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Große Erwartungen

von Anke

Kapitel 1

Große Erwartungen
Summery: Kathryn und Chakotay sind endlich ein Paar, das ändert natürlich einiges – spätestens nach einer gewissen Entdeckung... Fortsetzung – oder Vorgeschichte? – zu „Ich bin eine temporale Paradoxie“, kann aber auch unabhängig gelesen werden.

Disclaimer: Alle Rechte an der Fernseh-Serie Star Trek und ihren Charakteren gehören nicht mir, sondern Paramount.

AN: Diese Gesichte spielt in einer fiktiven 8. Staffel, die Ereignisse in „Endgame“ haben nie stattgefunden, auch Neelix ist noch an Bord.

=/\= Kapitel 1 =/\=

Chakotay hielt sich eigentlich nicht für besonders abergläubisch, aber mittlerweile war er fest davon überzeugt, dass es sich bei der Sichtung dieses ominösen Shuttles vor zweieinhalb Monaten im Bellis-Nebel um ein gutes Omen gehandelt haben musste. Seitdem war einfach alles rund gelaufen. Das Volk der Klemati hatte sie nicht nur äußerst freundlich begrüßt, sondern sich auch als Vorposten einer interstellaren Allianz erwiesen, die sich Union freier Planeten nannte. Chakotay verglich diese Union manchmal mit der Europäischen Union des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Jeder dieser Planten verfügten über eine souveräne Regierung, doch hatten sie eine gemeinsame Wirtschafts- und Verteidigungspolitik.

Alles in allem war das Durchreisen dieses Gebiets äußerst angenehm. Nicht nur, dass die Mitglieder der Union sehr an kulturellem und technologischem Austausch interessiert waren, die einzelnen Planeten überboten sich geradezu an Gastfreundschaft für das fremde Schiff.

Wie hatte der Captain es formuliert: „Konkurrenz belebt das Geschäft“ und Tom Paris hatte frech ergänzt „Und wir sind die lachenden Dritten“.

Aber nicht nur in dieser Hinsicht war die Voyager momentan vom Glück verfolgt. Die kleine Miral Paris entwickelte sich prächtig. Die neue Beziehung von Seven of Nine und Harry Kim hatte zwar ihre Höhen und Tiefen, entwickelte sich aber alles in allem genauso gut. Und das Beste daran: Beides zog die Aufmerksamkeit der Crew – und insbesondere von Tom Paris – in einem solchem Maß auf sich, dass offensichtlich niemand bemerkte, was sich zwischen ihren kommandierenden Offizieren abspielte. Denn das war das allerbeste: Seit knapp zweieinhalb Monaten waren Kathryn und er endlich ein Paar. Beiden war klar, dass sie diesen Umstand nicht auf ewig würden geheim halten können, doch momentan war diese Beziehung ein Schatz, zu kostbar um ihn mit irgendwem zu teilen.

Chakotay hätte die Welt umarmen können – wenn die sich nicht dummerweise im Alpha-Quadranten befunden hätte.

=/\=

Der Doktor störte dieses Hochgefühl, als er Chakotay zu sich in die Krankenstation bestellte. Was der Arzt wohl vom ihm wollte? Wenn er es richtig verstanden hatte, ging es um Crew-Belange. Chakotay war ein wenig besorgt – war ein Besatzungsmitglied ernsthaft erkrankt? Vielleicht sogar eine Infektion oder Vergiftung auf einem der fremden Planeten? Wirklich schlimm konnte es nicht sein, sonst hätte der Doktor sich direkt an den Captain gewandt, aber ernst genug, um ihn als ersten Offizier zu benachrichtigen, musste es doch sein.

„Hier bin ich Doktor. Was kann ich für Sie tun?“

Chakotay sah sich auf der Krankenstation um. Kein Patient auf einem der Biobetten, das war schon einmal positiv.

„Erinnern Sie sich noch an ihren Besuch auf dem Planeten der Klemati?“, fragte der Doktor.

Und wie sich Chakotay daran erinnerte, damals waren Kathryn und er noch nicht mal eine Woche zusammen gewesen. „Geht es um diese Vergiftung mit Teteris-Strahlung, denen das Landungsteam beim Besuch des Ranken-Heiligtums ausgesetzt war? Sie hatten doch gesagt, Teteris-Strahlung sei für den menschlichen Körper völlig ungefährlich.“

In Chakotay krampfte sich alles zusammen, was wollte der Doktor ihm sagen? Es war eine große Ehre gewesen, dass die Klemati ihnen ihr größtes Heiligtum zeigen wollten und so waren alle Führungsoffiziere abgesehen von B’Elanna anwesend gewesen. Wenn diese Teteris-Strahlen-Vergiftung nun doch schwerwiegende Folgen für sie haben sollte, was würde dann aus der Voyager werden? Und vor allem: Was würde aus ihrem Captain werden?

„Die Teteris-Strahlung ist tatsächlich für den menschlichen Körper ungefährlich“, beeilte sich der Doktor zu sagen. „Auch für den vulkanischen oder talaxianischen, keine Sorge Commander. Allerdings hat sie auch eine kleine – hmm – Nebenwirkung.“

„Nebenwirkung?“

„Nun ja, scheinbar sorgt diese Strahlung dafür, dass sich die Standard-Föderations-Contraceptions-Inhibitoren deaktivieren.“

„Sie meinen...“

„Keine Sorge, Commander. Außer Ihnen und dem Captain habe ich schon alle in Frage kommenden Crewmitglieder untersucht. Es ist nichts passiert. Entweder hatten die betreffenden Crewmitglieder einen Partner, der noch ausreichend geschützt war oder sie waren sexuell nicht aktiv. Wir werden noch etwas länger auf ein neues Voyager-Baby warten müssen.“

Da wäre ich mir nicht so sicher, dachte Chakotay. Er wusste von einem Paar, bei dem vermutlich beide Partner ihren Schutz verloren hatten und das – nun ja – sehr aktiv gewesen war.

„Ich vermute, mein Inhibitor ist auch betroffen“, sagte er laut.

„Davon gehe ich aus. Deshalb habe ich Sie einbestellt. Ich möchte Sie außerdem bitten, den Captain vorbei zu schicken. Im Gegensatz zu allen anderen Crew-Mitgliedern lässt sie sich nicht von mir einbestellen“, klagte der Doktor.

„Die Crew ist noch nicht von diesem Vorfall informiert?“, erkundigte sich Chakotay.

„Ich hielt es für besser, erst Gewissheit zu haben, bevor ich irgendjemanden unnütz in Aufregung versetze“, erklärte der Arzt.

Danke, das hast du bereits getan, dachte Chakotay. „Ich werde dafür sorgen, dass der Captain Sie so schnell wie möglich aufsucht.“

=/\=

Auf dem Weg zur Brücke fuhren die Gedanken in Chakotays Kopf Karussell. Wie der Doktor vermutet hatte, war auch sein Inhibitor betroffen gewesen. Der Arzt hatte ihn zwar umgehend wieder aktiviert, aber zweieinhalb Monate... Mühsam bekämpfte er das Gefühl freudiger Erregung. Es war möglich, ein Kind. Das wäre mehr als er jemals zu hoffen gewagt hätte, viel mehr.

Aber was würde das für Kathryn bedeuten? Sie war der Captain eines Raumschiffs. Natürlich hatte es auch früher schwangere Captains gegeben, aber die hatten sich in der Sicherheit des Alpha-Quadranten befunden, während sie hier mitten im Delta-Quadranten steckten und nie wissen konnten, was der nächste Tag bringen würde. Und außerdem war der Vater, soweit er wusste, nie gleichzeitig auch der erste Offizier des betreffenden Captains gewesen – ganz sicher aber kein Mann, der immer noch offiziell als Krimineller gesucht wurde.

Und was war mit seiner eigenen Verantwortung? Als Erster Offizier war er der Einzige an Bord, der das Recht und vor allem die Pflicht hatte, sich gegen den Captain zu stellen, wenn sie sich wieder einmal in eine Sache verrannte, die er nicht gutheißen konnte. Und er hatte diese Pflicht immer treu erfüllt – auch wenn sie im Falle der USS Equinox zu seiner vorübergehenden Suspendierung geführt hatte. Konnte er diese Pflicht weiter erfüllen, wenn Kathryn, er und ihr potentielles Baby eine Familie waren? Würde die Crew ihm dann noch in dem Maße vertrauen können, wie sie es bisher taten?

Aber vielleicht waren die ganzen Sorgen auch umsonst. Wie hoch wohl die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis war? Er hatte den Doktor schlecht danach fragen können.

Und trotzdem, ein Kind, schon allein der Gedanke machte ihn unendlich glücklich.

=/\=

Kathryn musste sofort gespürt haben, dass etwas nicht stimmte. Noch bevor Chakotay seinen Sitz auf der Brücke erreicht hatte, war sie aufgestanden und hatte ihn durchdringend angesehen.

„In meinen Bereitschaftsraum, Commander“, befahl sie knapp.

Sobald sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, wandte sich Kathryn ihm zu. Chakotay sah die Besorgnis in ihren Augen.

„Was hat der Doktor gewollt? Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Mit mir ist alles in Ordnung.“

Kathryn war die leichte Betonung auf dem „mir“ natürlich sofort aufgefallen.

„Was ist dann los, Chakotay? Irgendwas stimmt doch nicht.“

„Du erinnerst dich noch an das Rankenheiligtum und die Teteris-Strahlung?“

Kathryn nickte ungeduldig. Mist, jetzt spannte er sie schon fast genauso auf die Folter, wie es der Doktor bei ihm getan hatte.

„Sie hat die Contraceptions-Inhibitoren deaktiviert.“ Noch mal Mist, so unvermittelt hatte er mit dieser Nachricht nun auch wieder nicht herausplatzen wollen. Chakotay sah, wie Kathryns Gesichtsfarbe ins Käsige wechselte.

„Du meinst...“ Unbewusst landete Kathryns Hand auf ihrem Bauch.

„Es könnte zumindest sein...“

„Die anderen?“ Typisch für Kathryn, auch in dieser Situation sofort an ihre Leute zu denken.

„Laut Aussage des Doktors hat er bereits alle in Frage kommenden Crewmitglieder untersucht. Entweder hatten sie einen Partner, der noch ausreichend geschützt war oder sie waren sexuell nicht aktiv.“

„Im Gegensatz zu uns“, stelle Kathryn trocken fest.

„Vielleicht ist auch gar nichts passiert.“

„Vielleicht.“ Kathryn sah ihn mit großen Augen an. „Aber wenn doch, was würdest du davon halten, Chakotay?“

Kannte sie ihn so wenig, dass sie diese Frage stellen musste? Chakotay zog seinen Captain fest an sich.

„Ich würde sagen, es ist ein Geschenk. Das größte, das ich mir vorstellen kann“, wisperte er. Er freute sich, als er merkte, dass Kathryn sich in seinen Armen entspannte. Dann straffte sich ihr Körper auf einmal wieder.

„Dann werde ich wohl zum ersten Mal freiwillig die Krankenstation aufsuchen. Schließlich hat es keinen Sinn weiter über was-wäre-wenn zu spekulieren.“

„Ich liebe dich Kathryn, immer und unter allen Umständen“, sagte Chakotay sanft, bevor er sie aus seien Armen entließ. Irgendwie war es wichtig, das jetzt noch einmal klar zu stellen.

=/\=

Chakotay bemerkte die verwundeten Gesichter der Brückenbesatzung als der Captain und er mit ernsten Gesichtern den Bereitschaftsraum verließen und direkt auf den Turbolift zusteuerten. Wer weiß, vielleicht habt ihr bald noch viel mehr, über das ihr euch wundern könnt. Dieser flüchtige Gedanke erheiterte ihn kurz.

Im Turbolift drückte er Kathryns Hand.

„Alles wird gut“, flüsterte er und verfluchte sich gleichzeitig, dass ihn nicht noch eine plattere Weisheit eingefallen war. Doch Kathryn lächelte dankbar und rücke ihrerseits ein wenig näher.

„Bestimmt“, sagte sie schlicht.

=/\=

Der Doktor war über das schnelle Eintreffen seines Captains sichtlich überrascht.

„Captain, wie schön Sie zu sehen. Diese ganze Sache ist mir äußerst unangenehm, aber ich versichere Ihnen, dass die Crew...“

„Lassen Sie nur Doktor“, winkte Kathryn ab. „Sehen Sie lieber nach, ob auch mein Inhibitor betroffen ist.“

„Davon müssen wir leider ausgehen, Captain. Setzen Sie sich einfach auf Biobett II und wir bringen die Sache so schnell wie möglich in Ordnung.“ Der Doktor schien sichtbar erleichtert, mit heiler Haut davon gekommen zu sein.

Nachdem Kathryn auf dem Biobett Platz genommen hatte, stellte Chakotay sich dicht hinter sie. Er wollte ihr in dieser Situation so nahe wie möglich sein.

Der Doktor scannte den Captain kurz.

„Wie vermutet, der Inhibitor ist inaktiv. Aber das haben wir gleich...“ Der Doktor holte ein kleines Instrument.

Chakotay und Kathryn wechselten einen kurzen Blick. Was bedeutete diese Aussage? Jetzt wussten sie immer noch nicht, ob Kathryn nun ein Kind erwartete oder nicht.

„Doktor, was halten Sie davon, gleich einen Check-up zu machen, wenn Sie den Captain schon einmal auf der Krankstation haben?“

Chakotay spürte wie Kathryn ihm dankbar die Hand drücke. Dies war um einiges diskreter als direkt um einen Schwangerschaftstest zu bitten.

„Eine hervorragende Idee, Commander“, strahlte der Arzt.

Chakotay grinste innerlich als Kathryn sie beide mit einem gespielten Todesblick bedachte. Der Doktor scannte in der Zwischenzeit seinen Captain.

„Blutdruck und Atemfrequenz hervorragend, auch ansonsten scheint alles bestens zu sein, nur die Hormon-Werte sind etwas seltsam, Moment.“ Der Doktor bewegte den Sensor des medizinischen Tricorders in Richtung Abdomen. Ein schockierter Ausdruck breitete sich über sein Gesicht aus. „Captain, ich ...“ Dem Arzt schienen die Worte zu fehlen.

„Ich bin schwanger“, stellte Kathryn sachlich fest.

„In der Tat, Captain.“

„Wie weit?“

„Nach diesem ersten Scan in der fünften Woche – Captain, ich weiß nicht, was ich sagen soll...“

Nie hatte Chakotay das MHN so hilflos gesehen.

„Wie wäre es mit ‚Herzlichen Glückwunsch’“, schlug er lachend vor. Bei allen Schwierigkeiten, die vielleicht noch auf sie zukommen würden, für ihn war das der schönste Moment seines Lebens.

„Herzlichen Glückwunsch, Captain“, krächzte der Doktor und ergänzte nach einem intensiven Blick auf seinen Tricorder: „Commander.“

„Danke, Doktor“, sagte Kathryn warm.

„Wie geht es nun weiter?“, erkundigte sich Chakotay.

„Nun ja, ich müsste noch einige weitere pränatale Scans vornehmen und der Captain sollte ein paar Verhaltensregeln beachten, vor allem was Kaffee angeht.“ Ein weiterer Todesblick traf den armen Doktor. Der schien sich erst einmal für den geordneten Rückzug zu entscheiden: „Aber ich glaube, als erstes lasse ich Sie beide allein. Sie haben bestimmt eine Menge zu besprechen.“

„Danke, Doktor. Das haben wir wohl“, sagte Kathryn. „An Ihre Schweigepflicht muss ich Sie wohl nicht erinnern?“

„Selbstverständlich.“ Die Stimme des Doktors schwankte zwischen beleidigt und bedauernd.

=/\=

„Wie geht es dir?“, erkundigte sich Chakotay sobald die Beiden allein auf der Krankstation waren.

„Ich weiß es nicht“, gestand Kathryn. „Verwirrt. Vorhin war es noch eine wundervolle Möglichkeit, aber dass es nun wirklich wahr ist ... wir bekommen ein Baby“, stellte sie verwundert fest. „Ich habe immer Kinder gewollt, aber mit dem Moment, wo ich den Befehl gegeben habe, die Phalanx des Fürsorgers zu zerstören, hatte ich auch mit dieser Möglichkeit abgeschlossen.“ Chakotay bemerkte, wie Kathryns Hand wieder auf ihren Bauch wanderte als sie weitersprach. „Ich war 70.000 Lichtjahre von Mark und jedem sicheren Hafen entfernt. Wo hätte da ein Kind herkommen sollen? Und auch jetzt hätten wir uns wohl kaum für ein Kind entschieden. Es gibt so vieles, was dagegen spricht. Der Delta-Quadrant ist nicht unbedingt der ideale Ort, um ein Kind auf die Welt zu bringen und als Captain macht mich ein Kind verletzlich... meine Verantwortung für das Schiff, die Crew, unsere Mission... das muss für mich an erster Stelle stehen. Kleines, ich bin mir nicht sicher, ob du weißt, was du dir da für Eltern ausgesucht hast“, sagte Kathryn zärtlich zu ihrem Bauch.

„Ich denke, es hat sich die tollste Mutter der Welt ausgesucht.“ Chakotay nahm seinen Captain fest in den Arm und flüsterte ihr die Worte nun leise ins Ohr.

Kathryn drücke ihre Stirn an seine Schulter. „Die jetzt vermutlich seinen Vater nicht mehr schützen kann“, sagte sie bitter.

Chakotay benötigte einige Sekunden, bevor er verstand. „Du meinst, wenn wir jemals in den Alpha-Quadranten zurückkehren...“

„Du, Seven, B’Elanna, Tom, alle Maquis und die Leute von der Equinox – ihr alle habt euch auf mich verlassen und ich war mir immer sicher, euch schützen zu können.“

„Und nun befürchtest du als Leumundszeugin diskreditiert zu sein?“ Chakotay schnürte es die Kehle zu. Dies sollte ein glücklicher Moment sein. Ihm selbst war diese abstrakte Bedrohung nicht so wichtig. Aber auch er war für seine Leute verantwortlich. Verdammt, schließlich war er ihr Captain gewesen. Und für Kathryn bedeutete ihre Verantwortung unendlich viel.

„Natürlich. Eine ‚Affäre’ mit dem Hauptangeklagten wäre noch verzeihlich gewesen, vor allem wenn sie diskret gehandhabt worden wäre. Das hätte man vermutlich als menschliche Schwäche durchgehen lassen. Aber gleich eine Familie zu gründen...“

„Vielleicht wäre jetzt aber sowieso der richtige Zeitpunkt die Sache anzugehen“, überlegte Chakotay. „Nach diesem Dominion-Krieg stehen die Aktien der Cardassianer nicht mehr besonders gut. Und ich kann mir vorstellen, dass es bei Starfleet Command einige gibt, denen es durchaus gelegen kommt, sich dieses Problem schnell und unauffällig vom Hals schaffen zu können.“

„Du meinst, es käme nicht gut, wenn die Helden des Delta-Quadranten erst mal vor Gericht gezerrt werden?“ Kathryn straffte sich. Es verblüffte Chakotay jedes Mal aufs Neue, wie schnell sie sich wieder aufrichten konnte, wenn sie einen Handlungsentschluss gefasst hatte. „Du hast Recht, wir sollten so schnell wie möglich Kontakt zu Admiral Paris aufnehmen und ihn bitten, die Sache in die Wege zu leiten. Dass wir daran nicht schon früher gedacht haben!“

„Wirst du es dem Admiral erzählen?“

Kathryn schmunzelte. „Von dem Baby? Das muss ich wohl, alles andere wäre nicht fair. Aber ich werde ihn bitten, die Sache diskret zu behandeln. Ich würde es ansonsten nämlich gerne noch ein Weilchen für mich behalten, du nicht auch?“

Am liebsten hätte Chakotay seine Freude sofort der ganzen Welt offenbart, doch ihr zuliebe – und um seiner Nerven willen – stimmte er zu.

„Du freust sich?“, versicherte er sich noch einmal.

„Unendlich“, sagte Kathryn und Chakotay bemerkte, wie sehr sie selbst nach ihren ganzen Sorgen von dieser Feststellung erstaunt war. „Und du?“

Hatten wir diese Frage nicht vorhin schon geklärt?, fragte sich Chakotay.

„Ich habe vorhin Bereitschaftsraum gesagt, es wäre ein Geschenk, etwas, dass wir uns selbst aus Vernunftgründen versagt hätten... Es gibt keine Worte um zu beschreiben, wie glücklich ich bin.“

„Momentan“, sagte sein Captain düster. Was hielt sie nur von ihm? Dachte sie wirklich, er würde sich jemals von ihr oder dem Kind abwenden können? Selbst wenn Starfleet ihn für den Rest seines Lebens wegsperren würde – es wäre es wert. Kathryn fuhr fort: „Aber was ist, wenn ich unleidlich werde, weil der Doktor mir den Kaffee verbietet?“ Erst jetzt sah Chakotay das schalkhafte Blitzen in ihren Augen. Er antwortete fest:

„Wir haben die Kazon, die Vidiianer, die Borg und Spezies 8472 überstanden. Wenn wir Glück haben, hat uns das stark genug gemacht, um auch mit einem Captain auf Kaffeeentzug fertig zu werden.“ Er küsste sie sanft.

„Ich schätze, mit unserer Diskretion ist es dann trotzdem in absehbarer Zeit vorbei“, stellte Kathryn fest. „Wie lange es wohl dauert, bis etwas zu sehen ist?“ Kritisch sah sie an sich herunter.

„Das müssen wir wohl den Doktor fragen“ bemerkte Chakotay. „Ich frage mich noch etwas ganz anderes: Ist es wohl möglich, über einen Strohmann in Toms Wettpool einzusteigen? Die zusätzlichen Replikatorrationen können wir garantiert gebrauchen.“

=/\=

War die Brückencrew schon von dem plötzlichen Verschwinden ihrer kommandierenden Offiziere und deren langem Ausbleiben irritiert gewesen, sorgte ihre Rückkehr für noch größere Verwirrung. Obwohl sich die werdenden Eltern sehr um einen neutralen Gesichtsausdruck bemühten, konnte keiner von beiden ganz ein freudiges Glühen unterdrücken. Chakotay sah, wie Tom sie beide forschend musterte und dann einen langen Blick mit Harry wechselte.

Hmm, ich glaube, wir werden dich nicht mehr so oft zum Brückendienst einteilen, überlegte Chakotay. Wo stecken wir dich aber stattdessen hin? Auf die Krankenstation? Eher nicht. Chakotay musste über seinen eigenen Gedanken lächeln. Vielleicht sollten sie die Zeit unter ihren Freunden bei der Union freier Planeten nutzen, um das Shuttle-Flugtraining für die Besatzung zu intensivieren. Ja, das war eine gute Idee. Außerdem wäre es nur menschenfreundlich, Tom mehr Zeit für seine Tochter zu geben.
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