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Sackgasse

von Babel

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A dead end
by Babel


Es sind nicht nur Ezris Augen, die ihn an Jadzia erinnern; es ist alles. Nicht andauernd, aber immer wieder hier und da. Ezri lächelt wie Jadzia, oder sie spricht wie Jadzia, oder legt die Hände hinter dem Rücken ineinander wie Jadzia, dann ist es als habe Ezri nie existiert – es war immer Jadzia.

Julian neigt dazu diese Dinge bestenfalls als unwichtig zu betrachten, schlimmstenfalls als irrational. Er redet nicht darüber, denn mit wem kannst du darüber reden, wenn du mit der Stations-Counselor schläfst? Was sollte er sagen? „Ich denke du lügst. Ich glaube du bist *sie*.“

Nein. Das wäre sinnlos. Er empfindet nicht wirklich so – nicht die ganze Zeit über. Nur wenn er sich peinlicherweise schwach fühlt.

Er glaubt sich zu erinnern, dass er sich zuvor in solchen Dingen nie schwach gefühlt hatte. Wenn es alle paar Tage eine andere Frau war, war nichts davon von Bedeutung, denn erfolgreiche Offiziere sind mit ihren Jobs verheiratet. Er konnte sich wirklich nicht daran erinnern, wann er aufgehört hatte so zu empfinden. Eben war es noch Spaß und plötzlich war es schmerzhaft, kompliziert und verwirrend.

Er erinnert sich wieder an Miles Worte: ‚Du bist nicht der erste Mann, der sich verliebt.’

Er ist manchmal verbittert, weil Miles versäumt hatte ihm zu sagen, dass der Teil der Liebe mit dem flüchtigen, spontanen Sex am Nachmittag nicht sehr lang anhielt.

Sex. Ja. Da ist es schief gelaufen. Die ersten paar Male waren großartig. Spaßig. Normal. Dann, beim vierten oder fünften Mal etwa, war es plötzlich ganz anders. Er erinnerte sich, dass sie bereits die Kleidung abgelegt hatten, sie lag unter ihm, ihre Hand schlängelte sich zwischen seinen Beinen hindurch. Er schnappte nach Luft, ihre Augen leuchteten auf, ein triumphales Lächeln lag auf ihren Lippen – das war nicht Ezris. Es war Jadzias, wenn sie Sisko erfolgreich in seine Schranken verwies oder wenn sie Quark beim Tongo abzockte. Oder in den frühen Tagen, vor Worf, als sie Julian veralbert oder ihn angemacht – und ihn dann stehengelassen hatte.

*Dieses* Lächeln.

Da hatte er sie dann geküsst – küsste Jadzias Lächeln. Und Jadzias Hand führte ihn auf und in sie hinein. Jadzias Beine verschlangen sich mit seinen, sanft aber stark.

Danach sah er Jadzia ständig, als würde sie hinter der Ezri-Maske hervorlinsen, immer lächelnd als wäre es ein Scherz. Immer lachend. Seinen Namen flüsternd. Ihn wieder neckend, wie damals als sie sich das erste Mal begegnet waren. Ihn immer weiter lockend, bis sie eine Sackgasse erreicht hatten.

Er hatte beinahe geglaubt, dass sie diesmal keine Sackgasse erreichen würden.

Abgesehen davon, dass es Ezri ist, die ihm in seinem Quartier gegenüber sitzt. Es sind Ezris Hände, die seine halten. Ezris Augen, die ihn anblicken, Ezris Zunge, die ihre Lippen befeuchtet.

Und Ezris Stimme, denn es war niemals Jadzias gewesen, die sagt: „Du weißt, dass… ich dich liebe, Julian.“

Julian sitzt still da, seine kalten Hände unter Ezris. Und ihm wird zum ersten Mal klar, dass die Frau die er liebt, tot ist.


~ fin
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