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Am I Dreaming?

von Steffi Raatz

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Manchmal sitze ich nachts einfach nur da und beobachte die Sterne. In diesen Augenblicken holt mich die Realität mit einer Härte ein, die ich gerne ignoriere. Ich fühle mich mit einem Male einsam. Meine Arbeit spannt mich derartig ein, dass ich keine Zeit mehr habe, Freundschaften zu pflegen, Bekanntschaften zu machen. Kenne ich meine Crew? Ja, die Namen kenne ich, aber ich kenne sie nicht persönlich. Nicht sie, nicht ihre Geschichten.

Wenn ich dann zu den Sternen sehe, die Unendlichkeit des Alls betrachte, kommt dieses Gefühl von Heimweh in mir auf. In diesen Augenblicken wünsche ich mich nichts sehnlicher, als einfach umzukehren und wieder an der Sternenflotten-Akademie zu arbeiten. Dort hatte ich Freunde, ein Leben.

Es ist zur Gewohnheit geworden, dass mich des Nachts Träume einholen, in denen sich das widerspiegelt, was ich empfinde, was ich brauche. Mal ist es T'Pol, deren Körper sich an meinen schmiegt, dann träume ich von einem weißen Strand und einer kleinen Hütte, in der ich mit Porthos lebe. Immer ist der Tisch für zwei gedeckt, doch ich weiß nicht, wer dort noch wohnt. Diese Antwort bleibt mir stets verwehrt.

Seit einigen Tagen jedoch erklingt nachts pünktlich um ein Uhr der Summer meiner Tür. Ich öffne wie jeden Abend die Tür. Nicht sicher, ob ich träume oder wache. Hoshi steht davor und lächelt mich an. Sie trägt jeden Abend ein langes weißes Kleid. Ihre Haare sind offen und fallen wallend über ihre Schultern. Sie scheint einem Engel gleich. Gütig und bezaubernd schön. Ihr Lächeln ist wie ein Leuchten, das mein Leben erhellt und ich lasse sie widerstandslos passieren.

Manchmal setzt sie sich auf die Sitzecke und sieht mich einfach nur an. Schweigend, mit ihren großen dunklen Augen und einem Ausdruck auf dem Gesicht, der mich zum Schmelzen bringt. Dann gehe ich zu ihr, lasse mich von ihr in die Arme nehmen und gleite unter ihren zärtlichen Berührungen in einen erholsamen Schlaf.

An anderen Tagen reicht sie mir ihre Hand und führt mich zum Fenster, wo wir gemeinsam den Sternen beim Vorbeiziehen zusehen. Gesprochen wird kein Wort. Wir lassen den Augenblick auf uns wirken und erleben gemeinsam die Unendlichkeit.

Selten setzen wir uns und reden. Wir sind leise dabei, flüstern fast und sprechen über unsere Sehnsüchte, unsere Wünsche. Dabei erwische ich mich, wie ich ihr meine Seele offenbare. Jedes Mal aufs Neue. Sie müsste mich mittlerweile besser kennen, wie irgendjemand anders und doch eröffne ich ihr noch mehr Dinge, die ich sonst niemandem erzählt hätte.

Sie tröstet mich in meiner Einsamkeit und beschützt mich vor meinen Selbstzweifeln. Im Moment größter Verzweiflung steht sie vor meiner Tür und erlöst mich von meinen bitteren Gedanken. Ihre Güte und ihre Selbstlosigkeit retten mich immer wieder aufs Neue. Doch ist sie real?

Wenn sie geht, dann küsst sie mich zärtlich auf die Lippen. Ein Kuss so fein und leicht wie eine Feder oder ein warmer Luftzug. Ihre Hände lösen sich von meinen und ihr Blick versinkt für einen kurzen Moment in meinem. Dann dreht sie sich um und geht. Bis zum nächsten Abend.

Jede Nacht sehe ich ihr nach. Und jeden Morgen, wenn ich erwache, frage ich mich, ob sie wirklich bei mir war. Hoshi ist mein Engel. Nachts, wenn ich mich aufgeben will, richtet sie mich auf. Doch weiß ich, ob sie real ist oder nur eine Phantasie?

Aber wenn sie real ist und alles geschieht wirklich, warum tut sie das? Warum kommt sie jede Nacht und hilft mir in meiner Verzweiflung? Ich würde sie gern fragen, doch ich habe Angst, dass alles nur ein Traum ist. Und wenn dem so ist, könnte ich zuviel zerstören.

Also liege ich weiter des Nachts wach, warte auf meinen süßen Engel mit wallendem Haar. Hoffe, sie möge nie mit ihren Besuchen aufhören. Hoffe, ich erwache nicht aus diesem Traum.

ENDE
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