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Geist sucht Körper II

von Zelda

Kapitel 2

Sarek starrte auf Spocks Gestalt, die sich auch unter Betäubungsmitteln schwer hin und her warf. M’Benga sah besorgt aus.

„Er wacht auf und es gibt nichts, dass wir noch dagegen tun können. Jedenfalls nicht, wenn wir Spock nicht umbringen wollen.“

Sargon nickte nur, während Kirk keinerlei Regung zeigte. Der dunkelhäutige Arzt sah ratlos von einem zum anderen.

„Soll ich Dr. McCoy wecken?“ fragte er.

„Nein. Pille braucht seinen Schlaf und es bringt nichts, wenn er sich auch noch Sorgen macht.“ Das wird er noch früh genug, fügte Kirk in Gedanken hinzu.

M’Benga zuckte mit den Schultern und ließ die Männer dann allein zurück. Er hätte gerne gesagt, dass Kirk seiner Meinung nach ebenfalls durchaus Schlaf gebrauchen konnte, aber wer war er schon? Also kehrte er an seinen Terminal zurück, vielleicht hatte er ja etwas übersehen, was sich noch als nützlich erweisen konnte.



Als M’Benga den Raum verlassen hatte, sah Sarek/Sargon auf.

„Es ist unlogisch, das Unvermeidliche weiter herauszögern zu wollen. Wir können Spock nicht retten.“

Kirk sah den Vulkanier fassungslos an.

„Das ist nicht Ihr Ernst, oder?“

„Mein voller Ernst.“

„Und was sagt Ihre Frau dazu?“

„Amanda ist noch nicht über den Verlauf der Ereignisse informiert.“

„Mal angenommen, ich tue, was Sie wollen – und ich möchte hier betonen, dass ich Spock nicht einfach so werde sterben lassen – aber nur mal angenommen: wie können Sie das vor sich verantworten? Spock ist Ihr Sohn. Meinen Sie, dass Amanda Ihnen das einfach so verzeiht?“

„Ich bin Vulkanier, Captain. Ich lasse mich nicht von Emotionen leiten. Was ist, ist. Bieten Sie mir eine Lösung an und Sie haben meine und Sargons Unterstützung. Fakt ist, dass Spocks fortgesetzte Existenz nur wenige Stunden dauern, dafür aber die Leben aller auf diesem Schiff fordern wird. Sie sollten lange genug mit meinem Sohn gedient haben, um zu wissen, dass für Vulkanier das Wohl der Vielen das Wohl des Einzelnen überwiegt. Spock ist der Letzte, der eine Abkehr davon wollen würde und auch Amanda wird das verstehen. Sie als Captain eines Raumschiffs sind gezwungen, Entscheidungen über Leben und Tod zu fällen. Treffen Sie Ihre Entscheidung.“



Sareks Worte hatten wir Backpflaumen gewirkt. Hatte Kirk wirklich das wohl seiner Mannschaft vor seine eigenen persönlichen Interessen gestellt? Würde er das gleiche auch für jedes andere Mitglied seiner Crew tun? Gleichzeitig war damit auch Kirks Entscheidung gefallen. Er würde seine Crew nicht gefährden.



Uhura war etwas überrascht, als Kirk sie in sein Quartier bestellte. Kirk wirkte ungewöhnlich ernst, sein Gesicht war eingefallen, als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte und ihr bedeutete, den Platz ihm gegenüber einzunehmen.

„Was ich zu sagen habe, Lieutnant, darf diesen Raum nicht verlassen.“

„Sir?“

„Sie werden das Kommando über die Enterprise übernehmen und das Schiff zu Sternenbasis 9 bringen, wie der Admiral es angeordnet hat.“

„Captain, sind Sie…“

„Ob ich sicher bin? Ich bin sicher. Ich werde die Enterprise mit Spock und hoffentlich auch Henoch verlassen. Scotty ist gerade dabei, ein Shuttle für uns fertig zu machen und er stellt den Antrieb so ein, dass wir den Kurs nicht verändern können.“

Uhura schluckte merklich.

„Das ist Selbstmord, Sir.“

„Nein. Es ist Spocks einzige Chance.“

„Sir, die ganze Crew steht hinter Ihnen. Warum bleiben Sie nicht auf der Enterprise?“

„Es ist meine Aufgabe, das Schiff und seine Mannschaft nicht unnötigen Gefahren auszusetzen.“

„Aber Sir…?“

Kirk lächelte dünn.

„Ich wollte nicht mit Ihnen diskutieren, Uhura. Was ich brauche, ist Ihr Wort, dass Sie stillschweigen bewahren, bis das Shuttle erheblich außer Reichweite ist.“

Uhura zögerte, Hundert Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Wusste Kirk denn nicht, dass seine Crew ihm in den Tod folgen würde, sollte er es befehlen? – Doch, er wusste es vermutlich. Und er wollte es vermeiden. Schließlich traf Uhura ihre Entscheidung.

„Also schön. Wenn es das ist, Captain, was Sie wollen, dann werde ich Ihre Entscheidung unterstützen.“

Kirk nickte.

„Gut. Dann gehen Sie jetzt zur Brücke und leiten Sie alles in die Wege.“

„Was soll ich dem Botschafter und seiner Frau sagen? Und Dr. McCoy?“

„Nichts, wenn es geht. Aber Sie müssen nicht lügen. Lassen Sie mir einfach genug Zeit.“

Kirk stand auf und Uhura tat es ihm gleich. Missbilligend beobachtete die Kommunikationsoffizierin, wie Kirk schwankte und sich schwer auf dem Schreibtisch abstützte. Ja, sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Eine, die Kirk vermutlich nicht gefallen würde.



*******



McCoy fühlte sich so wohl, wie schon lange nicht mehr, als er nach neun Stunden Schlaf ausgeruht erwachte. Ein paar Sekunden genoss er das Gefühl wohliger Wärme, streckte sich und wackelte mit den Zehen, bis seine Lebensgeister einer nach dem anderen in seien Körper zurückkehrten. Dann setzte die Erinnerung wieder ein.

„McCoy an Krankenstation.“

„M’Benga hier.“

„Luca, wie geht es Spock?“

„Ähm. Ich glaube, Sie sollten sich das selber ansehen, Sir.“

„Verdammt, was soll das heißen?“

„Das Sie sich das lieber selbst ansehen sollten.“

McCoy schaltete das Interkom aus, ohne sich um eine Antwort zu kümmern. Eine wahre Adrenalinflut sorgte dafür, dass er in Rekordgeschwindigkeit in der Krankenstation war. Die Bezeichnungen, die ihm dabei für seinen Kollegen durch den Kopf gingen, waren alles andere als schmeichelhaft. Was bildete dieser Kerl sich ein? Gleichzeitig war da aber auch die Sorge. Ging es Spock schlechter? War er etwa gestorben? Je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien ihm das. Sonst hätten Luca und Jim ihn doch geweckt, oder etwa nicht?

McCoys Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten, als er in der Krankenstation ankam und Spocks Bett leer vorfand. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals und er hörte all die boshaften Dinge, die er im Laufe der Jahre zu diesem übergroßen Elfen gesagt hatte. McCoy schluckte, kämpfte die Tränen nur mühsam zurück. Wie es Jim wohl ergeben mochte?

„Leonard?“

McCoy hatte niemanden rein kommen hören und zuckte zusammen, als er Lucas Stimme hörte. Dr. M’Benga erkannte auf den ersten Blick, welche Schlussfolgerungen sein Gegenüber gezogen hatte.

„Spock lebt. Noch jedenfalls. Wenn…“

„WAS? – Und wo ist er dann hin, verdammt noch mal? Ich hoffe, Sie haben eine wirklich GUTE Erklärung. Sonst überrede ich Jim, Sie aus dem nächstem Schott zu schmeißen. Ohne Raumanzug.“

M’Benga lächelte dünn.

„Das wird schwer möglich sein. Der Captain ist mit Spock in einem Shuttle zu den Vulkaniern unterwegs.“

„Allein?“

M’Benga nickte.

„Und Sie haben ihn gehen lassen? Ohne mich zu wecken? Ich werde Jim nicht erst fragen, ich schmeiße Sie eigenhändig aus dem Schiff. Sind Sie wahnsinnig geworden? Warum, verdammt noch mal, haben Sie mich nicht geweckt?“

„Erstens: Sie brauchten den Schlaf.“ M’Benga hob beschwichtigend die Hand, als McCoy auffahren wollte und fuhr fort: „Und auf Ihre Frage, ob Sie oder ich hier der Arzt ist: Ich bin IHR Arzt und als solcher war es eine medizinische Entscheidung, Sie nicht zu wecken. Es hätte ohnehin nichts gegeben, was Sie hätten tun können.“ M’Benga winkte erneut ab, als McCoy zu weiteren Protesten ansetzte und ergänzte:

„Zweitens war es ein Befehl des Captains, Sie nicht zu stören. Er wollte als lonely rider mit Spock aufbrechen, weil er der Meinung war, dass er sonst das Leben der Crew gefährdet. Uhura hat das Kommando übernommen, sie hatte den Befehl, Admiral Komacks Order zu folgen und Sternenbasis 9 anzulaufen.“

„Sie wollen mir doch nicht sagen, dass Jim und Spock in die eine Richtung unterwegs sind und wir in die andere?“

„Natürlich nicht.“ M’Benga lächelte und sagte: „Die Enterprise folgt dem Shuttle, so dass wir gerade außerhalb der Scannerreichweite der Fähre sind. Der Captain weiß nichts davon.“

Nun grinste auch McCoy.

„Man, Jim wird sich mächtig aufregen, wenn er davon erfährt.“



*******



Fast hätte Kirk es geschafft. Die Vulkanische Forschungsstation war nur noch eine halbe Stunde entfernt, man wartete dort bereits auf das Eintreffen des Shuttles. Kirk hatte seinen Plan erst dann in die Tat umgesetzt, nachdem er sicher gewesen war, dass die Wissenschaftler auf der Station wirklich wussten, worauf sie sich einließen. Sie wussten es und einige der Heiler sahen dem Eintreffen ihrer Gäste mit etwas, das Vorfreude verdächtig nahe kam, entgegen. Selten hatten sie die Gelegenheit, einen von einem gottähnlichen Wesen besessenen Hybriden zu studieren.

Kirk hatte wider besseres Wissen gehofft, dass Spock bis dahin bewusstlos bleiben würde. Eine neuerliche Betäubung kam nicht in Frage, das hatte M’Benga mehr als deutlich gemacht. So erwachte Henoch, wo das Ziel und eine mögliche Lösung so nahe waren.

Kirk tat das einzige, was er noch konnte: er schickte einen Funkspruch an die Station, dann hörte er Henochs boshaftes Lachen und Bewusstlosigkeit hüllte ihn ein.



Auf der Enterprise war man unterdessen über alle Vorgänge informiert. Sarek/Sargon zog sich mit seiner Frau und Dr. Mulhall in seine Kabine zurück, während er mit der Station diskutierte. Uhura wäre gerne dabei gewesen, respektierte aber die Privatsphäre und hoffte auf ein Wunder. Und ein Wunder würden sie ganz sicher brauchen.

Komack hatte es mittlerweile zwar aufgegeben, ihnen im Minutentakt wahlweise Drohungen, Bitten und Verwünschungen zu schicken, war aber dann offenbar dazu übergegangen, ihnen ein anderes Sternenschiff auf den Hals zu hetzen. Die Lexington sollte die Enterprise zur Not mit Waffengewalt „zur Vernunft bringen“. Auch wenn Bob Wesley ein alter Bekannter von Kirk war, so sah Uhura absolut keinen Weg, wie sie heil aus dieser Angelegenheit heraus kommen sollten. Kirk hatte einen direkten Befehl nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach missachtet und die Sache mit der Fehlfunktion in der Kommunikation würde einer genauen Untersuchung nicht lange Stand halten. Selbst wenn erklärte es nicht Kirks Shuttle-Aktion. Uhura seufzte. Wieso nur mussten solche Dinge immer nur der Enterprise passieren?

Ein Yeomann kam und hielt ihr ein Treibstoffreport unter die Nase. Uhura zögerte kurz, dann griff sie nach dem Datenpad. Selbst Bürokratie war besser als die Gedanken, mit denen sie sich rumschlug…



*******



Kirk erwachte im Shuttle mit dem Urgroßvater aller Migräneanfälle. Erst nach und nach setzte sein Denkvermögen wieder ein. Spock. Kirk schnellte hoch, bezahlte die abrupte Bewegung mit einer Übelkeitsattacke.

Fünf Minuten später hatten seine Kopfschmerzen nicht unbedingt nachgelassen, aber er konnte wieder klarer danken. Klar genug jedenfalls, um sich zu fragen, was er hier machte. Wo war Spock/Henoch?

Das Interkom piepte.

„Kirk hier.“

„Captain?“ Uhuras Stimme.

„Ja. Was machen Sie hier?“

„Es scheint, als hätte nicht nur die Kommunikation eine Fehlfunktion, Sir. Es gab auch Probleme bei der Navigation.“

Aus Uhuras Stimme war der Schalk nicht verkennbar.

„Verstehe. Lagebericht.“

„Sir, ich denke, es ist besser, wenn Sie an Bord kommen und wir sie hier über alles informieren.“

Einen Moment herrschte Stille. Dann sagte Kirk:

„Gut. Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen.“

„Erlaubnis erteilt, Sir. Der Shuttlehangar steht bereit.“

„Gut. Kirk Ende.“

Ein Shuttle in den Hangar zu bringen war normalerweise keine Aufgabe, die besondere Konzentration erforderte. Diesmal aber musste Kirk alle Kräfte mobilisieren, die er noch hatte. Nach Erreichen der Vulkanischen Station hatte sich der Autopilot automatisch abgeschaltet und war in einen Orbit eingeschwenkt. Auch die Enterprise umkreiste die Station, es war also eine Sache von wenigen Minuten. Normalerweise.

Kirk war schweißgebadet, als er aus dem Shuttle kletterte – oder besser gesagt: fiel. McCoy war bereits zur Ste

lle und fing ihn halb auf, bis sich Kirk wieder soweit gefangen hatte, dass er ohne Hilfe stehen konnte. Ein Surren deutete darauf hin, dass McCoy sofort seinen Trikorder gezückt hatte.

„Spar dir jeden Kommentar, Pille und kram was zusammen, was mich auf den Beinen hält.“

McCoy setzte dazu an, etwas zu sagen, aber Kirk schenkte ihm einen Blick, der ihn dazu bewog, den Mund wieder zuzuklappen. Schließlich griff McCoy wortlos in sein Medikit und zauberte eine Hypo hervor. Praktisch sofort setzte der Effekt ein.

„Danke, Pille. Ich fühle mich wie neugeboren.“

McCoy verzichtete auch diesmal vollkommen untypisch auf eine Antwort, zog aber eine Miene, die aussah, als hätte er gerade in eine besonders saure Zitrone gebissen. Der Arzt wusste natürlich, dass Kirk wusste, dass Stimulanzien und Schmerzmittel das Gefühl von Kraft und Stärke nur vorgaukelten und dass es immer problemlos möglich war, McCoy mit gegenteiligen Kommentaren zu ärgern. Es war Teil ihres Spiels, das dem Arzt dennoch nicht gefiel. Aber war konnte er schon tun? Schließlich war er Arzt, kein Zauberer und so folgte er dem Captain auf die Brücke.

Dort hatten sich neben der Brückenbesatzung auch Sarek/Sargon, Amanda, Dr.Mulhall/Thalasse und eine Delegation von fünf weiteren Vulkaniern eingefunden.

„Lagebericht“, sagte Kirk, kaum dass sich das Brückenschott geöffnet hatte.

„Wie befinden uns in Orbit um die Vulkanische Station, Sir, die Henoch inzwischen übernommen hat. Suvall und seine Begleiter konnten sich auf die Enterprise retten und schirmen das Schiff telepathisch ab.“

Kirk wandte sich den Vulkaniern zu. „Sie sind Suvall?“

Der Älteste nickte würdevoll.

„Wir können Ihr Schiff nicht lange beschützen. Henoch ist sehr stark.“

„Können Sie ihn besiegen und Spock retten?“

„Das haben wir bereits versucht, Captain.“

In Anbetracht der Umstände musste niemand Kirk erklären, dass der Versuch fehlgeschlagen war…



„Ich sehe keine andere Möglichkeit, als die Station zu vernichten“, sagte Sarek/Sargon.

„Ich stimme dem Botschafter zu“, erwiderte Suvall. „So sehr ich diese Option auch vermeiden möchte, ist es die einzig logische Alternative.“

„Das hier ist nichts, was sich mit Logik bezwingen lässt. Wir brauchen unlogische Optionen.“

Sarek zog auf Kirks Kommentar hin die Augenbrauen hoch.

„Und was haben Sie vor?“

„Wir bluffen Henoch.“

„Und womit, Captain? Meinen Sie, er wird auf den gleichen Trick noch einmal reinfallen?“

Kirk grinste nur.



*******



„Eins muss man Ihnen lassen, Kirk, Sie haben Courage.“

„Wenn das Kompliment nicht von Ihnen kommen würde, Henoch, wäre ich glatt geschmeichelt.“

„Was wollen Sie? Sie wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Ihre armseligen Versuche mich aufzuhalten, scheitern werden. Und Sie haben bereits bewiesen, dass Sie zu sehr an Ihrem Freund hängen. Ich würde sagen: Sie haben verloren.“

„Sie unterschätzen uns. Was aber noch wichtiger ist: Sie unterschätzen die Vulkanier. Bereits jetzt haben Sie Mühe, die Enterprise in Besitz zu nehmen – sie können es nicht! Und genauso werden Sie gegen Spock versagen. Ich bin hier, um Ihnen als letztes Ultimatum eine Überlebensmöglichkeit zu bieten.“

Henoch lachte. „Wer soll Ihnen das glauben?“

Kirk verzog zynisch die Mundwinkel. „Ob Sie mir glauben, ist Ihre Sache. Wenn Sie es nicht tun, werden Sie mit dem Leben bezahlen.“

„Und was, Captain, ist Ihre Wunderwaffe?“

„Keine Wunderwaffe, Henoch. Vulkanische Physiologie. Sie haben ja selbst bemerkt, dass Vulkanier Menschen überlegen sind.“

Kirk legte eine wohl bemessene Pause ein und fuhr dann fort: „Sie sind nicht nur physisch stärker, sondern auch psychisch. Das werden selbst Sie begriffen haben. Noch kontrollieren Sie Spock. Aber sie kontrollieren seinen Körper noch nicht lange genug um zu wissen, dass Vulkanier über Disziplinen verfügen, die Sie vernichten können. – Und bevor Sie fragen, warum Spock das nicht schon längst getan hat: Er wartet. Irgendwann werden auch Sie schlafen, Henoch, und dann hat Spock gewonnen. Sind Sie nicht schon müde? Warum, meinen Sie, haben wir versucht, Spocks Körper zu schwächen? Weil das seinen Geist stärkt, Henoch. Nur waren Sie zu dumm, um das zu bemerken.“

Henochs Lächeln wurde eine Spur blasser.

„Angenommen, das stimmt, was Sie mir da auftischen. Wieso erzählen Sie mir das? Sie müssten doch einfach nur abwarten!“

„Sie haben mir die Antwort doch selbst gegeben. Starfleet will Sie vernichten. Nicht morgen, nicht in fünf Stunden sondern JETZT. Ich biete Ihnen einen Handel an. Verlassen Sie Spocks Körper und gehen Sie auf das Angebot der Vulkanier ein, als pure Energie zu überleben.“

„Ich soll mich freiwillig einpferchen lassen? Niemals!“

„Dann, Henoch, werden Sie sterben.“

„Nein, Captain. Sie haben mir selbst die perfekte Lösung angeboten.“

Spocks Körper klappte zusammen, als hätte man einer Marionette die Fäden durchgeschnitten. Befriedigt registrierte Kirk, wie der Vulkanier kurz daraufhin im Transporterlicht schimmerte. Dann merkte er schon, wie Henoch von ihm Besitz ergriff. Es hat funktioniert, war sein letzter Gedanke, bevor er einmal mehr bewusstlos zusammen brach.



*******



„Halt, Jim. Diesmal bleibst du liegen. Ich bin Arzt, kein Wunderheiler.“

„Das Schiff? Spock? Henoch?“
Kirks Stimme war mehr ein Hauchen und die Anzeigen über dem Biobett zeigten deutlich, dass Kirk nur durch pure Willensanstrengung bei Bewusstsein blieb. Ihr Plan war riskant gewesen. Bevor der Captain auf die Station gebeamt war, hatte er eine Chemikalie geschluckt, die nicht nur ihn in kürzester Zeit lahm legen würde, sondern auch Henoch. Das Timing war der kritische Faktor gewesen. Das, und Henoch zu überzeugen. McCoy legte Jim beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Es ist alles in Ordnung. Die Vulkanier haben Henoch in eine Kiste gepackt, aus der er nicht raus kann und sind auf ihre Station verschwunden. Der Spuk ist vorbei. Wir sind auf dem Weg zu Sternenbasis 9, wobei die Maschinen laut Scotty schon wieder auf rätselhafte Weise defekt sind und wir dementsprechend lange brauchen werden. Scotty lässt dir ausrichten, dass der Defekt so lange anhält, wie du ihn benötigst.“

„Spock?“

„Hier, Captain“, kam eine Stimme vom Nebenbett.

„Er hat alles gut überstanden, Captain.“

„Dann, Doktor, besteht kein logischer Grund, mich weiter von meinen Dienstpflichten zu entbinden.“

„Sie bleiben gefälligst, wo Sie sind, Sie grünblütiger, spitzohriger…“

„Ich sehe keinen Grund, wieso Sie immer wieder dieselben Tatsachen zitieren müssen, Doktor. Vielleicht hat Ihr Erinnerungsvermögen gelitten.“

„Wenn hier was gelitten hat, Spock, dann ganz sicher nicht MEIN Gedächtnis. Vermutlich hätte Henoch es sowieso nicht mehr lange bei Ihnen ausgehalten. Sie…“

Über Kirks Bett fing es an zu piepen und sowohl Spock als auch McCoy wurden sofort ernst. Spock guckte bewusst desinteressiert hinüber. McCoy erkannte Besorgnis, wenn er welche sah.

„Es geht ihm gut, keine Sorge“, meinte er beruhigend. „Oder zumindest: es wird ihm wieder gut gehen. Ich habe die Medikation angepasst. Was er braucht, ist Schlaf.“

Dann ging McCoy zu dem Vulkanier hinüber und fingerte an einem Schlauch herum. „Sie übrigens auch, Spock. Daher schicke ich Sie auch schlafen. Irgendwann einmal habe ich auch bei Ihnen das letzte Wort!“



*******



Admiral Komack tobte, als er von dem Defekt der Enterprise hörte, mehr noch aber, als er von den neuesten Entwicklungen hörte. Kirk hatte es wieder einmal geschafft. Dieses Mal war Botschafter Sarek für ihn in die Bresche gesprungen. Hinzu kam, dass weder der Föderationspräsident noch Admiral Nogura an der Spitze von Starfleet besonders böse darüber waren, dass die Enterprise ihnen erhalten blieb. Einmal mehr also hatte Kirk einen direkten Befehl missachtet und einmal mehr würde es keinerlei Konsequenzen für ihn haben. Eines Tages, schwor sich Komack, würde sich das ändern…



An Bord selbst gab es andere Dinge, die wichtiger waren als Komacks Befindlichkeiten. McCoy hatte sich nach zwei Tagen außerstande gesehen, Spocks Sticheleien länger zu ertragen und ihn für diensttauglich erklärt. Außerdem wollte McCoy dem Vulkanier Zeit geben, die er mit seinen Eltern verbringen konnte.

Sargon und Thalassa waren nach wie vor an Bord und wollten Kirks Entlassung aus der Krankenstation abwarten, um sich für immer zu verabschieden. Über ihr Ziel hatten sie beharrlich geschwiegen, obwohl sie wohl eine Möglichkeit zum Überleben gefunden hatten. So oder so würde die Crew die beiden nie wieder sehen. Sarek hatte es dabei immer besser verstanden, sich seinen Körper mit dem fremdem Überwesen zu teilen. Für eine Person, die nur wenige Monate zuvor am Rande des Todes gestanden und unter, freundlich ausgedrückt, schwierigen Bedingungen eine Herzoperation hatte durchstehen müssen, ging es ihm ausgezeichnet. Amanda und Dr. Mulhall wechselten sich darin ab, das Bewusstsein Thalassas zu beherbergen. Amanda war einfach nicht mehr kräftig genug, um die Anstrengung über Tage hinweg zu ertragen – selbst mit medikamentöser Unterstützung, für Thalassa stellte aber die Vertrautheit von Sarek und Amanda eine Bereicherung in ihrer Beziehung zu Sargon da, die sie bis zur letzten möglichen Sekunde auskosten wollten.

Dann schließlich, nach vier Tagen, war die Zeit des Abschieds gekommen. Kirk war wieder auf der Brücke, wenn McCoy auch nur leichten Dienst genehmigt hatte, ebenso wie Sarek, Amanda und Spock. Sargon und Thalassa verabschiedeten sich von ihren menschlichen Freunden und den Körpern ihrer Wirte, bis sie verschwunden waren. Spock quittierte die rührende und gänzlich emotionale Abschiedsszene seiner Eltern mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Sagen Sie, Spock, gibt Ihnen das nicht zu denken?“

„Ich kann mir nicht vorstellen, worauf Sie anspielen, Doktor.“

„Da sind Sargon und Thalassa so weit entwickelt – und was sie am meisten schätzen, sind gute, menschliche Emotionen.“

Sarek mischte sich ein.

„Sie vergessen dabei, Doktor, dass es genau diese Emotionen waren, die beider Volk an den Rand der Vernichtung brachte.“

Spock ergänzte:

„Im allgemeinen scheint ein Bestreben vorzuherrschen, sich etwas zu wünschen, dass nicht unbedingt erstrebenswert ist.“

„Und was wünschen SIE sich Spock?“

„Dass Sie anfangen, logisch zu denken, Doktor. Für den Anfang würde mir ein Schweigegelübde durchaus ausreichen.“



*******



Sarek und Amanda verließen die Enterprise wenig später auf Sternenbasis 9. Sie wurden von einem leicht angesäuert aussehenden Admiral Komack in Empfang genommen. Die Tatsache, dass er Sarek verbal nicht gewachsen war, tat sein übriges, seine Laune nicht unbedingt zu verbessern.

Abends, in ihrer Kabine, kam Amanda darauf zu sprechen.

„Du hättest den Admiral nicht so beleidigen dürfen.“

„Beleidigungen sind unlogisch, Amanda, ich habe lediglich Tatsache festgestellt.“

„Du weißt genau, dass es als Beleidigung aufgefasst werden kann, jemanden als ‚bürokratischen Ast der Verwaltungsapparates’ zu betiteln.“

„Es bleibt ein Fakt, Amanda.“

Sie sah ihrem Mann ins Gesicht und erkannte in seinen ernsten und scheinbar reglosen Zügen die Andeutung eines Augenzwinkerns.

„Ich liebe dich, mein Schatz.“

Sie hielt ihm Zeige- und Mittelfinger entgegen, die er wortlos ergriff.

Nach einer kurzen Pause sagte sie:

„Ich freue mich auch, dass du mit Spock so gut ausgekommen bist. Ich wünschte nur, wir hätten mehr Zeit zusammen gehabt.“

„Spock ist ein guter Offizier. Er wird seinen Weg auch so gehen.“

„Er ist nicht nur ein guter Offizier. Er ist der beste Sohn, den wir uns hätten wünschen können und er hat ebenso gute Freunde. Nur bin ich mir nicht sicher, ob er wirklich weiß, wie du zu ihm stehst.“

„Es ist unlogisch, dass offensichtliche zu wiederholen.“

„So offensichtlich ist es nicht. Aber ich gebe die Hoffnung mit euch beiden Sturköppen nicht auf.“

Sarek zog eine Augenbraue hoch.

„Eine solche Ausdrucksweise ist deiner nicht würdig, Amanda.“

Sie lächelte.

„Oh doch, das ist sie. Und Thalassa würde mir zustimmen.“

„Eine faszinierende Begegnung, nicht wahr?“

„Oh ja. Schade nur, dass wir Spock und seinem Captain nicht sagen konnten, was aus den beiden wird.“

„Die Zeit ist noch nicht reif dafür. Aber ich bin mir sicher, dass die Föderation eines Tages Kontakt zum Kontinuum aufnehmen wird.“



ENDE
Story by Zelda Scott, 2007 Star Trek ist ein eingetragenes Warenzeichen der Paramount Picture Corporation, eine Verletzung dieses Copyrights ist nicht beabsichtigt. http://www.sttos.de | Zelda.Scott@web.de
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