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Goodbye for now

von Aurea

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Es war geschafft.
Sie hatten es endlich erreicht.
Nach sieben langen Jahren waren sie zu Hause angekommen.

Sie beide gingen als letzte von der Brücke, wollten sie doch die letzten kostbaren Minuten auf der Voyager in Ruhe verbringen. Wollten sie doch noch ein letztes Mal die Gesellschaft des anderen so nahe bei sich spüren, bevor sie raus in die Menge gingen. Denn die Masse an Reportern, hohen Offizieren der Sternenflotte und lang vermissten Verwandten war unerbittlich. Sie hatten nur noch diese wenigen Augenblicke für sich. Denn auch wenn es in letzter Zeit vielleicht nicht grandios zwischen ihnen beiden gelaufen war und jeder von ihnen schon einen Schritt in die andere Richtung getan hatte, blickten sie doch immer wieder gerne über die Schulter zurück. Zurück auf ihren gemeinsamen Weg, die gemeinsamen Sorgen, die Streite und die Auseinandersetzungen. Aber auch zurück auf die schönen Tage, die Innigkeit und die Freundschaft, die sie miteinander verbanden.

Seite an Seite waren sie von der Brücke in den Turbolift gestiegen und Seite an Seite liefen sie nun langsam, ohne zu eilen, durch die langen Gänge der Voyager zur Ausstiegsrampe. Im Einklang gingen sie durch die nun leeren Korridore und betrachteten die Wandverkleidungen der Voyager vielleicht ein letztes Mal.

Keiner von beiden hatte bisher ein Wort gesprochen, doch plötzlich kamen einige leise Worte über ihre Lippen. Sie waren kaum hörbar für den Mann neben ihr und doch berührten sie ihn zu tiefst.

„Ich werde vermissen, wie Sie immer an Ihrem Ohrläppchen zupfen, wenn Sie nachdenken, Commander.“

Ohne sich anzublicken oder gar stehen zu bleiben liefen sie weiter. Weiter die endlosen Korridore entlang, weiter vorbei an Mannschaftsquartieren, Holodecks und vorbei an der Krankenstation.

„Ich werde vermissen, wie Sie in brenzligen Situationen an ihrem Kommunikator herumspielen.“

Auch er hatte das gesagt, ohne aufzublicken. Er hatte es ausgesprochen, ohne nachzudenken, ohne großartig über den Sinn der Worte zu sinnieren. Sie liefen beide weiter, machten nicht Halt auf ihrem Weg. Weder, als sie an ihren beiden Quartieren vorbei liefen, noch als sie das Kasino, in dem sie so manche nächtliche und vor allem hitzige Diskussion ausgefochten hatten, passierten. Sie ließen alles hinter sich. Jeden Raum, jede Zeit, doch nicht die Erinnerungen.

„Ich werde vermissen, dass Sie jedes Mal nach einem Meeting der Senioroffiziere noch im Raum bleiben und auf mich warten und wie Toms Gehirn deswegen jedes Mal wieder in overdrive-Modus gegangen ist.“

„Ich werde vermissen, wie Sie immer vor dem großen Hauptbildschirm stehen: Erhobenen Hauptes und mit den Händen auf die Hüfte gestützt. Selbst die Borg müssen beim ersten Anblick dessen eingeschüchtert gewesen sein.“

„Ich werde Ihre Art Cidre einzuschenken vermissen. Auch wenn ich danach jedesmal die Tischdecke recyceln durfte.“
„Ich werde Ihren verbrannten Apfelkuchen vermissen.“

Sie liefen Gang für Gang ab, als wären sie auf der Suche nach etwas. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, ja vielleicht verlorenen Vergangenheit und Zukunft zugleich. Doch sie näherten sich immer mehr dem unausweichlichen Ende ihres Weges. Denn es trennte sie nur noch einige Verzweigungen vom Ausgang. Von dem Tor hinaus in die Welt, nach der sie sich beide solange gesehnt und für die sie beide unbeschreibliche Opfer gebracht hatten. Doch war das wirklich diese Welt, nach der sie sich sehnten? Sie versuchten noch wenige Minuten ihre zerbrechliche Zweisamkeit aufrecht zu erhalten, bis sie hinaus in diese ungastliche Wirklichkeit, mitten in das Heer aus Reporter gestoßen werden sollten.

„...Ihre Art Daten in die Konsole zwischen unseren beiden Sitzen einzugeben. Immer mit dem Ein-Finger-Hack-System - haben sie eigentlich auf der Akademie nie anständig tippen gelernt?“

„... die Stapel von Padds auf Ihrem Schreibtisch, die dem Milleniumgate hätten Konkurrenz machen können!“

„Die Momente, in denen Sie mit ihrem Beschützerinstinkt schlimmer als meine Mutter, meine Schwester und Tuvok zusammen waren.“

„...Ihren berüchtigten Todesblick. Ein Wunder, dass es da draußen überhaupt noch lebende Wesen gibt. Die Hirogen zum Frühstück, die Vidianer zum Abendessen und die Devor als kleiner Snack zwischendurch...“

„...Ihre Vorliebe für…“ Eine kürze beinahe spöttische Pause entstand. „..Tee.“

Hatten sie ernsthaft das erreicht, was sie beide wollten? Vordergründig wohl schon. Sie hatten ihre Crew sicher heimgebracht, hatten allen Gefahren des Delta-Quadranten getrotzt. Doch wo waren die Menschen hinter den beiden Führungsoffizieren der Voyager geblieben? Beide versuchten sie noch ein letztes Mal an die Oberfläche zu dringen.

„... Ihre Kaffeesucht. Man müsste meinen, dass es mittlerweile keine einzige Kaffeebohne oder Substituierbares vom Deltaquadranten bis zur Erde gibt. Sie haben eine Spur der Verwüstung hinterlassen, Captain.“

„...Ihre ständigen - sinnlosen, hoffnungslosen und ergebnislosen - Versuche mich davon abzubringen diese lebenswichtige Flüssigkeit zu konsumieren. Ich habe damit dem Delta-Quadranten zu wirtschaftlichem Aufschwung verholfen.“

„...Ihre jährlichen Fluchtversuche vor dem Allroundcheck des Doktors.“

„...Ihre Versuche mich zu regelmäßigem Essen zu bewegen. Ein Wunder, dass ich noch nicht den Umfang meiner Tante Martha habe.“

Man hörte außer den Stimmen der beiden Offiziere nur die behänden, fortwährenden Schritte auf dem Teppichboden der Korridore der Voyager.

„...Unsere gemeinsamen Abendessen.“
„...auch wenn es manchmal verbrannt war...“ Chakotay hustete ob des manchmals leicht grinsend.

„...Unsere Abende bei Sandrine`s.“

„...Unsere Billardspiele.“

„Wie Sie Tom beim Billardspielen das Fürchten gelehrt haben...“

„...Unsere eigenen Scherze, die die Crew nie verstanden hat.“

„...Unsere nächtlichen Diskussionen über Gott und die Welt.“

„...Unser Austausch von Gerüchten.“
„Sind Crewman Jones und Miller jetzt eigentlich zusammen?“

„...Unser eigener kleiner Wettpool.“

„Sie schulden mir noch 5 Rationen!“

Sie näherten sich immer weiter der Ausstiegrampe. Sie konnten schon das fahle Licht der Abenddämmerung erkennen und die kreischende Menge, die sie zu erwarten schien.
Es war Zeit die Zeit zu verzögern, die Zeit anzuhalten, die Zeit für gewisse Zeit zu stoppen.

„... Deine Art am Kinn zu reiben, wenn dich etwas bewegt.“

„... Deine Art, die Füße aufs Sofa zu ziehen, wenn du nachdenkst.“

Sie standen jetzt kurz vorm Ausgang. Noch ein Schritt, der sie von der Außenwelt, den Reportern und den Scheinwerfern trennte; vielleicht auch schützte.

„...Deine Gefühle für mich.“

„….wie du so tust, als würdest du sie nicht bemerken.“

Plötzlich hielten sie beide inne. Beide wollten sie den letzten Schritt nicht wagen. Weder den ihres Körpers, noch den ihres Geistes. Weder wollten sie raus aus ihrer eigenen kleinen Welt, noch wollten sie dem anderen offiziell Zutritt zu ihr gewähren. So blieben sie stehen. Die Köpfe gesenkt. Doch langsam drehten sie sich zueinander um. Sie legte ihre Hand auf seinen Brustkorb, so dass sie seinen Herzschlag spüren konnte, wie sie es schon so viele Male zuvor getan hatte. Beständig pochte es. Ton um Ton vibrierte sein Lebensgeist auf ihrer Handfläche, setzte sich fort über ihre Haut und breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, so dass er seinen Handrücken über ihre Wange gleiten lassen konnte, wie er es sich schon so viele Male zuvor in seinen Träumen ausgemalt hatte. Seine Hand von ihrem Gesicht nehmend, umschloss er fest die ihre, welche immer noch auf seiner Brust verweilte. Er spürte seinen Herzschlag in ihrer Hand hämmern. Ein Puls, der sich durch zwei Körper fortbewegte und ihr ganzes Sein erfasste. Kostbares Blut, das mit rauschender Geschwindigkeit durch Adern und Venen raste.

Tränen glitzerten in ihren Augen, als sie „Ich frage mich, wie ich das die ganzen Jahre gemacht habe, denn auf leisen Indianersohlen bist du nun wirklich nicht dahergekommen.“ mit einem für sie so typischen leisen Lächeln antwortete, dann noch einen Moment verweilte und sich dann in Richtung Ausgang umdrehte.

Auch er drehte sich um, ihre Worte tief in seinem Innersten eingeschlossen und ging mit ihr gemeinsam diesen letzten entscheidenden Schritt. Hinaus in das Scheinwerferlicht, hinaus in die Menge. Hinaus zwischen all die Reporter und Sternenflottenoffiziere. Hinaus in die Vergangenheit und zugleich in die Zukunft.

Sie wurden durch die Menge, die sie jubelnd empfing, voneinander getrennt. Weder Chakotay, noch Kathryn drehten sich noch einmal um, um der Voyager einen letzten Blick zuzuwerfen. Doch beide schauten noch ein letztes Mal über die Schulter, dem anderen in die Augen, bevor sich ihre Wege endgültig trennten.
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