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Ein Weihnachtslied in Prosa

von Anke

2. Dezember

2. Dezember

Kathryn erwachte durch das pulsierende Licht des roten Alarms, was reichlich seltsam war, da das dazugehörige Audiosignal stumm blieb und es in ihrem Quartier eigentlich auch keine Alarmleuchten gab. Augenblicklich war sie aufgesprungen und machte sich mit einem Tricorder auf die Suche nach der Ursache dieser seltsamen Lichterscheinung. Als sie den Wohnbereich betrat, wich ihr, die sie doch eigentlich jeder Lebenslage gewachsen war, die Farbe aus dem Gesicht. Auf ihrem Sofa lümmelte sich ganz frech Seska, oder zumindest eine Gestalt, die Seskas cardassianisches Antlitz perfekt imitierte.

„Nun“, sagte Kathryn in ihrem schärfsten und kältesten Tonfall, während sie ihren Tricorder auf die Erscheinung richtete, „was wollen Sie?“

„Viel!“ Es war Seskas Stimme.

„Wer sind Sie?“

„Fragen Sie mich, wer ich war.“

„Nun, wer waren Sie?“, fragte Kathryn lauter. „Für einen Schatten sind Sie ja sonderbar.“ Tatsächlich behauptete Kathryns Tricorder, dass in ihrem Quartier alles in bester Ordnung sei.

„Als ich lebte, war ich Seska – erst Mitglied Ihrer Crew, dann Ihre liebste Feindin.“

Kathryn schenke der vorgeblichen Seska einen verächtlichen Blick.

„Sie glauben nicht an mich?“, fragte der Geist.

„Nein“, sagte Kathryn.

„Welchen Beweis jenseits Ihrer eigenen Wahrnehmung benötigen Sie denn noch?“

„Ich weiß nicht“, brummte Kathryn und änderte den Scanmodus des Tricorders – ergebnislos.

„Ihre Scans bringen keine Ergebnisse. Warum vertrauen Sie Ihrer Wahrnehmung nicht?“

Kathryn hob die Augenbraue. Diese Frage ausgerechnet von Seska, der Meisterin der Täuschung?

„Weil sie die geringste Kleinigkeit stört“, entgegnete sie. „Als Wissenschaftlerin glaube ich eher an alles andere, als an eine übersinnliche Erscheinung. Sie könnten eine holografische Projektion, eine Halluzination oder einer von Qs Späßen sein.“

„Natürlich, Janeway die Skeptikerin“, sagte Seska bitter. „Sie haben mir nie vertraut, warum sollten Sie es jetzt tun?“

„Vielleicht verraten Sie mir einfach, was Sie hier wollen und wir bringen die Sache zu Ende“, sagte Kathryn entnervt. Sie wollte wieder zurück in ihr Bett.

„Von jedem Wesen wird verlangt, dass seine Seele unter seinen Mitmenschen wandle, in die Ferne und in die Nähe“, antwortete der vorgebliche Geist während er sich erhob und mit theatralischer Stimme fortfuhr; „und wenn die Seele dies während des Lebens nicht tut, so ist sie verdammt, es nach dem Tode zu tun. Man ist verdammt, durch die Welt zu wandern – ach, wehe mir! – und zu sehen, was man nicht teilen kann, was man aber auf Erden hätte teilen können und zu seinem Glück anwenden sollen.“

„Aha“, sagte Kathryn skeptisch. Seskas Auftritt ließ sie erstaunlich kalt. „Und jetzt sind Sie auf die Voyager gewandelt. Warum?“

„Wie Sie sich vorstellen können, Captain“, sagte Seska nun wieder mit ihrer normalen Stimme, „ist es nicht eben befriedigend, seine Zeit als“, Seska suchte nach dem richtigen Wort, „Manifestation zu verbringen. Aber wenn man genügend Punkte sammelt, gibt es die Chance auf Erlösung.“

„Wir reden hier also von einem Leben nach dem Tod mit Himmel, Hölle und Erlösung?“, fragte Kathryn spöttisch.

„Sie haben es erfasst, Captain“, sagte Seska eisig.

„Und ich vermute, Sie sind hier, um mir in irgendeiner Art und Weise zu helfen, um damit diese Punkte zu sammeln.“

„Ganz genau, wenn man einem ehemaligen Feind hilft, gibt es sogar noch Bonuspunkte.“

„Bonuspunkte?“ Kathryn musste an sich halten, das wurde langsam absurd.

Seska nickte. „Natürlich wissen die, dass man‘s nur deswegen tut, aber scheinbar gilt es trotzdem.“

„Tut mir leid, Seska – oder wer auch immer Sie sind – aber ich werde mir von Ihnen garantiert nicht helfen lassen.“

„Das hatte ich vermutet, deshalb werde ich Ihnen drei Geister vorbeischicken, auf die Sie vermutlich besser hören werden als auf mich. Nutzen Sie Ihre Chance, Kathryn oder lassen Sie es, ich habe getan, was ich tun konnte“, entgegnete die Seska-Manifestation und verblasste langsam.

„Humbug“, brummte Kathryn als sie auf die Stelle starrte, wo eben noch Seska gestanden hatte. „Wir sind doch hier nicht bei Dickens.“
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