TrekNation

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285 Gründe, dich zu hassen

von EchoTracer

Regel 74: Wissen ist Profit.


„Und ich hatte wirklich gedacht, sie hätten es endlich kapiert!“

Quark seufzte und stellte sein Tablett auf einem leeren Tisch nahe der Tür ab. „Wie ungesellig für einen Barkeeper“, bemerkte Brunt lakonisch und zog einen der Stühle vom Tisch zu sich. Er setzte sich und grinste Quark an. „Wie inkonsequent für einen Liquidator. Sie haben es gerade mal vier Tage geschafft, sich von meiner Bar fernzuhalten“, gab der zurück. „Der Replikator in meinem Quartier läßt zu wünschen übrig“, erklärte Brunt. „Gerade mal drei halbwegs essbare Gerichte.“ „Ich weiß.“ Quark grinste seinerseits und nahm das Tablett wieder vom Tisch. „Schließlich hat mein Bruder eigenhändig die anderen Ferengispezialitäten gelöscht. Ich lasse mir doch von so einem Föderationsapparat nicht das Geschäft ruinieren.“
Brunt sah sich betont langsam in der Bar um. „Das vermutlich extrem lukrative Geschäft mit den zahlreichen wohlhabenden Ferengikellnern, nehme ich an? Oder hat der Rest des Quadranten die Vorzüge eines Schneckensteaks endlich erkannt, nach all den Jahrzehnten der Ablehnung gegenüber unserer erlesenen Küche?“ „Das extrem lukatrive Geschäft mit wohlhabenden Liquidatoren, die fern der Heimat vor der limitierten Auswahl des Replikators kapitulieren“, grinste Quark. „Möchten sie ein Schneckensteak? Für nur zehn Streifen Latinum bekommen sie das beste auf der ganzen Station.“ Brunt starrte ihn eine Weile mit offenem Mund an. „Zehn... Streifen... Latinum?! Für ein Steak?! Haben sie noch alle Sinne beisammen?!“ „Vermutlich nicht“, lächelte Quark. „Aber ich habe ein Monopol auf Schneckensteaks. Wollen sie jetzt eins oder nicht?“


Plun V-II, Breen-Einlagerungskomplex
Konferenzraum


Ghan stand mit dem Rücken zur Tür am Fenster und starrte nach draußen auf den zugeschneiten Hof, als Thren den Raum betrat. Es dauerte einen Moment, bis er sich umdrehte und auf den langen Metalltisch deutete. Thren nickte knapp und setzte sich, Ghan jedoch blieb stehen. „Die gute Nachricht ist - die Artefakte sind authentisch und auch wenn Tohl nicht alle eindeutig identifizieren konnte, dürften sie eine beachtliche Menge wert sein“, sagte er. „Und die schlechte Nachricht ist, dass es nicht leicht wird, Käufer zu finden, die diskret genug sind, um mit derart wertvoller Ware entsprechend umzugehen“, folgerte Thren.
Ghan nickte und aktivierte mittels einer Fernbedienung den Monitor an der Wand. Die Inventarliste war etwas länger geworden, denn die Arbeiter hatten im früheren Bergwerk - der jetzigen Ausgrabungsstätte - tatsächlich eine weitere Kammer gefunden. Zwar war diese kleiner als angenommen, aber sie hatte dennoch weitere Artefakte beinhaltet. „45 Posten“, sagte Ghan unentschlossen und deutete auf den Monitor. „Und es ist wirklich alles dabei. Die Klingonen waren fleißige Plünderer.“
Thren stand auf und trat näher an den Bildschirm. „Wollen die Cardassianer nicht die bajoranischen Artefakte haben? Sie mögen doch diesen Pathos.“ Ghan schüttelte den Kopf. „Lohnt sich für sie nicht. Wenn irgendwer erfährt, dass bajoranische Artefakte auf Cardassia sind, werden sie diese 'als Zeichen des guten Willens' an Bajor zurückgeben müssen. Das Risiko werden die Cardassianer nicht eingehen.“ „Hm“, machte Thren. „Dann könnten wir sie vielleicht direkt an Bajor verkaufen.“ Wieder schüttelte Ghan den Kopf. „An sich können wir nur an Bajor verkaufen, weil kein anderer den Kram haben will. Die Bajoraner würden es ja eh nur zurückfordern. Keiner zahlt für etwas, nur damit es dann aus 'moralischen Gründen' verschenkt werden muß. Und das ist das Problem - die einzigen 'Kunden', die diese Stücke wollen, werden nicht zahlen.“

Thren kehrte an den Tisch zurück, setzte sich und studierte die Inventarliste aus sicherer Entfernung. „Zahlen wollen wird vermutlich niemand“, sagte er nach einer Weile. „Vulkanische Schüsseln, bajoranische Stehlampe im Kasten, andorianische Ritualklingen... Das ist...“ „...etwas für wohlhabende Kunstsammler“, beendete Ghan den Satz bestimmt. „Ich bin auch der Ansicht, dass keine der Ursprungswelten unsere Flotte finanziert, um diese Artefakte zurück zu bekommen. Sie würden alle darauf bestehen, ein Recht auf die Aushändigung zu haben. Nein, wir müssen uns da an einen anderen Kundenkreis wenden.“ Thren klang etwas zweifelnd, als er feststellte: „Wir haben keine solchen Kunden. Unsere Kunden kaufen Dilithium. Und haben von antiken Kunstgegenständen soviel Ahnung wie wir.“

Ghan deaktivierte den Bildschirm und setzte sich dann an den Tisch. „Exakt. Und deswegen schalten wir einen Zwischenhändler ein. Jemanden, der Kontakte hat. Oder knüpfen kann, ohne dass wir uns mit ach so intellektuellen Kunstkennern abgeben müssen.“ „Das ist vermutlich besser“, nickte Thren. „Schon weil die meisten Kunstkenner auch nicht sonderlich gern mit Leuten wie uns zu tun haben.“ „Ich habe Tohl gebeten, uns einen Zwischenhändler zu besorgen“, fuhr Ghan fort. „Er kennt viele der Piraten, die hier ihre Beute einlagern. Und er ist sicher, dass jemand dabei ist, der auch mit Kunstgegenständen handelt und die entsprechenden Kunden finden kann.“

„Ich verstehe nicht, warum Piraten einen so schlechten Ruf haben.“ Thren lehnte sich zurück. „Ich jedenfalls habe nie schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht. Sie hinterlassen die Lagereinheiten in einwandfreiem Zustand.“ „Und ihre Preise sind wesentlich fairer, als der Marktdurchschnitt“, ergänzte Ghan. „Ich bin wirklich froh über die Pläne der Regierung, die Legalisierung von Piraterie auf die nächste Stufe zu heben.“ Thren nickte bestätigend. „Es kann nur von Vorteil für beide Seiten sein, registrierten Freibeutern den Beitritt in die Konföderation zu ermöglichen.“ „Das sind Momente, in denen ich wirklich stolz auf unsere Regierung bin.“ Ghan sah zum Fenster, vermutlich wirkte er versonnen. „Kein Wunder, dass die meisten Piraten nichts mit ihren rückständigen 'Heimatwelten' zu tun haben wollen.“

„Es ist in der Tat sehr begrüßenswert, solche Gemeinsamkeiten zu finden.“ Tohl stand mit einem Padd in der Hand in der Tür. Ghan drehte sich wieder um. „Sie haben also einen Zwischenhändler für uns gefunden?“ Tohl nickte und trat ein. „Sie können von Glück reden. Das Schiff ist heute morgen erst eingetroffen, mit einer Lieferung, die auf den von ihnen gewünschten Kundenkreis schließen läßt.“ Er setzte sich neben Thren an den Tisch. „Das klingt vielversprechend“, sagte der. „Und war unser Angebot akzeptabel?“ Tohl wog unentschlossen den Kopf hin und her. „Generell ja, 23 Prozent ist ein sehr guter Kurs für Hehler. Allerdings will sie die Waren erst sehen.“ Ghan nickte. „Da spricht nichts gegen. Jemand, der sich nur etwas besser mit diesem ganzen Kram auskennt, würde an sich nicht schaden.“ „Von mir aus können es auch 25 Prozent sein. Wenn das eine Disruptorbank weniger für uns bedeutet, kann ich damit leben“, stimmte Thren zu. „Immerhin bekommen wir mehr, als wenn wir nicht einmal einen Käufer finden.“

„Wären das dann 23 Prozent für die Piraten und 2 Prozent für mich, oder 20 für die Piraten und 5 für mich?“ fragte Tohl und sah von Thren wieder zu Ghan. „Sie klingen wie ein Ferengi“, gab der zurück. „Teilen sie es, wie sie meinen.“ Tohl nickte und erhob sich. „Da haben sie bereits ein gutes Stichwort gegeben...“ Bevor die anderen Breen darauf eingehen konnten, war er bereits an der Tür. „Ich werde ihnen den genauen Zeitpunkt für das Treffen später mitteilen. Die Piraten laden noch aus.“


Deep Space Nine, Promenadendeck, Quark's

„Bruder?“

Quark rollte genervt mit den Augen, als er nach einem arbeitsreichen Tag hinter der Theke zum ersten Mal seit Stunden seine Ruhe hatte. „Was ist jetzt schon wieder?“ erkundigte er sich mit schamlosem Desinteresse in der Stimme. Rom beeilte sich, zur Theke zu kommen und sich auf einen Barhocker zu setzen. „Ich äh... wollte nur fragen...“ begann Rom. „Dann frag!“ Quark schnappte ein Glas aus dem Regal und verzog angewidert das Gesicht, als er es zusammen mit einer Flasche Malzbier vor seinen Bruder stellte. „Warum habe ich erst alle Ferengigerichte aus Brunts Replikator gelöscht... Und, äh... und sie jetzt wieder einprogrammiert?“
Quark seufzte, schenkte sich einen Schneckensaft ein und sah Rom mitleidig an. „Das mußt du nicht verstehen.“ „Ich äh... will aber!“ Rom trank einen Schluck Malzbier und sah Quark wartend an. Der seufzte erneut. „Es war ein preiswerter Sieg“, erklärte er schließlich. „Ich wollte einfach nur sehen, wie lange es dauert, bis er angekrochen kommt und um eine Handvoll Rohrmaden bettelt.“ Rom schien ein Licht aufzugehen. „Du wolltest ihm zeigen, wer hier der äh, der Boss ist!“ Überrascht sah Quark vom Schneckensaft zu ihm. „Hey, ich glaub es nicht! Du hast wirklich kapiert, worauf ich hinaus wollte!“

Rom wirkte erleichtert. Er trank noch einen Schluck Malzbier, dann sagte er: „Und ich hatte schon befürchtet, du willst mir wieder zeigen, dass ich nicht zum Techniker tauge.“ „Rom!“ Quark musterte ihn vorwurfsvoll. „Einen Replikator kann jeder programmieren, sogar du. Glaubst du nicht, ich würde mir was anderes einfallen lassen, wenn ich dir eins auswischen wollte?“ Roms Gesicht spiegelte mehr Verständnislosigkeit wider als üblich. „Also ging es gar nicht um die, äh... Sicherheitssysteme?“ Die Verwunderung war ansteckend; nun war auch Quark etwas verwirrt. „Was für Sicherheitssysteme?“ „An der Tür!“ Rom schenkte sich Malzbier nach und schob die leere Flasche zurück zu seinem Bruder. „Du Idiot“, stellte der fest. „Sag nicht, du hast Odos Replikator umprogrammiert!“ „Äh, nein. Wieso? Sollte ich das etwa?“ Verwirrung wich Besorgnis in Roms Miene. „Nein, verdammt! Aber Odo ist der einzige, der paranoid genug ist, um an seiner Tür Sicherheitssysteme anzubringen!“ Entschlossen schüttelte Rom den Kopf. „Garak hat welche.“ „Garak hat auch Grund dazu!“ warf Quark ein. „Und er ist paranoid“, fügte er dann an.

Eine Weile schwiegen beide. Dann kniff Quark mißtrauisch die Augen zusammen und musterte Rom ganz genau, so als würde er ihn zum ersten Mal sehen und abwägen, ob er mit ihm Geschäfte machen wollte. „Woher weißt du, wie die Tür von Garaks Quartier gesichert ist?“ fragte er. Rom starrte auf sein Glas und murmelte: „Ich äh...“ Er brach ab und grinste. „Ich weiß es eben!“ beendete er den Satz. „Aber was haben Garak und Odo überhaupt... äh, also... mit Brunts Replikator zu tun?!“ „Nichts. Absolut gar nichts“, erwiderte Quark. Er holte ein neues Malzbier unter der Theke hervor und platzierte es vor Rom. „Aber die Sicherheitssysteme an Brunts Tür interessieren mich brennend...“ Langsam schob er die Flasche näher zu ihm. „Das hier geht aufs Haus. Und jetzt erzähl mir mehr...“
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