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Wettpool Nr. 3

von Anke

Kapitel 1

Titel: Wettpool Nr. 3
Summary: Normale Frauen bekommen ihr Kind in der Sicherheit der Krankenstation – aber wer hält Kathryn Janeway schon für normal? Fortsetzung zu „Große Erwartungen“
Disclaimer: Weiterhin gehört Star Trek nicht mir, sondern – ratet mal – Paramount

AN: Diese Gesichte spielt in einer fiktiven 8. Staffel, die Ereignisse in „Endgame“ haben nie stattgefunden, auch Neelix ist noch an Bord.


Chakotay lehnte sich zurück und beobachtete die Szene vor ihm. Kathryn und Seven of Nine standen bei Tom Paris an der Steuerkonsole und diskutierten angeregt über eine verbesserte Anbindung der Daten aus dem astrometrischen Labor an die Conn. Natürlich hätte sich eine Frau in Kathryns weit fortgeschrittenem Stadium der Schwangerschaft längst im Mutterschutz befinden sollen, auch wenn diese Frau Kommandantin eines Raumschiffes war. Nur sein Sternflotten-Captain sah das naturgemäß anders. In den siebeneinhalb Jahren auf der Voyager hatte Kathryn eine Verbindung zu dem Schiff und seiner Besatzung entwickelt, die es ihr vollkommen unmöglich machte, sich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Und mit Rücksicht auf ihre – und seine eigene – geistige Gesundheit hatten Chakotay und der Doktor gar nicht erst versucht, sie dazu zu überreden. Unter Toms vielen Schwangerschafts-Wettpools war dann auch Wette Nr. 4 über die Länge des Mutterschutzes die langweiligste. Fast die gesamte Mannschaft hatte auf „Einsetzen der Presswehen bis nächster roter Alarm“ getippt. Auch er selbst hätte nicht anders gewettet. Außerdem hatte Kathryn mit ihrem gänzlichen Verzicht auf Außenmissionen (Wettpool Nr. 5) und dem annähernden Verzicht auf Kaffee (Wettpool Nr. 6) schon außerordentlich große Opfer gebracht. Chakotay grinste. Natürlich wusste er, dass Kathryn sich mehr Kaffee genehmigte, als sie öffentlich zugab – und Kathryn wusste, dass er es wusste. Aber der „Zwang“ zum heimlichen Kaffeegenuss sorgte dafür, dass sie ihren Konsum auf ein vernünftiges Maß reduzierte – zumindest bis ihre Tochter auf der Welt war.

Es konnte sich jetzt nur noch um Tage handeln. Eine freudige Ungeduld hatte das ganze Schiff erfasst. Die Quartiere des Captains und des Ersten Offiziers waren zusammengelegt und nachwuchstauglich umgebaut. Die Baby-Party war gefeiert. Wer hätte gedacht, dass selbst ihr neues vergrößertes Quartier die vielen Geschenke kaum fassen konnte? Woher hatten die Leute eigentlich so viele Replikator-Rationen? Chakotay wusste, dass Kathryn sich Sorgen über die Reaktion ihrer Crew gemacht hatte. Und auch wenn er selbst diese Sorgen nicht geteilt hatte, war er doch von der ungeteilten Begeisterung überrascht. Scheinbar war die gesamte Besatzung seit Jahren der Meinung gewesen, dass Kathryn und er unbedingt zusammengehörten. Allerdings hatte er ja schon immer gewusst, dass die Voyager mit einer außerordentlich scharfsinnigen Mannschaft gesegnet war. Dieses Kind würde ein ganzes Schiff voller selbsternannter Onkel und Tanten haben. In Toms Wettpool Nr. 7 ging es darum, wer wohl die Ehre der Patenschaft haben dürfte – eine heißbegehrte Position. Selbst Tuvok hatte dezent angedeutet, dass er eine logische Wahl sei. Nun, in wenigen Tagen würden sie es wissen. Kathryn wurde jedenfalls von Tag zu Tag deutlich ungeduldiger und die körperlichen Einschränkungen zerrten immer stärker an ihren Nerven. Dass der Doktor in einem schwachen Moment erwähnt hatte, gerade bei der ersten Schwangerschaft könne sich der Geburtstermin gerne nach hinten verzögern, war auch nicht hilfreich gewesen.

„Thomasina? Harriet? Esmeralda? Arachnia?“

Amüsiert beobachtete Chakotay wie Tom zum wiederholten Mal versuchte, den Namen des Babys herauszubekommen. Eigentlich hatten sie gar keinen Grund den Namen geheim zu halten – außer der schlichten Freude daran, Tom leiden zu sehen. Je eifriger der versuchte, hinter das Geheimnis zu kommen, desto entschlossener waren Kathryn und er nichts zu verraten. Chakotay fing Kathryns belustigtes Zwinkern auf, während Seven sich von dem Geplänkel zwischen Pilot und Captain unbeeindruckt über die Konsole beugte.

„Captain, diese Anzeigen sollten Sie sich ansehen“, bemerkte sie gerade, als ein grünes Gleißen die drei Personen an der Conn einhüllte und sie vor Chakotays entsetzen Augen dematerialisierten.

Nach einer Nanosekunde des Schreckens setzten seine Sternflottenreflexe ein.

„Roter Alarm. Schilde hoch. Computer lokalisiere den Aufenthaltsort von Captain Janeway.“

„Befehl nicht ausführbar. Captain Janeway befindet sich nicht an Bord.“

„Commander!“ Harrys Stimme brach fast.

„Ja, Mr. Kim. Sprechen Sie“, herrschte Chakotay ihn an. Mäßige dich, ermahnte er sich. Es geht nicht nur um Kathryn und euer Baby. Schließlich sind Harry und Seven verlobt.

„Auf Position 147.215 ist ganz unvermittelt ein Borgkubus aufgetaucht. Meinen Anzeigen zufolge sind der Captain, Seven und Tom an Bord des Kubus transportiert worden.“

„Bestätigt“, meldete Tuvok mit seiner gleichbleibend ruhigen vulkanischen Stimme.

„Auf den Schirm. Versuchen Sie sie zurückzuholen, Mr. Kim! Tuvok, sind weitere Personen verschwunden?“

„Negativ, Commander. Außer dem Captain, Lieutenant Paris und Seven of Nine befinden sich alle Besatzungsmitglieder an Bord.“

„Ich kann sie nicht erfassen.“ Harry hörte sich fast panisch an. „Die Borg scheinen ein Dämpfungsfeld um ihre Position errichtet zu haben.“

„Commander Chakotay an Lieutenant Torres. B’Elanna, eben ist hier ein Borgkubus aufgetaucht und hat drei Besatzungsmitglieder entführt. Wir haben keine Ahnung, was sie vorhaben, aber du musst dein Möglichstes tun, um die drei schnellstmöglich zurückzuholen.“

„Verstanden, Commander.“ B’Elannas Stimme verriet, sie wusste, dass es besser war, in diesem Moment nicht nach der Identität der drei Verschwundenen zu fragen. Chakotay war dankbar dafür.

=/\=

1470 Replikatorrationen rechnete sich Tom Paris aus. 1470 Replikatorrationen würde er gewinnen, wenn jetzt auch noch die Wehen bei seinem Captain einsetzten. 1470 Replikatorrationen, das war genug um Miral zu einer leolawurzelfreien Kindheit zu verhelfen – nein, nicht an Miral denken. 1470 Replikatorrationen, wenn sie das hier überlebten. 1470 Replikatorrationen, der größte Wettpool in der Geschichte der Voyager, der Erlös aus Wettpool Nr. 3, „Aufenthaltsort des Captains bei Einsetzen der Wehen“. Tom hatte auf „in Verhandlungen mit Borgkönigin“ gesetzt und so wie es aussah, war er gerade dabei zu gewinnen.

Tom folgte dem Captain gemeinsam mit Seven of Nine durch die endlosen Gänge des Borgkubus. Er hatte immer noch das Gefühl, sich in einem schlechten Traum zu befinden. Den einen Augenblick war er an seinem Pilotenplatz gesessen und hatte mit Seven und dem Captain über Sensoren und Babynamen diskutiert, im nächsten befand er sich hier, irgendwo auf einem Borgschiff. Sofort waren sie von einer Gruppe Drohnen aufgegriffen worden und wurden nun durch das Schiff eskortiert. Wo sie wohl mit ihnen hinwollten? Was sie mit ihnen vorhatten? Wo waren die anderen? Ganz ruhig, Tom, beschwor er sich selbst. 1470 Replikatorrationen. Der Captain vor ihm schien bemerkenswert gelassen zu sein. Die Frau hatte wirklich Nerven. Trotzdem nahm Tom ihre angespannte Körperhaltung wahr, während er darauf achtete, sie gegen die Brog hinter ihnen abzuschirmen und ihr im Notfall schnell zur Seite springen zu können. Er fragte sich flüchtig, wie es wohl Chakotay gehen mochte. Er konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als dass Frau und Kind vor den eigenen Augen von den Borg verschleppt werden würden. Nicht an Miral denken, bloß nicht an Miral denken. 1470 Replikatorrationen…

Endlich waren sie am Ziel ihrer Wanderung angekommen. Die Drohnen führten sie in eine Kammer, in der sie offensichtlich schon erwartet wurden.

„Captain Janeway, ich freue mich Sie zu sehen.“ Die Borgkönigin lächelte ihr kaltes glattes Lächeln.

„Die Freude ist ganz auf Ihrer Seite. Warum haben Sie uns entführt?“ Selbst hochschwanger schaffte es der Captain, eine drohende Körperhaltung einzunehmen.

„Ich habe Ihnen ein Geschäft vorzuschlagen.“

„Wir machen keine Geschäfte mit den Borg“, sagte der Captain eisig.

„Das haben Sie schon getan, als es um Spezies 8472 und eine Passage durch unseren Raum ging“, sagte die Borgkönigin in ihrem nervtötend freundlichen Tonfall. „Und ich bin mir sicher, Sie werden es wieder tun – wir haben ein Angebot, dass Sie nicht ablehnen können.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich frage Sie noch einmal: Was wollen Sie?“ Der Captain starrte die Borgkönigin kalt an und eine geringere wäre unter dem Janeway-Todesblick in die Knie gegangen.

„Nicht viel. Die Datenbank der Voyager im Austausch gegen eine schnelle und sichere Heimkehr in den Alpha-Quadranten.“

„Sie glauben doch nicht, dass ich mit den Borg Geschäfte mache, wegen ein bisschen Bequemlichkeit.“ Der Captain spie die Worte förmlich aus.

Die Borgkönigin blieb immer noch freundlich: „Oh, dann lassen Sie mich mein Angebot erweitern: Sie übergeben uns Ihre Datenbank und wir sorgen im Gegenzug dafür, dass Sie nächste Woche Ihre geliebte Erde wiedersehen – oder Sie weigern sich, uns Ihre Datenbank zu übergeben und werden alle sterben: Sie, Ihre Besatzung, Ihr ungeborenes Kind.“

Der Captain wich zurück als die Borgkönigin vortrat und ihr die Hand auf den geschwollenen Bauch legte. Tom machte unwillkürlich einen Schritt nach vorne.

„Ich bin mir sicher, Sie wünschen sich eine gute und sichere Zukunft für Ihr Kind. Wir können dies gewährleisten. Sie müssen uns nur Ihre Datenbank übergeben“, sagte die Königin schmeichlerisch, dann wurde ihre Stimme hart: „Ich gebe Ihnen 24 Stunden Zeit um zur Vernunft zu kommen, Captain. Wenn Sie uns dann diese Datenbank nicht übergeben, werden wir die Voyager und alle, die sich darauf befinden, zerstören.“
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