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1.02 The Spring of Fire

von Markus Brunner

Kapitel 2

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Die medizinische Abteilung der Enterprise war eindeutig überfüllt. Nicht nur verwundete Crewmitglieder lagen auf den Krankenbetten oder auf provisorisch aufgestellten Feldbetten, auch einige Flüchtlinge von Draylax, die kurz vor der Vernichtung der Tibor noch in Sicherheit gebeamt werden konnten, wurden hier behandelt.
Travis Mayweather war sehr oft auf Draylax gewesen, als er noch auf dem Frachtschiff seiner Eltern gelebt hatte. Er erkannte einige der Flüchtlinge sogar wieder, auch wenn ihm ihre Namen nicht einfielen. Auf jeden Fall waren es Menschen, die seit Jahrzehnten auf diesem Planeten gelebt hatten. Der Krieg hatte sie aus ihrer Heimat vertrieben. Als Weltraumnomade konnte sich Travis schwer vorstellen, was es bedeutete, seine Heimat aufgeben zu müssen. Das Frachtschiff Horizon, auf dem er aufgewachsen war, vermisste er überhaupt nicht. Er vermisste die Personen an Bord, aber nicht den Ort an sich. Aber vermutlich hatten die Geretteten nicht nur ihre Heimat verloren, sondern auch Angehörige und Freunde, die an Bord der Tibor gewesen waren.
Die Türen der Krankenstation öffneten sich. Es war ein Geräusch, das Travis gar nicht mehr bewusst wahrnahm, das unterging unter den Geräuschen medizinischer Geräte und den nicht gerade leise ausgesprochenen Anweisungen Dr. Phlox‘ an seine Mitarbeiter. Travis war daher völlig überrascht, als plötzlich Lieutenant Reed neben seinem Krankenbett stand.
„Oh, Lieutenant. Ich hab‘ Sie gar nicht hereinkommen gehört.“
„Kann ich mir vorstellen. Hier geht es ja ziemlich hektisch zu. Und Dr. Phlox scheint voll in seinem Element zu sein.“
Wie zur Bestätigung eilte Phlox an den beiden vorbei und tadelte einen Sanitäter lautstark, der statt des osmotischen Aals ein Nahtgerät verwenden wollte, um eine Wunde zu versorgen.
„Wie geht es Ihnen, Travis?“
„Danke, eigentlich ganz gut. Wenn man bedenkt, dass in mir zwei regulanische Blutwürmer ihr Unwesen treiben.“
Reed verzog bei dieser Auskunft das Gesicht. Er hatte auch schon einmal das zweifelhafte Vergnügen gehabt, eines dieser Viecher in sich zu tragen. Phlox konnte noch so oft behaupten, dass deren Sekret die Blutbildung wie kein anderes Medikament anregte. Angenehmer war es deshalb nicht, diese Würmer in sich zu tragen. Und noch schlimmer war es, wenn sie ohne Vorwarnung plötzlich wieder aus einem hervorkrochen.
„Gleich zwei Stück?“
„Ja. Phlox meinte, ich hätte ziemlich viel Blut verloren.“
Er schob die Decke beiseite und zeigte Reed sein verletztes Bein. Reed erinnerte sich, dass ein langes Metallstück mit scharfen Kanten plötzlich im linken Unterschenkel des Steuermannes gesteckt hatte, als die Kommunikationsstation explodiert war. Das Bein sah inzwischen jedoch wieder recht gut aus, auch wenn die Naht noch sehr deutlich erkennbar war.
„Ich denke, Phlox wird mich bald entlassen. Andere brauchen dieses Bett sicher nötiger. Ich hatte noch ziemliches Glück. Hoshi hat es schlimmer erwischt. Sie liegt da drüben. Gleich neben Zara.“, fügte Travis lächelnd hinzu, der genau wusste, wegen wem der Lieutenant eigentlich auf die Krankenstation gekommen war. Malcolm Reed und Zara McKenzie waren sich in den letzten Jahren sichtlich näher gekommen. Travis fand es jedoch lustig, dass sowohl dem Leiter der Sicherheitsabteilung als auch der Kommandantin der MACOs ihr Pflichtbewusstsein im Wege stand, um sich auf eine Beziehung einzulassen. Beide ließen sich von den militärischen Vorschriften – die es eigentlich gar nicht verboten – daran hindern, zusammenzukommen. Deshalb passten die beiden wohl auch so gut zusammen. Es gab wohl niemanden an Bord der nicht der Meinung war, das die beiden ein nettes Pärchen abgeben würden. Während des überraschenden Angriffs der Romulaner war Zara gerade in einem vertikalen Wartungsschacht gewesen. Bei einer Erschütterung hatte sie den Halt verloren und sich angeblich einiges gebrochen. Nichts, was Phlox nicht wieder in Ordnung bringen konnte.
„Aha. Na dann werde ich mal nach den beiden sehen“, erwiderte Reed gespielt gleichgültig und ging weiter.
Kurz darauf trat Phlox an sein Krankenbett:
„Wie fühlen Sie sich, Mr. Mayweather?“
„Absolut bestens. Ich spüre keine Schmerzen mehr.“
„Was liegen Sie dann noch hier herum? Gehen Sie!“
Er hatte nichts dagegen. Er holte seinen Uniformoverall unter dem Bett hervor und zog ihn sich an. Das zerfetzte linke Hosenbein war zwar vom Blut durchnässt, aber er hatte nicht vor, damit weiter als bis zu seinem Quartier zu gehen, sich eine neue Uniform zu anzuziehen und diese in den Abfall-Recycler zu werfen. Er wollte gerade die Krankenstation verlassen, als ihm der aufgeregte Ruf – nein, eher ein Schrei – von Hoshi Sato durch Mark und Bein fuhr. Sie rief nach Dr. Phlox, ihre Stimme in Panik. Travis drehte sich schnell um, sah aber nur noch, wie Phlox den Vorhang vor ihrem Bett zuzog.
Er wollte näher herantreten, aber irgendetwas hinderte ihn daran. Sein Körper schien ihm zu sagen, dass er jetzt besser Abstand halten sollte. Aber das war sehr schwer für ihn. Hoshi war die Person auf dem Schiff, mit der er am engsten befreundet war. Sie waren die beiden eindeutig jüngsten Offiziere und verstanden sich seit dem Jungfernflug der Enterprise schon hervorragend. Das war schon vor acht Jahren gewesen. Mit niemandem an Bord dieses Schiffes war er länger so eng befreundet wie mit ihr. Ihr Schrei weckte die Furcht in ihm, sie zu verlieren.
Phlox rief einige seiner Mitarbeiter zu sich und verlangte, dass man ihm Geräte brachte. Unter anderem einen Neuralstimulator. Dieses Gerät diente nur einem Zweck, um den unmittelbar bevorstehenden Gehirntod zu verhindern. Travis sah vor seinem inneren Auge nochmals, wie Hoshi an ihrer Konsole saß, als unmittelbar vor ihrem Gesicht der Bildschirm explodiert war.
Travis stellte sich vor, wie Phlox den Neuralstimulator auf Hoshis Stirn legte. Und dann hörte er das charakteristische Summen dieses Geräts. Einmal, dann wieder Stille. Dann nochmal und schließlich ein drittes Mal. Dann hörte er nur noch, wie etwas auf ein Tablett gelegt wurde. Es waren keine Stimmen mehr zu hören. Reed kam als erster hinter dem Vorhang hervor. Travis hatte ganz darauf vergessen, dass der Waffenoffizier ja zu Hoshi und Zara rüber gegangen war. Er musste alles mit angesehen haben. Reeds Gesicht zeigte keine Emotion. Mit versteinerter Miene ging er an Travis vorbei, ignorierte ihn und verließ die Krankenstation.
Phlox zog nun den Vorhang wieder zurück. Und da stand sie: Hoshi! Mit vielen kleinen Narben im tränenüberströmten Gesicht, aber abgesehen davon offensichtlich unverletzt. Sie stand an Zaras Bett, strich ihr eine blonde Haarsträhne aus der Stirn und zog ihr dann die Bettdecke über das Gesicht. Ihr Leichentuch.

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„Bis wir Starbase IV erreichen, müssten alle Systeme wieder 100 Prozent Leistung bringen“, sagte Trip Tucker zu T’Pol, während er gleichzeitig ein weiteres Mal die Schadensberichte auf seinem Handcomputer las und mit der freien Hand einen Schaltkreis in einem Wartungskasten wechselte, ohne überhaupt hinsehen zu müssen.
„Das sind gute Neuigkeiten“, erwiderte T’Pol. Doch Trip konnte dem nicht zustimmen:
„Ich bin es gewohnt, dass meine Maschinen 120 Prozent bringen. Aber das Notdürftigste bringen wir wieder in Schuss. Aber ich gebe keine Garantie ab, dass es auch hübsch aussehen wird.“
Trip schloss den Wartungskasten wieder und trat an ihr vorbei zum Warp-Reaktor, der gewaltigen, röhrenartigen Maschinerie im Zentrum des Hauptmaschinenraums. Ein kurzer Blick auf den Statusbildschirm ließ ihn nur kurz den Kopf schütteln, ehe er sich abermals in Bewegung setzte und die Antimaterie-Injektoren kontrollierte, die Ensign Fincke gerade ausgewechselt hatte. T’Pol musste nicht länger bleiben um zu sehen, dass er mehr als beschäftigt war und wandte sich Richtung Ausgang, um den Captain über den Fortschritt der Reparaturen zu informieren.
„T’Pol, warte!“, rief ihr Trip hinterher und eilte zu ihr, ehe sie den Maschinenraum verließ. Er trat nahe an sie heran und sprach ganz leise. Fast so leise, dass es ein vulkanisches Gehör brauchte, um das Gesprochene zu verstehen:
„Tut mir leid.“
„Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen. Du hast zu tun. Wir sehen uns später.“
„Nein, ich meine, ich hätte mir schon in den letzten Wochen, in den letzten Monaten mehr Zeit für dich nehmen sollen. Ich weiß, dass dich die Situation auch belastet. Und behaupte jetzt nicht, dass Vulkanier nicht auch hin und wieder mal eine Schulter zum anlehnen brauchen. Das weiß ich besser.“
Sie zögerte kurz mit einer Antwort. Er hatte natürlich vollkommen recht. Es belastete sie sehr, in diesem Krieg zu kämpfen, der logisch betrachtet nur einen Ausgang haben konnte: Die Niederlage der Menschen. Doch das war nicht das eigentliche Problem. Sie hatte schon früher gekämpft, obwohl ein Sieg mehr als unwahrscheinlich erschienen war. Und dennoch hatte sie triumphiert. Sie hatte in den letzten Jahren begriffen und akzeptiert, dass sich nicht alles durch Logik vorhersagen ließ. Und trotzdem geriet sie nun ins Wanken. Sie wusste nicht mehr, ob sie das Richtige tat.
„Ich muss auf dich wohl, wie die Menschen sagen, „aufgelöst“ gewirkt haben. Das liegt an einer Nachricht, die ich vor einige Zeit erhalten habe. Wenn du heute Abend vielleicht in mein Quartier kommen könntest, dann würde ich sie dir gerne zeigen und mit dir darüber reden.“
Trip lächelte ein wenig: „Ja, ich würde gerne mal wieder in dein Quartier kommen.“
Doch T’Pols Stimme blieb ernst: „Ich bezweifle nur, dass dein Besuch diesmal so angenehm wird, wie beim letzten Mal.“

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Captain Archer saß am Schreibtisch in seinem Quartier. Vor ihm lagen, jeweils auf einem Handcomputer gespeichert, zwei Berichte und er fragte sich, welchen er vor Wut als erstes quer durch den Raum werfen sollte. Vor ein paar Jahren noch, hätte er sich zwar auch über solche Meldungen geärgert, aber er hätte seine Wut nicht an diesen PADDs ausgelassen. Doch das war nun anders. So viel Zorn hatte sich angesammelt. Viel zu viel, um ihn noch länger zurückzuhalten. Und so fuhr seine rechte Faust plötzlich herab und zerschlug eines der Displays. Der medizinische Bericht wurde nicht mehr angezeigt. Aber ungeschehen hatte Archer durch diese Aktion auch nichts gemacht. Zara McKenzie war deshalb nicht wieder auferstanden. Aus eigener Erfahrung wusste Archer, dass die Vergangenheit verändert werden konnte. Dies hatte er auf seinen Reisen gelernt. Doch dazu brauchte es mehr, als nur eine geballte Faust. Diese Erkenntnis verhinderte, dass er auch noch den anderen Handcomputer zerstörte.
Etwas stieß gegen seinen rechten Oberschenkel. Er sah hinab und erblickte seinen Hund Porthos, der wedelnd aber zugleich mit Verwirrung und Unverständnis in seinem süßen Beagle-Gesicht zu ihm aufblickte. Archer nahm ihn hoch, streichelte ihn etwas, gab ihm ein Leckerli aus einer kleinen Schüssel, die für solche Momente bereit stand. Er merkte, wie er sich wieder beruhigte. Es hatte viele Leute gegeben, die dagegen aufbegehrt hatten, dass Archer sein Haustier mit an Bord des ersten Warp-5-fähigen Raumschiffs der Sternenflotte nahm. Aber es war das Privileg des Captains. Porthos war gerade einmal ein halbes Jahr alt gewesen, als die Mission der Enterprise begonnen hatte. Er wollte seinen besten Freund nicht auf der Erde zurücklassen. Außerdem war er überzeugt, dass es dem kleinen Beagle an nichts fehlte. Außer vielleicht ein bisschen Grünfläche. Doch wann immer es möglich war, nahm er ihn mit auf Außenmissionen. Natürlich nur, wenn es absolut sicher war. Aber wann konnte man schon wissen, ob es irgendwo sicher war? Einmal mehr wurde ihm klar, dass Reisen in unbekannte Regionen des Alls das unsicherste Unternehmen überhaupt war. Jeder, der bei Verstand war, müsste diesen Job ablehnen. Und trotzdem meldeten sich jedes Jahr mehr Kadetten an der Sternenflottenakademie an. Alle wollen sie da raus und dorthin gehen, wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist, den vielen Gefahren trotzend. Auch den Romulanern trotzend. Archer sah zum noch intakten PADD und wünschte sich, dass die Vulkanier auch so denken würden.
Es läutete an der Tür. Er setzte Porthos wieder ab fegte die Überreste des kaputten PADDs in den Mülleimer. Er ließ es noch ein zweites Mal läuten, ehe er die Tür öffnete. Trip und T’Pol standen im Korridor vor seinem Quartier. Der Vulkanierin war nichts anzusehen, aber Trip wirkte sehr betrübt. Archer bat die beiden herein und deutete ihnen, auf der Bettkante Platz zu nehmen. Der Rang des Captains war gleichbedeutend mit dem größten Quartier an Bord eines Schiffes. Was aber nicht bedeutete, dass mehr als ein Sessel, ein Schreibtisch und ein Bett reinpassten.
Als sich T’Pol setzte, fiel ihr Blick auf das noch intakte PADD auf Archers Schreibtisch. Der Captain bemerkte ihren Blick und fragte sich, ob sie vielleicht über den Inhalt bereits Bescheid wusste und ob dies der Grund für diesen unerwarteten Besuch war. Er musste es wissen und reichte ihr das PADD.
„Was können Sie mir darüber sagen?“, fragte er ganz direkt und versuchte, nicht zu vorwurfsvoll zu klingen.

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Nuvus ging die stählerne Rampe hinab und setzt dann zum ersten Mal in seinem Leben einen Fuß auf den Planeten Draylax. Der Praetor hielt inne und blickte über die karge Landschaft. Hinter einem Hügel ragte der imposante Handelskomplex in die Höhe, um den herum, so wusste er, die Gebäude einer der größten Kolonien der Menschen standen. Über eine Millionen Menschen hatten hier einst gelebt. Doch nun gehörte der Planet dem romulanischen Sternenimperium. Nuvus erlaubte sich ein zufriedenes Lächeln, ehe er sich weiter von seinem privaten Shuttle entfernte, seine persönliche Leibwache im Schlepptau. Er hielt auf eine größere Ansammlung von Soldaten zu, die in Reih und Glied standen, um ihren Praetor zu begrüßen. An ihrer Spitze stand die Oberkommandierende der Reichsflotte und Befehlshaberin der Kriegsarmada, Iljana Neral. Nuvus bewunderte die junge Frau sehr, die es geschafft hatte, in wenigen Jahren zur angesehensten Militärstrategin des Sternenimperiums aufzusteigen. Zugegeben, er war anfangs ihr gegenüber skeptisch gewesen, war sie doch ein Protegé seines inzwischen verschiedenen Erzfeindes Admiral Chulak gewesen. Aber im Gegensatz zu Chulak hatte sich Neral nie in politische Entscheidungen eingemischt und diese nie in Frage gestellt.
„Admiral, ich beglückwünsche Sie zu Ihrem Sieg!“, begrüßte Nuvus sie freundlich. Es war wichtig, dass die Soldaten sahen, dass es eine gute Beziehung zwischen der politischen und militärischen Führung gab. Nerals Popularität bei den Truppen färbte damit auch auf ihn ab.
„Vielen Dank, Praetor. Ich bin erfreut, diesen Planeten für unser Imperium erobert zu haben und lege ihn in die Hand des romulanischen Volkes.“
Diese Worte klangen reserviert, angesichts eines unerwartet souveränen Triumphes, entsprachen aber dem traditionellen Protokoll. Nuvus honorierte ihre Worte mit einem Nicken, bedankte sich bei den anwesenden Soldaten für ihren Einsatz und ließ sie dann wegtreten. Die praetoriale Leibgarde hielt respektvollen Abstand, weshalb er nun mit Neral mehr oder weniger alleine war.
„Dieser Überraschungsangriff war hervorragend geplant, Iljana. Mein Kompliment.“
„Danke. Der Kampf im Orbit dieses Planeten war jedoch enttäuschend schnell vorbei. Ich habe mit mehr Gegenwehr gerechnet.“
„Den Menschen fehlt unsere Härte. Deren Volk musste nie so ums Überleben kämpfen wie unseres. Der Kampf – und das Gewinnen des Kampfes – liegt uns im Blut. Nun, was jedoch das Thema Härte angeht … Ich habe gehört, Sie haben den Evakuierungskonvoi entkommen lassen?“
Neral hatte schon damit gerechnet, dass Nuvus sie diesbezüglich zur Rede stellen würde. Die Wahrheit war, dass sie kein Interesse hatte, auf unbewaffnete Schiffe zu feuern. Aber es war nicht das, was der Praetor hören sollte. Also entschied sie sich für eine Lüge.
„Wir führten Sensorabtastungen der Planetenoberfläche aus einem niedrigen Orbit durch, während der Konvoi die Sicherheit des Trümmerfeldes verließ. Es gab keine Möglichkeit, in Waffenreichweite zu gelangen, ehe er auf Warp ging.“
Glücklicherweise schien Nuvus diese Ausrede zu akzeptieren und glücklicherweise hatte der Praetor auch nie einen hohen militärischen Rang bekleidet. Ein erfahrener Raumschiffkommandant hätte ihr vermutlich aufgrund dieser Aussage mindestens drei schwere taktische Fehler vorgeworfen.
„Nun gut. Wie es aussieht, haben Sie hier alles im Griff. Ich nehme an, Sie werden diesen Planeten absichern?“
„Natürlich, Praetor. Die Infrastruktur nahm glücklicherweise kaum Schaden und das nächste Dorf der heimischen Spezies ist einige Kilometer von Handelskomplex entfernt. Es ist eine primitive Spezies, die uns sicher keine Probleme machen wird. Ich schlage vor, dass wir hier eine Basis einrichten und von hier aus …“
Nuvus hob die Hand und brachte Neral so zum Schweigen.
„Nein, Iljana. Ich denke, dazu werden Sie keine Zeit haben. Ich werde nun wieder nach Romulus zurückkehren. Dieser Flug wird eine Woche dauern. Wenn ich zurück bin, erwarte ich auf meinem Schreibtisch einen Bericht von Ihnen vorzufinden, in dem Sie mir die erfolgreichen Einnahme von Alpha Centauri verkünden.“
Nerals Sprachlosigkeit dauerte nur kurz:
„Bei allem Respekt: Ich halte es momentan nicht für sinnvoll, die Offensive sofort fortzusetzen. Unsere Angriffsflotte wurde bei Arcturus stark dezimiert. Wir konnten Draylax lediglich dank des Überraschungsmoments so leicht erobern. Alpha Centauri wird ungleich besser verteidigt werden. Wir sollten unseren Vormarsch vorübergehend stoppen und unsere Kräfte neu sammeln.“
„Tut mir leid, aber Sie müssen mit dem auskommen, was Sie haben. Ich will unsere Ressourcen für die finale Auseinandersetzung aufsparen.“
Neral konnte es nicht fassen. Gerade eben noch war es ein Vorteil gewesen, dass der Praetor nur über begrenztes militärisches Wissen verfügte. Doch jetzt konnte dieses Unwissen zur Niederlage in diesem Krieg führen. Sie versuchte nun nicht mehr, ihre Entrüstung und ihren Ärger zu verbergen:
„Bei den Göttern! Verstehen Sie doch: Die Schlacht bei Alpha Centauri wird die finale Auseinandersetzung. Gewinnen wir dort, ist der Weg zur Erde frei. Und fällt die Erde, werden alle übrigen irdischen Kolonien ebenfalls fallen.“
„Dem stimme ich zu“, sagte Nuvus ganz ruhig. Neral vermutete, dass der Praetor ihr eine wichtige Information vorenthielt.
„Aber machen Sie sich keine Sorgen, Admiral. Alpha Centauri wird bei weitem nicht so stark verteidigt werden, wie Sie vielleicht denken.“
„Was soll das bedeuten?“
Wieder lächelte der Praetor und es war ihm anzusehen, dass er nicht oft lächelte.
„Ich habe kurz vor der Landung meines Shuttles noch einen Geheimdienstbericht des Tal’Shiar erhalten. Die Vulkanier ziehen sich aus dem Kampf zurück.“
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