf Unterlichtgeschwindigkeit. Captain Jonathan Archer erhob sich aus seinem Kommandosessel und trat näher an den Hauptschirm heran, um den bevorstehenden Moment in vollen Zügen zu genießen. Aus den Augenwinkeln sah er eine Sensoranzeige, die drei kleine Raumfähren zeigte, die soeben eine große Anzahl Raketen abfeuerten. Doch es war kein Grund zur Beunruhigung. Die Raketen näherten sich einem anderen Objekt, das auf dem Hauptschirm vor dem Hintergrund des bunten Gasplaneten immer mehr anschwoll. In wenigen Sekunden würden die Raketen einschlagen. Aber das sollten sie gar nicht. Und sie taten es auch nicht. Mehrere Kilometer vor einer möglichen Katastrophe explodierten die Rakete. In sicherem Abstand zur ersten großen Sternenbasis der Menschen, Starbase Alpha, die von den Funken der explodierenden Raketen in bunte Farben getaucht wurde. Während die Crew der Enterprise auf den Bildschirmen und an den Bullaugen staunend das Feuerwerk betrachteten, betrat der verantwortliche Ingenieur der Starbase Alpha den Maschinenraum der Raumstation und legte einen großen Schalter an der Hauptkonsole um. Die Leitungen für die Hauptstromversorgung wurden freigegeben, übernahmen die Arbeit der Batterien. Innerhalb von Sekunden wurden die einzelnen Sektionen der Raumstation hell erleuchtet. Vom Sensorturm über den Andockring, von der Wohnsektion über die Lagerräume – alle Systeme wurden auf Normalbetrieb gestellt. Als die Funken des Feuerwerks langsam verblassten, offenbarte sich die gesamte Schönheit der Raumstation und Archer lächelte, als sein Chefingenieur und bester Freund Trip Tucker auf der Brücke an seine Seite trat und dieses technische Wunderwerk bestaunte. Die Station bestand aus einem vertikalen, über 700 Meter langen Kern, unter dessen oberen Drittel ein mächtiger Andockring befestigt war, dessen Inneres Landemöglichkeiten für kleine Raumschiffe bot und an dessen Äußeren zwanzig Luftschleusen Zugang zum Inneren gewährten. Starbase Alpha sollte zu einem Treffpunkt der vier Spezies werden, die an ihrem Bau beteiligt gewesen waren und für viele weitere. Zwar war sie offizielle eine irdische Raumstation, aber ohne die Hilfe der engsten Verbündete – Andorianer, Tellariten und Vulkanier – wäre ihre Verwirklichung erst in einem Jahrhundert möglich gewesen. Neben der Enterprise lagen noch drei weitere Schiffe der alliierten Völker in der Nähe der Station und Steuermann Travis Mayweather navigierte das Schiff zu den anderen in eine Warteposition. Archer fiel auf, dass Travis recht häufig über die Schulter blickte, in Richtung Wissenschaftsstation. Doch seine Aufmerksamkeit galt nicht wissenschaftlichen Daten oder der vulkanischen Wissenschaftsoffizierin T’Pol, sondern einer anderen attraktiven Frau, die neben ihr stand: Gannett Mayweather, seit einem Jahr die Ehefrau des Steuermanns. Sie sollte im Auftrag ihrer Nachrichtenagentur eine Reportage über die Sternebasis erstellen und hatte so Gelegenheit, erstmals zusammen mit ihrem Ehemann an Bord der Enterprise zu reisen. Ihre Anwesenheit war für Archer aber nicht ganz unproblematisch. Einerseits erhoffte er sich, Gannett würde im Rahmen ihrer Reportage auch über die Enterprise selbst und die Entdeckungen der letzten Jahre berichten. Erst kürzlich hatte Archer mit Admiral Gardener ein längeres Gespräch geführt, in dem sein Vorgesetzter über die mangelnde Publicity der Sternenflotte klagte. Anderseits war sich Archer bei Gannett nicht wirklich sicher, ob sie volles Vertrauen verdiente. Bei ihrer ersten Begegnung vor zwei Jahren hatte er sie wegen Spionage festnehmen müssen. Glücklicherweise hatte sich herausgestellt, dass sie für den Sternenflottengeheimdienst spioniert hatte. Aber dennoch hatte diese Situation einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Er wusste nicht, ob er ihr trauen konnte. Eines wusste er aber sicher: Er konnte seinem Steuermann vertrauen.
„Travis, machen Sie die Fähre startklar. Sehen wir uns mal die Sternenbasis genauer an.“
„Aye, Sir!“
Die Mayweathers, Tucker und T’Pol machten sich mit dem Captain auf den Weg zum Hangardeck. Im Turbolift bedankte sich Gannett dafür, gleich beim ersten Besuch der Station an Bord gehen zu dürfen und meinte, dass T’Pol mit den Sensoren einige sensationelle Aufnahmen gemacht hatte. Archer hatte das Gefühl, dass sie es aufrichtig meinte. So aufrichtig, wie man es von einem Reporter eben erwarten konnte. Er wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund hatte er etwas gegen die Presse. Lag es vielleicht noch immer daran, dass einst über die Mission der Enterprise sehr negativ berichtet worden war?
„Sie sollten nicht zu viel erwarten. Momentan befindet sich nur eine Rumpfcrew an Bord. Wenn in den nächsten Tagen die ersten Schiffe andocken, die ersten Außenhandelsdelegierten und Botschafter eintreffen und sich in den benachbarten Sektoren herumgesprochen hat, welche Möglichkeiten sich hier bieten, wird die Station sicher aus allen Nähten platzen.“
„Für die Erde ist die Starbase Alpha in erster Linie auch ein großes Prestigeprojekt. Wenn man bedenkt, dass Andorianer, Tellariten und Vulkanier schon viel länger hier draußen im All sind und ausgerechnet uns die Bauaufsicht und Verwaltung der Station überlassen haben …“
„Da haben Sie recht, Mrs. Mayweather. Die Menschheit hat – und das wissen wir Vulkanier sehr zu schätzen – eine Eigenschaft, die sie von den meisten anderen hochentwickelten Kulturen unterschiedet: ihre Vielfalt. Während die drei von Ihnen erwähnten Völker dazu neigen, recht stereotyp zu wirken, sind die Menschen doch sehr launisch.“

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Travis Mayweather landete die Raumfähre sanft im geräumigen Backbord-Hangar der Sternenbasis. Empfangen wurde die Abordnung der Enterprise vom Kommandanten der Station, Commander Emilien Cloutier. Archer war ihm bisher nie begegnet, aber er machte einen sehr freundlichen Eindruck, auch wenn er etwas mehr Kanten vertragen könnte. Das wird schon noch, dachte Archer und erinnerte sich an sein erste Jahr als Captain der Enterprise. Seit damals hatte sich viel geändert. Er hatte sich verändert. Nicht unbedingt zum Besseren, wie ihm selbst auch klar war. Aber es war notwendig gewesen. Auch Cloutier würde mit der Herausforderung wachsen. Der Commander führte sie auf das Beobachtungsdeck, das im Kernbereich, unmittelbar über der Verbindung zum Andockring und unterhalb der Kommandobrücke lag. Dort warteten bereits die Vertreter der anderen Völker. Es waren auch Angehörige anderer befreundeter Völker anwesend. Benzeniten, Tiburoner, und Chelons waren nur die schillerndsten unter ihnen. Gannett wirkte etwas blass angesichts der anwesenden Prominenz. Sie war es gewohnt, in einer Masse aus Reportern bei Konferenzen oder Zeremonien unterzutauchen. Aber hier war sie die einzige Pressevertreterin und stand nun Berühmtheiten von mehreren Planeten gegenüber. Da waren Botschafter Soval und Premierministerin T’Pau von Vulkan, General Shran und Botschafter Shras von Andor und der berüchtigte tellaritische Botschafter Gar mit seinem großem – und bekanntlich streitsüchtigen – Gefolge. Gannett nahm alles mit ihrer HeadCam auf, die sie an ihrer rechten Schläfe trug. Sie war froh darüber, dass diese kleine Kamera über einen sehr guten Bildstabilisator verfügte und ihr Zittern ausglich. Kein Zuseher der Reportage würde merken, wie nervös sie nun war. Die Leute von der Enterprise – ihr Mann eingeschlossen – begrüßten die Anwesenden sehr herzlich, was vor allem bei den Vulkaniern sehr sonderbar wirkte. Aber natürlich wusste sie, welche Bedeutung vor allem die Person Jonathan Archers für die Vulkanier hatte.
„Stimmt etwas nicht?“, flüstere Travis ihr ins linke Ohr, so dass die HeadCam seine Worte nicht aufzeichnen konnten. Sie deaktivierte die Kamera flüsterte zurück:
„Hier wird Geschichte geschrieben und ich bin mittendrin. Warum sollte ich also nervös sein?“
Travis lächelte. Sie beneidete ihn. Für ihn schien das alles so leicht zu sein.
„Also wenn ich dir helfen kann: Mit Shran könnte ich ein Interview arrangieren. Und Commander Tucker hat meines Wissens einen guten Draht zu den Tellariten.“
Gannett war sprachlos. Sie hatte schon seit Tagen an den richtigen Worten gefeilt, wie sie mit den Abgesandten dieser Völker einen Interviewtermin vereinbaren sollte.
„Das würdest du für mich machen?“
„Klar, ist doch kein Problem für mich. Aber die Fragen musst du stellen.“
„Geht klar!“
Während des Empfangs hielten sich die Tellariten die meiste Zeit in der Nähe des Buffets auf. Daher war am weiten, gewölbten Fenster des Beobachtungsdecks viel Platz, um ungestört den beeindruckenden Anblick genießen zu können. Auf der rechten Seite konnte man zur Oberfläche des Gasriesen sehen. Gelbe, blaue und grüne Wolkenfetzen wirbelten dort umher. T’Pol hätte ihm sicher die Elemente aufzählen können, aus denen die obere Atmosphärenschicht bestand. Aber das interessierte Archer im Moment nicht. Sein Blick streifte weiter über den von hier aus gesehen nach vorne ragenden Andockring der Station und schließlich zu den vier Raumschiffen, die ein paar Kilometer entfernt im All schwebten und auf diese Entfernung kaum noch zu unterschieden waren. Der Captain genehmigte sich einen Schluck andorianisches Ale. General Shran hatte es für den heutigen Anlass aus seinem privaten Vorrat gerne zur Verfügung gestellt.
„Die Tenrii ist ein sehr schönes Raumschiff. Eine würdige Nachfolgerin der Kumari“, sagte Archer zu dem neben ihm stehenden Shran, die Augen weiterhin auf die vier Schiffe in der Ferne gerichtet.
„Danke. Leider ist es nicht mein Schiff. Ich habe nur für diese Reise das Kommando auf der Tenrii. Als General ist man sehr viel auf den unterschiedlichsten Schiffen unterwegs. Nicht alle sind so beeindruckende Raumschiffe wie die Tenrii. Ich gebe Ihnen einen Rat, Archer. Lassen sie sich nicht befördern. Als Kommandant seines eigenen Raumschiffs ist man noch am besten dran. Die Beförderung zu akzeptieren war der größte Fehler meines Lebens.“
„Gut, dass Sie das sagen. Ich hätte Ihnen beinahe zur Beförderung gratuliert“, erwiderte Archer, der Shrans Gefühle gut nachvollziehen konnte. Er hielt es für besser, das Thema zu wechseln.
„Was halten Sie von der Station?“
Der Andorianer nickte anerkennend und seine Antennen, die aus seiner Stirn wuchsen, schienen ebenfalls für sich zu nicken. Archer nahm sich vor, diese Art der andorianischen Körpersprache in Zukunft genauer zu studieren. Schließlich antwortete der General:
„Sehr beeindruckend. Wir selbst haben natürlich schon größere Raumstationen, die sind aber alle im Orbit unserer am dichtest bevölkerten Planeten. So weit draußen eine Station zu bauen, nur mit den Rohmaterialien, die sie aus den Monden dieses Gasriesen gewinnen konnten und das in nur zwei Jahren Bauzeit …“
„Sie denken gerade an den militärischen Aspekt, oder?“
Nun lächelte Shran erstmals, seit sie sich hier an Bord seit über einem Jahr wieder getroffen haben.
„Sie kennen mich gut, Archer. Die Station ist schwer zu verteidigen. Sie befindet sich gut eine Tagesreise von den Außengrenzen unserer vier Territorien entfernt.“
„Es ist keine militärische Station.“
„Das ist natürlich klar. Und im Normalfall sollten unsere Schiffe häufiger diese Sternebasis anfliegen, wenn sie sich erst einmal etabliert hat. Aber bis dahin, sollten Sie sich hier in der Gegend besser keine Feinde machen.“
Archer konnte nur den Kopf schütteln. Shran war wirklich leicht zu durchschauen. Er würde den Andorianer nicht als paranoid bezeichnen, aber es gab doch einen Unterschied zwischen gesunder und übertriebener Wachsamkeit.
„Keine Sorge, Shran. War pflegen bereits gute Kontakte zu den benachbarten Planetensystemen. Weit und breit gibt es niemanden, der uns feindlich gesinnt ist.“
„Und dann öffnen die Xindi einen ihrer Wirbel, schicken eine Waffe durch und vernichten ihre schöne Raumstation mit einem einzigen Schuss.“
Wenn Archer sicher gewesen wäre, dass Shran die Metapher verstehen würde, hätte er jetzt „unerlaubter Tiefschlag“ gerufen. Ja, es war richtig, dass vor einigen Jahren, als sich die Menschen vielleicht mit den Suliban und den Klingonen hin und wieder rumärgern mussten, ohne Vorwarnung die Xindi plötzlich mit einer Waffe aufgetaucht waren und in einem nicht provozierten Angriff 7 Millionen Menschen auf der Erde getötet hatten. In Erinnerung an diesen katastrophalen Ersten Kontakt atmete Archer einmal tief durch. Shrans Anspielung hatte ihn härter getroffen, als er zuerst vermutet hatte.
„Das war unnötig, Shran. Wir verfügen beide über jahrelange Erfahrung und wissen, wem und was wir hier draußen begegnen können. Wir können die Risiken abschätzen.“
„Ich will Sie nicht entmündigen. Ich meinte ja nur, dass es ein Risiko sei, hier eine Raumstation zu errichten. Aber manche Risiken sind es wert, eingegangen zu werden.“
Der Andorianer hob sein eigenes Glas: „Auf Starbase Alpha. Der richtige Schritt in eine gemeinsame Zukunft unserer vier Völker und vielleicht bald vieler weiterer Völker!“
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