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001 - Verwundete Seelen

von CaptainCalvinCat, ChogaRamirez

Folgenschwere Begegnung

"Wir haben den Kalandra-Sektor erreicht." Der Romulaner am Steuer der ChR Aperax drehte sich mit dem Oberkörper halb nach hinten zum Kommandanten des Raumschiffes um.

"Verstanden, Zenturio. Direkter Kurs nach Trill."

Der Zenturio nickte knapp, wandte sich wieder seiner Konsole zu und tippte einen neuen Kurs ein.

"Sie wissen ja, was Sie zu tun haben ..."

Der Zenturio seufzte lautlos. Diese Art von Befehle war wieder mal typisch für den Tal'Shiar. Aber er kam diesem indirekten Befehl sofort nach und das Raumschiff schwenkte leicht nach rechts.

"Sagen Sie mir Bescheid, wenn wir das Sonnensystem von Trill erreichen. Ich bin bis dahin in meinem Quartier."

Und mit diesen Worten verließ der Subcommander die Brücke.

=A=


Das Gesicht, das sie im Spiegel anblickte, war für menschliche Verhältnisse ausgesprochen hübsch. Hohe Wangenknochen, große braune Augen mit dichten Wimpern, eine schmale Nase, volle Lippen, eine ebenmäßige helle Haut, lange dunkelbraune fast schwarze Haare und perfekt proportionierte Gesichtszüge. Einzig die hochgezogenen Augenbrauen und die spitzen Ohren verrieten sie.

Und doch war sie mit ihrem Aussehen unzufrieden. Zwar brachte es ihr mehr Vor- als Nachteile – vor allem in der Föderation -, aber wenn sie es sich hätte aussuchen können, dann wusste sie sofort, was sie an sich ändern lassen würde.

Trotz, dass sie eigentlich Romulanerin war, fehlten ihr die markanten v-förmigen Stirnhöcker, die charakteristisch für ihre Spezies waren.

Sie war zwar nur zur Hälfte Romulanisch, doch selbst Sela hatte die Stirnhöcker - und sie war zur Hälfte ein Mensch.

Wieder ein Grund mehr, das verhasste vulkanische Erbe zu verfluchen. Es war unbestreitbar, dass der vulkanische Anteil dominierte - aber nur äußerlich. Charakterlich war sie zweifellos Romulanisch.

Der Geheimdienst wusste sicherlich, warum sie sie auf diese Mission schickten.

Ausgerechnet Trill. Und natürlich sollte sie dort eine vulkanische Wissenschaftlerin ersetzen.

Sie hasste Missionen wie diese.

Immer, wenn es hieß, dass eine Mission in der Föderation zu erledigen sei, sollte sie es tun. Zwar hatten ihr die zahllosen erfolgreichen Missionen, die teils tief im Herzen der Föderation stattfanden, viel Ruhm im Imperium eingebracht, trotzdem war sie es leid. Sie war es leid, immer wieder für den Tal'Shiar in die Bresche zu springen.

Und so manches Mal hatte sie schon daran gedacht, dem Tal'Shiar für immer den Rücken zu kehren.

Doch das konnte sie ihren romulanischen Adoptiveltern nicht antun. Die Beiden hatten so viel für sie geopfert und wenn sie wirklich irgendwann den Tal'Shiar verlassen würde, würden die Beiden dafür gerade stehen müssen.

Es war eine Zwickmühle.

Sie seufzte, schüttelte den Kopf und ging zu ihrem Schreibtisch, auf dem mehrere PADDs lagen, die fast alle noch gelesen werden wollten.

Das PADD mit den Instruktionen für diese Mission legte sie gleich zur Seite.

Sie hatte die Informationen bereits auf Romulus gelesen und konnte sie fehlerlos wiedergeben, falls es nötig sein sollte.

Aber diese Mission war eigentlich einfach.

Die ChR Aperax, ein kleines romulanisches Raumschiff der Shrike-Klasse, sollte sie auf Trill absetzen, getarnt im Orbit auf ein Signal warten und das Austausch-Objekt - eine Vulkanierin, die dort im wissenschaftlichen Institut arbeitete – auf die andere Seite der Neutralen Zone bringen.

Und bisher lief alles nach Plan.

Die Aperax hatte dank ihrer Interphasentarnung die Neutrale Zone ungehindert passiert und selbst das Föderations-Raumschiff, welches an der Grenze patrouillierte, schöpfte keinen Verdacht.

Der Flug durch das Raumgebiet der Föderation war soweit ereignislos. Zweimal mussten sie einem Föderations-Raumschiff ausweichen und geringfügig den Kurs ändern.

Die künstliche Quantensingularität funktionierte einwandfrei und auch die Interphasentarnung zeigte keine Probleme. Und mit Warp Acht würden sie Trill schnell erreichen.

Die momentane Kommandantin der Aperax ging zu einem der Fenster in ihrem Quartier und beobachtete die schnell vorbei fliegenden Sterne.

Sie war schon oft auf Raumschiffen der Shrike-Klasse gewesen. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass diese Raumschiff-Klasse bevorzugt vom Tal'Shiar eingesetzt wurde.

Sie verfügte nicht nur über eine hervorragende Tarnvorrichtung, sondern war auch noch schnell und wendig. Mit den zwei Disruptorkanonen an Bord konnten sie zwar im Zweifelsfalle keinen Kampf gewinnen, aber für Spionage-Operationen reichte die Bewaffnung alle Mal.

Und als Agent im Rang eines Subcommanders hatte sie nun wieder das zweifelhafte Vergnügen, ein solches Raumschiff zu kommandieren.

Der eigentliche Kommandant war nicht besonders erfreut gewesen, als der Vorsitzende des Tal'Shiar ihn vorläufig seines Amtes enthoben hatte, damit sie seinen Platz einnehmen konnte.

Verdenken konnte sie es ihm nicht. Kein Commander gab gern sein Schiff her.

Aber da sie nicht vorhatte, für längere Zeit die Aperax zu kommandieren, war es ihr egal, was der Commander dachte. Und seine argwöhnischen Blicke, die er ihr immer auf der Brücke oder in den Korridoren zuwarf, ignorierte sie geflissentlich.

Ein Blick auf das Chronometer sagte ihr, dass es bis zur planmäßigen Ankunft im Sonnensystem von Trill noch knapp eine Stunde war.

Zeit genug, um sich für die Mission umzuziehen. Wenn es nach ihr ginge, würde sie nicht tun, aber für den Erfolg der Mission mussten nun mal Opfer gebracht werden, auch wenn es bedeutete, vulkanische Kleidung zu tragen.

Als sie daran dachte, hasste sie ihr vulkanisches Erbe gleich noch mehr. Nicht nur, dass sie die vulkanische Kleidung optisch nicht gerade ansprechend fand, sie war auch noch unbequem. Sie bevorzugte ganz klar die romulanischen Uniformen.

Die trug sie zwar momentan auch nicht, sondern zivile Kleidung, aber die Farbgebung stimmte schon mal. Und dazu, damit niemand auf die Idee kam, ihre Befehle zu hinterfragen, die Rangabzeichen für den Subcommander auf der rechten und den Pin des Tal'Shiar auf der linken Kragenseite.

Intuitiv berührte sie den Tal'Shiar Pin, um sicherzustellen, dass er auch wirklich an der richtigen Stelle saß.

Das kleine goldene Abzeichen mit der eingeprägten Greifvogel-Schwinge war auffällig und sie war stolz, es tragen zu dürfen. Nur die Besten dienten dem Tal'Shiar und sie gehörte zweifelsfrei dazu.

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie daran dachte, wie Andere auf sie reagierten. Der Tal'Shiar redete sich zwar immer wieder ein, dass man ihnen mit Respekt begegnete, aber sie wusste es besser. Es war mehr Furcht als Respekt. Und irgendwann würde es auch der Oberbefehlshaber verstehen.

Trotzdem war es für sie unangenehm, dass alle Gespräche verstummten, wenn sie einen Raum betrat oder dass Jeder einen Schritt zurückwich, wenn sie vorbei ging.

Sie verkörperte genau das, was für die Romulaner einer der Todfeinde war - einen Vulkanier.

Die Ausbildung im romulanischen Militär war hart gewesen, und sie wusste, dass sie besonders hart rangenommen wurde. Aber ihr Durchhaltewille hatte sich letzten Endes bezahlt gemacht und jetzt war sie in der Position, anderen rangniedrigeren Offizieren und Crewmitgliedern Befehle zu erteilen und nicht immer nur ausführen zu müssen. Einzig und allein ihren Vorgesetzten musste sie noch Rechenschaft ablegen.

=A=


"Commander Tolan, die Sensoren haben gerade ein Raumschiff der Föderation entdeckt, was schnell näher kommt."

Kaum, dass der Romulaner an der taktischen Station der Aperax diese Worte per Interkom geäußert hatte, erschien Tolan auf der Brücke. Er hatte bis eben in seinem Bereitschaftsraum gearbeitet.

"Kurs?", fragte er mit Blick auf den Hauptschirm, der eine taktische Analyse des Kalandra-Sektors anzeigte.

"Ursprünglich nach Sektor Null Null Eins, aber jetzt sind sie in unsere Richtung unterwegs."

Der Commander drehte sich alarmiert zur Taktik um. "Tarnung?"

"Die Interphasentarnung funktioniert fehlerfrei, Commander."

Gerade, als der Commander antworten wollte, öffnete sich die Tür des Turbolift und der Subcommander des Tal'Shiar betrat die Brücke. Sie sah erschrocken aus, wie der Commander feststellte. Und das gefiel ihm überhaupt nicht.

Sie starrte den Hauptbildschirm an, auf dem ein Föderations-Raumschiff der Excelsior-Klasse zu sehen war.

"Es handelt sich um die USS Alliance", beantwortete die Taktik die im Raum schwebende Frage.

"Was hat das zu bedeuten?" Die Frage des Commanders galt dem Subcommander des Tal'Shiar.

Doch statt einer Antwort, ging sie zur taktischen Station, stieß den Romulaner dort zur Seite und tippte auf der Konsole herum. "Den Kurs zu diesen Koordinaten ändern", sagte sie in Richtung der Flugkontrolle.

Der Romulaner kam dem Befehl sofort nach, auch wenn Commander Tolan am liebsten ein paar entsprechende Worte verlieren wollte.

Der Subcommander behielt die taktischen Anzeigen im Auge. Erst sah es so aus, als ob die Alliance ihren Kurs hielt. Doch als sie dann den Kurs ebenfalls änderte, konnte es einfach kein Zufall mehr sein.

"Diese verdammte Föderation", fluchte der Subcommander. Es folgte noch ein romulanischer Fluch, der einige der anwesenden Offiziere sich erstaunt umdrehen ließ.

"Hätten Sie die Güte, mir zu erklären, was das Theater soll?" Commander Tolan funkelte sie an und wirkte ungeduldig.

Der Subcommander erwiderte den Blick und Tolan senkte den Kopf. Er wollte sich nicht mit dem Tal'Shiar anlegen, aber diese Geheimniskrämerei ging ihm auf die Nerven.

"Der Kommandant der Alliance ist Captain Saavik von Vulkan", sagte der Subcommander zu Tolan, sah aber immer noch zum Hauptschirm. "Kennen Sie sich mit der vulkanischen Physiologie aus, Commander?"

Er wusste, dass diese Frage rhetorisch gemeint war und erwiderte nichts.

"Vulkanier haben die Fähigkeit, mit ihrem Geist andere Vulkanier zu orten." Sie wandte den Blick vom Hauptschirm ab und sah Commander Tolan direkt an. "Und jetzt raten Sie mal, was passiert ist?"

=A=


Werner Storm sah von der taktischen Konsole auf und blickte zur seiner vulkanischen Kommandantin. Ein immer-präsenter, aber dennoch nur leicht wahrzunehmender ostfriesischer Dialekt wohnte in seiner Stimme inne, als er fragte: "Ma'am, wonach suchen wir eigentlich?"

"Nach einem getarnten Schiff", antwortete Captain Saavik ruhig mit ihrer melodischen Stimme.

"Nach einem getarnten Schiff?", fragte der taktische Offizier und hob beide Augenbrauen. "Woher nehmen Sie die Sicherheit, Ma'am, dass sich hier ein getarntes Schiff verbirgt?"

"Ich weiß es", erwiderte Saavik schlicht und sah weiterhin auf den Hauptbildschirm, der nur Sterne auf schwarzen Hintergrund zeigte. "Ich spüre die mentale Präsenz einer vulkanoiden Person und da auf den Sensoren kein Schiff zu finden ist, ist es die logische Erklärung, dass es sich um ein getarntes Schiff handelt."

Der taktische Offizier nickte. In seinen drei Dienstjahren an Bord der Alliance hatte er sich auf die unglaublichen Kenntnisse seines Captains immer zu verlassen gewusst - ebenso der Rest der Crew - und daher war die Crew ihr mehr als nur zu Folgen geneigt. Der Terminus "Geht für sie durchs Feuer" war hier definitiv richtig gewählt.

Nun wandte Storm den Blick auf die taktische Konsole. "Ma'am, ich finde mit den konventionellen Suchmitteln nichts. Daher schlage ich einen Polaronstrahl oder - Puls vor."

Statt zu antworten, erhob sich Saavik vom Kommandosessel und kam an die Taktische Konsole. Storm trat respektvoll einen Schritt zurück, als der Captain an der Konsole stehen blieb und dann ein paar Schaltflächen berührte. Immer wieder wechselte ihr Blick vom Hauptschirm zur Konsole und zurück. Storm verstand zwar nicht, was sie da tat, aber er hatte mehr als genug Vertrauen in sie, um ihre Handlungen nicht zu hinterfragen.

Nachdem sie ihre Eingaben getätigt hatte, sandte das Schiff einen Strahl aus - nein, keinen Strahl, einen Energiering - der sich kontinuierlich von der Alliance im Raum ausdehnte.

"So ein Tachyonen-Impuls soll wahre Wunder vollbringen ...", sagte Saavik leise.

Alle Brückenoffiziere sahen zum Hauptschirm und warteten gespannt, ob sich etwas tat.

In der Mitte des Alls, welches vom Hauptschirm präsentiert wurde, manifestierte sich - zwar sehr geisterhaft, aber nicht desto weniger erkennbar - ein Schiff.

Storms Mund stand offen, als er auf den Bildschirm starrte und dann einen Blick auf die Kontrollen warf. "Romulanisches Schiff, Ma'am, Shrike-Klasse."

"Verdammt ...", fluchte sie sehr unvulkanisch und beeilte sich, wieder zu ihrem Kommandosessel zu kommen. "Alarmstufe Rot! Schilde hoch! Torpedos scharf machen! Phaserbänke laden!"

Die nötigen Knöpfe wurden gedrückt. Die Beleuchtung verdunkelte sich und machte einem beunruhigenden Rot Platz, das nervende Klaxon ertönte und damit wusste die restliche Mannschaft, was auf sie zu kam. Der Dominion-Krieg war schließlich voll im Gange und es war nicht das erste Mal, dass man während eines Routine-Fluges die Begegnung mit Jem'Hadar Angriffsjägern hatte.

Nach ein paar Sekunden meldete Storm: "Alle Decks bestätigen Alarmstufe Rot. Phaserbänke sind geladen, Torpedos sind scharf gemacht."

Dann sah er zum reglos daliegenden romulanischen Schiff und runzelte die Stirn. "Warum tun die nichts?"

"Rufen Sie sie!", befahl Saavik und erhob sich wieder. Sie zupfte am unteren Saum ihres Uniform-Oberteils und Storm musste für einen kurzen Moment an Captain Jean-Luc Picard denken, den er vor ein paar Jahren kennen gelernt hatte, und genau diese Geste bei jedem Aufstehen machte.

"Grußfrequenzen offen", meldete Tre'tschu, der bolianische Kommunikationsoffizier. "Bisher keine Antwort."

"Öffnen Sie einen Kanal!"

Nach ein paar Sekunden nickte der Bolianer.

"Hier spricht Captain Saavik vom Föderations-Raumschiff Alliance. Sie befinden sich unrechtmäßig im Raum der Föderation. Erklären Sie Ihre Anwesenheit im Kalandra-Sektor."

Stille - Schweigen im Weltall.

Bis plötzlich ein Indikator piepte und Storms Stimme vollkommen die Fassung und das Standardenglisch verloren hatte. Er schimpfte im feinsten Ostfriesisch, ehe er sich zu Saavik umdrehte und nun wieder auf Standard-Englisch sagte: "Wir werden von den Waffen der Romulaner erfasst."

"Taktische Analyse!", befahl der Captain.

Äußerlich blieb sie völlig gelassen, doch wer sie näher kannte, der wusste, dass es unter der Oberfläche brodelte. So ziemlich Jeder auf der Alliance wusste, dass Saavik eine Aversion gegen die Romulaner hatte.

Storm war ein wenig überfordert, da Irgendetwas die korrekte Zielerfassung der Sensoren blockierte. So musste er sich mit dem begnügen, was die Föderations-Datenbank hergab. "Die Shrike-Klasse ist wegen ihres Tarnvermögens und ihrer Geschwindigkeit ein Favorit des Tal'Shiar. Die Schiffe sind mit einer Tarnvorrichtung ausgerüstet, so dass die Agenten auch in unsanktionierten Gebieten des Alls Operationen durchführen können. Schiffe der Shrike-Klasse sind mit zwei nach vorne ausgerichteten Plasmakanonen bestückt."

Er sah zu Saavik herüber. "Das Schiff ist kein ernst zu nehmender Gegner für uns."

In diesem Moment feuerte der Tal'Shiar-Raumer und die Alliance taumelte nach hinten.

Eine Entladung jagte durch die Systeme und fand ihren Austrittspunkt in den Händen Storms, der mit einem überraschten Keuchen von der Konsole zurück trat und zu Boden fiel, kurz bevor selbige explodierte.

Erschrocken sah Saavik Storms schmerzverzerrte Gesicht, riss sich dann aber wieder zusammen und klopfte auf ihren Kommunikator: "Brücke an Krankenstation, ein verletzter Mensch nach der Explosion einer Konsole."

Während sie erneut auf den Kommunikator klopfte, um die Verbindung zu unterbrechen, wandte sie sich an den Bolianer. "Tre'tschu, Sie übernehmen die Taktik. Feuer erwidern! Zielen Sie auf die Waffen und den Antrieb!"

"Aye, Ma'am", erwiderte Tre'tschu und lud sich die Modifikationen auf seine Konsole."Feuer erwidern." Eine kurze Pause, während die Brückencrew beobachtete, wie mehrere Phaserstrahlen von der Alliance in Richtung des romulanischen Schiffes jagten.

"Antrieb und Waffen getroffen", meldete der Bolianer mit einem Blick auf die Anzeigen der externen Sensoren. "Unsere Schilde halten."

Ein Indikator blinkte. "Ma'am, wir werden gerufen."

"Jetzt auf einmal entdecken die Romulaner ihre Vorliebe für Diplomatie ... Faszinierend ..." Saavik atmete tief durch und nickte dann dem Bolianer zu. "Öffnen Sie den Kanal."

Auf dem Bildschirm erschien ein Mann in den sogenannten besten Jahren, der ein wenig ungehalten wirkte. "Föderations-Schiff, warum hindern Sie uns am Weiterflug?"

"Ihr Angriff auf mein Schiff veranlasst mich zu dieser Maßnahme", antwortete Saavik ruhig. "Sie befinden Sie im föderalen Raum und provozieren damit entsprechende Maßnahmen. Erklären Sie Ihren Aufenthalt im Kalandra-Sektor."

"Wir provozieren Ihren Angriff? Das ist ja wohl ungeheuerlich.", ereiferte der Mann sich. "SIE haben unser Schiff mit einem Tachyonen-Impuls beschossen."

"Weil Ihr Schiff getarnt war. Und deshalb muss ich annehmen, dass es sich um eine geheime Mission handelt, denn sonst hätten Sie es nicht nötig, im Raum der Föderation herumzuschleichen. Das wiederum bevollmächtigt mich zu jeder erdenklichen Sicherheitsmaßnahme, die den Schutz der Föderation und deren Mitgliedswelten gewährleistet."

"Mein Steuermann ist jung und unerfahren - und er hatte am Abend vorher einen Schluck Romulanisches Ale zu viel genommen. Wir reisten mit Warpgeschwindigkeit und plötzlich fand er es lustig, uns genau in den Föderationsraum zu fliegen", sagte der Romulaner und zuckte mit den Schultern. "Wir haben ihn betäubt und in sein Quartier gesperrt, damit er seinen Rausch ausschlafen kann. Aber da wir mitten in der Föderation waren, dachte ich, es wäre besser, die Tarnvorrichtung zu aktivieren, schließlich sind wir ja in Feindesterritorium."

"Sie wollen damit also sagen, Sie hätten sich ... verflogen?" In Saaviks Stimme war deutliches Misstrauen zu hören. "Sie wollen mir allen Ernstes erzählen, dass Sie fast fünfzig Lichtjahre von der Neutralen Zone entfernt bemerkt haben, dass Sie im Raum der Föderation sind?"

Der Romulaner nickte. "Ja, unser Steuermann war dermaßen betrunken, das wir ihn von den Konsolen gar nicht loskriegen konnten."

"Ihre Geschichte ist so lächerlich, dass nicht einmal ein Kadett im ersten Jahr darauf reinfallen würde." Saavik musterte den Kommandanten. "Sie halten sich unberechtigterweise im Raum der Föderation auf, was als kriegerischer Akt ausgelegt werden kann. Da wir beide wissen, dass Ihr Schiff meinen im Kampf unterlegen ist, sollten Sie kapitulieren und damit das Leben Ihrer Besatzung schützen. Wenn Sie das tun, versichere ich Ihnen, dass Sie einen fairen Prozess erhalten."

"Nun, ich habe die Logbücher, die meine Aussage beweisen können", sagte der Romulaner und wandte sich an seinen taktischen Offizier. "Uhlan, senden Sie die Logbücher an die Alliance." Und mittels seiner Konsole am Kommandosessel fügte er noch hinzu: Und fügen Sie unsere spezielle Datei an.

"Ihre Ausflüchte werden Ihnen nichts nutzen, Commander", antwortete Saavik ungerührt.

"Es sind keine Ausflüchte, es sind Tatsachen", erwiderte der romulanische Kommandant. "Haben Sie Angst, dass eine Shrike-Klasse einer Excelsior-Klasse Etwas anhaben könnte?"

"Ich glaube Ihnen kein Wort und ich habe mit Sicherheit keine Angst vor Ihnen!"

"Dann können Sie sich ja unsere Beweise ansehen", erwiderte der Commander.

Saavik sah den Commander einen Moment lang an und überlegte. Sie wollte sich nicht von einem romulanischen Raumschiff zu einem Kampf provozieren lassen, da jederzeit Angriffsjäger des Dominion auf den Sensoren erscheinen könnten.

Dann wandte sie den Kopf zu Tre'tschu um und nickte dem Bolianer zu.

Binnen weniger Sekunden war der Upload abgeschlossen und der Commander wandte sich lächelnd an Saavik. "Nun, Sie haben unsere Daten. Und jetzt würde ich vorschlagen, dass Sie sich uns ergeben."

Für einen Moment hob Saavik irritiert eine Augenbraue und sah den Romulaner verwundert an. Einen Moment später fing das Licht der Brücke an zu flackern, nur um im nächsten Augenblick zu erlöschen. Nach ein paar Sekunden sprang die Notbeleuchtung an und tauchte die Brücke in ein gespenstiges Dunkelrot.

"Genau das meinte ich", lächelte der Commander süffisant. "Also, wenn Sie nicht aus dem All gepustet werden wollen, ergeben Sie sich sofort, oder wir greifen an."

"Ein Computervirus, Ma'am", rief der Bolianer hektisch. "Unsere Systeme schalten sich eines nach dem anderen ab! Die Schilde! Die Waffen!"

Saavik fühlte sich plötzlich an den Kobayashi Maru Test erinnert.

"Geben Sie mir eine Minute Bedenkzeit."

Nachdem der Romulaner zur Bestätigung genickt hatte, gab Saavik der Taktik das Zeichen, die Com-Verbindung zu unterbrechen.

"Na großartig ...", murmelte Steuerfrau C'rshu - eine Andorianerin - und sah zu ihrem Captain. "Ihre Befehle?"

Saavik überlegte einen Moment lang. Das Schiff kampflos aufgeben war für sie keine Option. Doch sie musste zum Wohl ihrer Crew handeln.

"Schicken Sie einen Notruf mit unseren Koordinaten und dem Status auf allen Frequenzen raus."

C'rshu sah auf ihre Sensoren: "Wir haben drei Schiffe zur Auswahl. Die Hood, die Enterprise und die ... - Das Schiff hat noch keine Kennung, Ma'am."

"Rufen Sie die Enterprise", sagte Saavik gefasst, auch wenn sie innerlich genau das Gegenteil war.

"Verbindung steht, Ma'am", sagte der Bolianer und sah zum Bildschirm, auf dem gerade Jean-Luc Picard seinen Uniformpullover wieder einmal glatt zog und Saavik ansah. "Captain Saavik, wie kann ich Ihnen helfen?"

"Captain Picard ..." Mit einem Mal war Saavik sich nicht mehr sicher, ob das Flaggschiff so eine gute Entscheidung gewesen war. "Wir haben gerade eine unangenehme Begegnung mit einem romulanischen Schiff und die Alliance ist manövrierunfähig. Unser Hauptcomputer wurde mit einem Virus infiziert und wir haben weder Waffen noch Schilde."

"Das romulanische Schiff, das sich gerade auf den Weg nach Trill macht? Es scheint nicht sonderlich schnell zu sein", lächelte Picard. "Es wäre mir eine Ehre, es für Sie abzufangen."

Saavik nickte. "Das ist die logische Entscheidung." Sie sah Picard einen Moment lang an. "Ich muss Sie warnen. Es handelt sich um ein Schiff des Tal'Shiar."

"Ich danke Ihnen für die Warnung, Captain. Sollen wir Ihnen ein Schiff zur Hilfe schicken?"

"Danke, aber wir werden selber die notwendigen Schritte einleiten." Sie nickte im zu. "Ich danke Ihnen, Captain Picard."

"Es ist kein Problem, Captain Saavik. Picard Ende."

Saavik seufzte. "Rufen Sie die USS Hood. Ich möchte ungern kampfunfähig vom Dominion überrascht werden ..."
Choga Ramirez & Calvin Cat
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