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A Bajoran Kind Of Christmas

von Laurelgirl

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Odo gab den Sicherheitscode zu Kiras Quartier ein, welches er mit Nerys’ Ermunterung begonnen hatte, als ihr gemeinsames Quartier zu betrachten. Obgleich er seine alten Räume behielt, war es auf der Station allgemein bekannt, dass der Constable den größeren Teil seiner Freizeit hier mit ihr verbrachte. Die Tür glitt auf und Odo blinzelte, als er das ungewöhnliche Objekt erblickte, das den beliebten Platz vor dem ovalen Fenster einnahm. Kira näherte sich ihm und er wandte ihr seine Aufmerksamkeit zu.

„Hallo, Nerys“, grüßte er sie mit einer von Wärme und Zuneigung getragenen Stimme.

Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und gab ihm einen sanften Kuss. „Fröhliche Weihnachten, Odo.“

Odo warf ihr einen fragenden Blick zu. „Es war mir… nicht bewusst,… dass du menschliche… Feste feierst.“

„In der Regel tue ich es nicht“, erklärte Nerys als sie von ihm abließ und zum Wohnraum ging. Odo folgte ihr und sie nahmen gemeinsam Platz. Als Kira sich mit dem Rücken an ihn kuschelte, löste Odo seine feste Form, sich den Kurven ihres Körpers anpassend und ließ die Hände um ihre Taille gleiten, die er über ihrem Bauch faltete.

„Also, was ist das?“, erkundigte sich Odo leicht verwirrt und nickte in Richtung Fenster.

„Es ist ein Weihnachtsbaum“, erwiderte sie als wäre dies eine ausreichende Erklärung.

„Ich weiß, dass es ein Weihnachtsbaum ist, Nerys. Die Menschen verteilen sie überall auf meiner Promenade um diese Jahreszeit. Warum hast du einen hier?“

Sie zuckte mit den Schultern. Die Bewegung wärmte jede seiner Zellen und er zog sie näher heran. „Seit Jahren habe ich den Starfleet Leuten bei der Feier dieses Festes zugesehen. Ich war zu Gast auf Weihnachtsparties, die von Sisko, Bashir und den O’Briens gegeben wurden. Ich hab die Entzückung in Mollys und Kira Yoshis Gesichtern gesehen, wenn sie die Ankunft vom Weihnachtsmann erwarteten, wer auch immer er sein mag. Mir kam das alles ziemlich absurd vor, aber dann kam ich zum dem Schluss, dass dies die Art ist, wie nicht-Bajoraner das Dankbarkeitsfestival feiern.“

„Ich verstehe“, entgegnete Odo höflich, wenngleich er es in Wahrheit nicht tat. Er sah erneut hinüber zum Weihnachtsbaum, als eine weitere Veränderung seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. „Und dies?“, fragte er.

„Meinst du den Mistelzweig?“ Nerys kuschelte sich etwas mehr an ihn und streichelte seine Hände mit ihren.

„Hm. Ich habe… Erfahrung… mit Mistelzweigen“, sagte Odo mit einer leidvollen Stimme.

„Hast du?“, fragte Nerys überrascht, als sie sich aufsetzte, um ihn anzusehen.

Odo war sich sicher, dass er, wäre er ein Mensch, ganz sicher errötet wäre. „Es ist einige Jahre her. Jemand… hatte Mistelzweige an einer strategischen Position in Quarks Bar aufgehängt, von wo aus ich die Bar für gewöhnlich observierte.“

„Und mit ‚Jemand’ meinst du vermutlich Quark?“, fragte Kira und lächelte ob Odos offensichtlichem Unbehagen.

„Wer sonst?“, grummelte er als Antwort. „Zu dieser Zeit verstand ich die Bedeutung dessen… nicht. Es war echt spät am Abend und ein sehr junger Fähnrich… missverstand… meinen Grund dort zu stehen.“

„Oh, Liebster. Hat sie dich angemacht?“ Kira gab sich keine Mühe ihr Vergnügen zu verbergen.

„Hmpf. Sie fiel über mich her wie ein jaborianischer Octopus.“ Odo machte eine Pause und sah dann alarmiert zu Kira. „Ich will damit nicht sagen, dass … Es war nicht… Sie war bloß betrunken…“

„Nun, lass uns hoffen, dies wird eine angenehmere Erfahrung“, unterbrach sie seinen fieberhaften Versuch einer Erklärung.

Odo lächelte, beschwichtigt von Kiras heiterer Reaktion auf sein peinliches Geständnis. Er nahm ihre Hände in seine. „Dessen bin ich mir sicher. Ich kann dir außerdem versichern, dass ich kein Bündel toten Fungus als Entschuldigung dafür brauche, dich zu küssen.“ Er folgte seinen eigenen Worten, zog sie näher heran und presste seine Lippen auf ihre, für einen langen, zärtlichen Kuss, genug Leidenschaft tragend um mehr zu versprechen.

Als sie sich schließlich voneinander lösten, wirkte Kiras Lächeln Wunder bei ihm, wie es immer der Fall war.

„Alles zu seiner Zeit. Ich habe meine Geschichte noch nicht beendet.“

„Geschichte?“

„Der Grund, weshalb ich den Weihnachtsbaum hier habe.“

„Oh. Natürlich.“

Kira lehnte sich zurück in die Couch und Odo legte liebevoll einen Arm um ihre Schultern. „Erzähl weiter.“

„Nach all den Jahren, in welchen ich dieses rätselhafte, menschliche Fest tolerierte, beschloss ich den Ursprung herauszufinden. Über die Jahre hörte ich Fragmente der Weihnachtsgeschichte, aber sie schienen einander zu widersprechen und nichts davon ergab irgendeinen Sinn.“

„Wen hast du gefragt? Sisko?“

„Der Captain war in letzter Zeit zu beschäftigt. Der Krieg vereinnahmt ihn. Ich wollte ihn nicht mit so etwas Banalem belästigen. Also fragte ich Bashir.“

Odo verdrehte die Augen.

„Ich weiß!“ Kira kicherte. „Ich bat ihn um eine Kurzfassung.“

„Und?“

„Ich bekam sie… irgendwie. Was ich so verblüffend fand war, dass Weihnachten einen religiösen Ursprung hat. Scheinbar ist es so, dass die antike menschliche Legende davon berichtet, dass einer ihrer Götter seinen Sohn als Baby auf die Erde schickte. Die Leute wussten irgendwie, dass dieses Kind göttlich war und kamen von über all her, um ihm Geschenke zu bringen. So entstand die Grundidee. Über Generationen wurde dieses Fest mit anderen verbunden, die einen Baum beinhalteten – und den Mistelzweig – und andere Dinge.“

„Was zum Beispiel.“

„Die Figur des Weihnachtsmanns wäre so etwas.“

„Ah, der korpulente Herr mit dem roten Samtanzug. Erzähl weiter.“

„Als die Menschen ihr Interesse an der Religion verloren, entstand das weltliche Weihnachten wie wir es heute kennen. Ich mochte den religiösen Ursprung, also dachte ich, ich könnte das menschliche Fest auf bajoranische Art feiern.“

Odo stand auf und ging gefolgt von Kira hinüber zum Baum. Zum ersten Mal bemerkte er die von den Zweigen herabhängenden Ornamente, welche sich von jenen unterschieden, die er gewohnt war an den Bäumen auf der Promenade zu sehen. An Stelle der leuchtend roten Kugeln und der glitzernden Lichter, war dieser Baum ausschließlich mit einfachem Schmuck behangen, vor allem bajoranische Symbole, die, wie er meinte, vorwiegend Nerys eigenen religiösen Glauben widerspiegelten. Es gab Zeiten in denen er sich fragte, ob ein Teil dessen, weshalb er sich in Kira verliebt hatte, ihr unerschütterlicher Glaube war. Oder vielleicht liebte er sie trotz ihrer tiefen Spiritualität. Ungeachtet seines eigenen zynischen Atheismus’ bewunderte er ihre felsenfeste Zuneigung ihren Propheten gegenüber, auch wenn er es nie verstanden hatte. Er streckte die Hand aus und berührte eines der baumelnden Ornamente, dann die spitzigen Nadeln des Baumes. Nerys fasste an ihm vorbei und zupfte einige der Nadeln ab, die sie sich unter die Nase hielt.

„Der Duft ist wundervoll, wie die tiefen Wälder von Musilla. Ich wünschte du könntest es riechen.“

Odo hatte niemals ein solches Aroma wahrgenommen während seiner Gefangenschaft als Mensch. „Es sieht… sehr nett aus.“ Inadäquat und banal, um genau zu sein. Wie auch immer, Nerys schien dadurch nicht beleidigt zu sein.

Nerys griff zum unteren Teil des Baums hinab und entfernte ein kleines, in glänzendes blaues Papier gewickeltes Schächtelchen. „Im Geist von Weihnachten, habe ich ein Geschenk für dich“, verkündete sie und reichte ihm das Päckchen.

Odo nahm das dargebotene Objekt entgegen, obgleich er einen Schritt zurück machte. „Ich habe nichts für dich, Nerys!“, rief er.

„Ich habe dies nicht gemacht, weil ich ebenfalls etwas haben möchte. Das ist nicht der Sinn dieser Feier. Sie erstickte Odos Entschuldigung im Keim. „Du kaufst mir andauernd Geschenke, Odo. Hast du je etwas zurück erwartet?“

„Natürlich nicht“, erwiderte Odo überrascht. „Mir kam nie in den Sinn… Gegenseitiger Austausch war niemals mein Motiv.“

„Also, weshalb bringst du mir immer Geschenke?“

Odo nahm sich einen Moment zum nachdenken, bevor er seine schüchterne Erklärung vorbrachte. „Ich schätze es ist eine Art dir zu zeigen, dass ich an dich denke. Und dir Geschenke zu bringen… macht, dass… ich mich gut fühle.“

„Genau. Ich denke das ist der Punkt an Weihnachten. Das ist der eine Aspekt an diesem Fest, das die Jahrhunderte überlebte.“

„Ich denke nicht, dass es leicht war… etwas… für mich zu kaufen“, sagte Odo nach einem nachdenklichen Moment, den Kopf in Geringschätzung sich selbst gegenüber zur Seite geneigt.

Kira lachte. „Da hast du recht. Es war nicht besonders leicht. Aber ich habe etwas gefunden, von dem ich hoffe, dass es dir gefällt.“

Odo starrte auf die kleine Schachtel in seiner Hand. „Du warst die erste Person, die mir je etwas geschenkt hat“, murmelte er leise, absichtlich ihren Augen ausweichend.

„War ich das?“, fragte sie zögerlich, als versuche sie sich an den Anlass zu erinnern.

„Du hast etwas gekauft, das nach menschlichen Begriffen ‚Einweihungsgeschenk’ genannt wird. Eine Topfpflanze, als ich in mein Quartier gezogen bin.“

„Oh, jetzt erinnere ich mich. Hast du sie noch?“

„Nein“, antwortete er beschämt. „Sie… ist eingegangen.“

Sie legte eine mitfühlende Hand auf seine Schulter. „Mach dir keine Sorgen. Nicht jeder hat die Gabe sich angemessen um Pflanzen zu kümmern. Ich bin ein hoffnungsloser Fall in Sachen Gartenarbeit. Ich wäre eine schreckliche Bäuerin gewesen.“ Beim Druck ihrer Hand, neigte Odo den Kopf und legte seine Wange gegen ihre Fingerknöchel. Eines Tages würde er ihr erzählen, was wirklich mit dem geliebten Geschenk geschehen war. Dass er es in jener Nacht mit allem anderen in seinem Quartier zerstört hatte, als er von Eifersucht auf ihre Beziehung zu Shakaar getrieben in wilde Raserei verfallen war. Aber nicht jetzt. Jetzt war nicht die Zeit dafür.

Odo wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Schachtel in seiner Hand zu. „Soll ich es jetzt öffnen?“, fragte er.

„Das solltest du“, sagte sie und nahm ihre Hand von seiner Schulter, als sie Abstand zu ihm nahm.

Odo entfernte mit der gewohnten, vorsichtigen Präzision das schimmernde Papier von dem Päckchen und legte es auf dem Tisch in der Nähe ab. Er öffnete die Klappe der Schachtel und starrte das auf reichem, schwarzem Stoff gebettete Objekt an. Seine Augen weiteten sich in Erstaunen, als er den Blick hob und Nerys ansah.

„Du weißt was das ist, oder?“, fragte sie ein wenig verunsichert.

„Selbstverständlich.“ Behutsam entnahm Odo den Gegenstand und studierte das bearbeitete Metall mit seiner aufwändig ausgearbeiteten Gravierung. In seinem Kopf drehte es sich, als er seine Finger über die bearbeitete Fläche gleiten ließ. Das Ausmaß dessen, was dieses kleine Objekt bedeutete, traf ihn wie ein Phaserschuss. „Ein bajoranischer Verlobungsarmreif“, flüsterte er in leiser Verehrung. Er blickte zu Nerys auf und seine Augen durchbohrten ihre, als er den Kopf reckte und sich eine Frage in seinem Gesicht abzeichnete.

Sie nahm seinen Arm und führte ihn zurück zum Sofa, wo sie einander gegenübersaßen. „Ich habe nie viel Zeit darauf verwandt, über meine Zukunft nachzudenken“, erklärte sie in einem sanften, ernsthaften Ton. „Ich schätze in einem Kriegsgebiet aufzuwachsen macht das mit einer Person. Selbst als wir die Cardassianer vertrieben hatten und ich hier her auf die Station zog war das Leben… unsicher. Die Cardassianer blieben eine Bedrohung, dann kam der Maquis und schließlich das Dominion. Der Gedanke eine Zukunft zu planen schien sinnlos. Das einzige, was sicher schien, waren die Propheten und mein Glaube an sie. Und dann bist du in mein Leben getreten… und ich erkannte, dass ich mir, was dich an geht, genauso sicher bin wie mit den Propheten.“

Verlegen senkte Odo die Augen, unfähig ihren Blick zu halten. Er hatte sie mehr als einmal betrogen und ihr genug Grund gegeben, ihm zu misstrauen. Er war ihres andauernden Glaubens an ihn unwürdig.

„Ich… habe dich im Stich gelassen“, sagte er rau, den Selbsthass bekämpfend, der in ihm wuchs.

„Und ich dich“, entgegnete sie. „Deshalb bin ich mir so sicher, was dich angeht. Wir haben den Test der Zeit bestanden. Ja, es gab Zeiten, da haben wir einander enttäuscht, aber das Band zwischen uns wurde nur noch stärker, da wir diese Dinge überstanden haben.“

Odo wagte es aufzusehen, in diese warmen, braunen Augen, die so ehrlich und ernsthaft waren; Augen die Liebe und Akzeptanz ausstrahlten. „Bist du sicher?“

„So sicher war ich mir noch niemals zuvor mit irgendetwas.“

Ungeachtet des kürzlich entstandenen Optimismus’, welchen er durch seine Beziehung zu Nerys erlangte, ergriff ihn tiefverwurzelter Pessimismus geboren in Jahren der Enttäuschung und Desillusionierung. Aus einem Winkel seines Bewusstseins rief eine Stimme. Eine Stimme, die er verzweifelt ignorieren wollte, aber nicht konnte.

„Ich… wir… wir können keine… Kinder haben“, brachte Odo erstickt die Worte heraus, die auszusprechen er so fürchtete.

„Dessen bin ich mir bewusst.“

„Laas erzählte mir, dass dies der Grund dafür war, dass seine Beziehung zu einer Humanoiden scheiterte. Er… fragte mich ob wir dies jemals besprochen hätten. Ich erinnere mich, dass du mir einmal gesagt hast, du hättest gerne irgendwann eigene Kinder.“

„Und du hast den naheliegenden Schluss gezogen.“ Bei Kiras geduldigem Lächeln, begann Odo bestätigend zu nicken. „Es war der falsche Schluss, Odo. Wenn wir irgendwann beschließen Kinder zu haben, dann adoptieren wir eben. Die Propheten wissen, dass dieser Krieg mehr als genug Waisen hervorgebracht hat.“

Etwas aufgebaut durch ihre Reaktion, sah Odo nur noch ein weiteres Hindernis. „Es gibt immer noch viele Bajoraner, die… Außenstehende… nicht akzeptieren werden. Du wirst vielleicht… abgelehnt, wenn du dich an mich bindest.“

Ihr Gesicht wurde hart und bestimmt. „Glaubst du wirklich es kümmert mich, was irgendwelche engstirnigen Frömmler von mir denken?“

„Selbst Kai Winn?“, wagte Odo zu fragen.

„Besonders Kai Winn. Ich bin mir sicher, wir werden den Segen des Abgesandten haben. Darauf kommt es an?“
„Ich habe schon begriffen.“ Die Abscheu sich selbst gegenüber, die er zuvor empfunden hatte, schwand und wurde von Zuversicht ersetzt. Sie liebte ihn. Und sie wollte den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen. In diesem Augenblick hörte Odo’ital auf zu existieren.
Sie streckte die Hand aus und berührte den Armreif, den er hielt. „Du hast mir keine Antwort gegeben.“ Der Hauch eines Lächelns umspielte ihre Lippen und Odo konnte spüren wie das, was er begonnen hatte als sein Herz anzusehen, in ihm anschwoll. „Ich bitte dich mein zu werden – mein Herz, meine Seele, mein Pagh.“
Sich nicht die Mühe machend, den Verschluss zu öffnen, verwandelte Odo lediglich die Hand und schlüpfte in den Armreif. Wie bei einer Vereinigung lehnten sie sich beide einander entgegen, Hände ergriffen Hände, Lippen berührten Lippen. Odo zog sie näher herab und legte seine Wange an ihre.
„Ich war immer dein, Nerys.“
„Ist das ein ‚Ja’“, fragte sie in gedämpften Tönen.
Odo nickte, zu überwältigt von seinen Gefühlen um zu antworten.
„Dann hast du mir mein Weihnachtsgeschenk gegeben. Fröhliche Weihnachten, Odo.“

ENDE
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