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Die Zorker Verlobung

von CAMIR

Kapitel 2

Als das Summen der Transporter verstummt war, befand sich das Außenteam auf einer großen Rasenfläche, die von Wegen und Blumenbeeten umsäumt war. Seltsam geformte Bänke waren sporadisch über das Gebiet verteilt – sie sahen aus, als könnte sich nur eine Person mit Rückenpanzer bequem auf sie setzen. Ungefähr 200 Meter nördlich von ihnen begannen fremdartige Gebäudekomplexe, einige hundert Meter südlich war das Areal durch eine Mauer abgegrenzt – es ging dort steil in die Tiefe.

Captain Picard und seine Leute hatten jedoch wenig Zeit, sich die Naturschönheiten von Klanazna, der Hauptstadt des nördlichen Kontinents von Zork XVIII und Sitz der Regierung, näher anzusehen, denn sofort kam eine mehrköpfige Delegation auf sie zugeeilt.

Dann eben später…

Es waren alle männliche Zork, elegant und zeremoniell gekleidet.

„Captain Picard, welch eine Freude mir Ihr Eintreffen bereitet!“

Der Anführer verbeugte sich tief und Picard tat es ihm gleich.

„Ich werde Präsident Arknuz gerufen und bin bemüht, Ihnen bei allem dienlich zu sein.“

„Ich habe Ihr Kommuniqué erhalten und freue mich, Sie persönlich kennen zu lernen, Präsident.“

„Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite, Captain. Lassen Sie mich den Vorschlag machen, uns mit der Begrüßungszeremonie zu beeilen, da dringendere Angelegenheiten auf uns warten.“

„Einverstanden…“

Der Captain bedeutete seinem Team, der Delegation zu folgen, die nun das Hauptgebäude ansteuerte.

Die Begrüßungszeremonie… Data hatte ihm dazu die wichtigsten Fakten genannt, und innerlich seufzte er. Es wäre besser, sofort mit der Arbeit zu beginnen, aber diese Leute pochten so sehr auf ihren Ritualen. Wenigstens gab es kein Heilungsritual, das die Arbeit des Medoteams erschwert hätte. Aber er musste das Spiel mitmachen, denn sie hatten geschworen, sich an die Regeln der Zork zu halten.

Counselor Troi sah zu ihm hinüber und wirkte belustigt.

Sie hatte seine Gedanken gelesen…

 

Arknuz hatte nicht zu viel versprochen. Man hatte die Begrüßungszeremonie wirklich stark verkürzt. Ging Datas Beschreibung von mindestens vier Stunden aus, waren sie hier in nur einer Stunde fertig. Der Präsident hatte versichert, es handle sich um eine Notfallzeremonie, genau für solche Fälle wie diesen konzipiert, und man würde somit gegen keine Regeln verstoßen, was den Captain sehr beruhigte.

Man hatte den Offizieren zuerst weiche Sitzkissen zur Verfügung gestellt, die auch für Humanoide benutzbar erschienen, und so setzten sie sich höflich hin. Dann wurde eine Kleinigkeit zu essen serviert, während zunächst der Präsident, später aber auch der Captain kurze Reden hielten.

Picard musste zwar improvisieren, hatte aber ungefähr im Kopf, was er sagen wollte, und so konnte er sich um die Zeremonie herummanövieren, ohne jemanden zu beleidigen.

Als die Anwesenden schließlich einander vorgestellt worden waren und der Captain darauf hinwies, dass in einigen Tagen noch ein weiteres Crewmitglied eintreffen würde, welches ihnen die Arbeit möglicherweise erleichtern wurde, bekam die Starfleet-Delegation ihre Zimmer zugewiesen und wurde gebeten, so schnell wie möglich in den Konferenzraum zurückzukehren, nachdem sie abgelegt hatten. Picard hatte darum gebeten, dass man den klingonischen Botschafter einbestellte, damit dieser selbst Stellung zu den Vorwürfen beziehen konnte. Da die Zork dieser Bitte nachgekommen waren, sollte bald eine kurze Besprechung stattfinden.

„Ich bin froh, wenn wir endlich anfangen können.“

Deanna Troi drehte sich auf dem Korridor um und sah den entnervten Gesichtsausdruck ihrer Freundin Beverly.

Beide Frauen waren nun auf dem Rückweg aus ihren Quartieren, um an der anberaumten Konferenz teilzunehmen.

„Die Zork haben uns ja wirklich freundlich empfangen“, versuchte Deanna den Ärger der Ärztin abzuschwächen, konnte aber verstehen, was diese so irritierte.

„Ohne Zweifel – aber ich möchte nicht wissen, wie viele von ihnen in dieser Stunde ein Stadium ihrer Krankheit überschritten haben, in dem ihnen nicht mehr zu helfen ist…“

„Wir haben geschworen, uns an ihre Gesetze zu halten, und wenn es ihr Wunsch ist…“

„… leisten wir ihm Folge. Ich weiß. Ich hatte noch ein Gespräch mit Jean-Luc. Ich kann nur hoffen, sie haben so etwas nicht bei der Heilung ihrer Kranken – irgendeinen Heilungstanz, der vor der Gabe der Medizin vollführt werden muss.“

„Ich kann dich beruhigen, so etwas habe ich nicht in den Unterlagen gefunden.“

„Das beruhigt mich in der Tat – zumindest ein wenig. Was steht jetzt eigentlich genau an? Ich habe bei der Zeremonie nicht immer zugehört – ich war in Gedanken schon wieder bei dem Virus. Die Wissenschaft hat uns gelehrt, dass fast jede Krankheit heilbar ist, wenn man das richtige Gegenmittel findet. Meistens waren wir erfolgreich, auch wenn es knapp war. Ich möchte diesen Zork wirklich helfen…“

„Wir alle wollen das, Beverly. Niemand kann bei so etwas tatenlos daneben stehen. Wir wollen aber zunächst hören, was der klingonische Botschafter zu sagen hat. Vielleicht kann er uns ja helfen. Wenn nicht, wird man dich und das Medoteam wohl in eines der Krankenhäuser oder Forschungslabore schicken, während der Captain, Worf und ich hoffen, die Krise zu entschärfen.“

„Etwas Ähnliches habe ich mir bereits gedacht. Ich hatte nur gehofft, bis dahin etwas mehr in der Hand zu haben, das ist alles.“

„Ich kann dich gut verstehen…“

Die Betazoidin versuchte, ermutigend auszusehen, und Beverly nickte ihr zur Bestätigung zu.

„Danke Deanna. Dann wollen wir mal sehen, ob der Botschafter neue Erkenntnisse bringt…“

Mit diesen Worten öffnete sie die Tür zum Konferenzsaal.

 

Als sie den Raum betraten, waren der Captain, Präsident Arknuz und einige Zork sowie der klingonische Botschafter dieser Welt mit einer kleinen Delegation bereits anwesend und unterhielten sich gedämpft.

Sobald sie eingetreten waren, nickte man ihnen freundlich zu und bat sie, sich zu setzen, dann wurde hinter ihnen die Tür verschlossen. Sie kamen der Aufforderung sofort nach und warteten, was geschehen würde

„Wie es scheint, sind wir jetzt vollständig“, meinte der Klingone, der sich kurz darauf als Korang vorstellte. „Mit wem haben wir noch das Vergnügen, Captain Picard?“

Picard lächelte höflich.

„Erlauben Sie mir, Ihnen Doktor Beverly Crusher und Counselor Deanna Troi vorzustellen. Beide sind fähige Mitglieder meiner Crew, und wir hoffen, gemeinsam das Problem lösen zu können, das Sie hier haben.“

„Mutige Worte, Captain, mutige Worte. Aber Sie haben recht, wir werden sehen…“

„Tun Sie nicht so scheinheilig“, mischte sich Arknuz ein. „Sie haben doch erst die Zwietracht gesät!“

„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Im Übrigen muss ich mich nicht beleidigen lassen.“

„Meine Herren!“ griff Picard ein. „Streit bringt niemandem etwas. Wir sollten alles der Reihe nach besprechen. Korang, Sie kennen sicher die Vorwürfe, die die Zork gegen Sie und Ihr Volk erheben!“

„Lügen, nichts als Lügen!“ zischte der Klingone.

„Wir werden sehen. Wir möchten Ihnen zunächst einige Fragen stellen!“

„Aber natürlich, deswegen bin ich ja hier. Ich will mir nur keine weiteren Unterstellungen anhören müssen.“

„In Ordnung, Botschafter… In diesem Fall übergebe ich an meinen Leitenden Medizinischen Offizier. Doktor?“

Beverly nickte Picard und dem Klingonen zu.

„Botschafter, der Virus, der momentan auf Zork grassiert, weist folgende Symptome auf: Zunächst eine leichte Verfärbung der Gliedmaßen. Später Verwirrung und Halluzinationen, bis ein Totalausfall des Nervensystems mit Todesfolge eintritt. Bisher scheinen nur Zork davon betroffen zu sein, aber kennen Sie vielleicht ähnliche Fälle oder Symptome bei Klingonen? Könnte das Virus mutiert sein?“

„Darüber weiß ich leider nichts, Doktor. Wir Klingonen haben mit dieser Seuche nicht das Geringste zu tun. Weder die Symptome noch Ihre Theorien kommen mir bekannt vor – und infiziert haben wir bestimmt niemanden.“

„Ich verstehe, vielen Dank. Eine Sache noch, Botschafter…“

Sie holte ein PADD hervor, das sie in ihrer Umhängetasche verborgen hatte.

„Sie haben doch bestimmt Wissenschaftler auf Ihrer Militärbasis?“

„Das ist richtig.“

„Könnten Sie dies eventuell weiterleiten? Vielleicht kann einer von ihnen etwas damit anfangen…“

Korang verzog das Gesicht.

„Das bezweifele ich. Aber im Namen unserer guten Beziehungen…“

„Welche guten Beziehungen?“ rief Arknuz dazwischen. „Sehen Sie nicht, dass er lügt, Captain?“

„Präsident Arknuz, bitte…“ Picard hob beschwichtigend die Hand. „Lassen Sie ihn ausreden. Botschafter?“

„… im Namen unserer guten Beziehungen werde ich Ihrer Bitte nachkommen.“ Er lächelte, sodass man seine scharfen, klingonischen Zähne sah, nahm dann von Beverly das PADD entgegen und steckte es ein. „Versprechen kann ich jedoch nichts.“

Picard lächelte nun ebenfalls.

„Wir wissen die Geste zu schätzen und bedanken uns.“ Dann wandte sich der Captain dem Präsidenten zu. „Präsident, wie lange schon gibt es Beziehungen zwischen Ihnen und den Klingonen?“

„Schon seit sehr langer Zeit. Wir haben ihnen sogar gestattet, während des Dominionkrieges eine Basis hier zu errichten, die sie immer noch unterhalten – und wir haben es toleriert, dass sie sich nicht an unsere Gesetze halten und unsere Rituale missachten.“

Picard warf einen kurzen Blick zu Deanna Troi, die mit ernstem Gesicht zuhörte und er ahnte, dass sie möglicherweise einiges zu berichten hatte, wenn die Konferenz vorüber war. Dann bedeutete er dem Präsidenten fortzufahren.

„Aber was geschah dann, wenn Ihre Beziehungen so gut waren…“

„Sie sind es immer noch“, unterbrach Korang mit Bestimmtheit.

„Natürlich, Botschafter“, warf der Captain sofort ein. „Was geschah dann?“

„Ich habe es Ihnen doch bereits mitgeteilt, Ihnen und Ihrer Föderation!“

„Ja, aber ich möchte, dass Korang es ebenfalls hört.“

„Na schön. Wir stellen einen Beitrittsantrag zur Föderation, wie Sie wissen. Und kurze Zeit später gab es die ersten Fälle von Erkrankungen…“

„Zufall!“, rief der Klingone, aber Arknuz ließ sich dieses Mal nicht unterbrechen.

„… die ersten Fälle von Erkrankungen. Und jede einzelne dieser ersten Infektionen geschah, nachdem der betreffende Patient Kontakt mit Klingonen hatte. Ist das noch Zufall?“

Picard sah die Überraschung in den Gesichtern seiner beiden Offizierinnen aufblitzen und auch er selbst musste aufpassen, dass man ihm die Verwunderung nicht sofort ansah.

„Das ist mir neu, Präsident. Können Sie das erläutern?“

„Wie ich bereits sagte – die Verbindungen zwischen unseren Völkern waren bisher immer gut. Die Klingonen hatten die Erlaubnis, hier zu leben, und viele von ihnen wurden sesshaft. Um die Militärbasis gab es schnell eine kleine Anzahl von Restaurants, Läden und Kasinos. Sie waren uns willkommen, und wir schätzten die Abwechslung – aber nun, nachdem jeder Kranke, den wir überprüften, nachweislich in einem klingonischen Etablissement gewesen war, werden wir darüber nachdenken!“

„Was soll das schon heißen? Es wäre doch mehr als geschäftsschädigend, wenn wir unsere Kunden so vergraulen?“, knurrte Korang. „Glauben Sie ihm kein Wort. Ich sage Ihnen, es ist Zufall!“

Der Captain ließ sich nicht beirren.

„Hat man die Speisen in den Restaurants untersuchen lassen? Haben die Infizierten was gegessen?“

„Nein, Captain! Die Klingonen haben darauf bestanden, dass ihre Speisen in Ordnung seien und darauf verwiesen, dass niemand von ihnen erkrankt sei. Dabei ist es offensichtlich, dass sie einen anderen Metabolismus haben als wir Zork!“

„Captain, wir haben unsere Speisen bereits analysiert und den Zork die Ergebnisse zur Verfügung gestellt. Aber wir wollten eine Panik vermeiden!“, meldete sich Korang wieder zu Wort.

„Woher wollen wir wissen, dass die Ergebnisse nicht gefälscht wurden? Wenn Tausende in Lebensgefahr schweben, lässt sich eine Panik wohl nicht mehr verhindern!“, schnaubte Arknuz.

„Korang, würden Sie gestatten, dass unser Doktor die Speisen analysiert?“, versuchte Picard die beiden Streitenden wieder zu beschwichtigen.

„Sie wurden inzwischen verzehrt, da nichts an ihnen zu finden war. Es gibt aber möglicherweise noch ein paar Proben in unseren Laboratorien, die ich Ihnen gerne zukommen lasse, wenn sie sich auftreiben lassen.“

„Das würde ich sehr zu schätzen wissen!“

„Natürlich Captain!“ Erneut lächelte Korang wohlwollend. „Gibt es noch weitere Dinge, bei denen ich behilflich sein kann?“

„Momentan nicht, Botschafter. Nur die, um die ich Sie gebeten habe. Sollte mir noch etwas einfallen, werde ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen.“

„Jederzeit!“

Für Captain Picard war die Konferenz damit beendet. Er hatte die Fragen gestellt, die er dem Botschafter und dem Präsidenten stellen wollte, hatte neue Teile für das große Rätsel erhalten und musste nun darüber nachdenken. Vor allem aber war er an Deanna Trois Bericht interessiert.

Nach Zorker Tradition wurde Korang mit dem Ritual des Abschieds entlassen, und als er gegangen war, erhob sich auch Arknuz, um den Saal zu verlassen. Er schien aufgerührt und nachdenklich, vor allem aber noch immer misstrauisch dem Klingonen gegenüber zu sein.

Sobald auch er die Tür hinter sich zugezogen hatte, wandte Picard sich zu seinen beiden Offizierinnen um.

„Bericht, Counselor!“

„Korang lügt, Captain“, erwiderte die Betazoidin sofort, sie als hätte sie nur darauf gewartet, diese Information loszuwerden. „Er weiß mehr, als er zugibt. Aber, und das ist seltsam – er wirkte, als wollte er wirklich kooperieren. Dennoch, gerade auf Beverlys Fragen hat er mit Lügen geantwortet. Ich denke, die Zork haben mit ihrem Misstrauen recht, auch wenn ich nicht so weit gehen würde, den Klingonen Sabotage zu unterstellen. Wir alle wissen, was das bedeutet. Ich kann nur hoffen, dass Worf mehr Erfolg hat, etwas von ihnen zu erfahren. Auf jeden Fall sollten wir sie im Auge behalten – es ist nicht alles so harmonisch, wie es scheint.“

Erschöpft und frustriert rieb sich der Captain die Stirn.

„Ich habe es geahnt. Es gibt keine einfachen Lösungen. Danke für den Bericht, Counselor!“

Dann stand er auf.

Es gab nun noch mehr, über das er nachdenken musste; dennoch hatte er das Gefühl, neue Anhaltspunkte erhalten zu halten. Es stellte sich nur die Frage, inwieweit diese in eine Sackgasse führen konnten – denn die Zeit lief ihnen davon.

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