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Künstliche Intelligenz

von Kathy Way

Kapitel 2

"Ich schlage vor, die Brückencrew zusammen zu rufen und ihnen den Vorschlag zu unterbereiten, zurück zu dem Planten zu kehren, um der Sache auf den Grund zu gehen."
"Und was bitte sagen wir dem Rest der Crew?"
"Eigentlich bin ich immer für die Wahrheit, da sich Gerüchte auf so einem kleinem Schiff immer schnell verbreiten, aber wir könnten sagen, dass wir durch den Handel, den wir in den letzten Wochen betrieben haben, unsere Vorräte an Delithium auffrischen müssen, da sich in absehbarer Zeit kein geeignetes Material finden lassen wird."
Janeway atmete tief ein und stimmte schließlich zu. Zum einen hatte sie Angst vor einer Abtreibung eben so wie vor dem Bekommen des Babys und zum anderen war ihre Neugierde geweckt. Chakotay rief alle Führungsoffiziere zusammen. Janeway klopfte das Herz bis zum Hals, als sie flankiert von Chakotay und dem Doktor den Besprechungsraum betrat. Prüfend blickte Janeway in die Runde, während sie zwischen Tuvok und Chakotay Platz nahm. Alle blickten sie fragend an und zum ersten Mal in ihrer Karriere war es ihr sehr unangenehm. Konnten sie es ihr schon ansehen? Tom platzte fast vor Neugier. B´Elanna erging es kaum anders. Harry dachte sich in seinem jugendlichem Leichtsinn die wildesten Storys aus, aber nichts, wirklich nichts übertraf das, was nun kommen würde. Tuvok saß neutral auf seinem Platz und auch Seven gab sich gelassen, trotzdem Janeway glaubte auch in ihren Augen den Funken der Neugierde aufblitzen zu sehen. Der Doktor hatte sich in seinem Sessel zurück gelehnt. Er schien sich darüber zu freuen endlich mal mehr zu wissen, als der Rest der Crew. Dies war selten, so selten, dass der Doktor begann, die Situation zu genießen. Janeway blickte unsicher zu Chakotay. Dieser lächelte ihr aufmunternd zu und unterdrückte in letzter Sekunde den Drang, ihre Hand zu streicheln. Das wäre wohl nicht förderlich in der Situation, in der sie sich befanden. Janeway begann zu reden. Sie fing es geschickt an und erinnerte zunächst an den merkwürdigen Planeten. Dann gab sie bekannt, dass der Doktor fest gestellt hatte, das B´Elanna schwanger gewesen war. Janeway hatte B´Elanna gebeten, dies erwähnen zu dürfen.
"Sie fragen sich sicher, was das mit dem Planeten zu tun hat. Schließlich ist es nichts ungewöhnliches. – Nun, der Doktor untersuchte mich heute morgen!" Janeway machte eine Pause und stand auf. Sie konnte ihrer Crew nicht in die Augen sehen, bei dem, was sie nun zusagen hatte. Sie drehte sich um und schaute aus dem Fenster, auf die vorbei ziehenden Sterne.
"Ich bin Schwanger!"
Den Führungsoffizieren blieb die Luftweg. Janeway fuhr nicht fort, also ergriff Chakotay das Wort, ehe jemand seine Glückwünsche aus sprechen konnte. Er erklärte, dass er der Vater wäre und legte ihnen ihre Vermutung dar. Hinter ihm kämpfte Janeway plötzlich mit den Tränen. Sie wusste selbst nicht recht warum. Sie fühlte sich so merkwürdig hin und hergerissen.
"Es tut mir leid!"
Ihre Worte waren erstickt und sie verließ eilends den Raum und begab sich in ihr Quartier. Die Crew blickte ihr nach. Dann ergriff Chakotay wieder das Wort.
"Sie müssen Captain Janeway entschuldigen. Sie ist etwas mitgenommen."
Stummes nicken. Dann schaltete sich Tom ein.
"Es wäre am vernünftigsten, wenn wir zu diesem Planten zurückfliegen würden und dem auf den Grund gehen würden."
Tuvok stimmte zu.
"Es ist ein logischer Zug. Captain Janeway hat diese Situation offensichtlich stark angegriffen. Damit sie ihr inneres Gleichgewicht wieder findet sollten wir dem Rätsel nachgehen. Auch sollten wir, für nachkommende Schiff eine Warnboje aussetzen."
Chakotay sah in die Runde. Alle bestätigten durch Nicken.
"Gut. Ich will, dass nichts von unserem Gespräch an die Crew dringt. Wir werden zu dem Planeten zurück kehren, um Delithium zu schürfen. Ich danke Ihnen allen für Ihr Verständnis."
Die Voyager wurde also gewendet und nahm Kurs auf den besagten Planeten. In den folgenden drei Wochen machte Janeway sich bei der Crew rar. Nur wenn sie Dienst hatte konnte man sie treffen, aber die meiste Zeit verbrachte sie auch dann in ihrem Raum. Ein paar Mal versuchte Chakotay mit ihr darüber zu reden, aber sie wimmelte ihn immer ab. Wenige Minuten, bevor die Voyager den Planeten erreichte, ging Chakotay zu Janeway. Sie saß in ihrem Bereitschaftsraum und las Berichte.
"Captain, Sie sollten für heute Schluss machen und sich etwas hinlegen."
Janeway blickte auf.
"Ich muss dies noch zuende lesen."
"Das kann ich auch tun. Mein Dienst hat schon vor einer Stunde begonnen...."
Janeway reagierte nicht darauf. Also setzte Chakotay sich auf die Schreibtischkante und nahm ihr das Padd aus der Hand.
"Was ist los?"
"Nichts, ich möchte nur, dass Sie mich ganz normal behandeln und nicht so, als wäre ich krank."
Janeway funkelte Chakotay böse an und versuchte, ihm das Padd wieder aus der Hand zu nehmen.
"Das würde ich gerne tun, wenn Sie sich auch normal benehmen würden! – Also sprechen wir darüber!"
Selten hatte Janeway Chakotay so energisch erlebt.
"Ich kann nicht schlafen!"
Janeway blickte auf ihre im Schoß gefalteten Hände.
"Schmerzen?"
Chakotay war gleich besorgt. Doch Janeway schüttelte den Kopf.
"Nein, mir geht so viel durch den Kopf. Ich weiß nicht recht, was ich will und wie ich weiter machen soll...."
Chakotay kam um Janeways Schreibtisch herum und zog sie sanft aus ihrem Sessel. Sie blickte verlegen zur Seite.
"Kathryn, was auch immer passiert, ich bin da!"
Tapfer versuchte Janeway die aufsteigenden Tränen weg zu blinzeln. Sie schwankte etwas. Chakotay sah die Tränen aufblitzen, sah, dass sie leicht schwankte und zog sie spontan in seine Arme. Janeway schloss ihre Augen. Es tat gut von Chakotay gehalten zu werden. Es gab ihr Kraft und neuen Mut. Seit langer Zeit gestattete sie sich mal wieder eine Schwäche. Kathryn Janeway wandte sich nicht von Chakotay ab. Sie atmete tief ein und fühlte sich gleich besser. Die Tür öffnete sich und der Doktor trat ein.
"Oh, ich wollte nicht stören."
Janeway hatte sich wieder im Griff und wandte sich, wenn auch widerstrebend, von Chakotay ab.
"Doktor, haben Sie noch nie was von anklopfen gehört?"
"Nun, ich wollte nicht, dass Sie mich schon abwimmeln, bevor ich eintrete. Ich möchte eine Spektralanalyse vornehmen, um zu sehen, ob mit Ihnen beiden alles in Ordnung ist."
Der Doktor holte einen Scanner hervor und begann mit der Arbeit. Janeway setzte sich auf ihren Schreibtisch.
"Sie hätten mich auch rufen können."
Der Doktor blickt kurz zu ihr hoch.
"Ich bezweifle, dass Sie gekommen wären. Wenn es nach Ihnen geht, dann betreten sie die Krankenstation doch erst wieder zur Geburt des Kindes!"
Janeway antwortete nicht. Sie wusste nicht recht, was sie bei den Worten des Doktors fühlen sollte. Der Doktor klappte seinen Scanner zu.
"Es ist alles in Ordnung. In den nächsten Tagen werden Sie deutlich die ersten Veränderungen an ihrem Körper wahrnehmen. Zunächst einmal wären da die kindlichen Bewegungen...."
"Tuvok an Captain Janeway. Wir haben den Planeten erreicht."
"Ich komme."
Janeway ließ den Doktor stehen und begab sich auf die Brücke.
"Mr. Kim, scannen Sie nach Unregelmäßigkeiten in der Atmosphäre. Tom, bringen Sie uns in einen hohen Orbit."
Janeway nahm in ihrem Sessel Platz und blickte auf den Schirm, der den in eine dichte Gaswolke gehüllten Planeten zeigte. Harry sah konzentriert auf seine Konsole.
"Es werden keine Unregelmäßigkeiten festgestellt, Captain."
"Scannen Sie nochmals nach Lebensformen."
Harrys Finger flogen über die Tastatur.
"Keine Lebenszeichen....Aber warten Sie, Captain, ich stelle ein merkwürdige Signatur fest."
Janeway stand auf und ging zu Harrys Konsole.
"Inwiefern merkwürdig?"
"Sehen Sie sich dass an"
Harry deutete auf einige Zahlen. Chakotay trat jetzt ebenfalls zu ihm. Janeway schaute interessiert auf die Daten. Verblüfft stellte sie fest, dass die Daten gut versteckt unter einem Störsignal lagen. Vermutlich hatten sie schon existiert, als die Crew der Voyager den Planeten das erste Mal besuchte.
"Seven, was halten Sie davon."
Janeway hatte sich schon eine Meinung gebildet und hoffte nun, dass Seven ihren Verdacht bestätigen würde.
Seven blickte auf die Daten und änderte einige Einstellungen.
"Es handelt sich eindeutig um eine Maschinensignatur. Fraglich bleibt, warum diese Signatur verschlüsselt wurde."
Janeway blickte auf.
"Dem werde ich nachgehen! Seven, gehen Sie ins Labor und versuchen Sie noch mehr zu entschlüsseln. Tom, die Voyager im Orbit halten. Chakotay, Sie haben die Brücke."
Janeway wandte sich zum gehen. Doch Chakotay hielt sie zurück.
"Captain, bei allem Respekt, ich halte das für keine gute Idee."
Janeway blickte sich fragend um.
"Was?"
"Sie sollten ...."
Beinahe hätte er gesagt "in ihrem Zustand" .
"....lieber nicht den Planeten besuchen."
Janeway sah sich um. Hier konnte sie nicht mit Chakotay reden. Sie wusste, er hatte bisher nur aus Respekt vor ihrer Würde ihre Schwangerschaft nicht angesprochen. Bevor er dies als letztes Mittel einsetzte wollte Janeway lieber unter vier Augen mit ihm reden.
"In meinen Raum."
Chakotay folgte Janeway und bereitete sich innerlich auf das Wortgefecht vor.
Als die Tür sich geschlossen hatten, wiederholte er, was er hatte auf der Brücke eigentlich hatte sagen wollen.
"Sie sollten in Ihrem Zustand die Voyager nicht verlassen."
"Chakotay, welche Wahl habe ich denn? Ich kann von niemandem verlangen, dass er da runter geht."
"Ich mache es!"
"Chakotay, ich muss dies tun."
Janeway hatte eindringlich gesprochen. Chakotay begriff, dass er es ihr nicht würde ausreden können, also strebte er einen Kompromiss an.
"Gut, dann werde ich mitgehen."
"Nein, das ist zu gefährlich. Ich weiß nicht, was dort unten auf mich wartet. Vielleicht kehre ich nicht zurück. Die Voyager braucht jemanden, der sie führen kann."
"Malen Sie den Teufel nicht an die Wand. Natürlich kehren wir zurück. Zurück mit des Rätsels Lösung."
Janeway seufzte. Chakotay würde sie nie alleine gehen lassen. Also stimmte sie zu.
Janeway und Chakotay hatten eine perfekte Landung vollzogen.
Sie begaben sich in die Schutzanzüge und erforschten den Planeten. Bald hatten sie Dilithium gefunden, dass sich zum Schürfen eignete. Sie bauten die Verstärker zum Beamen auf und B´Elanna konnte alles im Frachtraum einlagern. Dieser Prozess würde etwa zwei Stunden in Anspruch nehmen. So hatten Janeway und Chakotay genug Zeit sich umzusehen. Sie folgten dem Trägersignal, bis sie zu einem Höhleneingang kamen.
"Was halten Sie davon, Chakotay?"
Janeways Stimme klang merkwürdig verzerrt durch den Raumanzug. Chakotay hielt seinen Tricorder in die Öffnung. Sogleich begann dieser wie wild zu piepen.
"Wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein."
Chakotay trat durch den Eingang im Fels und betätigte seine Taschenlampe. Ein langer Gang erstreckte sich vor ihnen. Chakotay blickte Janeway an und versuchte durch die Spiegelung ihres Helmes einen Blick aufzufangen. Janeway erleichterte ihm das Rätselraten, in dem sie mit fester Stimme antwortete.
"Gehen wir!"
Zum Zeichen ihrer Entschlossenheit schritt sie an Chakotay vorbei. Der Gang führte leicht bergab. Schweigend liefen sie erst hintereinander, dann, als der Gang sich weitete nebeneinander her. Janeway blickte auf ihren Tricorder. Sie war leicht außer Atem und schwitzte in ihrem Raumanzug.
"Die Temperatur ist gestiegen!"
Chakotay nickte, bis er merkte, dass Janeway dies ja vermutlich nicht sehen konnte. Er blickte selbst auf seinen Tricorder.
"Ja. Außerdem gibt dieser Fels eine natürliche Abschirmung gegen die radioaktive Strahlung."
Janeway blickte auf ihren Tricoder.
"Wir könnten die Schutzanzüge ausziehen."
"Nein, Captain, wir wissen nicht, was uns noch erwartet, außerdem...."
Chakotay wollte noch etwas bezüglich Janeways Schwangerschaft hinzufügen, aber Janeway hatte bereits ihren Helm abgenommen. Ihr Gesicht glühte und sie wischte sich das Haar aus dem Gesicht. Chakotay überlegte kurz, ob es sinnvoll war, eine Debatte mit Janeway zu beginnen, entschied sich dann aber dagegen und begann ebenfalls seinen Schutzanzug abzulegen.
Beide trugen unter den Schutzanzügen keine Uniformjacken, aber es war auch so warm genug. Sichtlich erleichtert gingen sie tiefer in den Fels hinunter, ohne auf die Zeit zu achten.
Nach einer Weile erreichten die beiden einen Gang, der nicht natürlichen Ursprungs zu sein schien.
Zwei Fackeln, die am oberen Ende der Treppe in reich verzierten, schmiedeeisernen Halterungen steckten, verrieten die Erbauer. Chakotay entzündete eine der beiden mit seinem Phaser und ermöglichte Janeway und sich damit den Blick auf eine unendlich lange, im Fackelschein schimmernde Treppe. Janeway nahm die entzündete Fackeln und stieg die Treppe ins Ungewisse hinab. Es war kühl und feucht in dem Tunnel. Die Luft war abgestanden und Chakotay war sich sicher, dass diese schon seit Jahren von niemandem mehr geatmet worden war. Langsam setzten die beiden einen Fuß nach dem andern auf die schon ausgetretenen Treppenstufen. Vor vielen Jahren musste jemand diesen Gang sehr häufig benutzt haben. Das Fackellicht flackerte von den Wänden wider. Hier und dort entzifferte Janeway fremde Schriftzeichen und Wandmalereien, die einst sehr schön gewesen sein mussten, jetzt jedoch verblichen waren. Immer wieder sah sie auf diesen Gemälden einen funkelnden Stein. Während Janeway darüber nachdachte stiegen sie und Chakotay die Stufen weiter abwärts. Sie hatten das Zeitgefühl völlig verloren. Waren sie erst einige Minuten diese Treppe entlang gegangen oder waren es vielleicht schon Stunden? Die Treppe nahm kein Ende. Sie fraß sich immer und immer tiefer. Die Wände änderten sich sie, waren nicht mehr wie zunächst aus Erde und Sand, nur gehalten von weit verzweigtem Wurzelwerk und hin und wieder gemauerten Ziegelsteinen und aus Felsblöcken, sondern waren nackte Felswände. Aber erstaunlicherweise hatte sich hier und da die eine oder andere Wurzel durch den Fels gebohrt. Was mochte das für ein mächtiger Baum gewesen sein, der so lange und starke Wurzeln hatte, die sich durch den Fels bohren konnten und hier und dort fast so mächtig und dick waren wie Janeway selbst?
Die Treppe und der Gang schienen direkt in den Fels geschlagen worden zu sein. Janeway überlegte, wie viele Männer an dieser Treppe gearbeitet haben mussten, wie viele vielleicht sogar ihr Leben dafür gegeben hatten. Plötzlich war die Treppe zuende. Janeway war schon in einen monotonen Trott gefallen. Fast hatte sie schon nicht mehr damit gerechnet, das sie jemals das Ende erreichen würden. Ihre Knie und ihr Rücken schmerzten. Sie richtete sich gerade auf, um den Schmerz etwas zu lindern. Verstohlen blickte sie Chakotay an. Nein, er hatte nicht bemerkt, dass sie Schmerzen hatte. Das war gut so, denn er würde sonst bestimmt darauf bestehen umzukehren. Die Fackel war beinahe runtergebrannt und versuchte, mit ihren leckenden Feuerzungen Janeways Haut zu versengen. Die Treppe endete in einem schmalen Gang. Dieser führte nur wenige Schritte in den Fels hinein und erweiterte sich dann zu einer kleinen Höhle. Janeway wollte schon enttäuscht um drehen, als sie die schmale Tür am anderen Ende der kleinen Höhle entdeckte. Chakotay hatte sie im selben Moment entdeckt und schritt darauf zu. Vorsichtig legte er seine Hand auf die Klinke und drückte sie herunter. Die Tür knarrte und sprang dann nur wiederwillig einen Spalt breit auf. Chakotay trat zurück, um Janeway einen Blick durch die Tür zu ermöglichen.
Behutsam schob Janeway sich durch den Spalt, den die Tür frei gegeben hatte. Als sie sich durch den Spalt gewunden hatte, bemerkte sie, dass sich die Luft verändert hatte. Janeway spürte nichts mehr von der Kälte, welche die Felswände in den Tunneln und Gängen abgegeben hatte. Es sah hier auch ganz anders aus. Janeway fand sich in einem großen Gewölbe wieder, das in ihr den Anschein erweckte, als wäre es schon sehr alt. Ihr Herz begann vor Aufregung zu klopfen und beruhigt stellte sie fest, das Chakotay ihr gefolgt war.
Der Boden war aus Mosaiken zusammen gesetzt, ein riesiges Muster, das in der Mitte zusammen lief. Die Wände waren geschmückt mit Fresken und roten Marmor Steinmetzarbeiten. Hätte Janeway sich mehr Zeit genommen, hätte sie sicherlich bemerkt, dass in diesen Schnitzereien, ein Märchen festgehalten wurde. Ein Märchen von einer unbekannten Allmacht, die das Reich zerstörte. War es wirklich nur ein Märchen? Aber Janeway sah es nicht. Was sie sah, war das merkwürdige Relief, das sich durch die Decken und die Wände zog. Zögernd strich sie mit der Hand darüber es fühlte sich lebendig aber nicht unheimlich an. Die Wände waren von feinen Adern durchzogen wie ein Netz, das sich über das ganze Gewölbe gelegt hatte. Oben dichter und mit größeren Fäden und unten mit kleineren, die sich tief unten zum Teil in der Wand verliefen. Nein ein Netz war es nicht, es glich eher einer Wurzel, die sich schützend um das Gewölbe gelegt hatte.
Es gab noch so viel zu sehen, da waren die dreizehn runden Säulen, die das Kuppeldach mehr symbolisch stützten. Jede dieser Säulen war reich verziert mit Schnitzereien. Beim näheren betrachten konnte Chakotay erkennen, dass die Sockel der Säulen in Wurzelform geschnitzt waren. Die Säulen selbst stellten sich als mächtige Rosensträucher dar. Chakotay sah, wie Janeway im vorübergehen mit ihrer Hand über das Holz einer Säule strich. Ehrfürchtig glitt sie mit ihren Fingern über eine der vielen geschnitzten Rosen, als hätte sie Angst, das Holz könnte unter ihren Fingern zu Staub zerfallen. Das Holz fühlte sich warm und glatt an. Janeway ging um die mächtige Säule herum. Sieben Schritte zählte sie. Chakotay stellte sich den Baum vor, aus dem diese eine Säule geschnitzt worden sein musste. Solch einen großen Baum hatte er auf der Erde noch nicht gesehen. Längst waren die großen Wälder abgeholzt worden. Auf Sermus 2 sollten es noch solch Giganten geben. Aber Chakotay selbst hatte sie noch nie gesehen. Langsam schritten Janeway und Chakotay weiter auf die Mitte des Gewölbes zu. Janeway hatte nun einige Zeit sich das Kuppeldach genauer an zu sehen. Wie der Boden schien es auch aus Mosaiksteinen zusammengelegt worden zu sein. Aber diese Steine waren nicht wie die des Bodens in grün gehalten und mit roten, blauen, gelben, orangen und weißen Tupfen übersät, als wäre er eine bunt blühende Blumenwiese, sondern die Kuppel war ganz in blau gehalten. Als Janeway länger nach oben blickte, konnte sie erkennen, dass die Kuppel nicht ganz Blau war, sondern von kleinen gelben, leuchtenden Sternen durchzogen war. Sofort ergriff Janeway die Erinnerung an das Panoramafenster in ihrem Bereitschaftsraum. Janeway und Chakotay näherten sich immer weiter der Mitte des Gewölbes. Hier im Zentrum des Gewölbes befand sich eine weite, runde Platte aus weißem Marmor. Drei Stufen führten auf die Platte, die reich mit allerlei Schnitzereien versehen war. Da waren kleine Tiere, Feen, Zwerge, Elfen, Einhörner und andere Fabelwesen, die Chakotay trotz seiner mystischen Kenntnisse nicht einordnen konnte, eingemeißelt, die auch wieder von allerlei Blumen und Mustern verziert worden waren. Alle Muster liefen auch hier wieder auf die Mitte zu und umrandeten so den Gegenstand, der sofort alle Blicke auf sich zog, wenn man das auch so schon sehr eindrucksvolle Gewölbe betrat. Janeway fing Chakotays Blick auf und betrat dann behutsam die Marmorplatte. Stufe für Stufe, Schritt für Schritt näherte sie sich dem Zentrum der Marmorplatte. Aus einem reich verziertem Sockel, dem Zentrum schien eine Marmorrose zu wachen. In diesem Rosenkelch lag gebettet auf einem tiefblauen seiden Kissen ein Stein, der in allen Farben der Welt wie ein Diamant funkelte und glitzerte. Von ihm ging das pulsierende Licht aus, das das ganze Gewölbe in ein unwirkliches Traumlicht tauchte. Stumm vor Staunen, mit weit aufgerissenen Augen näherte sich Janeway dem Sockel, aus dem die Rose wuchs. Der Sockel mochte etwa so hoch sein, wie zwei Stufen, und schien mit sieben Schritten bequem umrundet werden zu können. Aber Janeway hatte für nichts anderes Augen als für den unaufhörlich leuchtenden Stein. Eine merkwürdige Faszination ging von ihm aus. In der Luft lag ein Flimmern und Janeway spürte noch stärker als beim Eintreten in das Gewölbe die wohlige Wärme. Es war, als würde ein Kaminfeuer flackern und sanft und endlos brennen. Wie magisch angezogen setzte sie sich auf die erste Stufe und führte ihre Hand in Richtung Stein. Chakotay berührte ihre Schulter sanft.
"Nicht! Wir wissen nicht was es ist."
Janeway ließ ihre Hand sinken. Der Zauber war verflogen. Verflogen wie ein Traum. Chakotay richtete seinen Tricorder auf den Stein.
"Es scheint eine Art Energiequelle zu sein."
Er hob seinen Tricorder hoch und scannte weiter.
"Die Signale, die wir von der Voyager aus empfangen haben, sind hier sehr stark. Sie kommen von oben."
Verwundert blickten Janeway und Chakotay nach oben in den Mosaikhimmel.
Plötzlich krachte, es ein ohrenbetäubender Lärm ließ die beiden zusammenfahren. Etwas begann in Etappen vom "Himmel" zu stürzen. Ein metallener Kasten, der so gar nicht in diese Umgebung passte, senkte sich um den Stein. Chakotay zog Janeway zurück. Er hielt sie auch noch schützend im Arm, als der Kasten gestoppt hatte. Als es ihm bewusst wurde, ließ er sie schnell frei. Verlegen deutete er auf den Kasten.
"Was mag das nur sein?"
"Ich habe keine Ahnung."
In Janeways Stimme schwang Neugier und Verwunderung gleichermaßen mit. Plötzlich hörten sie eine Stimme.
"Ich bin Alec."
Die Stimme schien von allen Seiten zu kommen. Sie war jungenhaft und klang nicht gefährlich, aber trotzdem zückten Janeway und Chakotay ihre Phaser.
"Wo sind Sie? Und wer sind Sie?"
Janeway blickte sich nochmal um. Vielleicht hatte sie etwas übersehen, aber da war niemand.
"Ich bin hier. Automatic life exploration commissionaire – kurz ALEC"
Janeway war verblüfft. Die Computerstimme auf der Voyager hatte Janeway immer für menschlich gehalten, aber diese Stimme....Janeway wand sich an Chakotay.
"Eine künstliche Intelligenz!"
"Sie brauchen nicht so zu tun, als wäre ich nicht hier."
Chakotay blickte auf seinen Tricoder.
"Sie wird von diesem Stein aus gespeist."
Janeway hob die Stimme an und sprach unwillkürlich in Richtung des metallenen Kastens.
"Wer sind Ihre Erbauer, welchen Zweck sollten Sie erfüllen?"
"Meine Erbauer? Ich bin nicht gebaut worden, ich war schon immer da!"
Janeway und Chakotay sahen sich wissend an. Also war diese künstliche Intelligenz doch noch nicht so weit entwickelt wie sie dachten.
"Gab es auf diesem Planeten Wesen, die uns ähnlich waren?"
"Ja, das ist 15 Jahre her."
"Was ist passiert?"
"Eine Bombe explodierte. Danach besuchte mich niemand mehr."
Janeways Neugierde war noch nicht zufrieden gestellt.
"Alec, was hast du die ganze Zeit über getan?"
Sie war zum 'du' übergegangen, weil ihr das 'Sie' nicht passend erschien. Diese Maschine hatte irgendetwas kindliches an sich. Trotzdem hütete sie sich davor, Alec zu unterschätzen. Kinder konnten unberechenbar sein. Weder Janeway noch Chakotay wussten, was für ein Potential in der Maschine stecken mochte.
"Ich war hier und habe nachgedacht."
Nun schaltete sich auch Chakotay ein.
"Worüber?"
"Wie ich es wieder gut machen kann."
Janeway trat auf den metallenen Kasten zu. Das klang nun wirklich nach einem traurigem Kind.
"Wie du was wieder gut machen kannst?"
"Ich will wieder Freunde haben, die mich besuchen. Es ist so langweilig hier."
Janeway hatte begriffen worauf Alec hinaus wollte.
"Hast du versucht, neue Freunde zu finden?"
"Ja."
Alecs Antwort war knapp aber Chakotay wagte die nächste Frage.
"Aber alle Individuen haben diesen Planeten wieder schell verlassen."
"Ja."
Janeways Herz pochte schneller. Sie war dem Rätsel auf der Spur.
"Also hast du versucht, ein Individuum zu erschaffen."
"Ja und dieses Mal hat es geklappt."
Janeway und Chakotay hörten deutlich die Freude aus Alecs Stimme heraus.
Chakotay blickte Janeway an.
"Es war nicht richtig, Alec!"
"Warum nicht?"
"Man darf nicht einfach Leben erzwingen."
"Aber ich bin einsam."
Janeway schaltete sich ein.
"Alec, wie können dir das Baby nicht hier lassen. Es würde sterben."
"Ich würde gut für es sorgen."
"Das bezweifle ich nicht. Trotzdem würde es sterben."
Alec schwieg.
"Was ist sterben?"
Auf diese Frage war Janeway nicht gefasst. Sie hatte angenommen, das Alecs Programme Sterben beinhaltete. Chakotay räusperte sich und versuchte es mit einer Interpretation.
"Sterben. Das ist das, was mit den Individuen passiert ist, die einst vor der Explosion hier auf dem Planeten lebten."
"Dann wird das Baby nicht sterben. Ich mache so was doch nie wieder."
Alec beteuerte dies wie ein kleines Kind, das von der verbotenen Schokolade genascht hatte. Janeway war schockiert. Alec hatte das zu verantworten, was mit diesem Planeten passiert war. Sie brauchte einige Minuten, bis sie sich wieder gefasst hatte.
Sanft versucht Janeway Alec beizubringen, das sterben ein natürlicher Vorgang ist, den alle Individuen einmal durchmachen würden.
"Muss ich auch sterben?"
Chakotay und Janeway dachten eine Sekunde über Alecs Frage nach. Janeway entschied sich mit einer Gegenfrage zu antworten.
"Alec, hast du Zugriff auf all deine Systeme? Kannst du Teile austauschen, wenn etwas nicht mehr funktioniert?"
"Ja, warum fragst du?"
"Nun, dann kannst du nicht sterben"
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