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Typisch Britisch

von Steffi Raatz

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Malcolm ließ das Stück Ananaskuchen auf seinem Gaumen zergehen. Wie er Ananas liebte. Captain Archer, Commander Tucker und Ensign Sato hatten sich wirklich Mühe gegeben, etwas über ihn herauszufinden. Selbst wenn es nur sein Lieblingsessen war.

Genüsslich schob er sich ein weiteres Stück Kuchen in den Mund und lächelte. Sein Blick traf sich mit Hoshis und sie lächelte fröhlich zurück. Für einen winzigen Augenblick glaubte er, sein Kuchen müsse ihm im Hals stecken bleiben. Hoshi hatte sich so bemüht etwas über ihn herauszufinden und was hatte er getan? Er hatte es für einen Annäherungsversuch gehalten und ihr erklärt, was er von einer Beziehung auf einem Raumschiff unter Kollegen hielt. Mein Gott, er hatte sie in seiner so charmant britischen Art richtig abblitzen lassen, obwohl er noch nicht einmal so hart hatte sein wollen. Aber komischer Weise passierte ihm das mit Frauen immer wieder.

Manchmal glaubte er, dass es an seiner Erziehung liegen könnte, dann wiederum wurde ihm klar, dass es einfach nur sein nicht vorhandener Charme sein musste.

Während er sich die Linguistikexpertin ansah, wurde ihm einmal mehr bewusst, wie sehr er es vermisste, mit einer Frau zusammen zu sein.

Eigentlich hatte er Hoshi nie genauer betrachtet. Erst nachdem er ihre Frage in der Loungebay missverstanden hatte, war ihm überhaupt der Gedanke gekommen, die junge Frau einmal näher anzusehen.

Seither biss er sich für seine dämliche Abfuhr auf die Zunge. Hoshi hatte zwar immer ihre Haare hochgesteckt, aber wenn er sich vorstellte, wie ihr halblanges Haar wallend ihren Hals und Rücken hinunter floss, regte sich der Mann in ihm.

Er wusste nicht, wann genau es begonnen hatte. Auf seiner Liege, als er ihr im Schlaf begegnet war oder auf der Brücke, wo sie ihm ständig vor Augen war. Malcolm wusste es nicht mehr. Aber sie war eine wunderschöne Frau, begehrenswert. Und er Volltrottel hatte sie eiskalt abblitzen lassen. Manchmal verstand er sich selbst nicht.

Sie lächelte ihn immer noch an, doch als sie registrierte, wie seine Gesichtszüge sich veränderten, legte sie den Kopf schief. "Malcolm, ist mit Ihnen alles in Ordnung?"

Er sah auf und zuckte zusammen. Hoshis besorgter Gesichtsausdruck machte ihm erst klar, dass er seine Gefühle nach außen getragen hatte.

"Mir geht es gut", versuchte er zu lächeln. Da es ihm jedoch nicht wirklich gelingen wollte, schob er sich schnell noch ein Stück Kuchen in den Mund.

Hoshi nickte erfreut und widmete sich Captain Archer und Trip, die sich über ihre letzte Mission unterhielten. Malcolm seufzte, als er Trip ansah.

Er war ein Charmeur, wie er im Buche stand, und wie er Hoshi betrachtete, war für Malcolm ein deutliches Zeichen dafür, dass der Chefingenieur Interesse an der jungen Asiatin hatte.

Malcolm biss sich auf die Lippe und schwenkte seinen Blick zum Captain. Auch dieser sah Hoshi aufmerksam, gar zärtlich an.

Er schüttelte den Kopf und schloss einen kleinen Augenblick die Augen. Selbst wenn er ihr nicht gesagt hätte, dass er von Beziehungen an Bord nichts hielt, wären seine Chancen sehr gering gewesen. Gegen Trip oder gar Archer konnte er nichts ausrichten. Eigentlich wunderte es ihn auch überhaupt nicht, dass die beiden anderen Männer etwas für Hoshi empfanden. Sie war lustig, hübsch, hatte ein natürliches offenes Wesen. Und sie weckte in jedem Mann den Beschützerinstinkt.

Sicher hatte er am Anfang ein Auge auf T’Pol geworfen und wenn er an deren Kurven dachte, dann spürte er ebenso wie sich bei ihm etwas regte. Doch das mit Hoshi war anders. Mit Hoshi konnte er sich mehr als eine heiße Nacht vorstellen. Sie war die Art von Frau, mit der man entweder ganz zusammen war oder gar nicht.

Letzteres traf nun ja leider auf ihn zu.

Er schob ein weiteres Stück Kuchen in seinen Mund und kaute lustlos darauf herum.

Wieder sah ihn Hoshi an und wirkte grüblerisch.

Wieso sah sie ihn eigentlich immer dann an, wenn er sich ausnahmsweise mal erlaubte, seinen Frust in seinen Gesichtszügen widerspiegeln zu lassen?

Doch diesmal sagte die junge Asiatin nichts, legte nur kurz den Kopf schief und widmete sich dann wieder der Unterhaltung.

Malcolm betrachtete seinen Teller. Viel von dem Stück Kuchen war nicht mehr über. Wenn er seinen Frust weiter verbergen wollte, blieben ihm nur zwei Möglichkeiten. So schnell wie möglich ein weiteres Stück Kuchen organisieren und sich nacheinander in den Mund stopfen oder aber den Raum verlassen.

Ein großartiger Geburtstag. Er schluckte schwer. Sie hatten ihm eine Freude machen wollen und er konnte es nicht einmal wirklich genießen, weil er sich in etwas hineinsteigerte, was keine Zukunft hatte.

Damit war das Thema Kuchen auch gegessen. Er wusste, wenn er nicht wieder an seine Arbeit ging, würde er seinen Frust irgendwann nicht mehr verbergen können. Und er wollte und konnte den Menschen, die er mochte, nicht die Überraschung verderben. Herrgott, ja, er mochte sie alle. Und genau das war ja sein Problem. Er konnte ja noch nicht einmal auf einen der beiden anderen Männer wütend sein.

Malcolm stellte seinen Teller neben den Rest des Kuchens und zog seine Uniform glatt.

"Malcolm, Sie wollen jetzt doch nicht schon wieder arbeiten gehen!" Der Captain sah ihn erstaunt an.

"Sir, es war nett mit Ihnen, aber ich muss wieder etwas tun." Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und nickte in Trips und Hoshis Richtung. "Danke für den Kuchen."

"Malcolm, seien Sie doch kein Spielverderber!", versuchte Trip ihn zu überreden. Aber Malcolm wurde immer deutlicher bewusst, dass er nicht mehr gute Miene machen konnte. Es war besser zu gehen.

"Es tut mir leid", erklärte er und wusste, dass er vermutlich völlig verkrampft und unfreundlich auf die anderen wirken musste.

Mit einem kurzen Nicken in Richtung Hoshi, eilte er davon.

"Hey, Malcolm!" Hoshis Stimme holte ihn ein und als er stehen blieb, sah er, wie sie ihm hinterher eilte. In ihrer Hand hielt sie einen Teller mit einem Stück Kuchen.

"Selbstgebacken und bestimmt lecker bei der Arbeit", erklärte sie und hielt ihm den Teller hin.

"Hoshi, ich weiß nicht, ob das so angemessen ist…"

Die junge Asiatin lachte, drückte ihm den Teller in die Hand und fuhr ihm mit dem Zeigefinger über die Nasenspitze. "Typisch britisch. Aber irgendwie mag ich das an Ihnen!"

Malcolm rang sich ein überraschtes Lächeln ab, während Hoshi ihm einen Kuss auf die Wange drückte.

"Happy Birthday, Brite."

Dann drehte sie sich wieder um und verschwand zu den anderen.

Malcolm sah ihr erstaunt hinterher.

"Huh…" Er sah den Kuchen an.

Vielleicht war ja doch nicht alles verloren.

Ende
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